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Nr. 253

– ATLAN exklusiv Band 114 –

 

Land des Vergessens

 

Atlan und Fartuloon auf der Flucht – die Verbotene Oase bietet Asyl für immer

 

von Dirk Hess

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Gegenwärtig ist Atlan allerdings nicht in der Lage, an diesem Kampf mitzuwirken. Er und ein paar Dutzend seiner Gefährten von der ISCHTAR wurden von Akon-Akon, den Psycho-Tyrannen, gezwungen, ihn auf seiner Suche nach seinem Volk zu begleiten, und gerieten dadurch in die Gewalt der Akonen, der alten Erbfeinde der Arkoniden.

Während Akon-Akon unter den Akonen freundliche Aufnahme findet, werden Atlan und seine Gefährten zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt.

Aber der Eiskerker, in den die Gefangenen gebracht werden, hält den Kristallprinzen und Fartuloon nicht lange fest. Akon-Akons Eingreifen ermöglicht den beiden Männern die Flucht. Doch die endgültige Befreiung aller Gefangenen aus der Gewalt der Akonen ist nur auf einem Umweg möglich.

Dieser Umweg führt durch das LAND DES VERGESSENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Die Verbotene Oase bietet ihnen Zuflucht.

Akon-Akon – Der Hypnosuggestor kämpft um das Leben seiner Freunde.

Xremis von Ra-Drohn – Hoher Rat von Akon.

Stehlea von Ra-Drohn – Xremis' Tochter.

Sooksmoorn – Stehleas Lehrer.

Parth von Rovos – Sprecher der »Überäugigen«.

1.

 

Akon-Akon war seit über drei Stunden verschwunden.

Bis auf das Leuchten, das von den Abwasserröhren ausging, herrschte Dunkelheit. Aus den Schachtabzweigungen ertönte Rauschen. Die Wände waren mit Moosen und Pilzen bedeckt. Ich fröstelte.

»Ich sehe mich draußen um«, kündigte Fartuloon an. »Länger halte ich diese ewige Warterei nicht aus.«

Ich warf dem Bauchaufschneider einen tadelnden Blick zu.

»Beherrsche dich, Fartuloon. Denk an unsere Freunde auf Horaan. Wir können ihnen nur helfen, wenn wir frei bleiben.«

Fartuloon wusste, dass wir Akon-Akons Rückkehr abwarten mussten. Außer uns befanden sich alle Arkoniden, die in das Blaue System der Akonen eingedrungen waren, in der Strafkolonie auf dem zwölften Planeten. Die Gefangenen vegetierten unter grausamen Bedingungen dahin.

Ich wunderte mich, dass unsere Flucht erfolgreich gewesen war. Jetzt aber glich Akon V einem Hexenkessel. Akon-Akon hatte uns in den verlassenen Schacht der Kanalisation geführt. Vorläufig waren wir hier sicher. Doch wie lange noch?

»Ich muss herauskriegen, was draußen los ist«, sagte Fartuloon unruhig.

»Sobald du die Nase aus dem Schacht streckst, wirst du paralysiert. Anschließend macht die Polizei Jagd auf mich. Akon-Akon erwähnte, dass der Regierende Rat eine Großfahndung nach uns eingeleitet hat.«

»Ich gehe das Risiko ein«, murmelte der Bauchaufschneider.

»Willst du alles aufs Spiel setzen«, gab ich ihm zu bedenken. »Wir haben es drei Stunden in diesem Loch ausgehalten. Warten wir noch mal drei Stunden. Bis dahin müsste Akon-Akon zurück sein.«

Fartuloon ging unruhig auf und ab.

»Und wenn sie Akon-Akon geschnappt haben?«, fragte er.

»So leicht hält man einen Suggestor nicht fest«, erwiderte ich. »Die Akonen verehren den Jungen als Retter des Kerlas-Stabes. Sie werden ihn nicht wie einen Verbrecher behandeln.«

Fartuloon schüttelte den Kopf.

»Wenn alle erfahren, dass Akon-Akon zu uns hält, dann werden sie es tun.«

Fartuloon hatte Recht. Die Akonen verachteten uns. Sie hielten uns für Lebewesen zweiter Klasse.

