Image

KARL MAY’S
GESAMMELTE WERKE
BAND 82

IN FERNEN
ZONEN

KARL MAYS WELTREISEN
ORIENT 1899-1900
AMERIKA 1908

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

Inhalt

Vorwort - KARL MAYS REISEN UND IHRE WIRKLICHKEIT

KARL MAY UND DIE FRÜHREISENLEGENDEN

KARL MAYS ORIENTREISE 1899/1900

KARL MAY IN AMERIKA

1. Von Bremen nach New York

2. New York

3. Albany

4. Buffalo

5. Niagara Falls

6. Lawrence

7. New York, Radebeul und London

Nachwort - DETEKTIVE

Vorwort

KARL MAYS REISEN UND IHRE WIRKLICHKEIT

Dass jemand, der „eine Reise tut“, dann „was erzählen“ könne, war einmal ein geflügeltes Wort – in jenen vergangenen Zeiten freilich, wo der „Herr Urian“ des liebenswürdigen Abendlied-Dichters Matthias Claudius noch ein Begriff war und das Abendland noch keine Last-Minute-Angebote brauchte, um aus der Provinz herauszukommen. „Reisen“ war ein Zauberwort damals, und es hatte so sehr mit „Leben“ zu schaffen, dass es dafür sogar die am häufigsten gebrauchte poetische Metapher stellte; in Karl Mays Spätwerk tritt es dann so noch einmal in die Erscheinung. Tatsächlich hat es seine ganz eigene Kulturgeschichte; sie mag leicht ein Spiegel der Kulturgeschichte selber und ihrer Entwicklung sein. Am Anfang aller Bewegungen ins Ausländische stand das Handel-Treiben – wie die Habgier, gemächlicher der Erwerbssinn, am Anfang aller menschlichen Antriebe steht; wie sie aber wurde es bald schon veredelt durch die Begierde nach geistigem Besitz: nach Erfahrung des Anderen, Erforschung des Fremden. Und schließlich kamen als Lockung die geistlichen Verdienste hinzu, die so zu erwerben waren, denn die Ursprünge der abendländischen Religion lagen im Morgenland, und der Blick richtete sich früh denn weit hinüber auf den Orient; dreihundert Jahre lang bestimmte er sogar eine schlimme politische Bewegung, die so genannten „Kreuzzüge“. Handelswege, Pilgerstraßen und Forschungsbahnen flossen schließlich zusammen, wie die Reisenden auf ihnen zur Personalunion gelangten: Geistliche waren geschickte Kaufleute, Geistliche wie Kaufleute waren geschickt auch die ersten Geo- und Ethnographen. Entsprechend waren im Ansehen, das „der Reisende“ genoss, alle drei Qualitäten vereint und bleibend in seinem Wortsinn gegenwärtig: die Bewunderung vor dem geschäftlichen Erfolg, die Achtung vor der religiösen Sphäre, der Respekt vor der Wissenschaft. Wer reiste, hatte nicht nur „mehr vom Leben“ gesehen, er war geradezu etwas Besseres, ein Auserwählter, ein Mensch von höchstem gesellschaftlichem Prestige.

Zumal wenn er „was erzählen“ konnte. Der erste „Reiseerzähler“ war ohne Frage Herodot, auch er bereits ein Fabulierer, ein Künstler, dem die poetische Wahrheit gleichberechtigt neben der faktischen stand. Künstler von seiner Art gab es dann durch alle Jahrhunderte in wachsender Zahl; das arabische Mittelalter stand mit Ibn Dschubair oder Ibn Batuta den christlichen Chronisten der Kreuzzugszeit in nichts nach. Erst im 18. Jahrhundert aber nahm die Reiseliteratur einen glänzenden Aufschwung, und im 19. erreichte sie ihren Zenit – und überschritt ihn. Als Karl May, auf Schule und Seminar, „Erdkunde“ lernte, gab es noch viele weiße Flecken auf den Landkarten: Die Welt war geheimnisvoller, der Drang, von ihren Geheimnissen zu hören, größer als heute, wo man schon eher wieder weghören möchte. Die Namen der großen Reisebeschreiber waren mithin in aller Munde, von Thümmel angefangen bis zu Fallmerayer und Gregorovius, von Heine zu Chamisso und Kotzebue (nicht August, sondern Otto von), an aller Spitze Alexander von Humboldt, und was dem einen Rohlfs war oder Lepsius, war dem andern Gustav Nachtigal: hoch angesehen sie alle. Mit Wahrscheinlichkeit haben sie alle auch zu Karl Mays früher Lektüre gehört wie zu seiner unmittelbaren Lebensaktualität: In dem Jahr, in dem er Waldheim hinter sich ließ, um seine Laufbahn als Reiseschriftsteller zu beginnen, erschien – und blieb ein Bestseller über fast hundert Jahre – Stanleys Wie ich Livingstone fand, das Buch um jenen abhanden gekommenen Afrika-Forscher (und Missionar), dem seine Reisen dann sogar eine Grabstätte in der Westminsterabtei verschafft hatten. Längst aber waren neben die Reisenden zu Wasser und zu Lande jene anderen getreten, denen es genügte, die Fernen Länder „mit der Seele zu suchen“, die Schreibtischabenteurer, die nicht vergaßen, dass all die vielen sachlichen Nachrichten von Ländern und Menschen als Beschreibungen ja doch „Literatur“ blieben und danach verlangten, Spiel-Sachen der Phantasie zu sein. Karl May, der sich in kurzer Zeit an ihre Spitze schrieb, hatte als Autor und Erfinder homerischer Abenteuergeschichten gewiss wohl Vorläufer – wie Cooper, Gerstäcker, Möllhausen, um nur die bekanntesten zu nennen; aber was ihn abhob von ihnen und ganz für sich stellte, war die so noch nicht gekannte Verbindung der exotischen Schauplätze mit der Memoirenform der Ich-Erzählung. Sie machte seine Bücher von Anfang an unvergleichlich suggestiv, und war sie das Ergebnis durchaus komplexer schreibtechnischer Strategien, so griff sie zugleich doch auch nachhaltig in sein persönliches Lebensgefüge zurück: Ihre Geschichte wurde die seines Vorlebens, hochglänzender Ersatz für jenes andere, das er in so trübem Halbdunkel hatte verbringen müssen. Diese Notwendigkeit, ersonnenes Leben an die Stelle des real erfahrenen zu setzen, entband den hohen künstlerischen Grad an Wirklichkeits-Schein, den er seinen Büchern zu verschaffen suchte und auch immer eindrucksvoller verlieh: Sie war auch der Beweg-Grund für ihn, die exakte Reiseliteratur der Forschung sorgfältig zu studieren, sich anzueignen, in seine ureigenste Lebens-Reise-Erzählung zu überführen.

