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Die kleine Rutherford wurde seit acht Tagen vermisst, als Larry Ott bei seiner Rückkehr nach Hause feststellte, dass ihn dort ein Monster erwartete.
In der Nacht zuvor hatte es über weiten Teilen des Südostens gestürmt: in den Nachrichten Sturzfluten, abgeknickte Bäume und Bilder von zerlegten Wohnwagen. Larry, einundvierzig und ledig, lebte allein im ländlichen Mississippi, im Haus seiner Eltern, das jetzt sein Haus war, obwohl er
es nicht über sich brachte, es so zu sehen. Er benahm sich eher wie ein Kurator, hielt die
Zimmer sauber, beantwortete die Post und bezahlte Rechnungen, schaltete abends
zu den richtigen Zeiten den Fernseher ein, lächelte mit der Lachkonserve, aß zu dem, was die Sender ihm präsentierten, sein McDonald’s oder Kentucky Fried Chicken und saß dann auf seiner vorderen Veranda, während der Tag sich aus den Bäumen über das Feld verströmte und die Nacht herabsank, immer anders, immer gleich.
Es war Anfang September. In der Hand einen Becher Kaffee, hatte er an jenem
Morgen auf der Veranda gestanden und schon leicht geschwitzt, während er den gleißenden Vorplatz betrachtete, die schlammige Zufahrt, den Stacheldrahtzaun, die aufgeweichte, grüne Wiese dahinter, die auf der anderen Seite, wo der Wald begann, von Disteln,
Goldrute, Salbei und Geißblatt überwuchert war. Bis zu seinem nächsten Nachbarn waren es fast zwei Kilometer und zwei weitere bis zum Laden an
der Kreuzung, der schon vor Jahren dichtgemacht hatte.
Am Rand der Veranda hingen mehrere Farnwedel aus der Traufe, in einem hatte sich
das Windspiel seiner Mutter verheddert wie eine achtlos weggeworfene Marionette. Er stellte seinen Kaffee auf dem Geländer ab und löste die schlanken Röhren von den Blättern.
Hinterm Haus schob er die beiden Flügel des Scheunentors zur Seite, an deren Unterkante je ein Rasenmäherrad angebracht war. Er nahm die schwarz verbrannte Sardinendose vom Auspuff
des Traktors, hängte sie an ihren Nagel an der Wand und stieg auf das Fahrzeug. Auf der
Metallschale sitzend, trat er mit einem Fuß die Kupplung und mit dem anderen die Bremse, ruckte den Schalthebel des alten
Ford in den Leerlauf und drehte den Zündschlüssel. Der Traktor hatte wie alles andere seinem Vater gehört, ein 8N, Kotflügel und gerundete Haube grau lackiert, Motor und Karosserie jedoch feuerwehrrot.
Dieser rote Motor sprang nun an, und Larry ließ ihn ein paarmal aufheulen, sodass sich die Luft um seinen Kopf von
Abgasschwaden bläute, deren Geruch er angenehm fand. Er stieß rückwärts hinaus, fuhr das Hebewerk hoch und federte auf dem Sitz, während die großen, mit je siebzig Liter Wasser beschwerten Räder des Traktors über das Land rollten. Der Ford walzte durch Unkraut und Wildblumen und ließ Hummeln aufstieben, Schmetterlinge, nasse Grashüpfer und Libellen, die seine Mutter Teufelsnadel genannt hatte. Der Traktor warf
seinen langen Schatten in Richtung des hinteren Zauns, und Larry bog ab und
umrundete die Wiese; entlang des Stacheldrahts war der Liguster zurückgeschnitten, die Bäume standen hoch und üppig, das noch im Schatten liegende Südende war taubedeckt und kühl. Von März bis Juli mähte er zweimal im Monat, doch wenn die Herbst-Wildblumen kamen, ließ er sie wachsen. Im September zogen Kolibris durch, umschwirrten den Salbei, den
sie offenbar liebten, und verjagten einander von den Blüten.
