Rig Beckworth hatte sich in seinem Liegesessel ausgestreckt, eine dunkle Sonnenbrille bedeckte seine Augen und seine Haut glänzte von Kokosnussöl. Er war das Sinnbild eines glücklichen Touristen. »Erholung und Entspannung«, hatte er gesagt. »Knapp bekleidete Jungen«, hatte er gesagt. »Wir werden Spaß haben«, hatte er gesagt. Bobby starrte ihn an. »Sieht es aus, als hätte ich Spaß?«, grummelte Bobby vor sich hin.

»Was hast du gesagt?«, fragte Rig schläfrig.

Bobby schmollte nach wie vor und fluchte leise, als er in dem schwachen Versuch, seinen Körper vor der Hitze Floridas zu schützen, den Sonnenschirm neu ausrichtete. »Mein Popper hat gepoppt«, klagte Bobby und zuckte dann zusammen, als Schweiß in sein Auge lief. »Gottverdammt!« Mit einem klammen Handtuch wischte er sich über das brennende Auge und das feuchte Gesicht.

»Dein was hat gepoppt?«, gluckste Rig und rollte sich auf die Seite, um ihn anzusehen.

»Mein Pop-up-Timer.«

Rig neigte den Kopf und hob seine Sonnenbrille an. Er sah verwirrt aus.

»Du weißt schon, das kleine Plastikteil, das man in einen Truthahn steckt?« Rig runzelte die Stirn, woraufhin Bobby abwinkte und schwer seufzte. »Lass gut sein. Ich hab vergessen, dass ich mit dem König der Pizzen und Fertiggerichte spreche.«

»Dann ist es ja gut, dass ich dich habe, hm?«, sagte Rig mit einem Schmunzeln und schob die Sonnenbrille zurück an ihren Platz.

»Wenn ich hier draußen in dieser Hitze sitzen muss, wirst du mich nicht mehr lange haben. Mir ist heiß«, jammerte Bobby. »Es hat seinen Grund, warum es in Florida keine Bären gibt, Rig. Es ist zu heiß und wir haben zu viel Fell.«

»Oooh, komm schon, Baby, so schlimm ist es nicht«, hätschelte Rig ihn. Er machte es sich wieder auf seinem Liegestuhl bequem und streckte das Kinn der Sonne entgegen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht und Bobby verspürte das plötzliche Verlangen, es ihm von dort wegzuschlagen.

Bobbys Augen verengten sich und er biss die Zähne zusammen. In den vierundzwanzig Jahren, die sie jetzt zusammen waren, hatte Rig ihn nur dann Baby genannt, wenn er dabei war, a) ihn zu ficken oder b) … Nein, nur wenn er dabei war, ihn zu ficken. Rig war nie übermäßig romantisch oder zärtlich gewesen.

»Ich bin hier, also bist du nicht der einzige Bär, der vor sich hin schwitzt«, fügte Rig hinzu. »Und dieser Bär liebt es.«

»Nein. Du bist ein Bärenjunges«, korrigierte Bobby.

Rig war weit davon entfernt, haarlos zu sein. Auf dem Kopf trug er dicke, dunkle Locken zur Schau, die ihm bis in den Nacken hingen, und sein dünner Kinnbart und der Unterlippenbart waren mit Silber durchzogen. Als Bobby Rig vor all diesen Jahren zum ersten Mal getroffen hatte, war dieser groß und schlank gewesen, mit gut definierten Muskeln. Rigs Brust, Bauch, Arme und Beine waren leicht mit dunklem Haar bedeckt gewesen. Er hatte sich kaum verändert, obwohl sein schlanker Körper nun weicher war. Seine achtundvierzig Jahre zeichneten sein Gesicht.

Erneut rollte sich Rig herum und drehte den Kopf zu Bobby. »Du könntest dich rasieren –«

»Denk nicht mal dran«, unterbrach Bobby ihn.

