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Heiko Metz (Hg.)

Bausteine staunen

Kleine Baumeister entdecken Gottes große Welt

Konzepte für missionarische Baustein-Welten

buch+musik

Impressum

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© 1. Auflage 2015
buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart
All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-132-8
ISBN E-Book 978-3-86687-137-3

Lektorat: Mirja Wagner, Marburg
Umschlag: Benjamin Funk, Rotenburg an der Fulda
Gestaltung und Satz: buch+musik – Claudia Siebert, Kassel
Bildrechte Foto Titel: Anne Funk, Rotenburg an der Fulda
Bildrechte Foto Inhalt: bei den Autoren der Beiträge
Bildrechte Autorenfotos: bei den Autoren der Beiträge

www.ejw-buch.de

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen für Baustein-Welten

Ziele

Die Bausteine

Holzbausteine

Bunte Hartplastikbausteine

Mit wie vielen Bausteinen kann man loslegen?

Wo sollen die ganzen Bausteine herkommen?

Wie können Bausteine in der und um die Gemeinde eingesetzt werden?

Welche grundsätzlichen Möglichkeiten der Programmgestaltung gibt es?

Noch etwas zu den Rahmenbedingungen

Welche Kinder machen bei Baustein-Welten gern mit?

Wie viele Mitarbeitende werden gebraucht?

Wie organisiere ich das Bauen?

Raum- und sonstiger Platzbedarf
Sortierung
Bauregeln
Pausen

Vorher schon an Nachher denken

Konzepte für Baustein-Welten – Holzbausteine

Woody Town

Woody Town – das muss man wissen

Woody Town – so läuft es praktisch ab

Woody Town – auf dem Marktplatz

Woody Town – im Familiengottesdienst

Woody Town – Programmbausteine und Möglichkeiten

Megabaustelle – eine Kinderwoche mit Familiennachmittag zu Nehemia

Ablauf eines Kindertages

Die thematischen Einheiten zu Nehemia

Große Bauaktionen: Was man alles bauen kann!

Spielstationen für einen Familiennachmittag zu Nehemia

Familienolympiade

Ablauf

Spielstationen

Konzepte für Baustein-Welten – Bunte Bausteine

Baustein-Welten – ein Wochenende

Idee und Ziele

Zeit und Raum

Das Programm für ein Wochenende

Der Ablauf des Wochenendes

Hinweise und Tipps

Capture the Brick – ein Baustein-Geländespiel

Baustein-Welten – eine Kinderwoche

Idee und Ziele

Zeit

Das Programm für eine Kinderwoche

Der Ablauf der Kinderwoche

Hinweise und Tipps

Mein Stein schlägt – ein Baustein-Geländespiel

Baustein-Welten – eine Freizeit

Idee und Ziele

Zielgruppe

Zeit und Ort

Das Programm für eine Freizeit

Der Ablauf der Freizeit

Hinweise und Tipps

Steine tauschen – ein Baustein-Hausspiel

Die Baustein-Stadt – drei Nachmittage und ein Familiengottesdienst

Konzept

Beispiele für biblische Geschichten

Ablauf

Gibt es ein großes Thema?

Ein Gottesdienst für die ganze Familie

L. trifft B. – Und mit wenig Kindern?

Konzept

Ablauf

Beispielgeschichte: Naaman

Weitere Ideen

Die Autoren

Einleitung

Hallo und herzlich willkommen in der Baustein-Welt

– besser gesagt: herzlich willkommen in den Baustein-Welten (dazu später mehr)!

Schön, dass du uns als Experte, als Expertin besuchen kommst!

„Als Experte?“, fragst du vielleicht. Und ich sage: „Ja, als Experte!“

Es ist uns eine Ehre, dich hier in den Baustein-Welten dabeizuhaben!

Ich bin mir sicher, dass du als Kind mindestens einen Eimer voller Holzbausteine hattest, mit denen du Türme, Mauern, Häuser und vieles mehr gebaut hast; Holzbausteine, die als Wurfgeschoss gegen die ältere Schwester dienten, deine Eltern mehrmals schimpfend zum Stolpern brachten und, und, und ...

Ich bin mir sicher, dass du als Kind mindestens eine Kiste voller bunter Hartplastikbausteine hattest und daraus ganze Welten entstehen lassen konntest. Vom einfachen Haus bis zum größten Traumschiff – vom kleinen Auto bis zum riesigen Schwertransporter war alles machbar, solange die Steine reichten.

Du bist ein Experte, eine Expertin – und mit dir leben Millionen weiterer Experten und Expertinnen in unserem Land.

