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Nr. 150

– ATLAN exklusiv Band 24 –

 

Die Göttin und der Barbar

 

Sie kommt aus der Unendlichkeit – und besucht den grünen Planeten

 

von Dirk Hess

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht – eine Zeit also, da die Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.

Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind begrenzt. Ihm bleibt nichts anderes übrig als der Versuch, seinem mächtigen Gegner durch kleine, aber gezielte Aktionen soviel wie möglich zu schaden.

Im Zuge dieser Unternehmungen gelang Atlan und seinen verschworenen Gefährten erst jüngst ein großer Coup. Sie kaperten die KARRETON und befreiten Ra, den mysteriösen Barbaren vom grünen Planeten.

Jetzt enthüllt Ra einen Teil des Geheimnisses, das ihn umgibt. Der Fremde erzählt aus seinem Leben. Es ist die Geschichte: DIE GÖTTIN UND DER BARBAR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz bringt einen Stummen zum Reden.

Fartuloon – Der Bauchaufschneider streitet sich.

Ra – Ein junger Barbar begegnet der Göttin von den Sternen.

Pror – Ras Rivale.

Ischtar – Eine Einsame besucht den grünen Planeten.

1.

Kraumon

 

Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ mich zusammenzucken. Die Lautsprecher vibrierten sekundenlang. Ein metallischer Ton echote durch den Raum. Ich stellte das Erfrischungsgetränk auf die Schaltkonsole und schaute den angrenzenden Gang hinunter. Doch da war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Die Orientierungstafeln schimmerten grünlich, und die Warnblinkleuchten waren nicht einmal eingeschaltet worden.

Ich schlug auf die Taste der Bildsprechanlage.

»Hier Atlan ... wo steckst du, Fartuloon?«

Mein Freund, der Bauchaufschneider, ließ nicht lange auf sich warten. Der Bildschirm über dem Schaltfeld flammte auf und übertrug das Gesicht eines dicken, schwitzenden Mannes, dessen Gesicht von einem schwarzen Kräuselbart eingerahmt war. Fartuloon, Rebell und ehemaliger Bauchaufschneider des arkonidischen Hofes, setzte einen mürrischen Blick auf.

»Ich wollte doch nicht gestört werden, Atlan. Du weißt genau, dass die statischen Berechnungen für die neue Ortungskuppel ungemein schwierig sind. Was gibt's also?«

Das klang nicht gerade freundlich. Aber ich wusste, dass Fartuloon seit mehreren Tagen nicht geschlafen hatte. Sein geheimer Stützpunkt auf Kraumon war ihm ans Herz gewachsen. Trotz der verschiedenen Widerstandsnester in der Galaxis sah er diesen Planeten als seine persönliche Fluchtburg an. Von hier aus sollten entscheidende Schläge gegen den Diktator des Großen Imperiums geführt werden.

»Hast du den höllischen Lärm nicht gehört?«, fragte ich. »Ich befürchtete, dir sei ein Stahlträger ins Kreuz gefallen.«

»Unsinn«, stieß der Bauchaufschneider hervor. »Hier läuft alles wie am Schnürchen. Ich würde mich an deiner Stelle im Ersatzteillager umsehen.«

»Ersatzteillager?« Ich zuckte mit den Schultern.

»Ganz recht. Möglich, dass der Barbar wieder am Werk ist.«

Das war es also! Fartuloon hatte Ra, unser Mitbringsel vom Planeten Dargnis, im Verdacht. Der hünenhafte Kämpfer einer steinzeitlichen Welt hatte sich bereits als gewaltiger Maschinenstürmer erwiesen. Fartuloon war von Anfang an dagegen gewesen, ihn frei im Stützpunkt herumlaufen zu lassen. Ich hatte es nicht leicht gehabt, dem Bauchaufschneider diese Erlaubnis abzutrotzen. Sollte Ra tatsächlich größeren Schaden an den Maschinen verursacht haben, so würde Fartuloon mir ernsthaft zürnen.

»Ich werde nachsehen«, rief ich und beeilte mich, die Verbindung mit Fartuloon zu unterbrechen.