Beim Hühnergehege legte er den Rückwärtsgang ein, stieß zurück und senkte dabei die Anhängerkupplung ab. Er warf einen prüfenden Blick in den Himmel und schüttelte den Kopf. Weiter weg drängten sich Wolken über die Bäume, und Regen lag in der Luft. In der Sattelkammer füllte er Futtermittel und Mais in einen Plastikmilchkrug mit verbreiterter Öffnung; von den braunen Pellets und staubigen gelben Körnern stieg ein leicht erdiger Geruch auf. Er fügte noch ein wenig Grieß hinzu, zerkleinerte Kiesel, die den Hühnern beim Verdauen halfen. Das ursprüngliche Gehege, das sein Vater nach Larrys ferner Erinnerung irgendwann als
Muttertagsgeschenk gebaut hatte, war knapp sieben Meter breit gewesen und hatte
sich die ganze Länge der linken Scheunenwand entlanggezogen, verbunden mit einem Raum im Innern,
der zum Stall umfunktioniert worden war. Das neue Gehege war anders. Larry
hatte immer gestört, dass die Hühner ihr Leben auf ein und demselben Fleck zubrachten – Staub bei trockenem, Matsch bei nassem Wetter –, zumal die fast fünf Morgen große Wiese um sein Haus nichts als Unkraut hervorbrachte und Ungeziefer anlockte:
Wie schade, dass die Hühner nichts davon hatten. Versuchsweise hatte er ein paar frei laufen lassen, in
der Hoffnung, dass sie in der Nähe bleiben und die Scheune als Schlafplatz nutzen würden, aber das erste Huhn steuerte den Wald an, schlüpfte unterm Zaun hindurch und ward nie mehr gesehen, und das nächste wurde umgehend Opfer eines Rotluchses. Er ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und dachte sich etwas aus. An einem
Sommerwochenende baute er einen mannshohen, verschiebbaren Käfig mit offenem Boden und brachte an dessen hinterem Ende einen Satz Rasenmäherräder an. Er baute das Gehege seines Vaters ab und setzte in seines einen Durchlass, der vor die Außentür des Stalls passte, sodass die Hühner, wenn sie herauskamen, in seinem Käfig landeten. Jeden Morgen verschloss er den Durchlass und zog, sofern das
Wetter es zuließ, den Käfig mit dem Traktor auf die Wiese, jedes Mal an eine andere Stelle, sodass die Hühner frisches Futter – Insekten, Pflanzen – bekamen und ihre Exkremente das Gras nicht verdarben, sondern düngten. Den Hühnern jedenfalls gefiel es, und die Dotter ihrer Eier waren inzwischen sehr viel
gelber als zuvor und schmeckten doppelt so gut.
Er trat mit dem Futter ins Freie. Über den Bäumen ganz im Norden türmten sich Gewitterwolken wie ein sich blähender Berg, und der Wind frischte bereits so stark auf, dass das Windspiel auf
der Veranda sang. Ich lass sie lieber drin, dachte Larry, ging wieder hinein,
hob den Holzriegel und betrat den Stall mit seinem Geruch nach Exkrementen und
warmem Staub. Er schloss die Tür hinter sich, zu seinen Füßen schwebten Flaumfedern herab. Heute saßen vier von den braunen Hennen mit wachsamem Blick in ihren Sperrholzkisten,
tief in Kiefernadelstreu.