Warum du dann ein Buch zum Thema Baustein-Welten lesen solltest, fragst du dich vielleicht? Und ich sage: „Das ist eine gute Frage!“

Wir wollen dich mit diesem Buch einladen. Einladen, der Faszination der Baustein-Welten, die du als Kind fast täglich gespürt hast, wieder nahezukommen.

Wir wollen dich mit hineinnehmen in die verschiedensten Ideen und Projekte, die es möglich machen, dass ...

Dieses Buch will dir helfen, Bausteine verschiedenster Art und Form mit einer tollen Aktion oder einem langfristigen Programm für deine Gemeinde oder für die Kinder in deiner Umgebung zu verbinden, Kinder so richtig zu begeistern und ihnen gutzutun.

Dabei gilt: Alle im Buch vorgestellten Ideen sind Bausteine, die an die jeweiligen Bedingungen vor Ort (v. a. Raum, Zeit und Mitarbeitende) angepasst werden müssen.

Tim (8 Jahre, Name geändert) war bei einer Wochenendaktion mit Hartplastikbausteinen dabei. Er hatte die Gemeinde noch nie von innen gesehen, kannte keinen der Mitarbeitenden und war es nicht gewohnt, dass ihm Erwachsene so viel positive Aufmerksamkeit entgegenbrachten. So erlebte er an diesem Wochenende ein wahres Wechselbad der Gefühle. Er wich stundenlang nicht von meiner Seite, kuschelte sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit an mich und erzählte mir die Details seiner letzten Tage – wenige Sekunden später waren ihm Nähe, Offenheit und Wertschätzung zu viel und er zog sich in eine Ecke zurück. Kurz darauf war ich wieder zum Kletterbaum o. Ä. auserkoren. Gelang ihm etwas beim Bauen mit den bunten Hartplastikbausteinen, streckte er es stolz in die Höhe, rief nach mir und ließ es gebührend begutachten und bewundern. Am Ende des Wochenendes brachte er mir ein selbstgemaltes Bild als Geschenk mit und verkündete lauthals, dass ich ab sofort sein bester Freund sei und ihn jeden Tag besuchen müsse.

Das ist es, was Baustein-Welten können: Menschen begeistern und Kinder einladen, die mit anderen Aktionen kaum zu erreichen sind. Dadurch werden Möglichkeiten geschaffen, gemeinsam etwas zu erleben, ins Gespräch zu kommen, Beziehungen zu bauen, als Gemeinde positiv in Erinnerung zu bleiben und missionarisch zu wirken. Gleichzeitig ist der organisatorische Aufwand relativ gering – und das Programm begeistert die Eltern (und nicht zu vergessen: die Mitarbeitenden) gleich mit.

Auf eine Entdeckungsreise rund um die vielfältigen Möglichkeiten in den Baustein-Welten laden wir dich auf den kommenden Seiten ein.

» Bevor du und dein Team mit euren Kindern die eine oder andere Baustein-Welt startet, seid ihr aber erst mal selbst dran: Fast jeder und jede hat ein paar Bausteine aus der Kindheit (oder von den eigenen Kindern) zu Hause. Macht doch mal ein Treffen mit allen Mitarbeitenden, bei dem ihr einfach zusammen baut: den höchsten Turm, den euer Gemeindezentrum je gesehen hat … Szenen einer biblischen Geschichte ... einen Baustein-Käfig für den Gruppenleiter ... typische Szenen aus euren Gruppenstunden ... einen Halter für das Tablet oder Smartphone für alle Mitarbeitenden.

Je mehr Spaß ihr beim Bauen habt, desto bessere Ideen werdet ihr für die Kinder haben; umso begeisterter könnt ihr einladen – und am Ende werdet ihr eine tolle, gelungene, gesegnete Aktion erleben!

Herzlich willkommen, du Experte, du Expertin!
Und los geht’s!

Heiko Metz

GRUNDLAGEN FÜR BAUSTEIN-WELTEN

Ziele

von Heiko Metz

Wer in einer Gemeinde mit Kindern zusammenarbeitet, wünscht sich wohl landauf, landab Ähnliches. Sicher sind die konkreten Vorstellungen von einer gelungenen Veranstaltung oder einer guten Gruppenarbeit unterschiedlich. Ich erlaube mir aber einfach einmal zu unterstellen, dass uns Mitarbeitenden allen wichtig ist, Gottes Liebe so weiterzugeben, dass sie für andere erfahrbar wird – und diese Liebe immer mehr Menschen anzieht, die dann dasselbe Anliegen haben.

