Haupttitel

 

Die Bekenntnisse des heiligen Augustinus

In der Übersetzung von Otto F. Lachmann
 
Mit einer Einführung von Bruno Kern
marixverlag
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
 
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3. Auflage 2016
 
© by marixverlag in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2011
Der Text wurde behutsam revidiert nach der Ausgabe
Die Bekenntnisse des heiligen Augustinus.
In der Übersetzung von Otto F. Lachmann, Leipzig 1888
Covergestaltung: Nele Schütz Design, München
Bildnachweis: akg-images, Berlin
Einführung und Redaktion: Dr. Bruno Kern, Mainz
eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz
Gesetzt in der Palatino Ind Uni – untersteht der GPL v2
 
ISBN: 978-3-8438-0036-5
 
www.verlagshaus-roemerweg.de

Inhalt

Über den Autor

Zum Buch

Ein Dokument der Weltliteratur von bleibender Aktualität

1. Augustinus – eine prägende Gestalt des abendländischen Christentums

2. Augustins »Bekenntnisse« – einzigartig in der Weltliteratur

Erstes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Zweites Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Drittes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Viertes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Fünftes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Sechstes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebentes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

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Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

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Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

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Drittes Kapitel

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Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

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Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Zehntes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

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Neuntes Kapitel

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Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

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Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Neununddreißigstes Kapitel

Vierzigstes Kapitel

Einundvierzigstes Kapitel

Zweiundvierzigstes Kapitel

Dreiundvierzigstes Kapitel

Elftes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

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Zehntes Kapitel

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Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zwölftes Buch

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Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

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Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

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Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

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Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreizehntes Buch

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

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Siebentes Kapitel

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Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

Fünfunddreißigstes Kapitel

Sechsunddreißigstes Kapitel

Siebenunddreißigstes Kapitel

Achtunddreißigstes Kapitel

Fußnote

Kontakt zum Verlag

Ein Dokument
der Weltliteratur von bleibender Aktualität

1. Augustinus – eine prägende Gestalt
des abendländischen Christentums

Wer jemals eine Barockkirche betreten hat, kennt wahrscheinlich die überwältigende Darstellung des Bischofs mit dem flammenden Herzen. Die Kunst des Barock hat die herausragende Bedeutung des antiken afrikanischen Bischofs für die Christentumsgeschichte wohl recht gut zum Ausdruck gebracht. Wilhelm Geerlings hat in Anspielung auf ein Diktum über Platon gemeint, man könne mit Recht die gesamte Geschichte der abendländischen christlichen Theologie als eine Reihe von Fußnoten zu Augustinus verstehen.1 Selbst wenn man so weit nicht gehen mag, muss man doch zugestehen, dass die Wirkungsgeschichte Augustins – auch im Verhängnisvollen – kaum zu überschätzen ist. Sein Profil und seine Konturen gewann das junge Christentum erst in Auseinandersetzung mit den philosophischen Weltdeutungen der Antike – und hier spielt Augustin eine Schlüsselrolle. Augustinus war es vor allem, der den christlichen Glauben mit Hilfe der neuplatonischen Philosophie interpretierte. Die Überwindung materialistisch-naiver bzw. anthropomorpher Gottesvorstellungen, der Aufstieg zu Gott als Weg des Geistes von Außen nach Innen, die Deutung der Schöpfung mit Hilfe der platonischen Ideenlehre – diese Grundmotive werden gerade in den »Bekenntnissen« (vgl. insbesondere das Buch 10) deutlich. Der biblische Text selber bietet Anknüpfungspunkte für diese neuplatonische Deutung des Christentums, so etwa die Rede vom »Logos« im Johannesevangelium. Allerdings sperrt sich der biblische Glaube an entscheidenden Stellen gegen neuplatonische Begrifflichkeit. Das ist etwa für die Idee einer Schöpfung aus dem Nichts der Fall, aber auch für den Gedanken der Auferstehung des Fleisches oder der Menschwerdung des göttlichen Logos. Gerade die Notwendigkeit aber, die Übereinstimmung mit den biblischen Grundüberzeugungen herzustellen, ließ das Denken Augustins so schöpferisch und auch philosophisch so fruchtbar werden. So sind zumindest zwei große Abschnitte aus den »Bekenntnissen« zu bleibenden Bezugstexten auch der modernen Philosophie geworden: die Analyse des Gedächtnisses (»memoria«) und die Herausarbeitung seiner transzendentalen Dimension im Buch 10 sowie die Betrachtungen über die Zeit im elften Buch der »Confessiones«. Auch eine von den Ergebnissen der neurologischen Forschung geprägte moderne »Philosophy of mind« und eine von den Einsichten der Relativitäts- und Quantentheorie ausgehende Zeitphilosophie kommen heute an Augustins Reflexionen nicht vorbei.

Großen Raum in den »Bekenntnissen« nimmt die Auseinandersetzung mit dem Manichäismus ein. Dieser vom Perser Mani ausgehenden Lehre fühlte sich Augustin selbst lange zugehörig. Die Widerspüche der menschlichen Existenz deutet der Manichäusmus mit Hilfe eines dualistischen Grundmythos von zwei gleichberechtigten, miteinander im Wettstreit liegenden Prinzipien – dem guten und dem bösen Prinzip. Alles Materielle, Fleischliche, wird dem bösen Prinzip zugeordnet, von dem sich die Lichtseele befreien müsse. Augustinus spricht in Auseinandersetzung mit dem Manichäismus – und damit mit seiner eigenen Biographie – dem Bösen jede eigenständige Seinsqualität ab. Die Substanzlosigkeit des Bösen, das nur in der Form der Negation des Guten, als Abwesenheit des Guten existiert, ist ein Grundgedanke, der zur entscheidenden geistesgeschichtlichen Mitgift des Christentums gehört. Bei Augustin findet er sich allererst in dieser Klarheit, und er wird im Hochmittelalter wirkmächtig von der Scholastik, vor allem von Thomas von Aquin, weitergeführt.

Allerdings setzt sich Augustin bis heute dem Verdacht aus, in seinen leibfeindlichen Tendenzen dem Manichäismus auch nach seiner Bekehrung immer noch stark verhaftet gewesen zu sein. Friedrich Nietzsche nennt ihn deshalb gar ein »Untier der Moral«.

