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Nr. 113

 

Das Feuer der Zeit

 

von Paul Wolf

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt. Dann, nach einer relativ kurzen Zeit des Wirkens, in der er dennoch Großes vollbrachte, wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen inzwischen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone, wo sie mehr als einmal nur mit knapper Mühe einem schrecklichen Schicksal entgingen.

Nachdem selbst Darkon, der Herr der Finsternis, mit seinem Plan, den Sohn des Kometen durch Nottr ermorden zu lassen, gescheitert ist, hat Mythor mit seiner Schar Carlumen betreten, die fliegende Stadt des legendären Caeryll.

Dieses einstige Gefährt des Lichts ist jedoch zum Spielball dunkler Kräfte geworden. Im Leib der Schlange Yhr hat Carlumen eine Irrfahrt in phantastische Bereiche angetreten, die jenseits aller menschlichen Erfahrungen liegen.

Ein solcher Bereich ist auch DAS FEUER DER ZEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen im Feuer der Zeit.

Sadagar – Der Steinmann erwacht zu neuem Leben.

Tertish – Die Todgeweihte im Totenreich.

Taurond – Ein Riesenkind kehrt heim.

Gapolo, Nyala und O'Marn – Die Toten prüfen Mythor.

1. Buch

Der Fährmann

 

1.

 

Und es sprach Darkon, der Herr der Finsternis, zur Schlange des Bösen:

»Yhr ... Yhr! Es war vor neun Menschenaltern, dass du Carlumen in deinen Bann gezwungen hast, und so lange schon hältst du Caerylls Fliegende Stadt in deinem magischen Griff. Nicht gelang es dir, diese Bastion zu zerstören und ihre Verteidiger zu töten, aber ebenso wenig war es diesen möglich, ihre Festung dem Dunkel deines Körpers zu entreißen und ins Licht zurückzuführen.

Du hast auf meinen Befehl eine Brücke von hier, dem tiefsten Grund der Schattenzone, nach stong-nil-lumen geschlagen, von wo aus die Kreise der Finsternis über die Welt des Kriegers Gorgan gezogen werden sollen. Über diese Brücke sollte er gehen – dieser Mythor, der sogenannte Sohn des Kometen –, auf dass er von seinem besten Freund, Nottr, auf dem Altar der Finsternis geopfert werde.

Es ist nicht gelungen, du hast versagt, Yhr ...

Nun will ich dich nicht schimpfen noch strafen.

Du trägst Carlumen noch immer in deinem Körper, der sich durch viele jenseitige und diesseitige Bereiche windet. Mach dir das zunutze, nimm Carlumen mit all seinen Insassen auf eine Irrfahrt sondergleichen, zeige ihnen all die Schrecken, wie sie sie noch nie erlebten, lass sie leiden, wie Sterbliche vor ihnen noch nie zuvor gelitten haben.

Halte sie in Schach, und halte mir vor allem diesen Mythor vom Leib, damit er meine Kreise nicht stört. Denke nur nicht, dass ich diesen Niemand fürchte. Ich könnte ihn zerquetschen, aber ich habe andere Pläne mit ihm; ich möchte mein Spiel mit ihm spielen, ihn nach einem langen Leidensweg ans Ende allen Seins treiben. Sein Schicksal soll allen anderen Kämpfern des Lichts zur Mahnung gereichen.

Yhr, nun kommt deine Zeit. Als erstes sollst du Carlumen mit zu einer Fahrt auf dem Fluss Syx nehmen, wo der Fährmann des Todes sich ihrer annehmen kann.«

Und es schwieg der Herr der Finsternis für eine kurze Weile, bevor er folgende Beschwörung von sich gab:

»XATAN AXATA TAXAT ATAXA NATAX.«

Und es zischelte die Schlange Yhr die umgekehrte Beschwörung:

»NATAX ATAXA TAXAT AXATA XATAN.«

Dies waren machtvolle Worte. Worte von solcher Kraft, dass die Mächte der Finsternis sich von ihrer Verwirklichung den Sieg über die Lichtwelt erhofften.

 

*

 

Die Situation hatte etwas Beklemmendes an sich.

