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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2031

 

Die Sprinter von Ertrus

 

Zwischen Fin Calley und Baretus – USO und Ertruser kämpfen zusammen

 

von Susan Schwartz

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Der Aufbruch der Terraner in das Universum begann mit der Mondlandung Perry Rhodans und dem ersten Kontakt zu den Arkoniden. Letztlich war es arkonidische Technik, die den Menschen bei ihren ersten Vorstößen in das All half, und jahrtausendelang waren Terraner und Arkoniden gute Nachbarn, ja oft genug sogar Freunde. Doch das scheint sich derzeit endgültig ins Gegenteil zu verkehren.

Nachdem die Truppen des Kristallimperiums im September des Jahres 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung den Planeten Ertrus handstreichartig besetzt und die komplette selbständige Kreit-Koalition annektiert haben, steht die Milchstraße kurz vor dem Ausbruch eines großen galaktischen Krieges. Die Liga Freier Terraner und das Kristallimperium stehen sich als erbitterte Feinde gegenüber.

Auf der Schwerkraftwelt Ertrus ist Perry Rhodan verschollen, viele glauben sogar, dass der unsterbliche Terraner längst tot sei. Und Reginald Bull, Rhodans ältester Freund seit den Tagen der Mondlandung, steht vor der Überlegung, ob er den Arkoniden nicht den Krieg erklären sollte.

Dabei haben die Ertruser noch lange nicht aufgegeben. In der unwirtlichen Natur ihres Planeten leisten die umweltangepassten Riesen zähen Widerstand. Und dass Perry Rhodan auf ihrer Seite steht, beflügelt sie noch mehr. Besonders wagemutig sind DIE SPRINTER VON ERTRUS …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner versteckt sich im Untergrund der Extremwelt Ertrus.

Forman da Ricce – Der neue Tato von Ertrus verstärkt den Druck auf die Bevölkerung.

Kim Tasmaene – Der neue ertrusische Präsident führt den Widerstandskampf gegen die Besatzer.

Eutrom Facrelli – Der junge Ertruser trifft sein persönliches Idol.

Monkey – Der Chef der Neuen USO plant eine waghalsige Rettung.

Roi Danton – Der Aktivatorträger möchte sich bewähren.

1.

Ertrus: 18. Oktober 1303 NGZ

Bettler in Fin Calley

 

Von **/****/dd0b/** an */*****/z5hgg7/**: Die planetare Infrastruktur kann erst allmählich wieder aufgebaut werden, was von uns nicht völlig verhindert, aber doch verzögert wird.

Was uns hilft: wenige intakte Positroniken, kein globales Netz mehr. Die Besetzten sind zu fast 100 Prozent auf die arkonidischen Zuteilungen angewiesen; speziell die Wasserversorgung stellt sie vor erhebliche Probleme.

Als Disziplinarmaßnahme wurden bestimmte Zeiten eingeführt. Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen. Die Registrierung verläuft bisher zufriedenstellend, eine aktuelle Liste mit auffälligen Personen, die den Widerstand wahrscheinlich unterstützen oder ihm sogar angehören könnten, folgt.

Bevölkerung verhält sich ruhig, aber widerwillig. Weitere Maßnahmen werden zur Freigabe vorgestellt. +gesendet+

+Empfang+ von ***/**uya4/***: Bitte unverzüglich alles veranlassen, die Übernahme muss bald abgeschlossen sein. Benötigen dringend neue Ressourcen. Freigabe blanko erteilt, Zeit drängt.

Wir kümmern uns um die Medien. Anbei neuer Zeitplan, aus dem ersichtlich ist, wie schnell Toor'agh Taion beendet sein muss.

 

*

 

»He, du! Deinen Ausweis!«

Eutrom Facrelli tat, als hätte er nicht gehört. Schließlich war er nicht allein unterwegs. Zu dieser Zeit bewegten sich mindestens hunderttausend weitere Ertruser auf den Straßen von Fin Calley.

Nur noch wenige Privilegierte benutzten ihre Gleiter, insofern die Maschinen überhaupt auf positronischen Betrieb umgestellt werden konnten. Die Arkoniden hatten zwar verlauten lassen, dass das Leben bald wieder zum normalen Alltag zurückkehren würde, doch das lag in weiter Ferne. Vor allem – normaler Alltag konnte es ohnehin erst dann wieder sein, wenn die Besatzer abgezogen waren.

