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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Vorgeschichte

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2554

 

Die lodernden Himmel

 

Ihre Welt ist eine Scheibe – wer sie retten will, muss bitter büßen

 

Leo Lukas

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen.

Als aber die Terraner auf die sogenannten Polyport-Höfe stoßen, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, tritt die Frequenz-Monarchie auf den Plan: Sie beansprucht die Macht über jeden Polyport-Hof.

Mit Raumschiffen aus Formenergie oder über die Transportkamine der Polyport-Höfe rücken die Vatrox vor, und anfangs scheinen sie kaum aufzuhalten zu sein. Dann aber entdeckt man ihre Achillesferse in ihrer stärksten Waffe: Die Vatrox verfügen mittels ihrer Hibernationswelten über die Möglichkeit der »Wiedergeburt«. Als die Terraner ihnen diese Welten nehmen und die freien Bewusstseine dieses Volkes einfangen, beenden sie die Herrschaft der Frequenz-Monarchie.

Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt: Noch immer gibt es Vatrox, darunter den gefährlichen Frequenzfolger Sinnafoch, und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Zivilisation zusammenhängen.

Perry Rhodan indes verschlägt es in eine fremdartige Umgebung. Rund um einen gigantischen Handelsstern kreisen 20.000 Scheibenwelten wie Wanderer, die Heimat der Superintelligenz ES. Und deren Bewohner starren in DIE LODERNDEN HIMMEL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Orcizu – Das Apostul verliert ungeheuer viel und gewinnt noch mehr.

Perry Rhodan – Der Terraner erkundet eine riesenhafte unheimliche Sphäre.

Sebyri – Die Frerin muss zwei Idioten heiraten.

Clun'stal Niemand – Das Hyperkristallwesen erwählt sich einen Chronisten.

Licafa – Der Gnostiker startet eine Kette verhängnisvoller Ereignisse.

Was wäre ein Innen ohne Außen, ein Oben ohne Unten, Liebe ohne Hass – wenn nicht schal, flach und geschmacklos?

Genistos Befurisfagis

 

 

Vorgeschichte

Wie Orcizu verschleppt, gebrandmarkt und auserwählt wurde

 

Am Ersten Tag der Gnade verhandelte das Gericht von Frer die leichten Fälle.

Trotzdem war Orcizu so aufgeregt, dass seiner Mittelhand beinahe der Griffel entglitt. Die Berufung zum Beisitzenden war vorhersehbar gewesen und dennoch überraschend erfolgt, kurzfristig, vor wenigen Stunden erst.

Orcizu hatte wohl damit gerechnet und sich entsprechend für die Bürde des Amts zu wappnen versucht. Aber was bedeutete schon »hohe Wahrscheinlichkeit«?

In Frer, der Störrischen, kam es meistens anders, als man dachte.

War Trockenhitze angesagt, prasselten Wolkenbrüche hernieder. Wurde die Stromversorgung für gesichert erklärt, gingen bald darauf die Lichter aus. Verkündete die Pontifikalklause einen Waffenstillstand, konnte man davon ausgehen, dass die Zahl der Anschläge und Straßengefechte sprunghaft anstieg.

Im Grunde verließen sich alle Bewohner der Stadt Frer nur darauf, dass auf nichts Verlass war.

Deshalb war Orcizu geradezu schockiert gewesen, als ihm der Bote wahrhaftig das Ernennungsschreiben überbrachte – obwohl seine Freunde ihm dies seit Längerem prophezeit hatten.

»Du bist klug«, hatten sie gesagt, »bist das mit Abstand größte Talent unserer Siedlung. Und da wir diesmal an der Reihe sind – wen sonst sollten sie auswählen?«

Das traf durchaus zu. Daheim, auf dem Bord über seiner Schlafmulde, standen die errungenen Trophäen dicht an dicht.

Erster Platz beim regionalen Metaphysik-Wettbewerb. Ehrenpreis der Stiftung zum Abendstudium des Heilsmysteriums. Bester Nachwuchs-Laiendogmatiker seines Jahrgangs … und so weiter.