Mythor wurde die ganze Tragik erst allmählich bewusst, nachdem die erste Freude über das Wiedersehen mit Sadagar und die Tatsache, dass sich alles zum Guten zu wenden schien, sich allmählich legte.

Am Ende eines beschwerlichen Weges über die Dämonenleiter hatte er mit seinen Gefährten endlich Carlumen, des legendären Caerylls Fliegende Stadt, gefunden. Nun befand er sich in einem Raum, der die Kommandobrücke sein mochte, obwohl er so ganz anders war als die Brücke irgendeines Schiffes, das er kannte.

Und er stand Steinmann Sadagar gegenüber, von dem er sich schon vor weit mehr als einem Jahr getrennt hatte. Aber Sadagar rührte sich nicht. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, und sein Gesicht zeigte einen leicht erbosten Ausdruck. Er wirkte insgesamt wie versteinert.

Mythor fragte wieder:

»Ist das die wahre Bedeutung, ein Steinmann zu sein?«

Mythor blickte sich nach den beiden Männern um, die ihn hierher geführt hatten. Aber der ibserische Held Mokkuf und sein Waffenträger Hukender waren nicht mehr da. Und sie hatten Taurond mit sich genommen, jenes Riesenkind, das mit seinen etwa vier Jahren bereits sechs Fuß und zwei Handbreit groß war.

Er war mit Sadagar allein, und der Steinmann schwieg und rührte sich nicht.

Die Brücke war acht Schritt breit und deren zehn lang. Gegenüber jener Tür, durch die Mythor eingetreten war, gab es zwei große Bogenfenster. Durch diese konnte er den Mahlstrom der Schattenzone sehen, einen rasenden Wirbel aus düsteren Nebelschleiern, durch den Carlumen gerissen wurde. Darkon, der Herr der Finsternis, hatte Mythor wissen lassen, dass die Schlange Yhr Carlumen mit auf eine Irrfahrt sondergleichen nehmen würde.

Der Blick durch die beiden Frontfenster erweckte den Eindruck, als würde die Fliegende Stadt in rasender Fahrt durch einen endlosen Tunnel aus Finsternis stürzen.

Mythor wandte sich einem runden Tisch zu, der in der Mitte des Raumes stand. Er hatte einen Durchmesser von zwei Schritt, und seine Oberfläche zierte ein goldener siebenzackiger Stern. Seine Ecken und alle Schnittpunkte waren mit Runen bezeichnet. Diese Zeichen waren ihm vertraut. Drei davon – die zwei ineinander verschlungenen Halbbögen, das Sonnensymbol und das Fünfeck – fanden sich auch auf der Klinge seines Gläsernen Schwertes Alton. Die anderen glaubte er vom Hexenstern von Vanga her zu erkennen. Er zählte die Zeichen, es waren einundzwanzig.

21 – die Zahl des Lebens und der Lichtwelt!

Über dem siebenzackigen Stern mit den sich überkreuzenden Schenkeln drehte sich ein Pendel an einer Schnur. Es handelte sich um eine kürbisgroße Kugel mit einer Spitze, die nach unten wies.

Mythor schwindelte, als er den Lauf des Pendels über den goldenen Stern verfolgte. Dabei hatte er das Gefühl, dass die Spitze der Kugel auf ihrer Kreisbahn die Runen in einer bestimmten Folge passierte.

»Das Steuerpendel ... es zeigte den Pulsschlag meines Lebens an ...«

Mythor zuckte beim Klang der Stimme zusammen, die sich aus einer Folge knisternder Laute zusammensetzte. Er wirbelte zu Sadagar herum, doch der stand unbeweglich an der einen Wand, rechts von der Tür.

»Der Nykerier spricht aus mir«, erklang wieder die knisternde Stimme. Sie kam von der anderen Seite, von der gegenüberliegenden Wand.

Mythor wandte sich in diese Richtung, und erst jetzt erkannte er, dass diese Wand gänzlich aus Kristallen bestand. Das Kristallgebilde schien auf einmal von innen zu leuchten, erstrahlte immer heller, und das Licht brach sich vielfach in den unzähligen Flächen.

