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Karl Fallend (Hrsg.)

Witz und Psychoanalyse

 

 

 

 

 

 

Psychoanalyse und Qualitative Sozialforschung, Band 5

herausgegeben von: Karl Fallend

Karl Fallend (Hrsg.)

Witz und Psychoanalyse

Internationale Sichtweisen – Sigmund Freud revisited

StudienVerlag

 

 

Internet: www.studienverlag.at

Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder

Satz: StudienVerlag/Thomas Auer

Umschlag: StudienVerlag/Thomas Auer

Umschlagbild: Paul Peter Porges: „Dr. Sigmund Freud in Amerika kostet seinen ersten Banana Split.“

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-7065-5820-4

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

von Karl Fallend

Peter Schneider (Zürich)

Der Witz und seine Beziehungen zur Psychoanalyse

Charles Levin (Montreal)

Eine Verschiebung im psychischen Akzent Freuds Witz – 100 Jahre danach

Helmut Dahmer (Wien)

Der Witz der Sache

Zvi Lothane (New York)

Vom Nutzen des Humors in Leben, Neurose und Psychotherapie

Irmgard Gephart (Bonn)

Halbe Birnen und sonstige Lustbarkeiten – Zur mittelalterlichen Schwankerzählung von der „Halben Birne“ des Konrad von Würzburg

Gerhard Kubik (Wien)

Ein Groer-Witz – Gedanken in Anlehnung an Sigmund Freuds „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“

Karl Fallend (Wien/Linz)

(Un-)Verschämt – Ersparter Hemmungsaufwand Nationalsozialismus, Antisemitismus im Witz von heute in Österreich

Moya Aliya Malamusi (Wien/Chileka)

„Nthanthi“ – Witzige Geschichten in Malawi

Hans Füchtner (Kassel/Rio de Janeiro)

Nicht witzig … Erfahrungen in Brasilien

Bernhard Seubert (Oaxaca)

Der Witz in Mexiko – Identität einer Nation

Leopold Federmair (Tokio)

Gefahren der Harmlosigkeit – Witz und Psychoanalyse in Japan

Helga Kotthoff (Freiburg)

Freud und sein weiblicher Witz

Doris Hajer (Montevideo)

Der Witz und seine Beziehung zur „Methodenverherrlichung“

Freuds „Witz“: Reflexionen aus Buenos Aires

Witzverkleidungen: Die Wortspiele (Ricardo Avenburg)

Der Witz als gesellschaftliche Handlung (Julia Mengual)

Ein mythologischer Beitrag zum obszönen Witz (Gela Rosenthal)

Zwischen dem Komischen und dem Witz (Andrea Crosio/Daniel Bozzone)

Paul Parin (Zürich)

Witz und Lachen in der Technik der Psychoanalyse

Josef Shaked (Wien)

Der Witz in der analytischen Gruppenarbeit

AutorInnen

Vorwort

320 verkaufte Exemplare im Jahre 1905. Der Wiener Verlag Franz Deuticke konnte mit Sigmund Freuds Buch über den Witz und seine Beziehung zum Unbewussten keinen Bestseller landen, wenngleich die überschaubare Käuferschar über Jahrzehnte konstant erhalten blieb.1 Inzwischen haben sich die Verkaufszahlen Freud’scher Werke selbstredend grundlegend geändert, aber sein Witz bleibt weiterhin hintangestellt. „Es wird von allen Büchern Freuds am wenigsten gelesen, vielleicht, weil es am schwersten ist, richtig zu verstehen“, schrieb Ernest Jones2 und sein Urteil bleibt aufrecht. Witz und Humor passen scheinbar nicht in ein gängiges Vokabular der Psychoanalyse3 und auch die psychoanalytischen Ausbildungen verlaufen weitgehend Witzlos; wie ich im Zuge der Arbeit an diesem Buch feststellen konnte – weltweit. Als hätten sich ‚die Widerstände gegen die Psychoanalyse‘4 im Allgemeinen auf dieses Buch im Speziellen konzentriert.5

Freud selbst hat keine weiteren Publikationen über die Erforschung dieser Form von oraler Literatur folgen lassen, sie habe ihn ‚seinerzeit ein Stück von seinem Wege abgeführt.‘6 Lediglich 1927 erscheint noch eine kleine Arbeit über den ‚Humor‘. Geringschätzung eines sozialpsychologischen Phänomens? Eher doch, als hätte er im Jahre 1905 alles Wesentliche gesagt, die disiecta membra der historischen und zeitgenössischen Forschung zu einem einzigartigen Ganzen zusammengefügt und durch den ökonomischen und topischen Gesichtspunkt erweitert. Freuds Vorläufer erkannten im Witz eben nicht den „doppelzüngigen Schelm, der gleichzeitig zweien Herren dient.“7 – dem Bewussten und dem Unbewussten.

Der zentrale psychologische Stellenwert war Freud selbstverständlich, wie er dem Volkskundler und Sexualforscher Friedrich Salomon Krauss zu bestätigen wusste, „dass die erotischen und anderen Witze die im Volke umlaufen, vortreffliche Hilfsmittel zur Erforschung des unbewussten Seelenlebens der Menschen darstellen, ganz ähnlich wie die Träume und die Mythen und Sagen, mit deren Verwertung sich die Psychoanalyse schon jetzt beschäftigt.“8 Formulierte Forschungsfelder aus den Anfängen der Psychoanalyse, die heutzutage nur mehr wenig Beachtung finden.

„Wir wissen nicht, worüber wir lachen“ – und es scheint, als will man es auch nicht wissen. Wenigstens dieser kleine Lustgewinn, der durch den ersparten Hemmungsaufwand des kleinen Witzes ermöglicht wird, sollte doch erhalten bleiben. Genug der Erschütterungen, die Freud allein durch seine Publikationen innerhalb von fünf Jahren zwischen 1900 und 1905 – wohl seine produktivsten – auszulösen imstande war. Das Ich – nicht Herr im eigenen Hause. Freud enträtselte den Traum9, erforschte die Psychopathologie des Alltagslebens10, erarbeitete seine psychoanalytische Methode11, entwickelte eine Sexualtheorie12 und schrieb gleichzeitig an seiner Theorie des Witzes, die sich aus der Beschäftigung mit der Traumdeutung ergab. Über allem sein Leitmotiv: „Der Mensch als ‚unermüdlicher Lustsucher‘“13, wobei in der Differenz von Traum und Witz Freud außergewöhnlich zum Superlativ greift: „Der Traum ist ein vollkommen asoziales seelisches Produkt; er hat einem anderen nichts mitzuteilen; … Der Witz dagegen ist die sozialste aller auf Lustgewinn zielenden seelischen Leistungen. … Der Traum dient vorwiegend der Unlustersparnis, der Witz dem Lusterwerb; in diesen beiden Zielen treffen aber alle unsere seelischen Tätigkeiten zusammen.“14 Der gewählte Superlativ ist ernst zu nehmen. Dieses kleine Produkt („in der Kürze liegt die Würze“) bedarf der Sozietät, ist mit dem Drang nach Mitteilung untrennbar verbunden. Der Witz will überrumpeln, den Dritten an seine Seite ziehen, psychische Übereinstimmung fordern und den Beteiligten Lust ermöglichen, durch gemeinsam ersparten Hemmungsaufwand. Der Witz dient dem Lusterwerb – das Triebhafte zeigt sich im Resultat. In wenigen Worten bringen dies zwei ‚Psychoanalytikerinnen im Gespräch‘ auf den Punkt:

„Anna Koellreuter: … Was fällt Dir ganz spontan ein zu meiner Frage: Wie äußert sich in Deinen Analysen zwischen Dir und einer Analysandin das Sexuelle oder das Begehren?