Ich schob den Schockstrahler in den Gürtel und ging vorsichtig in den Gang hinaus. Sicher war sicher. Ich wusste, dass Ra einen unbändigen Freiheitsdrang besaß. Trotz eines langsam wachsenden Verständnisses für seine Probleme besaß ich eine unerklärliche Scheu vor dem Barbaren. Seine ungestüme Vitalität schien trotz der vorangegangenen Ereignisse ungebrochen zu sein.

Ra hatte uns bisher nichts über sein Schicksal berichtet. Dabei war ich mir ganz sicher, dass er uns verstehen konnte. Es war also kein Sprachproblem, das uns aneinander vorbeireden ließ, sondern die Ursache dafür musste in der Vergangenheit des Barbaren liegen. Ich konnte natürlich nicht schlüssig sagen, ob er unter irgendeiner Schockeinwirkung stand, oder ob er sich uns nur grenzenlos unterlegen fühlte. Beides war möglich.

Ich starrte entgeistert auf die zerfetzte Lifttür. Ein scharfkantiger Gegenstand hat die gegeneinander verschiebbaren Türen aus den Gleitschienen gerissen. Vom Bedienungsfeld fehlten sämtliche Knöpfe und Hebel.

Der Barbar wollte in die untere Etage eindringen, wisperte mein Extrasinn. Die Lebensmittelvorräte liegen genau ein Stockwerk tiefer.

Weshalb sollte Ra einen solch sinnlosen Vorstoß unternommen haben?

Ganz einfach! Er ist der geborene Jäger. Er wird sich niemals damit abfinden, täglich die schmackhaftesten Speisen einfach nur vorgesetzt zu bekommen. Er will darum kämpfen. Er will jagen.

Die Erklärung meines Extrasinns klang plausibel. Jetzt erkannte ich auch, weshalb Ra bei der gemeinsamen Speisung lustlos und mürrisch auf den Algensteaks herumgekaut hatte. Es war mir damals schon aufgefallen, dass der Barbar anscheinend mehr Wert darauf legte, Fartuloon heimlich die besten Brocken wegzuschnappen, als sich bedienen zu lassen. Ich musste unwillkürlich grinsen. Fartuloons verblüfftes Gesicht war mir noch genau gegenwärtig. Zuerst hatte er mich in Verdacht gehabt, ihm das Essen gestohlen zu haben, dann war Eiskralle drangewesen. Die Schimpftirade des Bauchaufschneiders war in unserem Gelächter untergegangen. Ra dagegen hatte sich stumm und teilnahmslos verhalten. Sollte diese Erklärung stimmen, so würde ich bei der erstbesten Gelegenheit mit Ra zu einem Jagdausflug starten. Der Stützpunkt war von dichten Wäldern, Bergen und fischreichen Seen umgeben. Ich beschloss, Ra bei einer solchen Gelegenheit nach seiner Vergangenheit auszufragen. Es ließ mir keine Ruhe, so wenig über den kraftvollen Barbaren zu wissen. Wir hatten ihn praktisch den Sklavenhändlern des Orbanaschol unter der Hand weggeschnappt.

Warum war dieser Mann so wichtig für meinen Todfeind?

Was konnte der Barbar einem Herrscher über das arkonidische Sternenreich schon geben?

Zum Stein der Weisen führen anscheinend viele Wege, stellte mein Extrasinn orakelhaft fest.

Selbst wenn Ra wichtige Hinweise zum sagenhaften Stein der Weisen kennen sollte, selbst wenn er ein Bindeglied dazu war, wie sollte ich ihm dieses Wissen entreißen? Ra hatte bis jetzt beharrlich geschwiegen. Zuerst hatte ich vermutet, ihn durch ein Reizwort zum Reden bringen zu können. Doch diese Versuche waren von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Er war weder durch Zureden, noch durch barsche Worte zu einer Entgegnung zu bewegen gewesen.

Ich war inzwischen zum Treppenabstieg gelangt, der die oberen mit den darunterliegenden Geschossen verband. Solange der defekte Lift nicht repariert worden war, konnte ich nur hier zur Nahrungspositronik gelangen.

Plötzlich stolperte ich über einen metallischen Gegenstand. Ich konnte eine ölige Substanz riechen, die sich langsam auf dem Boden ausbreitete. Ich sprang blitzschnell beiseite und berührte den Sensor der Beleuchtungsanlage.

