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JULIA DANKERS

Herztour

Roman

ULRIKE HELMER VERLAG

www.ulrike-helmer-verlag.de

ISBN 978-3-89741-992-6

© 2016 eBook nach der Originalausgabe

© 2015 Copyright Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach/Taunus

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Atelier KatarinaS unter Verwendung des Fotos

»Hippie bus with hearts«© Giovanni Cancemi – Fotolia.com

Gesetzt aus der Sabon

E-Mail: info@ulrike-helmer-verlag.de

Kapitel eins

Jojo

Behutsam klopfe ich das Blech des quietschrosa VW-Busses ab und brumme: »An einigen Stellen ist das Teil aber ganz schön verrostet!« Meine Stimme klingt auch irgendwie rostig. Sie passt zu mir. Wenn man nicht ganz so genau hinsieht, könnte man mich glatt für einen Kerl halten.

Das ist auch der Sinn der Sache. Wenn eine Frau allein unterwegs ist, um ein Auto zu kaufen, wird sie meistens über den Tisch gezogen. Mein Chef von der Tankstellen-Werkstatt, in der ich arbeite, sagt das und verkauft seine Gebrauchtwagen am allerliebsten an alleinstehende Frauen.

»Na ja, was willst du bei dem Preis denn auch erwarten?« Der hagere Kerl mit den schmierigen Haaren bohrt sich in der Nase herum.

»Wie viele Kilometer hat sie denn runter?« Für mich steht außer Frage, dass der Bus weiblich ist.

»Sie?« Der Gebrauchtwagenhändler lacht krächzend und niest in ein Stofftaschentuch, das er kurz vor knapp aus seiner Hosentasche gezerrt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass heute überhaupt noch jemand Stofftaschentücher verwendet, geschweige denn einer in ’nem Metallica-T-Shirt.

»Ja, sie«, murmele ich und fühle mich ertappt. Meine Halsschlagader beginnt augenblicklich zu pochen. Feiner Nieselregen sickert in den Kragen meiner Lederjacke.

Ich bin kein Regenjacken- und auch kein Schaltyp, aber in diesem Moment hätte ich gerne beides – schon allein, um mich vor der nächsten Niesattacke dieses anzüglich grinsenden Verkäufers in Sicherheit zu bringen.

»Hundertzwanzigtausend!« Mister Metallica niest schon wieder volles Rohr, aber diesmal direkt auf den Boden zwischen meine Stiefel. Ein paar Rotztröpfchen perlen wie in Zeitlupe an den Lederschäften ab.

»Hundertzwanzigtausend? Dann ist der Tacho aber schon mindestens zweimal auf Null zurückgedreht worden!« Fest schließe ich meine Finger in der Jackentasche um ein zusammengedrücktes Päckchen Tabak, um mich an irgendetwas festzuhalten.

»Oh, hört, hört. Da haben wir jemanden vom Fach!«, räuspert sich der Autohändler. Die Cordhose, die ihm um die Beine schlottert, ist an den Knien ganz dünn und der Kerl riecht muffig. Das kann nicht daran liegen, dass er schwitzt. Im Gegenteil: So wie er hier im Shirt im Regen steht, friert er bestimmt. Trotzdem kann ich mich nicht dazu überwinden, Mitleid mit dem Mann zu empfinden.

»Ja, Herr Kollege«, sage ich spöttisch und zucke mit den Achseln. Ich frage mich, was er machen würde, wenn ich jetzt auch direkt neben seinen Füßen auf den Boden rotzen würde.

»Also, Lady, willst du die Schüssel nun oder nicht? Du bist doch ’ne Lady, oder?«

Misstrauisch mustert er mich von oben bis unten, zieht mich mit Blicken aus und scheint mit dem, was er sieht, nicht sehr zufrieden zu sein.

»Fünfhundert Tacken sind nicht zu viel, wie viele Kilometer auch immer das Teil da runter hat«, lacht er dreckig, während er sich mit Daumen und Zeigefinger tief in seinem linken Nasenloch wühlt, als sei da ein Schatz vergraben.

»Mhhh«, mache ich und luge skeptisch unter das Ungetüm. An der Tankstelle habe ich gelernt, wie Autos von unten aussehen müssen. Bei diesem Exemplar lässt sich das allerdings nur erahnen, weil der vorherige Fahrer offenbar eine Vorliebe für Downhill-Rennen durch metertiefen Matsch gehabt hat.

»Was mhhh? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!« Dabei wirkt Mister Metallica alles andere als gestresst und aus dem kleinen Wohnwagen, in dem sich das Büro seines Gebrauchtwagenhandels befindet, dröhnt der Fernseher in voller Lautstärke. Die Erkennungsmelodie von »Ein Colt für alle Fälle« mischt sich unter das ungeduldige Schnaufen meines Geschäftspartners. Das habe ich ewig nicht mehr gesehen!