Der Bauchaufschneider strich über das blitzende Skarg.

»Ich werde jetzt aus dem Schacht steigen und mich orientieren. Ich bin nicht wehrlos.«

»Du bleibst hier«, stieß ich hervor. »Auf Akonen mag das Schwert Eindruck machen. Aber willst du damit auch gegen Kampfroboter antreten?«

»Das wäre nicht das erste Mal.«

Ich trat vor Fartuloon hin.

»Sie würden uns sofort entdecken«, sagte ich leise. »Wir unterscheiden uns zu sehr von ihnen. Dich würde man vielleicht noch als Akonen akzeptieren. Aber ich mit meinen hellen Haaren falle sofort auf.«

»Wir brauchen Gesichtsmasken, Atlan.«

»Kannst du mir verraten, wo wir die herkriegen sollen?«

Fartuloon schwieg. Er hatte erkannt, dass sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt war.

»Der Junge hätte uns wenigstens Nahrungskonzentrate beschaffen können«, murmelte er. »Akon-Akon muss doch gewusst haben, dass er länger wegbleiben würde.«

Ich deutete auf die Abwasserröhren.

»Wenn ich diese Brühe sehe, vergeht mir der Appetit.«

Fartuloon grinste.

»Wer Hunger hat, lässt sich durch Äußerlichkeiten nicht beeinflussen. Ich könnte hier unten eine Fressorgie veranstalten.«

Ich kannte den Bauchaufschneider. Er übertrieb nicht. Seine Schlemmermahlzeiten waren berüchtigt. Deshalb litt er unter den harten Bedingungen unserer Flucht am meisten.

»Alles nur wegen eines akonischen Mädchens«, rief Fartuloon. »Die Kleine hat ihm den Kopf verdreht, und wir müssen darunter leiden.«

Akon-Akon liebte die Tochter eines Ratsmitglieds. Mehr wussten wir nicht. Er hatte uns hier zurückgelassen, um sie noch einmal wiederzusehen.

»Wir hätten ihn zurückhalten müssen«, meinte Fartuloon. »Vielleicht hätten wir ihn von der Sinnlosigkeit seines Planes überzeugen können.«

»Kannst du mir verraten, wie man einen Suggestor beeinflusst?«

Fartuloon zuckte die Schultern.

»Lass uns das Beste hoffen«, sagte ich und lehnte mich an die Wand. »Akon-Akon darf uns nicht im Stich lassen.«

 

*

 

In der Transmitterhalle von Solvanth herrschte reger Betrieb.

Viele hochgestellte Persönlichkeiten verbrachten ihre Freizeit im Krynor-Gebirge. Wer eine gültige Jagdlizenz besaß, durfte in speziellen Freigehegen Jagd auf wilde Tiere machen. Das war nicht ganz ungefährlich, entsprach aber dem akonischen Bedürfnis nach Spannung und Nervenkitzel.

Der Alltag auf Akon V war eintönig. Die ausgereifte Technik nahm den Akonen jede körperliche Arbeit ab. Die meisten Tätigkeiten beschränkten sich auf Überwachung und Wartung der technischen Anlagen. Es gab vielfältige Unterhaltungsmöglichkeiten. Doch positronische Spiele schufen eine Atmosphäre der Langeweile.

Akon-Akon trat an einen Getränkeservo heran. Er wählte einen Vitamintrunk. Neugierig musterte er die Umgebung.

Eben verließ ein hochgewachsener Akone die Transmitterplattform. Er trug den Umhang eines Ratsmitglieds. Seine scharfgeschnittenen Gesichtszüge charakterisierten ihn als einen Mann, der es gewohnt war, Befehle zu geben.

Ein Transmittertechniker verbeugte sich ehrfürchtig.

»Willkommen in Solvanth, Hoher Rat Kevin von Lucromsch.«

Der Akone winkte ab.

»Ich will kein Aufsehen erregen. Besorgen Sie mir einen Gleiter, damit ich sofort in das Jagdgebiet starten kann. Ich brauche dringend Abwechslung. Die letzten Sitzungen des Regierenden Rates waren sehr anstrengend.«

»Wurden die arkonidischen Sträflinge noch nicht wieder gefasst?«

Kevin von Lucromsch schüttelte ärgerlich den Kopf.