»Guten Morgen, Ladys«, sagte er, drehte den Wasserhahn über dem alten Reifen auf, der längs durchgeschnitten war wie ein halbierter Donut, und schob sich, während Wasser in die Gummirinne einlief, geduckt durch den Durchlass in den Käfig, wie in einem Sog gefolgt von den nicht brütenden Hennen. Vor dem Gehege tuckerte der Traktor im Leerlauf. Larry streute
das Futter aus und sah einen Moment lang zu, wie sie es mit roboterhaftem
Rucken aufpickten, gackerten, scharrten und zwischen den gefleckten Exkrementen
und nassen Federn die Köpfe auf- und ab bewegten. Er kehrte in den Stall zurück, scheuchte die brütenden Hennen aus den Kisten, sammelte die kotbesprenkelten Eier ein und legte
sie in einen Korb. »Angenehmen Tag, Ladys«, sagte er im Hinausgehen, drehte den Wasserhahn zu, verriegelte die Tür, hängte den Krug an seinen Nagel. »Wir sehen zu, dass wir morgen rauskommen.«
Wieder im Haus, schnäuzte er sich die Nase, wusch sich die Hände und rasierte sich vor dem Spiegel des vom Flur abgehenden Badezimmers. Er
klopfte den Rasierer am Waschbeckenrand aus; die um den Ausguss verteilten
Stoppeln waren eher grau als schwarz, und er wusste, wenn er sich nicht mehr
rasieren würde, wäre sein Bart so grau wie der, den sich sein Vater vor dreißig, fünfunddreißig Jahren jedes Mal zur Jagdzeit hatte stehen lassen. Als Kind war Larry
pummelig gewesen, doch inzwischen war sein Gesicht hager, sein braunes Haar
kurz, aber ungleichmäßig, weil er es selbst schnitt, und das, schon bevor seine Mutter ins River Acres
gekommen war, ein Altersheim fernab jedes Flusses, wo man, was Pflegepersonal
wie Pflegebedürftige anging, fast nur Schwarze sah. Etwas Besseres wäre ihm lieber gewesen, aber mehr konnte er sich nicht leisten. Er spritzte sich
warmes Wasser ins Gesicht und wischte mit einem Waschlappen über sein Konterfei in dem beschlagenen Spiegel.
Da war er. Ein Mechaniker, aber nur in der Theorie. Er betrieb eine Werkstatt
mit zwei Montageplätzen am Highway 11 North, das heruntergekommene weiße Hohlblockgebäude mit grünen Faschen. Er fuhr den roten Ford Pick-up seines Vaters, ein Modell von Anfang
der Siebzigerjahre mit einer Laderaumwanne aus Holz, über dreißig Jahre alt, mit nur neunzigtausend Kilometern auf dem Tacho, dem Original-Sechszylindermotor und, von ein paar Windschutzscheiben und Scheinwerfern abgesehen, noch fast allen Teilen, mit denen es aus der Fabrik gekommen war. Der
Wagen hatte Trittbretter, und auf der Ladefläche befand sich ein Werkzeugkasten mit Larrys Ratschen, Steck- und Schraubenschlüsseln, falls er zu einer Panne gerufen wurde. Vor der Heckscheibe war ein Gewehrständer angebracht, auf dem sein Regenschirm lag – seit 9/11 durfte man Schusswaffen nicht mehr offen transportieren. Doch wegen
seiner Vergangenheit hatte Larry schon davor keine Waffe besitzen dürfen.
In seinem Schlafzimmer, in dem sich Taschenbücher stapelten, setzte er die zu seiner Arbeitskluft gehörende Mütze auf, dann schlüpfte er in die grüne Khakihose und in ein dazu passendes Baumwollhemd — zu dieser Jahreszeit kurzärmelig — mit dem Schriftzug LARRY in einem Oval auf der Brusttasche. Er trug schwarze Arbeitsschuhe mit Stahlkappen, eine Gewohnheit seines Vaters, der ebenfalls
Mechaniker gewesen war. Er briet ein halbes Pfund Schinkenspeck, verrührte im Fett die vorhin eingesammelten Eier, öffnete eine Cola und schaute beim Essen die Nachrichten. Die kleine Rutherford
wurde immer noch vermisst. Elf Jungs in Bagdad gefallen.
Highschool-Footballergebnisse.