»Okay, ich nehm’s.« Ich krame die fünf Scheine aus meiner Potasche. Die Luft um mich herum riecht immer strenger nach dem Typen.

Ein anderes Auto hätte ich mir gar nicht leisten können.

»So einen wie diesen findet man kein zweites Mal. Der ist sogar schon angemeldet. Das mit der Ummeldung schicke ich per Fax los, sobald du den Hof verlassen hast.« Metallicas Grinsen entblößt eine braune und eine extrem weiße Zahnreihe. Beim Bleeching scheint etwas schiefgegangen zu sein.

»Ja«, hauche ich resigniert. Witzig ist allein die Tatsache, dass ich gestern im Vorbeilaufen genau das Gleiche gedacht habe: So einen wie diesen Bus findet man wirklich kein zweites Mal!

Der Motor rumpelt, eigentlich der ganze Wagen, als die Karre sich beschwerlich in Bewegung setzt. Stolz rumpele ich darin vom Hof.

Bei mir zu Hause lege ich einen kleinen Zwischenstopp ein, um meinen Schlafsack, meine Reisetasche und ein paar Decken zu holen. Es ist niemand daheim.

Der zähe Klumpen, zu dem sich mein Herz seit Wochen immer wieder zusammenzieht, rumpelt etwa im gleichen Takt wie mein neues Gefährt. Meine neue Gefährtin. Ich schätze, bei mindestens einer von uns beiden ist demnächst ein Ölwechsel fällig.

Die Reifen rotieren über die rutschige Straße. Aufgeregt taste ich nach dem Radio. Zu diesem alten Auto gehört definitiv auch alte Musik. Der ganze Chart-Mist geht mir ohnehin auf die Nerven.

»I’m on a highway to hell … highway to hell …« Es schnarrt zwischen den Zeilen.

Die Mucke passt und nach Hölle riecht das, was aus dem Auspuff kommt, allemal. Pech und Schwefel ziehen in einer dichten Rußwolke hinter mir her.

Das Handy in meiner Brusttasche vibriert nur knapp am Takt vorbei. Als ich fluchend danach taste, kommt der Wagen ins Schlingern.

»Hi!«, brülle ich gegen die Musik an und zerre am Steuer.

»He, Jojo. Was machst du gerade?« Leos Stimme hört sich abgehackt an. »Bist du in einer Disco oder so?« Sie ist meine beste Freundin, seit wir beinahe noch Kinder gewesen sind.

»Nein, auf der Straße zur Hölle«, murmele ich. Zum Glück fährt die Karre wieder geradeaus.

»Was?! Ich meinte, wie bitte?! Ich verstehe dich nicht!« Leo brüllt so laut in mein Ohr, dass jede einzelne Silbe beinahe mein Trommelfell zum Platzen bringt.

»Ich habe mir soeben ein Auto gekauft. Den coolen alten VW-Bus, von dem ich dir gestern erzählt habe.« Automatisch drehe ich das Radio leiser.

»Was? Hast du deinen Führerschein schon?«, fragt Leo. Ihre sich überschlagende Stimme fügt sich beinahe perfekt in das Gitarrenspiel von Angus Young ein.

»Na ja.« Mir klingeln die Ohren, weil das Thema Fahrerlaubnis einen wunden Punkt in meinem Gehörgang berührt.

Einen Führerschein habe ich lange Zeit nicht machen dürfen, weil ich in meiner Jugend die eine oder andere Spritztour mit der einen oder anderen Karre, die definitiv nicht meine gewesen ist, unternommen habe. Und das meistens mit meiner besten Freundin Leonie, kurz Leo genannt, die heute in einer WG mit zwei Jungen, Martin und Tobi, und einem Mädchen namens Lana lebt.

»Ähm«, räuspere ich mich. »Ja, den habe ich letzte Woche mit der Post bekommen und dann gleich Urlaub beantragt, um mit diesem Schätzchen hier … eine oder zwei Wochen auf der Straße zu verbringen. Jetzt, wo der Winter sich langsam verabschiedet.«

»Du machst wohl keine halben Sachen, was? Bist du sicher, dass diese ganze Autogeschichte nichts mit einer gewissen Frau zu tun hat?«, neckt Leo mich. Im Hintergrund zischt und blubbert ihr Wasserkocher wie ein Geysir.

»Mhhh, klar!« Ich bin mir sicher, dass ich eine Weile brauche, um meinen Kopf frei zu bekommen. »Hey, ich muss einfach mal raus. Eine Woche on the road oder vielleicht zwei. Sag mal, wie geht’s ihr denn?«

»Wem genau?«, fragt Leo scheinheilig, obwohl sie ganz genau weiß, wem. Nur mühsam kann ich dem Impuls widerstehen, einfach auf den Ausknopf am Handy zu drücken.