»Keine Spur von den Kerlen. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Aber das ist nicht meine Angelegenheit. In wenigen Stunden werden die ersten Todesurteile vollstreckt.«

Akon-Akon wurde hellwach, als er die Worte des Ratsmitglieds vernahm. Von welchen Todesurteilen sprach der Mann? Atlan und Fartuloon waren in Sicherheit. Also konnten nur die übrigen Arkoniden auf Horaan gemeint sein. Ein schrecklicher Verdacht keimte in Akon-Akon.

In diesem Augenblick verließen fünf Männer das Empfangsfeld des Transmitters. Sie trugen Jagdwaffen und Lebensmittelbehälter.

»Beeilt euch«, rief Lucromsch den Männern zu. »Wir starten sofort in die Berge.«

Akon-Akon warf einen neidischen Blick auf die Energiewaffen. Er hatte nicht einmal einen einfachen Blaster. Wenn aber Xremis von Ra-Drohn Stehlea bewachen ließ, brauchte er unbedingt eine Waffe.

Ein Transmittertechniker wandte sich an das Ratsmitglied.

»Ihr Gleiter steht startbereit auf der Plattform.«

Kevin von Lucromsch reichte dem Akonen eine Krediteinheit. Der Techniker verbeugte sich ehrerbietig. Akon-Akon drängte den Mann zur Seite und stellte sich dem Hohen Rat in den Weg.

»Ich begrüße Sie, Kevin von Lucromsch«, sagte der Junge.

Das Ratsmitglied runzelte die Stirn. Da huschte ein Zeichen des Erkennens über sein Gesicht. Er war überrascht, Akon-Akon in der Transmitterhalle von Solvanth anzutreffen. Er war natürlich darüber informiert worden, dass Akon-Akon in Verdacht stand, gemeinsame Sache mit den verhassten Arkoniden zu machen. Lucromsch dachte kurz nach, dann sagte er:

»Ich freue mich, den Retter des Kerlas-Stabes persönlich kennen zu lernen.«

»Ganz meinerseits«, erwiderte Akon-Akon. »Sie erwähnten vorhin Todesurteile, die bald vollstreckt werden sollen. Darf ich Sie um die Namen der Delinquenten bitten?«

Lucromsch wurde unsicher. Er hatte von den merkwürdigen Fähigkeiten des Jungen gehört. Wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Er wollte das nächste Videophon aufsuchen, um die Polizei zu informieren. Vielleicht genügte es auch, Zeit zu gewinnen.

»Haben Sie die letzten Videosendungen nicht mitverfolgt?«, fragte Lucromsch.

»Ich hatte keine Gelegenheit dazu«, erwiderte Akon-Akon.

»Dann will ich Sie gern informieren«, sagte der Hohe Rat gedehnt. Er hoffte, dass die fällige Routinekontrolle für Solvanth bald stattfinden würde. »Der Regierende Rat hat die inhaftierten Arkoniden auf Horaan zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wird jedoch nicht vollstreckt, wenn sich die beiden Arkoniden Atlan und Fartuloon freiwillig stellen. Sonst wird stündlich ein Arkonide hingerichtet.«

»Wer ist zuerst dran?«

»Der Dunkelhäutige«, antwortete Lucromsch. »Sie nennen ihn Ra.«

Akon-Akon gab sich äußerlich gelassen. Er durfte nichts überstürzen. Vor allem benötigte er jetzt eine Waffe. Ihm entging nicht, dass Kevin von Lucromsch die Ankommenden unruhig musterte. Akon-Akon ahnte, dass der Hohe Rat eine Polizeistreife erwartete.

Akon-Akon konzentrierte sich auf den Akonen. Er musste ihn schnell unter Hypnokontrolle bekommen. Wenn die anderen etwas merkten, war alles zu spät.

»Sehen Sie mich an, Kevin von Lucromsch!«

Doch das Ratsmitglied wandte sich ab. Lucromsch vermied es, Akon-Akon direkt anzusehen. Er schien zu wissen, dass der Junge hypnosuggestiv begabt war.

