Vorbemerkung des Herausgebers

Auf einem Passagierdampfer, auf der Passage von New York nach Buenos Aires, kommt es zu einer außergewöhnlichen Konfrontation: Der amtierende Schachweltmeister Mirko Czentovic, ein derber, unsensibler Mensch mit einer unbezwingbaren stoischen Begabung einzig für das Schachspiel, tritt auf Veranlassung weiterer Passagiere gegen den geheimnisvollen, sensiblen Österreicher Dr. B. an. – Und dieser gewinnt mit spielerischer Leichtigkeit und Eleganz gegen den Großmeister. Doch woher hat B. seine Schachkunst? Es ist ein dunkles Geheimnis, das er in sich trägt, und das sich im Verlauf des weiteren Spiels bitter Bahn bricht.

Der Ich-Erzähler, ein österreichischer Emigrant, schildert das Aufeinandertreffen der beiden so unterschiedlichen Naturen. Einerseits der Schachweltmeister, dessen Inselbegabung für Schach verloren in charakterlicher Ödnis liegt. Auf der anderen Seite »Dr. B.«, der zunächst nur helfend in die hoffnungslose Schachpartie eines Mr. McConnor gegen Czentovic eingreift, und, als sein überragendes Talent sichtbar ist, von den Anwesenden gedrängt wird, tags darauf alleine gegen den Weltmeister zu spielen.

Stefan Zweig selbst war, wie Zeitgenossen berichten, ein eher durchschnittlicher Schachspieler, und zog zur Schilderung einiger technischer Schachdetails eine damals gängige Schachfibel zu Rate. Doch um Schach geht es nur oberflächlich in der Novelle. Das Spiel ist das Medium für eine tiefere Symbolik: Die Protagonisten als Stellvertreter für die damals rivalisierenden Strömungen der Zeit, in denen schließlich das Tumbe und Rohe, der Nationalsozialismus, die Oberhand gewann.

©Redaktion eClassica, 2017