Zu Augustins Erbe gehört auch eine durch und durch pessimistische Sicht des Menschen, dessen an sich freier Wille von Grund auf korrumpiert ist durch die Sünde Adams. Sie wird durch das fleischliche Begehren weitergegeben. Die »Erbsündenlehre« gehört wohl zu den verhängnisvollsten Traditionen, deren Ausgangspunkt Augustin ist. Die Kehrseite der Korrumpiertheit der menschlichen Natur ist der Primat der Gnade Gottes – eine theologische Position, die Augustin in seiner Auseinandersetzung mit den Pelagianern eloquent vertritt und die gerade mit der Reformation wieder in den Vordergrund rückt. Auch die extreme Form dieser Gnadenlehre, die Lehre von Gottes souveräner Gnadenwahl (Prädestination), wie sie Calvin vertrat, ist bei Augustin grundgelegt.

Die Wirkungsgeschichte des Augustinus bleibt ebenso beeindruckend wie ambivalent. So kann man nicht verschweigen, dass er sich als Bischof in seiner Auseinandersetzung mit den »häretischen« Donatisten schließlich zu einer theologischen Rechtfertigung der gewaltsamen »Bekehrung« versteigt. Seine Argumentation wirkt lange nach: Unter anderem greift die »Conquista« Lateinamerikas auf Augustins verhängnissvollen Missbrauch des neutestamentlichen Wortes »cogite intrare« (»Zwingt sie, einzutreten«) zurück.

Ein oftmals vernachlässigter Aspekt von Augustins Beitrag zur Christentumsgeschichte ist seine Bereicherung der monastischen Lebensform. Aus der nach seiner Bekehrung gewählten, ganz der Wahrheits- und Gottsuche gewidmeten gemeinschaftlichen Lebensform in Cassiciacum (vgl. das 9. Buch der »Bekenntnisse«) geht schließlich jene »Augustinerregel« hervor, die – neben Benedikt von Nursia – das abendländische Mönchtum entscheidend prägen wird. Jenseits von detaillierten Vorschriften und Reglementierungen für das Alltagsleben ist diese Mönchsregel vor allem ein äußerst inspirierender spiritueller Text. Auch Martin Luther lebte nach dieser Regel. Über die Gemeinschaften, die Augustins Namen tragen (Augustiner Chorherren bzw. Augustiner Eremiten), hinaus ist die Augustinerregel für eine wesentlich breitere Tradition monastischen Lebens zur spirituellen Grundlage geworden – so etwa für den Dominikanerorden.

2. Augustins »Bekenntnisse« – einzigartig in der Weltliteratur

Es ist kaum möglich, die wohl bekannteste Schrift des Augustinus eindeutig einer literarishen Gattung zuzuordnen. Während die »Bekenntnisse« selbst spätere Werke – etwa eines Jean Jacques Rousseau – inspiriert haben, lassen sich für sie selbst kaum Vorbilder aus früherer Zeit finden. Der größte Teil der Schrift, die Bücher 1 – 9, geht von der Reflexion des eigenen Lebensweges aus, ist aber doch weit davon entfernt, eine Autobiographie im uns geläufigen Sinne zu sein. Wer vor allem daran interessiert ist, möglichst viel von Augustins äußerem Lebensweg zu erfahren, wird zwangsläufig enttäuscht. Natürlich spiegeln sich in diesen ersten neun Büchern die wichtigsten Lebensstationen des Augustin bis zu seiner Taufe: Kindheit im nordafrikanischen Thagaste als Sohn eines städtischen Beamten und Grundbesitzers, Schulbildung und Karriere als Rhetor mit den wichtigen Stationen Karthago, Rom und schließlich Mailand, endgültige Hinwendung zum Christentum unter dem Einfluss des Mailänder Bischofs Ambrosius und das gemeinschaftliche Leben im Kreis enger Freunde nach der Taufe. Doch nicht eine möglichst detailgenaue und erschöpfende Autobiographie ist das Interesse Augustins. Für mitteilenswert hält er lediglich die Wendepunkte und subjektiven Ereignisse, die ihm Gottes Führung verdeutlichen. Scheinbar Belangloses – wie etwa der berühmte Birnendiebstahl in der Jugend – nimmt deshalb breiten Raum ein und wird sehr gründlich reflektiert, während anderes völlig ohne Erwähnung bleibt.

Die Frage der literarischen Einheit des Buches wird wohl umstritten bleiben. Man verbaut sich jedoch den Zugang zu Augustins »Bekenntnissen«, wenn man diese ersten neun »autobiographischen« Bücher aus der Gesamtschrift herauslöst (wie es manche »Volksausgaben« unternommen haben) und sie von den philosophisch-theologischen Büchern 10 – 13 abspaltet. Erst die Betrachtung der »Confessiones« als literarische Einheit macht Augustins Absicht deutlich: Die Reflexion seines eigenen Lebensweges ist für ihn bedeutsam als Beispiel eines von Gott geretteten Lebens überhaupt. Das eigene Leben ist für Augustin der vertrauteste Fall menschlicher Existenz überhaupt, die er in heilsgeschichtlicher Perspektive reflektiert. Deshalb spannt er den Bogen ausgehend von der eigenen Lebenserfahrung bis hin zur Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte am Ende des Buches.

Bereits der Titel der Schrift bedarf der Deutung. »Bekenntnisse«, »Confessiones«, darf keineswegs in einem oberflächlich-voyeuristischen Sinne, etwa gar als »Enthüllung«, verstanden werden. Augustin wählt für seine Schrift die Form des Zwiegesprächs mit bzw. eines Dankeshymnus an Gott, und die Bedeutungsfülle des Titels selbst wird an mehreren Stellen des Buches klar erkennbar: Es geht zunächst um ein reumütiges Bekenntnis der eigenen Verirrungen und Schuldverstrickungen, um die vielen Umwege auf seiner Wahrheitssuche. Doch der Titel der Schrift meint unverkennbar auch den bekennenden Lobpreis und gläubige Anerkennung der Führung Gottes, die Augustin in seinem eigenen Leben und in der menschlichen Existenz überhaupt erkennt, und nicht zuletzt darf man den Ausdruck »Bekenntnisse« durchaus im Sinne einer werbenden Darstellung des Christentums für eine gebildete Leserschicht verstehen.