Bigna Rambert: Im Lachen. Auf der averbalen Ebene. Es ist das gemeinsame, gleichzeitige Lachen an einem gemeinsamen Punkt. Auch in den Tönen.“15

Durch die analysierte Psychogenese, vom Sprachspiel über den Scherz – in seiner Formung durch die wachsende Kritik – zum Witz, offenbart Freud ein essentielles Stück Sozialpsychologie. Dies war – neben meinem zeitgeschichtlichen Zugang – das Hauptmotiv, nach hundert Jahren seit der Erstpublikation Freuds Buch über den Witz durch eine internationale Diskussion aktuell zu würdigen. Dabei war erstaunlich, dass die Arbeit an diesem ‚Witz‘-Buch von einem außergewöhnlichen Interesse begleitet war. Vielerorts erntete ich von FreundInnen und KollegInnen motivierende Zustimmung für mein Buchprojekt, die nicht selten mit einem fast neidvollen Unterton unterlegt war, als ob derselbe Lustgewinn, der sich bei guten Witzen einzustellen pflegt, auch auf die analytische Bearbeitung übertragbar wäre. Aber die Psychoanalyse ist keine lustige Wissenschaft (Reik)16. Vielleicht war diese spontane (Fehl-)Einschätzung auch ein Grund für die unerwartet positive Resonanz auf meinen Einladungsbrief, den ich im Sommer 2004 in die ganze Welt versandte; an FreundInnen, Fach-KollegInnen, aber auch an mir unbekannte psychoanalytische Verbände und Institutionen. Anfänglich war ich pessimistisch, dass viele meiner Motivation im Einladungsschreiben folgen würden, Freuds „… Pionierarbeit analytischer Sozialpsychologie noch einmal mit Muße zu lesen, um Erfahrungen aus der therapeutischen Praxis kennen zu lernen, inwieweit die Analyse des Witzes sich zur Erforschung des Unbewussten eignet bzw. wäre es spannend, die Witzkultur im eigenen Lande näher zu beleuchten.“ Aber in kurzer Zeit erhielt ich von Zürich bis Montevideo, von Wien bis Oaxaca positive Antworten und der Umfang eines Sammelbandes war bald abgesteckt, auch wenn notgedrungen eine ausgewogene geographische Verteilung nicht herzustellen war. Besonders schade fand ich, dass mein Schreiben in den ehemaligen Ostblockstaaten keine motivierende Wirkung hinterließ und mehrere AutorInnen auf halbem Wege das ‚Witzprojekt‘ verließen.17

Trotzdem: Viele Autorinnen und Autoren haben sich mit interessanten Beiträgen eingefunden:

Zuerst Peter Schneider aus Zürich, der in seiner Arbeit den engen Zusammenhang zwischen der ‚Traumdeutung‘, den ‚Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie‘ und dem ‚Witz und seiner Beziehung zum Unbewussten‘, diskutiert, der sich gerade durch seine Heterogenität auszeichnet.

Charles Levin aus Montreal vertritt die Ansicht, dass Freuds Witztheorie nicht nur eine gute Illustration seiner psychologischen Ideen darstellt, sondern im gewissen Sinne seinen Ursprung bildet, und geht u.a. der Frage nach – warum Freuds Buch über den Witz auf subtile Weise mehr beunruhigt als andere seiner Werke.

„Revolutionäre machen in der Regel keine Witze“, schreibt Helmut Dahmer aus Wien. In seinem Beitrag analysiert er im historischen und politischen Kontext eine Ausnahme: Karl Radek, der Witzbold, der Harlekin mit Galgenhumor unter den Bolschewisten.

Die zentralen Fragen in der Arbeit von Zvi Lothane aus New York sind, ob der Humor in der Therapie von affektiven Störungen eine Rolle spielen kann bzw. ob und wie Witze und Humor in der Therapie als Kommunikationsform eingesetzt werden können, um heilende Wirkungen zu erzielen.

Worüber unsere Vorfahren lachten, ist schwer zu sagen. Irmgard Gephart aus Bonn führt uns hierzu mit ihrem Text in das 13. Jahrhundert, um mittels einer psychoanalytischen Textinterpretation einer Schwankerzählung des Konrad von Würzburg eine Klärung zu versuchen.

Kulturvergleichend betrachtet Gerhard Kubik aus Wien den Witz als besondere Gattung der Oralliteratur und analysiert die Zeit- und Subjektgebundenheit anhand eines aktuellen Witzes, der nach einem öffentlichen Skandal in der katholischen Kirche in Österreich entstanden war.

Sechs Jahrzehnte sind seit dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus vergangen und dennoch werden seit Generationen längst untergegangen geglaubte Wert- und Normvorstellungen in Österreich weitertradiert. Auf bewusster Ebene ist es die Spitze eines Eisbergs und – wie ich in meinem Beitrag erörtere – auf unbewusster Ebene ein, in einer ausgeprägten Witzkultur verkleidetes und unterschätztes Massenphänomen.

Moya Aliya Malamusi berichtet aus seinem Heimatland Malawi über eine spezielle Form der Oralliteratur: „Nthanti“ – darunter versteht man komische Kurzgeschichten, die in lebhafter Weitererzählung herzhaftes Lachen erzeugen. Nach dem Motto: Aus Schaden wird man klug.

Hans Füchtners Beitrag spielt in Brasilien. In einer munteren Runde von Psychoanalytikern wurde er aufgefordert einen Witz zu erzählen und scheiterte. Der Autor analysiert warum.

Eheleben und männliche Homosexualität sind die zentralen Themen in Bernhard Seuberts Beitrag über den mexikanischen Witz, der v.a. ob der kulturellen Vielfalt und der daraus resultierenden Heterogenität der sozialen Strukturen des Landes zu verstehen ist.

Leopold Federmair hatte eine schwierige Aufgabe zu bewältigen, denn in Japan gibt es keine Witze oder besser gesagt: es gibt andere. Wortspiele etwa, für die sich die japanische Sprache, voll der Synonyme, besonders eignet. Gewalt und Aggression im tendenziösen Witz hingegen finden wenig Widerhall; zu sehr obsiegt das Bedürfnis nach Harmonie, Umsorgtwerden, Achtung und Freundlichkeit – kurz und japanisch amae genannt.

Aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive diskutiert Helga Kotthoff aus Freiburg verschiedene gender-Prägungen humoristischer Ausdrucksformen, wobei sie u.a. Freuds patriarchales Witzverständnis einer kritischen Betrachtung unterzieht.

Doris Hajer aus Montevideo versucht in ihrem Beitrag jenes Gefühl zu hinterfragen, welches sich ihr bei der Lektüre von Freuds ‚Witz‘ einstellte: Langeweile. Nicht in der kulturellen Differenz, nicht in der zeitlichen und geographischen Distanz sieht die Autorin die Hindernisse, sondern in der methodischen Vorgehensweise Freuds, die ihr das Buch nicht nahe zu bringen vermag.

In Buenos Aires kontaktierte ich den Psychoanalytiker Curt Hacker, der einer Mitarbeit an diesem Sammelband sogleich zustimmte. Eine bereits existierende und von Curt Hacker, Ricardo Avenburg und Gela Rosenthal initiierte Forschungsgruppe zur Geschichte der Psychoanalyse in der Sociedad Psicoanalítica del Sur wollte sich in einer kollektiven Seminararbeit mit Freuds ‚Witz‘ beschäftigen, woraus – mit Julia Mengual, Andrea Crosio und Daniel Bozzone – vier kleinere, heterogene Reflexionen entstanden sind.

Witze auf der Couch werden sehr selten berichtet. Paul Parin (Zürich) ist eine der wenigen Ausnahmen. Zum einen versucht er das Symptom des Lächelns und Lachens eines Patienten, das zeitweise in ein fou rire überging, in seinem Bedeutungszusammenhang zu zeigen; zum anderen, wie sich an einem konkreten Fallbeispiel die Analyse einer Witzerzählung nach dem Muster der Traumanalyse folgen lässt.

Im abschließenden Beitrag verteidigt Josef Shaked aus Wien das Anrecht von Humor und Witz im therapeutischen Gruppengeschehen. Insbesondere in der Großgruppe ist der Witz als eine legitime Form der Rebellion gegen das Über-Ich zu betrachten, wobei dem Analytiker eine wichtige Rolle zukommt: Er ist gleichsam Vertreter des Ichs und Mitakteur in der Regression.

Allen Autorinnen und Autoren möchte ich an dieser Stelle recht herzlich für die Zusammenarbeit danken.

Eine besondere Freude war mir auch die Abdruckerlaubnis für die köstliche Zeichnung, die diesen Buchumschlag ziert. Sie stammt von Paul Peter Porges, alias PPP.

PPP ist 1927 in Wien geboren. Er floh 1939 mit einem Kindertransport nach Frankreich und rettete sich 1943 über die Schweizer Grenze. Auf der Kunstakademie in Genf lernte er 1945 seine spätere Ehefrau Lucie Eisenstab – später eine berühmte Modedesignerin – kennen. Nach dem Krieg emigrierten beide in die USA. PPP wurde zu einem der bedeutendsten Cartoonisten und bereicherte u.a. das Mad Magazine und den New Yorker. Immer wieder führten seine Wege zurück nach Wien, vorwiegend über seinen Zeichenstift. So auch im Jahre 200018 und 2004 mit eigenen Ausstellungen. Für letztere zeichnete er: Dr. Sigmund Freud in Amerika kostet seinen ersten Banana Split. Ich danke Paul Peter Porges. Tanya und Willi Hemetsberger danke ich für die Vermittlung des Kontakts.

Die Arbeit an einem Buch über den Witz ist nicht immer zum Lachen. Im Gegenteil. Auch das wussten viele zu schätzen und ich bin ihnen zu Dank verpflichtet: Allen voran Josef Patloch für die stete analytische Begleitung, die mich aus so manchen Sackgassen führte. Gedruckt fixieren möchte ich meinen Dank – in musiktherapeutischem Ausmaße – an Siggi Fassl. Gerhard Benetka und Ernst Schmiederer bin ich für stete Feinkorrekturen dankbar; Anna Hauer und Ingrid Zenger für ihre solidarischen Hilfestellungen. Gerlinde Tamerl danke ich für die gewohnt sorgfältige und kompetente Betreuung dieses Buches sowie der gesamten Schriftenreihe.

Und Dank wie immer: meiner Lebensgefährtin Gabriella Hauch – ohne Worte!

 

Anmerkungen

1      1906 waren es 121 Exemplare; 1907/08 – 102. 1909 – 132; 1910 – 184; 1911 – Rest. Freud erhielt 1905 ein Honorar von 644 Kronen und 50 Freiexemplare. Die Angaben stammen aus einer Verkaufsliste Freudscher Bücher, die Siegfried Bernfeld im Rahmen seiner Arbeit an einer Freud-Biographie recherchierte. Quelle: Siegfried-Bernfeld-Archiv. Library of Congress. Manuscript Division. Washington D.C.

2. Auflage 1912 (Auflagenhöhe: 1575; Honorar: 1375 Kr.; Freiexemplare: 48): 298 verkauft; 1913: 159; 1914: 104; 1915: 241; 1916/17: 421; 1918/19: Rest. 3. Auflage 1921 (AH: 1575; Ho: 23.512 Kr. FE: 45): 631; 1922: 457; 1923: 244; 1924: Rest. 4. Auflage 1925 (AH: 2100; Ho: 10.900.000 Kr. FE: 50): 206; 1926: 134; 1927: 338; 1928–38: 362. 1938: Rest (=1010) beschlagnahmt!

2      Jones, Ernest (1962): Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Band II. Bern, 1978. S. 25.

3      So finden sich etwa keine Einträge in: Laplanche, Jean / Pontalis, Jean-Bertrand (1973): Das Vokabular der Psychoanalyse. Frankfurt/M.

4      Freud, Sigmund (1925): Die Widerstände gegen die Psychoanalyse. In: GW XIV, S. 99–110.

5      Auch das heurige „Freud-Jahr“ zeigt in den Programmgestaltungen keinen Witz-Bezug. Wie ich eben erfahre, findet sich am Büchermarkt eine Ausnahme; wie so oft über den Weg der Literatur (wissenschaft). Das neue Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse 2006. Mauser, Wolfram / Pfeiffer, Joachim (Hg.) (2006): Lachen. Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Bd. 25. Würzburg.

6      Freud, Sigmund (1917): Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. In: GW XI. S. 242.

7      Freud, Sigmund (1905): Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten. In: GW VI. S. 173.

8      Freud, Sigmund (1910): Brief an Dr. Friedrich S. Krauss über die Anthropophyteia. In: GW VIII. S. 224f. Zitat: S. 225.

