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Olivia Rosenthal

WIR SIND NICHT DA,
UM ZU VERSCHWINDEN

aus dem Französischen von
Birgit Leib

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Titel der Originalausgabe: On n’est pas là pour disparaître

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© 2017 eBook nach der deutschsprachigen Ausgabe
Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe bei
Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach / Taunus
Originalausgabe »On n’est pas là pour disparaître«
Copyright © Editions Gallimard, Paris, 2007
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat und Umschlaggestaltung: Ulrike Helmer

www.ulrike-helmer-verlag.de

Inhalt

Wir sind nicht da, um zu verschwinden

Am 6. Juli 2004 stach Monsieur T. fünf Mal mit dem Messer auf seine Frau ein. Anschließend verließ er das eheliche Heim und flüchtete in den Nachbarsgarten. Dort wurde er von der Polizei gestellt. Während des Verhörs zu seinem Motiv befragt, war er unfähig, zu antworten. Er schien nicht zu verstehen, welches Verbrechen ihm zur Last gelegt wurde, und erinnerte sich auch nicht, versucht zu haben, seine Frau zu ermorden.

Wie heißen Sie?

Nicht ich.

Wie heißen Sie mit Vornamen?

Der gehört mir nicht.

Und Ihr Nachname?

Eine Zeit lang führte die Polizei das Verhör weiter, wie sie es mit jedem beliebigen Vorgeladenen getan hätte. Aber Monsieur T. blieb teilnahmslos und fühlte sich allem Anschein nach von seinem Fall nicht betroffen. Das psychiatrische Gutachten sowie die Krankenakte bewiesen, dass Monsieur T. zum Zeitpunkt der Tat nicht voll zurechnungsfähig war und eine akute Demenzkrise erlitten hatte, eine der möglichen, wenn auch seltenen Ausprägungen der Krankheit A.

Doktor Alois Alzheimer wurde am 14. Juni 1864 im bayrischen Marktbreit geboren. Er absolvierte ein brillantes Medizinstudium in Berlin, Würzburg und Tübingen und promovierte 1887 über die Ohrenschmalzdrüsen. Seine erste Stelle als Arzt trat er in der Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische in Frankfurt an, von wo er 1903 wieder fortging, um an die von Emil Kraepelin geleitete Königlich Psychiatrische Klinik in München zu wechseln. 1912 wurde er zum Direktor der Psychiatrischen und Neurologischen Klinik der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau ernannt. Er starb am 15. Dezember 1915 auf der Höhe seiner Karriere an einer Niereninsuffizienz.

Welches Datum haben wir heute?

Ich weiß nicht.

Wo sind Sie?

Neben Ihnen.

In welcher Stadt?

Am Fluss.

Kennen Sie den Namen dieses Flusses?

Ja, er fließt.

Die Krankheit A. ist eine degenerative Hirnerkrankung. Diese Form der Demenz, deren Ursachen noch nicht erforscht sind,1 weist spezifische Schädigungen des Gewebes auf: Vorkommen von senilen Plaques, Entartung der Fibrillen in den Neuronen und Schrumpfung der Hirnrinde.

Welchen Tag haben wir heute?

Weiß ich nicht, Mann.

Welches Datum haben wir?

Weiß ich nicht, Mann.

Welchen Monat?

Glaube ich nicht, Mann.

Welches Jahr?

Dort in der Ecke.

Wie lange sind Sie schon hier?

Ich lasse mich nicht schneiden. Die Männer schneiden.

Am 25. November 1901 wurde die achtundvierzigjährige Auguste D. ins psychiatrische Krankenhaus in Frankfurt eingewiesen, wo Doktor Alzheimer einen Posten bekleidete.

Haben Sie Kinder?

Ja.

Wie viele?

In Zahlen.