»Ffff!« Ich atme mit hörbarem Zischen aus. »Na, dieser Frau eben. Hab sie seitdem nicht mehr gesehen.« Seitdem ist jetzt drei Wochen und drei Tage her und fühlt sich an wie exakt dreiunddreißig Sekunden. Und wie irgendwie verkehrt verliebt. Seitdem bin ich ziemlich oft verklebt unter den Augenlidern.

Diese Frau ist die Freundin einer anderen. Trotzdem hat sie mit mir geschlafen. Alles ist so klar wie Kloßbrühe, nur der Stein in meinem Magen nicht, denn der kullert hin und her, rollt über mein Frühstück und zermalmt es zu Brei. Schwarzer Kaffee mischt sich ungnädig mit matschigem Schokocroissant.

»Geht ihr ganz gut. So weit. Der Gips kommt in zwei bis drei Wochen runter. Sie wird also schon bald wieder ohne Krücken laufen können. Aber ich schätze, das meintest du nicht, oder?« Leo weiß durchaus, dass sie recht hat.

Es interessiert mich schon, wie es ihrem Fuß geht, den sie sich bei Glatteis vor dem Eingang der WG gebrochen hat. Vor drei Wochen und sechs Tagen. Der Klumpen in meinem Magen wandert ein kleines Stückchen meinen Hals hinauf.

»Okay«, murmele ich, »das ist schon mal ganz gut.«

»Ja, ganz gut. Und sonst lässt sie dich grüßen, wenn ich mal wieder was von dir höre. So wie jetzt zum Beispiel. Wohin fährst du?«, fragt Leo und schlürft etwas Heißes. Tee, wahrscheinlich. Ich kann den Dampf beinahe durchs Telefon sehen. Vielleicht erfinden die ja irgendwann mal solch eine App?

»Ich weiß es nicht. Meine Reisetasche und mein Schlafsack liegen unter der Rückbank. Die Sitzbänke kann ich komplett zu einer einzigen großen Liegefläche umfunktionieren. Und ich hab dreihundert Euro Benzingeld. Erstmal geht die Reise Richtung Hamburg. Und dann werde ich sehen, was kommt.«

Die Reifen quietschen bedrohlich, als ich den Wagen dicht vor einem kleinen Kätzchen am Straßenrand zum Stehen bringe. »Wenigstens funktionieren die Bremsen, wenn sie auch einen Höllenlärm machen.« Meine Stimme klingt arg dünn.

»Fahr vorsichtig, okay?!«, mahnt Leo. Dazu kann ich mir ihren hocherhobenen Zeigefinger genau vorstellen.

»Hey, du kennst mich doch. Wenn eine Auto fahren kann, dann ich!« Sosehr ich meine Augen auch anstrenge, ich kann das Kätzchen im Halbdunkel nicht mehr ausmachen und gebe vorsichtig wieder Gas. Hinter mir hupt ein dicklicher Mercedesfahrer ungeduldig.

»Ja ja, ich weiß. Aber diesmal ist es deine eigene Karre. Premiere sozusagen. Ich drück dir die Daumen, dass alles glatt geht.« Auf der anderen Seite der Leitung klopft Leo mit den Fingern auf etwas Hartes. Ich hoffe, es ist Holz, denn das soll Glück bringen. »Und hör mal, Jojo: Wir bleiben in Kontakt, versprich mir das! Wenn ich nicht mindestens alle zwei Tage von dir höre, werde ich eine Großfahndung veranlassen«, droht Leo.

Ich hätte nicht gedacht, dass die sich Sorgen um mich macht! In mir spreizt sich ein Mittelding zwischen Angst und Rührung, das meinen Blick ein kleines bisschen verschleiert.

»Klar«, brummele ich. »Wir rufen uns gegenseitig an. Ach, und … Leo?«

»Jojo?« Meine beste Freundin gurgelt zwischen zwei Atemzügen mit Tee.

»Sag ihr einen lieben Gruß von mir. Ich meine, falls du sie siehst … und der Zeitpunkt günstig ist.« Trocken schlucke ich den schalen Geschmack hinunter, der mir im Mund liegt.

»Natürlich! Gute Reise! Und ruf bloß an!«, kichert Leo.

Das Klicken in der Leitung hinterlässt eine unangenehme Stille trotz der schaurigen Radiomusik, die gerade läuft. »Last Christmas, I gave you my heart …« dudelt es aus den altersschwachen Boxen, obwohl Weihnachten längst vorbei ist. Oder fangen sie jetzt schon mit den Vorbereitungen für das nächste Fest der Liebe an? Und bei Penny stehen die Schokoweihnachtsmänner für die Häschen Spalier? Oder umgekehrt?

Beinahe hätte ich eine kleine, schmächtige Gestalt am Straßenrand übersehen.

Geduckt steht sie am Seitenstreifen und lauert. Ihr beigegrauer Parka erinnert an das Fell eines Pumas.

