Jay Bonansinga

Hurricane
[Twisted]

Thriller

 

 

Deutsch von Thomas Merk

Vorwort

 

Im August 2005 brach ein Sturm über die Golfküste der USA herein, der an Heftigkeit alle bisher dagewesenen Stürme in den Schatten stellte und in drei Staaten schwere Verwüstungen anrichtete. Die Stadt New Orleans wurde von diesem Hurrikan besonders hart getroffen, und die mit ihm einhergehende Flut verursachte Schäden von biblischen Ausmaßen. Die genaue Anzahl der Todesopfer sowie die von diesem Sturm angerichteten Sachschäden waren zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches noch immer nicht bekannt.

Im Juli 2005 legte ich meinem Verleger den ersten Entwurf eines Buches über einen epochalen Hurrikan vor, der New Orleans heimsucht, die Dämme brechen lässt und die ganze Stadt überflutet. Das alles sowie die ganze Skala herzzerreißenden menschlichen Verhaltens hatte ich Monate, bevor es tatsächlich eintraf, bereits beschrieben.

Als Autor kommerzieller Belletristik stand ich damit vor einem großen Problem, und auch wenn es im Vergleich mit dem Elend und Leid der Opfer des Wirbelsturms geradezu lächerlich war, hatte ich dennoch eine schwierige Entscheidung zu fällen. Sollte ich aus Respekt vor den Toten und obdachlos Gewordenen das ganze Projekt vergessen? Oder sollte ich Katrina in die bereits geschriebene Geschichte mit einbauen?

Letztendlich habe ich mich dann – zusammen mit Michaela Hamilton, meiner weisen und geduldigen Lektorin bei Pionade Books – dafür entschieden, bei New Orleans zu bleiben. Und bei dem Hurrikan.

Romane spielen in einer «parallelen Gegenwart», und unsere reale Gegenwart wird noch lange von Katrina geprägt werden. Aber ich blieb bei New Orleans, weil man diejenigen, die man liebt, nicht im Stich lässt. Weil New Orleans es verdient hätte, dass ganze Bibliotheken voller Bücher darüber geschrieben werden. Und weil New Orleans in uns allen ist.

Lang lebe die Crescent City.

Prolog
Stadt der Gespenster,
Stadt der Märtyrer

New Orleans, Louisiana
Heute

 

In der Nacht, in der ein weiterer Wirbelsturm über das Wohnhaus des alten Mannes in der Dumaine Street hereinbrach, schien die ganze Welt kopfzustehen. Der Regen, der schwarz und unablässig herabströmte, peitschte über das halb abgedeckte Schindeldach, der Wind heulte um die gusseisernen Galerien und Balkone, und die Läden vor den Fenstern klapperten wie wild. Alle paar Sekunden zuckte ein Blitz vom Himmel und warf durch die Schlitze in den Fensterläden ein grelles Licht in die gemütliche Junggesellenwohnung des Professors.

Der alte Mann saß in einem Wohnzimmer voller Bücher und Schellackplatten und dachte, dass der herannahende Hurrikan noch das geringste seiner Probleme war. Wie die meisten Bewohner von New Orleans nahm er Sturmwarnungen inzwischen gelassen, um nicht zu sagen gleichgültig hin. Da waren die Sturmwolken, die sich am privaten Horizont des alten Mannes zusammenbrauten, sehr viel schlimmerer Art. In den vergangenen Monaten hatte er beunruhigende Dinge entdeckt – und gravierende Fehler gemacht. Fehler, die sich jetzt rächten und ihm auf vielerlei Weise zusetzten.

Er legte das Buch, in dem er ohnehin nur unkonzentriert gelesen hatte, auf den Couchtisch und lauschte eine Weile dem Wind, der die Fensterscheiben zum Klirren brachte. Dann stand er auf und überlegte: Sollte er vor dem Sturm fliehen oder ihn in der zu einem Schutzraum umgebauten Garage hinter dem Haus abwarten? Wie viele Menschen hatten sich wohl im vergangenen Jahr, als der Hurrikan Katrina die Golfküste heimgesucht hatte, ganz ähnliche Fragen gestellt? Wie viele von ihnen hatten damals wegen einer einzigen falschen Entscheidung ihr Leben lassen müssen? Und wie viel mehr Menschen waren in dieser schrecklichen Sturmflut nur deshalb umgekommen, weil sie arm waren?

Professor Dr. Moses Andrew Jackson de Lourde war Ende siebzig und grübelte normalerweise nicht lange über solche Fragen nach. Er war ein rüstiger alter Herr, der sich gut gehalten hatte – körperlich wie geistig. Ohne Schuhe war er fast einen Meter achtzig groß. Er hatte lange, storchartig dünne Beine und einen kleinen, hervorspringenden Spitzbauch und war mit Hausrock, Seidenkrawatte und Reitstiefeln gekleidet wie ein Aristokrat des 19. Jahrhunderts. Seine eisgraue, dichte Haarmähne hatte er sich aus dem durchfurchten, wettergegerbten Gesicht streng nach hinten gekämmt, und der dünne Goldring an seinem schlaffen linken Ohrläppchen ließ den Bohemien ebenso erahnen wie den stolz bekennenden Schwulen.

Was war nur schiefgelaufen in seinem Leben? Wie war er bloß in derartige Schwierigkeiten geraten? Immerhin war Moses de Lourde, einer der alten Haudegen an der Universität, überall als ein maßvoll urteilender Mann bekannt und galt als Koryphäe in den eher obskuren Randbereichen der Fächer Geschichte, Anthropologie und Archäologie. Und genau dieser Mann hockte nun alleine und verängstigt in seiner Wohnung wie ein Neandertaler, der von panischer Angst ergriffen in seiner Höhle kauerte und darauf wartete, dass die erzürnten Naturgötter aufuörten zu wüten. Vielleicht litt de Lourde nach den schlimmen Wirbelstürmen der letzten Jahre, wie viele andere Bewohner dieser Stadt auch, unter einem posttraumatischen Stresssyndrom, einer ganz speziellen Form der manischen Depression, die häufig mit einem höchst destruktiven Pessimismus einhergeht, der vor nichts und niemandem Halt macht – weder vor der Zukunft noch vor Gott und Vaterland. In Professor de Lourdes Fall verstärkte die Depression allerdings lediglich dessen Sturheit und Stolz sowie seinen festen Entschluss, dort auszuharren, wo er war. Diese Einstellung hatte er mit den mutigeren seiner Mitbürger gemeinsam. Ihrer Meinung nach hatte New Orleans nicht drei Jahrhunderte lang allen Widrigkeiten standhaft getrotzt, um sich dann von irgendeinem x-beliebigen Hurrikan – welcher Stärke auch immer – in die Knie zwingen zu lassen.

Auf einmal hörte de Lourde wieder dieses seltsame Geräusch. Es schien aus dem Flur zu kommen oder vielleicht auch aus dem Schlafzimmer. Es war ein hartes, kratzendes Geräusch, gefolgt von einem metallischen Klicken.