9      Freud, Sigmund (1900): Die Traumdeutung. In: GW II/III.

10    Freud, Sigmund (1901): Zur Psychopathologie des Alltagslebens. In: GW IV.

11    Freud, Sigmund (1904): Die Freudsche psychoanalytische Methode. In: GW V. S. 3–10.

12    Freud, Sigmund (1905a): Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. In: GW V. S. 33–145.

13    Freud, Sigmund (1905): a.a.O. (Anm. 7), S. 140.

14    Ebenda, S. 204f. (Hervorhebungen; K.F.)

15    Koellreuter, Anna / Körbitz, Ulrike (1996): Das Begehren. Über das Sexuelle im Analyseprozess. Drei Psychoanalytikerinnen im Gespräch. In: Werkblatt. Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik. Nr. 37. S. 13–43. Zitat: S. 14.

16    Ferenczi betonte Freuds ursprüngliche Frage seiner Arbeit: „ob man auch den allerbesten Witz ‚verderben‘, das heißt, ihn trotz vollständiger und treuer Wiedergabe seines Inhalts in eine solche Form gießen kann, in der er nicht mehr erheiternd wirkt.“ – ‚Reduktion des Witzes‘. (Ferenczi, Sándor (1911): Die Psychoanalyse des Witzes und des Komischen. In: ders.: Zur Erkenntnis des Unbewussten. Schriften zur Psychoanalyse Bd. III. Hg. von Helmut Dahmer. Gießen, 2005. S. 164–177. Zitat: S. 165.)

17    So müssen wir auch auf eine aktuelle Auseinandersetzung über den jüdischen Witz und Humor verzichten. Klaus Lohrmann sah sich leider in – besser: nach letzter Minute außerstande seine Zusage einzulösen. Ich verweise auf: Landmann, Salcia (1960): Der jüdische Witz. Soziologie und Sammlung. Olten und Freiburg, 1988.

18    Vgl. Hanak, Werner (Hg.) (2000): Lucie & Paul Peter Porges. Style and Humor. Wien.

Peter Schneider

Der Witz und seine Beziehungen zur Psychoanalyse

I.

„Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“, bemerkt Ernest Jones, werde „von allen Büchern [Freuds, Anm. d. Verf.] am wenigsten gelesen, vielleicht weil es am schwersten ist, richtig zu verstehen.“ Parallel zum „Witz“-Buch habe Freud an den „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ gearbeitet: „Freud hielt beide Manuskripte auf zwei nebeneinanderstehenden Tischen und schrieb je nach Laune bald an dem einen, bald an dem anderen. Es war meines Wissens das erstemal, dass Freud an zwei Abhandlungen gleichzeitig arbeitete, woraus man ersieht, wie eng für ihn diese beiden Themen zusammenhingen.“ Beide Bücher seien ihrerseits „direkt aus den Ideen der großen ‚Traumdeutung‘ herausgewachsen. So sieht man, dass die Entwicklung von Freuds Gedanken und Studien in den ersten Jahren des Jahrhunderts ganz kontinuierlich vor sich ging.“1

Bekanntlich hatte Freud sich bereits während der Arbeit an der „Traumdeutung“ mit dem Witzthema beschäftigt: Aus seinen Ferien in Aussee schreibt er am 26.8.1898, dass er sich „in das Studium von Lipps versenkt habe“, dessen im gleichen Jahr erschienenes Buch über „Komik und Humor“ ihm also bereits viele Jahre vor der Fertigstellung des „Witz’“ nicht entgangen sein dürfte. Am 11.9.1899 teilt er Fließ die Erkenntnis mit, warum die Träumer in ihren Träumen so oft „unausstehlich witzig“ seien: „… sie sind es aus Not, weil sie im Gedränge sind, ihnen der gerade Weg versperrt ist. … Der scheinbare Witz aller unbewussten Vorgänge hängt intim mit der Theorie des Witzes und des Komischen zusammen.“

Gewiss also besteht ein „Zusammenhang“ – wie Jones mutmaßt – zwischen der „Traumdeutung“, den „Drei Abhandlungen“ und dem „Witz“, doch ebenso gewiss zeichnet sich dieser, wie ich zeigen möchte, nicht vor allem durch Kontinuität aus.

In der „Einleitung“ zum „Witz“ (im ersten, „analytischen“ Teil des Buches) lässt Freud – ähnlich wie im Literaturkapitel der „Traumdeutung“ – die Bestimmungen des Komischen und des Witzes Revue passieren, die er bei anderen Autoren gefunden hat. Dabei hebt er u.a. folgende Punkte hervor2:

• Der Witz enthüllt „Ähnlichkeiten zwischen Unähnlichem“, er ist der „verkleidete Priester, der jedes Paar traut“ (Jean Paul).

• „Wir leihen einer Aussage einen Sinn und wissen, dass er ihr logischerweise nicht zukommen kann. Wir finden in ihr eine Wahrheit, die wir dann doch wiederum den Gesetzen der Erfahrung oder allgemeinen Gewohnheiten unseres Denkens zufolge nicht darin finden können. Wir gestehen ihr eine über ihren wahren Inhalt hinausgehende logische oder praktische Folge zu, um eben diese Folge zu verneinen, sobald wir die Beschaffenheit der Aussage für sich ins Auge fassen. In jedem Falle besteht der psychologische Prozess, den die witzige Aussage in uns hervorruft und auf dem das Gefühl der Komik beruht, in dem unvermittelten Übergang von jenem Leihen, Fürwahrhalten, Zugestehen, zum Bewusstsein oder Eindruck relativer Nichtigkeit.“ (Theodor Lipps)

• Der Witz wirkt durch „Verblüffung und Erleuchtung“ (Gerardus Heymans), sein Charakter ist gekennzeichnet durch Knappheit und Verkürzung (Lipps) und dadurch, dass er „etwas Verborgenes oder Verstecktes“ hervorholt (Kuno Fischer).3

Der Wert dieser Einsichten in die Funktionsweise des Witzes sei nicht zu unterschätzen, und dennoch, so Freud, blieben sie „disiecta membra, die wir zu einem organisch Ganzen zusammengefügt sehen möchten“4. Disiecta Membra – zerstreute Bestandteile, das ist das, was Horaz zufolge (Sermones I, 4, Z. 625) übrig bleibt, wenn man Poesie in Prosa übersetzt6, der Dichtung also ihrer spezifische Form raubt. Freud will diese zerstreuten Bestandteile zu einer der Sache getreueren Theorie des Witzes zurückübersetzen. Als rhetorische Figur leuchtet die Absichtserklärung, die Bestandteile zu einem „organisch Ganzen“ zusammenzufügen, ein, doch auf dem Hintergrund der „Traumdeutung“ gelesen, widerspricht sie dem Prinzip der deutenden Aufklärung, das gerade auf Zersetzung des plausiblen Zusammenhangs als hartnäckigster Form der Täuschung beruht. Woher der synthetische Furor Freuds? Ich glaube, die „Traumdeutung“, die „Drei Abhandlungen“ und der „Witz“ sind nicht kontinuierliche Emanationen einer in ihrem Kern bereits angelegten Theorie, sondern selbst zerstreute Bestandteile einer erst noch ausstehenden (und wohl immer noch ausstehenden und auch für die Zukunft ausstehend beleibenden) Theoretisierung des Psychischen.