Einige Planetarier hatten dieses Versprechen trotzdem wörtlich genommen. Sie versuchten beispielsweise mit ihrem Gleiter nach verschollenen Familienangehörigen zu suchen und wurden schnell eines Besseren belehrt und gestoppt.

Natürlich konnten die Arkoniden auf dem riesigen Planeten nicht überall gleichzeitig sein, aber sie hatten vor allem in den Städten an wichtigen Knotenpunkten Kontrollstellen eingerichtet, an denen kein Ertruser vorbeikam. Und wenn man doch auswich, wurde nicht lange gefackelt. Auf eine Warnung folgte umgehend der Beschuss.

»Bist du taub?«

Der junge Ertruser wurde in die Wirklichkeit zurückgeholt, als er einen Stoß mit einem Kombistrahler in die Seite erhielt. Er war erst 28 Jahre alt; entsprechend niedrig lag seine Aggressionsschwelle.

Der Stoß hatte ihn nur ein wenig gekitzelt, aber darum ging es nicht. Er stoppte den Antigravschlitten; kurz nahm er von oben herab seinen Angreifer in Augenschein.

»Fass mich nicht an!«, brüllte er den gedrungenen Soldaten an.

Der Kolonialarkonide steckte zum Glück in einem geschlossenen Kampfanzug mit automatischer Regelung, sonst wäre ihm jetzt sicher das Trommelfell geplatzt. Trotzdem taumelte der Violetthaarige zwei Schritte zurück. Er war um mehr als einen halben Meter kleiner als der Umweltangepasste und um viele Zentner leichter.

Eutroms erhobene Hand wurde plötzlich von jemandem festgehalten. »Lass gut sein«, murmelte eine weibliche, raue Stimme in sein Ohr.

Verdutzt wandte sich Eutrom der Ertruserin zu, die sich unaufgefordert einmischte. Sie war etwa eine Handspanne kleiner als er, von eher gedrungener, aber äußerst muskulöser Statur. Ihre bräunlichen Augen besaßen einen faszinierenden Goldton. Der schwarze Sichelkamm war im Nacken nicht geschoren, sondern fiel wie eine drahtige Pferdemähne über den Rücken hinab. Die Spitzen wurden zu einzelnen Strähnen zusammengefasst und von schillernden Kristallen umschlossen. Ihre Haut war glatt und fest, nur an den tieferen Linien um die Augenwinkel war zu erkennen, dass sie nicht nur viel lachte, sondern die 200 vermutlich schon überschritten hatte.

Eutrom war völlig aus dem Konzept gebracht. Schon seit seiner Jugend wünschte er sich, einer Frau wie dieser – wenngleich natürlich jünger – zu begegnen. Ausgerechnet jetzt passierte es!

Der Kolonialarkonide, offensichtlich ein Tuglanter, hatte sich inzwischen wieder gefangen. Es waren nicht mehr als ein paar Sekunden vergangen, seit sich die Ertruserin eingemischt hatte.

»Du bist verhaftet!«, schrie er und richtete den Strahler auf Eutrom.

»Und weswegen, bitte?«, verlangte Eutrom Auskunft. Er nahm den offensichtlich ebenfalls jungen, noch nicht sehr erfahrenen Soldaten nicht ernst.

»Wegen Aufruhr und Widerstand!«, antwortete der Soldat und aktivierte seinen Funk, um Verstärkung anzufordern.

»Das ist lächerlich!«, brauste der junge Ertruser auf.

Erneut vermittelte die Ertruserin: »Es handelt sich bestimmt nur um ein Missverständnis, Soldat. Sicher können wir das auf vernünftige Weise lösen.«

In diesem Moment näherte sich ein drei Meter hohes schwarzes Ungetüm auf kurzen, stämmigen Säulenbeinen, mit dreiäugigem Kugelkopf und schwerer Bewaffnung in den überlangen Armen. Selbst für einen Ertruser war dies ein imposantes Geschöpf, mit dem nicht leichter umzugehen war als mit einem Ursus ertrusi.

»Was ist hier los?«, grollte der Naat mit tiefer Bassstimme.