Bloß halfen ihm die akademischen Erfolge nicht im Mindesten; nun, da Orcizu tatsächlich eine offizielle Funktion bekleidete.

 

*

 

Wie so oft wurde der Großteil des Disputs von anderen bestritten.

Hauptsächlich redeten der Verteidiger des Höheren Willens und die Anwältin der Beklagenswerten. Und die Entscheidung über Schuld und Unschuld, Leben oder Tod traf schlussendlich die richterliche Dreiheit.

Ihm als neutralem Beisitzenden fiel es zu, das Volk zu vertreten. Seine Stimme war, falls Orcizu sie erhob, jene der Stimmlosen, der ansonsten zum Schweigen verurteilten, ebenso breiten wie flachen Masse.

Wie hieß es in der Charta von Frerino so schön? »Widerspruch muss allzeit möglich sein.«

Einstweilen bestand dazu gottlob kein Anlass. Es handelte sich durchweg um simple Vergehen, für die eine Fülle von Präzedenzfällen vorlag.

Jemand hatte im Affekt einen Ketzer-Sympathisanten verprügelt: Freispruch aufgrund berechtigter Erregung.

Jemand war bei zweigeschlechtlicher Unzucht ertappt worden: Tod durch die Giftspritze wegen Vermehrungs-Sabotage, kein Einspruch gestattet.

Jemand hatte den Pontifex geschmäht: siebenundzwanzig Tage Umerziehungslager. Eine recht milde Strafe, weil der bis dahin unbescholtene Delinquent zum Zeitpunkt seiner Tat von legalen Rauschgasen beeinträchtigt gewesen war und mittlerweile glaubhaft Besserung gelobt hatte.

In diesem Stil ging es weiter. Orcizu entspannte sich zusehends. Immer flüssiger und schwungvoller gerieten seine bestätigenden Unterschriften auf dem Dabeibrett.

Das Dabeibrett! Anfangs hatte Orcizu es mit spitzen Fingern angefasst und kaum gewagt, die Sensorfläche zu berühren; geschweige denn, Luken aufzurufen oder durch die unendlichen Ebenen zu blättern.

Mit der Zeit jedoch wurde Orcizu mit dem Gerät vertraut, das ihm vom Gerichtsdiener verliehen worden war. Es schmiegte sich förmlich in seine Hand.

Daumen und Zeiger der mittleren hielten das Dabeibrett umklammert. Die übrigen sieben Finger aller drei Hände tanzten darauf herum, bewegten die Darstellungen lustig hin und her, vergrößerten, sich spreizend, Schriften und Grafiken, tippten auf Symbole, öffneten Untermenüs, gruben tiefer und tiefer in die Unendlichkeit des eingespeicherten Wissens …

»Darfst das Ding eh mit nach Hause nehmen«, grummelte eine gutmütige Stimme. »Aber jetzt verzieh dich, ich muss die Gerichtshalle zusperren.«

Orcizu blickte auf, peinlich berührt, weil ihm der Bezug zur Realität entglitten war. Die letzte Verhandlung war längst beendet, der erste Gnadentag vorüber. Außer ihm und dem Pedell befand sich niemand mehr im Raum.

»Bis morgen, Jungschen«, sagte der Hausmeister. »Vorsicht, Stufe.«

 

*

 

Draußen brach die Dämmerung herein.

Orcizu rieb sich die brennenden Augen, klemmte das Dabeibrett unter die Achsel und machte sich auf den Heimweg. Sein Kopf schwirrte, übervoll von neuen Eindrücken.

Driespältige Gefühle tobten in ihm. Linde Enttäuschung über die geringe Wertigkeit seines Amtes mischte sich mit mindestens ebenso viel Euphorie, einen bescheidenen Teil zum unfehlbaren Mechanismus der Rechtsprechung beisteuern zu können.

Vor allem aber war Orcizu verwirrt.