1 Anmerkung des Lektorats: Auch wenn seit Erscheinen der französischen Originalausgabe dieses Buches in der Alzheimer-Forschung Fortschritte verzeichnet wurden, ändert das wenig an der Auseinandersetzung mit den Fragen, die von der Autorin hier aufgegriffen werden. Ihre Darstellung der medizinischen Faktenlage wurde daher nicht aktualisiert.

Sie rudern mit den Armen, sie fuchteln herum, ich verstehe nicht, warum sie so herumfuchteln, ich komme mir weit weg vor, manchmal strenge ich mich an, ich versuche auf sie zuzugehen, sie zu verstehen, ich bin illusionslos, ziellos, lustlos, interesselos, es ist einfach passiert, ich weiß nicht, wie, aber es ist passiert, ich bin müde, ich lasse alles fahren, ich lasse alles ziehen, ich lasse los, das ist beruhigend, ich ruhe mich aus, ich bewege mich so wenig wie möglich, ich denke so wenig wie möglich, ich spreche so wenig wie möglich, ich kann sitzen bleiben, ich werde sitzen bleiben, ich kann warten, ich werde warten, das ist nicht mehr wichtig, das zählt nicht, nichts zählt.

Am 6. Juli 2004 griff Monsieur T. seine Frau an. Die Verletzungen des Opfers, allesamt rings um die linke Lungenhälfte, wenige Zentimeter vom Herzen entfernt, sind ein klarer Beweis dafür, dass er in Tötungsabsicht gehandelt hat.

Wissen Sie, warum Sie hier sind?

Ich habe die Straße überquert.

Warum haben Sie die Straße überquert?

Um auf die andere Seite zu kommen.

Warum wollten Sie auf die andere Seite?

Man verändert sich eben.

Dieses Buch hat zum Ziel, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass ich eines Tages selbst von der Krankheit A. befallen sein könnte, oder noch schlimmer, dass die Person, mit der ich zusammenlebe, davon heimgesucht werden könnte. Aber noch während ich diesen Satz niederschreibe, verbiete ich mir, eine solche Möglichkeit zuzulassen, und mein Geist revoltiert gegen die Arbeit, die ich gerade in Angriff nehme und die darin besteht, sich das Schlimmste vorzustellen. Denn wenn man diesen Weg einschlägt, warum sollte man sich dann nicht auch vorstellen, Opfer eines Attentats, eines Autounfalls, einer Krebs- oder Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung oder einer der sonstigen Krankheitsarten zu werden, die ich nicht kenne und niemals kennenlernen will. Wenn man sich nur ein klein wenig in die Zukunft denkt, gibt es in der Tat keinen einzigen Grund, besonders optimistisch zu sein.

Sagen Sie mir Ihren Geburtsort?

Ich weiß nicht, Herr Doktor.

Wie alt sind Sie?

Amerika, Frankfurt, eins von beiden.

Wo wohnen Sie?

Das ist schwer zu erklären.

Im Gegensatz zu dem, was man annehmen könnte, ist die Krankheit A. nichts Außergewöhnliches, und genau das macht sie so erschütternd. Laut Vorausberechnungen und gelehrten Statistiken werden in ein paar Jahren Millionen von Menschen an dieser Krankheit leiden. Demnach wird höchstwahrscheinlich jeder von uns direkt oder indirekt von der Erfahrung betroffen sein, von der ich hier berichten will.

Der Fall Auguste D. spielte in der Ausbildung des Doktor Alzheimer eine entscheidende Rolle. Denn im Anschluss an ihren Tod am 8. April 1906 hatte der Arzt Zugang zur Krankenakte und zum Gehirn seiner Patientin. Augustes Autopsie erlaubte es Doktor Alzheimer, die spezifischen anatomischen Merkmale einer Krankheit herauszufinden, die zu der Zeit, als er sie zu erforschen begann, noch keinen besonderen Namen trug und schon gar nicht seinen.

