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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Ich bin …

1.

Ich bin …

2.

Ich bin …

3.

Ich bin …

4.

Ich bin …

5.

Ich bin …

6.

Ich bin …

7.

Ich bin …

8.

Ich bin …

9.

Wir sind …

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2597

 

Hyperkälte

 

Der Preis des Lebens – eine Superintelligenz greift zum letzten Mittel

 

Christian Montillon

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die Polyport-Höfe, der mehrere Galaxien umspannt.

Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, beanspruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und schlagen die Frequenz-Monarchie zuerst in Andromeda und später auch in Anthuresta: Beide Herrscher der Vatrox, die Geisteswesen VATROX-CUUR und VATROX-DAAG, werden vernichtet, die Machtzentren der Vatrox ausgeschaltet. Doch den eigentlichen Sieg trägt eine dritte Geistesmacht davon, die ebenfalls von den Vatrox abstammt und diese nun erbittert bekämpft: VATROX-VAMU.

Letztlich dreht sich aber alles um ES, die Superintelligenz von Wanderer und Mentor der Menschheit. ES scheint vom Tode bedroht, wenn ihm nicht die Psi-Energie des PARALOX-ARSENALS zugeführt wird, aber genau dahinter ist auch VATROX-VAMU her. Im Solsystem droht ein Feuerauge die Menschheit zu verschlingen, und ES erstarrt in HYPERKÄLTE …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gucky – Der Mausbiber fühlt sich elend.

Reginald Bull – Der Verteidigungsminister ist zwischen ES und dem Feuerauge gefangen.

Betty Toufry – Die Altmutantin ahnt ein Geheimnis und wagt alles.

Eritrea Kush – Die Stardust-Terranerin muss plötzlich zwei Silberkugeln steuern.

Ich bin …

 

Ich bin Tama Yokida, ein Telekinet.

Einer der Altmutanten, die ES wieder freigegeben und denen die Superintelligenz einen neuen, pseudomateriellen Körper geliehen hat.

Freigegeben.

Es hört sich gut an, aber es geht am Kern der Sache vorbei. Es klingt, als ob wir zuvor gefangen gewesen wären. Vielleicht trifft das sogar zu. Aber wenn, sind wir nicht deshalb wieder frei, um eigene Entscheidungen zu treffen. Sondern nur, weil wir Soldaten sind.

Das ist meine eigentliche Bestimmung, so wie ich sie verstehe. Ein Soldat in einem verzweifelten Krieg, dessen wahre Bedeutung niemand von uns kennt. ES hat sie uns nicht mitgeteilt. Die Superintelligenz schweigt, wenn es um solche Hintergründe geht.

Ich fragte mich, ob wir es wussten, solange wir noch Teil von ihr waren. Ob wir sozusagen im Vorfeld unsere Zustimmung dazu erteilt haben, an die Front geschickt zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, und deshalb weiß ich nicht, ob ich vertrauen soll … oder hassen.

Aber trotz allem weiß ich … ich fühle es, und mehr als das … ich weiß mit Sicherheit, dass es um weit mehr geht als um die Frequenz-Monarchie, um das Polyport-Netz, um Tod oder Leben der Superintelligenz. Etwas liegt vor unser aller Augen verborgen, das wohl nur ES selbst verstehen kann.

Ein … Ziel.

Und dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich vertrauen soll … oder hassen. Ein Zwiespalt, den ich nicht nach draußen trage, denn das ist nicht meine Art. In gewisser Weise beruhigt es mich, dass ich in dieser Hinsicht ich selbst geblieben bin.

Ich wurde in einer gebildeten, reichen japanischen Familie geboren. Vor einer schieren Ewigkeit, im 20. Jahrhundert der alten Zeitrechnung. Meine Parafähigkeiten verdanke ich wohl dem Abwurf von Atombomben in einem entsetzlichen Krieg. Wenn man in diesem Zusammenhang von Dank sprechen kann. Es klingt wohl nicht nur für mich wie purer, bösartiger Hohn.