Sekundenbruchteile später wurde der Treppenschacht von gleißendem Licht überflutet.

Ein gutturaler Laut ließ mich zusammenzucken. Nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, erkannte ich auch das wüste Durcheinander um mich herum. Dicht vor mir lag ein zertrümmerter Arbeitsroboter. Ein Wunder, dass die Energiebatterie nicht in die Luft geflogen war, dachte ich unwillkürlich. Ein einziger Fußtritt schien den Brustbereich des Roboters eingedrückt zu haben. Der rechte Handlungsarm war herausgerissen worden.

An vielen Stellen fehlten die Wandverkleidungsplatten. Jetzt lagen sie zerschrammt und verbeult im Treppenschacht.

Dann sah ich Ra. Er hockte am untersten Treppenabsatz und hielt etwas Zappelndes in der Hand. Ich konnte sehen, dass er den Arm des Roboters als Waffe quer über seine Schenkel gelegt hatte.

»Warum hast du hier wie ein Wahnsinniger herumgetobt?«

Er schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen. Er hantierte mit etwas Lebendigem. Ich konnte noch nicht sehen, was es war.

»Ra ...«, versuchte ich es noch einmal. Er reagierte aber nicht.

Ich ging langsam tiefer. Erst als ich seinen muskulösen Rücken vor mir aufragen sah, hielt ich an. Sein Körper verströmte einen intensiven Geruch nach Schweiß und Öl. Erst jetzt sah ich, dass er sich völlig mit Maschinenöl des Arbeitsroboters eingerieben hatte.

Der Barbar drehte sich unverhofft um und starrte mich aus seinen schwarzen Augen an. Seine geöffneten Lippen entblößten ein starkes Gebiss, dessen Eckzähne wuchtig hervorragten. Das verlieh seinem Gesicht ein wildes Aussehen. Ich trat unwillkürlich einige Schritte zurück. Ich sah, wie seine Nasenflügel bebten.

Er grinste, als er mein Zögern bemerkte. Seine Hand ruckte vor, und er amüsierte sich köstlich über meine verschreckte Haltung. Er hielt mir ein kleines, echsenähnliches Tier entgegen, das sich in seiner fettglänzenden Klaue wand.

Ich schüttelte den Kopf.

»Lass den Unsinn, Ra! Wir gehen jetzt in die obere Etage zurück. Die anderen wollen mit dir reden. Und Fartuloon wird nicht gerade begeistert sein, wenn er von diesem Durcheinander erfährt.«

Als ich Fartuloons Namen erwähnte, zuckte Ra nur verächtlich mit den Mundwinkeln. Anscheinend hatte er wenig für den Bauchaufschneider übrig. Ich konnte mir vorstellen, dass Ra dicke Männer für weibisch und verweichlicht hielt. Fest stand jedenfalls, dass beide nicht allzu viel Sympathie füreinander empfanden.

Ra streckte mir noch einmal die kleine Echse entgegen.

Nachdem ich erneut abgelehnt hatte, riss er dem Tier den Kopf ab und saugte das gelbliche Fleisch aus dem Panzer. Er schnalzte verzückt und schleuderte den Rest in eine Ecke.

»Woher hast du das Tier?«

Da hätte ich auch eine Wand fragen können. Ra blieb so schweigsam wie immer. Er zog eine weitere Echse aus seinem Gürtel mit dem der Plastikschurz um seine Hüften befestigt war. Ra hatte die arkonidische Raumfahrerkombination gleich nach unserer Ankunft auf Kraumon abgelegt und sich zu Fartuloons Leidwesen aus dem Kontursessel der KARRETON diese Bekleidung geschnitten.

Ich gab es auf, weiter nach der Herkunft dieser Echsen zu fragen. Ra würde es mir ja doch nicht verraten. Ich ahnte, dass ein barbarischer Jäger nicht einmal seinem besten Freund sagen würde, wo sich die Beutetiere versteckt hielten. Das war das Gesetz der Wildnis, und Ra handelte augenscheinlich noch immer danach.

Verwundert stellte ich fest, dass ich langsam in den Bahnen Ras dachte. Anfangs hatte ich noch darauf bestanden, dass der Barbar die arkonidische Wesensart annehmen sollte – ohne Erfolg natürlich.