Am 6. Juli 2004 stach der an der Krankheit A. leidende Monsieur T. fünf Mal mit dem Messer auf seine Frau ein. Bis zum Eintreffen der Ersthelfer hatte Madame T. genügend Zeit, ihrem Blut bei seiner Ausbreitung auf dem Teppich zuzusehen und sich Sorgen über die möglicherweise zurückbleibenden Flecken zu machen. Sie sagte, die von ihrem Mann zugefügten Verletzungen hätten ihr weniger zugesetzt als die Beunruhigung, von der sie augenblicklich erfasst wurde, als sie ihn aus dem ehelichen Heim wegrennen sah.

Welche Farbe hat Blut?

Rot.

Und Schnee?

Weiß.

Und Milch?

Schmeckt gut.

Nennen Sie mir eine Blume.

Ich liebe sie alle.

Wo lebt der Fisch?

Im Wald, auf den Bäumen.

Die senilen oder amyloiden Plaques sind dichte Ablagerungen zwischen den Neuronen, die im Gehirn der Kranken auftreten. Sie bestehen aus einem Beta-Amyloid genannten Proteinstück, dessen Vermehrung die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen kann. Aber da sich diese Plaques jahrzehntelang unmerklich entwickeln, das heißt, ohne dass auch nur ein einziges Symptom auftritt, und da sie auch manchmal im Gehirn von Gesunden vorkommen, besteht weiterhin Ungewissheit über die exakte Verbindung dieser Ablagerungen mit dem erwiesenen Ausbruch eines neuropathologischen Verfalls.

Um mich herum sind Gegenstände, ich glaube, dass sie mir einmal vertraut waren, aber sie sagen mir nichts, sie sprechen nicht mehr zu mir. Sosehr ich auch die Ohren spitze, um ihrem Gemurmel zu lauschen, ich höre sie nicht. Ich glaube, ich werde schwerhörig, das ist es, ich werde schwerhörig. Wenn man schwerhörig wird, tritt man ein in die Stille, man hört die Stimmen nicht mehr, man versteht sie nicht oder nur bruchstückhaft. Ich sage mir, die Welt ist nicht für mich gemacht. Die Welt spricht ohne mich, handelt ohne mich, dreht sich ohne mich. Ich bin kein Bewohner dieser Welt mehr.

Wo wohnen Sie?

Ich weiß von nichts.

Warum sind Sie hier?

Ich kenne die nicht. Keinen von denen.

Wo sind Sie?

Ich lasse mich nicht schneiden. Ich werde mich auf den Bäumen verstecken. Die werden mich nicht schneiden.

Das Gehirn der Auguste D., das ihr unmittelbar nach ihrem Tod in Frankfurt entnommen wurde, reiste bis nach München, wo Herr Doktor Alzheimer es bereits sehnlichst erwartete. Wie wurde das noch gallertartige Gehirn der Auguste D. konserviert und in was für einem Behältnis wurde es transportiert, um zu Doktor Alzheimer zu gelangen? Warum wird er beim Auspacken des für ihn bestimmten Päckchens dermaßen zufrieden gewirkt haben, als er das frisch entnommene Hirn seiner ehemaligen Patientin erblickte? Wenn man sich’s recht überlegt, ist es ziemlich erstaunlich, aus welchen Gründen sich Ärzte – manchmal – freuen können.

Haben Sie Angst, dass Ihnen etwas zustoßen könnte?

Ja.

Was? Was könnte Ihnen zustoßen?

Mich schneiden. Auf den Bäumen.

Wer bin ich?

Der Mann.

Und Sie, wer sind Sie?

Ich werde nicht unterschreiben. Der Mann wird alleine zurechtkommen. Ohne mich.