Der Facettenreichtum dieser wohl bekanntesten Schrift des Augustin ist unverkennbar. Es ist ein psychologisches, theologisches, philosophishes und exegetisches Buch gleichermaßen. Als Meister psychologischen Einfühlungsvermögens erweist sich Augustin vor allem im Nachdenken über die entscheidenden existentiellen Erfahrungen von Schuld und Tod. Der bereits erwähnte Birnendiebstahl ist Anlass für eine tiefgründige Motivanalyse und ein sorgfältiges Ausloten der Dimension von Schuld. Zwei Ereignisse sind es, die Augustin über den Tod nachdenken lassen: der Tod eines engen Freundes und der Tod der Mutter Monica in Ostia. Die beiden Textabschnitte von existentieller Unmittelbarkeit erreichen auch heutige Leser mühelos, und ohne Zweifel reihen sie sich ein in die großen literarischen Zeugnisse der Auseinandersetzung mit dem Tod in der Menschheitsgeschichte, die mit dem Gilgamesch-Epos ihren Anfang nahmen.

Die neuplatonische Philosophie lieferte Augustin zunächst das gedankliche Rüstzeug für eine methodische Reflexion der christlichen Glaubensinhalte, also für die Theologie im engeren Sinne. Bereits in den »Confessiones« wird aber deutlich, dass Augustin damit den christlichen Glauben nicht an eine diesem wesensfremde Philosophie preisgibt, sondern dass er an entscheidenden Stellen die Voraussetzungen des Neuplatonismus durchbricht, um dem spezifisch Christlichen Raum zu geben. Seine Auffassung von der Gnade Gottes und der Inkarnation des göttlichen Logos sind hier die klarsten Beispiele. Das Christentum passt sich so nicht einfach einer vorgegebenen Weltsicht an, sondern es wird selbst zum verändernden Ferment der Geistesgeschichte.

Die bereits erwähnten beiden großen »philosophischen« Textabschnitte über das Gedächtnis und die Zeit zeigen, dass der christliche Glaube sich nicht nur in eine vorgegebenen philosophischen Begrifflichkeit einfügt, sondern die philosophische Reflexion seinerseits befruchtet und weiterführt. In seiner Auseinandersetzung mit den »Akademikern« (die eine skeptische Weltanschauung vertraten) nimmt Augustinus auf seine Weise das philosophische Argument des »Ich denke, also bin ich« des René Descartes vorweg, der mit dieser Überwindung des methodischen Zweifels den Anfangspunkt der neuzeitlichen, vom denkenden Subjekt ausgehenden Philosophie gesetzt hat.

Und schließlich erweist sich Augustin am Ende der »Confessiones« als ein Meister der allegorischen Schriftauslegung. Für einen philosophisch Gebildeten seiner Zeit bot die Bibel der Christen – gemessen an den hochstehenden Reflexionen und der kunstvollen literarischen Darstellungsweise der einflussreichen philosophischen Werke, die zum Bildungsbestand jener Zeit gehörten – hauptsächlich Sperriges und Befremdliches. Erst die Predigten des Mailänder Bischofs Ambrosius und deren allegorische Auslegung der Schrift eröffneten Augustinus selbst den Zugang zur Bibel, und in seinem späteren Wirken als Bischof von Hippo, dem ja vor allem das Predigtamt oblag, brachte Augustin die allegorische Exegese zu neuer Blüte. In den »Bekenntnissen« widmet er sich der Auslegung der Schöpfungsgeschichte, die auch in seinem späteren Wirken ein zentrales Thema bleiben wird.

Um einen Text der Antike heute angemessen lesen zu können, ist es unabdingbar, sich zu vergegenwärtigen, in welcher Zeit er entstand. Man datiert die Entstehung der »Confessiones« allgemein in die Zeit von 397 – 401. Der Niedergang des weströmischen Reiches zeichnete sich bereits ab. Im Jahr 410 eroberten die Goten Rom, und Augustinus selbst stirbt im Jahr 430, als die Vandalen Hippo belagerten. Im »Gottesstaat« legt Augustinus nach der Eroberung Roms durch die Goten selbst eine Geschichtstheologie vor, mit Hilfe derer er dieses Ereignis verarbeitet und deutet. Die Abfassung der »Confessiones« liegt vor diesen Ereignissen. Dennoch spiegelt dieses Buch die geistige Situation einer atemberaubenden Umbruchszeit wider. Das Christentum war seit Konstantin »religio licita«, also anerkannte Religion, der Restaurationsversuch des alten Götterglaubens unter Kaiser Julian war gescheitert, aber trotz der immer stärkeren Etablierung des Christentums lebten einerseits die alten paganen Traditionen mächtig fort, andererseits traten Weltanschauungen, Mythologien und Philosophien – wie etwa der Manichäismus – auf den Plan, die für das junge Christentum zur großen Herausforderung wurden. Erst in Abgrenzung von ihnen bildete sich allmählich sein Profil heraus. Die dramatischen geistigen Auseinandersetzungen, die in Augustins eigenem Lebensweg selbst erkennbar sind, tragen wohl die typischen Zeichen einer Epoche, deren Niedergang sich klar abzeichnete. Möglicherweise ist auch dies ein Aspekt der Aktualität dieses antiken Textes.

Die Übersetzung von Otto F. Lachmann zeichnet sich vor allem durch das Bemühen um gewissenhafte Texttreue aus, die die oft verschlungenen Gedankengänge Augustins keiner falsch verstandenen Anbiederung an unsere Alltagssprache opfern. Die sprachliche Eleganz und ein flüssiger Stil machen uns Heutigen einen Text »lesbar« und zugänglich, der mit Fug und Recht als einer der Quellentexte unserer abendländischen Kultur gelten darf.

