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Johannes Krüger

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Niccolò Machiavelli

Der Fürst

(Il Principe)

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Niccolò Machiavelli, Detail aus dem Bildnis von Santi di Tito.

 


Impressum


Digitalisierung: Gunter Pirntke

Covergestaltung: Erhard Koch


2017 andersseitig.de

ISBN:

9783961184606 (ePub)

9783961184613 (mobi)




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Inhalt

Impressum

Vorwort des Herausgebers

Niccoló Machiavelli dem Erlauchten Lorenzo de Piero de Medici.

Erstes Kapitel. Wie viele Gattungen von Fürstentümern es gibt, und auf welche Arten sie erworben werden.

Zweites Kapitel. Von den erblichen Fürstentümern.

Drittes Kapitel. Von den gemischten Fürstentümern.

Viertes Kapitel. Warum das durch Alexander eroberte Reich des Darius nicht Alexanders Nachfolgern nach seinem Tode abtrünnig ward.

Fünftes Kapitel. Wie Städte und Staaten regiert werden müssen, welche von ihrer Okkupation nach ihren eigenen Gesetzen gelebt haben.

Sechstes Kapitel. Von denen neuen Fürstentümern, die man durch eigene Waffen und Tugend erwirbt.

Achtes Kapitel. Von Solchen, die durch Freveltaten zum Fürstentum gekommen sind.

Neuntes Kapitel. Vom bürgerlichen Fürstentum.

Zehntes Kapitel. Nach welchem Maßstab die Kräfte aller Fürstentümer zu messen sind.

Elftes Kapitel. Von der kirchlichen Fürstentümern.

Zwölftes Kapitel. Wie viele Arten der Miliz es gibt, und von den Mietsoldaten.

Dreizehntes Kapitel. Von den Hilfssoldaten, den gemischten, und den eignen.

Vierzehntes Kapitel. Was dem Fürsten in Hinsicht auf Kriegswesen obliegt.

Fünfzehntes Kapitel. Von denen Dingen, die den Menschen, und namentlich den Fürsten, Lob oder Tadel zuziehen.

Sechszehntes Kapitel. Von der Freigebigkeit und Kargheit.

Siebzehntes Kapitel. Von der Grausamkeit und Milde, und ob es besser ist, geliebt, oder gefürchtet zu werden.

Achtzehntes Kapitel. Auf welche Weise die Fürsten Treu' und Glauben halten müssen.

Neunzehntes Kapitel. Dass man vermeiden muss, geringgeschätzt und gehasst zu werden.

Zwanzigstes Kapitel. Ob die Festungen und viele andere Dinge, die Fürsten öfters unternehmen, nützlich, oder schädlich sind.

Einundzwanzigstes Kapitel. Wie sich ein Fürst benehmen muss, um sich Ansehen zu verschaffen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel. Wie man die Schmeichler fliehen müsse.

Vierundzwanzigstes Kapitel. Warum die Fürsten Italiens ihre Staaten verloren haben.

Fünfundzwanzigstes Kapitel. Wie viel in menschlichen Dingen das Glück vermag, und auf welche Weise man ihm begegnen könne.

Sechsundzwanzigstes Kapitel. Ermahnung, Italien von den Barbaren zu befreien.


Vorwort des Herausgebers

 

Il Principe ist Lorenzo di Piero de’ Medici gewidmet. Zuerst sollte es Giuliano di Lorenzo de’ Medici1 gewidmet werden, aber Machiavelli entschied sich um.

Man behauptet, dass einige Interpreten des 'Fürsten' dieses als eine Gelegenheitsschrift ansehen, da es aus „einer persönlichen Not und einer politischen Not“ verfasst worden ist. Denn am 7. November 1512 verlor Machiavelli durch die Rückkehr der Medici alle seine Ämter, wurde dadurch ins politische Abseits gestellt und zog auf sein kleines Landgut Albergaccio in dem Dorf Sant’Andrea in Percussina, das 15 Kilometer südwestlich von Florenz liegt. Höffe jedoch widerspricht dieser Ansicht und meint, dass 'Der Fürst' keine Gelegenheitsschrift war, sondern das Werk „gut komponiert, in den einzelnen Gedankenschritten wohlüberlegt und vor allem von einem reichen Erfahrungsmaterial getragen [ist], das sich der Autor sowohl dank seiner humanistischen Bildung als auch aus eigener politischen Tätigkeit erworben hat.“

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Lorenzo di Piero de’ Medici, Herzog von Urbino

Eines der Motive des Autors, eines überzeugten Republikaners, war, die Gunst der Medici zu erwerben, die zu dieser Zeit Florenz regierten. Nach dem Sturz der Republik Florenz hatten ihn diese nämlich in den Kerker werfen und mehrfach foltern lassen. Nach seiner Freilassung 1513 schickten sie ihn ins Exil, und selbst von Machiavelli verfasste Bettelbriefe hatten sie bis dahin nicht bewegen können, den ehemaligen Staatsbediensteten zu begnadigen.