Aus dem Schmelztiegel von Ich und Nicht-Ich kam so eine Identität, die binnen kurzem Millionen faszinierte. Angesichts der vielen verschiedenen Kräfte, die Mays Schreiben antrieben und heute die Forschung beschäftigen, angesichts der vielen Rollen auch, die er seinem Ich zu spielen aufgab, war die des Weltreisenden anfangs wohl fast nebensächlich, und er dürfte eher verwundert auf die Erfahrung reagiert haben, wie wichtig sie seinen Lesern war. Peter Roseggers Urteil, bereits 1877 ergangen, er halte ihn „für einen vielerfahrenen Mann, der lange Zeit im Orient gelebt haben muss“, ist ihm zwar nicht zu Gesicht gekommen; aber gehört haben dürfte er es ähnlich aus vieler Munde. Ja, vielleicht war er zuerst sogar enttäuscht darüber, dass seine Verschmelzung der Wirklichkeiten nicht als künstlerische Leistung gewürdigt wurde, sondern nur als bestandenes Lebens-Abenteuer. Aber er fügte sich: Er nahm die von ihm erwartete Haltung an, in Tropenanzug und Tropenhelm; er stattete nicht nur sein Helden-Ich, sondern auch sein reales Leben mit abenteuerlichen Legenden aus wie seine Wohnräume mit den Trophäen des Großwildjägers. Und wenn er sich gegenüber all den nun ausbrechenden Exzessen des Personenkults um ihn herum auch immer ein Quäntchen Ironie bewahrte, so gab er, Weltreisender in dreieiniger Gestalt, doch seine Vorstellungen in allem Ernst: Er hatte eigentlich nur der „Lehrer seiner Leser“ sein wollen und musste nun, nach der Ausdrucksweise seines Gegners Cardauns, „Jules Verne und den Apostel Paulus in einer Person darstellen“, denn jene, seine Leser, waren eben nicht nur seine „Kunden“, sondern auch wissbegierig und glaubensstark im Extrem. Nun konnte er es nicht mehr bei dem früher geübten sophistischen Umgang mit der Wahrheit belassen, der ihm ohne Gewissensbisse die Behauptung ermöglichte, er sei inzwischen wieder „in Amerika“ gewesen, weil er ja wirklich in jener Ortschaft seiner sächsischen Heimat gewesen war, die so hieß. Nun lebte er seine Erzählungen fort, unbekümmert ins Virtuelle hinein, und was die Baustoffe der Wirklichkeit nicht bereitstellten, leisteten mühelos ersatzweise die Buchstaben der Wörter. Er hielt Hof, empfing seine Leser, gab auf seinen Fahrten durch Deutschland Massenaudienzen: gefeiert gar nicht so sehr als der große Schriftsteller, der er ja wirklich geworden war, „einer der erfolgreichsten unter allen deutschen Autoren der Gegenwart“, wie die ihm ungewogene Frankfurter Zeitung ihn nannte, sondern als der „Weltläufer“, den die enge deutsche Wirklichkeit nicht hatte halten können, „der Mann, der die ganze Welt bereist hat“, wie der Bayerische Kurier schrieb, „der letzte Vertreter der Romantik des Wilden Westens.“ Was die Zeitung aber mit diesem fast schon nostalgisch anmutenden, wie rückwärts gewandten Blick aussprach, hatte er selbst noch gar nicht wahrgenommen: die Tatsache nämlich, dass seine Rolle längst in die Jahre gekommen und bereits wieder un-wirklich geworden war. Denn die Zeit seines Aufstiegs ins höchste gesellschaftliche Ansehen war jenes Vierteljahrhundert gewesen, in dem sich die Welt rapide wie nie verändert hatte. Die weißen Flecken auf den Karten waren endgültig verschwunden; die neuen Verkehrswege führten überall hin. Es gab bereits den „Tourismus“, das nur noch volkswirtschaftliche Reisen, das kein Prestige mehr verlieh; es gab, kurzum, eine gänzlich neue Wirklichkeit. Und als er nun, verspätet, wirklich aufbrach, um eine Weltreise anzutreten, in den Orient, 1899/1900, zu jedem Abenteuer dabei bereit, stand ihm notwendig ein Schock bevor, und in Meyers Konversationslexikon, das er sonst so gern benutzte, stand ungelesen der Satz, der diesen Schock voraus umschrieb: nämlich dass „heute eine Reise um den ganzen Erdball zu den alltäglichen Vorkommnissen“ gehöre.

Man muss sich klarmachen, in welchem Maß Karl Mays „Image“ bei den Lesern von der Statur des Weltreisenden geprägt war, um das grausame späte Schicksal zu begreifen, das ihm widerfuhr: Nicht die „Entlarvung“ des Kolportage-Autors war dafür entscheidend (die auch weit weniger eine literarische Kritik war als eine spießermoralische), sondern die Enthüllung, dass er „gar nicht gereist“ war. Sie ließ die Aura des Auserwählten um seine Person fast schlagartig erlöschen; sie kostete ihn nicht nur die Freundschaft seiner bürgerlichen Bekannten wie Felbers in Hamburg und Seylers in Deidesheim (und vermutlich noch viele andere Zuneigungen), sondern sein gesamtes öffentliches Ansehen. So perfekt „wirklich“ hatte er geschrieben, dass seine Leistung nun nicht mehr „Kunst“ hieß, sondern „Betrug“. Hatte eine frühe Kritik der 80er Jahre, der wie May der reisende Assyriologe Layard nicht unbekannt geblieben war, sich noch in milder Ironie zu dem Nachweis versucht gefühlt, „dass der phantasievolle Verfasser seine Reisen sogar bis auf Layards Werke ausgedehnt habe“, so sprachen die Gegner Mamroth und Cardauns nun direkt von „Unwahrheit“ und „Lüge“; die Gegnerin Silling giftete sich, als sie fünf Jahre später eine literarische Kritik des Friede-Buches verfassen sollte, in der Hauptsache darüber, dass er „nur eine Täuschung aufrecht erhält und sie in Wirklichkeit verwandelt, dass er nämlich alle geschilderten Heldentaten selbst ausführte“, und wieder fünf Jahre später mühte sich der Gegner Pöllmann um den Nachweis einiger Sachbuch-Plagiate mit einer Verbissenheit, die eigentlich schon damals so lächerlich hätte wirken müssen wie heute. Der „Weltreisende“ war nur ein Rollenspiel gewesen, ein geborgtes Kostüm: das wurde ihm nun mit aberwitzigem Aufwand nachgewiesen, und es gehört zu den ebenso bizarren wie tragischen Zügen seines späten Schicksals, dass es in eben dem Augenblick geschah, wo er selber die Unhaltbarkeit dieser Rolle und dieses Spiels erkannte und aus freien Stücken davon Abschied nahm.