»Ich sag ja nicht, dass du dich komplett rasieren sollst. Anstatt zu versuchen, wie einer der Frontmänner von ZZ Top auszusehen, könntest du den Bart… ein bisschen trimmen.« Er schnipste mit den Fingern. »Oh, ich weiß, so wie ihr Drummer.« Rigs Augenbrauen zogen sich zusammen und er betrachtete Bobby für einen Augenblick. »Ich wette, das ist nicht sein richtiger Name.«

Bobby fuhr sich mit einer Hand übers Kinn und zog an den fünf Zentimeter langen Haaren. »Meiner ist nicht mal ansatzweise so lang«, sagte er gereizt. »Und was meinst du damit, nicht sein richtiger Name? Wessen Name?«

»Der von ihrem Drummer«, sagte Rig mit einem Anflug von Verzweiflung. So als ob Bobby doch wissen müsste, von wem er sprach. »Ich meine, ernsthaft, die zwei Frontmänner haben Bärte, die ihnen fast bis zum Gürtel gehen, und der Nachname des einzigen Bandmitglieds, der keinen hat, ist Beard? Das kauf ich denen nicht ab. Erinner mich dran, den Kram zu googeln, wenn wir wieder zurück im Haus sind.«

Eine Schweißperle rann über Bobbys Stirn, doch er wischte sie dieses Mal weg, bevor sie in seinen Augen brennen konnte. Jetzt reicht's. Er warf das Handtuch zur Seite und setzte sich auf, wodurch der Sonnenschirm in den Sand fiel. »Wie wär's, wenn wir es jetzt googeln? Weil, ernsthaft, dieses Wetter ist einfach scheiße.«

»Komm schon, Bobby, wir sind gerade erst rausgegangen und die Einheimischen kommen bald von der Arbeit. Du willst doch nicht die Show der Schönlinge verpassen, oder?«

Wakitta war eine kleine Stadt im Süden Floridas am Golf von Mexiko. Sie beherbergte ein paar tolle Restaurants, eine überschaubare Anzahl von Geschäften und eine Bäckerei, war jedoch frei von kommerzialisierten Touristenfallen, die man in vielen Städten am Golf fand. Die Anziehungskraft, die die Stadt auf ihn und Rig ausübte, lag unter anderem darin begründet, dass die großen Bauunternehmen die Stadt noch nicht vereinnahmt hatten – zumindest im Herbst oder Winter wäre sie für Bobby reizvoll, doch der Sommer in Südflorida war einfach ätzend.

Es ist nicht allein der Charme der Stadt, der für uns reizvoll ist, dachte Bobby mit einem ironischen Grinsen, sondern auch die Tatsache, dass der unbekannte Strand von den einheimischen schwulen Männern favorisiert wurde. Dennoch. Er zog seine widerspenstigen Locken in einen kleinen Pferdeschwanz und band sie zusammen.

»Ich sitze hier und werde gebraten«, sagte Bobby. Er schnappte sich sein Handtuch und legte es sich um den Hals, ehe er sich aus dem Liegestuhl hievte und sogleich zusammenzuckte, als der heiße Sand seine Fußsohlen verbrannte. »Gott, ich hasse diesen Scheiß«, knurrte er und stieg in seine Flip-Flops. »Warum hab ich mich noch mal zu diesem bescheuerten Urlaub überreden lassen?«

»Weil du mich liebst und wusstest, dass ich herkommen wollte.« Rig grinste, hob schwungvoll eine Flasche mit Sonnenöl hoch und gab eine großzügige Menge davon auf seine Brust und seinen Bauch.

Bobby starrte ihn an, doch Rig ignorierte den gereizten Blick, während er seinen Oberkörper einrieb und fröhlich summte. Einmal mehr fühlte sich Bobby dazu genötigt, diesen verdammten, lächelnden Mann zu schlagen, aber er ballte die Hände nur zu Fäusten und stapfte ohne ein weiteres Wort davon.

»Du verpasst die Show«, erinnerte ihn Rig erneut.

»Und du verwandelst dich in einen dieser perversen, dreckigen alten Männer, Rig«, meinte er spitz.

»Ich war schon immer ein perverser alter Mann. Worauf willst du also hinaus?«

Bobby fluchte und schüttelte über Rigs lautes Gelächter den Kopf, als er sich mit dem weichen Sand abmühte, der unter seinen Schritten nachgab. »Ich werd die Gegend erkunden.« Im Schatten. »Bis später«, warf er Rig über die Schulter zu und steuerte eine Baumreihe an.

Die Gegend direkt am Strand bestand aus zu vielen Büschen und Gestrüpp, als dass man es einen Wald nennen konnte, doch gab es auch ein paar Pinien, Palmen und eine Art Weiden, von denen lange Stränge aus Moos herabhingen. Zwischen den Büschen war durch den festgetretenen Sand und Dreck ein deutlich definierter Trampelpfad entstanden, der ihm das Gehen erleichterte. Es war noch immer unmenschlich heiß, doch der Schatten bot durchaus ein gewisses Maß an Erleichterung.