Bruno Kern

Drittes Buch

Erstes Kapitel

Nach Karthago kam ich, und von allen Seiten umtoste mich das ekle Gewirr schändlicher Liebeshändel. Noch liebte ich nicht, doch suchte ich Liebe, und aus einem tieferen und besseren Liebesbedürfnis zürnte ich mir, dass ich wenig liebesbedürftig war. Im Drange nach Liebe suchte ich den Gegenstand meiner Liebe und hasste die Sicherheit und den Weg ohne Fallstricke. Du selbst, o mein Gott, hattest mir eingepflanzt in das Herz einen Hunger, der du selbst bist die Speise des Herzens; dieser Hunger aber war nicht lebendig in mir, sondern ich war ohne Sehnsucht nach unvergänglicher Speise, doch nicht, weil ich etwa erfüllt war von ihr, sondern je leerer ich war, desto mehr widerstand sie mir. Deshalb siechte meine Seele, und in ihrem Elend warf sie sich hinaus in die Außenwelt, gierend nach sinnlicher Reizung. Wohl würde auch das Sinnliche nicht geliebt werden, wenn es nicht beseelt wäre; aber Lieben und Geliebtwerden, es war mir am köstlichsten, wenn ich auch den Körper der Geliebten genießen konnte. So trübte ich den Quell der Freundschaft mit dem eklen Schlamme der Sinnenlust, ihren reinen Glanz verdunkelte ich durch höllische Lüste, und so abscheulich und ehrlos ich war, so wollte ich doch im Übermaß der Eitelkeit für fein und gebildet gelten. So stürzte ich mich hinein in die Liebe, die mich fesseln sollte. Du aber, o mein Gott und mein Erbarmer, wie hast du mir in deiner Güte diese Süßigkeit vergällt! Denn ich wurde geliebt, und insgeheim verstrickte ich mich in die Fesseln des Genusses und ließ mich mit schmerzbringenden Banden umgarnen, um dann gepeitscht zu werden von den glühenden Eisenruten der steten Eifersucht, des Argwohns, der Furcht, des Zorns und des Zwistes.

Zweites Kapitel

Auch die Schauspiele rissen mich hin, weil sie erfüllt waren von Bildern meines eigenen Elends und neuen Zunder boten für mein brennendes Herz. Wie kommt es doch, dass der Mensch den Schmerz sucht beim Anblick von tragischen Szenen, Schmerzen, die er doch selbst nicht erleiden möchte? Und doch will er im Zuschauen Schmerz erleiden, und der Schmerz selbst ist es, der ihm Wonne schafft. Was ist dies anders als klägliche Torheit? Und um so mehr wird jemand von ihnen erregt, je weniger er von solchen Leidenschaften frei ist. Leidet er sie selbst, so pflegt er sie Leid, leidet er sie mit anderen, so pflegt er sie Mitleid zu nennen. Was aber bezweckt ein solches Mitleid bei szenischen Dichtungen? Der Hörer wird nicht zur Hilfe herbeigerufen, nur zum Scherz wird er eingeladen, und das ist der beste Schauspieler, der den größten Schmerz zu erregen weiß. Und gelangweilt und verdrossen geht er hinweg, wenn jene menschlichen Leiden, die entweder weit hinter uns liegen oder ganz und gar erdichtet sind, so dargestellt werden, dass der Zuschauer keine schmerzliche Regung empfindet; wird dagegen sein Mitgefühl in hohem Grade erregt, so bleibt er in Spannung und freut sich unter Tränen. So kann also auch der Schmerz geliebt werden, während doch jeder Mensch die Freude sucht. Und wenn auch das Leiden an und für sich keinem gefällt, so gefällt ihm doch das Mitleid. Weil dies aber ohne Schmerz unmöglich ist, so werden vielleicht nur um seinetwillen die Schmerzen geliebt. Das aber hat in jenem Quell der Freundschaft seine Begründung. Doch wohin eilt dieser Quell, wohin fließt er? Warum verläuft er sich in einen wilden Pechstrom, der kochend heraufsteigen lässt die entsetzliche Glut aufwallender scheußlicher Gelüste, in welche er sich verwandelt und verkehrt, abgelenkt und hinabgestürzt von himmlischer Klarheit durch den eigenen sündigen Gang? Soll aber darum das Mitleid verworfen werden? Keineswegs, denn nur so kann der Schmerz zuweilen geliebt werden. Aber hüte dich, meine Seele, vor der Unreinheit, unter dem Schutz meines Gottes, des Gottes unserer Väter, des Preiswürdigen, in alle Ewigkeit Erhabenen, ja hüte dich vor Unreinheit. Auch jetzt bin ich nicht mitleidslos; damals aber im Theater freute ich mich mit den Liebenden, wenn sie die Frucht ihrer Schande genossen, obgleich sie es nur spielweise im Theater aufführten. Wenn sie einander verloren, so trauerte ich mit ihnen, als sei ich wahrhaft mitleidig, und doch erfreute mich beides. Ich aber nahm einen größeren Anteil an dem, der in der Schande seine Freude fand, als widerführe ihm Hartes durch den Abbruch verderblicher Lust und die Einbuße elenden Glückes. Das aber ist das wahrhaftige Mitleid, in welchem der Schmerz keinen Genuss findet. Denn obgleich durch die Pflicht der Nächstenliebe Mitleid an und für sich geboten ist, so wünscht der von aufrichtigem Mitgefühl Beseelte doch lieber keine Ursachen, solchen Schmerz zu empfinden. Denn gäbe es ein böswilliges Wohlwollen, was freilich unmöglich, dann könnte auch der, welcher wahrhaft aufrichtiges Mitleid hegt, wünschen, es gäbe Leidende nur zu dem Zwecke, Mitleid empfinden zu können. So kann also ein Schmerz wohl gebilligt, nie aber darf er geliebt werden. Denn du, mein Herr und mein Gott, bist es, der die Seelen liebt, und zwar weit reiner denn wir, du, dessen Mitleid ein unvergängliches ist, weil du von keinem Schmerze verwundet wirst. Und wer ist hierzu tüchtig?