Die Busreifen quietschen, als ich stirnrunzelnd den Rückwärtsgang einlege.

IRGENDWO steht auf dem pitschnassen Pappkartonschild, das die zitternde Person in den Händen hält.

Ich bin mir sicher, dass es sich um eine Frau handelt. Ihre schmale Silhouette deutet darauf hin und irgendetwas sehr Sinnliches in ihrer Art, einfach so verfroren dazustehen.

Vielleicht heißt es auch NIRGENDWO und das N ist vom Regen weggewaschen worden?

»Hi!« Ich habe keinen blassen Schimmer, ob sie mich durch das Brummen des Motors hindurch überhaupt hören kann.

»Mhhh.« Wie ein Knurren klingt das, in tieferer Tonlage und viel lauter, als ihre Statur vermuten lässt. Ein schmales Gesicht mit zwei dunklen Äuglein schiebt sich unter der Kapuze hervor.

»Ich bin Jojo. Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?« Meine Stimme bricht und der Motor stottert.

»Irgendwo klingt genau richtig …« Im tiefen Gras des Seitenstreifens zerrt sie einen schweren Seesack hinter sich her und schiebt ihn mit zusammengebissenen Zähnen zur Beifahrertür herein. »Ich bin Lea!«, keucht sie und setzt sich.

»Hallo, Lea«, murmele ich mit einem leicht gekünstelten Lächeln und halte der Pumafrau meine Hand hin.

Wenn sie da drinnen irgendwelche Leichenteile oder illegale Waffen hat, sind wir beide bei der nächsten Polizeikontrolle dran, schießt es mir durch den Kopf.

Doch diesen Gedanken schiebe ich ganz weit weg. An den Rand der Erde sozusagen, von der man ja lange Zeit glaubte, sie sei eine Scheibe. Klar ist sie rund, aber egal: Wohin würden wir fallen, falls wir uns fallenlassen? Und wie tief?

Ihre Hand, die sich für einen klitzekleinen Moment in meine schiebt, ist so eisig kalt wie der Schauer, der meinen Rücken hinunterläuft.

Kapitel zwei

Lea

Himmel! Was ist das für ein Kerl in so einem Bus? Eher hätte ich Barbie am Steuer erwartet. Jedenfalls keinen Mann. Höchstens vielleicht Ken, der Barbies Karre geklaut hat. Oder den rosaroten Panther. Oder vielleicht eine Drag Queen …?

Im selben Moment denke ich, dass man mit diesem rosa Gefährt selbst beim Christopher Street Day nur nach einigen Bieren und zu sehr später Stunde punkten kann. Währenddessen schiebe ich meinen Hintern auch schon auf den durchgesessenen Beifahrersitz.

»Danke noch mal, Jojo«, strahle ich ein unechtes Lächeln und stelle erstaunt fest, dass der Kerl gar kein Typ ist.

Es ist vielmehr eine große Frau mit verwaschenen lila Ponysträhnen, die ihr wirr über die ausrasierten Seiten fallen. Ich halte diese Frau für absolut nicht hetera. Gleichzeitig überfällt mich das nagende Gefühl, sie irgendwoher zu kennen …

»Also wohin möchtest du?« Jojo fädelt den Bus souverän in den stockenden Verkehr ein. Das Licht der vorbeifahrenden Autos bricht sich in den kleinen Regentropfen auf der Frontscheibe.

»Keine Ahnung«, brumme ich. »Irgendwohin eben, schätze ich. Hast du mal ein Taschentuch?«

Ihr Daumen weist aufs Handschuhfach. Das ist knallvoll. Neben der Taschentuchpackung liegt ein Päckchen mit Kondomen und sieht ziemlich alt aus. Wozu um Himmels Willen braucht sie denn Kondome …?

Jojos Blick folgt meinem. Im spärlichen Licht kann ich nicht erkennen, ob sie rot wird.

Mühsam angele ich mir ein Tuch aus der Packung. Meine Finger fühlen sich unbeweglich und halb erfroren an.

Das ist kein Wunder, weil ich zwei Stunden an der gleichen Stelle gestanden habe, ohne dass jemand sich die Mühe gemacht hat, anzuhalten.

»Irgendwo kann überall sein«, raunt Jojo und mustert mich kritisch von der Seite.

»Ja, eben deshalb. Im besten Falle überall und nirgendwo im schlimmsten«, hüstele ich. Zitternd schiebe ich das benutzte Taschentuch in meine Jackentasche, dem kurzen Impuls widerstehend, es einfach in das überfüllte Handschuhfach zurückzustopfen.