Er hatte dieses Geräusch schon mehrmals an diesem Abend gehört und es zunächst für Einbildung oder das Schlagen von Palmwedeln an ein Fenster gehalten. Jetzt allerdings war er davon überzeugt, dass jemand versuchte, in seine Wohnung einzudringen.

«Das fängt ja früher an, als ich dachte», murmelte er. Die Taschen seines Hausrocks abtastend, vergewisserte er sich, dass die kleine Dose Pfefferspray, die er sich letztes Jahr während des Ausnahmezustands gekauft hatte, noch an ihrem Platz war. Damals, in jenen schrecklichen Wochen nach dem Hurrikan Katrina, war die gesamte Innenstadt überflutet gewesen, und im French Quarter, das weit und breit der einzige halbwegs trockene Fleck gewesen war, hatte die reine Anarchie geherrscht. De Lourde hatte diese furchtbare Zeit hauptsächlich hier in seiner Wohnung verbracht und tagein, tagaus aus dem Fenster geschaut. Wie Gloria Swanson in «Sunset Boulevard», dachte er.

De Lourde griff in die Tasche und nahm die kleine Spraydose in seine knorrige, mit Altersflecken übersäte Hand. Sie gab ihm ein gewisses Gefühl der Sicherheit, als er sich aufmachte, um in der Wohnung nach dem Rechten zu sehen.

Im Schlafzimmer war niemand, Balkontür und Fenster waren geschlossen und fest verriegelt. Eine einsame Nachttischlampe warf ein gedämpft gelbliches Licht auf den Perserteppich neben dem Bett. So weit war alles normal.

Auch das Badezimmer war noch genau so, wie er es verlassen hatte. Der Duschvorhang war zurückgezogen, und aus einem seit Wochen undichten Hahn tropfte rostbraunes Wasser in die alte Badewanne mit den gusseisernen Krallenfüßen.

Als de Lourde das Bad wieder verlassen wollte, fiel sein Blick auf das kleine, runde Fenster, das sich direkt über der Toilette befand. Auf die Scheibe war von außen etwas hingeschmiert worden, das de Lourde erstarren ließ. Um an das in zehn Meter Höhe in eine glatte Hauswand eingelassene Fenster zu gelangen, hätte jemand schon Flügel haben müssen.

«Gott im Himmel», stieß de Lourde hervor, als er das auf die Fensterscheibe gemalte Symbol näher betrachtete. Seine von einem starken Südstaatenakzent gefärbte Stimme war nicht lauter als ein Flüstern.

Langsam, fast ohne es zu wollen, machte er ein paar Schritte rückwärts, bis er mit dem Rücken an die gegenüberliegende Zimmerwand prallte. Dabei starrte er immer noch auf das kleine Fenster und das seltsame rote Zeichen. An der Art, wie es vom Regen nach und nach verwaschen und aufgelöst wurde, erkannte er, dass es keine Farbe war.

«Das kann nicht sein», murmelte er so leise, dass seine Worte im Prasseln des Regens untergingen. Dann drehte er sich um und ging schwankend den Gang entlang zurück ins Wohnzimmer.

Dort nahm er den schweren, schwarzen Hörer des alten Wählscheibentelefons ab, das auf einem antiken Tischchen neben dem offenen Kamin stand, wählte mit zitternden Fingern die Nummer eines alten Freundes bei der örtlichen Kriminalpolizei und fragte sich, ob der sich das wirre Geplapper eines verängstigten alten Schwulen anhören würde.

Die Leitung war tot.

«Mist, verfluchter!»

De Lourde schlurfte zur Garderobe neben der Eingangstür, wo er in einen Regenmantel schlüpfte und seinen Panamahut aufsetzte. Dann nahm er seinen Gehstock in die eine und einen großen Regenschirm in die andere Hand, aber bevor er die Türöffnete, ging er noch einmal zurück ins Wohnzimmer und nahm sein Handy aus der Ladestation auf dem Bücherregal.

Dann trat er nach draußen auf die Galerie und eilte, vorbei an seinen Tomaten und der Bougainvillea, die sich noch immer nicht richtig von Katrina erholt hatte, zu der wackeligen Treppe an der Rückseite des Hauses. Der Boden der gusseisernen Galerie und die Stufen der Treppe waren bei Regen so glitschig, dass er höllisch aufpassen musste, um nicht auszurutschen.

Unten angekommen, humpelte er langsam durch die schmale Pforte hinaus auf die kleine Straße hinter dem Haus. Auf dem schlüpfrigen, nassen Kopfsteinpflaster fand die Spitze seines Gehstocks nur wenig Halt. Der Regen peitschte ihm direkt ins Gesicht, und die ununterbrochen vom Himmel zuckenden Blitze gaben der Szene etwas von einem flackernden Stummfilm. Der alte Mann schlug den Mantelkragen hoch und zog sich den Hut tiefer ins Gesicht. Dann spähte er, gegen den Regen blinzelnd, die dunkle Hauswand hinauf und entdeckte nichts außer Strom-und Telefondrähten und verwittertem, von unzähligen Sprüngen durchzogenem Holz, an dem der Regen in Strömen herablief. Aber was hatte er erwartet? Und was hätte er tun können, wenn er wirklich etwas entdeckt hätte? Umtost vom Sturm, fragte er sich, wie jemand dort hinaufgelangen und von außen ein uraltes Symbol an die Scheibe hatte krakeln können.

De Lourde beschloss, anstelle seines Freundes bei der Kriminalpolizei den einzigen Mann anzurufen, der diesen ganzen Unsinn möglicherweise ernst nehmen würde.

Der Professor atmete so tief durch, dass es ihm in der Brust wehtat, und stapfte langsam auf das Ende der kleinen Straße zu …

… ohne zu bemerken, dass er verfolgt wurde.

 

 

Die dunkle Gestalt schlich dem alten Mann mit großem Geschick hinterher. Praktisch unsichtbar, huschte sie in der schmalen Straße von einem Hauseingang in den nächsten, ließ aber immer genügend Abstand, um nicht entdeckt zu werden.

Dabei passte sie sich wie ein schwarzes Chamäleon ihrer Umgebung an und verschmolz optisch mit dieser geschundenen Stadtlandschaft, auf die noch immer unerbittlich ein von heftigen Windstößen gepeitschter Regen niederprasselte. Die schlanke und geschmeidige Gestalt folgte ihrem Opfer mit lautlosen Bewegungen wie ein soeben neu erschaffenes Raubtier, das nur eines im Sinn hatte: zu töten.

Der alte Mann, der mit seinem Schirm kämpfte und auf den Eingang der als Schutzraum dienenden Garage zustolperte, hatte sein Mobiltelefon aus der Manteltasche gezogen und sprach so laut, dass sein Verfolger es sogar durch das Heulen des Sturmes hören konnte: «Ulysses … Hallo … hören Sie mich? Tut mir furchtbar leid, dass ich Sie so spät noch anrufe, aber … Hallo? Sind Sie noch dran?»

Die dunkle Gestalt, die jetzt vor Erwartung zitterte, blieb ein paar Meter hinter dem alten Mann stehen. Sie trug schwarze Kleidung, hatte ihre rituellen Utensilien umhängen und reckte den Kopf angespannt nach vorn wie eine Kobra kurz vor dem Angriff.