Ohne Parafähigkeit wäre ich nur ein ganz normaler Mensch gewesen. Eine Vorstellung, die mich hin und wieder entsetzte im Verlauf meines langen Lebens, und die mir zu anderen Zeiten vorkam wie das Paradies auf Erden.

Einfach nur ein Mensch zu sein.

Gewiss, ich wäre seit Jahrhunderten tot, niemand mehr würde an mich denken, und schon gar nicht wäre ich nun im Auftrag einer Superintelligenz unterwegs, die am Rand des Todes steht. Oder die bereits so weit gestorben ist, dass es kein Zurück mehr gibt.

Aber ich hätte ein normales Leben leben können. Eine Frau finden und Kinder zeugen. Ich hätte lachen und weinen, krank werden und genesen, Hilfe empfangen und selbst helfen können.

Doch stattdessen war ich so lange ein Teil von ES, dass ich immer noch mit der Superintelligenz verbunden bin. Ich fühle bis zu einem gewissen Maß, was sie fühlt: den Schmerz, die Schwäche, die Hyperkälte, die sie von innen und außen auffrisst und ihre Energie erstarren lässt. Es ist der Tod, der grinsend durch dieses Geisteswesen kriecht, mit gewetzten Messern, und Stück für Stück aus ihm herausschneidet.

Warum ich darüber nachdenke?

Ganz einfach. Ich fürchte, dass der Zustand der Superintelligenz ES so fatal ist, dass sie nie wieder davon genesen kann.

Nie wieder.

Ich bin Tama Yokida, Altmutant und Soldat von ES. Einer von vielen, die an vielen Orten und auf viele Arten für sie kämpfen, obwohl die Schlacht längst verloren ist. Atlan und Gucky sind verschwunden, wir Altmutanten sind in TZA'HANATH geblieben, weil wir noch etwas zu erledigen haben …

1.

Betty Toufry

 

Die Welt brach zusammen. Die Wände der Silberkugel kippten auf sie zu, das Universum bog sich in sich selbst zurück.

»Nein!«, sagte sie, während sie zermalmt wurde. Und noch einmal, als das Leben aus ihr wich: »Nein!«

Natürlich war die Silberkugel nach wie vor stabil.

Natürlich kollabierte das Universum nicht.

Obwohl es nahe daran war.

Dasselbe Lied, andere Strophe, dachte Betty Toufry.

Wieder einmal ging es dem Ende entgegen. Schon oft – ungezählte Male, um ehrlich zu sein – hatte es übel ausgesehen für sie … aber mindestens einmal war es wirklich übel gewesen. An dem Tag, als ihr körperliches Dasein beendet worden war. Am Ende der schrecklichen Zeit, die mit der First-Genesis-Krise begann und in der Second-Genesis-Krise ihren Höhepunkt erreichte. Die Zeit des Wahnsinns, die am 9. März 2909 auf Ragulot im ersten körperlichen Tod endete …

Später folgte dann der Exodus der Mutanten: im September 3587 alter Zeitrechnung, die noch nach einem Religionsstifter benannt war, kurz vor der Umstellung der Jahreszählung zur Neuen Galaktischen Zeitrechnung. Vor 1463 Jahren.

Verrückt, eigentlich. Mancher würde wohl behaupten, Betty sei wie die anderen Altmutanten niemals richtig gestorben, weil sie damals in ES aufgegangen war. Sollten sie es doch selbst erleben. Sollten sie doch selbst sterben, ehe sie mitredeten.

»Betty?«, hörte sie. »Betty, was ist mit dir?«

Das war Eritrea Kush, die sie in ihrer eigenen Silberkugel auf dieser Mission begleitete. Sie waren erst seit Kurzem gemeinsam unterwegs, doch diese Zeit hatte sie zu Freundinnen gemacht und fast noch mehr: Schwestern, die einander besser verstanden als jeder andere.

»Alles in Ordnung«, antwortete die Altmutantin über Funk.

Die Kommunikationsverbindung zu Eritreas Schiff stand dauerhaft offen. Nur deshalb hatte Eritrea gehört, wie Betty … ja, wie sie was? Man konnte ihr schließlich nicht ansehen, dass die plötzlichen Schmerzen sich anfühlten wie glühende Messerklingen, die ihr Bewusstsein in Scheiben schnitten. Oder doch?

