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Nr. 230

– ATLAN exklusiv Band 91 –

 

Das Psycho-Komplott

 

Der Unheimliche beherrscht ihren Geist – Arkoniden werden zu Marionetten

 

von Dirk Hess

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, die in ihrer Habgier und Korruption das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits mehrmals erfolgreich zum Einsatz gelangte.

Aber Gonozal, der ehemalige Imperator, ist im wahrsten Sinne des Wortes nur ein lebender Toter, eine Marionette ohne Geist und Seele, der selbst die Wunderheiler von Perpandron kein echtes Leben mehr einzuhauchen vermögen.

Und da die Heiler sich weigern, Gonozal wieder freizugeben, kämpft Atlan um die Rückkehr seines Vaters zur ISCHTAR.

Atlan gewinnt den Kampf – doch er verliert ihn zugleich, denn so bestimmen es der Unheimliche und DAS PSYCHO-KOMPLOTT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cari Toblon, Urson Macton und Chari-Ton-Bol – Besatzungsmitglieder der VALTRICTON.

Sarissa del Monotos – Eine junge Frau übt Blutrache.

Kars Parghir – »Mittler« der Goltein-Heiler.

Solthoron – Ein Goltein-Schüler.

Zarcov Ma-Anlaan – Ein Boss der SENTENZA.

1.

 

Man hat mich gerufen, und ich bin gekommen.

Ich soll töten, und ich werde töten. Das ist meine Aufgabe. Ich werde das Opfer vernichten, wenn es sich am sichersten fühlt.

Ich töte, weil ich mächtig bin. Kein anderer besitzt meine Fähigkeiten. Ich habe die Kunst des Tötens zu einer nie gekannten Perfektion entwickelt. Meine Vorbereitungen sind abgeschlossen. Alles gleicht den Vorbereitungen zu einem überragenden Kunstwerk. Ich kenne das Opfer und seine Gesellschaft. Ich kenne auch die außerordentliche Situation meines Opfers.

Es gab Augenblicke, in denen ich das Opfer bewunderte. Das sind tragische Situationen im Leben eines Künstlers. Mitleid ist eine Tugend der Schwachen.

Deshalb werde ich mein Opfer mit der Hartnäckigkeit eines Jägers zur Strecke bringen. Ich will die Todesangst in seinen Augen sehen. Ich will seine letzten Sekunden in das Finale meines selbstgeschaffenen Dramas einbeziehen.

Was wisst ihr Narren schon vom Tod?

Der Tod ist die Erlösung und Befreiung von allen Schmerzen. Was ihr fürchtet, ist die Ungewissheit, was nach diesem schmerzhaften Einschnitt kommen wird. In Wahrheit fürchtet ihr nicht den Tod, sondern die Vorstellung des Todes.

Ich bin der Tod, und ich besitze die Macht über die Sterblichen.

 

*

 

In den Abendstunden staute sich der Verkehr auf den energiestabilisierten Hochbahnen des Vergnügungsbezirks Hocton-Mur. Der riesige Trichterbau war das Ziel zahlreicher Raumsoldaten und Schiffskommandanten. In farbenprächtigen Gleitern fädelten sie sich in den Verkehrsstrom ein.

»Die zentrale Verkehrspositronik von Hocton-Mur gibt bekannt, dass sämtliche Einstellmöglichkeiten für Besucher besetzt sind. Es wird empfohlen, die Ausweichstation Bartron zu benutzen. Für die Zeitabstände zwischen der Video-Ansprache Seiner Erhabenheit, Imperator Orbanaschol III., und den Kommentaren des Obersten Flottenkommandos, ist eine künstliche Beregnung sämtlicher Parks angeordnet worden. Die Besucher werden gebeten, ihre Fahrzeuge nicht zu verlassen und die Trichteretagen aufzusuchen ...«

Cari Toblon schlug auf die Aktivierungstaste des Regionalfunks.

»Wenn wir schon mal ausspannen wollen!«

Seine beiden Begleiter nickten. Sie beugten sich in den weichen Polstern des Gleiters vor. Ihre Uniformen glänzten im Licht der Energiebahnen. Ihre Gesichter wirkten hart und zeigten die Kompromisslosigkeit von Kämpfern, die sich in den Raumschlachten gegen die wasserstoffatmenden Maahks bewährt hatten.