Im Rückblick erschien ihm das Erlebte zugleich unwirklich erhaben und ernüchternd profan. Alle Mitwirkenden – außer den Angeklagten, natürlich, und ihm selbst – intonierten die Heiligen Satzungen ebenso fehlerlos wie stimmgewaltig und untermalten jedes Zitat formvollendet mit den vorgeschriebenen Ritualgesten.

Allerdings agierten sie dabei auf gleichmütige, routinierte, fast schon nonchalante Weise, die dem Laien sowohl Bewunderung als auch Entsetzen abnötigte. Einer der Dreirichter entrotzte sogar lautstark seine Riechstumpen, während er eine Geldleiherin, die Wucherzinsen gefordert hatte, zur Amputation eines Unterarms verdonnerte!

Gedankenverloren setzte Orcizu ein Bein vor die anderen, kaum auf seine Umgebung achtend. In den meisten Sprengeln von Frer, der Störrischen, durfte man sich derlei Fahrlässigkeit auf keinen Fall erlauben, wollte man nicht unversehens in ein Scharmützel geraten.

Der Gerichtsdistrikt freilich galt als fast so sicher wie das benachbarte Regierungsviertel, aus dessen Zentrum die 27 mächtigen Türme der Pontifikalklause aufragten. Streifenpolizisten patrouillierten die Hauptstraßen, stets zu neunt, sodass jedes Geschlecht dreimal vertreten war. Geschützstellungen der Armee dominierten die Verkehrsinseln vieler Kreuzungen.

Hoch oben, im dunkelvioletten Abendhimmel über den Kuppeldächern, zogen Kampfluftschiffe majestätisch lautlos ihre Bahn. Orcizu nahm sie nur am Rande wahr, ebenso wie die fernen Schreie, Schüsse und sonstigen üblichen Geräusche der Großstadt, die sich für eine weitere Nacht voller Gewalttätigkeiten rüstete.

Eine Mietkarosse rollte im Schritttempo neben ihm her. Orcizu bemerkte das sechsrädrige Gefährt erst, als ihm aus der halb geöffneten Schiebetür etwas zugerufen wurde.

»Steig ein, Freund! Wir fahren in deine Richtung. Du wohnst doch in der Schrannensiedlung, nicht wahr?«

Das stimmte. Zögerlich, da der Sprecher nicht zu erkennen war, trat Orcizu an den Bordstein und lugte in den abgedunkelten Passagierraum des Taxis, das inzwischen angehalten hatte.

Mehrere Arme reckten sich ihm entgegen – und packten zu, hart, unerbittlich, die heitere Freundlichkeit der Stimme Lügen strafend. Jählings ins Innere gezerrt, kam Orcizu nicht mehr dazu, sich zu wehren oder auch nur um Hilfe zu schreien.

Ein brutaler Hieb traf seinen Oberhals und raubte ihm den Atem. Orcizu spürte, wie alle drei Knie nachgaben. Ein Sack wurde ihm über den Kopf gestülpt.

Etwas Spitzes stach in seinen unteren Leib. Augenblicklich erschlafften sämtliche Glieder. Bunte Farben überschwemmten seine Sinne. Orcizu wollte auflachen, weil ihm der ganze Vorgang plötzlich wahnsinnig witzig erschien; aber ihm ging vorher die Puste aus.

Dann … nichts mehr.

 

*

 

Jeder Muskel schmerzte.

Jede Bewegung wurde schon im Ansatz unterbunden. Alle seine sechs Extremitäten waren verschnürt, mit strammen Bändern um einen Pfahl gefesselt, der Orcizu zu unnatürlich durchgestreckter Haltung verdammte.

Sein Schädel dröhnte wie eine Glocke, die in rasendem Rhythmus angeschlagen wurde: Bamm! Bamm! Bamm!

Allmählich gewöhnten sich die Augen an das Halbdunkel. Drei Gestalten umringten Orcizu. Sie trugen röhrenförmige Kapuzen, die ihre Köpfe und Oberleiber verbargen.