Aber ich Unseliger liebte den Schmerz und suchte nach einem Gegenstande für meinen Schmerz, da mir die Darstellung eines Schauspielers bei fremdem erlesenem, unwahrem und vorgegaukeltem Schmerze am besten gefiel und mich um so mächtiger anzog, je mehr er mir Tränen entlockte. Was Wunder, wenn ich unglückliches Lamm, von der Herde abirrend und deiner Flut mich entziehend, durch hässliche Räude entstellt ward. Daher stammt meine Liebe zum Schmerz, doch nicht solchen Schmerzen, die mich tiefer durchdringen, war es doch keineswegs mein Wunsch, das Geschehene selbst zu erleiden, nur oberflächlich wollte ich von der gehörten Dichtung berührt werden. Und doch folgte, wie bei denen, die sich mit den Nägeln zerkratzen, brennende Geschwulst, Fäulnis und ekler Eiter. Das war mein Leben, o mein Gott; war denn das aber überhaupt ein Leben?

Drittes Kapitel

Doch ob meinem Haupte umschwebte mich dein treues göttliches Erbarmen von fern. Wie verfaulte ich in großen Sünden und ging nach frevelhaftem Fürwitz, der mich, da ich dich verließ, in trügerische Tiefen führte und zum Gehorsam gegen dämonische Mächte verleitete, die mich überlisteten und denen ich als Opfer meine Schandtaten darbrachte. Und all dies diente mir zur Züchtigung. Sogar bei der Feier des dir geweihten Dienstes innerhalb der Mauern deiner Kirche vermaß ich mich, fleischlichen Lüsten zu erliegen und mich um Früchte des Todes zu bewerben. Deshalb schlugst du mich mit schweren Strafen; doch ich erkannte nicht die Größe meiner Schuld, du mein erhabener Erbarmer, du mein Gott, der meine Zuflucht vor den bösen Feinden war, unter denen ich mich vermessenen Hauptes umhertrieb, um mich weit von dir zu entfernen; deine Wege waren nicht die meinigen, und ich liebte die flüchtige Freiheit.

Auch jene wissenschaftlichen Studien, die man für ehrenvoll hielt, hatten ihr Anziehendes für mich, besonders im Hinblick auf Rechtshändel, damit ich mich in ihnen je trügerischer, um so lobenswerter auszeichnete. So groß ist die Blindheit der Menschheit, dass sie sich sogar ihrer Blindheit rühmt. Schon glänzte ich in der Rednerschule, und stolze Freude erfüllte mich darob, und meine Hoffart nahm zu, wenn auch mehr Maß haltend – du weißt es, o Herr! – und zugleich fern von solchen Verwüstungen, welche anrichteten jene »Wüstlinge« – dies ist ihr Name, ominös und teuflisch gilt er gleichsam als Kennzeichen feiner Bildung. Unter ihnen lebte ich in schamloser Scham, weil ich noch nicht ihre Verderbtheit erreicht hatte; mit ihnen verkehrte ich und freute mich über ihre Freundschaft, und doch schreckte ich zurück vor ihren Taten, vor ihren wüsten Streichen, womit sie frech der Einfalt Unerfahrener nachstellten, die sie irrezuführen suchten und mit denen sie in teuflischer Schadenfreude ihr frevelhaftes Spiel trieben. Nichts ist den Taten der teuflischen Mächte ähnlicher, und mit vollem Rechte heißen sie »Wüstlinge«, selbst gänzlich verdorben und verkehrt durch die trugvollen Mächte, die sie unbemerkt verhöhnen und verführen, lieben sie es, nun auch andere auf gleiche Art zu verhöhnen und zu verführen.

Viertes Kapitel

Im Umgange mit solchen Menschen beschäftigte ich mich, der damals noch Unmündige, mit den Schriften der Beredsamkeit, in der ich mich auszuzeichnen strebte, in verwerflicher und eitler Absicht zur Frönung menschlicher Eitelkeit; in der herkömmlichen Folge geriet ich auf die Schrift eines gewissen Cicero, dessen Sprache, nicht dessen Geist wohl alle bewundern. Dieses Buch enthielt eine Ermahnung zur Philosophie und war »Hortensius« betitelt. Dieses Buch wandelte meinen Sinn, kehrte, o Herr, mein Gebet zu dir und gab meinen Wünschen und meinem Sehnen eine andere Wendung. Plötzlich sank zusammen all meine eitle Hoffnung, und mit unglaublichem Herzensdrang ersehnte ich unsterbliche Weisheit, und ich machte mich auf, zu dir zurückzukehren. Denn nicht um die Sprache zu verfeinern nahm ich dies Buch vor, wie es das Geld, welches die Mutter dafür ausgab – der Vater war nämlich zwei Jahre vorher gestorben –, für den nun neunzehnjährigen Jüngling bezweckte, nein, nicht deshalb benutzte ich jenes Buch, nicht der Stil, sondern der Inhalt war es, welcher mich gewann.

Von welch glühender Sehnsucht ward ich nun erfasst, o mein Gott, wie entbrannte ich, mich über den Staub der Erde zu erheben und aufzuschweben zu dir, und ich wusste nichts von deinem Ratschluss! Bei dir ist die Weisheit. Die Liebe zur Weisheit heißt nun in griechischer Sprache Philosophie, und jene Schrift feuerte mich dazu an. Menschen aber gibt es, die uns durch die Philosophie verführen, indem sie ihre Irrlehren mit einem großen, lockenden und ehrenvollen Namen färben und schmücken, und fast alle früheren und zeitgenössischen Philosophen werden in dem Buche aufgeführt und charakterisiert. Dies bestätigt deines Geistes heilsame Mahnung, die du aussprachst durch deinen frommen und getreuen Knecht: »Sehet zu, dass euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung, nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo; denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.« Damals, du weißt es, Licht meines Herzens, freute ich mich besonders, da die apostolischen Worte mir noch nicht bekannt waren, über jene Mahnung, weil ich nicht diese oder jene philosophische Richtung, sondern die Weisheit selbst, in welcher Form sie mir auch entgegentrat, liebte, sie aufsuchte, verfolgte und fest und innig umschloss. Mächtig ergriffen ward ich durch jene Schrift, entzündet und entflammt war ich, nur dies stieß mich trotz solcher hohen Begeisterung zurück, dass der Name Christi nicht darin enthalten war. Denn nach deiner Barmherzigkeit, o Herr, hatte mein Herz in zarter Kindheit mit der Muttermilch den Namen meines Erlösers eingesogen und unvergesslich festgehalten, und was diesen Namen nicht enthielt, so gelehrt, so fein und wahr es auch immer sein mochte, es konnte mich nicht mit ganzer Seele erfassen.