Er trennte sein Handy vom Ladegerät – keine Anrufe, steckte es in die Hosentasche, griff sich den Roman, den er gerade las,
schloss die Tür hinter sich ab, stieg vorsichtig die nassen Stufen hinunter und ging raschelnd
durch das Gras zu seinem Wagen. Er stieg ein, ließ den Motor an, wendete und fuhr los, während bereits Regentropfen auf seiner Windschutzscheibe zerplatzten. Am Ende
seiner langen Zufahrt hielt er an seinem Briefkasten, einem ramponierten
schwarzen Gehäuse, das schief auf seinem Pfosten saß und dessen Klappe und rotes Fähnchen schon vor langer Zeit abgerissen worden waren. Er kurbelte das Fenster
herunter und griff hinein. Ein Päckchen. Er zog es heraus: von einem seiner Buchclubs. Mehrere Kataloge. Die
Telefonrechnung. Er legte die Post neben sich auf den Beifahrersitz, schaltete
auf Drive und bog auf den Highway ein. Bald würde er bei seiner Werkstatt sein, das Tor hochkurbeln, den Mülleimer hinausbringen, die großen Hintertüren öffnen und den Ventilator so aufstellen, dass die Luft zirkulierte. Einen Moment
lang würde er vorn bei den Zapfsäulen stehen, nach Autos Ausschau halten und hoffen, dass vielleicht einer der
Mexikaner von dem Motel gegenüber seine Bremsen oder sonst was nachsehen lassen wollte. Dann würde er ins Büro gehen, einen Keil unter die Tür schieben, damit sie offen blieb, das GESCHLOSSEN-Schild auf OFFEN drehen, sich
aus dem Automaten in der Ecke eine Cola holen und am Flaschenöffner den Deckel abhebeln. Er würde sich hinter seinen Schreibtisch setzen, von wo er durchs Fenster die Straße – ein oder zwei Autos alle halbe Stunde – sehen konnte. Er würde die unterste Schublade auf der linken Seite herausziehen, die Füße darauf stützen, das Päckchen aufreißen und nachsehen, welche Bücher des Monats man ihm geschickt hatte.
Doch zwei Stunden später war er auf dem Weg zurück nach Hause. Er hatte einen Anruf auf dem Handy bekommen. Ihr gehe es gut, hatte seine Mutter zu ihm gesagt, und ob er ihr wohl
Mittagessen bringen könne.
»Ja, Ma’am«, hatte er gesagt.
Außer dem Mittagessen wollte er auch noch ein Fotoalbum holen – eine der Pflegerinnen, die nette, hatte ihm gesagt, das helfe dem Gedächtnis seiner Mutter auf die Sprünge, und sie sei dann öfter und länger, bei sich. Wenn er sich beeilte, konnte er das Album holen, beim Kentucky
Fried Chicken vorbeifahren und vor Mittag dort sein.
Er fuhr schnell, was unklug von ihm war. Die örtliche Polizei kannte seinen Wagen und behielt ihn, Larry, genau im Auge, stand häufig in der Nähe der Eisenbahngleise, wo er täglich vorbeikam. Er bekam nur wenig Besuch, sah man von den Teenagern ab, die
mitten in der Nacht eine lärmende Runde vor seinem Haus drehten, johlten und Bierflaschen oder Böller warfen. Und natürlich Wallace Stringfellow, der sein einziger Freund war. Was ihm aber jedes
Mal, so wie gestern, an die Nieren ging, waren die gelegentlichen Besuche von
Roy French, dem Chefermittler des Gerald County, wenn er mit einem
Durchsuchungsbefehl kam. »Sie verstehen das sicher«, sagte French jedes Mal und tippte ihm mit dem Papier gegen die Brust. »Ich muss jede Möglichkeit untersuchen. Sie sind nun mal eine Person von Interesse, wie wir das
nennen.« Dann nickte Larry, trat zur Seite, ohne den Durchsuchungsbefehl zu lesen, ließ French herein und setzte sich auf die vordere Veranda, während French die Schubladen in den Zimmern, die Wäschekammer neben der Küche, Schränke und den Dachboden durchwühlte, auf Händen und Knien mit der Taschenlampe unters Haus leuchtete, sich in der Scheune umsah und die Hühner erschreckte. »Sie verstehen das sicher«, wiederholte French normalerweise, wenn er ging.
Und Larry verstand es durchaus. Wenn er seine Tochter vermissen würde, käme er auch hierher. Er würde überall hingehen. Das Schlimmste musste das Warten sein, ohne dass man etwas tun
konnte, während die Kleine im Wald umherirrte oder gefesselt in irgendeinem Wandschrank
steckte, mit ihrem eigenen roten BH an der Stange aufgehängt.