Je weiter er auf dem Pfad vorankam, desto irritierter wurde er. Weggeworfene Kondomverpackungen, leere Bierdosen und anderer Müll übersäten den Boden – ein Beweis dafür, dass die Gegend ein beliebter Treffpunkt war. Er hatte nichts gegen einen Gelegenheitsfick, aber Gott, mussten sie solche Schweine sein? Schwerfällig ließ er sich auf einem umgestürzten Baum nieder, stieß ein frustriertes Seufzen aus und wischte sich über das Gesicht. Wütend kickte er eine leere Bierflasche beiseite und sah sie finster an, so als wäre sie der Grund für seine schlechte Stimmung. Sie zersprang an einem Stein. Zurzeit schien ihn einfach alles zu ärgern.

Bobby, geboren als Robert Alcott, war ein eigensinniges Kind gewesen, ein Anführer. Verdammt, er hatte sogar die Führung seiner Kindergartengruppe übernommen. In seinem ganzen Leben hatte er immer die Kontrolle gehabt. Er ging darin auf, die Verantwortung und das Sagen zu haben, war gut darin, über andere zu bestimmen, zu wissen, was sie brauchten, und darin, ihren Bedürfnissen nachzukommen. Ein Dom zu sein, war so tief in seinen Genen verwurzelt, dass er ohne eine Lebensaufgabe, ohne jemanden, den er kontrollieren, umsorgen und lieben konnte, den Verstand verlieren würde.

Jetzt war das Folsom weg. Der Club, den er vor Jahrzehnten eröffnet hatte, war an jüngere, innovativere Köpfe und in die wirklich zuverlässigen Hände von Blake und Ty übergeben worden. Bobbys ganzes Leben hatte sich um diesen Ort gedreht. Dort hatte er Rig kennengelernt, und er liebte den Mann ohne Frage. Doch Rig, der selbst ein aggressiver Dom war, brauchte Bobby nicht auf die Weise, auf die ihn ein Sub brauchte. Bobby brauchte eine neue Aufgabe, verdammt! Dieses Leben aus Urlauben, Ruhestand und langweiligen Tagen… Er war erst fünfzig, zum Teufel noch mal, keine achtzig!

Bobby schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch. Er lauschte dem einschläfernden Geräusch der Wellen des Golfs in der Ferne, dem Schrei einer Möwe, doch sein Magen war noch immer aufgewühlt und sein Puls ging ein wenig zu schnell, da seine unruhigen Gedanken nicht aufhörten zu kreisen. Er hätte keine Zeit mehr im Folsom verbringen können, zumindest nicht in dem Zustand, in dem er gewesen war. Was er brauchte, was er und Rig brauchten, war ein Sub. Nicht nur ein Junge, mit dem sie für eine Nacht spielen konnten, einer, der sie kurzweilig unterhielt – denn diese gab es wie Sand am Meer. Nein, er musste sich darauf konzentrieren, das Drittel zu finden, das ihn und Rig vollständig machen würde.

Als ihm die Wahrheit darin bewusst wurde, öffnete Bobby die Augen und starrte das Blattwerk über seinem Kopf an, das leicht hin und her wog, während das satte Grün vom blassblauen Himmel hervorgehoben wurde. In der Ferne konnte er das dunklere Blau des Wassers erkennen. Ruhe überkam ihn, als er die wunderschöne Landschaft betrachtete. Er wusste, was er zu tun hatte. Sobald sie nach New York zurückgekehrt waren, würden er und Rig ihre Suche nach dem perfekten Mann verstärken, um sie zu vervollständigen.

Nachdem er die Glassplitter vorsichtig aufgesammelt und in sein Handtuch gewickelt hatte, folgte Bobby weiter dem Pfad. Als er durch eine hohe Wand aus Büschen trat, öffnete sich die Landschaft vor ihm und zu seiner Linken führte eine Treppe aus weißen Holzstufen einen Hügel hinauf zu einem kleinen, weißen Bungalow mit hellblauen Fensterläden. Jeder, der aus dem großen Panoramafenster sehen würde, hätte einen atemberaubenden Blick auf den Golf.

Eine Bewegung neben einem kleinen Orangenbaum erregte Bobbys Aufmerksamkeit. Ein kniender Mann, der ein weißes Tanktop und blaue Shorts trug, prüfte kurz die Orange, die er in der Hand hielt, bevor er sie in einen Korb legte und die Hand nach der nächsten ausstreckte.

