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Markus Berger

CHANGA

Die rauchbare Evolution des Ayahuasca

Impressum

Changa – Die rauchbare Evolution des Ayahuasca

Verlegt durch:

© 2015/2017 Markus Berger

Umschlaggestaltung: Sven Sannwald unter Verwendung zweier Grafiken von Markus Berger.

Layout: Janine Warmbier, Hamburg

Korrektorat: Jutta Berger

Bildnachweis:

ISBN: 978-3-03788-356-3

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische digitale Medien und auszugsweiser Nachdruck sind nur mit Genehmigung des Verlags erlaubt.

INHALT

Dank

Vorwort

„Rauchbares Ayahuasca“ – Was ist Changa?

Kurze Geschichte eines neuen Entheogens

Reprint: Rauchbares Ayahuasca

Die originären Changa-Blends

Über die Pharmakologie oder: MAO-Hemmer im Gehirn?

Geraucht oder verdampft: N,N-DMT vs. Changa

Zur Dosierung

Zur korrekten Handhabe

Zur Wirkung

Konsumtechniken

Changa-Rituale

Erfahrungsberichte und Bioassays

Changa als Lebenshilfe und Psychotherapeutikum

Mischkonsum

Exkurs: Changa auf dem Dancefloor

Changa selber herstellen

DMT-Extraktion aus Pflanzen

Changa-Variationen

Changa und Heilsteine

Gefahren und rechtliche Hinweise

Literatur

Für meine Familie.
Für Albert, Terence, Sasha und Sergius.
Für Roger, Ralph und Christian.
Für Alex und Steve.

Für alle Psychonauten und Changaleros.
Für einen vernünftigen Umgang mit Psychoaktiva.
Für eine Welt voller Freude und Fülle und für die Liebe.

Dank

Ich danke meiner Frau, besten Freundin und Lebensbegleiterin auf dem psychedelischen Weg, Jutta Berger, die mir stets den Rücken frei hält und mich mit unendlicher Liebe beschenkt. Ich danke meinem Freund, Kollegen, Auftraggeber und psychonautischen Weggefährten Roger Liggenstorfer, mit dem ich so vieles teile und der dankenswerterweise wieder mal eines meiner Bücher verlegt. Ich danke dem Kollegen Roberdo Raval für seinen exzellenten Beitrag zum Thema Changa auf dem Dancefloor, und ich danke dem ganzen Team des Nachtschatten Verlags, Barbara Blankart, Lukas Emmenegger und Chris Heidrich, die mir immer eine Stütze sind und alles möglich machen. Ich danke Sven Sannwald für die liebevolle Umschlagerstellung, Janine Warmbier und Nina Seiler, die die Grafik für dieses Büchlein gemacht haben, und meiner Frau Jutta für das Korrektorat. Ich danke meinen Freunden und Weggefährten der – wie ich sie nenne – „Cosmic Clown Psychonauts“-Posse: meinem vertrautesten Homie Alexander Ochse und seiner Frau, meiner besten Michaela, meinem Seelenverwandten und Bruder im Geiste, Steve „totally“ Stoned, den lieben Tübinger Freunden Frank Zickermann und Matthias Rapp, der Weggefährtin Linda Hucke sowie den Kollegen und guten Freunden Kevin Johann und Tine Müller. Darüber hinaus danke ich von ganzem Herzen meinen Freunden und Kollegen Claudia Müller-Ebeling und Christian Rätsch, mit denen ich viele erhellende Gespräche über DMT und die natürlichen DMT-Lieferanten geführt habe.

Ohne euch alle wäre dies Büchlein gar nicht möglich gewesen – euch allen gebührt meine tiefste Dankbarkeit.

„DMT is not one of our irrational illusions. What we experience in the presence of DMT is real news. It is a nearby dimension – frightening, transformative, and beyond our powers to imagine, and yet to be explored in the usual way. We must send fearless experts, whatever that may come to mean, to explore and to report on what they find.“

TERENCE MCKENNA, Food of the Gods

Vorwort

Herzlich willkommen in einer neuen Ära der Psychonautik! Willkommen im Zeitalter der Changanautik!