Denn hatte die große Reise in den Orient noch der Beweisführung dienen sollen, der Übertragung des imaginierten Weltläufers in die Wirkliche Welt, so brachte sie Karl May den jähen Einbruch der Wirklichkeit nun in die Welt seiner Imagination. Es war vorbei damit; er würde nie wieder in ihr leben können wie einst. Man muss durchaus bewundernswert nennen, wie er diesen Schock beantwortete. Er suchte nicht mehr nach einem Ersatz für den Weltreisenden, den es nicht mehr gab. Sondern er besann sich darauf, dass die schwere Arbeit, Wirklichkeit herzustellen, ursprünglich ein künstlerisches Ziel gewesen war, gar kein privates, persönliches. Und so wandte er seine Arbeit denn gänzlich der Kunst zu: Er schrieb nun nur noch „figürliche Reiseerzählungen“ – und kam ganz spät darauf, dass er eigentlich nie etwas anderes getan hatte. Darin kann man ihm, in einem sehr übertragenen Sinn, endlich sogar zustimmen: Auch der „Weltläufer“ Karl May war immer „symbolisch“ gemeint gewesen, und sein „Reisen“ kehrte bruchlos in die Lebens-Bedeutung zurück. So wurde denn auch die Amerika-Reise von 1908 mit ganz anderer Zielsetzung angetreten als die in den Orient, wo er sich noch für alle möglichen Abenteuer offen gehalten hatte. Jetzt war er müde, in allen Lebenskräften zermürbt durch die unerhörte Verfolgung, und sollte er auch nur von fern den Gedanken gehegt haben, noch einmal das Exotische als Flucht- und Rettungsfeld zu erproben, so wusste er jedenfalls bald, dass man auch in Amerika nicht mehr „aus der Welt“ sein konnte. Er reiste zum anderen Kontinent hinüber wie ein Bürger in die Spätsommerfrische, und nach kurzer Weile blieb er beschaulich „am Ort“, der nun fast zufällig nur das Clifton House am Niagara war, aber ebenso gut ein Gasthof daheim am Lichtenhainer Wasserfall hätte sein können. Er blieb auch nur kurz in seinem eigentlich doch ureigensten Land – viel kürzer noch, als die Forschung bisher annahm. Dass es seinen Wilden Westen nicht mehr gab, wusste er wohl, und so machte er sich nicht einmal die Mühe, ihn wenigstens geographisch noch aufzusuchen. Hoch zu Ross im Kostüm wie einstens hoch zu Kamel stellt ihn kein Photo mehr vor; die Aufnahmen Klaras, für die Öffentlichkeit bestimmt, zeigen ostentativ einen Mann, der nichts anderes mehr sein will als ein alter Herr in grauem Anzug…

Ein Anlass zum Streiten, gar ein Kriterium für den Rang seines Werks sind die wirklichen Reisen Karl Mays lange nicht mehr. Das „Verzähl’ Er doch weiter, Herr Urian“, Tutti-Refrain seiner Leserschaft seit über hundert Jahren, hat schließlich gelassen alle wahrheitsfanatischen Redensarten von Kritikern und Pädagogen übertönt und zum Schweigen gebracht; sie hatten in einer wieder und wieder veränderten Welt, in der fast jedermann inzwischen, oft schon als Säugling, zu seinen Antipoden gereist ist, keinerlei Chancen. Schon gar nicht hatten sie Chancen vor der Kraft der Kunst. Was eigentlich mindert die Wirklichkeit der lebendigen Prosa vor jener des prosaischen Lebens? Die Literatur lebt länger als das Tatsächliche, das ohne sie überhaupt nur Spreu wäre und Wind, und wo sie Kunst wird, hat sogar die Lüge eine Chance, schön zu sein, ja erhaben. Karl Mays Lebensreise-Erzählungen, einst erlogen, sind inzwischen so wahr geworden, wie nur etwas sein kann; die Geschichte ihres Kunst-Werdens ist das bleibende Thema, das die Nachlebenden weiter beschäftigt. Zu ihr gehören die wirklichen Reisen des Autors als wichtiges Dokument, denn auf ihnen entschieden sich die anderen, unwirklichen in der Folge. Was zu ihnen zusammenzutragen war, ist freilich wenig genug, und mehr als die Oberfläche zeigt es nicht. Aber das ist ja auch in seinen Büchern nicht anders, und man muss Spuren zu lesen verstehen, dort wie hier. Hat man das – auch von ihm selbst – gelernt, so gibt sich vieles von seiner immer rätselhaften Wesensart zu erkennen, am Ende auch dies: wie wenig er, als er wirklich Weltreisender war, der Weltreisende war, den die damalige Wirklichkeit kannte: „Seine Exzellenz der Europäer“, wie er ihn kritisch genug nannte, der Imperialist und Kolonisator, als deren Prototyp sein Ich später noch manchmal so böse verkannt worden ist. Er passte ganz und gar nicht in die damalige Wirklichkeit; – er passte vielleicht in die heutige? Wenn das so ist, so hat er nicht wenig daran mitgewirkt, dass es so ist, und Toleranz und Verständnis für die andersgläubigen und die andersfarbigen Völker verdanken sich in einem Land, dessen Jugend durch Generationen von ihm geprägt wurde, nicht zuletzt den Werbe-Texten dieses großen Schriftstellers, der wahrhaftig „was erzählen“ konnte – und ein wahrer Weltreisender der Phantasie war.

Königsberg, im Frühjahr 1999Hans Wollschläger

bei der 100. Wiederkehr

von Karl Mays Aufbruch in den Orient

KARL MAY UND DIE FRÜHREISENLEGENDEN

Als vor über hundert Jahren ein junger Schriftsteller den Grundstein für seinen späteren Ruhm legte und Helden schuf, die bis heute lebendig geblieben sind, verließ er sich da allein auf seine überreiche Phantasie, oder lag seinen Schilderungen etwa wirklich Erlebtes zugrunde? Ritt Karl Friedrich May, alias Old Shatterhand, alias Kara Ben Nemsi, schon als junger Mann durch Wüste und Prärien, erlebte allerhand Westmann-Abenteuer und schrieb diese dann nieder?

Obwohl sie urkundlich durch nichts belegt werden konnten, wurden drei frühe außereuropäische Reisen Mays lange als einigermaßen wahrscheinlich angenommen. Für viele Karl-May-Leser gehörte der Glaube daran anscheinend so unmittelbar zu ihrer Verehrung des Schriftstellers, dass sie keinen Zweifel zuließen; und das Objekt ihrer Bewunderung, Karl May selber, zeigte kein Interesse daran, das Geheimnis seiner frühen Reisen zu lüften und Licht ins Dunkel bestimmter Lebensabschnitte zu bringen. Allen Anfechtungen zum Trotz betonte er in Gesprächen bis zuletzt, schon als Zwanzigjähriger in Amerika gewesen zu sein.1

Auch in seiner Selbstbiographie Mein Leben und Streben2 spielt May geschickt auf Reiseunternehmungen an, ohne jedoch deren Ziele klar zu benennen: „Ich zog meine Gelder ein und machte eine längere Auslandsreise. Wohin, das will ich im zweiten Band dieses Werkes erzählen…“ In gleicher Weise deutet er die angebliche Reise in die Vereinigten Staaten nur sehr nebulös an: „Ich zerbrach … meine Fesseln und verschwand. Wohin, das beabsichtige ich im zweiten Band … zu berichten.“ Eine Verbindung zu Amerika ergibt sich hier lediglich durch den Ausruf seiner Mutter, die ihm aus Sorge vor einer neuerlichen Verhaftung rät: „‚Schnell wieder fort…! Nach Amerika hinüber!’ … Dann bin ich fortgegangen. Wohin? Die Erinnerung läßt mich im Stich…“

Wenn auch von Karl May nichts Genaueres über sein frühes Unterwegssein zu erfahren war, konnte sich die vage Vermutung jener Reisen zumindest so lange halten, wie es keine sicheren Belege für seine Anwesenheit in Deutschland in den ‚dunklen‘ Zeitabschnitten von Ende 1862 auf 1863, 1864 und Ende 1868 bis Anfang 1869 gab. Erst im Laufe jahrzehntelanger Forschungen tauchten immer mehr Gründe auf, solche Spekulationen abzulehnen.