»Nach Irgendwo möchte ich auch. Ich fahre über Hamburg!« Dazu nickt sie so nachdrücklich, dass die Piercings in ihren Ohren wackeln. So als sei es die klarste Sache der Welt, über Hamburg nach Irgendwo zu fahren. »Woher kommst du, Lea?«

»Eigentlich wohne ich im Ruhrgebiet. Wieder! Ich bin nur gerade hier in der Gegend unterwegs, um bei Freunden ein paar Sachen abzuholen. Die habe ich nach meinem Auszug aus einer WG in Buxtehude dort untergestellt. Aber ich schätze, WGs sind einfach nicht mein Ding!«, schließe ich mit Nachdruck. Meine linke Augenbraue zuckt nervös vor sich hin. WGs vielleicht schon, nur nicht diese spezielle.

»Aha«, murmelt Jojo und konzentriert sich auf den schleppenden Verkehr. »Meins auch nicht, glaube ich. Ich wohne noch bei meinen Eltern, bis meine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin zu Ende ist.«

»Aha«, knurre ich, lehne mich weit im Sitz zurück und versuche das schlingernde Gefühl zu unterdrücken, das sich stets meldet, wenn ich an die Zeit in besagter WG zurückdenke. Die Hauptmieterin hat mir nämlich leider das Herz gebrochen. Und Jojo erinnert mich so sehr an genau diese Mitbewohnerin, dass es mich gruselt!

»Warum spielen die jetzt noch Weihnachtslieder im Radio?«, erkundige ich mich zur Ablenkung. »Santa, oh Santa …« Am liebsten würde ich laut mitzusingen. Oder klammheimlich an der nächsten Ampel aus dem Bus zu springen. Der Zwiespalt ist schwer zu ertragen. Er pocht als heftiger Kopfschmerz zwischen meinen Ohren.

»Das scheint irgendein Special zu sein. Ein Weihnachts-Revival vielleicht!« Wenn Jojo lächelt, legt sie eine Reihe strahlendweißer, perfekter Zähne frei und sieht provokant bezaubernd aus. Ihr glänzendes Zungenpiercing rollt sie von der einen zur anderen Seite daran entlang.

»Toll! Was Besseres fällt denen wohl nicht ein!«

Es gibt da so ein altes Lied, das heißt: »Ach, wärst du doch in Düsseldorf geblieben …« Was wäre gewesen, wenn ich niemals zum Studieren hierhergezogen wäre in die WG? Wenn ich Leonie niemals kennengelernt hätte? Wenn ich einfach meinen eigenen Trott weitergelebt hätte – in dörflicher Nähe von Düsseldorf –. ohne die Liebe auf der einen und den Herzschmerz auf der anderen Seite? Hätte ich dann je wirklich gelebt? Dieses spezielle Prickeln auf der Haut erlebt? Mein Coming-out? Die Welle der Leidenschaft? Und das herzzerreißende Gefühl, in dieser Tsunamiwelle unterzugehen? Meinen eigenen Absturz verfolgen zu müssen? Und mir im Spiegel dabei zugesehen?

All das kann Jojo nicht wissen, während sie selbstvergessen hinterm Steuer sitzt und dabei so unverschämt gut aussieht!

Das Rauschen in meinen Ohren drückt mich in den Sitz und lässt mich unauffällig die Atemübungen gegen Kopfschmerzen machen, die ich sorgfältig eingeübt habe.

»Hast du dich erkältet bei dem Sauwetter da draußen?« Jojo leckt sich unbewusst über die roten, roten Lippen. Weil sie ihre Augen auf die Straße richtet, kann sie auch nicht wissen, dass ich diese Bewegung sehr genau beobachte.

»Ich glaube nicht«, wiegele ich ab.

Den Rückzug ins Ruhrgebiet möchte ich hinauszögern, bis ich weiß, was ich im Leben machen will – und wo.

Ich hoffe, in den nächsten Tagen wird sich das Dickicht in meinem Kopf lichten. Wenn man nicht weiß, wohin eine Reise geht, wäre Fieber nicht die beste Option …

»Weißt du, den Bus habe ich gerade erst gekauft. Gebraucht. Ich schätze, ich muss mich noch ein Weilchen daran gewöhnen. Achte also lieber nicht so genau auf meinen Fahrstil!«, kichert Jojo nervös. Es klingt viel zu hell für ihre große, stattliche Gestalt.

»Kein Problem. Sieht aber ziemlich … markant aus, die Kiste. Wo willst du eigentlich wirklich hin?« Atmen, Lea, atmen, flüstert meine innere Stimme mir zu, während meine Blicke Jojos Finger streifen, die übers Lenkrad gleiten.

Unter ihren Nägeln sitzen feine, dunkle Ränder, weil es Arbeiterhände sind. Schlank, aber kräftig fahren sie über den glatten Kunststoff, als wären sie dafür gemacht, Dinge anzufassen.