»Bist du sicher?«, fragte Eritrea. »Du hast zweimal nacheinander Nein gerufen.«

Hatte sie das?

»Außerdem«, fuhr Eritrea fort, »sehe ich dir an, dass es dir schlecht geht.«

Selbstverständlich sah sie es ihr an. Sie kannten einander, Masken und Rollen boten keinen Schutz vor dieser Nähe.

»Nichts ist in Ordnung«, gab Betty deshalb zu. »Spürst du den Druck nicht? Er geht von ES aus, vermute ich.«

Und er zerreißt mich in tausend blutige Fetzen.

»Ich fühle schon etwas«, sagte Eritrea nachdenklich. »Aber nur ganz dumpf. Es ist wie … wie ein unangenehm starker Wind bei Kopfschmerzen.«

»Sei froh, dass du keine Mutantin bist und nicht über Parasinne verfügst! Ich kann mich nicht dagegen abschotten. Es hat in der Sekunde angefangen, als wir TALIN ANTHURESTA erreicht haben.« Sprach sie diese Worte aus, oder blitzten sie nur in ihrem Verstand auf? »Und es wird immer schlimmer!«

TALIN ANTHURESTA, das »Wunder von Anthuresta«, war eine gigantische Sphäre mit einer materieprojektiven, psi-materiell aufgeladenen Hülle, in die 20.000 Scheibenwelten eingebettet lagen. Alle ähnelten Wanderer, der Kunstwelt der Superintelligenz ES.

Das wahre Wanderer befand sich ebenfalls dort – eine in Hyperkälte erstarrte Welt, auf der ES erfror. Starb. Im Sterben lag. Niemand wusste Genaueres, aber was Betty Toufry in diesen Momenten spürte, machte ihr klar, dass das Ende der Superintelligenz kurz bevorstand. Und damit auch ihr eigener, endgültiger Tod.

Dasselbe Lied, andere Strophe: die letzte Strophe, der Abgesang.

Die Altmutantin versuchte sich vor der mentalen Qual abzuschotten, die über ihre Parasinne in sie hineinkroch. ES litt Schmerzen, während seine geistige Substanz im ewigen Frost erstarrte und klirrend zerbrach.

»Was sollen wir tun, Betty?«, fragte Eritrea.

Die Altmutantin stand in der Pilotensphäre ihrer Silberkugel. Silbrige Schwaden umflossen sie, über die sie eins wurde mit dem Schiff. Sie sah an sich hinab. Ihre Hände zitterten, obwohl ihr Körper eigentlich keinen biologischen Gesetzen folgte, weil er nicht biologisch war.

Eine neue Welle von Bedrückung und Todesangst überflutete sie. Die Beine knickten ihr ein. Sie stürzte, doch sie schlug nicht auf, sondern fiel auf ein Prallfeld, das die Silberkugel blitzschnell unter ihr projizierte.

Bettys Beine wurden angehoben. Ihr Rücken richtete sich auf, auf angenehme Weise ohne ihr Zutun. Das Prallfeld wurde zu einem Sessel, der sich ihren Körperkonturen perfekt anpasste. Sie lag bequem, doch das änderte nichts an der Pein, die ihre Seele dazu bringen wollte, sich dem fremden Leid anzuschließen und zu vergehen, damit sie es nicht länger ertragen musste.

Lieber sterben als dies erleiden zu müssen.

»Betty?« In der Stimme ihrer Freundin klang Panik mit; sie schrie den Namen laut über die Funkverbindung.

Dennoch nahm es die Altmutantin kaum wahr. Es war so schwer, sich zu konzentrieren, so unendlich mühevoll, einen klaren Gedanken zu fassen.

»Ich brauche deine Hilfe.« Sie schloss die Augen. Sie drehte ihren Kopf in die Polster.