Auch Karl Marx greift den Terminus der „disiecta membra“ auf, dort wo er im „Kapital“ die Entstehung und die Funktionsweise der Manufaktur beschreibt. Stellen wir uns Freud in dieser Passage bei seiner von Jones geschilderten Arbeit an zwei Schreibtischen als eine Art Ein-Personen-Manufaktur vor, bei der die rechte Hand des Chefs Freud nicht immer weiß, was die Linke tut und der Chef selbst noch nicht, wie er die Arbeiten zu einem „organisch Ganzen“ fügen kann. Bei Marx heißt es: „Ein Handwerker, der die verschiednen Teilprozesse in der Produktion eines Machwerks nacheinander ausführt, muss bald den Platz, bald die Instrumente wechseln. Der Übergang von einer Operation zur andren unterbricht den Fluss seiner Arbeit und bildet gewissermaßen Poren in seinem Arbeitstag. Diese Poren verdichten sich, sobald er den ganzen Tag eine und dieselbe Operation kontinuierlich verrichtet, oder sie verschwinden in dem Maße, wie der Wechsel seiner Operation abnimmt. … Aus dem individuellen Werk eines Nürnberger Handwerkers verwandelte sich die Uhr in das gesellschaftliche Produkt einer Unzahl von Teilarbeitern … Nur wenige Teile der Uhr laufen durch verschiedne Hände, und alle diese membra disjecta sammeln sich erst in der Hand, die sie schließlich in ein mechanisches Ganzes verbindet.“7 Die Maschine, in die Freuds Bauteile passen, muss erst noch erfunden werden. Die Poren des Freudschen Arbeitstages sind noch nicht geschlossen. Und das Ziel unserer Lektüre Freuds kann es auch nicht sein, an der Verdichtung dieser Poren zu arbeiten.

Kein anderes „membrum“ der Freudschen Theorie ist derart explizit auf die Bedeutung des Anderen für das Ich ausgerichtet wie der „Witz“. In diesem Sinne bildet es eine unverbundene Ergänzung zu den „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ (oder man könnte auch sagen: die Pointe, die den „Drei Abhandlungen“ erst den echten Witz verleiht), welche über weite Strecke als Versuch einer psychologischen Entwicklungstheorie (in Form einer Quasi-Biologie) des Sexualität erscheinen. Man muss die „Drei Abhandlungen“ anhand vereinzelt in ihr selbst schon angelegten Kontrapunkten gehörig gegen den Strich lesen, um sie aus der Sackgasse des Konzepts einer endogen sich formierenden Sexualität zu befreien.

II.

„Durch Worte kann ein Mensch den anderen selig machen oder zur Verzweiflung treiben, durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler, durch Worte reißt der Redner die Versammlung der Zuhörer mit sich fort und bestimmt ihre Urteile und Entscheidungen. Worte rufen Affekte hervor und sind das allgemeine Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander“, sagt Freud in den „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“8. Und im Witz zeigt er – am Beispiel dessen, wie man mit Worten Andere lachen macht –, worin die performative Kraft von Worten besteht. Sinn und Trieb sind im „Witz“ auf eine Art enggeführt, die es überhaupt ermöglicht, einen Bezug zwischen der Sinn- und Wunsch-Theorie der „Traumdeutung“ einerseits und der Trieb-Theorie der „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ andererseits zu erahnen. Und man muss den „Witz“ und die „Abhandlungen“ zusammenlesen, um die auseinanderlaufenden Linien Sexualität und Verführung wieder zusammenzubringen. Der Witz, so kann man pointiert sagen, betont die Notwendigkeit der „Verführung“ (in diesem Fall: der Verführung zum Lachen) für die Ökonomie des psychischen Apparats, der des Umwegs über den (lachenden) Anderen nicht entbehren kann, wenn er selber Lust aus seiner Tätigkeit ziehen will.9

Freud bringt die zahlreichen von ihm untersuchten Witzbeispiele und Witztechniken auf einen einzigen Nenner: Sowohl der „harmlose“ Witz (das Spiel mit Sinn und Unsinn) als auch der „tendenziöse“ Witz (der verborgene sexuelle oder aggressive Impulse zum Ausdruck bringt) erzielen ihre Wirkung durch die Ersparung von psychischem Aufwand. Dieser Aufwand kann (beim tendenziösen Witz) der sonst gegen die verpönten sexuellen und aggressiven Tendenzen gerichtete „Hemmungsoder Unterdrückungsaufwand“ sein oder aber (beim harmlosen Witz) jener psychische Aufwand, der erforderlich ist, das „wilde“, unbewusste, primärprozesshafte Denken zum sekundärprozesshaften, bewussten, logischen Denken zu disziplinieren. (Auch hier finden wir wie in den „Drei Abhandlungen“ den Gedanken, dass, was man gemeinhin für Entwicklung hält, im Grunde letztlich vor allem der Effekt einer Hemmung oder Verdrängungsleistung ist.) Der tendenziöse Witz kann nur deshalb erlösendes Lachen bewirken, weil er sich der Lust aus der Entbindung des Unsinns bedient. Dieses Zusammenspiel zwischen der Lust der aus der Befriedigung einer unterdrückten, verbotenen, sexuellen oder aggressiven Tendenz und der Lust am Unsinn funktioniert nicht dank „einfacher Kraftwirkung“, sondern durch ein „verwickeltes Auslösungsverhältnis“.10 Die Lust am Unsinn kann sich Bahn brechen, weil sie in den Dienst einer ernsthaften Tendenz gestellt wird; die aus der Aufhebung der Unterdrückung der tendenziösen Absicht resultierende Lust wird durch die Entbindung der Unsinnslust gesellschaftsfähig. Harmlose und tendenziöse Lust befördern einander in einer Art symbiotischem Verhältnis.11 Oder noch einmal ausführlich in Freuds Worten:

„Wir können nun die Formel für die Wirkungsweise des tendenziösen Witzes aussprechen: Er stellt sich in den Dienst von Tendenzen, um vermittels der Witzeslust als Vorlust durch die Aufhebung von Unterdrückungen und Verdrängungen neue Lust zu erzeugen. Wenn wir nun seine Entwicklung überschauen, dürfen wir sagen, dass der Witz seinem Wesen von Anfang an bis zu seiner Vollendung treu geblieben ist. Er beginnt als ein Spiel, um Lust aus der freien Verwendung von Worten und Gedanken zu ziehen. Sowie das Erstarken der Vernunft ihm dieses Spiel mit Worten als sinnlos und mit Gedanken als unsinnig verwehrt, wandelt er sich zum Scherz, um diese Lustquellen festhalten und aus der Befreiung des Unsinns neue Lust gewinnen zu können. Als eigentlicher, noch tendenzloser Witz leiht er dann Gedanken seine Hilfe und stärkt sie gegen die Anfechtung des kritischen Urteils, wobei ihm das Prinzip der Verwechslung der Lustquellen dienlich ist, und endlich tritt er großen, mit der Unterdrückung kämpfenden Tendenzen bei, um nach dem Prinzip der Vorlust innere Hemmungen aufzuheben. Die Vernunft – das kritische Urteil – die Unterdrückung, dies sind die Mächte, die er der Reihe nach bekämpft; die ursprünglichen Wortlustquellen hält er fest und eröffnet sich von der Stufe des Scherzes an neue Lustquellen durch die Aufhebung von Hemmungen.“12