»Wir gehen jetzt nach oben!«

Er knurrte unwillig, schloss sich mir aber an.

Der abgerissene Roboterarm hing lässig in seiner Rechten. Ra schien auf diese Neuerwerbung nicht verzichten zu wollen.

 

*

 

Fartuloon empfing uns mit einer Schimpfkanonade, die selbst mich das Fürchten lehrte.

»Ich werde diesen Barbaren vierteilen lassen! Der Unhold wird meinen geliebten Stützpunkt dem Erdboden gleichmachen!«

Ich sah, wie der Bauchaufschneider nach Atem rang. Sein Gesicht hatte eine dunkelrote Färbung angenommen. Die Halsadern standen wild pochend hervor. Ich konnte mich nicht daran erinnern, den Bauchaufschneider jemals so erregt gesehen zu haben.

Ich versuchte, ihn zu beruhigen.

»Du musst dich in Ras Psyche versetzen! Für ihn ist das hier alles fremd und beängstigend. Er ist ein Naturbursche.«

Ra grinste provozierend und ließ den Roboterarm vor sich her pendeln.

»Sieh dir diese zweibeinige Kreatur doch an! Eine einzige Herausforderung für einen Kulturmenschen wie mich ... ich war immerhin Bauchaufschneider am Hofe des göttlichen Gonozal!«

Ra beeindruckte das nicht im mindesten. Im Gegenteil, er stieß kehlige Laute aus, die wie das Gurren eines Balzvogels klangen. Das brachte den armen Fartuloon nur noch mehr in Harnisch.

»Ich kann mich nicht mehr beherrschen ... mein armer Bauch!«

Ich sah, wie Fartuloon sich über den Leib fuhr. In Gedanken programmierte er garantiert das nächste Schlemmermahl in die Positronik, dachte ich. Er würde sich im Streit mit Ra genügend Hunger anschreien, um dann in einer gewaltigen Fressorgie alle »Kalorien wieder einzufahren«, wie er es stets mit einem verschämten Lächeln charakterisierte. Doch diesmal war es blutiger Ernst. Ich bemerkte es zu spät.

Fartuloon riss sein Skarg aus der Scheide und ließ die Klinge durch die Luft pfeifen.

Ra sprang gewandt wie eine Wildkatze zurück. Seine Augen blitzten. Seine stämmigen Beine stampften einen hämmernden Rhythmus auf den Boden. Die Arme waren vom Körper abgespreizt. In der Rechten drohte der scharfkantige Roboterarm. Eine furchtbare Waffe, wenn man damit zuzuschlagen verstand. Die Stirnnarben Ras – irgendein Stammeszeichen – glühten auf einmal von innen heraus. Mir war, als würde ich sein Blut pochen sehen.

Der Barbar war bereit.

Ich sprang dazwischen.

»Seid ihr von Sinnen? Ihr schlagt euch hier die Schädel ein, während draußen womöglich die Wachflotte Orbanaschols in den Orbit geht.«

Das war natürlich übertrieben. Bisher deutete nicht darauf hin, dass fremde Raumschiffe auch nur in das Sonnensystem eingeflogen waren. Ich musste die beiden Streithähne unbedingt zur Vernunft bringen.

Ra stieß einen tierischen Schrei aus. Ich zuckte zurück und entging seinem Handkantenschlag um Haaresbreite. Da traf mich sein Fuß und raubte mir sekundenlang den Atem. Ich taumelte bis an die Wand zurück und verfolgte aus brennenden Augen den Zweikampf zwischen Ra und Fartuloon.

Er wird den Bauchaufschneider nicht töten, versicherte mir mein Extrasinn.

Hoffentlich nicht! Wenn der Barbar aber ungeschickt zuschlagen würde, dann war es um Fartuloon geschehen. Andererseits konnte es so nicht weitergehen. Fartuloon und Ra verhielten sich wie Katz und Maus. Die dauernden Reibereien mussten sich einmal im Kampf entladen. Und jetzt war es soweit.