Gleichzeitig sah der Autor zurzeit, da er den Principe verfasste, Italien in Not. Denn zum damaligen Zeitpunkt war Italien in zahlreiche Kleinstaaten und Fürstentümer zerfallen und ständig von seinen Nachbarn, den Spaniern, Franzosen und Deutschen, bedroht (Italienische Kriege). Als weitere Triebfeder für Machiavellis Werk kann somit der Wunsch angesehen werden, politische Lösungen zur Bewältigung dieser politischen Krise und deren negativen moralischen Folgen für den Einzelnen (Machiavelli nennt sie Verderbtheit) zu finden. Machiavelli schrieb Il principe also nicht aus reinem Eigennutz, sondern träumte von einem italienischen Staat und hoffte, dass ein Fürst kommen würde, der die Kraft und das Können besäße, Italien zu einen und zu seinem alten Ruhm zurückzuführen. Einen solchen sah er in dem für seine Grausamkeit berühmten Cesare Borgia2, dessen Taten er zum Teil stark glorifizierte und ihn als „lebendes“ Beispiel für viele seiner Handlungsempfehlungen anführte. Einen weiteren Hoffnungsträger sah er im Fürsten Lorenzo di Piero de’ Medici, dem Enkel von Lorenzo il Magnifico, dem er sein Werk widmete. Ihm sollte es als eine Art politischer Leitfaden dienen.

Das Buch gefiel den Medici allerdings nicht, und so konnte Machiavelli keinen Nutzen daraus ziehen: Er stieg nicht in dem erhofften Maße in der Gunst der Herrscherfamilie, sondern musste bis 1521 warten, um als Bürger von Florenz rehabilitiert zu werden; und auch sein Appell, die italienischen Fürstentümer zu einen und die fremden Besatzer zu verjagen, kamen die Medici nicht nach.

Allgemeiner lässt sich sagen, dass Machiavelli in einer Zeit des geistigen Umbruchs lebte. In Italien entstand die Renaissance, und der Absolutismus begann sich auszubreiten. Die italienische Renaissance zeichnete sich durch einen Rückblick auf die Antike aus. Geistesgrößen wie Giovanni Pico della Mirandola3 nahmen sich diese zum Vorbild und begannen die Idee zu vertreten, der Mensch könne sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, anstatt, wie im Mittelalter, sich ihm zu ergeben. Auch Machiavelli und seine Arbeiten sind stark von den Gedanken der Renaissance und des Renaissance-Humanismus4 geprägt.

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Giovanni Pico della Mirandola. Ölgemälde eines unbekannten Malers in den Uffizien

Für Machiavellis politische Vorstellungen macht es jedoch keinen prinzipiellen Unterschied, ob das Staatsoberhaupt durch Abstammung legitimiert war oder ein zur Herrschaft gelangter Adliger bzw. Bürger, Kirchenfürst oder Condottiere5 war. Für ihn ist der principe im Sinne des römischen princeps Träger der höchsten Gewalt im Staat, und die principati mehr oder minder monarchisch regierte Staaten. Allerdings behandelt er ausführlich die spezifischen Probleme mit denen die jeweiligen Herrschaftsformen konfrontiert sind (Kapitel II, III, VI, VII, IX, und XI). Es ist daher wohl richtiger, den Begriff principe im Allgemeinen mit Herrscher und principati mit Herrschaft wiederzugeben.

Das Buch ist in 26 Kapitel aufgeteilt, wobei Machiavelli zunächst von den verschiedenen Fürstentümern spricht und wie man sie erlangen kann, anschließend über die richtige Führung eines Heeres und abschließend über das richtige Verhalten eines Fürsten und welche Eigenschaften er aufweisen sollte. Hier liegt der Schwerpunkt des Buches. In der Widmung nennt Machiavelli „den Gegenstand und die Methode des Vorhabens, nämlich aus Erfahrung der politischen Gegenwart und antiker Verhältnisse Regeln für die Fürstenherrschaft zu gewinnen.“ Kapitel 6 bildet einen Höhepunkt, da dieses Kapitel die neue, nicht erbliche, Fürstenherrschaft thematisiert und die wichtigsten Beispiele für Fürsten aufführt: Moses, Romulus, Kyros und Theseus.