Urson Macton und Chari-Ton-Bol hatten eine Woche Urlaub. Endlich hatten sie die engen Gänge und Hangars der VALTRICTON verlassen können. Das Schlachtschiff hatte ihnen seit drei Jahren die Heimat ersetzen müssen.

»War eine verdammt lange Zeit, dass wir nicht mehr auf Arkon I waren, was?«

Toblon nickte seinem Freund Urson Macton zu.

»Wird sich allerhand geändert haben. Mit Neuigkeiten wurden wir ja wirklich nicht ausreichend versorgt. Ob die Mädchen im Belcantro immer noch so hübsch sind?«

Chari-Ton-Bol kicherte.

»Wenn ich an die blauhäutige Tänzerin von Zalak III denke, wird mir ganz weich in den Knien.«

»Du wirst doch bei jedem Weib schwach«, meinte Macton lachend. »Bei den Methans hast du mehr Geschick gezeigt als bei weiblichen Wesen.«

Chari-Ton-Bol bekam auf einmal glanzlose Augen. Er starrte aus dem Seitenfenster des geräumigen Gleiters. Er schien die wunderbare Parklandschaft nicht wahrzunehmen, die tief unter ihnen von bunten Strahlerbatterien ausgeleuchtet wurden. Er schien auch nicht auf den Trichterbau Hocton-Mur zu achten, der in Fahrtrichtung immer größer wurde.

Ein gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle.

»Er hat schon wieder diese merkwürdigen Anwandlungen«, meinte Toblon.

»Wir sollten ihm einen Behandlungsplatz bei den Goltein-Heilern verschaffen.«

In Urson Mactons Stimme hatte ein höhnischer Ton mitgeschwungen. Ein arkonidischer Raumsoldat durfte sich keine Blöße geben. Gleichgültig, welche mörderischen Erlebnisse er gehabt hatte.

»Goltein-Heiler sind etwas für die Superreichen«, ergänzte Urson Macton. »Der arme Chari-Ton-Bol dürfte niemals die Summe für eine einzige Sitzung bei einem Goltein-Heiler aufbringen können. Wir müssen uns selbst helfen. Wenn ich mich betrachte, so ist mir das bisher ausgezeichnet gelungen. Die Kämpfe im Tricoron-Sektor waren entsetzlich. Aber wir haben sie gewonnen. Nicht eine einzige Schiffseinheit dieser verdammten Maahks kam bis zu den bewohnten Welten durch. Ich finde, wir können stolz auf uns sein.«

Chari-Ton-Bol achtete nicht auf die Worte seiner Kameraden. Das kurzgeschnittene Silberhaar hing ihm wirr in die Stirn. Salziges Augensekret lief ihm über die Wangen. Ein Zeichen, dass er stark erregt war.

Vor seinem geistigen Auge erschienen die Glutbälle explodierender Raumschiffe. Die Sterne verblassten vor den grellen Plasmabällen. Längst vergessene Kommandos gellten in seinen Ohren.

Druckabfall in Deck III.

Unbewusst tastete Chari-Ton-Bol nach dem Magnetverschluss seines Raumanzugs. Aber er trug keinen Raumanzug, denn er befand sich in einem Gleiter, der das Vergnügungszentrum Hocton-Mur auf Arkon I ansteuerte.

Angriffsformation auf Maahk-Einheit im Gelbsektor.

Chari-Ton-Bols Hände verkrallten sich im Stoff des Schalensessels. Er glaubte, das Zischen der Luftversorgungsanlage zu hören. Druckabfall in Deck III. Ein Mann kam nicht mehr rechtzeitig in seinen Druckanzug. Die explosive Dekompression riss ihm die Lungen aus dem Leib. Niemand konnte ihm helfen.

Währenddessen schleuderten die Impulsgeschütze ihre tödlichen Gluten durchs All.

Treffer im Gelbsektor!

Chari-Ton-Bol schrie triumphierend auf.