Fartuloon ließ Ra nicht erst an sich herankommen. Er stürzte mit einer Gewandtheit, die man seinem fetten Körper eigentlich gar nicht zugetraut hätte, auf den Gegner zu. Er holte blitzschnell zum Schlag aus und ließ sein Skarg mit aller Kraft herabsausen. Normalerweise hätte er seinem Gegner damit den Schädel gespalten. Doch Ra parierte den Hieb mit Leichtigkeit. Das Skarg glitt schrammend über den Roboterarm und fetzte mehrere Drahtbündel aus dem Drehscharnier heraus.

Ra lachte, was dem Bauchaufschneider erneut die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Bevor Fartuloon zum nächsten Schlag kam, hatte Ra ihn am Bart gepackt und mehrmals um die eigene Achse gewirbelt. Fartuloon heulte wütend auf. Er trat ungezielt nach dem Barbaren, der ihm jedoch tänzelnd ausweichen konnte.

»Das wirst du bereuen!«

Fartuloon kam keuchend zur Ruhe. Er stand breitbeinig da und ließ das Skarg abschätzend auf und niederschwingen.

Ra schnalzte mit der Zunge, was so etwas wie Verachtung für den Gegner signalisieren sollte. Das konnte sich der Bauchaufschneider unmöglich gefallen lassen.

Fartuloon brachte einen raschen Hieb mit dem Skarg an, lockte Ra aus der Reserve und riss dem Barbaren den Roboterarm aus der Hand. Doch Ra war nicht müßig. Er packte sofort Fartuloons schwertführenden Arm und drückte mit aller Kraft zu.

Der Bauchaufschneider erstarrte zu einer kraftgeballten Statue. Er wich um keinen Deut zurück. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er begegnete dem Blick Ras, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich konnte sehen, wie er mit den Zähnen malmte.

Da knickte Ra mit den Knien ein, ließ sich fallen und riss den überraschten Fartuloon mit sich zu Boden. Das Skarg fiel polternd gegen die Schaltkonsole unter der Bildschirmreihe.

»Einen schönen Kommandanten haben wir hier, was?«

Eiskralle, der Chretkor, und unser Kopfjäger Corpkor waren soeben in den Raum gekommen. Sie verfolgten amüsiert, wie sich Fartuloon und Ra am Boden wälzten.

»Es wird schon wieder unverschämt heiß! Bei dieser Prügelei kein Wunder, dass die Klimaanlage versagt. Die beiden schwitzen ja wie Tiere.«

Eiskralle hatte Angst, sein durchsichtiger Körper würde sich bei der herrschenden Temperatur verflüssigen. Ein Trauma, von dem ihn wohl auch der geschickteste Galaktopsychologe nicht mehr befreien konnte.

Ra hatte ernüchtert auf den Chretkor gestarrt. Er musste den Durchsichtigen für ein überirdisches oder doch zumindest sehr mächtiges Wesen halten. Und wer Eiskralle einmal kämpfen gesehen hatte, der hielt garantiert Abstand zu ihm.

Fartuloon wollte seinen Gegner durch einen blitzschnellen Dagor-Griff niederstrecken. Doch er glitt auf der eingefetteten Haut Ras ab und schrammte sich die Faust auf dem Boden blutig.

Der Kampf stand wieder unentschieden.

»Sieht aus, als hätte der gute Fartuloon seinen Meister gefunden.«

Eiskralle lachte respektlos, während Corpkor nur die Stirn runzelte.

»Was steht ihr hier überhaupt herum?«

Fartuloon scheuchte seine Freunde mit einer unwirschen Armbewegung zur Seite. Er hob das Skarg auf und schob es in die Scheide.

»Und was diesen Barbaren betrifft«, er hielt einen Augenblick inne, so als suchte er nach der passenden Formulierung, »ich werde ihn ganz bestimmt eines Tages höchst persönlich in den Konverter werfen. Ist hier Gast und benimmt sich wie ein Kralasene. Das ist bestimmt nicht die feinste arkonidische Art.«

Abgesehen davon, dass Fartuloon sehr häufig und zu allen mehr oder weniger unpassenden Gelegenheiten die Sitten der arkonidischen Hofkaste zitierte, hatte sich Ra wirklich nicht sehr höflich benommen.

Fartuloon schien unsere Gedanken erraten zu haben.

»Was wissen wir denn schon von diesem Wilden?«