Die Verbreitung der Legende geht vor allem auf den Diplomingenieur Gustav Urban (1884-1969) zurück, der sich über vierzig Jahre hinweg mit Nachdruck für die Frühreisentheorie einsetzte. Er entwickelte die These, dass Karl May sich schon von Dezember 1862 bis Herbst 1863 in Amerika aufgehalten habe und zwischen September und November 1864 durch die Schweiz, Südfrankreich und Nordafrika gereist sei. Urban stützte sich dabei auf die Erzählungen seines Vaters Carl Traugott Urban (1843-1919), der auf seiner Wanderschaft durch die Schweiz Karl May getroffen haben wollte.

Nachdem Urban 1918 im Band „ICH“ der Gesammelten Werke die Aufforderung des Verlegers Euchar Albrecht Schmid zur Bekanntgabe von Daten über May gelesen hatte, erinnerte er sich an die viele Jahre zurückliegende Erzählung seines Vaters. Bereits 1920 teilte Gustav Urban dem Karl-May-Verlag in einem Brief mit, die beiden Gefährten seien bis Vienne3 zusammengeblieben; von dort sei sein Vater nach Deutschland zurückgekehrt, während Karl May noch bis Marseille weiterwollte. So steht es auch noch in Urbans erstem Aufsatz Karl May ist gereist, der im Karl-May-Jahrbuch 1922 veröffentlicht wurde. Aus diesem Artikel erfährt der Leser, dass Carl Urban 1864 in Zürich auf Karl May traf, der hier Vorträge über Reiseeindrücke aus Amerika und über Geographie hielt. Auf den daran anschließenden gemeinsamen Wanderungen über Luzern, Lausanne, Genf und Lyon bis nach Vienne soll May über seinen Aufenthalt in St. Louis erzählt haben und darüber, wie er bei einem Bahnbau in den Westen mitgearbeitet hatte. Nachdem sich ihre Wege trennten, hat Carl Urban nichts mehr von seinem Reisegefährten gehört.

Aus dieser Quelle entsprang Gustav Urbans Theorie, die sich nach seinen eigenen Worten auf den väterlichen Reisebericht, Mays Autobiographie und den „logischen Schluss“ stützte: Karl May muss schon vor 1900 im Ausland gewesen sein. Als Indiz dafür galt ihm die Tatsache, dass May, der es wagte, mit 58 Jahren eine Weltreise anzutreten, und mit 66 Jahren alleine die USA bereiste, schon über eine gewisse Reisepraxis verfügt haben dürfte. Urban ‚beweist‘ die erste Amerikareise, die er von Ende 1862 bis Herbst 1863 ansetzt, damit, dass Mays Mutter ihrem Sohn 1868 geraten habe, nach Amerika zu gehen, das er demzufolge also bereits gekannt haben musste. Für die zweite Amerikareise (Ende 1868 bis Anfang 1869) nimmt Urban an, May sei aus Deutschland geflohen, weil er sich aufgrund früherer Erlebnisse vor Weihnachten fürchtete. Zurückgekehrt sein soll er über Kalifornien, Indien, Bagdad und den Balkan, wobei er den Grundstein für seine ersten orientalischen Erzählungen gelegt habe. Die dritte von May in seiner Lebensbeichte angedeutete fünfmonatige Reise von Juli bis Dezember 1869 könnte ihn nach Urbans Vermutung über Österreich und Ägypten bis nach Konstantinopel geführt haben, und auch die von May erwähnte Reise im Mai 1874 sei in den Orient gegangen. Urban nimmt schließlich sogar an, May sei 1883 auf dem Seeweg über Indien und Sumatra bis nach Südamerika gelangt. Er sucht das mit dem Bericht eines englischen Kolonialbeamten zu belegen, der auf Besuch bei einer mit Urban befreundeten Familie weilte und erzählte, in Sumatra mit einem deutschen Schriftsteller namens Karl May zusammengetroffen zu sein, von dem er auch eine Fotografie besaß. Diese wurde im Karl-May-Jahrbuch 1922 als Ergänzung zu Urbans Artikel abgebildet. Die wahrheitsgetreuen Mayschen Schilderungen der südamerikanischen Landschaft und Bevölkerung bestärkten Urban in seinem festen Glauben, dass der Schriftsteller die von ihm beschriebenen Länder gesehen haben musste.4

Bei alledem stimmt nicht allein die Tatsache bedenklich, dass Urban sein ganzes Wissen ausschließlich aus dem Bericht des Vaters ableitete, sondern noch viel mehr, dass jener ursprünglich nur einen Mann namens Karl May erwähnt, aber gar nicht an den bekannten Schriftsteller gedacht hatte. Erst nachdem Urban junior von diesem erzählt und Fotos vorgelegt hatte, erklärte der Vater, es müsse der May gewesen sein, der damals mit ihm reiste. Darüber hinaus muss man in Betracht ziehen, dass Carl Urbans Aussagen vierzig Jahre nach den geschilderten Erlebnissen erfolgten. Bis Gustav Urban in der Angelegenheit aktiv wurde, vergingen wiederum einige Jahre, und seine „gewissenhafteste“ Befragung führte er erst 1919 durch, kurz bevor sein mittlerweile 75-jähriger Vater starb. Die Frage, ob das alles als Theoriegerüst wohl stabil genug sei, stellte sich Urban nicht. Für ihn stand unwiderruflich fest, dass die Begegnung seines Vaters mit Karl May stattgefunden hatte und dass May Länder und Menschen deshalb so treffend schildern konnte, weil er sie aus eigener Anschauung kannte.

Innerhalb dieser Koordinaten spann Urban seine Ausführungen, die er im Laufe der Jahre immer weiter ausschmückte und die merkwürdigerweise immer konkreter wurden. So wusste er in seinem zweiten Aufsatz für das Karl-May-Jahrbuch 1925, Fährten von Mays erster Amerikareise, auf einmal zu berichten, sein Vater habe Karl May gebeten, ihm bei der Aufspürung von Verwandten in Amerika behilflich zu sein. Darauf habe ihm dieser die Anschrift des Deutschen Fred Sommer in St. Louis gegeben, mit dessen Hilfe es später anscheinend tatsächlich gelang, wieder in Kontakt mit den verschollenen Familienmitgliedern zu treten. Des weiteren teilte Urban mit, dass jener Karl May bei der damaligen Begegnung einen derzeit in Europa noch unbekannten Revolver bei sich trug, der ebenso wie seine Kleidung amerikanischen Ursprungs gewesen sein musste. Zudem erfährt der erstaunte Leser plötzlich auch noch Genaueres über Mays Amerika-Erlebnisse, die dieser seinem Wandergefährten Carl Urban geschildert haben soll und in denen sich viele Anknüpfungspunkte für Mays spätere Winnetou-Erzählungen finden lassen.