Werft alle vorgefertigten „Überzeugungen“ von Bord, schüttelt alle festgefahrenen Anhaftungen des egozentrischen Geistes ab, macht euch frei von alten Gewohnheiten, denn jetzt starten wir einen Trip in andere Universen, fern des illusionären Zeitkontinuums und der dreidimensional eingeschränkten Matrix! Wir transzendieren endlich Raum und Zeit, wischen mutig wie wahre Lichtkrieger die Angst von unseren Zellen und bewegen uns in meditativem Bewusstseinszustand innerhalb der Paradoxone. Wir schneiden die beschränkenden und verknoteten Fäden durch, die uns zu Marionetten degradieren. Ersetzen sie durch die bewusst erfahrene und gelebte Verwebung aller fühlenden Wesen durch Cydelik Space (wie der bereits verstorbene Kollege D. M. Turner es nannte). Durch die Mutter-Lattice – durch das All-Eine, die All-Einheit, durch das eine Schöpfer-Herz, dem alle anderen entspringen, in dem sie zusammenfinden und gemeinsam im Takt des vibrierenden, schwingenden und durch und durch flüssigen Kosmos tanzen.

Wir leben in einer Zeit, die gesellschaftspolitisch im Grunde nicht schlimmer sein könnte, in der aber auch im spirituellen Kollektiv Unfassbares geschieht, indes die Anzahl praktizierender Psychonauten und Psychedeliker stetig anwächst, die wiederum das Wissen um die Geheimnisse und Anwendung potentester Psychedelika und anderer psychoaktiver Substanzen mehren, bewahren und weitergeben.

Wir sprechen hier nicht von schnöden „Drogenerfahrungen“, die den Konsumenten dazu dienen, sich „mal ordentlich wegzuknallen“. Wir sprechen von psychedelischen Molekülen, die sich, wie Terence McKenna es ausdrückte, „nur als Droge tarnen“, in Wahrheit aber Schlüssel zu anderen Realitätsebenen sind. Die uns als solche Technologien eröffnen, mit deren Hilfe wir tatsächlich in der Lage sind, in Gebiete vorzudringen, von denen die Wissenschaft bislang nichts ahnt (und vielfach nicht mal ahnen will). DMT ist der direkte Weg zum Brunnen des Lebens, dem alles entspringt, der direkte Weg zur Schöpferkraft. DMT ist die Muttergöttin der Psychedelika.

Das Verrückte ist aber: Jeder kann es erleben! Jeder kann sich von der Existenz dieser anderen Realitäten überzeugen und sich seine eigene Meinung bilden, zumindest potenziell. Wenn wir von N,N-DMT sprechen, dann sprechen wir nämlich von unendlichen Möglichkeiten, andere Welten zu besuchen, zu erkunden und sogar zu „kartografieren“ – Welten, die den meisten der Menschen, die ein Leben im zivilisatorischen Mainstream gewählt haben, verborgen sind, und nicht nur das, sie sind für sie vor allem eines: undenkbar!

Die Psychonautik kennt machtvolle Psychedelika, die den Zugang zur Anderswelt, zum Cydelik Space, innerhalb von Sekunden zu öffnen vermögen – nehmen wir zum Beispiel N,N-DMT (Dimethyltryptamin), 5-MeO-DMT (5-Methoxy-Dimethyltryptamin) und Ketamin. In diesem Buch interessiert uns vornehmlich das Tryptamin N,N-DMT in seiner Kombination mit MAO-hemmenden Beta-Carbolinen, obgleich auch von 5-MeO am Rande die Rede sein wird. Denn dieser Band widmet sich ganz einer einzigen Substanz, die dabei doch so vielgestaltig sein kann: Changa. Weil es sich bei Changa heutzutage im Sprachgebrauch um ein Synonym für eine DMT- und MAO-Hemmer-haltige Rauchmischung handelt, ist die Möglichkeit an verschiedenen Variationen geradezu unendlich. Ich lege in diesem Buch hohe Priorität auf den originalen Changa-Blend und die bereits etablierten Abwandlungen, denn diese sind ausgeklügelt und raffiniert, ohne dabei die interessanten Kompositionen der „modernen“ Changa-Blends auszuklammern. Auch diese sind wichtig und in ihrer Zusammensetzung häufig aus pharmakologischem Fachwissen geboren.

