Einführung

 

In einem Einführungswerk „Mein Weg zum Buddhismus“ habe ich die grundlegende Lehre des Buddhismus und meine persönlichen Anregungen gegeben, wie man mit dem Buddhismus oder als Buddhist den Alltag gestalten und sein Leben verändern kann. Da ein solches Werk nur begrenzt Platz für philosophische Fragen lässt, habe ich mir in diesem Buch zwei Anforderungen gestellt, die es zu beantworten gibt. Zuersteinmal stellt sich die Frage, welche Vorzüge der Buddhismus stellt. Während ich bisher den Buddhismus auf gleichwertiger Ebene mit anderen Religionen betrachtet habe, so soll dieses Werk hauptsächlich hervorbringen, warum ich als Buddhist diese Religion als Religion für mich gefunden habe. Auch dafür muss man sich ersteinmal mit anderen Religionen auseinandersetzen. Das geschieht in zwei Schritten. Da der durchschnittliche deutsche Leser vermutlich in einer christlich geprägten Gegend aufwächst, muss man sich zuerst einmal damit auseinandersetzen, warum das Christentum für einen nicht geeignet ist. Daraus resultieren dann atheistische Standpunkte. Also man lehnt die Existenz Gottes mit dem Verstand ab und stellt aufgrund eigener Überlegungen fest, dass Gott nicht existiert und der christliche Glaube einem nicht das vermittelt, wonach man als suchender Mensch nun mal sucht. Aus diesem atheistischen Standpunkten kann nun die Frage erfolgen: Gibt es überhaupt keine höhere Macht? Also das Verharren im Atheismus. Oder man kann sich fragen: Gibt es eine höhere Macht oder höhere Wesen, die jedoch nicht in Gott oder speziell in einem einzigen Gott gefunden werden kann oder können. Dann haben wir den Atheismus überwunden und sind in einer neuen Position des Suchenden. Als überzeugter Buddhist möchte ich also erst sachlich mit meinem Verstand begründen, warum es für mich keinen christlichen Gott geben kann und möchte dann darauf eingehen, warum ich dennoch von einer religiösen Kraft überzeugt bin. Ich werde also literarisch das Christentum überwinden, um dann in atheistischer Position die Vorteile des Buddhismus zu erläutern, um wiederum den Atheismus zu überwinden und Buddhist zu werden. Natürlich geschieht dies, wie bereits angedeutet nur auf literarischer Ebene. Christentum und Atheismus brauche ich ja faktisch nicht mehr zu überwinden, da ich den Buddhismus ja bereits gefunden habe und diesen im Alltag lebe. Die zweite Etappe ist es dann nachdem ich auf philosophischer Basis die Vorzüge des Buddhismus erklärt habe, in die religiöse Praxis zu gehen. Viele buddhistische Fachbegriffe werden hier allerhöchstens nur noch kurz erklärt, da diese bereits in meinem Buch „Mein Weg zum Buddhismus“ ausführlichst erklärt wurden. Dennoch möchte ich meine Leserschaft nicht auf jene beschränken, die das vorhergehende Werk gelesen haben, sondern auch jene, die sich für die philosophischen Fragen überreligiös interessieren, einen Einblick zu geben, warum ich gerade von meiner Religion so überzeugt bin, und jene, die den Buddhismus bereits gefunden haben in praktische Thematiken einführen.

Dabei wird der Buddhismus selbstverständlich als anderen Religionen überlegen dargestellt. Das sollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich gegenüber anderen Religionen nicht aufgeschlossen oder tolerant bin, nur wenn ich hier über alle Religionen gleichwertig spreche, macht es überhaupt gar keinen Sinn ein Buch zu schreiben, um Sie vom Nutzen des Buddhismus zu überzeugen, einerseits weil ich dann erst gar nicht die Möglichkeit habe Sie zu überzeugen und andererseits, weil dann gerade die Argumente, die für den Buddhismus sprechen in der Masse aller Argumente untergehen. Es sollte dem Leser also von Anfang an bewusst sein, dass dieses Buch höchst subjektiv geschrieben ist. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass alle Argumente selbstverständlich fair beleuchtet werden und auch kritische Stimmen zu Wort kommen.