»Wer spricht da?«, fragte Mythor mit belegter Stimme.

Ihm war auf einmal, als sehe er durch die Kristalle eine Gestalt – einen Mann mit einem eisgrauen Vollbart und einer ebensolchen Mähne. Seine Augen glitzerten im Feuer der Kristalle.

»Caeryll«, kam es von der Kristallwand, und es schien, als würden sich dabei die Lippen unter dem Vollbart der Erscheinung bewegen.

Mythor war nun ganz sicher, dass er sich das alles nicht nur einbildete. Er sah nun unter den Kristallen einen Mann in voller Lebensgröße, mit breiten Schultern, kräftigen Armen und muskulösen Schenkeln. Sein Körper stand im krassen Gegensatz zu seinem uralt wirkenden Gesicht. Er war gerüstet wie ein Krieger.

»Du bist Caeryll?«, fragte Mythor ungläubig. »Wie kannst du nach so langer Zeit noch am Leben sein?«

»Das soll dir der Nykerier erklären«, kam wieder die Stimme. »Mir ist es zu dumm, mich immer zu wiederholen.«

Mythor war jetzt sicher, dass die Stimme durch die Schwingungen der Kristalle erzeugt wurde, in die Caerylls Gestalt eingebettet war. Er ging näher, aber die Gestalt wurde dadurch nur verschwommener.

»Wieso nennst du Sadagar einen Nykerier?«, fragte Mythor. »Weißt du nicht, dass er ein Steinmann ist?«

»Steinmann oder Nykerier, ist das nicht dasselbe?«, sagte Caeryll. »Er hat es mir erklärt, wieso das so ist, aber ich habe es wieder vergessen. Der Nykerier meint, dass es so besser sei. Ich verlasse mich da ganz auf ihn.«

Mythor blickte zweifelnd auf Sadagar und meinte:

»Kann er sich überhaupt äußern?«

»Der Nykerier spricht durch mich«, sagte Caeryll. »Er lässt dich wissen, dass er sich nur deswegen gegen dich und deine Gefährten gestellt hat, um dich von Carlumen fernzuhalten. Die Schlange Yhr hat dir eine Falle gestellt, um dich auf dem Altar der Finsternis zu opfern.«

»Das weiß ich inzwischen«, sagte Mythor, »und ich danke Sadagar für seine Hilfe.«

Er erinnerte sich mit Schaudern daran, dass er beinahe in das Schwert seines barbarischen Freundes Nottr gerannt wäre, wenn sich Burra und drei ihrer Amazonen nicht für ihn geopfert hätten. Wo waren sie nun? Was war aus ihnen geworden? Wie stand es um Nottr? Mythor glaubte nicht daran, dass der Freund ihn verraten wollte. Es konnte nur so gewesen sein, dass auch der Barbar aus den Wildländern ein Opfer schwarz-magischer Umtriebe geworden war. Welches Schicksal hatte er erlitten? Hatte Burra, in der Meinung, einen Todfeind vor sich zu haben, ihn mit ihren Schwertern gefällt? Mythor konnte nur hoffen, dass sich das Missverständnis aufgeklärt hatte, bevor einer dem anderen ein Leid zufügen konnte.

Er fand zurück in die Gegenwart und sagte:

»Von Hukender habe ich auch erfahren, dass meine Gefährten sich in sicherem Gewahrsam befinden. Wir stehen tief in deiner und Sadagars Schuld. Wie können wir sie abgelten? Kann ich irgendetwas tun, um den Steinmann von seinem schrecklichen Los zu befreien?«

»Der Nykerier weiß selbst am besten, was gut für ihn ist«, sagte Caeryll. Die Kristallstimme war kaum verklungen, da ging die Tür auf. Mokkuf und sein Waffenträger Hukender tauchten darin auf. In ihrer Begleitung befand sich der Kleine Nadomir.

Der Königstroll, der fast in seinem Kugelpelz verschwand und die Hände in seinem Muff vergraben hatte, lächelte Mythor kurz zu. Aber dann entdeckte er Sadagar. Mit einem Laut der grenzenlosen Überraschung ließ er den Muff fallen und schlug die Hände zusammen.