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Peter Anton von Verschaffelt: Statue des Moses von Michelangelo in San Pietro in Vincoli (1737).

 

Der zweite Hauptteil, Kapitel 12 bis 14, behandelt das Militärwesen und der dritte, Kapitel 15 bis 19, handelt „über die provisorische Amoral“. Der vierte Hauptteil, Kapitel 20 bis 25, erscheint uneinheitlich. Themen sind unter anderem: Festungsbau, Reputation, „über den Herrschaftsverlust der Fürsten Italiens“ und über Fortuna und Tüchtigkeit.

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Cesare Borgia, Porträt wahrscheinlich von Giorgione, Bergamo, Galleria dell' Accademia Carrara

 

Bereits mit dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis verdeutlicht Machiavelli seine Intention.


I. Kapitel: Von den Herrschaftsformen und den Mitteln zur Erwerbung einer Herrschaft

Im ersten Kapitel des Fürsten beginnt Machiavelli zu erläutern, dass nach seiner Ansicht eine Dichotomie6 der Herrschaftsformen besteht. So existieren für ihn zwei Kategorien – die der Alleinherrschaft und jene des Freistaates – und alle erdenklichen Herrschaftsformen lassen sich einer dieser beiden Gruppen zuordnen.

II. Kapitel: Von den ererbten Herrschaften

An dieser Stelle kündigt Machiavelli an, sich in der Folge ausschließlich mit denjenigen Herrschaftsformen befassen zu wollen, die der Kategorie der Alleinherrschaften zuzurechnen seien, da die Auseinandersetzung mit dem Thema der Freistaaten gesondert in den Discorsi erfolge. Bezogen auf jene Alleinherrschaften in denen die Macht vererbt wird, meint Machiavelli, dort sei es den Fürsten vergleichsweise einfach sich zu behaupten. Hier könne etwa selbst ein nur mittelmäßig begabter Herrscher erfolgreich regieren und brauche nur das Risiko einer plötzlichen Revolution fürchten. Dieses sei jedoch nur gering und darüber hinaus die Chancen des Erbfürsten erheblich, nach einem solchen Sturz schnell wieder auf den Thron zurückzukehren. Auch brauche der Monarch in solchen Staaten weniger Härte walten zu lassen als anderswo und habe die Gefahr progressiven Gedankenguts in weit geringerem Maße zu fürchten als die sonstigen Fürsten. Somit scheint die ererbte Regentschaft in Machiavellis Augen eine relativ dankbare Aufgabe darzustellen.

III. Kapitel: Vermischte Alleinherrschaften

Der Machterhalt eines Alleinherrschers in frisch eroberten Staaten (sogenannten vermischten Alleinherrschaften) gestaltet sich nach Einschätzung des Florentiners hingegen wesentlich komplizierter. Grund dafür sei, dass der Fürst in diesem Fall naturgemäß die Günstlinge des alten Systems fürchten müsse, und darüber hinaus oftmals auch seine einstigen Gefolgsleute schnell zu fürchten brauche. Jedoch sieht Machiavelli auch in solcher Situation den Machterhalt des Fürsten nicht als ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Seiner Meinung nach reicht es nämlich aus, die gegebenen Umstände richtig einzuordnen und dementsprechend zu handeln. Erobert der Fürst beispielsweise ein Gebiet, welches seinem angestammten Herrschaftsgebiet kulturell relativ nahesteht, so reicht es dem Autor zufolge aus, das vorherige Herrscherhaus zu neutralisieren und darüber hinaus die Fiskalpolitik sowie die Gesetzgebung unangetastet zu lassen. Steht das eroberte Gebiet hingegen dem Fürsten kulturell weit weniger nah, so rät Machiavelli zu weitreichenderen Schritten wie der Verlegung des Herrschaftssitzes oder dem Aufbau von Kolonien; auch scheint es ihm notwendig, sich in besagten Territorien die Unterstützung der weniger mächtigen Volksgruppen zu sichern, um so die alten Eliten in Schach halten zu können. Befolge der Fürst diese Anweisungen und agiere auch allgemein vorausschauend und entschlossen, so schließt Machiavelli, könne es diesem durchaus gelingen, auch die schwierige Aufgabe des Machterhalts in vermischten Alleinherrschaften zu meistern.