Dann drängten sich die Ereignisse: Der Hurrikan brauste heran, die erste Sequenz des Opferrituals begann. Die Lust auf Blut erwachte. Und dann war da noch diese Stimme – die Stimme, die in das Mobiltelefon schrie und durch das Rauschen des Regens nur schwer zu verstehen war.

«Ulysses, können Sie mich hören? Hallo? Es tut mir wirklich leid, mein Lieber, aber ich stecke in Schwierigkeiten. In Schwierigkeiten, haben Sie verstanden? HALLO?»

Ein Blitz zuckte vom Himmel, fast augenblicklich gefolgt von einem fürchterlichen Donnerschlag.

Die Gestalt schlich – vorsichtig, leise und nahezu unsichtbar – auf den Professor zu.

Noch fünf Meter.

Vier. Drei. Zwei. Der alte Mann stand jetzt vor der Garage und klemmte sich, vor Anstrengung keuchend, das Handy zwischen Schulter und Ohr, damit er das Tor aufsperren konnte. «Ulysses? ULYSSES?», schrie er in den kleinen Apparat.

Die Gestalt machte einen raschen Schritt nach vorne, und der alte Mann zuckte zusammen. Im grellen Licht eines Blitzes leuchtete etwas auf wie ein dünner Metallfaden. Der Professor war bewusstlos, noch bevor sein Körper auf dem Gehsteig aufschlug.

 

 

In den nächsten eindreiviertel Stunden brach Hurrikan Cassandra über die Stadt herein. Er wütete im French Quarter und zerfetzte am Jackson Square wie ein ungehaltener Rachegott die Kronen der alten Bäume. Auch wenn er bei weitem nicht so heftig wie Katrina war, brachte er dennoch Tod und Verderben über die Stadt.

Zu dieser Zeit befanden sich die meisten Einwohner von New Orleans – oder zumindest diejenigen unter ihnen, die es sich leisten konnten – entweder in Notunterkünften weit außerhalb der Stadt oder in ihren eigenen Sturmschutzräumen. Nur wenige bekamen mit, wie der Wirbelsturm der Kategorie eins durch das Quarter und den Garden District tobte, wo er wie ein riesiger Mähdrescher über die uralten Eichen fegte.

Niemand sah, wie eine schwarzgekleidete Gestalt einen leblosen Körper im strömenden Regen eine kleine Straße entlangschleifte, von Hauseingang zu Hauseingang, von einem Alkoven zum nächsten.

Und erst recht niemand bemerkte, dass die Gestalt sich durch den Sturm verändert hatte, als sei sie selbst eine Naturgewalt. Sie hielt sich jetzt für den Heiligen Geist, und sie glich tatsächlich einem Abgesandten aus einer anderen Sphäre, dessen Aufgabe es war, ein völlig aus den Fugen geratenes Universum wieder ins Lot zu bringen.

Die Gestalt zerrte den reglosen Körper des Professors an der Toulouse Street eine zerbröckelnde Rampe hinab zum mit Abfall übersäten Ufer des Mississippi und zwischen die schwankenden Pfosten des Bootsstegs. Der Himmel veränderte sich. Das war gut so.

Die Zeit für das Ritual war nahe.

In der sturmgepeitschten Dunkelheit unter dem alten, halb vermoderten Dampfersteg legte der Heilige Geist den Körper in den faulig gärenden Schlamm und bereitete sich auf das große Ritual vor, das in Kürze beginnen würde. Der alte Mann war lediglich der Anfang.

Ein Vorspiel für das wahre, das endgültige Opfer.

Teil 1
Opfergaben

 

Wenn ein normaler Hund mit einem verrückten Hund
kämpft, ist es der normale Hund, dem ein Ohr abgebissen
wird.

 

Burmesisches Sprichwort

Kapitel 1

 

«Waren Sie schon mal in New Orleans?»

Der alte Mann hinter dem Lenkrad versuchte, Konversation zu machen und die düstere Stimmung im Inneren des verbeulten Kleinbusses, der wild schwankend über den schlaglochübersäten Asphalt des nächtlichen Highways holperte, ein wenig aufzuhellen. Er war ein dunkelhäutiger Mann kubanischer Herkunft, dessen Alter man nur schwer schätzen konnte. Beim Fahren schielte er immer wieder hinüber zu dem Herrn, der stocksteif neben ihm auf dem Beifahrersitz saß.

Der gutaussehende und elegant gekleidete Afroamerikaner hatte seit seiner Ankunft am Flughafen von New Orleans so gut wie überhaupt nichts gesagt. In seinem edlen Burberry-Trench-coat, aus dessen Kragen ein tiefschwarzer Seidenschal hervorlugte, wirkte er so starr und unnahbar wie eine Schaufensterpuppe. Der Tod des Professors steckte ihm offenbar noch in den Knochen, und man merkte ihm an, dass ihm dieser plötzliche und unerwartete Verlust schwer zu schaffen machte. Man sah es in den mandelförmigen, kaffeebraunen Augen des Mannes, die mit ihren fast feminin wirkenden Wimpern und Augenbrauen auf den ersten Blick wie die eines Filmstars wirkten. Erst bei längerer Betrachtung verrieten sie tiefsitzende Ängste und schmerzhafte Erfahrungen, über deren Natur der Fahrer nur Vermutungen anstellen konnte.

«Ja, mehrmals», antwortete Ulysses Grove, während er nachdenklich durch das mit Regentropfen dichtbesprenkelte Seitenfenster blickte. Sie hatten soeben den Flughafen verlassen, auf dem noch längst nicht alle Hurrikanschäden repariert waren, und fuhren nun durch eine Gegend, die ihm wie ein gottverlassener, unentdeckter Planet am Rand eines unbewohnbaren Sonnensystems vorkam. Im Schein der nur sporadisch funktionierenden Natriumdampflampen waren überall die Auswirkungen der letzten großen Flut zu erkennen.

Vor Katrina – oder v. K., wie die Einwohner von New Orleans die Zeit vor dem verheerenden Wirbelsturm im Jahr 2005 bezeichneten – war diese Gegend am Highway 10 ein geschäftiges, modernes Industriegebiet gewesen. Nun waren die immer noch halb im Wasser stehenden Lagerhäuser und aufgegebenen Fabriken seit Monaten verlassen und moderten inmitten einer toten, verseuchten Schlammfläche vor sich hin.

«Das erste Mal war ich vor vielen Jahren im Auftrag der Army hier», sagte Grove mit leiser Stimme.

Er dachte an seine längst vergangene Zeit bei der Armee, in der er als Ermittler bei der Kriminalabteilung der Militärpolizei gedient hatte. Damals war er für ein paar Tage nach New Orleans gekommen, um die Familie eines Deserteurs zu befragen. Es war eine Routineaufgabe gewesen, aber Grove hatte in den paar Tagen die Stadt ziemlich gut kennen- und irgendwie auch lieben gelernt, obwohl er gegen ihre eher ausschweifenden Vergnügungen von Anfang an eine gewisse Abneigung verspürt hatte.

