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RICHARD STRAUSS-
JAHRBUCH

2016

Herausgegeben von der
Internationalen Richard Strauss-Gesellschaft in Wien

Redaktion:
Günter Brosche (Wien)
Oswald Panagl (Salzburg)

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ISSN 2190-0248

© HOLLITZER Verlag, Wien 2017

Alle Rechte vorbehalten. Für den Inhalt der Beiträge sind die Autorinnen bzw. Autoren
verantwortlich. Die Abbildungsrechte sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft
worden. Im Falle noch offener, berechtigter Ansprüche wird um Mitteilung des
Rechteinhabers ersucht.

Umschlag: Notenblatt von Richard Strauss, „Wiener Philharmoniker Fanfare“,

Cover und Layout: Nikola Stevanović

INHALT

Achim Hofer (Landau / Pfalz)
„Sie halten den Namen des Autors wohl für einen Schönheitsfehler“ (Strauss)
Die Korrespondenz zwischen Richard Strauss und dem Verlag C. F. Peters betreffend op. 57

Englische Zusammenfassung

Jones – Kristiansen – Larkin
Richard Strauss: Dramatic Symphonist or Symphonic Dramatist? Introduction

Deutsche Zusammenfassung

David Larkin (University of Sydney)
The Unbroken Career of Richard Strauss, Symphonic Dramatist

Deutsche Zusammenfassung

Morten Kristiansen (Xavier University, Cincinnati, Ohio)
Symphonic or Dramatic? Strauss’s Leitmotivic Practice 1893–1901

Deutsche Zusammenfassung

Joseph E. Jones (Texas A&M University-Kingsville)
“Ich brauche nur Worte zur Begleitung und zum Ausfüllen”: Strauss’s Orchestral Sketching for Der Rosenkavalier and Arabella

Deutsche Zusammenfassung

Oswald Panagl (Salzburg)
„Übers Niederträchtige niemand sich beklage …“
Paralipomena zur Liedergruppe op. 67 von Richard Strauss

Englische Zusammenfassung

Günter Brosche (Wien)
Nicht ausgeführte Opernpläne von Richard Strauss und das Feindbild Hans Pfitzner

Englische Zusammenfassung

Günther Lesnig (Milano): Richard Strauss und ich

Englische Zusammenfassung

Miscellanea:

Rex Levang (Minneapolis MN, USA)
“Der Herr geb’ Seinen Namen an!” Where does the name “Faninal” come from?

Deutsche Zusammenfassung

Tonträgerbesprechungen

Aufführungsberichte, Nachrichten und Mitteilungen

Die Mitglieder der Internationalen Richard Strauss-Gesellschaft

ACHIM HOFER
(Landau / Pfalz)

„SIE HALTEN DEN NAMEN DES AUTORS WOHL FÜR EINEN SCHÖNHEITSFEHLER“ (STRAUSS)

Die Korrespondenz zwischen Richard Strauss und dem Verlag C. F. Peters betreffend op. 57

Einleitung1

Unter Richard Strauss’ Werken nehmen die beiden Märsche op. 57 (TrV 221) insoweit eine Sonderstellung ein, als sie durch die vom Komponisten vergebene Opus-Nummer eine Aufwertung erfahren haben, die der Musikwissenschaft bisweilen unverständlich erscheint.2 Unabhängig davon, welche musikalische Qualität ihnen tatsächlich zugrunde liegt, erhellt die hier publizierte Korrespondenz3 manche Facette nicht nur rund um das Werk selbst, sondern beleuchtet auch die Beziehung zwischen Komponist und Verlag sowie die Persönlichkeit des Komponisten.

Während es in der Korrespondenz zwischen Richard Strauss und dem Verlag C. F. Peters bzw. mit dessen Eigentümer Henri Hinrichsen4 bis zum Oktober 1905 vor allem um die Publikation der Berlioz’schen Instrumentationslehre5 ging, folgte – soweit im Staatsarchiv Leipzig überliefert6 – nach einer einjährigen Pause7 ein Briefwechsel im Zusammenhang mit op. 57. Mit Schreiben vom 4. November 1906 geht Strauss sogleich in medias res („Ich habe zwei preußische Militärmärsche für Orchester geschrieben [...]“). Der Schriftverkehr zu diesen beiden Märschen endet – zunächst – ziemlich genau ein Jahr später mit Strauss’ Brief vom 25. November 1907. Dazwischen dreht sich die Korrespondenz um Fragen des Honorars, der Drucklegung, der Urheber- und Aufführungsrechte, der verschiedenen Fassungen (v.a. um die für Militärmusik), um Strauss’ Einschätzungen der musikalischen Qualität, um die Widmung an den Kaiser und ein besonders zu erstellendes „Kaiser-Exemplar“, um verschiedene Aufführungen sowie eine avisierte weitere Zusammenarbeit.

Sieben bzw. acht Jahre später, im September 1914 und im November 1915, kommt es zu einem erneuten Briefwechsel in Bezug auf op. 57: Wegen einer geplanten Aufführung der Märsche erbittet Strauss Orchestermaterial „gratis leihweise oder als Geschenk“ (11. September 1914) für den Münchener Konzertverein. Hinrichsen erfüllt Strauss diese Bitte, das Konzert kommt jedoch nicht zustande, „da das Conzertvereinsorchester durch den Krieg so zusammengeschmolzen“ sei (Strauss am 19. September 1914). Überhaupt beklagt Hinrichsen nun zunehmend den schlechten Verkauf (s.u.).