 

 

Teil 1: Buddhismus als kritische Antwort auf den Atheismus

 

Der Atheismus auf Grundlage des Christentums

 

Im Christentum wird ja davon ausgegangen, dass es nur einen Gott gibt. Diesem Gott ordnet man sogenannte „Gottesprädikate“ zu, wie z.B.: „allmächtig“, „allbarmherzig“, „allwissend“, etc. Es lässt sich dabei feststellen, dass diese Gottesprädikate Steigerungen sind, von Eigenschaften, die man einem Menschen zuordnen kann. Ein Mensch kann barmherzig sein, aber diese Eigenschaft wird bei Gott ins Unendliche gesteigert. Der Mensch sucht also eine Art Übermensch, den er als Gott bezeichnet. Da stellt sich doch die Frage, warum Menschen die Existenz eines solchen Übermenschen, den sie als Gott bezeichnen, ablehnen. Der Spiegel beauftragte im Jahre 1967 das Emnid-Institut, eine Umfrage zum Thema „Was glauben die Deutschen?“ durchzuführen. Einen Ausschnitt aus dieser Studie wurde auch im Theologischen Forum veröffentlicht, auf die ich hier zurückgreife. Die Frage 22a „Gibt es Gott oder ein höheres Wesen?“ brachte das Ergebnis, dass 68% an Gott glauben, 22% an ein höheres Wesen glauben und 10% weder an Gott noch an ein höheres Wesen glauben (siehe Emnid-Umfrage). Betrachten wir die Statistik, deren Zahlen heute nicht mehr aktuell sind, so ist es doch erstaunlich, dass vor über 50 Jahren bereits mehr Menschen, die den Glauben an Gott ablehnten, zur Einsicht der Existenz an ein höheres Wesen kamen, als wie jene die den Glauben an eine höhere Macht ganz ablehnten. Das bedeutet also, dass damals bereits 90% der Menschen in irgendeiner Form religiös waren.

Es ist allgemein bekannt, dass jeder Mensch irgendwie religiös veranlasst ist, also danach strebt eine Antwort auf die Frage „Gibt es Religion?“ zu finden. Einige Menschen antworten mit „Ja“, diese sind dann „religiös“, der Rest ist nicht religiös, was aber nicht bedeutet, dass sich diese Menschen nicht religiösen Fragen gewidmet haben. Gerade große Persönlichkeiten wie Karl Marx haben sich sehr intensiv mit der Frage nach Religion auseinandergesetzt. Er lehnte zwar Religion ab, hatte jedoch einen „religiösen Antrieb“ sich den großen philosophischen Fragen zu widmen und gerade damit zu seiner Erkenntnis, dass es Religion nicht gibt zu kommen.

Zurück zur Umfrage. Die Frage 22c unter der Überschrift: „Warum glauben Sie heute nicht mehr daran?“ (gemeint ist der christliche Gott) ist sehr interessant. 37% der Befragten gaben an, dass sie „vernünftiger“ geworden sind. Sie geben von sich an, dass sie als Kind von ihren Eltern beeinflusst worden sind und jetzt infolge der Entwicklung eines eigenen Urteilsvermögens zur Erkenntnis gekommen sind, dass es Gott nicht gibt. Einige gaben an, dass sie an Gott nicht glauben, weil sie ihn noch nie gesehen haben und jetzt der Meinung sind, sie seien aufgeklärter. Andere wiederum gaben an, mit dem Alter ins grübeln gekommen zu sein. Immerhin 24% gaben an, dass sie an ein höheres Wesen, aber nichtmehr an Gott glauben. Zwei Gründe liegen darin, dass die Befragten Gott in der Natur sehen (Pantheismus), während andere angaben, dass es egal ist, wie dieses höhere Wesen heißt, der Name spiele keine Rolle. Andere wiederum sagten, sie glauben an Gott, aber wissen nicht, ob das jener Gott ist, den die Kirche meint, und wiederum andere stellen sich Gott anders vor oder glauben nicht an ihn in der kirchlichen Form. Nur 9% lehnen Gott aufgrund von Schicksalsschlägen ab, 7% begründen die Nicht-Existenz Gottes mit den Kriegen dieser Welt. Weitere Argumente gegen die Kirche sind u.a. „Die Welt hat sich geändert/ Die Kirche ist rückständig geworden“, „Es wird zuviel Unfug getrieben“, „Die Kirche selbst ist gottlos“, „weil (…) Christen auch nicht besser als andere Menschen sind“ oder „Nur eine Geldfrage“ (Emnid-Umfrage).