IV. Kapitel: Warum das von Alexander eroberte Reich des Darius sich nach Alexanders Tod nicht gegen seine Nachfolger aufgelehnt hat

In Anbetracht dieser zuvor konstatierten Schwierigkeiten, die sich einem Herrscher in neu eroberten Gebieten stellen, fragt sich Machiavelli warum es Alexander dem Großen7 und seinen Nachfolgern so mühelos gelang, sich in den eroberten asiatischen Gebieten zu behaupten. Als Ursache hierfür identifiziert der Autor die besondere Struktur der hier unterworfenen Staaten. Seiner Meinung nach existiert nämlich eine Dichotomie der Staatsstrukturen: Auf der einen Seite finden sich Staaten die auf die Person des Herrschers zentriert sind, wie es etwa in der von Alexander eroberten Türkei der Fall war. Solche Staaten seien schwierig zu erobern aber in der Folge einfach zu beherrschen, meint Machiavelli. Auf der anderen Seite existierten aber auch Staaten wie das Frankreich der damaligen Zeit, wo sich der Fürst mit einer Vielzahl an Baronen die Macht teilen würde. Diese seien einfach zu erobern aber in der Folge schwer zu beherrschen. Folglich beschließt Machiavelli dieses Kapitel mit der Feststellung, dass die Leichtigkeit mit der es Alexanders Nachfolgern gelungen war, dessen Reich nach seinem Tod zu kontrollieren, weniger auf außergewöhnliche Tüchtigkeit als auf die besondere Struktur der eroberten Staaten zurückzuführen sei.

 

V. Kapitel: Wie man Städte oder Herrschaften regieren muss, die vor ihrer Eroberung nach eigenen Gesetzen lebten

Im folgenden Kapitel untersucht Machiavelli wie es dem Fürsten gelingen kann, sich in Staaten, die zuvor frei und nach ihren eigenen Gesetzen lebten, an der Macht zu halten. Er erkennt dabei drei Möglichkeiten um dieses Ziel zu erreichen: besagten Staat zu zerstören, dort seinen Herrschaftssitz hin zu verlegen oder aber eine Regierung einzusetzen, die aus Bürgern des Staates besteht und der es gegen Entrichtung eines Tributs gestattet wird über ihre Heimat zu herrschen. Welche dieser Methoden zu wählen sei, hängt dabei für den Autor wiederum von der Historie der einzelnen Staaten ab: Kannten deren Bürger nämlich in der Vergangenheit Rechte und Freiheiten, so wäre es für den Fürsten am sichersten den Staat zu zerstören, oder zumindest seine Residenz dorthin zu verlegen. Hat die herrschaftliche Unterdrückung in einem Staat hingegen Tradition, so müsse der Fürst dort weniger rigoros vorgehen, da Aufstände sehr viel unwahrscheinlicher seien. Richte sich der Fürst folglich nach diesen Anweisungen, so meint Machiavelli, sei es ihm am ehesten vergönnt, dauerhaft über seine Eroberungen zu herrschen, so wie es in der Vergangenheit den Römern in Capua oder Karthago gelungen war.

 


VI. Kapitel: Von neuen Herrschaften, die man mit eigenen Waffen und durch Tüchtigkeit erobert

In diesem Kapitel befasst sich Machiavelli mit der Frage wie es gelingen kann, eine gänzlich neue Herrschaft erfolgreich zu begründen. Zu diesem Zweck untersucht er historische Gestalten wie Moses oder Theseus, denen er bescheinigt, dieses – in seinen Augen kolossale – Werk vollbracht zu haben. Nach näherer Betrachtung meint der Autor die Ursache für den Erfolg dieser Herrscher in ihren Waffen und ihrer Tüchtigkeit zu erkennen: Sie hätten sich nämlich so wenig wie möglich auf ihr Glück verlassen und stattdessen versucht, durch eifrige Arbeit und mit Hilfe einer starken Armee, das Überleben ihrer Herrschaftsordnung zu gewährleisten. Machiavelli selbst preist solches Vorgehen als absolut vorbildlich, und rät seiner Leserschaft, es Herrschern wie Moses nach Möglichkeit gleichzutun, wolle sie denn auch eine völlig neue Herrschaft zum Erfolg führen.