Diesen Kommandoton hätte er sich einem reinrassigen Arkoniden gegenüber natürlich nicht erlaubt, auch wenn dieser im Rang eines Arbtans nicht höher gestanden hätte. Aber bei Kolonialarkoniden hatte er keine Probleme. Diese Differenzen hatte jeder Ertruser sehr schnell erkannt.

»Ich führe die üblichen Stichproben-Kontrollen bei Ertrusern durch, die ihren Bezirk wechseln wollen«, erläuterte der Soldat. »Dieser hier führt einen Antigravschlitten, den ich registrieren muss.«

»Deinen Ausweis!«, befahl der Naat und richtete seinen Strahler auf Eutrom. »Und deinen auch«, forderte er die Ertruserin auf.

Eutrom kochte innerlich. Aber er gehorchte. Sein ID-Chip wurde eingelesen, danach der seiner unbekannten Begleiterin.

Die Zeit verging quälend langsam, und Eutrom schaute mehr als einmal auf das Chrono. Noch mehr Verzögerungen, und er hatte den Weg ganz umsonst gemacht.

»Eutrom Facrelli und Rubin Karek. Scheint in Ordnung zu sein«, meinte der tuglantische Soldat schließlich. »Was willst du mit dem Schlitten im inneren Bezirk?«

Eutrom Facrelli ging es allmählich wie dem inzwischen verschütteten Geysir der Barkennto-Quelle. Das Wasser staute sich unterirdisch, kochte, dampfte und brodelte, dehnte sich durch die ansteigende Hitze immer weiter aus, und der Gang wurde immer enger, bis der Druck nicht mehr auszuhalten war, nach einem Ventil suchte und sich in einer gewaltigen Entladung Luft machte.

Allerdings konnte Eutrom zum Glück rechtzeitig daran gehindert werden, zu platzen. Eine sehnige, kühle Hand hielt seinen Arm eisern fest und lenkte ihn ab.

»Wir sind auf dem Weg zur Essenausgabe natürlich«, antwortete Rubin an seiner Stelle. »Von unserem Bezirk aus ist der nächste Posten nun mal dort!«

Sie deutete in Richtung des inneren Bezirks, wo sich auch ein von den Arkoniden beschlagnahmtes Hochhaus zur Truppenstationierung und Gebietsverwaltung befand. Dann lachte sie.

»Und wenn ihr uns noch lange aufhaltet, schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig!«, behauptete sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass hungrig umherstreifende und deshalb zu allem entschlossene Ertruser im inneren Bezirk im Sinne eurer Vorgesetzten sind!«

Der Soldat winkte mit der Hand. »Verschwindet schon!« Wütend funkelte er Eutrom Facrelli an. »Aber ich werde deinen Namen auf die Liste der Aufsässigen setzen!«

Bevor der junge Ertruser etwas erwidern konnte, zerrte Rubin ihn mit sich auf den Antigravschlitten, und sie schwebten in langsamem Tempo davon.

 

*

 

Rubin Karek schlug Eutrom auf die Schulter. »Du gefällst mir, Kleiner!«, lachte sie. »Was für ein hübscher Hitzkopf! Schade, dass ich dir erst jetzt begegne!«

Eutrom hatte das Gefühl, als würden sich die Finger wie muscornischer Stahl in sein Schultergelenk graben. Er selbst war nicht gerade ein Schwächling, wenn auch für ertrusische Maßstäbe von eher schlanker Statur. Er war fast 2,60 Meter groß, aber nur knapp zwei Meter breit in den Schultern. Er trug keinen Sichelkamm, sondern jeweils links und rechts von der Schädelmitte einen kupferfarbenen Haarstreifen, der im Nacken zusammenwuchs und mit wenigen Strähnen in einem meterlangen, dünnen Zopf endete. Seine braune Haut besaß einen sehr dunklen Rotton; seine Augen waren dunkelbraun, mit einem grünen Ring um die Pupille. Sein Gesicht war kantig geschnitten, mit hohen Wangenknochen und einer scharf abgesetzten Adlernase.