Insgesamt handelt es sich um 26 Schriftstücke mit Bezug auf op. 57:

ZeitraumAnzahlvon Straussvon C. F. Peters
November 1906 bis November 190720119
September 1914431
November 1915211

Darüber hinaus finden sich in dem genannten Zeitraum im Staatsarchiv Leipzig lediglich sechs Schriftstücke8 (davon zwei von Strauss), die sich nicht mit op. 57, sondern – zumeist – mit der Instrumentationslehre befassen.9

Die Korrespondenz zwischen Komponist und C. F. Peters verlief nicht konfliktfrei. Zwei Probleme drohten die Publikation von op. 57 sogar zu gefährden. Sie haben indirekt zu tun mit der Höhe des geforderten Honorars und entzündeten sich direkt an Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit den Aufführungsrechten und dem Bearbeiter der Militärmusikfassung. Lediglich dazu sei hier ein Wort gesagt (die musikalischen Aspekte um op. 57 werden an anderer Stelle thematisiert10).

Eine Publikation der Märsche beim Verlag Fürstner war nicht zustande gekommen, da letzterer nur 4000 statt der von Strauss geforderten 6000 Mark zahlen wollte und Strauss unumwunden zugibt, dass er „in dem einmal angesetzten Preise nicht gern heruntergehe“ (4. November 1906). Obgleich Peters „des Herrn Fürstners Ansicht weg. des Honorars nur teilen kann“ (zwischen 4. und 9. November), geht er darauf ein – u.a. weil er mit dem Namen Strauss glaubt punkten zu können und wegen eines vom Komponisten in Aussicht gestellten „ernsteren“ Werkes, bei dessen Inverlagnahme er hoffe, der Komponist werde ihm „das hohe Honorar“ für die Märsche „zu Gute halten“. Strauss zeigt sich erfreut über diese Zusage, zumal, wie er nun eingesteht, die Märsche „wohl kaum ein Bombengeschäft“11 darstellen (20. November).

Tatsächlich ist es nicht zur Inverlagnahme eines größeren Werks gekommen. Am 10. Juli 1914 schreibt Hinrichsen an Strauss, dass er „bis jetzt nicht die Freude hatte, ein grösseres Original-Werk von Ihnen zu publizieren [...].“12 Eine Möglichkeit hätte – wie aus den hier mitgeteilten Briefen vom 24. und 28. November 1915 hervorgeht – Eine Alpensinfonie sein können: Am 24. November 1915 bedauert Hinrichsen, „daß sie nicht in der Edition Peters erscheinen konnte“, worauf der Komponist erwidert: „Ich hatte es gut mit Ihnen gemeint u. hätte sie auch gerne in der Edition Peters gesehen! Aber wenn der Verleger halt nicht will! Schade!“ (28. November 1915). Die Gründe für das Scheitern liegen allerdings im Dunkeln.13

Auch zu einem einträglichen Geschäft mit op. 57 ist es nicht gekommen. Gut sieben Jahre nach Drucklegung, am 14. September 1914, klagt der Verlag, dass die Märsche „bedauerlicher Weise weniger gangbar sind, als sie verdienen“. (Von der Orchester-Partitur [EP 3194] wurden im Juni 1907 200 Stück gedruckt, die zweite und letzte eingetragene Auflage im Mai 1914 umfasste 100 Stück.14) Ein Jahr später, am 24. November 1915, schreibt Hinrichsen, op. 57 sei zwar „von verschiedenen Militärkapellen angeschafft“ worden, die „Orchester mit Streichmusik haben aber von den Märschen keine Notiz genommen, obwohl der Kriegsmarsch – wie ich glaube –, gerade jetzt für viele Programme willkommen wäre.“ Und er bittet Strauss darum, „für dieses militärische Geisteskind einzutreten“. Vier Tage später, in dem letzten Schreiben, das op. 57 überhaupt noch thematisiert, verspricht der Komponist, sich selbst dafür einzusetzen („ich spiele die Märsche bei jeder passenden Gelegenheit“) und er empfiehlt Hinrichsen, „den hervorragendsten Conzertdirigenten Nikisch, Abendroth, v. Hausegger Partituren für ihre Privatbibliotheken, Kapellen u. philharmonisches Orchester in Berlin, Blüthnerorchester, Konzertverein (München) das gesamte Material gratis zu geben.“ (28. November 1915)

Für Konflikt sorgten vor Drucklegung zunächst die Rechte an op. 57. Der Verlag hatte sich in einem zwischen dem 4. und 9. November 1906 zu datierenden Brief zur Publikation und Zahlung der 6000 Mark „mit allen Verlagsrechten“ bereit erklärt. Am 8. März 1907 entwirft Strauss die Titelseite zum Druck von op. 57 mit der Angabe „Aufführungsrecht vom Componisten vorbehalten“. Der Verlag jedoch beruft sich auf die Genossenschaft, die die Fassung „Aufführungsrechte vorbehalten“ vorschreibe (9. März). Der Komponist hingegen besteht weiterhin auf seiner Version und bittet darum, dies zu akzeptieren (11. März). Aber auch Peters bleibt hartnäckig und erinnert Strauss daran, er selbst stehe jener „Genossenschaft deutscher Tonsetzer“ vor, die die vom Verlag favorisierte Fassung als verbindlich erkläre. Hinrichsen droht dem Komponisten an, auf die Erwerbung der beiden Märsche zu verzichten, sollte Strauss sein Einverständnis verweigern; zugleich unterstreicht der Verlagsinhaber seine Drohung durch einen zeitlichen Druck: Da er „auf längere Zeit verreise“, bittet er den Komponisten unverzüglich „um telegraphische Rückäußerung“ (12./13. März). Damit die geplante Publikation nicht scheitert, telegraphiert Strauss am 14. März: „einverstanden. brief folgt“ – um im angekündigten Brief vom gleichen Tage nicht nur sein Gesicht zu wahren, sondern gehörig Dampf abzulassen: „Sie halten den Namen des Autors wohl für einen Schönheitsfehler [...]“. Es ist an Hinrichsen, tags darauf zur Entspannung beizutragen, indem er von einer „gelegentlichen mündlichen Aussprache“ schreibt, bei der Strauss sicherlich seinen (Hinrichsens) „principiellen Standpunkt nur billigen“ werde. Wie wichtig Strauss die Urheberrechtsfrage um op. 57 ist, zeigt sich daran, dass er noch am 25. September 1914 den Verlag um eine Abschrift des Urhebervertrages bittet, da ihm der „Wortlaut nicht mehr gegenwärtig“ sei.