Als Bobby den Schatten der Bäume widerwillig verließ, blendete ihn die strahlende Sonne und er musste blinzeln. Er erklomm die Stufen, da er ebenso gut auf nachbarschaftlich machen und Hallo sagen konnte.

Als er näher kam, hatte Bobby einen besseren Blick auf den jungen Mann. Trotz der knienden Position konnte Bobby sagen, dass er zwar schlank, die Muskeln seiner Oberschenkel und Arme dennoch wohl definiert waren. Er schien Anfang zwanzig zu sein. Sein dunkles, kastanienbraunes Haar war kurz geschnitten, seine Wangen ordentlich rasiert und seine Haut hatte einen tiefen olivfarbenen Ton. Die Farbe seiner Augen konnte Bobby nicht richtig erkennen, doch sie waren dunkel, möglicherweise braun, obwohl es durch die dunklen Ringe unter ihnen schwer zu sagen war. Im Profil hatte er eine lange, schmale Nase und seine Lippen waren voll und luden zum Küssen ein. Er war absolut umwerfend.

Ein warmer Funke der Anziehung und des Verlangens entzündete sich in Bobbys Unterleib. Er schob seine Begierde beiseite und gab sein Möglichstes, sie unter Kontrolle zu halten – trotz des leisen Neidgefühls, das sich in seinem Inneren ausbreitete, als er die letzten paar Stufen zu dem Mann hinaufstieg. Irgendein glücklicher Mistkerl hatte diesen wunderschönen Jungen bereits für sich beansprucht, wie das dünne Lederhalsband, das er trug, bewies.

»Hi«, sagte Bobby heiter und winkte. »Ich wohne –«

»Oh«, schrie der Mann auf, sobald er Bobby bemerkte. Seine braunen Augen – er hatte recht gehabt, genau genommen waren sie braun wie geschmolzene Schokolade – weiteten sich erschrocken, als er zurück auf seine Hände fiel und davonkrabbelte, dabei den Korb umstieß und die Orangen verstreute.

In diesen braunen Augen stand mehr als nur Furcht. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er bedauernd und streckte eine Hand aus, um dem Mann auf die Beine zu helfen.

Der Fremde ignorierte Bobbys dargebotene Hand, kam auf die Füße und rannte wie ein Wahnsinniger ins Haus, bevor er die Tür hinter sich zuschlug.

Verdutzt stand Bobby noch immer an Ort und Stelle, lange nachdem der Mann im Inneren verschwunden war. »Was zum Teufel?«, murmelte er. Instinktiv wollte er dem Mann folgen, gegen die Tür schlagen und verlangen zu wissen, was zur Hölle hier vor sich ging. Da war etwas an der Situation, das ihm zusetzte. Für einen so jungen Mann trug er viel zu viel Traurigkeit mit sich herum – und diese irrationale Furcht. Bobby fragte sich, ob der Dom des Mannes ihn eventuell missbrauchte. Jedoch hatte er keinen einzigen Bluterguss gesehen und Bobby war der Eindringling.

Während er überlegte, was er tun sollte, starrte er weiterhin das Haus an. Nach einer kleinen Ewigkeit seufzte Bobby resigniert. Er sammelte die Orangen ein, legte sie zurück in den Korb und stellte diesen neben die Eingangstür. Er hatte den leisen Verdacht, dass er beobachtet wurde, doch als er zum Fenster blickte, war niemand zu sehen.

Rig und er würden eine weitere Woche in der Stadt sein. Er nahm sich vor, wieder vorbeizukommen und die Augen offen zu halten, um dann zu entscheiden, ob und, wenn ja, was er wegen des traurigen Mannes mit den braunen Augen unternehmen sollte.

 

 

 

»So ist es richtig. Konzentrier dich einfach auf meine Stimme und meine Atmung«, murmelte Gregory.

Mason holte zittrig Luft, hielt den Atem kurz an, bevor er ihn langsam ausstieß und dann erneut einatmete.

»So ein braver Junge«, lobte Charles, während seine großen Hände in einem beruhigenden Muster über Masons Brust hinab zu seinem Bauch glitten und dann wieder zurück nach oben.

Das brennende Feuer in seiner Brust wich einer angenehmen Wärme, die sich in seinem Inneren ausbreitete und seinen Muskeln erlaubte, sich zu entspannen, als er sich den Stimmen und Berührungen seiner Doms hingab.