New Orleans war ihm wie eine kokette, aufgetakelte Hure vorgekommen, und sie war es nach wie vor-trotz der ihr auferlegten Prüfungen des Hurrikans und der später folgenden, eher kosmetischen Reparaturen. Dennoch war Ulysses Grove die Crescent City seit seinem Aufenthalt im Jahr 1987 ans Herz gewachsen. Vielleicht, weil sie einen Teil seiner Seele berührt hatte, dessen Existenz er sonst gründlich verdrängte.

Ulysses Grove war ein Meister der Verdrängung. Nur so konnte er all das Grauen vergessen, mit dem er es in seinem Beruf immer wieder zu tun hatte. Auch seinen Schmerz und seine Trauer verdrängte er zumeist. Als vor etwas mehr als fünf Jahren seine Frau Hannah ihrem Krebs erlegen war, hatte er den Schmerz verdrängt, und jetzt, angesichts von de Lourdes Tod, war es nicht anders. Vielleicht war er deshalb in so tiefe Melancholie versunken, und der Anblick des noch immer von Katrina verwüsteten New Orleans kam ihm wie ein Spiegel seiner verletzten Seele vor.

«Ah, ein Soldat!», rief der Fahrer aus und hob erfreut die buschigen, leicht ergrauten Augenbrauen. Miguel Lafountant, ein alter Freund und Kollege von de Lourde, war von Beruf Musikprofessor an der Tulane University, auch wenn er in seinem Leopardenjackett eher wie ein Zuhälter aussah. Im fahlen Licht der Amaturenbrettbeleuchtung sah sein weiches, rundliches Gesicht düster und faltig aus. «Hast du das gehört, Delilah?», sagte er in stark kreolisch gefärbtem Akzent zu der Frau auf der Rückbank, die ein laszives Kichern hören ließ. «Unser Gast war bei der Army! Was muss der für einen feschen Soldaten abgegeben haben!»

«Ach Gottchen», lachte die Frau mit einer tiefen, rauchigen Stimme. «Für den hätte ich bestimmt ein Auge riskiert.»

Grove drehte sich zu der Frau um, aber er hatte Mühe, ihr Gesicht im dunklen Wageninneren zu erkennen. Nur hin und wieder warf eine der wenigen noch funktionierenden Straßenlaternen einen kurzen Lichtschein auf ihre statuenhafte Gestalt. Delilah Debuke war eine groß gewachsene, farbige Amazone mit hoch auftoupierten, rabenschwarzen Haaren, die in pailettenbesetztem Top und Federboa sehr beeindruckend wirkte, auch wenn Grove schon auf den ersten Blick erkannt hatte, dass sie in Wirklichkeit ein Er war.

Grove musste lächeln. In seiner langjährigen Tätigkeit als Profiler beim FBI hatte er es mit so vielen Grenzbereichen menschlichen Verhaltens zu tun gehabt, dass er Drag Queens, Transvestiten und Transsexuelle als harmlose, spleenige Exzentriker ansah. Auch die gelegentlichen Annäherungsversuche schwuler Männer fasste er regelrecht als Kompliment auf.

Hier in New Orleans, der Stadt des Professors, wo verfallene Friedhöfe heruntergekommenen Stripclubs den Platz streitig machten und die Gespenster der Vergangenheit wie Absinth aus den Sprüngen im alten Kopfsteinpflaster emporstiegen, kam Grove all das fast normal vor. Professor de Lourde hatte die Crescent City geliebt, den Big Easy, wo Katrinas Fluten sich in den Flanken der Gebäude eingeätzt hatten wie die Brandzeichen einer uralten, grauenvollen Apokalypse. Je länger Grove daran dachte, desto schwerer wurde ihm ums Herz.

«Haben Sie je mit dem Professor zusammengearbeitet?», fragte die rauchige Stimme von der Rückbank und riss Grove aus seinen düsteren Gedanken. «An irgendeinem brutalen Mord vielleicht?»

«Ja, letztes Jahr», antwortete Grove. «Kurz vor Katrina. Der Professor hat mir bei einem äußerst schwierigen Fall geholfen.»

«Und haben Sie den Täter geschnappt?»

«Haben wir.»

«Gut so.»

Wenn man darüber nachdachte – und Grove dachte ziemlich häufig darüber nach –, war es schon ein merkwürdiger Zufall, dass Katrina wenige Tage nach dem Abschluss des Sun-City-Fal-les über New Orleans hereingebrochen war. Als hätten sich die Schleusen des Himmels geöffnet und die obere Atmosphäre von einer bösartigen Kraft gereinigt, die dort lange Zeit vor sich hingeschwärt hatte. Die Folge war die schlimmste Naturkatastrophe gewesen, die jemals die Vereinigten Staaten heimgesucht und unzähligen Menschen auf tragische Weise das Leben genommen hatte. Katrina hatte dem Land eine seiner tiefsten Wunden geschlagen, die noch immer nicht verheilt war, und für Grove war der Sun-City-Fall eine persönliche Katastrophe gewesen, ein Wendepunkt in seinem Leben, der sein gesamtes Wertesystem erschüttert hatte.

Zunächst hatte alles angefangen wie viele andere Fälle auch: An verschiedenen Orten im Mittleren Westen waren Leichen gefunden worden, die allesamt durch tiefe Schnittwunden im Genick getötet und postmortem in bestimmte Haltungen gebracht worden waren. Aber was für grausige Dimensionen der Fall wirklich hatte, war Grove erst während eines Urlaubs in Alaska klargeworden. Er hatte dort ein entlegenes Labor besucht, in dem gerade eine sechstausend Jahre alte, von Bergsteigern auf einem Gletscher gefundene Mumie untersucht wurde. Das für Grove Seltsame und Unerklärliche an ihr war gewesen, dass sie bis ins letzte Detail hinein dieselben Verletzungen aufgewiesen hatte wie die Opfer des Serienmörders, dem Grove seit Monaten erfolglos auf der Spur gewesen war.

Von da an war der Sun-City-Fall so seltsam geworden, dass Grove schließlich Professor de Lourde hinzugezogen hatte.

Ihre erste Begegnung hatte sich im Bankettsaal eines Hotels in San Francisco zugetragen, wo der Sun-City-Mörder erneut zugeschlagen hatte. De Lourde war Mitglied eines Stabes von Wissenschaftlern gewesen, der für Grove eine Verbindung zwischen den Morden des Serientäters und einer Reihe von ähnlichen, vor Tausenden von Jahren verübten Bluttaten erarbeitet hatte, und war in vielerlei Hinsicht an der Ergreifung des Täters, eines Buchhalters namens Richard Ackerman, beteiligt gewesen.

Gemeinsam mit Grove hatte er die Theorie aufgestellt, dass Ackerman von einem Wesen, so alt wie die Mumie aus dem Eis, besessen war, und als der Fall schließlich auf einem zerklüfteten Felsenberg in Alaska sein Ende gefunden hatte, war dieses Wesen aus dem sterbenden Mörder in Ulysses Grove gefahren.

Nach wie vor war sich der Profiler nicht sicher, was an jenem Tag wirklich geschehen war, aber eines wusste er genau: dass Moses de Lourde der Reinigungszeremonie, mit der ihm diese bösartige Energie wieder ausgetrieben worden war, von Anfang bis Ende beigewohnt hatte. Der Professor war dabei gewesen, als man ihm damals in Tom Geisels Hütte tief im Wald die Seele gerettet hatte – und vielleicht auch den Verstand.