Ich wünsche allen Psychonauten viele erquickende Momente mit diesem Büchlein – und ich wünsche uns allen, dass eines Tages eine gesunde Drogenpolitik an der Tagesordnung ist, wo Menschen, die ein Faible für Bewusstseinserweiterung haben, nicht von machtgeilen Wirtschaftsbossen und Diktatoren in Gefängnisse gesperrt oder ihrer Familien, Jobs und sozialen Verbindungen beraubt werden. Erst, wenn der Genuss psychoaktiver Substanzen keiner groß angelegten politischen Strukturen mehr bedarf, haben wir einen vernünftigen Zustand erreicht.

Zum 109. Geburtstag Albert Hofmanns am 11. Januar 2015
Markus Berger, Cosmic Clown Psychonauts

Vorwort zur 2. Auflage

Nach Erscheinen der ersten Auflage dieses Büchleins, die schnell vergriffen war, ereilte mich eine ungeahnte Flut an Dankesschreiben, Hinweisen und Literaturstellen zum Thema. Einige der in dieser aktualisierten Auflage enthaltenen Informationen waren während des Schreibprozesses der ersten Auflage noch nicht zugänglich. Auch lernte ich unmittelbar nach Erscheinen des Büchleins den Erfinder des originalen Changa kennen, was dem Inhalt dieser neuen Auflage im Detail ganz besonders gut getan hat.

Ich wünsche dem Sakrament Changa eine weite Verbreitung und ein baldiges Ende des Drogenkriegs.

Markus Berger, 13. Februar 2017

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„Rauchbares Ayahuasca“ – Was ist Changa?

Möglicherweise wird nur eine synthetische Kopie von Ayahuasca, zusammengesetzt aus den korrekten Anteilen an DMT und Beta-Carbolinen, die Erfahrung jemals außerhalb des Gebietes, in der sie endemisch ist, verfügbar machen.

TERENCE MCKENNA

Wir nennen sie Changa, sprich: Tschängah, verblüffte User gaben ihr Namen wie „rauchbare Evolution des Ayahuasca? und „Psychedelic Crack“: Die Rede ist von einer psychonautischen Rauchmischung auf DMT- und Beta-Carbolin-Basis, die sich unter anderem einiger Zutaten der klassischen Ayahuasca bedient (insbesondere Banisteriopsis caapi), und die zu Beginn des Jahrtausends in Australien erfunden und nach und nach weltweit bekannt wurde.

Die Idee, eine dem Ayahuasca nachempfundene Kombo zu rauchen, ist nicht neu. Schon in den Achtziger- und Neunzigerjahren war es im eingeweihten psychonautischen Untergrund gang und gäbe, vor dem Rauchen extrahierten N,N-DMTs – das ja in seiner Form als freie Base und als Extrakt auch allein rauchbar ist – einige Züge Harmala-Samen bzw. deren Extrakt zu rauchen. Dabei ging es vornehmlich darum, die Erfahrung zu stabilisieren, zu intensivieren und vor allem zu verlängern. Der inzwischen verstorbene Kollege Joseph Vivian, bekannt unter seinem Pseudonym D. M. Turner, berichtete in seinem „Psychedelischen Reiseführer“ davon: „Nachdem ich erzählt hatte, dass ich etwas DMT dabei hatte, zog einer meiner Freunde einige gemahlene Steppenrautesamen und eine Pfeife heraus. Es kann kaum als befriedigende Methode bezeichnet werden, nicht extrahierte Steppenraute zu rauchen, um genügend Harmala, die das DMT verstärkt, aufzunehmen, aber es tat seine Wirkung“ (TURNER 2012: 93f.). Mehr zu diesem Thema findet sich im nächsten Abschnitt.