Freuds Argumentation im „Witz“ ist also energetisch und ökonomisch: Eine psychische Energie, deren Verwendung sozusagen fest im Seelenhaushalt eingeplant ist, wird durch den Witz für einen kurzen Moment befreit und entlädt sich im Lachen. Nun pflegen wir aber in der Regel nicht über Witze zu lachen, die wir selber produzieren. Denn hier wird, um in Freuds ökonomischem Bild zu bleiben, der ersparte Energieaufwand für die Fabrikation des Witzes wieder verbraucht. Es braucht also mindestens zwei Personen, damit ein Witz funktionieren kann: diejenige, der den Witz macht und erzählt und diejenige, der darüber lacht. Der Lachende hat die Ersparung vom Erzähler geschenkt bekommen. Stellvertretend für den Erzähler führt der Zuhörer die geschenkte psychische Energie im Lachen ab, welches der Erzähler als willkommene und beabsichtigte Entschädigung für den Aufwand der Herstellung des Witzes kassiert. Es scheint Freud, als existiere ein „Trieb zur Mitteilung des Witzes“13: „Wir können nur vermuten, dass … wir darum genötigt sind, unseren Witz dem anderen mitzuteilen, weil wir selbst über ihn nicht zu lachen vermögen. Aus unseren Einsichten in die Bedingungen der Lustgewinnung und -abfuhr bei der dritten Person können wir für die erste den Rückschluss ziehen, dass bei ihr die Bedingungen für die Abfuhr fehlen, die für die Lustgewinnung etwa erst unvollständig erfüllt sind. Es ist dann nicht abzuweisen, dass wir unsere Lust ergänzen, indem wir das uns unmögliche Lachen auf dem Umweg über den Eindruck der zum Lachen gebrachten Person erreichen. Wir lachen so gleichsam ‚par ricochet‘ [auf Umwegen; P.S.], wie Dugas es ausdrückt. Das Lachen gehört zu den im hohen Grade ansteckenden Äußerungen psychischer Zustände; wenn ich den anderen durch die Mitteilung meines Witzes zum Lachen bringe, bediene ich mich seiner eigentlich, um mein eigenes Lachen zu erwecken, und man kann wirklich beobachten, dass, wer zuerst mit ernster Miene den Witz erzählt hat, dann in das Gelächter des anderen mit einer gemäßigten Lache einstimmt.“14

III.

Beim Erzählen von Witzen erweist sich die psychische Ökonomie als eine Ökonomie des Tausches, als eine Ökonomie, in der verausgabt und erspart und das Ersparte sogleich wieder verausgabt wird: nämlich psychischer Aufwand, welcher als gemeinsame Währung fungiert, als universaler Tauschwert, der zwischen den Subjekten als Geschenk zirkuliert.15 Darum ist der Sexualtrieb und nicht der Hunger der Trieb par excellence. Er drängt zu den Zonen den Austausches, den erogenen Zonen, dorthin, wo ein anderer Triebanspruch dem Körper begegnet.

Daniel Strassberg16 hat in einem Aufsatz Freuds Analyse des Witzes als Modell genommen, um den zwiespältigen Charakter der Deutung einerseits als reiner „Akt“ und andererseits als spezifischer „Inhalt“ zu verdeutlichen. „Der Begriff“, schreibt er, „kann als Verallgemeinerung das Singuläre am Ereignis nie einholen: immer bleibt ein Rest an ungebundener Energie zurück.“17 Der psychische Apparat tendiert dazu, die in ihm vorhandene ungebundene Energie in Erinnerungsspuren zu verwandeln und sie so zu hemmen und zu binden. Die Deutung nun zielt ihrem Inhalt nach auf die verdrängten Erinnerungsspuren, wirkt aber affektiv durch eine dem entgegengesetzte Tendenz der Entbindung von Energie. „Dies ist der Kern der Deutung: Der Analysand will Libido abführen, wenn er den Analytiker in ein Liebesspiel zu verwickeln sucht. Der Analytiker weist den Bestechungsversuch zurück, und verzichtet so auf die mühelose Befriedigung der Libido, wenn er die Libido an die infantilen Objekte, an die verdrängten Erinnerungen, zurückbindet. Die Deutung verhindert das Ereignis, indem sie den gegenwärtigen Liebesversuch an die Kette der Erinnerungen bindet. Doch gerade diese Zurückweisung reiht sich in die Serie der Verschmähungen, die den Kern des Wiederholungszwangs ausmacht. So wird die Deutung genau zu jenem Liebesereignis, das sie zu verhindern gesucht hat. … Die Deutung bezieht ihre affektive Kraft nicht aus ihrem Inhalt, sondern aus der Unmittelbarkeit des Aktes selbst. Dieser Akt benützt einen Inhalt, um sich ereignen zu können. … Gleichzeitig aber benötigt der Inhalt einen Akt und die damit verbundene gehobene Stimmungslage, um ins Bewusstsein transportiert werden zu können. … Als sprachliches Gebilde weist die Deutung eine Tendenz zur Bindung auf, als Sprechakt eine Tendenz zur Entbindung. Zwischen Akt (Ereignis) und Inhalt der Deutung (Erinnerung) besteht eine unaufhebbare Differenz, und doch kämen beide Tendenzen ohne ihre Gegentendenz nicht zum Tragen.“18

Ich glaube, dass in einer vergleichbaren unaufhebbaren Differenz die Spannung liegt, welche das Wesen des Triebes, sein Drängen, ausmacht. Es ist die Spannung, die – um es wiederum in Begriffen der Terminologie des „Entwurfs einer Psychologie“ auszudrücken – daraus entsteht, dass „Quantität“ sich nur als „Qualität“ ausdrücken kann und damit in jeder Gestalt ihre Repräsentation zugleich verfehlen muss.19 Ich weiß, dass diese Formulierung essentialistisch klingen mag, aber ich sehe nicht, wie sich dieser Eindruck vermeiden ließe. Um wenigstens den Verdacht einer Mystifizierung des Triebes als einer primären ungerichteten Energie, die von den bösen und diktatorischen Zwängen der Repräsentation in Fesseln geschlagen wird, zu vermeiden, will ich darauf hinweisen, dass der Trieb nur von den Effekten der Bindung, der Hemmung und der Repräsentation in den Blick geraten kann: als eine Kraft, eine „Arbeitsanforderung“, die auf ihrem Recht zur Repräsentation insistiert, auch wenn sie sich zugleich dieser Repräsentation entzieht, also stumm bleibt wie der Todestrieb, den Freud in „Jenseits des Lustprinzips“ zum Trieb schlechthin kürt.20