»Ganz meinerseits«, stieß er hervor. Noch nie war er einer solchen Frau begegnet, und er fühlte sich, was ihm äußerst peinlich war, gehemmt. »Warum hast du dich eingemischt?«

»Du warst gerade dabei, etwas sehr Dummes zu tun«, antwortete sie, plötzlich in ernstem Tonfall. »Wenn wir aber gegen unsere Besatzer kämpfen wollen, brauchen wir jeden

Eutrom rieb sich den Nacken. »Es … es ist so demütigend!«, stieß er erbittert zwischen den Zähnen hervor. »Was bilden sich diese rotäugigen Schwächlinge ein? Wie können sie es wagen …«

»Ja, wir sind ein stolzes Volk«, unterbrach Rubin. »Gutmütig und hilfsbereit, solange unsere Ehre unangetastet bleibt. Aber verstehst du denn nicht, dass sie uns absichtlich provozieren? Sie wollen uns demoralisieren, mit solchen Tricks mürbe machen. Sie wollen uns zeigen, dass wir trotz unserer Stärke und des Heimatvorteils keine Chance haben. Sie halten uns für großmäulige, verfressene Dummköpfe und denken, sie können mit uns wie mit den Naats umspringen. Warum lässt du dich darauf ein und gibst ihnen recht?«

»Aber ich kann mir doch nicht alles gefallen lassen!«, widersprach der junge Heißsporn. »Vor allem, wenn so ein kleiner Wicht …«

»Doch«, schnitt die Artgenossin ihm erneut das Wort ab. »Du kannst. Und du wirst. Was erreichst du, wenn du deinen verletzten Stolz verteidigst? Bestenfalls den Tod. Ist damit allen anderen Leidensgenossen geholfen? Konzentriere deine Fähigkeiten lieber auf den Widerstand! Dort liegen unsere Chancen! Nimm dir das als Ziel, halte es dir immer vor Augen! Dann sind diese kleinen Provokationen doch nur noch lächerlich. Bist du deiner selbst so wenig sicher, dass ein bleiches Seesternfutter dich überhaupt beleidigen kann?«

Eutrom schwieg. Sein Blick glitt über die Häuserfronten.

Wie alle ertrusischen Städte war Fin Calley ein Ort der Superlative – riesenhohe Häuser, Portale, Straßenfluchten. Der Baustil war schlicht und zweckmäßig, die an vielen Kreuzungen und Plätzen aufgestellten pompösen Kunstwerke von sachlicher, geometrischer Schönheit. Lieblingsfarben waren Braun, Rot und Gelb in allen Schattierungen, dazwischen Grau, Schwarz und Weiß; hin und wieder auch ein wenig Grün. Über allem prangten der malvenfarbige Himmel und die kraftvolle Sonne Kreit.

Allerdings wurde der vertraute Anblick durch patrouillierende arkonidische Kampfgleiter und die unvermeidlichen Bodentruppen, schwerstbewaffnete Arkoniden, Kolonialverwandte und Naats gestört. Manche von ihnen machten sich einen Spaß daraus, die Kunstwerke mit grellfarbigen Lasereien zu »verschönern« und sich selbst zu verewigen.

Barbaren, dachte er erbittert. Von wegen hochedel, primitive Halbaffen sind sie, finden keine zivilisierteren Beleidigungen und Schmähungen!

»Ich weiß, was du fühlst«, fuhr Rubin fort. »Das Zentrum von Baretus zusammen mit Tausenden Unschuldiger ist einfach vernichtet worden, nur um den Präsidenten und seine Truppen umzubringen. Auch Fin Calley hat schwere Schäden hinnehmen müssen, als ARBOSSA ausfiel und der Tsunami die Stadt überrollte. Wir haben hohe Verluste erlitten, aber davon dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Unsere Vorfahren haben bedeutend Schlimmeres durchgemacht, als sie das Kreit-System besiedelten. Diese Arkoniden sind nur untergewichtige Angeber. Sie haben den Vorteil des Blitzkrieges genutzt, aber nun sind wir an der Reihe. Wir werden dafür sorgen, dass sie diese Tat jede Stunde bereuen. Sie können uns weder halten noch dem Reich gänzlich einverleiben.«

»Ertrus fällt nicht«, flüsterte Eutrom.