Dem zweiten Konflikt vor Drucklegung von op. 57 geht möglicherweise ein Missverständnis voraus. Mit Übermittlung der Skizzen für die Titelgestaltung schreibt Strauss am 8. März 1907 an Peters, die Märsche könnten „nun auch sofort für Infant[e]riemusik gesetzt werden.“ Gut sechs Wochen später (23. April) empfiehlt Strauss Hinrichsen, dem Militärmusikinspizienten Theodor Grawert die Militärmusikfassung „zur Prüfung“ vorzulegen, noch besser sei es allerdings, „das Arrangement für Militärmusik gleich ihm direkt“ zu übertragen. Was Strauss wahrscheinlich nicht wusste: Nach seinem Schreiben vom 8. März hatte der Verlag den von ihm geschätzten Musikdirektor Julius Hermann Matthey mit der Bearbeitung beauftragt und das fertige Manuskript am 26. April erhalten. Dies teilt der Verlag dem Komponisten am 27. April in Reaktion auf dessen Schreiben vom 23. April mit. Zugleich macht er deutlich, dass er nur zu einer weiteren Bearbeitung bereit ist, wenn Grawert „etwas wesentlich Besseres liefern“ würde und wenn „dieser Herr sich in einer bindenden Form zur Einführung der Märsche in der Armee verpflichten“ könne. Dies sei Voraussetzung, „um bei der Höhe des Honorars mit der Publikation bestehen zu können.“ Vorsorglich weist Peters noch darauf hin, dass Matthey für die Bearbeitung 150 Mark erhalten habe. Möglicherweise pikiert über Ton und Inhalt des Schreibens antwortet Strauss darauf nicht, leitete aber offensichtlich die Mattheysche Bearbeitung, die der Verlag mit Schreiben vom 27. April dem Komponisten zur Prüfung vorlegte, an Grawert weiter. Unter Hinweis darauf, dass Grawert die (offensichtlich Mattheysche) Militärmusikbearbeitung zurückgesandt habe, wendet sich der Verlag am 3. Juni erneut an Strauss mit der Bemerkung, er verstehe die Rücksendung durch Grawert als Strauss’ Einverständnis zur „Publikation der Märsche in dieser Form“. Zur Sicherheit bittet der Verlag jedoch – da er auf sein Schreiben vom 27. April keine Antwort erhalten habe – um schriftliches Einverständnis.

Zwar ist ein solches nicht überliefert, jedoch scheint die Angelegenheit einvernehmlich beendet worden zu sein. Aus Bad Nauheim schreibt der Komponist am 21. Juni 1907 an Peters, er werde „die beiden Märsche zuerst in Scheveningen am 28. Aug. mit den Berliner Philharmonikern dirigieren“ und es sei „gut, wenn Sie [sic!] baldigst erschienen“. Tags darauf bestätigte Peters, die Stimmen seien bereits auf dem Weg zu ihm, die Partitur läge in ca. einer Woche vor und das für den Kaiser bestimmte Exemplar würde er ihm, Strauss, im Juli oder September gerne selbst überbringen. In seinem vorerst letzten Schreiben vom 25. November zeigt sich der Komponist schließlich – nach inzwischen erfolgter Publikation – „fest überzeugt“, dass seine beiden Märsche op. 57 „ein ganz nettes Konzertstück sind.“

Trotz dieses positiven Ergebnisses vermögen die konfliktträchtigen Teile der Korrespondenz, die acht Jahre später im Zusammenhang mit der Alpensinfonie noch einmal virulent werden, auch zu beleuchten, warum C. F. Peters ein „Hauptverleger von Strauss [...] nie geworden“15 ist und dem op. 57 keine weitere Erstausgabe des Verlags mit einem Strauss’schen Werk mehr folgte.

Die Korrespondenz16

Editorische Hinweise:

Den Briefen folgen in petit-Schrift jeweils Angaben zur Quelle; Kommentare zu einzelnen Stellen erscheinen in den Fußnoten.

Alle Schreiben des Verlages C. F. Peters sind Abklatsche aus den in Fußnote 6 genannten Kopierbüchern des Staatsarchivs Leipzig (StA-L).

Alle Angaben / Zusätze in eckigen Klammern stammen vom Herausgeber.

Kursiv Geschriebenes ist im Original gedruckt.

[–] bedeutet: ein Wort nicht lesbar; mehr als ein Wort: siehe Anmerkung

[=] bedeutet: nicht mehr lesbare Durchstreichung

bedeutet: Seitenwechsel

\ … / bedeutet: Einfügung zu einer bereits geschriebenen Zeile

 

Ohne die großzügig gewährten Auskünfte und Hilfen von Frau Dr. Thekla Kluttig vom Staatsarchiv Leipzig wäre die Publikation nicht in der vorliegenden Form möglich gewesen. Dafür sei ihr herzlich gedankt. Darüber hinaus schärfte sie – nicht zuletzt durch ihre in Fußnote 6 genannte Publikation – meinen Blick für die Wichtigkeit, nicht „nur Briefe berühmter Komponisten“, sondern stets die Gesamtkorrespondenz wahrzunehmen. – Danken möchte ich auch der Sekretärin des Landauer Instituts für Musikwissenschaft und Musik, Frau Silvia Zanker, sowie meiner studentischen Mitarbeiterin Frau Christina Kilb für ihre Schreib-, Recherche- und Korrekturarbeiten.