VII. Kapitel: Von neuen Herrschaften, die man mit fremden Waffen und durch Glück erobert hat

In der Folge versucht Machiavelli aber auch zu ergründen, wie es dem Fürsten gelingen kann an der Macht zu bleiben, wenn er seine Herrschaft hauptsächlich einer glücklichen Fügung und fremder militärischer Unterstützung zu verdanken hat. In solcher Lage empfiehlt er dem Fürsten, sich Cesare Borgias als Vorbild zu nehmen. Denn dieser befand sich zu Beginn seiner Regentschaft nach Machiavellis Analyse in exakt jener Situation:

Er verdankte seine Krone Papst Alexander VI.8, dessen unehelicher Sohn er war, und seine Herrschaft hing vom Wohl und Wehe der Orsini9, der Colonna10 sowie Ludwig XII.11 ab. Jedoch habe Cesare Borgia in der Folge klugerweise den Versuch unternommen, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien und dieses Vorhaben dank seiner außerordentlichen Tüchtigkeit beinahe verwirklicht. Nur der plötzliche Tod Alexander VI. sowie seine eigene lebensgefährliche Krankheit, hätten ihn im Endeffekt daran gehindert seine Herrschaft auf lange Sicht zu sichern. So schließt Machiavelli, dass es zwar möglich sei, fürstliche Macht, die anfangs mit Glück und fremden Waffen erlangt worden sei, in der Folge durch besondere Tüchtigkeit zu konsolidieren; jedoch weist er auch darauf hin, dass es hierzu unerlässlich sei, von schweren Schicksalsschlägen verschont zu bleiben.

 

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Ludwig XII.

VIII. Kapitel: Vom Erwerb einer Herrschaft durch Verbrechen

Weiterhin sieht Machiavelli Verbrechen und Grausamkeiten als mögliches Mittel um an die Macht zu gelangen, und nennt Agathokles von Syrakus sowie Oliverotto da Fermo als Beispiele von Fürsten, die ihre Herrschaft auf diesem Wege begründeten. Jedoch merkt der Autor auch an, dass das weitere Bestehen solcher Herrschaft ganz von der Art und Weise abhängt, in der die Grausamkeit angewandt wird. So unterscheidet er zwischen gutem und schlechtem Gebrauch der Grausamkeit. Der gute Gebrauch besteht dabei darin, Grausamkeiten ausschließlich dann zu begehen wenn sie dem eigenen Machterhalt oder dem Nutzen der Untertanen dienen; auch müsse in diesem Fall, die Grausamkeit auf einen Schlag ausgeführt werden, um das Leid nicht unnötig zu verlängern. So erkennt Machiavelli mit diesem Kapitel an, dass es durchaus realistisch ist, als Fürst seine Herrschaft auf Verbrechen und Gewalt zu begründen. Er schränkt jedoch gleichzeitig ein, dass in solchem Falle der Fürst bestenfalls Macht, niemals aber Ruhm erhoffen dürfe.


IX. Kapitel: Von der Herrschaft eines Bürgers

Schließlich sieht Machiavelli eine letzte Möglichkeit an die Macht zu kommen darin, „durch die Gunst seiner Mitbürger der Beherrscher seines Vaterlandes“ zu werden. Bei diesen Mitbürgern kann es sich entweder um wenige „große Herren“ handeln, oder aber um die breite Masse des Volkes. Des Weiteren urteilt Machiavelli, dass es für den Alleinherrscher dabei einfacher sei sich zu behaupten, wenn er seine Macht dem Volk verdanke als wenn er von den großen Männern einer Stadt abhänge, da diese niemals aufhören würden, sich als ihm ebenbürtig zu betrachten. Damit erkennt Machiavelli also an, dass auch ein Fürst, der von der Unterstützung seiner Mitbürger abhängt, bestehen kann, sofern es ihm gelingt beliebt zu bleiben und seine Unterstützer in stetiger Abhängigkeit zum Staat zu halten.

X. Kapitel: Wie man die Stärke jeder Herrschaft feststellen kann

Die Stärke einer Herrschaft bemisst sich Machiavelli zufolge in der Fähigkeit des Fürsten, „sich im Notfall aus eigener Kraft zu behaupten“ zu können. Dazu bedarf es nach Ansicht des Autors vor allen Dingen einer schlagkräftigen Armee und starker Verteidigungsanlagen. Als vorbildlich in dieser Hinsicht sieht er die deutschen Städte seiner Zeit und legt seinem Leser ans Herz, deren Beispiel zu folgen, wenn ihm daran gelegen ist, seine Herrschaft auf ein möglichst stabiles Fundament zu stellen.