»Das reicht«, knirschte Urson Macton. »Der Kerl verdirbt uns den ganzen Abend.«

Bevor Chari-Ton-Bol reagieren konnte, hatte ihm der Arkonide einen Faustschlag versetzt. Chari-Ton-Bol sackte wimmernd im Schalensessel zusammen. Die schreckliche Vision von der letzten Raumschlacht zerplatzte in das Netzwerk unzähliger Fragmente. Jedes dieser Fragmente erzählte im Unterbewusstsein des Raumsoldaten seine eigene Geschichte. Und diese Geschichten waren voll von Blutvergießen und selbstlosen Einsätzen.

»Schluck das hier!«

Urson Macton schob seinem Kameraden eine Beruhigungskapsel zwischen die Zähne. Chari-Ton-Bol schluckte sie widerspruchslos herunter. Er spürte, wie sich die Gelatineschicht auflöste und den Wirkstoff in seinen Kreislauf abgab. Die Erinnerungen waren auf einmal nicht mehr so mächtig. Sie wurden wieder in das Unterbewusstsein abgedrängt. Eine unnatürliche Leichtigkeit ergriff Besitz von dem Raumsoldaten.

»Wann sind wir da?«, fragte Chari-Ton-Bol, als sei überhaupt nichts geschehen.

»Du hast dich schnell wieder gefangen, alter Junge«, spöttelte Urson Macton, wurde aber rasch wieder ernst. »Ohne den kleinen Seelentröster hättest du uns den Abend verdorben. Wir bekommen jeden Augenblick den Abstellplatz zugewiesen. Wenn wir in die Vergnügungssalons gehen, will ich meinen Spaß haben. Hast du verstanden?«

Chari-Ton-Bol nickte gleichmütig. Die Beruhigungskapsel hatte ihn in eine Art Dämmerzustand versetzt. Er war mit sich und der Welt im Einklang. Jetzt gab es nichts mehr, was sein Dasein überschattete.

»Wenn du noch mal verrückt spielst, melde ich dich dem neuen Kommandanten«, warf Toblon ein. »Du weißt, was das für dich bedeutet. Du wirst degradiert und verlierst den Anspruch auf Altersversorgung. Ich rate dir dringend, in Zukunft besser auf deine Gefühle aufzupassen.«

Der Gleiter verließ die energiestabilisierte Hochstraße und schwenkte zu den plattformähnlichen Ausbuchtungen des riesigen Trichterbaus ab. Es waren nur noch wenige Fahrzeuge vor ihnen. Die Verkehrspositronik regelte den Andrang der Besucherfahrzeuge vorbildlich. Auf Arkon I wurde nahezu alles positronisch geregelt. Das Wetter, der Verkehr und die Versorgungsprobleme.

»Wir haben einen Mordsspaß verdient«, meinte Toblon. »Ich will endlich mal wieder so richtig über die Stränge schlagen. Beim alten Kommandanten war das anders ...«

Urson Macton unterbrach seinen Begleiter barsch. »Wir dürfen den Namen des alten Kommandanten nicht mehr erwähnen. Du weißt, dass wir dafür bestraft werden können.«

Toblon nickte. Seit die Untersuchungskommission die VALTRICTON verlassen hatte, war alles ganz anders geworden. Ihr neuer Kommandant, Nedo Teclon, hatte sämtliche Erinnerungsstücke seines Vorgängers entfernen lassen.

»Ob der Alte wirklich mit den Maahks paktieren wollte?«

Urson Macton schüttelte den Kopf. Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild des alten Kommandanten auf. Sie hatten fünf Jahre unter seinem Kommando gedient. Abagur del Monotos gehörte zu jenen Adligen, die noch unter dem alten Imperator Gonozal VII. gegen die Maahks gekämpft hatten. Es war ein offenes Geheimnis, dass del Monotos nicht mit den Maßnahmen des neuen Imperators einverstanden war. Del Monotos nannte Orbanaschol III. verächtlich einen Usurpator und Diktator.

»Wahrscheinlich hat Teclon das Gerücht von del Monotos' angeblicher Untreue bewusst in die Welt gesetzt, um schneller sein Kommandantenpatent zu erhalten«, vermutete Toblon.