»Keine Ahnung. Ich schätze, auch nach Irgendwo. Ich hab Urlaub genommen, weil ich meinen Kopf ein bisschen auslüften muss. Auf andere Gedanken kommen, weißt du? Ich glaube, da geht’s dir ähnlich, oder?«

Vorsichtig überholt Jojo einen orangefarbenen Käfer, hinter dessen Steuer eine ältere Dame sitzt. Ihre Augen kleben beinahe an der Windschutzscheibe.

»Ja, so ähnlich«, murmele ich. Um uns herum bricht die Abenddämmerung herein und nagt an meinem Gemüt. Im Dunkeln empfinde ich Stimmungen umso stärker.

Die Stimmung im Wagen fühlt sich aufgeladen an. Meine Haarsträhnen knistern elektrisch, wenn ich mich gegen die Nackenstütze lehne.

»Wo willst du übernachten?«, fragt Jojo aus heiterem Himmel. Ihr Frontalangriff bringt meine Knie zum Wackeln.

Diese ätzende Frage habe ich mir selber heute schon öfter gestellt.

»Keine Ahnung!« Ich mache die Beine steif, stemme sie gegen den Boden und schiebe mich tiefer in den Sitz, als wollte ich darin versinken und mich zum Verschwinden bringen.

»Also, ich kann mir kein Hotel leisten. Wahrscheinlich noch nicht mal eine Jugendherberge. Diese Schüssel hier hat ziemlich viel von meinem Budget gefressen.« Jojo streift sacht ein wenig Staub vom Armaturenbrett. »Ich werde im Bus übernachten. Man kann die hinteren Sitze zu ’ner Liegefläche umfunktionieren …«, fügt sie etwas leiser hinzu.

Umfunktionieren klingt so fachmännisch. Automatisch verziehe ich meine Mundwinkel zu einem Grinsen. Es ist allerdings ein ängstliches Grinsen, weil ich mich nicht traue, sie um Nachtasyl zu bitten. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es annehmen könnte. Ihre Nähe und ihren ruhigen, gleichmäßigen Atem direkt neben mir. Ich weiß intuitiv, wie ihr Atem sich anhört, wenn sie schläft. Weiß um die Weichheit ihrer Gesichtszüge während der Entspannung der Nacht. Und fürchte mich ein bisschen vor mir selber.

»Ah ja«, krächze ich. Es hört sich unglaublich arrogant an.

»Wenn du willst … Ich meine, Platz genug wäre ja hier. Ich schätze mal, du hast einen Schlafsack dabei.« Flüchtig deutet Jojo auf meinen prallen Seesack. »Natürlich nur, wenn du möchtest … Wenn du lieber ein Hotel nimmst, setze ich dich dort ab. Ich könnte dich morgen auch wieder abholen … zur Reise nach Irgendwo. Ich weiß, das klingt blöd, aber es ist wirklich nur ein nett gemeintes Angebot.«

Nett gemeint? Das klingt wie die fiese, kleine Schwester von wenn’s sein muss. Oder von zur Not. Zur Not fühlt sich so an, als ob in meinem Magen eine ganze Essensschlacht Karussell fahren würde.

Die bunten Lichter der Leuchtreklamen tanzen an uns vorbei und flirren mir in den Augen. Erst jetzt bemerke ich, dass Jojo uns mitten über den Hamburger Kiez fährt.

»Also, so dicke hab ich es auch nicht. Für ein Hotel, meine ich!« Ich schaudere bei dem Gedanken, hier alleine aussteigen und mir ein Zimmer suchen zu müssen und davor, dass der eine oder andere lüsterne Typ mich für eines der leichten Mädchen hält.

»Na ja, wenn du möchtest, das Angebot steht!« Routiniert steuert Jojo den Wagen über die Auffahrt der Esso-Tankstelle.

»Okay …«, seufze ich, während ich stirnrunzelnd die Szene beäuge. Bunte Gestalten tummeln sich im Neonlicht und ein knapp bekleideter Herr in goldenem Tanga schüttet eine Dose Bier durch einen Trichter in sich hinein. So in etwa stelle ich mir eine Magenspiegelung vor, nur ohne Bier. Mühsam unterdrücke ich einen Rülpser.

»Hallo, Ladies!« Der Herr im Tanga trägt außerdem eine zentimeterdicke Gänsehaut und rempelt im Vorbeitorkeln gegen unseren Kotflügel.

»Hoppla«, quietscht Jojo und lacht, eine Hand tief in den Taschen vergraben, während sie mit der anderen nach dem Zapfhahn angelt.

Sie scheint sich hier ziemlich wohl zu fühlen, überhaupt nicht eingeschüchtert von all den trinkenden Leuten jeden Alters, die in Grüppchen herumlungern oder über die Tanke tanzen. Als Schülerin habe ich selbst mal an einer Tankstelle gejobbt, aber da ging es mehr oder weniger um Benzin. Hier aber sitze ich hinter der Busscheibe wie im Kino und schaue. Ich könnte den ganzen Abend zuschauen, auch wenn mir leichtes Unbehagen im Nacken sitzt. Vor allem dann, wenn die dicke Frau in Tarnklamotten wieder gezielt Bierflaschen in die Seitenstraße wirft. Sie zerschellen klirrend auf dem Asphalt.