Siehe Walter Werbeck, Einführung, in: Richard Strauss. Sonstige Orchesterwerke I (= Richard Strauss Edition [RSE], Bd. 24), Wien 1999, S. VII-XI, hier S. X.

In Ausschnitten wurden einige der hier publizierten Briefe 1999 in dem genannten Band der RSE (ohne Quellenangaben und nicht fehlerfrei) zitiert, ebenso bei Hans-Martin Plesske, „Wenn mich die Höhe der Honorarforderung auch überrascht hat“: Leipzigs Musikverlage und ihr Anteil an den Erstausgaben von Gustav Mahler, Richard Strauss und Hans Pfitzner, in: Jahrbuch der Deutschen Bücherei 14, 1978, S. 75–102.

Henri Hinrichsen, geb. 1868 in Hamburg, war seit 1900 Inhaber des Verlags C. F. Peters. 1938 wurde er im Zuge der sog. „Arisierung“ des Musikverlagswesens enteignet; er starb 1942 im KZ Auschwitz.

Instrumentationslehre von Hector Berlioz. Ergänzt und revidiert von Richard Strauss, Teil I und II, Leipzig (C. F. Peters) 1905.

Das Archivgut des Verlages ist heute im Leipziger Staatsarchiv der Bestand 21070 C. F. Peters, Leipzig. Siehe dazu Thekla Kluttig, Nur Briefe berühmter Komponisten? Archivgut von Leipziger Musikverlagen als Quelle für die Musikwissenschaften, in: Die Musikforschung 66, 2013, Heft 4, S. 391–407, hier S. 401–407. Die Verzeichnungseinheit Nr. 2154 enthält Briefe von Strauss, die Nr. 5033 bis 5036 die hier relevanten Kopierbücher des Zeitraums vom 9. Januar 1904 bis 6. Dezember 1920.

Das letzte der hier publizierten Korrespondenz vorausgehende Schreiben datiert vom 7. Oktober 1905. Darin schreibt Henri Hinrichsen vom C. F. Peters-Verlag an Strauss u.a. „Mit besonderer Freude höre ich, daß die Ausstattung der Instrumentationslehre Ihren Beifall gefunden hat [...]. Ich bin übrigens in der angenehmen Lage, Ihnen mitzuteilen, daß das Interesse für das epochemachende Werk ein recht großes ist, wie es ja eigentlich kaum anders zu erwarten war, immerhin für Autor wie Verleger aber eine gewisse Genugtuung bietet.“ Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5033, Bl. 276 (handschriftlich).

Vom 18. November 1906, 28. Januar 1907, 11. Februar 1907 (von Strauss), 13. Januar 1910 (von Strauss), 10. Juli 1914, 14. Dezember 1914. Sie bleiben in der Edition unberücksichtigt.

So auch noch in einem siebten (und letzten) Schreiben vom 17. Oktober 1917. Danach folgt eine erneute Korrespondenz zwischen Strauss und C. F. Peters erst wieder ab 1933, vonseiten Strauss’ mit einem mit „Heil Hitler!“ unterzeichneten Brief vom 6. April 1935, in dem es um die Rückübertragung von Aufführungsrechten „meiner symphonischen Dichtungen“ geht (StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 49; weitere Abschrift ebda., Bl. 53).

10 Achim Hofer, „Seiner Majestät dem Kaiser und König Wilhelm II. in tiefster Ehrfurcht gewidmet.“ Richard Strauss’ Märsche 1905–1907, in: Richard Strauss. Der Komponist und sein Werk. Überlieferung, Interpretation, Rezeption. Bericht über das internationale Symposium zum 150. Geburtstag München, 26.–28. Juni 2014 (= Münchner Veröffentlichungen zur Musikgeschichte, Bd. 77), hrsg. von Sebastian Bolz, Adrian Kech und Hartmut Schick, München 2017, S. 259–293.

11 Die in der RSE (wie Fußnote 2, S. X) überlieferte Lesart, wonach Strauss mit seinen Märschen op. 57 dem Verlag ein Bombengeschäft prognostiziert habe, ist ein Irrtum.

12 StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5035, Bl. 744, getippt.

13 Ein knappes Jahr zuvor, in einem Telegramm vom 14. Dezember 1914, schreibt Hinrichsen an Strauss: „Vielen Dank, Antwort muß leider Nein lauten“ (StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5036, Bl. 866; Telegramm-Abschrift in der Handschrift Hinrichsens, Bleistift). Ein Schreiben von Strauss, auf das sich diese Absage bezieht, ist nicht erhalten. In Verbindung mit den oben zitierten Schreiben vom 24. und 28. November 1915 liegt es jedoch nahe anzunehmen, dass sich Hinrichsens „Nein“ auf die Inverlagnahme von Strauss’ Eine Alpensinfonie op. 64 bezog, an deren Partitur der Komponist just zu diesem Zeitpunkt arbeitete.

14 Freundliche Mitteilung – auch der nachfolgenden Auflagezahlen – von Frau Dr. Thekla Kluttig, Staatsarchiv Leipzig, entnommen dem C. F. Peters Auflagen-Buch 1879–1944 (im Bestand des StA-L Nr. 5222). Zweihändige Klavierausgabe (EP 3192): Erstauflage Juli 1907: 2000 Stück, zweite und letzte eingetragene Auflage im Oktober 1927: 250 Stück. Vierhändige Klavierausgabe (EP 3193): Erstauflage im Juli 1907: 1000 Stück, zweite Auflage im November 1920: 250 Stück, dritte und letzte eingetragene Auflage im Juli 1925: 200 Stück.