Am Morgen des 6. Juli 2004 nahm Monsieur T. ein Küchenmesser, das er seiner Frau fünf Mal hintereinander in die Brust stach. Die Stiche erfolgten allesamt in der Herzgegend und hatten starke Blutungen des Opfers zur Folge. Madame T. durchlief mehrere Untersuchungen, die eine gutartige Verletzung des Brustfells ergaben. Da in der Pneumologie kein Bett mehr frei war, kam sie vorübergehend auf die Intensivstation. So hatten die Angehörigen von ihrem Eintreffen am Empfang an bis zu dem Moment, in dem sie zu der Kranken gelangten, ausreichend Gelegenheit, sich das Schlimmste auszumalen. Aber das Schlimmste war nicht eingetreten. Zumindest nicht ganz. Madame T. war am Leben und auch wenn ihre Worte von Schluchzen unterbrochen wurden, ergaben sie zweifellos Sinn. Wenn man sie so daliegen sah, zwischen künstlich beatmeten Patienten, durfte man durchaus hoffen, dass Madame T. sich ihrem Schmerz überlegen zeigen würde.

Was tun Sie hier?

Ich weiß nicht.

Brauchen Sie etwas?

Geben Sie mir Handschuhe.

Handschuhe? Das verstehe ich nicht.

Die werden mir die Sache erleichtern.

Welche Sache?

Die Kinder in den Bäumen fangen.

Bevor die Krankheit A. ausbricht, gibt es Vorzeichen, die Angehörigen eine Warnung sein sollten: wiederholtes Verlieren von Schlüsseln, unsinnige Einkäufe, eigenwilliger Fahrstil, düstere Gemütslage oder Schweigsamkeit, unpassende Verwendung gängiger Begriffe, Unfähigkeit, Formulare auszufüllen, überraschendes, schwankendes Verhalten, das im Gegensatz zum gewöhnlichen Temperament der betroffenen Person steht. Diese Vorboten sind nicht immer eindeutig einzuordnen, von daher sollte man vorsichtig und wachsam zugleich sein. Es ist nicht unbedingt notwendig, noch die geringsten Handlungen und Gesten unserer Mitmenschen zu überwachen, aber erhöhte Aufmerksamkeit ist angebracht, um im Zweifelsfall schnell eine Untersuchung vornehmen zu lassen. Frühzeitige Diagnose ist de facto eine Waffe, die zwar die Krankheit nicht besiegen, aber ihre zerstörerischen Auswirkungen lange hinauszögern kann.

Es gibt Momente, in denen die Dinge ihren Namen verlieren und sich entfernen. Wenn ich mich nicht gehörig anstrenge, sie zu behalten, werde ich am Ende alle verlieren. Alle Dinge.

An eben diesem 6. Juli 2004 wurde ich das erste Mal mit den schrecklichen und unausweichlichen Auswirkungen der Krankheit A. konfrontiert. Ich war darauf weder vorbereitet, noch hatte ich damit gerechnet. Ich wusste zwar, dass es eine fortschreitende Krankheit ist, deren Entwicklung bestimmte Stadien durchläuft, aber diese Informationen blieben äußerlich und lösten in mir kein nennenswertes Gefühl aus. Am 6. Juli 2004 begriff ich und musste mir eingestehen, dass die Krankheit A. von nun an zum Leben der mir Nahestehenden gehörte und damit auch Bestandteil meines eigenen geworden war.

Gibt es etwas, vor dem Sie Angst haben?

Das kann ich Ihnen nicht sagen.

Sagen Sie das Alphabet auf.

Ich bin nicht dazu angezogen.

Von nun an würde ich den Gedanken, dass Menschen aus meinem Umfeld an der Krankheit A. sterben können, bis zu einem bestimmten Grad akzeptieren müssen.

Haben Sie Kinder?

Das weiß ich im Moment nicht, die Frau wohnt auf demselben Gang.

Welche Frau?

Die Frau, da wo wir wohnen.

Wer sind die Leute in Ihrer Umgebung?

Ach, die Leute kenne ich eben gar nicht.