Das Unbehagen hält mich wach. Ab und zu streifen meine Blicke Jojos routinierte Bewegungen, während sie tankt und gegen eine der rostigen Stellen im Lack klopft.

Der Rost auf Rosa, das sieht aus wie krustige Wunden im Fleisch.

»Glück gehabt! Hält alles noch!« Die Piercings glitzern im Neonlicht der Tankstellenbeleuchtung. »Möchtest du was trinken?«

»Was wollen wir trinken? Sieben Tage lang. Was wollen wir trinken? So ein Durst …« schallt es dazu passend aus den Boxen des kleinen Ghettoblasters inmitten dreier Skateboard fahrender Jungen zwischen dreizehn und fünfzehn. Sie zischen Energydrinks und zappeln herum, als hätten sie ADHS im fortgeschrittenen Stadium.

»Äh, Wasser. Ich hole mir Wasser aus dem Hahn. In der Toilette, meine ich!«, beschließe ich laut.

Meine Hände zittern beinahe so nervös wie die Jungs auf ihren Boards. Irgendwann wird sie merken, dass ich pleite bin …

»Okay, ich muss auch mal für kleine Mädchen!« Jojo trappelt von einem Fuß auf den anderen. Ihre Füße stecken in schweren Armeestiefeln, sie sieht überhaupt nicht aus wie ein kleines Mädchen. Eilig stapft sie mit mir mit.

Ich habe Frauen noch nie verstanden, die gemeinsam auf die Toilette gehen. Allerdings ist diese Toilette derartig speziell, dass mir in Gesellschaft wohler ist.

Ein Sündenpfuhl, würde meine Großmutter sagen.

Ich schiebe mit dem Fuß einige benutzte Kondome aus dem Weg und atme konsequent durch den Mund.

Hier riecht es nach Leben. Und ein kleines bisschen nach Verwesung. Nervös rümpfe ich die Nase, während ich meine Wasserflasche auffülle.

»Aus dem Ruhrgebiet kommst du also?« Jojo steht im engen Herrenunterhemd neben mir und schaufelt sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht und unter die Arme.

Ihr Duschgel riecht herb. Ihre Brustwarzen schimmern als dunkler Kontrast durch den weißen Baumwollripp.

Ich schätze sie auf zwanzig bis Mitte zwanzig. Also ist sie in etwa in meinem Alter, denn ich selber bin vierundzwanzig.

»Ja«, seufze ich und lecke mir einen Wassertropfen von der Unterlippe. »Ich habe fast mein ganzes Leben in der Nähe von Düsseldorf verbracht. Dort bin ich zur Schule gegangen, bis ich dann später zum Studieren in Buxtehude an der Hochschule 21 gelandet bin.«

Es kostet mich Mühe, meinen Blick von ihrem Oberkörper fernzuhalten. Außerdem erinnert mich die Art, wie sie ihre Oberarmmuskeln spielen lässt, an Leonie.

Diese Ähnlichkeit irritiert mich.

Leo aus besagter WG. Die mein girlfriend gewesen ist und im Zimmer über mir gewohnt hat. Wohin sie sich eines Abends unter dem Vorwand von Kopfschmerzen zurückgezogen hat, um sich mit einer anderen zu vergnügen.

»Düsseldorf. Tja, eine Freundin von mir kommt da her. Kennst du Mira? Na ja, ich schätze, in einer Großstadt ist die Wahrscheinlichkeit nicht so groß, dass man jeden kennt, was? Bei uns in Buxtehude ist das anders.« Jojo wirft sich ein knallgelbes Handtuch um die Schultern. Es wettleuchtet schrill mit dem Neonlicht. Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich meine Waschsachen im Bus gelassen habe.

»Hier, falls du brauchst.« Grinsend reicht sie mir ihren Kulturbeutel.

»Danke!« Im Spiegel erkenne ich tiefblaue Ringe unter meinen Augen, die mein strähniges Haar nur notdürftig verdeckt. Fröstelnd beuge ich mich über das kleine, siffige Waschbecken, um meine Haare mit Duschgel zu waschen.

»Klar. Mach ruhig. Handtücher habe ich genug dabei«, murmelt Jojo beiläufig.

Aus dem Augenwinkel kann ich ihre Blicke verfolgen, die meinen kaum vorhandenen Busen streifen. Sie hat wachsame Augen, die um die Winkel herum lächeln, ohne dass sich ihr Mund auch nur bewegt.