»Wie sprechen Sie mit dem Hohen Rat«, stieß der Waffenträger hervor und sah Akon-Akon streng an. »Gehen Sie! Wir wünschen keine Störung.«

Akon-Akon schwitzte. Er konzentrierte sich völlig auf den Hypnobefehl:

Vergessen Sie, wer ich bin! Geben Sie mir eine Waffe!

Die Bediensteten des Ratsmitglieds wollten Akon-Akon abdrängen.

»Wenn Sie den Hohen Rat sprechen wollen, müssen Sie sich von der Regierungspositronik einen Gesprächstermin geben lassen.«

Akon-Akon verdoppelte seine Anstrengungen. Mit allen Akonen konnte er es nicht aufnehmen.

Auf einmal hob Kevin von Lucromsch die Rechte. Sein Blick wirkte verklärt, als er seine Männer zurückwies:

»Lasst ihn zufrieden! Gib ihm deine Waffe, Fagool.«

Fagool war verblüfft. Er warf den anderen Trägern überraschte Blicke zu.

»Das verstößt gegen die Regeln«, rief er.

»Keine Widerrede«, schrie Lucromsch. »Ich dulde keine Kritik durch Untergebene. Haben wir uns verstanden?«

Fagool verneigte sich. Gehorsam gab er Akon-Akon den Strahlenkarabiner.

»Ich bedanke mich, Hoher Rat«, sagte Akon-Akon. Er konnte sicher sein, dass Lucromsch nichts gegen ihn unternehmen würde, solange er unter Hypnozwang stand.

Im gleichen Augenblick dröhnte ein Gongzeichen durch die Halle.

»An alle Touristen des Bezirks Solvanth. Hier spricht das Einsatzkommando im Krynor-Sektor. Wir nehmen an, dass die geflohenen Arkoniden Touristengebiete aufsuchen werden. Deshalb bitten wir Sie um Verständnis für die folgenden Maßnahmen: Wir kontrollieren sämtliche Transmitterstationen. Halten Sie Ihre Identitätsplaketten bereit, damit wir Sie überprüfen können. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.«

Es knackte im Lautsprecher. Akon-Akon ging auf das Glasportal zu, als mehrere Polizisten aus dem Transmitter sprangen.

»Keiner verlässt den Raum«, riefen die Uniformierten. Jeder von ihnen trug einen schussbereiten Blaster. »Schließt das Tor.«

Ein Techniker aktivierte die Schlosselektronik. Langsam schloss sich das Tor.

 

*

 

Akon-Akon sprang zwischen den zugleitenden Torhälften nach draußen.

Die Luft war frisch und klar. Kälte drang ihm durch den Kragenausschnitt seiner Kombination. Der Wind trieb Schneeflocken über die Plattform.

In der Transmitterhalle war der Teufel los. Die Polizisten riegelten die Eingänge ab und trieben die Besucher in der Hallenmitte zusammen. Kevin von Lucromsch wehrte sich vergeblich gegen die Maßnahmen der Uniformierten.

Da deutete ein Polizist nach draußen. Er hatte Akon-Akon entdeckt. Jetzt winkte er ihm zu.

Akon-Akon drehte sich um und lief über die stählerne Plattform. Mehrere Gleiter standen am Rand. Ein Techniker überprüfte gerade die Energiebatterien. Er sah Akon-Akon grinsend an.

»Sie hätten drin bleiben sollen. Ich erhielt soeben Startverbot für sämtliche Fahrzeuge.«

Akon-Akon schulterte den schweren Strahlenkarabiner. Er wollte keine Zeit verlieren.

»Sie werden mit mir zusammen starten.«

Sekundenlang schwankte der Mann, dann stand er unter Akon-Akons hypnosuggestivem Zwang. Er schob eine Startplakette in das Armaturenbrett eines Zweimann-Gleiters. Die Turbine des Fahrzeugs heulte auf.

»Sie können einsteigen«, sagte der Mann tonlos.

Als der Gleiter über den Rand der Plattform schoss, rannten die Polizisten nach draußen. Akon-Akon warf einen Blick durch die Transparenzkuppel des Fahrzeugs. Die Uniformierten gestikulierten heftig. Einer zielte mit dem Blaster nach ihm.