Auch wenn diese Umfrage bereits sehr alt ist, kann man feststellen, dass bereits in den 1960er Jahren viele Menschen sich gefragt haben, ob der lokal verbreitete christliche Glaube wirklich der „wahre Glaube“ ist. Dass die religiöse Vielfalt 1967 noch nicht so stark ausgeprägt war wie heute und das daher die Frage nach anderen Konfessionen unter den Tisch fiel versteht sich von selbst. Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Menschen sich nicht mehr von Haus aus zu einem Glauben erziehen haben lassen, sondern sich frei nach Immanuel Kant dem eigenen Verstand bedient und sich kritische Fragen zu Religion und Religiösität gestellt haben. Freilich ist dieses Thema angesichts neuerer Affären, wie zum Beispiel die des Limburger Bischofs aktueller wie nie. Es stellt sich die Frage, ob eine der reichsten Kirchen der Welt sich genug für arme Menschen einsetzt, Glaubensinhalte an die moderne aufgeklärte Gesellschaft anpasst und Toleranz zeigen kann. Fragen wie die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und das Sexualwesen stehen im Vordergrund ebenso wie das kirchliche Eherecht. Viele Menschen stellen sich immer öfter die Frage, ob die Kirche überhaupt selbst noch „an den da oben glaubt“ oder nur auf Profit ausgelegt ist, denn mit der Kirchensteuer werden gewaltige Summen in die sowieso schon reiche Kirche gespült und das, obwohl der Staat sich an kirchlichen Einrichtungen finanziell beteiligt. Immer mehr Menschen können Gott mit sich nicht mehr vereinen und treten aus der Kirche aus. Das Phänomen des Atheismus ist kein Phänomen der Neuzeit. Bereits Von Holbach vertrat 1789 zur Zeit der französischen Revolution atheistische Leitsätze. Holbach ist 1723 in der Pfalz geboren worden. Seine Villa war ein begehrter Treffpunkt für Gelehrte. Holbachs Werk durfte in Frankreich nicht veröffentlicht werden, weswegen es in den Niederlanden erschien (vgl. Trutwin S.49). In seinem „Gebet eines Atheisten“ stellt er sich vor, er würde nach seinem Ableben Gott gegenüber stehen und er müsste sich ihm rechtfertigen, warum er ihn ablehnte. „Bist du gut und gerecht, wie man sagt, so kannst du mich für die Abwege (…) nicht strafen. […] Wolltest du mich hart und ewig strafen, weil ich auf die Vernunft hörte, die dein Geschenk ist (…) dann wärst du der grausamste und ungerechteste Tyrann, du wärest kein Gott“ (Von Holbach S. 17). Dieser Ansatz ist mit zwei besonderen Punkten zu betrachten. Der erste Punkt: die Rechtfertigung. Er rechtfertigt sein Handeln mit seiner Vernunft. Zweiter Punkt: Eigenschaften Gottes, wenn es ihn gibt. Sie erinnern sich an die Gottesprädikate am Anfang. Wenn Gott wirklich allbarmherzig ist, wie man es ihm stets zuschreibt, dann wird er verzeihen können. Wenn Gott die positiven übermenschlichen Eigenschaften nicht besitzt, dann ist Gott nicht Gott, sondern ein Tyrann. Damit Gott überhaupt existiert, muss er dem gerecht werden, was man von ihm erwartet. Schaut man aber auf all das Unrecht in der Welt, so stellt sich doch die Frage, wie kann ein gerechter, allbarmherziger Gott dies zulassen. Es gibt viele Menschen, die Gott aus diesem Grund ablehnen.

Gehen wir nun zu einem Philosophen, der im 19. Jahrhundert die deutsche Philosophenszene stark prägte und auf den viele hochangesehene Philosophen (darunter auch Feuerbach und Marx) später zurückgreifen: Hegel.

Hegel war zur Zeit von Karl Marx der führende Philosoph von Berlin, so dass die damaligen Philosophen in der Berliner Philosophenszene nicht daran vorbeikamen, sich mit seinen Thesen zu beschäftigen. In Hegels Theorie bildet die Welt „ein einheitliches Ganzes, das sich ständig entwickelt und vom Niederen zum Höheren aufsteigt“ (Körner S. 32). Demnach werden innere Widersprüche durch Kampf überwunden, was dazu führt, dass sich eine neue Stufe bildet, die solange gültig ist, bis neue Widersprüche entstehen (These-Antithese-Synthese). Hegel sieht in der Entwicklung des Geistes das Entscheidende, während die Realität sekundär sei. Hegel lehrte, dass alles was wirklich ist, folglich auch vernünftig sei (vgl. Körner S. 32). Karl Marx kritisiert die Hegel’sche Rechtsphilosophie. Marx hat die Einsicht, dass „Rechtsverhältnisse und Staatsformen nicht aus sich selbst zu verstehen sind, aber auch nicht aus der allgemeinen Entwicklung des menschlichen Geistes (Hegel), sondern aus den materiellen Lebensverhältnissen“ (Trutwin S. 65 f.). Bevor wir nun die Religionskritik von Karl Marx durcharbeiten, müssen wir uns jedoch mit Feuerbach beschäftigen, da Karl Marx auch auf Feuerbach sehr klare Stellung bezieht.