Das silbern glänzende Piercing über ihrer vollen Lippe tanzt immerzu hin und her, während sie kaum merklich mit der Zunge schnalzt. Ich glaube nicht, dass sie bemerkt, was sie da tut. Diese kleine Geste löst augenblicklich ein warmes Prickeln in meinem Bauch aus.

»Wo werden wir denn übernachten? Nicht hier, oder? Danke für das Angebot, im Bus zu schlafen«, haspele ich zwischen klappernden Zähnen hindurch. Meine Wangen glühen rot im Spiegel, während Schaum mir aus dem Haar auf die Schultern fällt. Im blendenden Neonlampenschein sehe ich aus wie ein Schulkind in der Jugendherberge.

»Na du bist ja süß!« Jojo krempelt sich umständlich in ihr blaukariertes Hemd, das sich wunderbar mit der lilafarbenen Tolle beißt. Die sanften Lachfältchen lassen sie trotz der Piercings, der Tätowierungen und des schweren Nietengürtels vollkommen vertrauenswürdig aussehen. »Natürlich nicht hier! Hier tobt der halbe Kiez! Ich denke, wir suchen uns ein hübsches Rastplätzchen … wenn du nichts dagegen hast.«

Natürlich habe ich nichts dagegen und auch wenn es nur so ein Spruch war, das Süß klebt mir zäh im Hirn, lässt meine Wangen noch stärker glühen.

»Klar«, kichere ich und schlendere mit pitschnassem Haar neben ihr her durch die Tankstelle.

»Bier?« Jojo lässt ihre Frontzähne blitzen.

Die Frau ist ein Ladykiller!

Das wird mir spätestens in dem Moment klar, in dem sie dieser kleinen Blonden in der Schlange an der Kasse vor uns völlig ungeniert auf den Hintern starrt. Und die wiederum genießt es mit grinsendem Seitenblick. Dabei ist sie nicht mal alleine da, sondern hält mit ihrem Kaugummi kauenden, muskelbepackten Freakfreund Händchen.

Ich schätze, ein Ladykiller zu sein ist die schauerlichste Ähnlichkeit mit Leo!

Ich spüre meinen Puls im Kopf pochen, während Jojo mir ein Sixpack buntes Mädchenbier, wie sie das nennt, auf den Beifahrersitz reicht. Nach einer weiteren Strecke auf der Autobahn machen wir auf einem Parkplatz Halt.

Ich mag eigentlich gar kein Bier, möchte aber nicht unhöflich sein. Außerdem schmeckt dieses hauptsächlich süß. Mein Mund fühlt sich nach den ersten Schlucken klebrig an.

»Ich schätze, das hier ist unser Rastplatz.« Jojo reibt ihre frostigen Hände und blickt mich amüsiert an. Ihre Ohrringe glitzern im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos und erinnern mich ein wenig an Weihnachten. Wenigstens schneit es nicht mehr, denke ich und nicke gähnend.

»Klar, sieht nett aus«, bestätige ich unsicher. Mein Haar ist immer noch ziemlich feucht, obwohl Jojo die Heizung voll aufgedreht hat.

»Na ja, nett …« Belustigt schüttelt sie den Kopf und angelt in meinem Fußraum nach einem der Biere. Ihr Atem fühlt sich selbst durch den Stoff meiner Jeans warm und tröstlich an.

»Nett ist was anderes, aber es ist okay«, brummele ich erschöpft, obwohl sich auf meinem linken Bein vor Aufregung alle Härchen aufstellen.

Der Rastplatz liegt direkt an der Autobahn, die weiter nach Norden führt. Er zieht sich mindestens einen halben Kilometer an einem Wäldchen entlang. Außer uns gibt es noch ein kleines Toilettenhäuschen sowie ein heruntergekommenes Wohnmobil mit einem blinkenden roten Neonherzchen auf der Frontscheibe.

»Wenigstens gibt es hier eine Toilette! Oder hast du Lust, dich nachts im Dunkeln irgendwo zwischen die Büsche zu hocken? Und ganz alleine sind wir auch nicht. Falls was passiert, meine ich …« Jojo nickt in die Richtung des Wohnmobils.

»Ist es das, wofür ich es halte?«, krächze ich. Das sogenannte Mädchenbier schmeckt wie schale Brause und unter den Beinen meiner Jeans kribbelt eine Gänsehaut.

»Ja. Ich denke schon. Da drüben macht halt eine ihren Job. Nichts weiter.« Jojo beißt beherzt um den Kronkorken herum und schnippt ihn dann mühelos vom Flaschenhals. Auf eine robuste Art elegant und ohne mit der Wimper zu zucken.

»Toller Job«, schnaube ich und schaue Jojo zu, die sich geschäftig daran macht, die Rücksitze in eine einigermaßen ebenerdige Liegefläche umzubauen. Unter ihrem Nietengürtel lugt der Saum einer rotkarierten Boxershorts hervor, was mich nach Luft schnappen lässt wie ein Hund nach einem Würstchen.