Kalt. Die Todesimpulse der sterbenden Superintelligenz, die in sie hineinflossen, waren so entsetzlich kalt. Betty versuchte sich auf ihre Verbindung zur Silberkugel zu konzentrieren, und sie wünschte sich Hitze. Es funktionierte. Der Sessel erwärmte sich.

»Eritrea, kopple die Kugeln aneinander und übernimm die Steuerung.« Ihre Lippen bewegten sich kaum, die Kraft fehlte. Waren die Worte dennoch laut genug, um von den Sensoren aufgenommen und übertragen zu werden?

Sie mussten ihr Ziel erreichen!

Wanderer, Talanis … und schließlich das Solsystem.

Aber Betty war hilflos. Sie lag einfach da, sosehr fror sie. Sie konnte ihre Finger nicht bewegen. Sie fühlten sich völlig taub an.

Als sie wieder auf ihre Hände schaute, überzog Reif ihre bleichen Nägel. Erschrocken hob sie die Arme, um die Finger in die Wärme des Sessels zu drücken – doch ihr wurde klar, dass sie es nicht mit einer körperlichen, physikalisch messbaren Kälte zu tun hatte.

Dies war die Hyperkälte, in der Wanderer erstarrte und die über die Todessignale der Superintelligenz bis zu ihr vordrang.

Betty erfror genauso wie ES.

Die Hyperkälte fraß sich durch ihren Verstand, ihr Bewusstsein, und ihr Körper, der nicht mehr war als eine Projektion, reagierte darauf. Ihre Lider wurden schwer, und als sie sich über die Augen rieb, rieselte Schnee von den Wimpern.

Sie musste sich abschotten!

»Teilverschmelzung der Silberkugeln eingeleitet«, tönte die künstliche Stimme des Bordrechners durch die Pilotensphäre.

Auch nicht künstlicher als ich, dachte Betty, und ein bizarres Lachen stieg in ihr hoch.

»Vorgang abgeschlossen. Pilotin Eritrea Kush wird nach deiner Zustimmung die Gesamtsteuerung übernehmen.«

Das Lachen wurde stärker. Das war fast wie die terranische Bürokratie, mit der sie aufgewachsen war. Wie könnte sie widersprechen, wenn die Freundin versuchte, ihr Leben zu retten? Und schließlich war es Bettys eigene Bitte gewesen. Die Sensoren der Silberkugeln mussten es abgespeichert haben.

»Zustimmung erteilt!«, sagte sie. Ihre Lippen fühlten sich taub an. Als sie mit der Zunge dagegenstieß, waren sie hart. Die Schneidezähne waren Klumpen aus Eis.

Eritrea hingegen ging es offenbar gut. Wie hatte sie es genannt? Ein leichter Druck, wie Wind bei Kopfschmerzen.

Nun lachte Betty wirklich, und ihr Hals schmerzte. Wahrscheinlich fühlte sie sich nur so elend, weil sie unmittelbar mit ES verbunden war, sozusagen selbst einen Teil der Superintelligenz bildete. So war es jedenfalls bis zu ihrer Wiederverkörperung gewesen. Und nun? Sie wusste es nicht. Weder ES noch sonst jemand hatte es für nötig befunden, sie darüber aufzuklären, und ohne Hilfe vermochte sie es nicht zu erkennen.

In dieser simplen Tatsache lag aber womöglich die Rettung. Sie war zumindest kein direkter Teil der Superintelligenz mehr. Also konnte sie sich irgendwie abschotten. Sie durfte nicht zulassen, dass ES' Panik und Qual sie überschwemmten. Es war ihre Entscheidung, und sie war frei, sie zu fällen.

»Ich bin da, Betty.«

Sie öffnete die Augen, hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihr zugefallen waren. Eritrea Kush packte sie an der Schulter und schüttelte sie.

»Wir müssen hier weg.« Die Altmutantin ächzte. »Ins Solsystem … unser Auftrag …«

Eritreas schmale Gesichtszüge wirkten verkniffen. »Das Solsystem erreichen wir nur via Wanderer. Du hast gesagt, dass du nur wegen ES in diesem Zustand bist! Also werden wir überall hingehen, nur nicht näher zur Superintelligenz! Dort würde es noch schlimmer!«

»Spielt keine Rolle. Ich schaffe es. Schotte mich ab!«

Eritrea stützte sich auf dem Kopfteil des Sessels ab, gab ein zischendes Geräusch von sich und zog die Hand an sich. Sie schüttelte sie. »Zu heiß!«

Heiß?