Feuerbach ging davon aus, dass der Mensch seine Wünsche in Gott ausdrückt. Wir hatten am Anfang die Gottesprädikate besprochen. Der Mensch gibt Gott übermächtige Fähigkeiten, die ihn allmächtig, allbarmherzig etc. machen, wobei Gott solche Eigenschaften zugesprochen werden, die der Mensch sich gerne selbst wünscht. Gott ist unsterblich, der Mensch nicht. Gott ist allmächtig, der Mensch nicht. Somit projeziert sich der Mensch in Gedanken einen Menschen, der vollkommene Eigenschaften besitzt und bezeichnet ihn als Gott. Damit trennt der Mensch das Religiöse vom menschlichen Wesen. Feuerbach geht jedoch davon aus, dass das Religiöse im Menschen nicht vom Wesen getrennt werden darf, was dazu führt, dass der Mensch sich bewusst wird, dass er sich Gott nur einbildet.

Karl Marx wird Feuerbach später eingestehen, dass Feuerbach zwar den Grund für die Nicht-Existenz Gottes gefunden hat, jedoch seinem Leser keine Alternative bietet, wie er das Bedürfnis nach Religion dennoch befriedigen kann bzw. wie man die Religion ganz abschaffen kann. Marx fällt dabei der krasse Unterschied von Religion und Wirklichkeit auf. Der arme Bauer arbeitet den ganzen Tag unter unwürdigen Bedingungen und er arbeitet weiter, denn er erwartet den Lohn im Himmel. Alles was auf der Erde falsch und schlecht ist, soll im Paradies nach dem Tod nicht mehr vorhanden sein und keine Sorgen und Nöte existieren dann mehr, so lehrt es die christliche Religion. Marx greift Feuerbach auf, da Feuerbach ja erkannte, dass der Mensch die Religion macht. Karl Marx geht jedoch noch weiter und kommt zu dem Entschluss, dass der Mensch die Religion als Anlass nimmt, seine schlechten Umstände hinzunehmen, da er ja von der Religion versprochen bekommt, dass er nach seinem Ableben erlöst und für sein unwürdiges Dasein entlohnt wird. Da der Mensch von Gesellschaft und Staat bestimmt wird (hier sind wir wieder bei der Frage zwischen Marx und Hegel), muss Religion ein Produkt eines verkehrten Staates sein. Während also bei Hegel alles seine Vernunft und alles Wirkliche seinen Grund hat, so ist Marx der Meinung, dass der Mensch einem verkehrtem Weltbild unterliegt, dass es zu beseitigen gilt. Die Religion ist also sowohl Ausdruck des Elends, als auch Protest gegen das Elend. Der Mensch nutzt also die Religion, um seine unerträglichen leidvollen Umstände zu betäuben. Daher ist die Religion das „Opium des Volks“, wie Karl Marx es selbst schrieb. Für Karl Marx ist die Religion daher „der Seufzer der bedrängten Kreatur“. Gehen wir noch kurz auf die Marx’sche Kritik zu Feuerbach ein und schauen wir uns dazu ein kurzes Zitat an: „Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche“ (Marx I). Die Kette steht für den gesellschaftlichen Missstand, die Blume für die Religion. Marx ist daher der Meinung, wenn man die Missstände beseitige, der Mensch also seine Ketten abwirft, dann braucht er keine Religion („Blumen“) mehr. Er muss sein Leben dann nicht mehr verschönigen, damit er es ertragen kann. Marx wirft Feuerbach vor, dass er zwar die Sinnlosigkeit der Religion erkannt hat, aber nicht seine Ursachen. Feuerbach holt dem Menschen die Blumen weg und zeigt ihm damit die Ketten auf. Der Mensch erkennt durch Feuerbach nur das Leid an der Kette, kann sich von dieser aber nicht lösen. Feuerbach holt der unterdrückten Kreatur also den Trost weg.

Die Ideen von Feuerbach und Karl Marx sind die zwei entscheidenden Grundlagen des modernen Atheismus. Ich möchte daher in einem weiteren Abschnitt auf einige Kernpunkte der marxistischen Lehre eingehen. Denn wie ja bereits angedeutet sieht Karl Marx als einzige Alternative zur Religion eine gesellschaftliche Revolution. Nach Karl Marx ist das staatliche Idealmodell der Kommunismus. Das ist an dieser Stelle deswegen so interessant, weil die meisten Staaten in denen der Buddhismus vorherrschend ist einst kommunistisch waren oder immer noch kommunistisch sind. Dies wird später natürlich noch die Frage aufwerfen, ob Buddhismus und Kommunismus miteinander zu vereinen sind. Aus diesem Grund wenden wir uns jetzt erstmal dem Marxismus.