»Das solltest du für dich behalten. Abagur del Monotos existiert nicht mehr. Ich möchte jetzt nicht in der Haut seiner Angehörigen stecken. Orbanaschol hat ihr Vermögen einziehen lassen. Außerdem verloren sie sämtliche Adelsrechte.«

»Ich bin froh, dass wir bei der Affäre heil über die Runden gekommen sind«, fügte Toblon hinzu.

»Weil wir den alten Kommandanten verraten haben«, sagte Chari-Ton-Bol heftig.

»Fängst du schon wieder an?«

»Wir sollten ihn im Gleiter lassen«, stieß Urson Macton wütend hervor. »Aber vielleicht pumpen sie ihn im Vergnügungssalon voll Psychodrogen. Das bringt ihn garantiert auf andere Gedanken.«

 

*

 

Urson Macton, Cari Toblon und Chari-Ton-Bol wurden seit der Landung der VALTRICTON nicht mehr aus den Augen gelassen. Ihr unbekannter Verfolger hatte einen Minispion in ihren Gleiter platziert. Er kannte jedes Wort ihrer Unterhaltung, und er wusste, welches Ziel sie hatten.

Urson Macton warf einen amüsierten Blick auf die Zarltoner, die vor dem Tor des Belcantro-Etablissements standen. Die Männer trugen enganliegende Kombinationen aus einer glitzernden Kunstfaser. In ihren breiten Gürteln steckten leichte Nadler. Die Gesichter der beiden Posten wirkten unbeteiligt. Sie hatten ihre Arme vor den breiten Brustkörben verschränkt.

»Mit so einem will ich keinen Dagor-Kampf austragen«, meinte Urson Macton grinsend.

»Kann ich dir nicht verdenken. Die beiden sind Könner auf dem Gebiet. Wetten, dass sie täglich mindestens drei Stunden üben müssen!«

»Vier Stunden«, stieß der eine Zarltoner kehlig hervor. »Die SENTENZA gibt sich nicht mit halben Sachen ab.«

Urson Macton musterte den Zarltoner.

»SENTENZA ... was soll das sein?«, fragte er, obwohl er es natürlich wusste.

Der Zarltoner lächelte verständnisvoll. Hier erschienen tagtäglich die merkwürdigsten Gestalten aus allen Teilen des Großen Imperiums. Wer gegen die Maahks gekämpft hatte, wusste oft nicht mehr, was zu Hause los war. In wenigen Jahren konnte sich vieles verändert haben.

»Die SENTENZA«, begann der Zarltoner salbungsvoll, »ist eine Organisation, die für den reibungslosen Ablauf sämtlicher Vergnügungen auf Arkon I sorgt. Ihr werdet schon noch dahinterkommen, was das für euch im einzelnen bedeutet.«

»Wir können für unser Vergnügen selbst sorgen«, meinte Toblon herablassend.

»Das glauben wir euch gern«, entgegnete der Zarltoner, dessen Rechte beunruhigend nahe am Kolben seines Nadlers lag. »Aber, wie mein Kamerad schon erwähnte, jetzt kontrolliert die SENTENZA den Amüsierbetrieb. Gegen eine geringe Gebühr bekommt jeder die Garantie, dass die Nacht seinen Wünschen gemäß verläuft.«

»Und wenn wir nicht zahlen?«

Der Zarltoner grinste überlegen. »Dann könnte euch etwas zustoßen. Ein Verkehrsunfall, verdorbene Speisen, eine Überdosis an Seelentröstern, falsch programmierte Gefühls-Androiden, ein Weib mit Krallen ...«

»Hör auf«, presste Urson Macton wütend hervor. »Wir zahlen, das ist klar. Es hat sich wirklich eine Menge hier verändert.«

»Ihr gewöhnt euch noch daran.«

Der Zarltoner deutete auf den silbernen Kasten am Eingang des Belcantro. Die schmalen Schlitze zum Einschieben der Magnet-Kreditkarten waren nicht zu übersehen. Dort wurden die Beträge für die »Schutzgebühr« abgebucht und später durch die positronische Buchungsmaschinerie von ihrem Sold einbehalten.