Es tat gut, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Ein realer Mensch stand vor ihr. In diesem Raum. Betty zog sich in sich selbst zurück, kappte jede paranormale Verbindung nach draußen, und ihr war, als bräche der Strom tödlicher Qual ab. Als könne er nicht mehr in die Silberkugel bis zu ihr durchdringen.

Der Reif auf ihren Nägeln schmolz. Auf jedem Finger sammelte sich ein Wassertropfen und fiel hinab, manche auf ihre Beine, andere in Richtung Boden, doch ehe sie ihn erreichten, lösten sie sich auf.

»Siehst du?«, fragte sie. »Ich kann es besiegen. Es … es hat mich nur überrascht.«

»Was, Betty? Was hat dich überrascht?«

Dass ES tatsächlich stirbt, jetzt in diesen Stunden, und mich und alle anderen Bewusstseine mit ins Verderben reißt.

Sie setzte sich aufrecht hin. »Wir müssen nach Wanderer! Schnell!«

 

*

 

Betty Toufry und Captain Eritrea Kush hatten um 18.05 Uhr Ortszeit Stardust City in ihren beiden Silberkugeln TALIN ANTHURESTA erreicht. Der große raumtemporale Saugtunnel, der sie ins Innere der gigantischen Sphäre transportiert hatte, war direkt hinter ihnen wieder erloschen.

Ihr Ziel war letztlich das Solsystem. Wie es dort inzwischen aussah, wussten sie nicht; doch sie fürchteten, auf massive Probleme zu treffen. VATROX-DAAG hatte vor etwa 63 Stunden den mentalen Zündbefehl für das Feuerauge gegeben, das alles Leben auszulöschen drohte.

Klar war bisher nur, dass das Feuerauge Sol nicht erreicht hatte oder die Zündung nicht erfolgt war. Zumindest bisher nicht.

So hatte sich Perry Rhodans Hoffnung bestätigt, dass das Zerstörungsinstrument wegen des rundum geschlossenen Kristallschirms nur verzögert oder gar nicht auf den Zündbefehl reagierte. Nur deshalb hatte er VATROX-DAAG die Stirn geboten und war nicht auf dessen Vorschlag, ein Bündnis zu schließen, eingegangen.

»Dann tu es!«, hatte Rhodan dem Geisteswesen entgegengerufen, als es damit drohte, das Feuerauge zu zünden. Worte, die ihn selbst entsetzt hatten, als er sie aussprach – das hatte er im Nachhinein begriffen.

Und doch war ihm keine andere Wahl geblieben, und so hatte er all seine Hoffnung darauf gesetzt, dass der geschlossene Kristallschirm den Zündbefehl blocken würde.

Wie sollte es weitergehen? Das Feuerauge bewegte sich auf Sol zu und würde das Solsystem spätestens vernichten, sobald es die Sonne erreichte. Wenn die instabile Psi-Materie in dessen Zentrum nicht schon vorher alles in einer gewaltigen Explosion zerstörte.

Momentan hing Wohl und Wehe des Solsystems von dem Parablock der Neu-Globisten ab, die in gemeinsamer Anstrengung mit den Funkenleuten und ES-Mutanten auf Talanis versuchten, alles unter Kontrolle zu halten. Das Feuerauge, die Psi-Stürme im System, die Rückkopplungen mit ARCHETIMS Korpus in Sol …

Es herrschte ein einziges großes Chaos, das auch die Neo-Globisten nur mit Mühe eindämmten. Doch die Situation drohte jederzeit zu kippen.

Darum hatten Betty und Eritrea beschlossen, mit ihren Silberkugeln den Weg in die alte Heimat zu suchen. Ob und wie sie dort überhaupt helfen konnten, stand auf einem anderen Blatt. Sie hofften, etwas zur Rettung beizutragen.