» Was ist deine Vision von einer Arbeit mit Kindern? Was ist dir besonders wichtig? Was treibt dich konkret an, mit Kindern unterwegs zu sein?

Können Programme rund um Bausteine dabei eine Hilfe sein? Wir meinen schon! Denn:

Wir erreichen Kinder, die sonst nicht in der Gemeinde vorkommen

Wollen wir Kinder begeistern, dann braucht es ein Angebot, das die Kinder sich selbst aussuchen würden, wenn sie die Wahl hätten. Etwas, das sie kennen und dennoch herausfordert. Etwas, wovon sie begeistert sind, was sie sich wünschen, vielleicht sogar etwas, von dem sie träumen. Ich glaube, dass schon an diesen einfachen Dingen viele Einladungen z. B. zur Jungschar der Gemeinde scheitern. Wer weiß schon, was eine Jungschar ist – außer denen, die schon in eine solche Gruppe gehen? Das heißt: Auch wenn das Programm toll, das Mitarbeiterteam nett und alles sonst super ist – als Einladung zum Kennenlernen und Begeistern taugt eher eine Aktion, die keine Erklärung benötigt. Bausteine kennen und lieben eigentlich alle. Gleichzeitig aber kennen alle auch den Frust, etwas mit Bausteinen bauen zu wollen, ein genaues Bild im Kopf zu haben, wie das fertige Gebilde aussehen soll – und kurz vor dem krönenden Abschluss sind die Steine alle. Das ist einfach unfassbar ärgerlich! Jetzt stell dir aber vor, es lädt dich jemand ein, nicht nur mit deinen geliebten Bausteinen zu bauen; nein, diese Person verspricht dir auch noch so viele davon, dass du alles bauen kannst, was dein Kopf sich vorstellen kann und du einfach nie vor einer leeren Kiste sitzen wirst. Ist das nicht der Hammer? Wenn das nicht einladend ist, dann weiß ich es auch nicht!

Wir machen etwas gemeinsam mit den Kindern, woran alle Spaß haben

Spielen macht Spaß. Gemeinsam mit vielen Kindern zu spielen, macht noch viel mehr Spaß. Wenn dann auch noch Erwachsene mitmachen, die nicht zu viel bestimmen wollen, sondern echte Spielpartner und Spielpartnerinnen sind, ist der Spaß kaum noch zu überbieten. Gemeinsam etwas zu erfinden (z. B. ein Gebäude, eine Brücke ...), zu bauen, dabei Ideen auszuprobieren, sich miteinander Lösungen zu überlegen und das Ergebnis zu feiern, ist ein tolles Erlebnis! Da braucht man keinem zu erklären, warum das Spaß macht – das spüren direkt alle gemeinsam. Und weil das auch den Mitarbeitenden so richtig Spaß macht, reißen sie die Kinder in ihrer Begeisterung gleich mit.

Wir beziehen Kinder aktiv mit ein und geben ihrer Kreativität und ihren Ideen großen Raum

Die Kinder werden herausgefordert, gemeinsam mit anderen Kindern z. B. eine Stadt zu bauen. Kinder lieben Herausforderungen, die ihre Fähigkeiten kitzeln, sie aber nicht überfordern. Ein großes Bauprojekt bietet hier viele Möglichkeiten, sich an verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu versuchen, Bekanntes zu wiederholen oder ganz neu kreativ zu werden und den eigenen Ideen freien Lauf zu lassen. Auch wenn die Mitarbeitenden den Rahmen festlegen, ist das Ergebnis am Ende ein ganz eigenes Produkt der Kinder, in das sie viel Eifer, Überlegung und Arbeit gesteckt haben – etwas, auf das sie so richtig stolz sein können! So können Kinder erleben, dass jeder einzelne Bauarbeiter / jede einzelne Bauarbeiterin wichtig ist und mit seinem/ihrem Beitrag etwas zum großen Ganzen beitragen kann. Dies fördert neben der Kreativität auch die soziale Kompetenz der Kinder. Sie lernen, dass gegenseitige Rücksicht alle gemeinsam etwas gelingen lässt.