Nachdem die Raumsoldaten ihre Kreditkarten aus dem Schlitz der Maschine gezogen hatten, schwang vor ihnen die breite Glastür beiseite. Laute Musik, Stimmengewirr und Lachen schallten ihnen entgegen. Verdeckte Sprühmechanismen umnebelten sie mit Wolken irgendeines kostbaren Parfüms. Es war ein Duft, der sie jede Vorsicht vergessen ließ. Sie gaben sich dem bunten Treiben willig hin.

Eine zierliche Kolonialarkonidin verbeugte sich vor den Raumsoldaten.

»Darf ich den Herren eine Erfrischung anbieten?«

Sie streckte ihnen ein Tablett mit mehreren Gläsern entgegen. Die Getränke waren verschiedenfarbig. Irgendeine Substanz löste sich in ihnen auf.

»Auf dein Wohl, Toblon!«

Die Raumsoldaten prosteten sich zu. Wenn sie jetzt einer auf ihre Erlebnisse im All angesprochen hätte, wären sie sicherlich aus der Haut gefahren. Sie waren hergekommen, um diese Erlebnisse zu vergessen.

Urson Macton deutete auf die schlanken Tänzerinnen, die über das indirekt beleuchtete Karree huschten. Die jungen Arkonidinnen waren außergewöhnlich hübsch. Ihre Bewegungen waren grazil und gut einstudiert. Es war nichts Gewöhnliches oder Laszives an ihnen. Sie wirkten ungemein natürlich.

»Genau das Richtige für uns!«

Toblon schnalzte anerkennend mit der Zunge. Im gleichen Augenblick wechselte die Beleuchtung. Lichtblitze flammten auf und pulsierten im Rhythmus der tanzenden Mädchen. Ihre schlanken Körper wurden wie Schemen im Lichtgewitter sichtbar. Ihre Bewegungen erschienen ruckhaft und versetzt während der Lichtsequenzen. Der Tanz wurde dadurch wie in Zeitlupe sichtbar.

Gebannt starrten die Raumsoldaten in das Geflimmer.

»Phantastisch ... wirklich märchenhaft!«

Sie vergaßen alles um sich herum. Und so kam es, dass sie Chari-Ton-Bols Verschwinden erst viel später bemerkten. Doch da war es für den Raumsoldaten schon zu spät.

 

*

 

Aus der angrenzenden Nische ertönte heiseres Lachen. Ein älterer Arkonide ließ sich berauschende Gewürze servieren. Die leichtbekleidete Matrone kitzelte ihn fortwährend mit einer Vogelfeder. Das brachte den Alten dazu, die bereits inhalierten Gewürzschwaden wieder auszustoßen. Er verbrauchte auf diese Weise eine weitaus größere Menge an Rauchgewürzen. Das schlug sich in der Bilanz des Belcantro zu Buche.

Chari-Ton-Bol ließ den Magnetverschluss seiner Uniformjacke aufschnappen.

»Mir wird heiß«, sagte er.

»Das ist nichts Außergewöhnliches«, erklärte die Rothaarige. »Ein Mann darf sich ruhig eingestehen, dass ihn die Anwesenheit einer schönen Frau nervös macht.«

Chari-Ton-Bol wurde immer unsicherer. Das Lachen des alten Arkoniden in der benachbarten Vergnügungsnische störte ihn.

»Können wir nicht woanders hingehen?«

»Warum?«, meinte die hübsche Arkonidin, die sich seiner angenommen hatte. »Hier ist es gemütlich. Niemand stört uns. Ich bestelle uns etwas zu Trinken.«

Chari-Ton-Bol wusste sofort, dass sie ihre Haare gefärbt hatte. Keine Arkonidin besaß rote Haare. Dabei war es nicht leicht, die silberblonden Haare einer Arkonidin derart rot zu färben.

»Ich könnte einen anständigen Schluck vertragen. Aber wollen wir nicht zuerst zu den Tierschaukämpfen gehen?«

Die Rothaarige lächelte verständnisvoll.

»Wenn Sie den Maahks genauso ausgewichen wären, wie Sie jetzt mir ausweichen, säßen Sie bestimmt nicht hier.«