In der Tat scheinen die in Peganum harmala enthaltenen Beta-Carboline schon in geringsten Mengen als MAO-Hemmer zu fungieren, wenn sie geraucht und damit auf direktem Wege ins Gehirn transportiert werden (was ja beim DMT nicht anders ist; auch hier genügen, verglichen mit der oralen Dosis, beim Rauchen schon wenige Milligramm). Nicht anders verhält es sich mit gerauchter Banisteriopsis caapi, der Ayahuasca-Liane, die im originären Changa-Blend verarbeitet wird. Weshalb die MAO-hemmenden Moleküle, die auf oralem Wege deutlich höher dosiert werden müssen, schon in solch geringer Menge derart signifikanten Einfluss haben, müsste pharmakologisch erst noch erforscht werden. Fakt ist, wir verfügen auch im Gehirn über Monoaminooxidase, die von gerauchten Beta-Carbolinen vorübergehend gehemmt wird. Siehe dazu den Abschnitt „Über die Pharmakologie oder: MAO-Hemmer im Gehirn?“

Wenn man fragt, was Changa ist, dann muss die spontane Antwort auch lauten: anders! Wer DMT liebt, wird Changa einfach göttlich finden! Denn diese Rauchmischung hat mit den altbekannten DMT-Erfahrungen des gerauchten oder geschnupften Moleküls und des Ayahuasca-Tranks nur die DMT-typischen Eigenschaften gemein. Auf der Erfahrungsebene kann Changa jedoch gänzlich neue Welten, Gefühle, Erkenntnisse und Einsichten eröffnen. Changa ist die Antwort und logische Konsequenz der „modernen Zivilisation“ auf das schamanisch-heilsame Entheogen. Deshalb nennen viele Changanauten und Changaleros diese Substanz folgerichtig eine Heilige Medizin. Mit Changa ist man sein eigener Schamane.

Was bedeutet das Wort Changa?

Erfinder der Changa-Rauchmischung ist der australische Privatforscher Julian Palmer. Er hatte in den Jahren 2003 und 2004 an der Komposition eines Blends gearbeitet, der DMT, Beta-Carboline und energetisch und synergistisch möglichst passende andere Pflanzenzusätze vereint und damit eine ganz spezielle psychedelische Wirkung herbeiführt. Den Namen Changa bekam Julian Palmer während einer Ayahuasca-Sitzung eingegeben, und zwar auf seine Frage nach einer passenden Bezeichnung für seine Rauchmischung (persönliche Mitteilung 2016). Zwar möge er den Namen nicht besonders, sagt Palmer, aber er sei ihm „einfach hängengeblieben? und habe sich inzwischen etabliert.

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Ein originärer Changa-Blend

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Kurze Geschichte eines neuen Entheogens

Während die monolitische Unternehmenskultur sich über unserem Kopf wie ein Sargdeckel zu schließen droht, kann DMT westlichen Suchenden verschaffen, was Peyote den Indianern verschaffte: den sofortigen, über jeden Zweifel erhabenen Nachweis des Vorhandenseins eines nicht-materialistischen, erforschenswerten Mysteriums.

TERENCE MCKENNA

Der Australier Julian Palmer erfand 2003/2004 den rauchbaren Blend und gab ihm seinen Namen. Palmer ist kein Freund der in der Szene aufgekommenen Bezeichnung „rauchbare Evolution des Ayahuasca?, vielmehr sieht er in Changa eine evolutive Entwicklung des DMT-Rauchens (persönliche Mitteilung 2016). Changa ist, so Julian Palmer, ein eigenständiges Werkzeug – für psychedelische, transformative, heilerische und rituelle Zwecke.

Das Produkt, das unter dem Namen Changa bekannt geworden ist, bringt der psychedelischen Bewegung in der Tat eine gänzlich neuartige DMT-Erfahrung in die Pfeife. Mit Changa haben wir es mit einer rauchbaren Form des N,N-DMT zu tun, die nicht nur komfortabel zu verwenden ist, weil das peinlich genaue Abwiegen, wie es sonst im Umgang mit DMT erforderlich ist, entfällt, sondern die obendrein enorm potent ist und der DMT-Erfahrung eine ganz neue Nuance hinzufügt. Sie macht rauchbares DMT zu einer Ayahuasca-ähnlichen Substanz, die zwar keinesfalls gleich, wohl aber partiell ähnlich wie der amazonische Schamanentrank wirkt – was am Zusatz der Beta-Carboline liegt.

Acacia phlebophylla