15 Werbeck 1999 (wie Fußnote 2), S. 5.

16 Für umfangreiche Hilfen bei der Transkribierung der handschriftlich verfassten Briefe danke ich Herrn Dr. Willi Höfig (Ockholm), in Zweifelsfällen halfen mir auch Herr Kurt Weiler (Hagenbach) und Frau Dr. Thekla Kluttig (Leipzig).

1. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS
BERLIN, 4. NOVEMBER 1906

Berlin W. 15, den 4. Nov. 1906
Joachimsthalerstr. 17.

Sehr geehrter Herr!

Ich habe zwei preußische Militärmärsche für Orchester geschrieben1 (Klavierauszug liegt ebenfalls vor2), die ich Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser widmen will. Beide sind für populäre Concerte gut geeignet u. können auch im Dienst des Heeres verwendet werden. Der erste ist ein rascher Defiliermarsch3, der zweite ein etwas breiterer Kriegsmarsch4 der preußischen Garde. Ich hatte sie Herrn Fürstner zum Preise von 6000 Mark angeboten; derselbe wollte aber nur 4000 M. dafür geben. Da ich nun in dem einmal angesetzten Preise nicht gern heruntergehe u. Sie sich mir s. Z. [seiner Zeit] äußerten, daß Sie den Wunsch hegten, mit mir gelegentlich in weitere Geschäftsverbindung zu treten, frage ich ergebenst an, ob Sie beide Märsche zu dem Honorar von 6000 M. erwerben wollen. Vielleicht ließe sich diesem Anfang dann später Größeres u. Ernsteres angliedern. Wie sind Sie [mit] dem Vertrieb des Berlioz5 zufrieden?

In Erwartung Ihrer baldgefälligen Rückäußerung

Ihr in vorzüglichster Hochachtung ergebenster

Dr. Richard Strauss.

Quelle: StA-L,, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 27; handschriftlich; 1 Blatt (bedrucktes Briefpapier), Hochformat, einseitig beschrieben.

 

TrV 221/1: 26. Oktober 1906, TrV 221/2: 25. Oktober 1906.

Die erste Fassung für Klavier datiert bereits vom 2. Juni 1906.

„Defilirmarsch“: zum Vorbeimarschieren („Defilieren“) bei einer Parade. Für den Druck änderte Strauss den Titel schlicht in „Militärmarsch“ (siehe Brief vom 3. März 1907).

Zur Namensgebung der beiden Märsche vgl. Hofer (wie Fußnote 10).

Gemeint ist die bei C. F. Peters erschienene Strauss-Berlioz’sche Instrumentationslehre (s.o. Fußnote 5).

2. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS
[LEIPZIG], ZWISCHEN 4. UND 9. NOVEMBER 1906

[4. – 9.11.1906]1

Sehr geehrter Herr Dr.!

In Beantwortung Ihrer [–] Zeilen spreche ich Ihnen meinen verbindlichen Dank für Ihre freundliche Anfrage aus. Natürlich hat es großen Reiz für mich [–]2 die beiden Militärmärsche zu veröffentlichen, wenngleich ich offen zugebe, [dass ich] des Herrn Fürstners Ansicht weg. des Honorars nur teilen kann. In Anbetracht dessen aber, daß ich an der Instrumentationslehre große Freude habe und es für meinen Verlag nur eine Zierde sein kann, Ihren Namen in der Novitätenliste vertreten zu sehen, erkläre ich mich bereit, die beiden Märsche mit allen Verlagsrechten für M 6000.- | zu erwerben. Ich darf wohl hoffen, daß Sie mir das hohe Honorar bei dem [–] in Aussicht gestellten ernsteren Werk (vielleicht ein Kammermusikwerk?) zu Gute halten, denn wenn ich auch wie übrigens bekannt bei der Veröffentlichung moderner Werke bezüglich der pekuniären Frage fast ausschließlich das Interesse des Autors im Auge habe, so muß doch meiner Meinung nach auch die Möglichkeit bleiben, bei aller „Ehre“ auch dem Verleger als Geschäftsmann zu seinem Rechte zu verhelfen.

Ich sehe also der Übersendung der Part., Stimmen, 2händigen Klavierauszug mit besonderem Vergnügen entgegen und zeichne in größter Hochachtung

Ihr ergebenster

Henri Hinrichsen

Quelle: StA-L,, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5033, Bl. 491; handschriftlich; 1 Blatt, Querformat, einseitig in zwei Hälften beschrieben, beginnend rechts.

 

Datum nicht lesbar. Der Brief ist eine Antwort auf Strauss’ Brief vom 4. November 1906; er muss deutlich vor dem 20. November geschrieben worden sein, weil Strauss an diesem Tag auf den Brief eingeht mit einer Entschuldigung, ihn nicht früher beantwortet zu haben, da er auf Reisen gewesen sei (Brief Nr. 3). Zudem scheint die Tagesziffer einstellig zu sein.

Gestrichene / gelöschte Zeile; nicht zu entziffern.

3. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 20. NOVEMBER 1906

Berlin W. 15, den 20. Nov. 1906
Joachimsthalerstr. 17.

Sehr geehrter Herr!

Verzeihen Sie, daß ich Ihren freundlichen Brief nicht früher beantworte. Erstens war ich auf Reisen1, zweitens warte ich noch auf Bescheid, ob Seine Majestät der Kaiser die Widmung der Märsche annehmen u. die Märsche eventuell noch hören will, bevor ich sie dem Druck übergebe. Sobald dies erledigt, schicke ich Ihnen die Manuscripte zu. Was Ihren Wunsch nach einem Kammermusikwerk betrifft, so sieht es damit allerdings windig aus, da ich gar keine Kammermusik mehr schreibe.