Gustav Urban fielen nun immer mehr neue Einzelheiten aus den Erzählungen seines Vaters ein, und 1935 schrieb er E. A. Schmid, er habe nun seinen letzten und interessantesten Jahrbuch-Beitrag fertig, der möglichst bald erscheinen sollte, da er viel „Neues, Interessantes über May bringen“ werde. Doch die damaligen Herausgeber lehnten den dreißigseitigen Aufsatz Old Shatterhands Reisen nach eingehender Prüfung als zu unwahrscheinlich ab (abgesehen davon, dass die Jahrbücher des Karl-May-Verlags 1934 ohnehin eingestellt wurden). Urbans Enttäuschung war maßlos, seine Theorie wurde ihm zur Besessenheit. Schon frühzeitig erkannte dies der langjährige Mitarbeiter des Karl-May-Verlags Franz Kandolf, der 1937 in einem Brief an Schmid mitteilte, dass er Urban für nicht ganz unbedenklich halte, da der in seinem Fanatismus ein gefährlicher Gegner werden könnte. Kandolf kritisierte Urbans Methoden als völlig unwissenschaftlich und war davon überzeugt, dass er sich seine Erinnerungen „aus den Fingern gesogen“ habe – wenn auch geleitet von dem tiefen Wunsch, May zu nützen.

Im Briefwechsel mit E. A. Schmid warf Urban Mitarbeitern der Karl-May-Jahrbücher immer wieder vor, zu harte Worte gegen May zu benutzen, die diesen herabsetzten. Er selbst würde Dinge, die die Öffentlichkeit schlecht aufnehmen könnte, lieber verschweigen! Schmid entgegnete ihm in einem seiner Briefe, dass die Jahrbücher nicht nur zu Ruhm und Anerkennung Mays führen sollten, sondern auch zur Klärung vieler offener Fragen. Aus den verschiedenen Ansichten würde sich dann vielleicht ein objektives Gesamtbild Mays herausschälen.

Doch davon wollte Urban nichts wissen. Bezeichnend ist seine Äußerung, dass der „Deutsche ein Heldenvorbild brauche, das in keiner Not versagt“. Dieses Vorbild fand er in Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi beziehungsweise im jungen Karl May, den er deshalb auch keinesfalls demontiert sehen wollte.

Trotz aller Gegenargumente bestand Urban weiter auf seinen Ansichten und bezeichnete viele angebliche May-Freunde als dessen erbittertste Feinde, die aus dem aufrechten, unbeugsamen, edlen deutschen Old Shatterhand einen krankhaften lügnerischen Schwächling machten. Der Karl-May-Verlag bringe dies alles mit Freuden, schiebe aber ihn, den wahren May-Freund beiseite. Schmid, der immer wieder versucht hatte, Urban möglichst schonend auf seine Widersprüche und Unwahrscheinlichkeiten hinzuweisen, schrieb ihm 1938, dass er allzu fanatisch an seinem „Wunschtraum“ hänge, der jedoch den Tatsachen nicht standhalte. Urban greife auf unbeweisbare Äußerungen seines Vaters zurück und schmücke diese mit „Phantasmagorien“ aus. Ein seriöser Verlag müsse bei Veröffentlichungen jedoch unbedingt auf dem Boden der Tatsachen bleiben.

Urban blieb dem guten Zureden verschlossen und wurde sogar zunehmend aggressiver im Ton. Bereits in einem Schreiben vom 10. Juli 1937 hatte er angekündigt, „gegen den Verlag öffentlich auftreten“ zu wollen, und mit seinen „Beziehungen zum Berliner Propagandaministerium“ gedroht, die es ihm ermöglichen würden, „diesen ganz merkwürdigen ‚Freunden‘ die weitere Besudlung und Bekämpfung Mays zu verleiden“. Das bedeutete nichts anderes als den Versuch, eine Veröffentlichung der eigenen Theorien zu erpressen. Ob Urban tatsächlich über nennenswerte Kontakte zu Joseph Goebbels’ Ministerium verfügte oder nur bluffte, muss offen bleiben. Der Karl-May-Verleger ließ sich jedenfalls nicht einschüchtern und blieb bei seiner Entscheidung. Die Sache verlief im Sand.

In seinem letzten Brief vom 7.2.1938 sprach Urban dann von dem „absurden Schauspiel“, dass er als Mays Verteidiger gegen den Karl-May-Verlag sprechen müsse. Mit dem Vorwurf, man wolle ihn, dem es doch um eine Streitschrift für Karl May gegangen sei, „mundtot“ machen, forderte er seinen Artikel zurück, um ihn anderweitig zu veröffentlichen. Damit endete der Briefwechsel zwischen Gustav Urban und E. A. Schmid. Noch als über Achtzigjähriger aber hielt Urban an seiner Theorie fest und wandte sich sogar 1961 nochmals an den Karl-May-Verlag, um die Ansichten aus seinem Aufsatz erneut darzulegen.

1962 erschien dann der Artikel aus dem Jahre 1935 unter der Überschrift Hat Karl May wirklich gelogen? Nein, sagt unser Gewährsmann in der Zeitung Neues Österreich.

Urban konstruierte darin eine bunte Abenteuergeschichte der Mayschen Reisen. Er glaubte sich in der Lage, auf Basis der mündlichen Berichte seines Vaters die Lücken in Mays Selbstbiographie aufzufüllen. Für die spätere Entfaltung standen ihm außerdem noch viele Einzelheiten über Orte und Namen zur Verfügung, die er jedoch – nach eigener Aussage – nicht gleich in den richtigen Zusammenhang bringen konnte. Erst im Laufe der Jahre seien ihm wieder Einzelheiten in Erinnerung gekommen, durch die ihm manches immer klarer wurde. Leider sagte Urban nichts darüber aus, woher diese Einzelheiten ursprünglich stammten und wie sie ihm wieder ins Gedächtnis kamen.

Urban ging nun von insgesamt fünf frühen Reisen aus, die May unternommen haben sollte. Nach verbüßter Haft im Gerichtsgefängnis von Chemnitz wegen eines angeblichen Uhrendiebstahls begab sich der junge May – laut Urbans Spekulation – im Dezember 1862 nach Hamburg, wo er in einer Matrosenkneipe vorsprach und einen Steuermann fand, der ihn auf seinem Schiff mit nach New York nahm. Hier schlug er sich zunächst als Reporter und Detektiv durch, bevor er nach St. Louis kam und den deutschen Pelzjäger Fred Sommer traf, einen persönlichen Freund des Häuptlings der Apatschen, der ihm auch den Ehrennamen ‚Old Firehand‘ verlieh. Sommer veranlasste May, als Geometer bei einer Bahnbaufirma zu arbeiten, wo sich dann der schon im Jahrbuch von 1925 geschilderte Indianerüberfall ereignete. Urban berichtet weiter, durch welche Orte und Gegenden May angeblich mit Sommer gekommen ist und welche Gefahren sie bestehen mussten: Bärenkämpfe, Indianerüberfälle, Fluchten, Jagden – und dies alles in nur einem knappen Jahr, bis May im Herbst 1863 schließlich nach New Orleans gelangte, wo er an Bord eines Dampfers ging, der Schauplatz für eine vollkommen neue Geschichte Urbans wurde. Hier nämlich soll nun die Lebensrettung eines türkischen Kaufmanns aus Tunis erfolgt sein, der daraufhin aus Dankbarkeit May zu sich nach Hause einlud. Der wiederum versprach sein Kommen für das nächste Jahr und erhielt von dem Kaufmann einen größeren Betrag an tunesischen Münzen für die Überfahrt. Als Karl May ein Jahr später in Zürich Vater Urban begegnete, war er auf dem Weg nach Nordafrika und schenkte seinem zeitweiligen Reisegefährten zum Andenken zwei dieser Münzen. – Soweit die Ereignisse aus Gustav Urbans Sicht.