Der „Trieb“, das „Wort, um das uns viele moderne Sprachen beneiden“, wie Freud schreibt – der „Trieb“, der also unübersetzbar ist, steht für jenen Drang, der aus dem Prinzip der Unübersetzbarkeit geradezu folgt. Der Trieb, der im „Witz“ weitgehend durch Abwesenheit glänzt, präsentiert sich dort indirekt als jener „Unsinn“, der den Witz unübersetzbar macht – jedenfalls in die Sprache des Sinns, in welcher die Energie, mit welcher der Witz spielt, gebunden ist und darum nicht mehr zum Lachen drängt. Das triebhafte Produkt par excellence ist für Freud also weniger die Perversion als der Witz. (Gemeinsam ist beiden allerdings die Bedeutung der „Vorlust“, mit welcher die Perversion sich begnügt und welche der Witz in seiner tendenziösen Variante zur Aufhebung der Verdrängung verpönter Inhalte nutzt.) Während die Perversion den Trieb gleichsam inhaltlich fixiert, spielt der Witz mit der Auflösung der Inhalte, mit dem Unsinn – oft genug bis zur Erschöpfung: „Es gibt Personen, welche die Gabe besitzen, wenn sie in aufgeräumter Stimmung sind, durch längere Zeit jede an sie gerichtete Rede mit einem Kalauer zu beantworten. Einer meiner Freunde, sonst das Muster der Bescheidenheit, wenn seine ernsthaften Leistungen in der Wissenschaft in Rede stehen, pflegt dergleichen auch von sich zu rühmen. Als die Gesellschaft, die er einst so in Atem erhielt, der Verwunderung über seine Ausdauer Ausdruck gab, sagte er: Ja, ich liege hier auf der Ka-Lauer, und als man ihn bat endlich aufzuhören, stellte er die Bedingung, dass man ihn zum Poeta Kalaureatus ernenne.“21 In seiner fast zwanghaften und ermüdenden Unermüdlichkeit freilich gleicht der triebhafte Kalauerproduzent wiederum dem Perversen.

Nur in einer Passage des „Witz“-Buches gebraucht Freud das Wort „Trieb“, dafür gleich mehrfach. Freud vermutet dort, dass außer dem allgemeinen Motiv des Lustgewinns noch weitere subjektive Bedingungen der Witzproduktion existieren, die dazu führen, dass manche Menschen witziger sind als andere: „Die Triebfeder der Produktion harmloser Witze ist nicht selten der ehrgeizige Drang, seinen Geist zu zeigen, sich darzustellen, ein der Exhibition auf sexuellem Gebiete gleichzusetzender Trieb. Das Vorhandensein zahlreicher gehemmter Triebe, deren Unterdrückung einen gewissen Grad von Labilität bewahrt hat, wird für die Produktion des tendenziösen Witzes die günstigste Disposition ergeben.“ Auf wenigen Zeilen taucht der Trieb hier gleich dreimal auf, doch die Erklärung scheint eher stumpf, so als wolle Freud doch nicht ganz darauf verzichten, wenigstens beiläufig einige Ergebnisse der „Drei Abhandlungen“ auch in den „Witz“ einfließen zu lassen. Aber dann wird es spannend: „Die zweite Tatsache, die zur Untersuchung der subjektiven Bedingtheit des Witzes auffordert, ist die allgemein bekannte Erfahrung, dass niemand sich begnügen kann, einen Witz für sich allein gemacht zu haben. Mit der Witzarbeit ist der Drang zur Mitteilung des Witzes unabtrennbar verbunden; ja, dieser Drang ist so stark, dass er sich oft genug mit Hinwegsetzung über wichtige Bedenken verwirklicht. … Wir können zunächst nicht erraten, wodurch der Trieb zu Mitteilung des Witzes begründet sein mag.“22 Die Antwort auf dieses Problem verbirgt sich in dem Phänomen, „dass die Lust, welche der Witz bereitet hat, sich an der dritten Person deutlicher erweist als an dem Urheber des Witzes. … Wir sehen …, dass der Hörer seine Lust durch explosives Lachen bezeugt, nachdem die erste Person den Witz meist mit ernsthaft gespannter Miene vorgebracht hat.“23

Man kann also sagen: Im Drang nach Mitteilung zeigt sich der Drang des Triebes einerseits nach Repräsentation und andererseits danach, diese – in der Entbindung des Lachens beim Anderen – wieder quasi in ‚reine Energie‘ zu überführen.24 Oder, in den Worten Freuds, „er scheint … nicht eher zur Ruhe zu kommen, als bis er durch die Vermittlung der eingeschobenen dritten Person die allgemeine Erleichterung durch die Abfuhr erzielt hat.“25

An jener Stelle im Witz, an der Freud das Komische als einen Effekt der Vergleichung von psychischem Aufwand darstellt, kommt er auf das Phänomen der „Vorstellungsmimik“ zu sprechen, welche das Verhältnis von energetischer Quantität und Qualität zum Ausdruck bringt. Vorstellungsinhalte von Bewegungen sind, so schreibt Freud dort, mit einer Erinnerungsspur verknüpft, welche den eigenen Aufwand bei ähnlichen Bewegungen repräsentiert. „Die Beobachtung zeigt nun unmittelbar, dass die Menschen gewöhnt sind, das Groß und Klein in ihren Vorstellungsinhalten durch mannigfachen Aufwand in einer Art von Vorstellungsmimik zum Ausdruck zu bringen. … Soll man nun annehmen, dass dies Bedürfnis nach Mimik erst durch die Anforderung der Mitteilung geweckt wird …? Ich glaube vielmehr, dass diese Mimik, wenn auch minder lebhaft abgesehen von jeder Mitteilung besteht, dass sie auch zustande kommt, wenn die Person für sich allein vorstellt, etwas anschaulich denkt; dass diese Person dann das Groß und Klein an ihrem Körper ebenso wie während der Rede zum Ausdruck bringt, durch veränderte Innervation an ihren Gesichtszügen und Sinnesorganen wenigstens.“26 Was an mir an dieser Passage bedeutsam erscheint, ist die Tatsache, dass hier eine Perspektive eröffnet wird, in der die Sprache nicht mehr allein das Feld der reinen Inhalte bezeichnet, sondern zugleich einen Bereich quantitativer Akte respektive Ereignisse. (Ich erinnere mit diesen Begriffen an Daniel Strassbergs metapsychologische Darstellung der Deutung.) In dieser Sichtweise löst sich im Übrigen auch der angebliche Widerspruch von triebhaftem Agieren und sprechendem Erinnern auf, denn Sprechen ist nicht weniger Agieren als nichtsprachliches Handeln.