Opern, Orchesterwerke, Lieder mit Klavier u. Orchester, Chorwerke, darauf ist wohl zu rechnen, wenn mir die Muse weiter treu bleibt. Angefangen ist vorläufig nur eine neue Oper.2 Ich habe ein altes Jugendwerk noch da liegen, welches als Manuscript öfters gespielt: eine viersätzige Suite für 13 Blasinstrumente wie mein Vermerk op. 7.3 Sie würden sich | im 4 händigen Arrangement nicht übel machen; aber ich lege, wie gesagt keinen Werth auf ihre Veröffentlichung. Einmal schon hat mir ein Verleger 2000 Mark dafür geboten; ich konnte mich damals doch nicht entschließen, das Jugendwerk herauszugeben. Wenn Ihnen ein besonderer Gefallen damit geschieht, will ich es Ihnen aber geben; bin aber, wie gesagt, nicht im geringsten böse, wenn sie es refüsieren4. Da ein opus 4 von mir überhaupt nicht existiert, könnte man es höchstens unter dieser frühen Opuszahl u. mit ausdrücklicher Nennung des Entstehungsjahres als Jugendwerk edieren. Aber wie gesagt, nur wenn Sie besonderen Wert darauf legen; ich mache mir gar Nichts daraus, wenn es gedruckt wird, möchte Ihnen nur gern einen persönlichen Gefallen erweisen, da es mich freut, daß Sie die Märsche genommen haben, die ja allerdings wohl kaum ein Bombengeschäft repräsentieren.

Mit verbindlichstem Gruß

Ihr ergebenster
Dr. Richard Strauss

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 28; handschriftlich; 1 Blatt (bedrucktes Briefpapier), Hochformat, beidseitig beschrieben.

 

Strauss hielt sich vom 6. bis 11. November 1906 in Frankfurt a.M. auf, machte am 12./13. des Monats einen Zwischenstopp in Berlin und fuhr dann weiter nach Breslau, wo er bis zum 16. November blieb. Siehe Franz Trenner, Richard Strauss. Chronik zu Leben und Werk, hrsg. von Florian Trenner, Wien 2003, S. 282f.

Gemeint ist Elektra (UA Dresden 25. Januar 1909).

Als op. 7 (TrV 106) ist Strauss’ Serenade für Blasinstrumente (1881) Es-Dur überliefert, als op. 4 (TrV 132) die Suite B-Dur für 13 Blasinstrumente (1884). Dem weiteren Verlauf des Briefes ist zu entnehmen, dass es Strauss dem Verlag C. F. Peters nicht gerade schmackhaft machte, dieses Werk zu publizieren – wozu es auch nicht gekommen ist: Es erschien 1911 bei Fürstner in Berlin.

veraltet für: ablehnen.

4. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 8. MÄRZ 1907

Berlin, 8.3.07.

Hochgeehrter Herr!

Habe letzten Mittwoch [6.3.1] in der Probe des Hofconcertes S. Majestät die beiden Märsche vorgespielt. Sie haben dem Kaiser außerordentlich gefallen, der Defiliermarsch mußte sofort wiederholt werden.2 Sie erhalten von der Generalintendantur nun Partitur u. sämtliche Orchesterstimmen (einfach) zugeschickt zum Druck. Bitte der Generalintendantur die jetzt überlassenen Stimmen durch ein moegliches gedrucktes Material zu ersetzen. Die beiden Klavierauszüge3, die noch bei Exc. [Exzellenz] von Hülsen4 liegen, folgen in circa 8 Tagen. Die Märsche können nun auch sofort für Infant[e]riemusik | gesetzt werden.

Titel des Defilirmarsches einfach: Militärmarsch.

Des zweiten: Kriegsmarsch.

Das Honorar bitte ich s. Z .[seiner Zeit] direkt bei der

Berliner Discontogesellschaft: Berlin, unter den Linden auf meinen Namen einzubezahlen.

Mit verbindlichstem Gruß

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Dr. Richard Strauss

| Gesamttitel:

2 Militärmärsche

für großes Orchester

componirt von

Richard Strauss

op. 57

Aufführungsrecht vom Componisten vorbehalten.

2. Seite5

Seiner Majestät dem Kaiser
Wilhelm II.
in tiefster Ehrfurcht
gewidmet.

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 79–80; handschriftlich; 2 Doppelblätter, Hochformat, in der Mitte gefaltet, drei Halbseiten beschrieben.

Siehe das Faksimile am Ende des Beitrags.

 

Der 8. März 1907 (Datum des Briefes) war ein Freitag.

Trenners Strauss-Chronik (wie Fußnote 1 zu Brief Nr. 3) vermerkt auf S. 288 unter Datum vom 6. März 1907 zu Strauss: „Dirigiert Hofkonzert: Parade-Marsch Es-Dur (da capo; 213); De Brandenburgsche Mars (214); Militärmarsch Es-Dur (221/I) dem Kaiser vorgespielt [Hervorhebung im Original].“ Strauss schreibt von einer „P r o b e des Hofkonzertes [Hervorhebung A.H.]“, in der b e i d e Märsche von op. 57 gespielt wurden, während in Trenners „Hofkonzert“ daraus nur der Defiliermarsch (das ist der Militärmarsch Es-Dur) zur Aufführung kam.

Zu den Klavierausgaben siehe auch den Brief Nr. 10 vom 15. März 1907.

Georg von Hülsen-Haeseler (1858–1922), ab 1903 Generalintendant der königlichen Schauspiele Berlin und Wiesbaden sowie der königlichen Hofmusik. Er war ein enger Vertrauter des Kaisers und „ebenso Hofbeamter wie künstlerische Persönlichkeit.“ Hans Knudsen, Georg Graf v. H.-Haeseler, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, Berlin 1972, S. 738f., hier S. 738; Onlinefassung: www.deutsche-biographie.de/ppn117049107.html [4.12.2014].