»Ruhig, ganz ruhig«, erklang dieselbe sonore, mit einem amüsierten Unterton angereicherte Stimme wie zuvor. »Lass hängen, Geschwist. Wir haben nichts gegen dich persönlich und wollen dir kein unnötiges Leid zufügen. Benimm dich vernünftig, dann kommst du heil aus dieser Sache raus.«

»Was … wollt ihr von mir? Wer seid ihr?«

»Kannst du dir das nicht denken, Orcizu?«

»Woher kennst du meinen Namen?«

»Du stellst viele Fragen, Jungschen. Nichts dagegen einzuwenden. Neugier ist prinzipiell nützlich und das Streben nach Erkenntnis sinnvoll, wenn es sich auf die wahrhaft brennenden Themen richtet.«

»Als da wären?«

Sein Gegenüber klatschte mit allen drei Handflächen auf die Schenkel, dass es schallte. Der Raum, vermutlich ein Keller, erhellte sich. Ringsum wurden bewegte Bilder auf die faltenreichen, schmuddeligen Stofffetzen projiziert, welche die engen Wände und die niedrige Decke kaschierten.

Es handelte sich um eine aktuelle Nachrichtensendung.

Schwere Ausschreitungen in Randbezirken, war neben Datum und Uhrzeit an der Bildkante eingeblendet.

Frerin stürmten gegen Straßensperren an. Sie warfen lächerliche Brennfläschchen auf Panzerwagen, die aus ihren Geschütztürmen Verderben sprühten, Säurestrahlen, Drucklanzen, Blendgranaten. Getroffene wälzten sich brüllend im verseuchten Dreck, der das Pflaster bedeckte. Gardesoldaten in unförmigen Rüstungen walzten heran und gaben ihnen mit Schlagstöcken den Rest.

»Und?«, krächzte Orcizu. »Eindämmung ungebührlicher Revolten. Seit ich klein war, sehe ich das, täglich zum Abendmahl. Was soll daran neu sein?«

»Hast du dich nie gefragt, warum diese Unglücklichen den Tod in Kauf nehmen und sich dem übermächtigen Moloch entgegenwerfen, obwohl sie nicht die geringste Chance haben?«

»Äh … weil sie eben unglücklich sind? Schwach im Glauben, frustriert ob ihrer Unpässlichkeit?«

»Ja, sicher. Und die Welt ist eine Scheibe.«

»Aber unsere Welt ist eine Scheibe«, sagte Orcizu. »Das beweisen die uralten Schriften. Wie es in den Heiligen Satzungen steht: ›Frerino, die Heimat der Frerin, ist weit und vollkommen kreisrund, doch spärlich bedeckt.‹ Zweites Dogma, zwölftes Kapitel, erster Vers.«

»Auswendig gelernte Sprüchlein beweisen gar nichts, auch wenn sie uns seit Generationen eingebläut wurden. Beispielsweise muss sich eine Art Dach über die Welt wölben, sonst würde die Atmosphäre entweichen.«

»Richtig. – ›Die Wolken bilden die Ewige Grenze‹«, zitierte Orcizu. »Fünfter Vers: ›Sie isolieren nach oben und halten die Luft hienieden, auf dass ihr, meine Kindlein, sie atmet, und gedeihet in Wohlstand und Frieden.‹«

Die Projektion zeigte gerade, wie eine Gruppe zerlumpter Halbwüchsiger von Explosivgeschossen zerrissen wurde.

»Gedeihet in Wohlstand und Frieden«, echote einer der Vermummten hämisch.