XI. Kapitel: Von geistlichen Herrschaften

Im Falle der geistlichen Herrschaften sieht Machiavelli die Hauptschwierigkeit des Fürsten darin, an die Macht zu gelangen, da hierzu zwangsläufig erhebliches Glück oder persönliches Verdienst vonnöten sei. Sei der Thron jedoch einmal erklommen so gestalte sich die weitere Herrschaft vergleichsweise erholsam, da die altehrwürdigen religiösen Institutionen derart stark seien, „dass sie den Herrscher an der Macht halten, wie immer dieser auch handeln und leben mag“. Vor diesem Hintergrund kommt Machiavelli zu dem Fazit, dass unter allen denkbaren Herrschaften einzig die geistliche für den Fürsten „sicher und glücklich“ ist.

XII. Kapitel: Von den Möglichkeiten der Heeres-Organisation und von Söldnern

Eine durchdachte Heeresorganisation muss in Machiavellis Augen für den Fürsten allerhöchste Priorität haben, da sie eine conditio sine qua non12 für einen stabilen und gerechten Staat darstellt. Dazu allerdings muss nach seiner Ansicht unter allen Umständen der Fehler vermieden werden, Söldner anzuheuern; denn diese seien treulos und teuer im Unterhalt. Außerdem seien sie entweder inkompetent oder aber eine gefährliche Konkurrenz für den Fürsten. Und so warnt Machiavelli seinem Fürsten dringlichst davor eine Armee von Söldnern zusammenzustellen, da andernfalls sein Reich das gleiche Schicksal wie Italien zu erleiden drohe, das diesen fatalen Fehler begangen habe, in der Folge in viele Staaten zerfallen sei, und seitdem „Knechtschaft und Schande“ ertragen müsse.

XIII. Kapitel: Über Hilfstruppen, gemischte Verbände und Volksheere

Für noch verheerender als Söldner hält Machiavelli indes sogenannte „Hilfstruppen“. Als solche bezeichnet er Truppen, die einer fremden Macht unterstehen, und von einem Fürsten nur deshalb angefordert werden, weil ohne sie ein militärischer Sieg nicht möglich scheint. Denn, so argumentiert er, „werden sie geschlagen, bist du verloren; siegen sie bist du ihr Gefangener.“ Als nur unwesentlich günstiger stuft der Autor gemischte Verbände ein, die teils aus Söldnern, teils aus eigenen Soldaten bestehen. Als Königsweg empfiehlt Machiavelli somit zum Schluss des Kapitels das Vorgehen von Herrschern wie Philipp von Makedonien, die ein aus Untertanen und Bürgern bestehendes Volksheer aufgestellt, und dadurch ihren Staat wahrlich gesichert hätten.

XIV. Kapitel: Wie sich ein Herrscher zum Heerwesen zu verhalten hat

Als oberste Pflicht des Fürsten nennt Machiavelli in diesem Kapitel das Beherrschen der Kriegskunst. Sei dies nämlich nicht der Fall, so drohe ein Fürst verachtet und letztlich vom Thron gestoßen zu werden. Das Studium der Kriegskunst könne dabei ebenso gut im Zuge tatsächlicher bewaffneter Konflikte, wie bei der Jagd oder in der Auseinandersetzung mit der Militärgeschichte geschehen. Wichtig sei lediglich, dass der Fürst in militärischen Angelegenheiten ausreichend bewandert sei, da andernfalls seine Herrschaft niemals von Dauer sein könne.

XV. Kapitel: Weshalb die Menschen und vor allem die Herrscher gelobt und getadelt werden

In diesem Kapitel wendet sich Machiavelli gegen die Auffassung, der Fürst könne dem Anspruch gerecht werden, immer und überall den Gesetzen der Moral zu gehorchen. Dies sei nämlich nur in einer idealen Welt möglich. Die real existierende Welt hingegen sei voller schlechter Menschen und der Fürst somit nicht in der Lage in allen Situationen den moralischen Geboten Folge zu leisten. So rät Machiavelli seinem Fürsten zwar, nach Möglichkeit den Ruf der Lasterhaftigkeit zu meiden, gesteht ihm jedoch zu, dass lasterhaftes Benehmen manchmal unumgänglich und bei vorsichtiger Vorgehensweise unbedenklich sei.