Klar verstand er das.
Er hielt vor der Veranda, stieg aus und ließ die Wagentür offen. Er schnallte sich nie an; seine Leute hatten das auch nie getan. Er
eilte die Stufen hinauf, öffnete das Fliegengitter und hielt es mit dem Fuß offen, während er seinen Schlüssel hervorkramte, aufschloss, ins Zimmer trat und eine offene Schuhschachtel
auf dem Tisch bemerkte.
Ihm wurde kalt um die Brust. Er drehte sich um und sah das Gesicht des Monsters,
erkannte es sofort als die Maske, die er seit seiner Kindheit besaß und die seine Mutter gehasst und sein Vater lächerlich gemacht hatte, einen grauen Zombie mit blutigen Scharten, struppigen
Haarbüscheln und einem Plastikauge, das an roten Fäden baumelte. Im Gegensatz zu der Person, die sie jetzt trug, hatte French die
in Larrys Schrank versteckte Maske nie gefunden.
Larry sagte: »Was – «
Der Mann mit der Maske fiel ihm mit hoher Stimme ins Wort. »Jeder weiß, was du getan hast.« Er hob einen Revolver.
Larry streckte die Hände zur Seite, während der Mann hinter dem Revolver auf ihn zukam. »Moment«, sagte er.
Aber er kam gar nicht dazu abzustreiten, dass er vergangene Woche die kleine
Rutherford oder vor fünfundzwanzig Jahren Cindy Walker entführt hatte, weil der Mann näher trat und ihm den Lauf in die Brust rammte, sodass Larry einen Moment lang
Menschenaugen im Gesicht des Monsters sah, etwas Vertrautes darin erkannte. Dann hörte er den Schuss.
Als er die Augen öffnete, lag er auf dem Boden und schaute zur Zimmerdecke. Ihm dröhnten die Ohren. Unter dem Hemd zitterte sein Bauch, und er hatte sich auf die
Lippe gebissen. Er drehte den Kopf, und das Monster, das jetzt kleiner aussah
als vorhin, lehnte, nach Atem ringend, an der Wand neben der Tür. Es trug weiße Gartenhandschuhe aus Baumwolle, und beide Hände zitterten, sowohl die mit dem Revolver als auch die andere.
»Krepier«, krächzte es.
Larry spürte keine Schmerzen, nur Blut, das Herz, das so schnell schlug, dass es immer
mehr herauspresste, hellrotes Lungenblut, das er riechen konnte. Irgendetwas
brannte. Er konnte den linken Arm nicht bewegen, fasste sich daher mit der
rechten Hand an die Brust, die sich hob und senkte, während ihm Blut zwischen den Fingern hindurchquoll und unter dem Hemd an den
Rippen hinunterlief. Er schmeckte Kupfer auf der Zunge. Er fror, war müde und hatte großen Durst. Er dachte an seine Mutter. Seinen Vater. An Cindy Walker, wie sie im
Wald stand.
Der Mann an der Wand war in die Hocke gegangen und beobachtete ihn durch die
Maske, in deren Augenlöchern Augen schimmerten, und Larry empfand eine seltsame Nachsicht mit ihm, weil
alle Monster missverstanden wurden. Der Mann nahm den Revolver von der linken
in die rechte Hand, berührte die Maske, als hätte er vergessen, dass er sie trug, und hinterließ einen neuen roten Fleck, etwas Echtes im Aufgemalten, auf der grauen Wange. Er
trug alte, an den Knien zerfranste Bluejeans und über die Schuhe umgeschlagene Socken, und auf seinem Hemdsärmel war ein hellroter Blutspritzer zu sehen.
Larrys Kopf und Gesicht waren erfüllt von einem lauten Klapperschlangenrasseln, und er hörte sich etwas flüstern, was wie Still klang.
Der Mann mit der Maske schüttelte den Kopf und nahm den Revolver von der einen in die andere Hand;
inzwischen waren beide Handschuhe rot besudelt.
»Krepier«, sagte er erneut.
Larry hatte nichts dagegen.