Tatsächlich hat er schon 1923 in einem Brief an E. A. Schmid erwähnt, dass sich im Nachlass seines Vaters zwei vermutlich tunesische Münzen befänden, die dieser von seiner Wanderschaft mitgebracht hätte. Er bat Schmid, ihm bei der Ermittlung ihrer genauen Herkunft behilflich zu sein. Schmid erfüllte Urban diesen Wunsch und konnte 1924 brieflich mitteilen, dass ein Sachverständiger die Münzen wirklich als tunesisch und aus der Regierungszeit Mohammad es Sadoks stammend (ca. 1863) identifiziert habe. Noch im selben Jahr sprach Urban in einem weiteren Brief zum ersten Mal von einer Reise Mays nach Tunis, für welche die Wanderung nach Marseille ein klarer Beweis sei.

Auch wenn Urban schon lange vor seinen Veröffentlichungen in den sechziger Jahren zu diesen Erkenntnissen gekommen war, konnte er dennoch nicht überzeugend darlegen, woher er sein Wissen über diese Begebenheiten hatte. Er merkte lediglich an, dass er die tunesischen Münzen und einen May bekannten türkischen Kaufmann in seinem ersten Artikel noch nicht in den richtigen Zusammenhang habe bringen können. Erst durch seine „plötzliche Erinnerung“ an die Lebensrettung des Türken durch Karl May sei er auf die richtige Lösung gekommen. Ihm sei gleichzeitig auch wieder eingefallen, dass sein Vater zwar nur bis Vienne Arbeit fand, sich aber dort nicht von seinem Wandergefährten trennte, sondern diesen noch bis Marseille begleitete. Offensichtlich benötigte Urban seinen Vater als Augenzeugen für die Überfahrt Mays nach Nordafrika und die Begebenheit mit dem Kaufmann als Motiv für die Reise nach Tunis. Die Münzen, die er vielleicht tatsächlich im Nachlass seines Vaters auffand, stellten das passende Verbindungsglied dafür dar.

Über die zweite Reise Mays wusste Urban ebenfalls Neues zu berichten. Er war nun sicher, dass die Reise seines Vaters mit dem Schriftsteller vom 11. September bis zum 1. Oktober 1864 dauerte, der Aufenthalt Mays in Nordafrika am 20. November endete und die Ankunft in Ernstthal am 26. November 1864 erfolgte. Die Frage des Zeitraums, in dem sich May in Afrika aufhielt, klärte sich für Urban durch zwei Hilfsmittel, die er anwandte: erstens durch „Spiegelung“ bestimmter Ereignisse in Mays Erzählungen und zweitens durch „Kombinationslehre“ – d. h. man versetzt sich in den Betreffenden und fragt sich, was man an seiner Stelle tun würde. Für Urban ergab diese Methode unter Umständen viel treffendere Aufschlüsse als Dokumente und Urkunden, was aber wohl eher meint: ihm selbst angenehmere Antworten.

Auch die Zeit der vierten Reise (22.7 - 24.11.1869) erhellte Urban mit seinen Methoden der Spiegelung und der Kombinationskunst. Den Schlüssel hierfür fand er in Band 24 der Gesammelten Werke, Weihnacht, in welchem May von seinem Freund Franzl und dem Kellner Rost erzählt. Franzls Gasthof im Roman sei tatsächlich Mays Zufluchtsort gewesen, wohin er auch ohne Geld und Papiere gelangen konnte. Von dort machte sich May, versehen mit Franzls Arbeitsbuch, als Kellner über Österreich und Italien auf den Weg nach Marseille. Da er trotz der von seinem Freund erhaltenen Dokumente beim Grenzübertritt nach Italien Schwierigkeiten befürchtete, beschloß er, den Gardasee zu überqueren. Auf abenteuerliche Art und Weise erlangte er im Tausch gegen seine Mithilfe bei einer Schmuggelei eine Überfahrt, erkrankte auf dem Weg nach Mailand an leichtem Typhus und gelangte schließlich über Genua nach Marseille, wo er von Verwandten des türkischen Kaufmanns das nötige Geld für eine Überfahrt nach Tunis erhielt, das er am 10. September erreichte. Hier erfüllte er auf Bitte des Kaufmanns den Auftrag, einen Betrüger zu finden, und bekam als Belohnung Geld und eine Schiffskarte, mit der er sich wieder auf den Weg nach Hause machte.

Die fünfte Reise von Mai 1874 bis Februar 1875, die May in seiner Autobiographie andeutete, wurde vielfach bestritten, weil er am 16.3.1875 gegenüber der Dresdner Polizei ausgesagt hatte, sich seit seiner Haftentlassung am 2. Mai 1874 in Ernstthal aufgehalten zu haben. Selbst wenn dies stimmen sollte, könnte sich May nach Ansicht Urbans für einige Wochen, wieder mit Hilfe von Franzls Kellnerpass, aus der Heimat entfernt haben. Im Gegensatz zu seiner früheren Vermutung sei diese Reise jedoch nicht in den Orient gegangen, sondern wieder nach Amerika; schließlich hatte May in seinen ersten Erzählungen von einem dreimaligen USA-Aufenthalt gesprochen.

So phantastisch und zum Teil auch widersprüchlich Urbans Theorie war, beschäftigte sie doch über Jahre hinweg May-Biographen und -Verehrer. Doch niemand konnte aus Vermutungen Tatsachen machen. Das gelang auch einem ehemaligen Hochseekapitän namens Schneemann nicht, der sich immerhin nicht auf Dritte berief, sondern über ein eigenes Erlebnis berichtete, obschon er zum Zeitpunkt seiner „Seemanns-Bekanntschaft“ noch nichts von dem berühmten Reiseerzähler wissen konnte. Schneemannns Briefwechsel mit E. A. Schmid ist im Karl-May-Jahrbuch 1920 unter dem Titel Ein Doppelgänger? veröffentlicht worden. In den Jahren 1864 bis 1866 hatte Schneemann im fernen Osten persönlichen Umgang mit einem gewissen Karl May, der als Steuermann eines deutschen Schiffes tätig war, während des „Goldfiebers“ am Amur jedoch in Wladiwostok desertierte. Seit der Zeit blieb er aus Schneemanns Gesichtsfeld verschwunden, zuvor haben die beiden aber wohl einiges zusammen erlebt, und Schneemanns May muss zumindest ein amüsanter und unterhaltsamer Erzähler gewesen sein. Folgendes war dem einstigen Kapitän fünfzig Jahre später noch in Erinnerung geblieben: Als seinen Heimatort gab jener May Chemnitz an, wo sein Vater als Lehrer tätig war. Er verfügte über keine sehr ausgeprägten Sprachkenntnisse – fließend sprach er nur amerikanisches Englisch und das so genannte Pidgin-English – dafür über einen ausgeprägten Jähzorn, der sich einmal an einem chinesischen Boy entlud. May schlug ihn mit einer Hundepeitsche, weil der Junge über seine gelbe Jacke gelacht hatte. Nach Schneemanns weiterer Beschreibung war der Seemann May von „herkulischer Kraft“, als Boxer gefürchtet und hatte quer über seine Brust ein Segelschiff tätowiert! Klingt das nach unserem Dichter Karl May?