»Feged!«, rief er aus. »Du hier?«

»Ah!«, kam es aus Sadagars Richtung. Die Starre fiel von ihm ab, und er streckte die Glieder, dass es in den Gelenken krachte. »Wie lange habe ich darauf gewartet, dass jemand kommt und meinen wahren Namen nennt. Nexapottl, ich danke dir!«

Der Steinmann und der Königstroll fielen einander in die Arme. Nach einiger Zeit trennte sich Sadagar von ihm und umarmte auch Mythor.

»Wir haben später Zeit, das Wiedersehen ausgiebig zu feiern«, sagte Sadagar schließlich und löste sich von Mythor. Das Gesicht des Steinmanns schien einige Falten mehr als früher zu haben, aber es wirkte immer noch pfiffig, und der Schalk war schon wieder in seine grauen Augen zurückgekehrt. Er fuhr ernst fort: »Wir haben Yhr zwar ein Schnippchen geschlagen, aber die Gefahren sind längst noch nicht gebannt. Jetzt gilt es, Carlumen von allem dämonischen Geschmeiß zu säubern. Bisher konnte ich nur Caerylls Söldner anführen, ohne selbst in den Kampf einzugreifen. Jetzt kann ich endlich mitkämpfen.«

»Bevor ihr in den Kampf zieht, soll mir Mythor noch eine Frage beantworten«, meldete sich Caeryll aus der Kristallwand. »Ist es noch weit bis ALLUMEDDON?«

Sadagar wandte sich an Mythor und raunte ihm zu: »Im Vertrauen, Caeryll ist schon recht wunderlich. Dieselbe Frage hat er auch mir bei meinem Eintreffen gestellt. Du kannst darüber hinweggehen. Er hat einige recht seltsame Eigenheiten, an die du dich wirst gewöhnen müssen.«

»Dann ist es auch nur ein Tick von ihm, dass er dich einen Nykerier nennt?«, fragte Mythor.

Steinmann Sadagar wurde sofort wieder ernst.

»Mythor«, sagte er eindringlich, »frage mich so etwas nie wieder. Ich habe meine Schweigepflicht einmal gegenüber Caeryll gebrochen, und du hast gesehen, was aus mir geworden ist. Wenn du mir ewige Versteinerung ersparen willst, dann stelle mir keine Fragen über Nykerien, die Steinmänner und den Dämon Catrox.«

»Ich werde mich daran halten«, versprach Mythor.

Sadagar nickte zufrieden und wurde sofort wieder gelöster.

»Dann komm«, sagte er. »Ich werde dir die Bugeinrichtungen von Carlumen zeigen und dich mit deinen Gefährten zusammenbringen.«

Sie verließen die Brücke, und der Kleine Nadomir schloss sich ihnen an. Beim Hinausgehen hörte Mythor den Königstroll zu Caeryll sagen:

»ALLUMEDDON ist näher als man glaubt.«

 

*

 

Der Bug von Carlumen war zu einem mächtigen Widderkopf geformt, mit zwei dicken, nach unten gedrehten Hörnern, die links und rechts als Spieße über den Bug hinausragten. Alles in allem war der Widderkopf zwanzig Schritt lang, fast dreizehn hoch und ebenso breit.

In der obersten von drei Ebenen waren die Brücke mit dem Steuerpendel und Caerylls Lebenskristall, die gut ausgestattete Magierstube und eine volle Waffenkammer untergebracht. In der mittleren Ebene gab es Vorratskammern und einige Kojen als Notunterkünfte. Die unterste Ebene war ein einziger großer Raum mit vierzig Schlafstätten, die durch Vorhänge voneinander getrennt waren.

Dort traf Mythor auf seine Gefährten. Doch die acht Amazonen waren nicht unter ihnen.

»Wo sind Tertish, Scida und die sechs anderen Kriegerinnen?«, erkundigte sich Mythor.