«Er hat mir vermutlich mehr geholfen, als es mir bewusst war», murmelte er leise, während er durch die regennasse Windschutzscheibe nach vorn starrte. «Der Professor war ein außergewöhnlicher Mann.»

«Er war immer so stolz darauf, dass er Katrina überlebt hat», ließ die Drag Queen von der Rückbank vernehmen.

Grove fragte Miguel und Delilah, ob sie selbst während des Sturms in der Stadt geblieben wären.

«Ich war in null Komma nichts von hier weg», antwortete die Drag Queen und betrachtete eingehend ihre lackierten Fingernägel. «Mir braucht kein Bürgermeister zu sagen, wann ich die Fliege machen muss.»

«Ich habe auch das Weite gesucht», sagte der Fahrer nicht ohne einen Anflug von Scham in der. Stimme. «Mir persönlich hat Camille im Jahr 69 vollauf gereicht. Damals war ich gerade als Assistent an die Uni gekommen, und es war einfach fürchterlich. Aber gegen Katrina war Camille nur ein Stürmchen.»

«Als wir wieder zurückkamen, war nichts mehr da», sagte Delilah, deren Stimme seltsam mitgenommen klang. «Von meinem Haus in der Napoleon Avenue haben nur noch ein paar Kamine aus dem Wasser geragt. Das Dach war einfach eingestürzt, und als das Wasser wieder weg war, haben sie unter dem Gebälk meine Vermieterin gefunden. Von der war nicht mehr viel übrig.»

Grove sprach ihr sein Beileid aus.

«Damals sind viele umgekommen», fuhr Delilah fort. «Aber der alte Moses hat überlebt. Hat den Sturm im French Quarter durchgestanden, eisern und unbeugsam wie die Jungfrau von Orleans. Moses hatte immer schon einen Sinn fürs Dramatische. Er hat gesagt, er würde im Haus bleiben, und wenn es von der Flut hinaus in den Golf gespült würde.»

«Ist ihm was passiert?», fragte Grove.

«Moses hatte Glück. Das Quarter steht auf einem Sandhügel und ist der höchste Punkt in der ganzen Stadt. Die meisten der alten Häuser dort haben den Sturm überstanden.»

Miguel Lafountant ließ ein trauriges Kichern hören. «Ich bin ein paar Wochen nach Katrina zurück in die Stadt gekommen, nachdem sie die Brücke wieder repariert hatten», sagte er. «Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich Moses wieder getroffen habe. Er saß in Riley’s Bar in der Bourbon Street, genau da, wo wir uns vor dem Sturm voneinander verabschiedet hatten. Wie aus dem Ei gepellt in Leinenjackett und Seidentuch, schlürfte er seinen Sour Mash, als wäre nichts geschehen. Soviel ich weiß, hat das Riley’s auch während der Flut nicht zugemacht.»

Grove seufzte leise. «Ich kann es einfach nicht glauben, dass er tot ist», sagte er. «lrgendwie will mir das nicht in den Kopf.»

Eine Weile fuhren sie schweigend.

Als sie sich dem Central Business District näherten, tauchten am Horizont die Lichter der Altstadt auf. Nach schmerzlichen Monaten voller Anarchie, Verfall, Wiederaufbau und Trockenlegung klammerte sich die alte Crescent City noch immer wie eine hartnäckige Miesmuschel an ihre schlammige Halbinsel zwischen dem Lake Ponchartrain und dem Mississippi. Ein Jahr nach Ka-trina standen manche Teile der Stadt noch immer unter Wasser, und überall sah man die filigranen Gittermasten von Kränen, die neben eingestürzten Häusern und enthaupteten Kirchtürmen in den düsteren Himmel ragten.

Aus dem feuchten Boden stieg ein fauliger Gestank auf, der Gestank von Schimmel und Fäulnis, in den sich Methangas aus dem Sumpf mit den Ausdünstungen verschmutzter, müllverseuchter Kanäle mischte und der vom süßlichen Geruch der Industrie nach Malz, Fett und verbranntem Zucker nur unzureichend überdeckt wurde.

Sie bogen in die Canal Street ab, eine mehrspurige Straße mit Straßenbahngleisen, auf der überall abgerissene Äste herumlagen. Schwer zu sagen, ob sie Überbleibsel von Katrina oder vom letzten Wirbelsturm waren, der die Stadt erst vor ein paar Tagen heimgesucht hatte. Bald bogen sie nach Osten ins French Quarter ab. Hier, wo die Reifen des Kleinbusses über hundert Jahre altes, regennasses Kopfsteinpflaster ratterten, waren die Häuser älter und die Straßen schmaler. Altmodische Gaslaternen flackerten hinter einem Vorhang aus feuchtem Dunst. Grove kurbelte sein Fenster herunter und ließ die Luft herein, die so muffig roch wie ein übervoller Wäschekorb. Überall auf den Gehsteigen lag vom letzten Sturm verwehter Müll herum.

«Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mich vom Flughafen abgeholt haben», unterbrach Grove schließlich das lange Schweigen. «Besonders an einem traurigen Tag-»

Er hielt inne, weil er bemerkte, dass der alte Kubaner leise vor sich hin weinte. Seine Schultern zitterten, und dicke Tränen liefen ihm über die zerfurchten Wangen.

«– wie diesem», beendete Grove seinen Satz. Am nächsten Tag würde der Professor bestattet werden, und die gedrückte Stimmung, die über der sturmgebeutelten Stadt lag, machte Groves Gefühl von Verlust und Hoffnungslosigkeit noch schlimmer.

Auch der Transvestit auf dem Rücksitz kämpfte mit den Tränen. «Die Sache stinkt zum Himmel», stieß er hervor.

Das war nun wirklich seltsam, dachte Grove. Er drehte sich zu Delilah um, und auf einmal sah er in ihrem vom Licht der vorbeiziehenden Straßenlaternen nur sporadisch beleuchteten Gesicht einen Ausdruck, den er bisher noch nicht an ihr bemerkt hatte, den er aber nur allzu gut kannte. Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, was diese hin und her huschenden Blicke aus tränenfeuchten Augen bedeuteten. Er hatte es an Zeugen, Tätern und den Angehörigen von Opfern beobachtet: Wer so aussah, der wollte etwas loswerden.

«Pardon, aber wie meinen Sie das?»

«So, wie ich es sage. Die Sache stinkt zum Himmel», erwiderte Delilah, deren stark geschminktes Gesicht für einen kurzen Augenblick von den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Autos grell angeleuchtet wurde. «Und zwar in doppelter Hinsicht. Einerseits muss es da draußen am Point, wo der arme Moses gefunden wurde, wirklich gotterbärmlich stinken, aber sein Tod stinkt auch aus einem anderen Grund zum Himmel.»

«Tatsächlich?», fragte Grove. «Soviel ich weiß, wurde er von umherfliegenden Trümmern erschlagen. Stimmt das nicht?»

