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Flugstein #1

Ein Mellovien-Abenteuer

 

 

von

Maren El Gammal

mit Illustrationen von Monika Klettner

 

 

 

 

 

 

Für Flora

 

 

 

Impressum

Cover: Monika Klettner – Maren El Gammal - Karsten Sturm

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-308-5

MOBI ISBN 978-3-95865-309-2

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Inhalt

1. Vorboten

2. Schlaflos

3. Unerwarteter Besuch

4. Der Fledergleiter

5. Plötzliches Erwachen

6. Das Klopfen

7. Mellovien!

 

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1. Vorboten

Ein kalter Schauer

 

Bunte Blitze rasten über den Himmel und zogen das Mädchen auf ihrem Fluggerät hinter sich her. Lluna konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen und musste dem Farbleuchten folgen bis sie in den Sog seines Luftwirbels geriet.

Ihr Fledergleiter wurde vom Wind wild durcheinander gerüttelt. Das Fluggerät bestand zwar nur aus Holzverstrebungen und Leinen, doch es war vom besten Flugzeugbauer Melloviens hergestellt worden. Das Gerüst war aus Mangrovenholz gefertigt, glänzend poliert und geölt, wodurch es stabil und biegsam war. Das Segeltuch stammte aus Sempera, und war leicht und widerstandsfähig. Die Seile und Steuertaue waren aus der stärksten sembonischen Seide gedreht und mit Hanf verflochten. Um das Herzstück des Fledergleiters zu halten, war ein kleines Loch aus dem Bugholz gebohrt. Darin lag der Flugstein. Das magische runde Mineral, das tote Materie in ein schwebendes Fluggerät verwandelte. Es leuchtete in pulsierendem Blau vor Lluna auf, die fest an den Sattel geklammert versuchte, ihren Flederflieger unter Kontrolle zu bringen.

Schon oft hatte sie Flugübungen im Sturm gemacht. Doch heute schien etwas anders zu laufen. Das Farbleuchten, dem sie hinterhergejagt war, hatte sich zu einem wilden Sturm entwickelt und sie weit von ihrer Route abgetrieben. Dabei war sie in den Solarwirbel geraten, dem farbigen Windloch, das seit tausenden von Jahren an verschiedenen Orten Melloviens immer wieder auftauchte. Noch nie zuvor war sie ihm so nahe gekommen. Bis heute. Noch hatte sie keine Ahnung wie weit sie der Sturm tatsächlich abgetrieben hatte.

 

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Flora stand mit ihrer Mutter auf dem Balkon im ersten Stock und betrachtete den Himmel. Oft erkannten sie in den Wolken Paradiesvögel, riesige Drachen oder manchmal einfach nur Hasen. Wenn der Himmel besonders einfallslos zu sein schien, blies er nur Schäfchen von Osten nach Westen.

Flora stellte sich vor, dass sich der Himmel all die Formen der Wolken ausdachte und machte stets ihn verantwortlich, wenn es mal langweilig wurde. Sie bevorzugte Drachen mit Lanzen schwingenden Reitern, geflügelte Pferde oder andere Wolken in phantastischen Formen. Heute war der Himmel fast wolkenlos, nur in der Ferne drehten sich Schleierwolken zu einem Trichter zusammen und schimmerten in allen Farben.

„Seltsam!“, sagte Floras Mutter. „Das gibt es sonst nur im Norden zu sehen. Und dann nennt man das Polarlicht.“

„Sieht toll aus!“, meinte Flora.

Die beiden sahen der Lichterscheinung eine Weile schweigend zu, dann sagte Floras Mutter: „Wenn große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen, könnten sich dann vielleicht Abenteuer mit seltenen Lichterscheinungen ankündigen?“

„Das wäre ja cool!“, meinte Flora.

„An was für ein Abenteuer hättest du denn gedacht?“, fragte Mama.

„Keine Ahnung, ich hab’ nur so ‘n Kribbeln im Nacken ...“

„So wie wenn man in einem spannenden Buch liest und es kaum erwarten kann, bis der Bösewicht aus seinem Versteck springt?“

„Ja, ungefähr so.“

„Wer weiß? – Und nun ab ins Bett! Morgen ist wieder Schule!“