Wenig später war der Gleiter außer Schussweite.

Der Techniker steuerte auf die Gebirgskette zu. In leuchtendem Weiß zeichneten sich die zerklüfteten Krynor-Gletscher vor dem kristallklaren Himmel ab. Die blaue Riesensonne erfüllte den Äther mit blendender Lichtfülle.

»Wohin fliegen wir?«, wollte der Techniker wissen.

»Landen Sie in der Bergsiedlung Solvanth.«

Akon-Akon hoffte, Stehlea hier oben zu finden. Das Mädchen war nicht mehr im Landhaus des Ratsmitglieds gewesen. Ein Polizist hatte ihm unter Hypnozwang verraten, dass Stehlea von Ra-Drohn zu ihrem Lehrer Sooksmoorn gebracht worden war.

Akon-Akon überlegte, wie er den gefangenen Arkoniden helfen konnte. Wenn sich Atlan und Fartuloon nicht freiwillig stellten, würde man die anderen hinrichten lassen. Wenn Atlan und Fartuloon in ihrem Versteck Wind von dieser Maßnahme bekamen, würden sie sofort handeln.

Akon-Akon überlegte, ob er Atlan und Fartuloon raten sollte, sich freiwillig zu stellen. Doch woher wussten sie, ob es die Akonen ehrlich meinten?

Er musste zuerst einen Hinrichtungsaufschub für die Gefangenen erzwingen.

Akon-Akon brauchte eine Geisel. Ohne Druckmittel ließen sich die Akonen zu nichts zwingen. Er dachte an Stehlea. Doch instinktiv schreckte er davor zurück, das Mädchen zu Dingen zu zwingen, die sie verabscheute. Er liebte sie. Er hätte sie niemals hypnosuggestiv beeinflusst. Das verbot ihm der Stolz.

Akon-Akon fühlte sich zu einer Entscheidung gedrängt. Doch er konnte jetzt noch keinen Entschluss fassen. Er wollte zuerst Stehlea wiedersehen.

Unter dem Gleiter erstreckte sich ein zerklüftetes Gletscherfeld.

Geschwungene Hänge zogen sich bis zum Plateau von Solvanth hin. Dort standen die Wohntürme der kleinen Gebirgsstadt. Die Anlage wirkte imposant. Die Aussichtskuppeln reflektierten das Sonnenlicht. Verschiedenfarbige Transportbänder schwangen sich zu den ausgedehnten Schneefeldern empor. Unter Glassitkuppeln erstreckten sich paradiesische Parkanlagen.

Akon-Akon entdeckte auf dem einzigen freien Platz zwischen den Wohntürmen zahlreiche Akonen. Männer und Frauen versammelten sich um ein Verstärkergerät. Ein Mann redete zu der Menge. Viele Akonen trugen leuchtende Transparente.

»Wir landen am Rand der Versammlung«, sagte Akon-Akon.

Gehorsam befolgte der Techniker den Befehl. Wenig später konnte Akon-Akon das Fahrzeug verlassen.

»Fliegen Sie zurück«, rief er dem Techniker zu. »Sie erinnern sich an nichts mehr.«

Unauffällig mischte sich Akon-Akon unter die Menge.

Aufgeregte Stimmen ertönten. Der Redner gab das Mikrophon gerade an eine junge Akonin weiter.

»Bürger von Solvanth«, erklang es aus dem Lautsprecher. »Wir sind zusammengekommen, um gegen die Langeweile zu protestieren. Seit vielen Jahren arbeiten wir für die Touristen. Nie kam es zu Klagen. Doch belohnte man uns dafür? Nein! Wir dürfen zusehen, wie sich Ratsmitglieder und hohe Beamte amüsieren. Wir müssen uns mit den Videosäulen, den künstlichen Parks und den Fiktivprojektoren zufriedengeben ...«

»Kommen Sie zur Sache«, mahnte ein Zuhörer.

Die Augen der jungen Akonin blitzten, als sie fortfuhr:

»Hat jemals einer von uns eine Jagdlizenz bekommen?«

»Nein«, schrien die anderen.