«Ich frage mich, weshalb er in Algiers war», sagte Delilah und zog die Augenbrauen hoch.

«Jetzt fang nicht schon wieder damit an», sagte Miguel mit etwas unsicherer Stimme.

«Halt du dich da raus, Miguel. Ich rede jetzt mit unserem schmucken Soldaten.» Sie blickte wieder hinüber zu Grove und lächelte ihn freundlich an. «Tatsache ist nun mal, dass unser lieber, streitbarer Moses in Algiers nicht tot im Schlamm hätte liegen dürfen»

«Und warum nicht?», fragte Grove.

«Weil er nie freiwillig in das Jefferson Parish gegangen wäre»

Grove erwiderte, dass er immer noch nicht so recht verstand.

«Er ist dort einmal fast zu Tode geprügelt worden», mischte Miguel sich ein. «Als er noch ein junger Assistenzprofessor an der Tulane war. Erzähl ihm die Geschichte, Delilah.»

Delilah seufzte. «Er musste sich ja unbedingt für die Sache der Schwulen einsetzen», sagte sie. «Wo er herkommt, in Old Birmingham, hatten Schwule noch nie einen leichten Stand, und damals, in den 6oer Jahren, war es besonders schlimm. Da hatten sich die Schwarzen hier im Süden ja noch mit den Jim-Crow-Gesetzen herumzuschlagen. Können Sie sich vorstellen, was es bedeutete, wenn ein Junge damals schwarz und schwul war? Aber das ist eine andere Geschichte.»

«Erzähl ihm von dem Überfall», drängte Miguel.

«Erzähl du es ihm, Chéri. Mir fehlt die Kraft dazu.»

Der Kubaner zuckte traurig mit den Achseln. «Na schön. Eines Abends ist Moses auf der falschen Seite des Flusses spazieren gegangen. Ich weiß es noch gut, es war so ein schwüler Frühlingsabend, und wir saßen zusammen im Old Napoleon’s, wo wir früher oft hingegangen sind. Ich war müde und ging früh nach Hause, aber Moses wollte unbedingt noch einen Spaziergang machen. Er mochte es, mit seinem albernen Spazierstock herumzustolzieren wie ein französischer Adeliger. Nun, jedenfalls ist er an dem Abend zur Spanish Plaza gegangen und hat von dort aus die letzte Fähre hinüber nach Algiers genommen. Bis heute weiß ich nicht, weshalb er dorthin wollte, aber er hat es getan, so viel steht fest. Und war zur falschen Zeit am falschen Ort. An einem Ort, an dem nachts niemand etwas zu suchen hat, und schon gar nicht ein Mann mit Moses de Lourdes Neigungen …»

Lafountant schüttelte den Kopf, als wäre die bloße Erinnerung zu viel für ihn.

Von hinten ließ sich die tiefe, empörte Stimme von Delilab vernehmen: «Ein Wagen voller Besoffener hätte ihn beinahe überfahren. Dann sind die Typen ausgestiegen und haben ihm fast die Seele aus dem Leib geprügelt. Und das nur, weil er schwul war.»

«Kann gut sein, dass Moses sie provoziert hat», meinte der Kubaner. «Er konnte ganz schön ausfallend werden – Gott sei seiner armen Seele gnädig.»

«Was für ein Blödsinn, Miguel.» Der Transvestit machte eine abfällige Bewegung mit seiner perfekt manikürten Hand. «Wie hätten die Typen in dem Wagen denn hören sollen, was er gesagt hat? Die wollten an dem Abend einfach jemanden fertigmachen, und der arme Moses war der Erste, der ihnen über den Weg lief. «Er blickte Grove aus seinen mit Kajal umrandeten Augen an. «Am nächsten Morgen haben sie ihn mit heruntergezogener Hose bewusstlos in der Gosse gefunden. Jemand hatte ihm mit roter Farbe das Wort <schwul> auf den Hintern gesprüht. Moses hatte ein Dutzend Knochenbrüche und wäre fast verblutet.»

Grove fragte, ob man die Angreifer verhaftet hätte.

«Moses hat nicht einmal Anzeige erstattet», sagte Delilab mit einem erschöpften Seufzer.

Grove dachte über das Gehörte nach und schaute Delilab dabei unverwandt an. «Und das ist damals in derselben Gegend geschehen, in der man am Sonntag seine Leiche gefunden hat?»

«Richtig.»

«Hmm.»

«Warum?», fragte Miguel.

«Warum was?»

«Warum haben Sie <hmm> gesagt?», fragte der Kubaner lächelnd.

«Habe ich das?»

«Ja, haben Sie.»

«Tut mir leid. Das hatte nichts zu bedeuten.»

«So klang es aber nicht», murmelte Miguel, während er den Kleinbus vor dem Hotel Philippe de Champaigne in der Dau-phine Street zum Stehen brachte. Er schob den Automatikhebel in die Parkposition und senkte den Blick. «Ist auch egal. Den alten Moses macht sowieso nichts wieder lebendig.»

Mit diesen Worten nahm der alte Kubaner seinen Stock mit dem Elfenbeingriff und stieg aus. Dann humpelte er zur hinteren Tür, um Grove mit seinem Gepäck zu helfen.

 

 

In den frühen Morgenstunden saß Grove in seinem dunklen Hotelzimmer und starrte auf die Fensterscheibe, gegen die unentwegt der vom Wind gepeitschte Regen trommelte. Er dachte über den großen Moses de Lourde nach.

Der alte Mann war ein echtes Original im Stil des alten Südens gewesen, eine Art akademischer Oscar Wilde, der schon zu Lebzeiten zu einer Legende geworden war. Er hatte mehrere Lehrstühle an den renommiertesten Universitäten in den Südstaaten innegehabt und war wegen seiner charismatischen Persönlichkeit bei den Studenten sehr beliebt gewesen. In Erinnerung bleiben würde er den meisten aber wohl eher wegen seines persönlichen Steckenpferds: der fast schon besessenen Erforschung von Gewaltverbrechen quer durch alle Zeitalter der Menschheitsgeschichte. Seine mysteriösen Feldforschungen und die hin und wieder in wissenschaftlichen Zeitungen erschienenen, kontrovers diskutierten Artikel zu diesem Thema hatten ihn berühmt gemacht und schließlich auch dafür gesorgt, dass Ulysses Grove auf ihn aufmerksam geworden war.

Grove stand auf, tigerte ruhelos durch sein Hotelzimmer und dachte über den Professor nach. Schließlich kam ihm der Gedanke, im Internet nachzusehen, ob es neue Informationen über de Lourdes Tod gab. Er verband seinen Laptop mit der DSL-Buchse an der Wand und tippte in einer Suchmaschine den Namen de Lourde ein. Auf Anhieb fielen ihm zwei neue Einträge auf, die das letzte Mal, als er diese Suche durchgeführt hatte, noch nicht da gewesen waren. Einer davon führte zu einer Meldung aus der «Times-Picayune»:

 

Bekannter Professor Opfer des Sturms?

(New Orleans) Am Algiers Point in der Nähe der Sequin Street wurde am Sonntagmorgen ein Toter gefunden, der als der emeritierte Universitätsprofessor Moses A. J. de Lourde identifiziert wurde. Der in der Dumaine Street Nr. 748 wohnhafte de Lourde lehrte an der Tulane University.