»Wer greift denn immer wieder zu den Waffen und terrorisiert harmlose Bürger?«, erwiderte Orcizu zornig. »Ihr und eure Leute!«

»Falsch. Wir haben mit diesen armen Opfern nichts zu schaffen, außer dass ihnen unser solidarisches Mitleid gebührt. Aber dazu später. Zurück zur vom Boden aus sichtbaren Wolkendecke. Von Isolation kann keine Rede sein. Darüber gibt es weitere Atmosphäre-Schichten, wenngleich etwas dünnere, mindestens bis in eine Höhe von dreihundertdutzend Tausendmetern.«

»Woher wollt ihr das wissen? Kein einziges Luftschiff kann so hoch fliegen.«

»Eine Forschungsrakete jedoch sehr wohl. Acht dieser Raketen hat unsere Organisation bisher erfolgreich gestartet. Jede drang ein wenig weiter vor. Die übermittelten Messergebnisse lassen keine Zweifel offen. Der Beweis ist erbracht: Deine Schriften lügen, Jungschen; und nicht nur in diesem Punkt. Aber davon hörst du selbstverständlich nichts in den Nachrichten.«

Die links vom Wortführer stehende Gestalt, deren weibliche Attribute unzureichend verhüllt waren, fügte hinzu: »Noch etwas sollte dir zu denken geben. Hier, sieh genau hin.«

Sie betätigte eine Fernsteuerung. Die Bilder froren ein. Dann wurde ein Ausschnitt vergrößert und dadurch einer der Aufständischen herausgepickt. Er zielte mit einer primitiven Steinschleuder auf die Ordnungskräfte.

»Kommt dir dieser Frerin nicht bekannt vor?«

Orcizu tat alles weh. Die Fesseln schnitten ihm in die Haut, sein Blick verschwamm, getrübt von den Nachwirkungen der Betäubungsdroge. Trotzdem …

»Das kann nicht sein.«

»Weil es nicht sein darf? Sieh hin, mach deine Augen auf!«

Das Kopfoval des Straßenkämpfers wurde noch näher herangezoomt. Die Münder waren zu fanatischen Grimassen verzerrt. Und doch handelte es sich unverkennbar um einen der Delinquenten, die heute auf der Anklagebank gehockt hatten!

»Na, erinnerst du dich?«

Allerdings.

 

*

 

Ein Sportlehrer im Ruhestand, ehemaliger Schneegleit-Rennläufer mit charakteristisch eng anliegenden Ohrmuscheln; nicht vorbestraft.

Man beschuldigte ihn der religiösen Säumigkeit, weil er mehrfach die Reliquienfeier geschwänzt hatte. Zu seiner Verteidigung brachte die Anwältin vor, dass er seine beiden Ehepartner, welche erkrankt waren und im Sterben lagen, nicht hatte allein lassen wollen.

Dank dieses mildernden Umstands und weil ihm keinerlei Verbindung zu irgendwelchen Häretikern nachgewiesen werden konnte, bekam er nur drei Tage Gefängnis. Die Strafe war unverzüglich anzutreten.

»Vor wenigen Stunden noch in der Gerichtshalle«, sagte die vermummte Frau. »Anschließend sofort in die Haftanstalt verfrachtet. Nun erkläre mir – wie kommt dieser einfache, bis dahin unauffällige, kreuzbrave Mann dazu, kurz darauf völlig enthemmt gegen Polizisten und Gardesoldaten anzustürmen? Wo er doch eigentlich absolut ausbruchssicher verwahrt sein sollte?«

»Vielleicht … ein Doppelgänger«, stammelte Orcizu. »Eine verblüffende Ähnlichkeit …«

»Bis hin zur Privatkleidung und den Narben seiner Sportverletzungen? Das glaubst du ja selbst nicht!«

Orcizu musste ihr recht geben. In der Tat war sein Glaube erschüttert.

Aber war es nicht genau das, was seine Entführer bezweckten? Und woher wussten sie so detailliert über die Vorgänge bei Gericht Bescheid?

Der mit der sonoren Stimme ergriff wieder das Wort. »Ich sage dir, was wirklich geschah, diesem armen Kerl und vielen anderen. Fällt dir an seinen Augen etwas auf?«

Sie waren blutunterlaufen und geweitet, die Pupillen jedoch zu schwarzen Punkten verkleinert. Beim besten Willen ließen sich diese Symptome nicht banaler Kampfeslust zuschreiben.

»Ein Schlauköpfchen wie du hat sicherlich schon einmal von Hypnose gehört.«