Auch Schneemann war sich nicht vollkommen sicher; was ihn an der Identität zweifeln ließ, war vor allem die Frömmigkeit des Schriftstellers, die ganz im Gegensatz zur Wesensart seines Seemanns stand. Die Frage, ob er tatsächlich den später berühmt gewordenen May kennen gelernt habe, wollte Schneemann nicht unbedingt bejahen – aber auch keinesfalls verneinen. E. A. Schmid hielt die teilweise Übereinstimmung zwar für bemerkenswert, fand es aber aufgrund des erwähnten Jähzorns und der mangelnden Religiosität des Steuermanns doch wahrscheinlicher, dass es sich um zwei verschiedene Personen handelte.5

So führten alle Mutmaßungen stets zu neuen erheblichen Zweifeln an der Reise-Legende; ein Indiz Gustav Urbans jedoch warf immer wieder Fragen auf: der so genannte Fred-Sommer-Brief.

Image

Dieser an Karl May adressierte Brief von Fred Sommer ist das Kernstück der Beweisführung für Mays Amerika-Aufenthalt, denn er sollte seine persönliche Bekanntschaft mit Sommer belegen. Der Schlussteil des mit einer völlig unleserlichen Unterschrift versehenen Dokuments erschien 1962 als Faksimile zusammen mit Urbans Artikel im Neuen Österreich. Der Inhalt des ganzen Briefes wurde von Urban selbst nicht mehr veröffentlicht, sondern erst nach seinem Tod von dem Wiener Karl-May-Freund Amand von Ozoroczy, der den Schriftsteller noch persönlich gekannt hatte. Er verteidigte bis in die siebziger Jahre Gustav Urbans Gedanken in mehreren Aufsätzen und hielt Carl Urban für den „einzigen Wandergefährten aus Mays Jugend“, von dem „wir wissen“. Die von ihm berichtete Geschichte des Sommer-Briefes ist ebenso mysteriös und abenteuerlich wie Urbans gesamte zusammenkombinierte These. Das Original des Briefes ist nicht mehr vorhanden, weil Carl Urban ihn im Geheimfach seines Sekretärs aufbewahrte, im Laufe der Jahrzehnte darin vergaß und schließlich irgendwann zwischen 1909 und 1912 diesen Sekretär verkaufte, ohne noch einmal in das Fach zu schauen. Glücklicherweise hatte sich Gustav Urban in jugendlichem Alter, als er den Brief einmal zufällig in die Hände bekam, eine Übersetzung des Originals in ein Notizbuch geschrieben, das nach all den Jahren noch in seinem Besitz war. Die Schlusszeilen des Briefes mitsamt der Unterschrift befanden sich auf der Rückseite eines dem Brief beigelegten Fotos, das nicht im Sekretär verwahrt, sondern zu anderen Bildern abgelegt worden war. Deshalb konnte dieser gerettete Teil auch als Faksimile in der Zeitung erscheinen. Weshalb der angeblich an Karl May adressierte Brief überhaupt an Urban gelangte, wird damit erklärt, dass May mit Urban bei ihrer Trennung in Marseille vereinbarte, sich in einem Jahr wieder in Bern zu treffen, und diesen ermächtigte, im Deutschen Evangelischen Heim in Bern seine aus Amerika erwartete Post entgegenzunehmen. Da sich die beiden niemals wieder getroffen haben, blieb der Brief in Urbans Besitz.

Warum nun hat Urban dieses so einzigartige Beweisstück für Mays Amerikabesuch nie veröffentlicht? Werner Poppe vermutet in seiner Studie Die Fred-Sommer-Story6, Urban habe schlicht nicht den Mut dazu aufgebracht. Er gab auch nie eine Erklärung dafür ab, warum sein Vater nicht versucht hatte, den Brief seinem rechtmäßigen Besitzer Karl May zukommen zu lassen. Offenbar genügte es Gustav Urban, den Westmann Fred Sommer in die Debatte um die Frühreisen gebracht zu haben.

Anhand einiger Punkte weist Poppe nach, dass die angebliche Übersetzung und das Restoriginal Fälschungen sind: In dem Brief aus dem Jahr 1865 gibt Sommer seinem Vorgesetzten Sheridan den Dienstgrad eines Colonel, obwohl dieser seit 1862 Brigadegeneral und seit 1863 Generalmajor war. Sich selbst bezeichnet Sommer als Captain, bei seinen Recherchen konnte Poppe aber keinen Captain Sommer ausfindig machen, und im Juni 1864 ließen sich auch keine Missouri-Truppen in Sheridans Kavalleriekorps feststellen. Weiterhin konnte Sommer bei Abfassung seines Briefes noch kein 18-schüssiges Gewehr besessen haben und nicht Einzelheiten über den Bürgerkrieg wissen, die zu diesem Zeitpunkt nur dem Generalstab der Nordstaaten bekannt waren. Bei seinen Nachforschungen stellte Poppe außerdem fest, dass in St. Louis in den Jahren 1864, 1866 und 1870 kein Fred Sommer über die von May an Urban weitergegebene Adresse zu erreichen war. Auch das mitgeschickte Foto vom Grand Canyon erweist sich als Indiz für die Fälschung, da dieser erstmals im Jahr 1872 aufgenommen wurde.

Für Poppe steht fest, dass der Brief nicht echt ist und mit ihm folglich auch keine Frühreisen Karl Mays bewiesen werden können; er glaubt nicht, dass May überhaupt Urbans Weggenosse war. Carl Urbans Schilderung seines Reisegefährten weicht stark von der polizeilichen Personenbeschreibung des zum gleichen Zeitpunkt gesuchten Karl Mays ab. Von der angeblichen Kleidung und Bewaffnung Mays wurden bei dessen Verhaftung in Leipzig nichts vorgefunden. Auch das von Urban genannte Intermezzo der beiden Wanderer mit der französischen Polizei hält Poppe für unwahrscheinlich, da er bei seinen Recherchen keinerlei Beleg für dieses Ereignis finden konnte und es von dem passlosen May zudem mehr als unvorsichtig gewesen wäre, die Polizei herauszufordern.