Fünftes Kapitel

Daher beschloss ich, mich an die Heilige Schrift zu wenden, um ihr Wesen und ihren Wert zu ergründen. Und siehe, ich erblicke in ihr, was nicht erforscht von den Hoffärtigen, nicht enthüllt ist den Unmündigen, sondern was niedrig beim Eingang, erhaben beim Fortgang und verschleiert ist von Geheimnissen; ich aber war nicht also beschaffen, dass ich hätte in die Tiefe eindringen oder den Nacken hätte beugen können, um ihrer Spur zu folgen. Denn ich fühlte damals nicht, als ich die Schrift las, wie ich jetzt rede; die Schrift schien mir unwürdig, mit der ciceronianischen Würde nur überhaupt verglichen zu werden. Meine Aufgeblasenheit scheute ihr Maßhalten, und mein Scharfblick drang nicht ein in ihre Tiefen. Und doch war sie derart, dass sie mit den Kleinen wachsen sollte; ich aber verschmähte dieser Kleinen einer zu sein, und geschwollen von Stolz, dünkte ich mich groß zu sein.

Sechstes Kapitel

Ich geriet deshalb unter Menschen voll wahnsinniger Überhebung, voll Fleischeslust und Geschwätzigkeit, in deren Munde Schlingen des Teufels waren und ein Vogelleim, bereitet aus einer Mischung toter Buchstaben deines Namens und des Herrn Jesu Christi und unseres Trösters, des Heiligen Geistes. Diese Namen wichen nicht von ihren Lippen; aber es war nur leerer Schall und Wortgeklingel, und ihr Herz war ohne die Wahrheit. Und doch war »Wahrheit« und immer wieder Wahrheit ihr Losungswort, und viel sprachen sie nur von ihr, aber Wahrheit war nicht in ihnen. Lügen sprachen sie nicht nur von dir, der du wahrhaftig die Wahrheit bist, auch von den Elementen dieser Welt, deiner Schöpfung, über welche ich auch die wahren Ansichten der Philosophie verlassen musste, aus Liebe zu dir, mein höchster und bester Vater, Schönheit alles Schönen. O Wahrheit, Wahrheit, wie sehnte sich damals mein Geist in seinen innersten Tiefen nach dir, wenn jene mir mit Wort und Schrift ohne Aufhören von dir redeten. Lockspeisen waren es nur, die mir, da ich nach dir Hunger hatte, statt deiner Sonne und Mond reichten, deine schönen Werke, doch deine Werke nur, nicht du selbst noch deine erstgeschaffenen. Denn vor jenen körperlichen Geschöpfen, wie herrlich sie auch am Himmel erglänzen, waren deine geistigen. Ich aber hungerte und dürstete auch nach jenen erstgeschaffenen Werken nicht, sondern nach dir allein, der du die Wahrheit bist, bei welchem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Hirngespinste wurden mir in jenen Lockspeisen dargeboten; besser noch wäre es gewesen, jene Sonne zu begehren, die wenigstens vor unseren Augen wirklich scheint, als jene Truggebilde, die unsere Seelen durch das Auge berücken. Und doch genoss ich damals, dieweil ich dich meinte, nicht gierig davon, da du nicht schmecktest in meinem Munde, wie du wirklich bist; du warst nicht in jenen Truggebilden begriffen, keine Nahrung gewährten sie mir, sie erschöpften mich nur mehr und mehr. So ist die Speise, die wir im Traume genießen, der Speise, die wir im Wachen zu uns nehmen, ganz ähnlich, und doch werden die Schlafenden nicht davon gesättigt; sie schlafen eben. Jene Gebilde aber waren dir, wie du mir jetzt geoffenbart bist, ganz und gar unähnlich; denn es waren sinnliche Vorstellungen, schöne Bildungen auf Grund jener wahren Körper, die wir mit leiblichen Augen sehen und die viel zuverlässiger sind, sie mögen nun hier auf der Erde sich befinden oder am Himmel. Wir erblicken sie ebenso wie die Tiere und die Vögel, und sie haben größere Wirklichkeit, als wenn wir sie uns denken. Und wiederum denken wir sie uns mit größerer Wirklichkeit, als wenn wir aus ihnen andere größere, ja unendliche Wesen uns ableiten, die überhaupt nicht sind. Mit solchen nichtssagenden hohlen Begriffen ward ich damals abgespeist und doch nicht gespeist. Du aber, meine Liebe, für die ich schwach bin, damit ich stark sei, hast deinem Wesen nach nichts mit jenen Körpern gemein, die wir sehen, obgleich sie am Himmel sind, noch mit denen, die wir dort nicht sehen, weil du sie geschaffen hast, noch zählst du sie zu deinen höchsten Schöpfungen. Wie weit entfernt bist du nun gar von jenen meinen Hirngespinsten, jenen Scheingebilden, die gar nichts sind. Eine größere Gewissheit bilden die Vorstellungen von Körpern, welche sind, und gewisser noch als diese sind die Körper selbst, an denen jedoch dein Wesen unteilhaft ist; selbst die Seele bist du nicht, die das Leben des Körpers ist, wenn auch dies Leben der Körper besser ist als der Körper selbst. Du aber bist das Leben der Seelen, das Leben der Leben; du lebst dich selbst in steter Gleichheit, Leben auch meiner Seele.