«Offenbar ist er vom Sturm überrascht worden», erklärte Captain Grayson Capps aus dem Polizeirevier von Jefferson Parish gestern auf einer Pressekonferenz. «Umherfliegende Trümmer und Hochwasser können während eines Wirbelsturms sehr gefährlich werden.» Die genaue Todesursache, so erklärte Capps, wird der Gerichtsmediziner so lange zurückhalten, bis de Lourdes Angehörige verständigt wurden. Der Leichnam wurde am Sonntag bei Tagesanbruch von einem Hafenarbeiter entdeckt – wenige Stunden nachdem der Hurrikan Cassandra über das Zentrum von New Orleans hinweggezogen war. Sollte der Sturm an de Lourdes Tod schuld sein, wäre der Professor sein einziges Todesopfer. Die bisherige Bilanz der Schäden beläuft sich auf dreiundsiebzig Verletzte und Sachschäden in Höhe von zwei bis vier Millionen Dollar, was im Vergleich zu Katrina eher unbedeutend ist. Wenn Cassandra wirklich Moses de Lourde, einem prominenten Überlebenden von Katrina, zum Verhängnis wurde, wäre das eine Ironie des Schicksals.

Grove fragte sich, was die Autopsie wohl ergeben hatte. Der Artikel ließ nicht nur diese Frage unbeantwortet.

Der zweite Link führte Grove auf ein hauptsächlich von Underground-Kunst und -Kultur geprägtes Webzine namens «Synapse», eine vermutlich von Studenten gestaltete Website,auf deren Homepage jetzt ein Foto des jugendlichen Moses de Lourde prangte:

Stern der TU erloschen

Seit Sonntag ist die Tulane um eine Institution ärmer. Ganz gleich, ob man ihm in den trostlosen Gängen der anthropologischen Fakultät über den Weg lief, ob man ihn im Antoine’s Hof halten sah oder ob man ihm zuhörte, wenn er mit den Dixie Jammers vor der St. Louis Cathedral (nicht allzu gut) Klarinette spielte: Moses de Lourde war in jeder Hinsicht ein Unikat. Sui generis. Ein echtes amerikanisches Original. Aber der Professor, der am Sonntag während des Hurrikans ums Leben kam, verlässt uns nur körperlich. Sein Geist lebt weiter, ob in den spätnächtlichen Gruppendiskussionen in der Dinwiddie Hall, den nicht enden wollenden Streitgesprächen über Cheeseburgern und Cola im Camellia Grill oder in den alkoholgeschwängerten Träumereien der «Graddies» in Jimmy’s Bar. De Lourde verfügte über jenes unbeschreibliche Fluidum, jene geheimnisvolle Aura, die ein Lehrer braucht, wenn er seine Studenten immer wieder faszinieren will. Niemand konnte erahnen, was für eine ausgefallene Theorie er als nächste aufstellen würde. Aber wie John Steinbeck schon sagte: Die Toten, die wir geliebt haben, werden uns niemals wirklich verlassen. Immer wenn ein zugekiffter Student im Morgengrauen eine abstruse Erklärung für die Entstehung des Universums vor sich hin brabbelt oder wenn ein Erstsemester urplötzlich ein unerklärlicher und unbezähmbarer Wissensdurst packt, wird er mitten unter uns sein. Ruhe in Frieden, Moses! Wir werden dich nie vergessen.

Grove hatte beim Lesen feuchte Augen bekommen, aber einige Fragen wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Warum hatte sich der alte Mann an einen Ort begeben, den er zutiefst verabscheut hatte? Was hatte er mitten in einem Hurrikan in Algiers zu suchen gehabt? Und was hatte es mit seinem mysteriösen, letzten Anruf bei ihm auf sich gehabt?

Er hatte ihn am späten Samstagabend erhalten, als er gerade auf der Couch einer Blockhütte eingedöst war. Die einsam in einem Wald in Virginia gelegene Hütte gehörte Tom Geisel, Groves Abteilungsleiter, der gleichzeitig sein bester Freund beim FBI war. Grove hatte dort das vergangene Jahr über gewohnt, um sich nach dem Sun-City-Fall von den körperlichen und seelischen Strapazen zu erholen. Viele Monate war ihm die Hütte wie ein willkommenes Refugium vorgekommen, aber in letzter Zeit hatte ihn eine zunehmende Unruhe ergriffen. Er hatte sich nach seiner Arbeit ebenso sehr gesehnt wie nach der Journalistin Maura County, die er gerne wiedergesehen hätte.

Zudem hatte er viele Albträume, in denen sich Richard Acker-man, der wahnsinnige Buchhalter aus dem Sun-City-Fall, in grässliche Gestalten verwandelte, aber er träumte auch von Afrika und seiner eigenen Geburt. Am Abend von de Lourdes Anruf hatte er gerade von seiner Mutter geträumt, als das Zirpen des Handys auf dem Couchtisch ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Auf dem Display war de Lourdes Handynummer erschienen, aber die Verbindung war sehr schlecht gewesen: «ffft … Ulysses … ffîtt … Hallo … hören Sie mich? Tut mir furchtbar leid, dass ich Sie so spät noch anrufe, aber … fffftttt … Hallo? Sind Sie noch dran?»

Grove hatte die Stimme selbst in seiner Schlaftrunkenheit sofort erkannt. Wegen der ständig knisternden und knatternden Störungen hatte er ihn nur undeutlich verstanden, und das «Hallo, hallo», das Grove ständig ins Telefon gerufen hatte, war bei dem Professor offenbar überhaupt nicht angekommen. «Ulysses, können Sie mich hören? Hallo? … Zzzzssssht … Es tut mir wirklich leid, mein Lieber, aber ich stecke in Schwierigkeiten … fffffttttht … In Schwierigkeiten, haben Sie verstanden? HALLO … FFSSSHHHHTTT!!»

Dann war der Anruf plötzlich abgebrochen, als hätte de Lourde aufgelegt, und Grove hatte den Rest der Woche über vergeblich versucht, den Professor zurückzurufen, und sich gefragt, was für «Schwierigkeiten» er gemeint haben könnte. Auf diese Fragen würde er vermutlich nie mehr eine Antwort bekommen, und irgendwie schien es ihm ein passendes Vermächtnis für einen Mann wie de Lourde zu sein, der immer –

Ein Geräusch.

Grove blickte auf.

Ein metallisches Klicken direkt unterhalb seines Fensters hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. Im Rauschen des Regens war es kaum zu hören gewesen, doch Grove stellten sich sofort die Nackenhaare auf. Er war nicht nur auf bestimmte Alarmsignale geeicht wie zum Beispiel das Entsichern einer Waffe oder knar-zende Fußbodendielen, sondern wurde sofort hellhörig, wenn ein Geräusch irgendwie deplatziert war. So wie dieses hohle, metallische Klicken. Es hatte nicht hergepasst, nicht direkt unter dieses Fenster, dessen Scheibe er vor ein paar Minuten ein Stück nach oben geschoben hatte, um etwas Luft ins Zimmer zu lassen.