»Tertish hat ihnen befohlen, sich Caerylls Söldnern anzuschließen und gegen die Dämonenhorden zu kämpfen«, sagte Fronja. »Die Todgeweihte benahm sich dabei überaus seltsam. Ich fürchte, dass sie Burras Verlust nicht verwindet und den Tod im Kampf sucht.«

»Ich werde mit ihr sprechen«, sagte Mythor. Er blickte sich um. »Inzwischen wisst ihr ja, was gespielt wurde. Wir haben Carlumen zwar gefunden, aber Caerylls Fliegende Stadt befindet sich immer noch im Bann der Yhr. Es wird nicht leicht sein, sich ihrem Einfluss zu entziehen. Gleichzeitig müssen wir uns auch der anderen Gefahren erwehren, von denen Carlumen heimgesucht wird. Wenn wir mit vereinten Kräften kämpfen, dann könnte es gelingen, Carlumen zu einer Bastion des Lichts zu machen.«

Danach stellte er Sadagar seine Gefährten einen nach dem anderen vor. Gerrek, den Mandaler, der von der Hexe Gaidel in einen Beuteldrachen verwandelt worden war; Cryton, den Götterboten, dessen Körper über und über mit visionären Bildern tätowiert war; Robbin, den Pfader, und das Aasenpärchen Heeva und Lankohr. Zuletzt wies er auf Fronja und sagte:

»Und das ist die Tochter des Kometen und ehemalige Erste Frau von Vanga.«

Sadagar verbeugte sich galant und sagte:

»Sie ist in Wirklichkeit viel schöner als auf dem Pergament, das du besessen hast. Ich freue mich für dich, dass du sie endlich gefunden und für dich gewonnen hast.«

»Ich habe sie noch nicht gewonnen«, erwiderte Mythor. »Sie traut meinen Gefühlen nicht und hält sie für unecht.«

»Er ist dem Bildzauber jenes Pergaments verfallen, von dem du gesprochen hast, Sadagar«, sagte Fronja. »Mythor muss erst einmal davon loskommen, will er ... Aber lassen wir das. Wir haben wahrlich andere Probleme, als über die Liebe zu sprechen.«

»Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Sadagar. »Bis vor eurem Auftauchen konnten wir uns in Carlumen ganz gut schlagen. Wir haben uns die Quaamen vom Leibe gehalten, uns leidlich der Schicksalsfäden der Horeka erwehrt und die Horden der Dämonen mit magischen Fesseln gebannt. Das war aber nur eine Ruhepause vor dem Sturm. Durch Mythors Auftauchen – und weil wir die Pläne des Herrn der Finsternis durchkreuzten – hat sich die Lage verschärft. Carlumen wird von allen möglichen Schauergestalten beherrscht, und wir wurden ins Bugkastell zurückgedrängt. Wir werden unseren Stützpunkt ohne weiteres verteidigen können. Aber das ist auf die Dauer kein Zustand. Wir müssen uns überlegen, wie wir uns dem Bann der Yhr entziehen können. Das soll die Aufgabe all jener sein, die etwas von Magie verstehen.«

Er verstummte, als er aus dem Hintergrund ein verhaltenes Schluchzen vernahm. Mythor wandte sich ebenfalls in die Richtung und sah dort Taurond zusammengekrümmt auf einer Liegestatt kauern.

Gerrek erhob sich knurrend von seinem Platz und begab sich zu dem Riesenkind. Er redete beruhigend auf Taurond ein, dessen Schluchzen daraufhin verstummte. Als Gerrek noch einen kurzen Flammenstrahl ausstieß, lachte Taurond und klatschte in die Hände.

»Die Gegenwart des Riesenkinds behagt mir nicht«, meinte Lankohr. »Dem Namen nach zu urteilen, scheint es sich um einen Tauren zu handeln. Und diese Riesen sind auf Wesen von kleinerem Wuchs gar nicht gut zu sprechen.«

»Taurond kam über die magische Schwelle nach Carlumen, über die Burra an meiner statt auf die andere Seite verschwand«, erklärte Mythor. »Trotz seiner Größe ist er ein verängstigtes Kind. Wir können ihn nicht einfach verstoßen. Gerrek kann gut mit ihm umgehen. Er soll sich seiner annehmen.«

Gerrek, der zurückkam, meinte:

»Nur gut, dass ich kein Beuteldrachenweibchen bin, sonst müsste ich auch noch Amme spielen.«