Neben Poppe haben sich auch die May-Forscher Hainer Plaul7 und Klaus Hoffmann8 darum bemüht, die Legende von den Frühreisen zu widerlegen und eine tatsächliche chronologische Abfolge der im Dunkeln liegenden Lebensjahre Karl Mays zu erstellen. Plaul leitet den ersten sicheren Nachweis zu Mays Aufenthalt nach seiner Haftentlassung am 20.10.1862 aus der gesetzlichen Pflicht ab, sich der militärischen Aushebungskommission zu stellen. Die für May zuständige Musterung, bei der seine „Untüchtigkeit“ festgestellt wurde, war am 6.12.1862 in Glauchau. Weiterhin fand Plaul Belege dafür, dass May zwischen Januar und März 1863 wenigstens dreimal an musikalischen Veranstaltungen teilgenommen und am 26.4.1863 und 5.7.1863 den Gottesdienst in seiner Heimatgemeinde besucht hat. Plaul hält deshalb Mays Aussage vor dem Bezirksgericht in Leipzig am 8.6.1865, er habe nach seiner Strafverbüßung in Chemnitz 1862 bei seinen Eltern gewohnt für äußerst glaubwürdig. Wie lange genau May in Ernstthal blieb, ist nicht nachzuweisen, doch zumindest für die erste Jahreshälfte 1864 sieht Plaul den Aufenthalt durch Liedkompositionen Mays dokumentiert, die als Entstehungsvermerk die Jahreszahl 1864 tragen.

Das nächste gesicherte Datum ist der 9.7.1864, der Tag, an dem sich May in Penig durch einen Betrug Kleidungsstücke aneignete. Die Polizei konnte ihn nicht gleich fassen, laut Urban deshalb nicht, weil May sofort nach dem Delikt in die Schweiz gereist sei, wofür es aber einmal mehr außer der Erzählung seines Vaters keine Belege gab. Plaul weist darauf hin, dass May von den erbeuteten Kleidungsstücken nur einen Winterüberzieher behielt, den der mittellose Flüchtling ausgerechnet in Südfrankreich und Nordafrika wohl kaum gebrauchen konnte. May gab in seiner Aussage vor Gericht außerdem zu, die anderen Kleidungsstücke in Chemnitz an einen Trödler verkauft zu haben. Er ist also von Penig nicht Richtung Schweiz, sondern in die Industriestadt Chemnitz gegangen, die ihm bekannt war und sich zum Untertauchen eignete. Hier verübte er am 16.12.1864 auch seinen zweiten Kleiderschwindel. Aus all diesen Anhaltspunkten schließt Plaul, dass May 1863 nicht in Amerika gewesen sein kann und auch zwischen Mitte Juli und Mitte Dezember 1864 nicht aus der Heimat herauskam, sondern sich ausschließlich im südlichen Sachsen und in der Dresdner Umgebung aufgehalten hat. Deshalb konnte es nie zu einer Begegnung zwischen Karl May und Carl Urban gekommen sein. Die Vorstellung, May sei nach seinem ersten Schwindel fünf Monate lang durch die Schweiz, Südfrankreich und Nordafrika gereist, um danach ausgerechnet wieder nach Chemnitz zurückzukehren und dort den gleichen Betrug erneut zu verüben, wirkt doch einigermaßen grotesk.

Klaus Hoffmann versuchte in seinen Aufsätzen den Aufenthalt Mays in den Jahren 1868 bis 1870 zu rekonstruieren. Im Zusammenhang mit der Frühreisen-Theorie ist Hoffmanns Feststellung zu erwähnen, dass May am 29.3.1869, also noch während seiner von Urban behaupteten dritten Reise, als angeblicher Polizeileutnant in Wiederau nach Falschgeld fahndete. Ebenfalls gegen einen Amerika-Aufenthalt in dieser Zeit spricht ein Brief Mays an seine Eltern vom 20.4.1869, in dem er von der Möglichkeit berichtet, mit zwei Amerikanern in deren Heimat zu reisen, und der wegen seiner Formulierungen als Beweis dafür gilt, dass May vorher nie in Amerika gewesen ist. Die Reise mit den beiden Amerikanern kam nachweislich nicht zustande.

Image

Bahnhof von Amerika in Sachsen.

Am 2.7.1869 wurde May nach einigen von ihm begangenen geringfügigen Straftaten erneut verhaftet, konnte aber am 26.7. bei einem Transport fliehen. Erst Anfang Januar 1870 wurde er in einem böhmischen Dorf von der Polizei aufgegriffen. Im März legte May ein vollständiges Geständnis ab, in dem er auch eine ausführliche Schilderung seines bisherigen Lebens gab. Angaben über Auslandsreisen wurden von ihm nicht einmal angedeutet.

Auch Hoffmannn kommt in seinen Berichten zu dem Schluss, dass Karl May vor 1900 keine außereuropäischen Reisen gemacht, in seiner Selbstbiographie aber den Grundstein für die Legendenbildung selbst gelegt hat. Doch habe er hier prinzipiell nichts Falsches berichtet, sondern „differenzierte Wahrheiten“ formuliert. Hoffmann meint, man müsse sich vom heutzutage üblichen Begriff „Ausland“ lösen. Die angrenzenden deutschen Staaten waren für das Land Sachsen damals nichts anderes als „Ausland“, und man konnte hier von der sächsischen Polizei weitgehend unbehelligt bleiben. Die „dark and bloody grounds“ der westlichen USA konnte May zwar schon allein deshalb schwerlich besuchen, weil er keinen Reisepass besaß; jedoch wäre es ihm auch ohne Papiere problemlos möglich gewesen, in jenes sächsische Dorf nahe bei Penig zu reisen, das noch heute den wunderlichen Namen Amerika trägt.

Die Hartnäckigkeit, mit der Gustav Urban den Ausbau seiner Theorie verfolgte, ist angesichts so zahlreicher und einleuchtender Gegenargumente nicht leicht nachzuvollziehen. Poppe erwähnt in seinem Bericht, dass Urban nach Aussage Bekannter regelrecht besessen war von der Idee, May sei der Reisegefährte seines Vaters gewesen und habe die Stätten seiner Erzählungen vor der Niederschrift bereist. Je dichter und in sich geschlossener Urbans Gedankengebäude scheinbar wurden, desto weniger sah er, dass alle neuen Indizien, die er zu finden meinte, stets nur aus früheren unbewiesenen Annahmen abgeleitet waren.

Karl May ist vor 1899 weder in Amerika noch im Orient oder in Nordafrika gewesen, doch seinen Werken tut dies keinen Abbruch. Er selber hat in seiner Autobiographie festgestellt: „Diesen Erzählungen wirkliche Reisen zugrundezulegen, war nicht unbedingt notwendig; sie sollten ja doch nur Gleichnisse und Märchen sein.“

Amira Sarkiss

KARL MAYS ORIENTREISE 1899/1900

Einleitung

Die Frage nach den wirklichen Reisen Karl Mays war immer schon Gegenstand von Diskussionen und Kontroversen. Während man auch heute noch oft die Behauptung hört, der „Reiseschriftsteller“ sei nie im Orient und in Amerika gewesen, wurde jahrzehntelang leidenschaftlich um seine angeblichen „Frühreisen“ gestritten. Inzwischen hat die Forschung belegen können, dass Fahrten Mays in außereuropäische Länder für die Zeit vor 1899 auszuschließen sind. Und so reimte der originelle und heitere Poet Eugen Roth in seinem Gedicht Daheimbleiben9, das von berühmten Männern erzählt, die allesamt über fremde Länder berichten, ohne selbst da gewesen zu sein:

Und ebenso war der Karl May,
Wie man ihm nachwies, nicht dabei.
Er machte große Reisen zwar:
Nachträglich erst vom Honorar.

Karl Mays Gesammelte Reiseromane