Grove, der jetzt in höchster Alarmbereitschaft war, stand langsam auf. Er beugte sich vor, schaltete die Lampe auf dem Beistelltisch aus und schlich vorsichtig zum Fenster. Die Straßenlaternen schienen durch den Regendunst herein und zeichneten seinen von Wassertropfen verzerrten Schatten an die hintere Wand des Zimmers. Er blieb stehen und überlegte sich, ob er seine Waffe holen sollte.

Aber warum war er nur so angespannt? Vermutlich war es nichts weiter als ein harmloses Geräusch gewesen. Meine Güte, warum ließ er sich davon beunruhigen?

Tatsächlich war Grove seit seiner Ankunft in New Orleans eine gewisse allgegenwärtige Nervosität nicht mehr losgeworden, die alles überdeckt hatte und von Miguels und Delilabs seltsamer Geschichte noch verstärkt worden war. Es klang vielleicht abgedroschen, aber Grove hatte das Gefühl, als ob ihn jemand beobachtete. Dieses Gefühl hatte er manchmal. Er hatte einen sechsten Sinn für solche Dinge. Und jetzt rief ihm seine innere Stimme zu: Houston, wir haben ein Problem!.

Er schaute aus dem Fenster, und durch den dichten Regen sah er mehrere Dinge gleichzeitig:

Einen Metallring, der zwei Stockwerke unter ihm über den kopfsteingepflasterten Gehsteig klirrte, ein Seil, das links von ihm an der Hotelwand herunterfiel, aber erst als er hörte, wie jemand mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkam und einen menschlichen Schatten hastig verschwinden sah, wurde ihm klar, dass jemand neben seinem Fenster an der Hotelwand hinaufgeklettert war.

Er drehte sich um und rannte quer durchs Zimmer. Sein Herz schlug ihm bis in den Hals. Sein .357 Charter Arms Tracker steckte noch mitsamt dem Holster in seiner Manteltasche. Nicht geladen. Groves dunkles Gesicht glänzte vor Schweiß, als er den Revolver und einen Schnelllader mit sechs Patronen aus der Manteltasche nss.

Erst als er aus dem Zimmer und den halben Gang entlanggelaufen war, fiel ihm auf, dass er nur Unterwäsche trug.

Das war egal. Mit klopfendem Herzen sprang er barfuß die mit einem alten Läufer belegte Treppe am Ende des Korridors hinunter. Die Stufen knackten und ächzten wie verrückt. In weniger als einer Minute war er unten in der modrig nach Wasserschaden riechenden Hotelhalle. Wie weit mochte der Fassadenkletterer in knappen sechzig Sekunden gekommen sein? War er die Dauphin Street entlanggelaufen oder in einer der Seitenstraßen verschwunden? Im Laufen drückte Grove die sechs Patronen aus dem Schnelllader in die Trommel des Revolvers.

Dann war er draußen im Regen.

Die Waffe mit beiden Händen schussbereit vor den Körper gestreckt, sah er sich in allen Richtungen auf der dunklen Straße um. Das Kopfsteinpflaster fühlte sich unter seinen nackten Füßen kalt, nass und glitschig an. Der Regen klatschte ihm ins Gesicht, und ein ekliger, fischiger Geruch stieg ihm in die Nase. Wer war unter seinem Fenster gewesen? Und wie war er dort hinaufgekommen? Grove ging den Gehsteig entlang bis zur ersten kleinen Seitenstraße. An der Ecke blieb er stehen. Dann wirbelte er herum und richtete die Waffe in die Straße hinein.

Sie war leer.

Grove überlegte. Atmete schwer. Legte den Kopf schräg und lauschte. Das Prasseln des Regens und im Wind klappernde Verkehrszeichen waren die einzigen Geräusche. Sonst war nichts zu hören. Keine Schritte. Keine Bewegung. Es war, als hätte sich der Kletterer zurück auf die Enterprise beamen lassen.

Der Regen hatte längst Groves Unterwäsche durchnässt, sein kurzärmeliges T-Shirt klebte ihm am Oberkörper. Er wischte sich übers Gesicht, drehte sich um und betrachtete die Vorderfront des Hotels Philippe de Champaigne. Über dem Eingang blätterte der Putz von der Fassade, in der viele der Buntglasscheiben von den Stürmen zerbrochen waren. Das Hotel sah aus wie eine von Vandalen zerstörte Kirche.

Groves Fenster befand sich im zweiten Stock direkt in der Mitte des Gebäudes. An der Wand gab es wenige Vorsprünge, an denen man hätte hinaufklettern können. Etwa drei Meter links vom Fenster und ein halbes Stockwerk darunter ragte ein Flaggenmast aus der Fassade. An manchen Fenstern gab es Ventilatoren der Klimaanlagen. Durch den Regen blinzelte Grove hinauf in die Dunkelheit und bemerkte etwa zwei Meter unterhalb seines Fensters ein paar dunkle Stellen im Putz und weiter unten einige diagonale Kratzer. Er ließ den Blick wieder sinken und sah sich auf dem Pflaster des Gehsteigs um.

Direkt vor seinen Füßen lag etwas Glänzendes.

Es war ein Karabinerhaken aus Aluminium, etwa fünf Zentimeter lang, wie man ihn beim Bergsteigen als Seilführung verwendet. Grove ging in die Hocke und hob ihn mit dem Lauf seines Revolvers auf. Auf einmal wurde ihm vieles klar.

Grove ging zurück ins Hotel. Die Halle war leer. An der Rezeption brannte eine Lampe, und aus einem Büro dahinter plätscherte leise Musik, aber niemand war zu sehen, während Grove in seiner durchnässten Unterwäsche mit dem Revolver in der Hand in Richtung Treppenhaus eilte.

Die Nacht war fast vorüber, bald würde es hell werden. Er musste unbedingt noch ein paar Stunden schlafen, bevor er zu der Trauerfeier ging. In seinem Zimmer zog er sich trockene Unterwäsche an und warf sich auf das Doppelbett, ohne die Decke aufzuschlagen. Dann lag er ein paar endlos erscheinende Minuten in der Dunkelheit und dachte über das nach, was gerade passiert war, dachte an de Lourdes Tod und die Dinge, die daran rätselhaft waren. Wenn er die Augen öffnete, sah er den Karabiner, den er auf den Couchtisch gelegt hatte, im Licht der Straßenlaternen glänzen.

Grove starrte das Ding an und lauschte dem Regen und dem endlosen Gegurgel des Wassers, das unten auf der Straße in den Gullys verschwand. Er konnte nicht einschlafen, und er konnte den Blick nicht von dem Karabinerhaken nehmen.

Er ahnte es noch nicht, aber er war bereits bis über beide Ohren in ein geheimnisvolles, tödliches Spiel verstrickt.

Kapitel 2

 

Die Trauerfeier fand im Garden District statt, einige Kilometer stromaufwärts vom French Quarter, und als Grove um fünf Minuten vor acht vor der Unitarierkirche an der Magazine Street eintraf, musste er zusammen mit anderen Trauernden fast zwanzig Minuten lang im Regen Schlange stehen, bis er in die Kapelle kam.