In dem Moment, als auf sie eingestochen wurde, stieß Madame T. laute Schreie aus. Von Panik ergriffen, sprang ihr Mann über ein Mäuerchen, das seinen Garten von dem des Nachbarn trennte. Vor Ort zeigt sich, dass Monsieur T. einen Sprung von beinahe zwei Metern gemacht haben muss. Sogar ein kerngesunder Mann seines Alters hätte Schwierigkeiten gehabt, ein solches Hindernis mit einem Satz zu überwinden. Es ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass Monsieur T. eine schwere Operation am Knie hinter sich hatte, die ihm theoretisch das Gehen und erst recht das Laufen und hohe Sprünge verbot. Will sagen, dass die Krankheit A. auch einige Vorteile zu bieten hat. Sie ermöglicht dem Erkrankten zum Beispiel, körperliche Schmerzen auf der Stelle zu vergessen. Man wird also von allen möglichen körperlichen Beschwerden viel schneller geheilt, wenn man obendrein die Krankheit A. hat.

Du da

du bist da

nun töte

Um vollkommen sicher zu sein, dass ein Kranker an der Krankheit A. leidet, muss eine Gehirnpunktion vorgenommen werden, eine Operation, die verheerende und unumkehrbare Folgen für den Zustand des Patienten haben kann. Anstatt das Risiko einer solch schwierigen und gefährlichen Untersuchung einzugehen, unterzieht man den Kranken für gewöhnlich einer ganzen Serie von Tests, mithilfe derer das Voranschreiten seines geistigen Abbaus gemessen werden kann. Man nennt dies klinische Beobachtung des Demenz-Syndroms.

Ich lasse mich nicht schneiden ich werde bis zum Fluss laufen ich werde auf die Bäume klettern

Alois Alzheimer stammte aus einer katholischen Familie im Süden Deutschlands und absolvierte ein Studium der Medizin. Seine Arbeit bedeutete ihm sehr viel, sodass er erst mit dreißig heiratete und drei Kinder zeugte. Nach dem frühzeitigen Tod seiner Frau widmete sich Alois Alzheimer fast ausschließlich der Neuropathologie und den anatomischen und klinischen Studien der Geisteskrankheiten.

Ich steche sie, sie schreit, warum schreit sie so, das Geschrei tut weh, ich höre nicht auf, ich steche, es dringt ein, das soll es auch, es dringt ein, nicht aufhören, die Arbeit vollenden, Amerika, sei still, hör auf zu schreien, du tust mir weh, du bist so laut, das Geschrei sticht mir in die Ohren, ich höre nicht auf du bist schuld du schreist zu viel ich dringe ein

du bist da

du bist die andere

die andere töten

Nach seiner Zwangseinweisung ins psychiatrische Krankenhaus von Villejuif wartet Monsieur T. darauf, dass über sein Schicksal entschieden wird. Eigentlich wartet er nicht, er weiß gar nicht, dass er wartet, er sitzt gegenüber der großen Glastür, die den Aufnahmebereich vom Hof trennt, und sieht blicklos dem Kommen und Gehen der anderen Kranken zu. In den Korridoren herrscht eine Stille, die nur ab und zu von einem spitzen Schrei, einem Jammern oder Stöhnen durchbrochen wird. Im geschlossenen Bereich der Psychiatrie in Villejuif wird kaum mehr geredet. Im Gemeinschaftsraum sitzen sie hintereinander aufgereiht, rutschen auf den Stühlen hin und her, lehnen sich vor oder zurück, schneiden Grimassen, aber es wird nicht mehr geredet. Was einem beim Hereinkommen als erstes auffällt, ist die Art und Weise, wie die Stille den Ort an sich gerissen hat, wie sie in alle Winkel gekrochen ist, als wäre die Stille etwas Greifbares, Lebendiges und Schwingendes, das letzte, was noch schwingt in dieser Gefängnisstätte.

Versteife ich mich zu sehr darauf, nach den Namen zu suchen, die mir entfallen sind, werde ich müde und traurig zugleich.

Es sieht zwar nicht so aus, aber der Arzt hat Mitleid mit der Not der Kranken, denn er kennt die schmerzlichen Konsequenzen seiner Diagnose für das künftige Leben der Patienten ziemlich genau.