Wo warst du nur damals und wie weit entfernt? Weit hinweg war ich gegangen von dir; die Trebern, damit ich die Säue nährte, waren mir selbst versagt. Wie weit besser waren da noch die Märlein der Grammatiker und Dichter als jene Schlingen, Verse und Dichtungen, die dahinschwebende Medea, sie war gewisslich nicht so schädlich wie jene Elemente, die wegen der fünf Höhlen der Finsternis fünf verschiedene Farben haben und gar nicht sind und den, der daran glaubt, zugrunde richten. Jene Verse und Dichtungen wurden mir Mittel zu echter Geistesnahrung. Wenn ich auch vortrug, Medea sei durch die Luft geflogen, ich hielt es doch nicht für wahr und glaubte es nicht, auch wenn andere es vortrugen; jenes aber habe ich wirklich geglaubt. Wehe! Wehe mir, auf welchen Stufen ward ich hinabgeführt in die Tiefe der Hölle! Denn ich rang und sehnte mich nach der Wahrheit, als ich dich, meinen Gott, ich bekenne es dir, der du barmherzig warst mit mir, auch als ich dich noch nicht bekannte, als ich dich, mein Gott, suchte, nicht mit der Erkenntnis des Geistes, damit du mich über das Tier erheben wolltest, sondern aus fleischlichem Sinn. Du aber warst tiefer als mein lnnerstes und höher als mein Höchstes. Ich traf auf jenes wilde törichte Weib, jenes salomonische Rätsel, das da sitzet in der Tür ihres Hauses auf dem Stuhl und spricht: »Heimlich entwendetes Brot ist schmackhaft, und die gestohlenen Wasser sind süß.« Diese hat mich verführt, da sie mich fand draußen mit dem Auge meines Fleisches, wie ich wiederkäute, was ich mit jenem verschlang.

Siebentes Kapitel

Denn ich kannte das andere nicht, was wirklich ist, und beinahe aberwitzig reizte es mich, törichten Betrügern beizupflichten, wenn sie mich fragten, woher das Böse stamme, ob Gott durch körperliche Gestalt begrenzt werde, ob er Haare und Nägel habe, ob man solche für gerecht halten könne, die Vielweiberei getrieben, Menschen getötet und Tiere geopfert hätten. Dadurch ward ich Unkundiger verwirrt, und da ich mich von der Wahrheit entfernte, rühmte ich mich, ihr näher zu treten, weil ich nicht wusste, dass das Böse nur eine Schmälerung des Guten ist, bis es zuletzt gar nicht mehr ist. Wie hätte ich dies erkennen können, ich, dessen Sehen mit leiblichen Augen nur auf den Körper, mit den Augen des Geistes nur auf Trugbilder gerichtet war? Ich wusste nicht, dass Gott ein Geist sei, der keine Glieder besitze von räumlicher Ausdehnung und keinen festen Stoff an sich habe, weil ein Teil des Stoffes kleiner ist als das Ganze und weil, gesetzt er wäre unbegrenzt, der Teil doch durch einen begrenzten Raum beschränkt, kleiner ist als das Unendliche und nicht überall ein Ganzes wie der Geist, wie Gott. Und wer der Gottähnliche in uns sei, demzufolge die Schrift uns »zum Bilde Gottes« geschaffen nennt, das war mir gänzlich unbekannt.

Unverstanden blieb auch die wahre innere Gerechtigkeit, die nicht nach dem Gesetz der Gewohnheit richtet, sondern nach dem untrüglichen Gesetz des allmächtigen Gottes, nach welchem sich bilden sollen die Sitten der Länder und Zeiten, wie es deren Eigentümlichkeit angemessen ist, während das göttliche Gesetz selbst überall und stets dasselbe ist und nicht nach Ort und Zeit sich wandelt; nach ihm sind Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David und alle jene gerecht, welche Gott selbst gerechtfertigt hat. Und von den Unkundigen werden sie für ungerecht gehalten, weil diese richten nach einem menschlichen Gerichtstage und alle Sitten des Menschengeschlechts nur einseitig nach ihrer Sitte beurteilen. Ist das aber nicht gerade so, wie wenn jemand, der von Waffen nichts versteht und von ihrer Benutzung nichts weiß, sein Haupt mit der Beinschiene bedecken und mit dem Helme den Fuß rüsten will und der murrt, weil sich nichts anpassen will, oder wenn für einen Nachmittag Gerichts- und Handelsferien festgesetzt sind und er dann unzufrieden wäre, dass er nachmittags nichts feilbieten könne, da es doch vormittags erlaubt gewesen; oder darüber, dass er in einem Hause irgendeinen Sklaven etwas verrichten sieht, was der Mundschenk nicht verrichten darf, oder wenn irgendetwas hinter dem Stalle geschieht, was bei Tisch nicht schicklich ist, und er darüber zürnen wollte, dass nicht allen dasselbe zuerteilt und erlaubt sei, obgleich es ein und dasselbe Haus und ein und dasselbe Gesinde ist? Solch Geistes Kinder sind diejenigen, welche unwillig sind, wenn sie vernehmen, dass in jenem Zeitalter den Gerechten von Gott etwas erlaubt gewesen sei, was jetzt denen, die gerecht sein wollen, nicht mehr gestattet ist, und dass Gott diesen und jenen verschiedene Gesetze gab nach den Zeitumständen, während sie beide derselben Gerechtigkeit dienten, wenn sie sahen, wie bei denselben Menschen an demselben Tage in demselben Hause dies dem einen Gliede und jenes dem andern schicklich ist und anders schon lange erlaubt war, was nach einer Stunde nicht mehr erlaubt ist, dass irgendetwas in einem Winkel erlaubt oder geboten sei, was in einem andern mit Recht verboten oder gestraft wird. Ist denn die Gerechtigkeit wandelbar und ausständig? O nein, nur die Zeiten, über welche die Gerechtigkeit thront, sie fließen nicht in gleichem Strome dahin, denn es sind Zeiten. Die Menschen freilich, deren Erdenleben nur eine kurze Spanne Zeit umfasst, sie vermögen die Zustände früherer Jahrhunderte und anderer Völker, die sie nicht erlebt haben, mit den von ihnen durchlebten nicht in Einklang zu bringen in ihrem Sinn, ob sie auch an jedem Körper, Tage oder Hause zu erforschen wissen, was jedem Gliede schicklich sei, sowie jedem Augenblick und jedem Mitglied des Hauses, diesem fügen sie sich, an jenem nehmen sie Anstoß.