Wir kommen mit Kindern ins Gespräch und schaffen Raum für Beziehungen

Wir haben in der Arbeit mit Kindern mit der Baustein-Welt im EC Bayern an verschiedenen Orten festgestellt, dass es recht viele Kinder gibt, die es nicht gewohnt sind, dass Erwachsene Zeit für sie haben, dass da „Große“ sind, die sich für ihre Geschichten interessieren, mit ihnen spielen wollen und ihnen Wertschätzung und Annahme entgegenbringen. Das ist unglaublich schade, weil klar ist, dass Kindern diese Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung so guttut und sie diese brauchen. Deswegen ist eine der vordringlichsten Aufgaben von uns Mitarbeitenden, für die Kinder da zu sein und ihnen die Wertschätzung, Annahme und Liebe entgegenzubringen, die Gott ihnen geben möchte, die sie verdient haben. Das hat vor jedem Programm, aller Planung, aller Disziplin und sonstigen Erwägungen den Vorrang. Programme mit Bausteinen sind wie geschaffen dafür, viele Mitarbeitende zu involvieren, die einfach mitbauen und keine große Programmverantwortung haben müssen. Sie können ganz da sein – mit den Kindern, für die Kinder. Dabei entwickeln sich Gespräche fast von allein und es entstehen vielfältige Möglichkeiten, miteinander in Beziehung zu treten. Ich halte das für den größten Vorteil von Baustein-Welten. So fühlen Kinder sich wirklich willkommen und angenommen in unseren Gruppen und Häusern – vor allem aber bei „uns Menschen“.

„Darf ich morgen wirklich wiederkommen?“ Die Augen des 9-jährigen Mädchens blicken mich vorsichtig hoffnungsvoll an. „Na klar! Wir freuen uns, wenn du wieder dabei bist!“, sage ich und sehe eine Mischung aus Unglauben und Vorfreude auf ihrem Gesicht. Die Vorfreude siegt und Nina (Name geändert) hüpft fröhlich aus dem Gemeindehaus. Am Ende des nächsten Tages frage ich: „Und – sehen wir uns morgen zum Familiengottesdienst?“ Da beginnt sie plötzlich zu weinen. Ihre Eltern gehen nicht gern in Gottesdienste und wollen auch nicht, dass ihre Tochter bei so etwas mitmacht ... „Dabei war das doch das Schönste, was ich seit Weihnachten erlebt habe.“ Dass es zu diesem Zeitpunkt kurz nach den Sommerferien ist, lässt mich lange an Nina denken.

Wir bringen Kindern Gottes Liebe nah und machen sie neugierig auf Gott

Über den Spaß und das gemeinsame Erleben und sich Anfreunden hinaus hören die Kinder Geschichten von Gott, der ihnen auf kreative Weise vorgestellt wird – als ein Gott, der auch an ihnen interessiert ist, der Zeit für sie hat und sie annimmt. Der sie genau so zusammengebaut hat, wie sie sind. Der weiß, was für tolle Talente in ihnen stecken und was sie alles schaffen können. Dabei können die Bausteine als Brücke dienen, um Kindern entdecken zu helfen, dass der größte Baumeister aller Zeiten ihr Freund sein will.

Wir bieten Anknüpfungspunkte für die Eltern und schaffen Raum für Beziehungen

Wie gern würden wir in unserer Gruppenarbeit auch immer wieder mal die Eltern der Kinder erreichen – nicht nur bei der jährlichen Kindergottesdienst-Theateraufführung, sondern so richtig. Das scheint aber oft schwierig bis unmöglich, vor allem bei Eltern, die keine Gemeinde besuchen, vielleicht gar keine Berührungspunkte mit Christen haben – außer dem Besuch ihres Kindes bei einer eurer Baustein-Veranstaltungen. Auch hier bieten Bausteine tolle Möglichkeiten. Schließlich waren Eltern ja auch mal Kinder, haben früher gern gebaut (und würden vielleicht auch heute gern noch mal bauen) und sind wie ihre Kinder fasziniert von einem großen Haufen an Bausteinen, der unbegrenzte Möglichkeiten bietet ... Am Ende ist es bei den Eltern nur wenig anders als bei den Kindern – und das bisher hier Geschriebene gilt auch für sie.

Wenn die große Stadt aus den bunten Hartplastikbausteinen fertig gebaut und ausführlich bestaunt und abgelichtet ist, bleibt natürlich immer das Aufräumen über. Alles muss auseinandergenommen und so verpackt werden, dass auch beim nächsten Einsatz alles wieder an seinem Platz ist. Hier laden wir die Eltern ein mitzuhelfen. Erstaunlich oft lassen sich einige dafür gewinnen und sind dann mit Feuereifer dabei. Ein Vater gestand mir dabei einmal: „Ihr wart ja letztes Jahr schon mal hier und ich hab zufällig beim Abbau helfen können. Dieses Jahr hab ich extra einen Termin auf der Arbeit verschoben, damit ich wieder helfen kann. Das ist einfach so schön!“