»Ganz recht!« Rubin lachte zuversichtlich. »Das ist genau der Punkt, nur darauf kommt es an. Wir sind ein Volk, und jeder wird handeln wie alle. Dann haben diese qualligen Mehlwürmer nicht die geringste Chance.«

Eutrom sah sie an. »Hast du etwas mit dem Widerstand zu tun?«, fragte er vorsichtig.

»Wie jeder von uns!«, antwortete Rubin. »Aber wenn du es genau wissen willst: Wir sind eine noch eher kleine Gruppe. Wir haben einige Gleiter gerettet und so dies und das, was man so brauchen kann. Momentan beschränken wir uns auf die Beobachtung – und Rekrutierung. Wir beobachten, bis der Zeitpunkt günstig ist und genug Leute dabei sind. Hast du Lust, mitzumachen? Du bist zwar ein wenig schwächlich, aber ich kann ziemlich schnell Wunder wirken.«

»Ich bin nicht schwächlich!«, empörte sich Eutrom. »Ich bin kein guter Gewichtestemmer, das stimmt, aber dafür kann ich um so besser laufen!«

»Schon gut, du Hitzkopf!«, beschwichtigte sie lachend. »Wir können ohnehin alle brauchen, jeder wird seine speziellen Fähigkeiten voll zum Einsatz bringen müssen. Und ich habe genug Erfahrung, um Grünschnäbel wie dich auszubilden. Bevor diese Idioten meine Kreise störten, war ich Sportmeisterin …«

Das war das Stichwort. Eutrom fiel es auf einmal wie Schuppen von den Augen.

»Aber natürlich!«, rief er. »Du bist die Rubin Karek! Ich kenne dich doch, du hast eine Menge Mannschaften ausgebildet …«

»… die Ertrusischen Spiele organisiert, aus Knäblein gestandene Männer und aus Mädchen richtige Frauen gemacht. Nicht wenige hab' ich zu den Camelot-Büros oder zum TLD geschickt.« Rubins Augen glitzerten vergnügt. Sie hob den Arm und spannte den beeindruckenden Bizeps an. »Von nichts kommt nichts, mein Kleiner.«

Eutrom verlangsamte den Schlitten. Die nächste Kontrolle kam in Sicht, und er war nicht der einzige, der darauf zuhielt.

»Ich – ich weiß nicht, ob ich schon soweit bin«, stammelte er. »Ehrlich, dein Angebot klingt verführerisch, aber ich muss darüber nachdenken, Rubin.«

»Kein Problem«, meinte Rubin. Leider konnte er kein Bedauern in ihrer Stimme hören.

Hoffentlich bemerkte sie nicht, wie sehr ihn ihr Angebot durcheinanderbrachte. Er hielt sie für die interessanteste Frau unter Kreit, um so mehr, als er schon einiges über sie aus den Medien erfahren hatte. Er hatte Rubin nur nicht erkannt, weil er nie gedacht hatte, ihr unvermutet zu begegnen. Rubin Karek hatte vielen Ertrusern zu einer Karriere verholfen. Auf diesem harten Planeten gab es sonst nicht viele Möglichkeiten, sich zu entfalten und etwas aus sich zu machen. Für den Widerstand war sie genau die Richtige, daran gab es keinen Zweifel.

Ihre kräftige, aber keineswegs grobschlächtige Hand kniff ihn kurz in die Wange. »Solange du die Gedanken in deinem hübschen Köpfchen beisammenhältst, ist schon viel erreicht.«

»Aber wenn … wenn ich es mir anders überlege, wie kann ich dich erreichen?«, stammelte er.

Eutrom fühlte, wie sich die Haut in seinem Gesicht erwärmte. Sie war ein Vielfaches so alt wie er und hegte sicherlich nur mütterliche Gefühle für ihn – aber dennoch ging ihm diese kurze Berührung durch Mark und Bein. Er brauchte ihr nicht für immer abzusagen. Momentan war der Zeitpunkt ein wenig ungünstig. Aber wenn sein derzeitiger Auftrag erledigt war, sprach doch nichts dagegen, sich ihr anzuschließen!

»Ich finde dich, Kleiner«, meinte Rubin. »Pass auf, da vorne!«

Eutrom stoppte hastig den Schlitten; um ihn herum herrschte dichtes Gedränge. Als er neben sich sah, war Rubin in der Menge verschwunden.

 

*