 

Antworten auf Karl Marx

 

 

Karl Marx stellte fest, dass die Geschichte stets durch Kämpfe bestimmt war. In jeder Gesellschaft gab es Herren, die Untertanen besaßen. So standen im alten Rom die Patrizier an der Spitze und die Sklaven an unterster Stelle. Im Mittelalter standen die Feudalherren an der Spitze, die Leibeigenen an unterster Stelle. Es gibt also Klassenunterschiede, der Mensch wird nicht frei geboren. Karl Marx kann sich hier auf Rousseau berufen. Rousseau war zwar der Meinung, dass der Mensch frei geboren wird, dennoch stets in Ketten angebunden ist. Der Mensch als freies Wesen hat von seiner Freiheit nichts. Genau das stellt Karl Marx fest, als er die Klassenstände analysiert. Karl Marx stellt weiterhin fest, dass auch die Gesellschaft zu seiner Zeit verschiedene Stände hat, die Klassenkämpfe daher weitergehen würden, ja weitergehen müssten. Dabei spaltet sich die Gesellschaft „mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat“ (Marx II S. 11). Lenin griff Marx’ Religionskritik auf, indem er die Religion als „Opium für das Volk“ bezeichnete und eine Revolution im Sinne von Karl Marx als unabdingbar sah, um die von Karl Marx aufgeführten Missstände zu beseitigen und den Menschen in die Freiheit zu führen. Noch einen Schritt weiter ging Mao Zedong der über „das Recht blutiger Revolutionen“ schrieb. Mao Zedong schrieb: „In China könnte ohne bewaffneten Kampf weder das Proletariat noch das Volk, noch die kommunistische Partei irgendeine Funktion innehaben, und die Revolution würde nicht siegen“ (Mao S. 37). Lassen Sie mich diesem Zitat ein Zitat von Mahatma Gandhi gegenüberstellen: „Wie kann jemand an die Wahrheit glauben, wenn er nicht an die Gewaltlosigkeit glaubt?“ (Gandhi S.11).

Es lässt sich sagen, dass sowohl Mao Zedong, als auch Mahatma Gandhi mit beiden Zitaten wahre Aussagen treffen. Sicherlich werden Sie jetzt fragen, wieso beide Recht haben? Schließen Sich nicht beide Zitate aus? Auf den ersten Blick, ja! Auf den zweiten Blick, nein!

Sie müssen bedenken, dass die Ausgangsbedingungen in China früher anders waren, als in Indien. Mao Zedong ist zum Ende der Qing-Dynastie geboren worden. Als junger Erwachsener herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. Mao Zedong konnte später den Bürgerkrieg nach dem Zweiten Weltkrieg für sich entscheiden. Stellen Sie sich vor Mao Zedong hätte einen gewaltlosen Hungerstreik vorgenommen? Es hätte nicht funktionieren können, denn es herrschten kriegsähnliche Zustände! In Indien herrschte zwar koloniale Unterdrückung, aber kein Krieg! Hätte Gandhi sich in ein Kriegsgebiet gesetzt und gewaltlos protestiert wäre er vermutlich in weniger als einem Tag umgebracht worden.

Ich finde es ist strebenswert in einer friedlichen Welt zu leben, d.h. Kriege gar nicht erst zu schaffen. Wenn aber schon Krieg herrscht, sind gewaltlose Widerstände dann überhaupt noch möglich ohne sich direkt mit dem Tod konfrontiert zu sehen?

Mao Zedong erhebt also den Anspruch in einem Krieg mit einer Waffe die Freiheit zu verteidigen, um nicht den gegnerischen Unterdrückern ausgeliefert zu sein.

Heutzutage sind Mao Zedong und Che Guevara das Vorbild und Symbol für Revolutionen überhaupt. Überall auf der Welt, wo Menschen Revolutionen für Friede und Freiheit führen, besinnt man sich auf die beiden Revolutionäre zurück. Es gibt T-Shirts und Ansteckbuttons und viele weitere Artikel im Handel, mit Mao Zedong oder Che Guevara als Aufdruck.

Ich persönlich finde es schade, dass es heute immer noch viel Krieg und Leid auf der Erde gibt, Kriege die teilweise von Staaten bewusst ausgelöst werden.