Der Trieb entsteht als nachträgliches Produkt des Zwanges zur Repräsentation. In diesem Satz müsste man eigentlich jedes Wort in distanzierende Anführungszeichen setzen, denn – aber das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches – er stellt ein logisches Verhältnis, wie es sich in der metapsychologischen Konzeptualisierung ergibt, als eine genetische Abfolge dar. Ohne Not zur Repräsentation gäbe es keinen Trieb – sondern „instinct“. Genauer müssen wir sagen: Der Trieb verkörpert zweierlei, einerseits den Anspruch auf Repräsentation und andererseits deren Scheitern, das man sich freilich nicht nach dem Modell des Mangels vorstellen sollte. Der Trieb entsteht vielmehr als Scheitern an einem unassimilierbaren Überschuss – dem Grundtrauma sozusagen, das die Zumutung des Nebenmenschen als unsassimilierbares, unverständliches „Ding“ darstellt, das er insofern ist, als er nicht in toto auf das Eigene zurückgeführt werden kann.27

Der Trieb ist also nicht ein spontaner Instinkt, aber auch nicht bloß Implantat: Er entsteht als Austauschprodukt in einem Zwischenraum zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Repräsentationsanspruch und Repräsentationsangebot, als Effekt der unauflöslichen Differenz zwischen beidem. Und darin verfehlen die drei großen von Freud aufgestellten Triebdualismen den Trieb auf eine je spezifische Weise. Doch in der formalen Struktur eines Textes wie dem „Jenseits des Lustprinzips“ mit seinen wiederholten Neuanfängen, die doch zu nichts führen außer zu dem Verdacht, dass hinter dem Wiederholungszwang der eigentliche Charakter des Triebes stecken muss und der darauf aufbauenden „weitausholenden Spekulation“ – in diesem „Zauderrhythmus“ des Textes selbst, in dem ‚etwas‘ zu einer adäquaten Repräsentation zu drängen scheint und diese doch immer verfehlt, wird Freud dem Trieb auf eine Weise gerecht, wie es ihm in allen positiven diskursiven Formulierungen niemals gelingt.

IV.

In Bezug auf die „Drei Abhandlungen“ setzt der „Witz“ einen Kontrapunkt, indem er die vermeintlich endogene Entwicklung der Sexualität durch das Konzept eines notwendigerweise exogenen Auslösungsverhältnisses der Lust konterkariert. Und wie verhält sich der „Witz“ zur „Traumdeutung“? Eben keineswegs als die kontinuierliche Fortführung der dort entwickelten psychoanalytischen Theorie, sondern als ein heterogenes Supplement.

Die „Traumdeutung“ beginnt mit der Absichtserklärung, in ihr zu erweisen, dass jeder Traum nach erfolgter Deutung „sich als ein sinnvolles psychisches Gebilde herausstellt.“28 Seine Unsinnigkeit ist bloße Fassade, die es abzutragen gilt, um seinen verborgenen Sinn zu enthüllen. Die „Darstellung der Traumarbeit … beabsichtigt [nicht] verstanden zu werden“29: „Der Traum ist ein vollkommen asoziales seelisches Produkt; er hat einem anderen nichts mitzuteilen; innerhalb einer Person als Kompromiss der in ihr ringenden Kräfte entstanden, bleibt er dieser Person selbst unverständlich und ist darum für eine andere völlig uninteressant. Nicht nur dass er keinen Wert auf Verständlichkeit zu legen braucht, er muss sich sogar hüten verstanden zu werden, da er sonst zerstört würde … Der Witz dagegen ist die sozialste aller auf Lustgewinn zielenden seelischen Leistungen. Er benötigt oftmals dreier Personen und verlangt seine Vollendung durch die Teilnahme eines anderen an dem von ihm angeregten seelischen Vorgänge. Er muss sich also an die Bedingung der Verständlichkeit binden … Im übrigen sind die beiden, Witz und Traum, auf ganz verschiedenen Gebieten des Seelenlebens erwachsen und an weit voneinander entlegenen Stellen des psychologischen Systems unterzubringen. Der Traum ist … ein, wiewohl unkenntlich gemachter, Wunsch; der Witz ist ein entwickeltes Spiel.“30

Der Witz funktioniert dank der ihm verkörperten Amalgamierung von Sinn und Unsinn, er ist zu seinem Funktionieren auf die Mitteilung angewiesen und auf das Verständnis beim Hörer angelegt. Im Moment des Lachens verpufft das Verständnis, das auf der Bindung von Energie beruht, in energetischer Ent-Bindung. Das Lachen ist der Augenblick des lustvollen Kurzschlusses von Sinn und Unsinn, Bindung und Entbindung. Damit droht auch beim Witz (wie beim Traum) dessen Zerstörung durch Verstehen: Der Witz erhält sich dadurch, dass er den Hörer zur Fortführung dieses Bindungs-Entbindungsspiels verführt, mit anderen Worten, ihn zum Weitererzähler des Witzes macht. Die traumatische Zumutung des Un-Sinns, die das „Dinghafte“ des Nebenmenschen für das Subjekt darstellt, wird bei der Mitteilung des Witzes zur Quelle von Lust.

„Zwei Juden treffen sich im Eisenbahnwagen einer galizischen Station. ‚Wohin fahrst du?‘ fragt der eine. ‚Nach Krakau‘, ist die Antwort. ‚Sieh‘ her, was du für Lügner bist‘, braust der andere auf. ‚Wenn du sagst, du fahrst nach Krakau, willst du doch, dass ich glauben soll, du fahrst nach Lemberg. Nun weiß ich aber, dass du wirklich fahrst nach Krakau. Also warum lügst du?‘“ Freud führt diese „kostbare Geschichte, die den Eindruck übergroßer Spitzfindigkeit macht“ als Beispiel der „vierten und seltensten“ Gattung der von ihm als „tendenziös“ beschriebenen Witze an: „Der Name ‚skeptische‘ Witze würde … für sie der entsprechende sein.“ Man vermutet richtig, wenn man annimmt, dass es kaum die (mäßige) komische Qualität dieses Witzes gewesen ist, die Freud veranlasst hat, ihn in seine Studie über den „Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ aufzunehmen. „Der ernstere Gehalt dieses Witzes ist … die Frage nach den Bedingungen der Wahrheit; der Witz deutet wiederum auf ein Problem und nützt die Unsicherheit eines unserer gebräuchlichsten Begriffe aus. Ist es Wahrheit, wenn man die Dinge so beschreibt, wie sie sind, und sich nicht darum kümmert, wie der Hörer das Gesagte auffassen wird? Oder ist dies nur jesuitische Wahrheit, und besteht die echte Wahrhaftigkeit nicht viel mehr darin, auf den Zuhörer Rücksicht zu nehmen, und ihm ein getreues Abbild seines eigenen Wissens zu vermitteln? Ich halte Witze dieser Art für genug verschieden von anderen, um ihnen einen besondere Stellung anzuweisen. Was sie angreifen, ist nicht eine Person oder eine Institution, sondern die Sicherheit unserer Erkenntnis selbst, eines unserer spekulativen Güter.“31

Was den Witz von der Reise nach Krakau auszeichnet, ist, dass er – wie die Psychoanalyse – die Sicherheit „eines unserer gebräuchlichsten Begriffe“, der Wahrheit nämlich, unterminiert und die Frage Was ist Wahrheit?