Gemeint: der Noten-Ausgabe.

5. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS

[LEIPZIG], 9. MÄRZ 1907

9/3 [190]7

Hochgeehrter Herr Dr.!

Gleichzeitig mit Ihren geschätzten Zeilen erhielt ich die Partitur nebst Stimmen zu den beiden Militärmärschen, für deren Überlassung ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Daß sie den Beifall des Kaisers gefunden haben, höre ich mit großer Freude. Sobald ich im Besitze des Klavierauszuges bin, werde ich Ihrem Wunsche entsprechen, das Honorar von M. 6000.– auf Ihr Conto überweisen & bitte alsdann den einliegenden Verlagsschein unterschrieben zurücksenden. Ich werde die Partitur und Stimmen gleich zu Stich geben und hoffe, daß es Ihrer Absicht entspricht, daß beide Märsche in einem Heft erscheinen und ebenfalls die Stimmen jeweilig beider Märsche zusammen, d.h. einzeln würde ich sie im Anfang garnicht abgeben[,] weil sie doch beide nicht lang sind. Die Aufführungsnotiz wird einheit | lich angebracht, wie von der Genossenschaft vorgeschrieben: „Aufführungsrechte vorbehalten.“ Titel und Widmung ganz nach Ihrer Vorschrift. Sollte irgend etwas hierin nicht mit Ihren Wünschen übereinstimmen, bitte ich um gütige umgehende Nachricht, da ich Mitte der Woche auf längere Zeit verreise. Aus diesem Grunde wäre [es] mir auch sehr lieb, die 2händige Ausgabe möglichst bald zu erhalten. Ich bin natürlich auch sehr gespannt die beiden Märsche kennenzulernen.

Mit nochmaligem Dank und verbindlichsten Grüßen bin ich

Ihr hochachtungsvoll

ergebener

Henri Hinrichsen

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters Leipzig, Nr. 5033, Bl. 582; handschriftlich; 1 Blatt, Querformat, einseitig in zwei Hälften beschrieben, beginnend rechts.

6. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 11. MÄRZ 1907

Berlin[,] den 11. März 1907
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W. 15, Joachimsthalerstr. 17

Sehr verehrter Herr!

Ich bin gern damit einverstanden, dass die beiden Märsche zusammen erscheinen.1 Den Klavierauszug erhalten Sie in den nächsten Tagen. Den Aufführungsvorbehalt bitte ich Sie in der Form: „Aufführungsrecht vom Komponisten vorbehalten“ auf dem Titelblatt anzubringen.

Bezüglich der Bearbeitung meiner Werke bin ich gewöhnt, den Vorbehalt anzubringen, dass Sie vor jeder Bearbeitung mein Einverständnis einholen müssen. Ich bitte Sie dies, wie es alle anderen Verleger tun, freundlichst zu acceptieren, und bemerke gleichzeitig, dass ich in dem Verlagschein „Urheberrecht“ in „Verlags- und Vertriebsrecht“ umgewandelt habe.

Mit verbindlichem Gruss

hochachtungsvoll ergebenst
Dr. Richard Strauss

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 83; maschinenschriftlich; 1 Blatt, Hochformat, einseitig beschrieben, Unterschrift handschriftlich.

 

Vielleicht steckt in diesem Satz ein wenig Ambivalenz: Einerseits sind es zwei unabhängige Märsche, die Strauss gelegentlich auch unterschiedlich beurteilt, andererseits hatte er ihre Zusammengehörigkeit ja bereits durch die Vergabe einer gemeinsamen opus-Nummer zum Ausdruck gebracht.

7. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS

[LEIPZIG], 13. MÄRZ 1907

131/3 [190]7

Sehr verehrter Herr!

Mit der Änderung in dem Verlagsschein erkläre ich mich einverstanden, wogegen ich aus prinzipiellen Gründen bedaure, den Vermerk „Aufführungsrecht vorbehalten“ nicht in die Notiz „Aufführungsrecht vom Komponisten vorbehalten“ ändern zu können. Die Genossenschaft deutscher Tonsetzer2, an deren Spitze Sie stehen3, hat die erstere Form vorgeschrieben, und zu dieser habe ich mich s. Zt. [seiner Zeit] verstanden; ein weiteres Entgegenkommen darf ich nicht zeigen! Sollten Sie anderer Meinung sein und auf Ihrem Standpunkt beharren, so müßte ich, so lebhaft ich dies auch bedaure, | auf die Erwerbung der beiden Märsche verzichten müssen [sic!].

Da ich Freitag [15. März] auf längere Zeit verreise, bitte ich um telegraphische* Rückäußerung.

Mit verbindlichem Gruß

Ihr Hochachtungsvoll

ergebenst

Henri Hinrichsen

* an „Edition Peters. Leipzig“

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters Leipzig, Nr. 5033, Bl. 587; handschriftlich; 1 Blatt, Querformat, einseitig in zwei Hälften beschrieben, beginnend rechts.

 

Nicht eindeutig zu entziffern, aber höchstwahrscheinlich der 13.

Die Genossenschaft Deutscher Tonsetzer (GDT) wurde – maßgeblich auf Betreiben von Strauss – 1903 gegründet. Weitere Mitbegründer waren Hans Sommer (1837–1922) und Friedrich Rösch (1862–1925).

Strauss war e i n e r der Vorstandsmitglieder der GDT.

8. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 14. MÄRZ 1907

[14.3.1907]

Blatt Nr. 81
Leitung Nr. 5011°musikverlag peters leipzig =
Telegramm Nr._____Leipzig.
Aufgenommen von [–]
Den 14.3. um 1 Uhr 30 MTelegraphie des Deutschen Reiches.
durch [–]Amt Leipzig
Telegramm aus _______v berlin 15+8 12 30 S =Min._______
einverstanden . brief folgt = richard strauss .+

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 82; Telegramm, Querformat, kursiv Geschriebenes auf Telegramm-Vordruck; Nichtkursives: aufgeklebte Telegrammstreifen aus dem Telegrafie-Streifenschreiber; über „Amt Leipzig“ Wappen des deutschen Reichsadlers.

9. RICHARD STRAUSS AN C. F. PETERS

BERLIN, 14. MÄRZ 1907

Berlin W. 15, den 14. 3. 1907
Joachimsthalerstr. 17.

Sehr verehrter Herr!

Ich habe Ihnen mein Einverständniß telegrafisch kundgegeben, da die Sache für mich keine prinzipielle Bedeutung hat. Offen gesagt, ist mir Ihre Weigerung, den Componisten als Inhaber des Aufführungsrechtes auf dem Titelblatte zu nennen, etwas unverständlich, Sie halten den Namen des Autors wohl für einen Schönheitsfehler auf dem Umschlag? Alle Welt weiß, daß ich mir (u. von jetzt ab allen deutschen Componisten sich) das Aufführungsrecht vorbehalten, daß sie Inhaber desselben bleiben, im Verlagsschein ist er mir ausdrücklich zugesprochen, d.h. dem Verleger nicht übertragen: es ist doch für Sie weiß Gott, keine Schande, wenn Sie offen eingestehen u. anerkennen, daß Sie die Rechte des Autors [=] respektieren. Welche „principielle Bedeutung“ es für Sie | dennoch haben könnte, daß sie besonders verschweigen, daß das Aufführungsrecht „dem Componisten“ vorbehalten sei, ist mir wie gesagt, unverständlich. Daß Sie eine Verschleierung des Tatbestands wirklich beabsichtigen, kann ich doch nicht annehmen. Bleibt also nur der Schönheitsfehler!

Wie gesagt, für mich hat die Sache keine principielle Bedeutung, da alle Welt nachgerade weiß, daß ich kein Aufführungsrecht mehr aus der Hand gebe, ich bin aber damit einverstanden, Ihr Titelblatt nicht weiter als unbedingt nötig, durch meinen Namen zu verunzieren.1

Mit verbindlichstem Gruß

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Dr. Richard Strauss.

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 2154, Bl. 81; handschriftlich; 1 Blatt (bedrucktes Briefpapier), Hochformat, beidseitig beschrieben.

 

Siebeneinhalb Jahre später, am 25. September 1914 (Brief Nr. 24), bittet Strauss den Verlag um eine Abschrift des Urhebervertrags zu op. 57, da ihm dessen Wortlaut nicht mehr bekannt sei.

10. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS

[LEIPZIG], 15. MÄRZ 1907

15. März [190]7

Herrn
         Dr. Richard Strauss
                             BERLIN.
                             --------------

Sehr geehrter Herr!

Die Manuskripte der zweihändigen Ausgabe Ihres Opus 57 empfing ich dankend, - und werde gerne, Ihrem Wunsche entsprechend, Herrn Singer1, (welcher auch das vierhändige Arrangement besorgt), mit der Neu-Bearbeitung derselben betrauen. -

Gleichzeitig überweise ich auf Ihren Namen an die Berliner Diskontogesellschaft das Honorar von Sechstausend Mark.

Was die Bemerkung des Aufführungsrechtes betrifft, | so glaube ich mit meinem Wunsche nur auf dem Wortlaut meiner Abmachung mit der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer zu stehen. - Als einer der ersten Verleger, welcher s. Z. [seiner Zeit] der Genossenschaft beitrat, liegt mir sicher nichts ferner, als der Komponisten nicht zu geben, was der Komponisten ist und zweifle ich nicht, dass bei einer gelegentlichen mündlichen Aussprache Sie meinen principiellen Standpunkt nur billigen werden. -

Mit hochachtungsvollen Grüssen

Ihr aufrichtig ergebener

Henri Hinrichsen

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5033, Bl. 589; maschinenschriftlich; 1 Blatt, Querformat, einseitig in zwei Hälften beschrieben, beginnend rechts, Unterschrift handschriftlich.

 

Die Klavierbearbeitungen Otto Singers (1863–1931) – Druckausgabe: „für Klavier solo“ (EP 3192) sowie „für Pianoforte zu 4 Händen“ (EP 3193) – erschienen beide 1907 bei C. F. Peters; siehe hierzu auch Fußnote 14.

11. C. F. PETERS AN RICHARD STRAUSS

[LEIPZIG], 23. APRIL 1907

23. IV[.] [190]7

Herrn
         Dr. Richard Strauss
                             BERLIN.
                             --------------

Sehr geehrter Herr!

Im Begriff Ihr Opus 57 zum Druck zu geben, bitte ich um gefl. Nachricht, ob Sie für das dem Kaiser zu überreichende Partitur-Exemplar ausser hervorragend gutem Papier besondere Wünsche haben: Titel und Widmung in goldener Schrift? Broschiert in dem üblichen Edition Peters Umschlag oder gebunden?

Und falls letzteres, wie soll der Einband sein? - | Ich dachte auch \ die Ausgabe für Militärmusik & / die zweihändige und vierhändige Bearbeitung mit Widmungsblatt zu versehen, - möchte aber vorsichtshalber auch hierfür Ihre Einverständnisserklärung [sic!] erbitten. -

Für baldigste Rückäusserung wäre ich Ihnen dankbar und verbleibe mit verbindlichen Grüssen.

Ihr hochachtungsvoll ergebener

Henri Hinrichsen

Quelle: StA-L, 21070 C. F. Peters Leipzig, Nr. 5033, Bl. 607; maschinenschriftlich; 1