Dies wusste ich damals weder noch erkannte ich es. Überall trat es mir entgegen, und ich sah es nicht. Ich trug Gedichte vor und durfte das Versmaß nicht nach Belieben feststellen, sondern musste in einer den jeweiligen Umständen angemessenen Weise verfahren und konnte, auch wenn es dasselbe Versmaß war, nicht immer denselben Versfuß setzen. Die Kunst selbst, die mir als Richtschnur diente, enthielt nicht nur diese oder jene Versart, sondern alle zugleich. Und doch sah ich nicht ein, dass die göttliche Gerechtigkeit, der gute und fromme Menschen untertan waren, in weit herrlicherer und erhabenerer Weise alle Vorschriften enthält und keinerlei Schwankung zeigt und doch zu verschiedenen Zeiten nicht alles zugleich, sondern nur das ihnen Zukommende zuerteilt und befiehlt. Ich Blinder tadelte die frommen Väter, nicht bloß, weil sie so, wie Gott ihnen befahl und eingab, die Gegenwart anwendeten, sondern auch, wenn sie so weissagten, wie Gott ihnen die Zukunft enthüllte.

Achtes Kapitel

Hat man es wohl je für ein Unrecht gehalten, Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt und den Nächsten als sich selbst? Darum sind Schandtaten, die wider die Natur sind, immer und überall zu verabscheuen und zu bestrafen als solche, die denen Sodoms gleichkommen. Begingen alle Völker solche, so würden sie nach dem göttlichen Gesetze derselben Strafe verfallen, da sie nicht dazu geschaffen sind, um auf solche Weise Missbrauch zu üben. Die Gemeinschaft, welche wir mit Gott haben sollen, wird verletzt, wenn die Natur, deren Schöpfer er ist, durch widernatürliche Lust befleckt wird. Die Vergehen aber, insofern sie sich nur auf die Sitten der Menschen erstrecken, sind nach der Verschiedenheit der Sitten zu meiden, damit der Brauch, welchen Gemeinde oder Volk durch Gewohnheit oder Gesetz festigte, durch keine Zügellosigkeit eines Bürgers oder Fremden verletzt wird. Denn schändlich ist jedes Glied, das nicht mit seinem Ganzen übereinstimmt. Wenn aber Gott gegen Sitte und Brauch einiger Menschen etwas verordnet, so ist sein Gebot, auch wenn es dort noch nie geschehen ist, doch zu vollführen, doch zu erneuern, wenn es bisher unterlassen, und einzuführen, wenn es bisher noch nicht eingeführt war. Wenn schon ein König die Macht hat, in dem Staate, über den er herrscht, Befehle zu erteilen, die vorher weder ein anderer noch er selbst erteilt hat, und es nicht gegen das Staatsrecht ist, Gehorsam zu leisten, im Gegenteil eine Verweigerung des Gehorsams Rechtsverletzung wäre, denn Gehorsam gegen den König ist der Kardinalpunkt des bürgerlichen Rechtes, um wie viel mehr gebührt Gott, dem König der gesamten Schöpfung, zweifellos Gehorsam allen seinen Befehlen gegenüber. Denn wie bei den Mächten der menschlichen Gesellschaft die größere Macht Gehorsam von der kleineren verlangt, so verlangt Gott von allen Gehorsam.

Ebenso ist es bei den Freveltaten, deren Ausgangspunkt Schadenfreude ist; sei es, dass man dem andern Schmach oder Unrecht zuzufügen sucht, oder beides, wo Rachsucht vorhanden, wie der Feind dem Feinde; oder um sich der andern Hab und Gut anzueignen wie der Räuber, wenn er den Wanderer beraubt, oder auch, um ein Übel abzuwenden wie einer, der Furcht empfindet; oder wenn Neid die Triebfeder ist, wie der Unglückliche aus diesem Grunde dem Glücklichen zu schaden sucht; oder bei glücklichem Fortgang einer Sache aus Furcht und Ärger über den Wetteifer eines anderen; oder auch aus reinem Vergnügen an fremdem Leid wie der Zuschauer gegenüber den Gladiatoren bei den Fechterspielen oder wie der Spötter und andere hämische Leute. Dies sind die hauptsächlichsten Sünden, die hervorgehen aus der Fleischeslust und der Augenlust und hoffärtigem Leben, entweder aus einem oder aus zweien oder auch aus allen zugleich; so wird gesündigt wider drei und sieben derlei Gebote, wider deinen Psalter mit den zehn Seiten, gegen dein Gesetz, du höchster und herrlichster Gott! Können wir dich denn alle durch Freveltaten beleidigen, der du doch nicht verletzt wirst, oder welche Verbrechen können wir gegen dich verüben, dem zu schaden unmöglich? Du aber strafst die Sünden der Menschen, weil sie im Sündigen gegen dich auch gegen ihre eigenen Seelen sündigen und ihre Bosheit sich selbst belügt durch Verderben und Verkehrung ihrer Natur, welche du geschaffen und geordnet hast, oder durch unmäßigen Gebrauch des Erlaubten oder durch entflammte Lust nach dem Unerlaubten, das wider die Natur ist, oder sie laden Schuld auf sich, wenn sie mit Herz und Worten gegen dich wüten und wider den Stachel löcken. Oder sie durchbrechen die Schranke der menschlichen Gesellschaftssatzungen und freuen sich in ihrer Frechheit an Sonderverbänden und Trennungen, je nachdem sie etwas ergötzt oder ihren Ärger erregt. Das entspringt daraus, wenn dich die Menschen verlassen, o Quelle alles Lebens, der du bist alleiniger und wahrer Schöpfer und Regierer des Weltalls, und wenn sie in selbstsüchtigem Hochmute Einzelnes lieben, das trüglich ist. Und in kindlich demütiger Liebe können wir zurückkehren zu dir; du reinigst uns von bösen Lüsten und schenkst deine Gnade denen, die ihre Sünde reuig bekennen, und erhörst das Seufzen der Gefangenen und erlösest uns von den Banden, die wir uns selbst geschmiedet, wenn wir nicht mehr gegen dich falsche Freiheitsgelüste hegen und ablassen von der Gier, mehr zu besitzen, die uns Gefahr schafft, alles einzubüßen, wenn wir unser Eigentum mehr lieben, denn dich, Gut aller Güter.

Neuntes Kapitel