»Braver Junge«, wiederholte Gregory mit ruhiger, ermutigender Stimme. »Mach die Augen auf, Junge.« Masons Lider öffneten sich flatternd und er stieß ein weiteres Mal erleichtert den Atem aus, kaum dass er Gregorys besorgten Blick sah. Er hob eine Hand und fuhr sanft mit einer Fingerspitze über die Falte zwischen Gregorys Augenbrauen. »Danke, Sir«, sagte er heiser. Seine Kehle war rau und trocken. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen wieder Sorgen bereitet habe«, flüsterte er bedauernd.

Gregory schloss eine Hand um Masons Handgelenk, küsste sacht seinen Finger, ehe er Masons Hand erneut an seine stoppelige Wange hob. »Schhh. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«

»Was ist in deinem hübschen, kleinen Kopf vorgegangen, das diese Panikattacke ausgelöst hat?«, fragte Charles, dessen Atem warm über Masons Ohr glitt.

Mason drehte etwas den Kopf, sodass er zu Charles aufblicken konnte. »Ich bin mir nicht sicher, Sir«, antwortete er ehrlich. Als er den besorgten Ausdruck auf Charles' Gesicht sah, erfasste ihn erneut Bedauern. »Es tu‒«

Charles ließ Mason verstummen, indem er einen Finger auf seine Lippen legte. »Was hat dir Master Gregory gerade erst gesagt, Junge? Keine Entschuldigungen.«

Mason sah zwischen seinen zwei Doms hin und her und öffnete den Mund, um sich erneut zu entschuldigen, klappte ihn jedoch wieder zu, bevor ihm die Worte entkommen konnten. Charles' Hand nahm die beruhigenden Liebkosungen von Masons Brust und Bauch wieder auf. Sein Puls schlug jetzt in einem gleichmäßigen Rhythmus und sein Atem ging langsam und ruhig. Mit einem zufriedenen Seufzen schmiegte er sich wieder an Charles' breite Brust.

»Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich die Möbel poliert habe, während ich mit Eric Clapton mitgesungen habe, und das Nächste war, dass ich in Ihren Armen lag und Master Gregory mir befahl zu atmen.« Erneut neigte Mason den Kopf, um Charles anzusehen. »Das ist übrigens sehr schön, Sir«, sagte er genussvoll. Er hatte nicht nur keine Ahnung, was die Attacke ausgelöst hatte, er wusste ebenfalls nicht, wie er ausgestreckt auf der Couch gelandet war, wo er gegen Charles lehnte, doch er beschwerte sich nicht. Er drehte sich und kuschelte sich tiefer in die behagliche Wärme seines Doms.

Gregory zog die Kissen von der Couch, warf sie auf den Boden und gesellte sich zu ihnen, ehe er die Arme um Mason und Charles schlang. »Okay, das Gute ist, dass es jetzt vorbei ist«, sagte Gregory und küsste Masons Hinterkopf.

Das war das einzig Gute an diesen verrückten Anfällen. Seine Doms wussten ganz genau, was sie zu tun hatten, und sorgten sich genug um ihn, dass sie mit dem, was auch immer sie gerade taten, sofort aufhörten, um ihm zur Hilfe zu kommen. Es ärgerte Mason, dass er nicht stärker war, dass er die Attacken nicht kontrollieren konnte, was Gregory und Charles wiederum dazu zwang, zu seiner Rettung zu eilen. Obwohl er seinen Medikamentenplan strikt einhielt, wurde er manchmal von einem Anfall überrascht.

Es war vorbei; er würde sich nicht weiter damit befassen, nicht wenn sich seine Männer an ihn schmiegten.

Mason drückte einen Kuss auf Charles' nackte Brust. Die weichen Haare kitzelten seine Lippen und brachten ihn zum Lächeln. Dann drehte er den Kopf und bat Gregory um einen Kuss, den er ihm ohne zu zögern gab. »Danke. Jetzt geht es mir schon viel besser.«

»Welches Lied hast du dir angehört?«, fragte Gregory.

»Tears in Heaven.«

»Okay, das erklärt das Mysterium um das Warum«, gluckste Charles. »Mein armer, süßer, sentimentaler Junge«, neckte er ihn, ehe er Masons Stirn küsste.

»Hör auf, dir Sorgen zu machen«, fügte Gregory hinzu und presste die Leiste gegen Mason, wodurch er ihm ein tiefes Stöhnen entlockte. »Nichts könnte uns jemals von diesem süßen Arsch fernhalten.«

 

 

Mason öffnete die Augen. Die frühe Morgensonne, die durch das Schlafzimmerfenster in das Zimmer schien, war grell und ließ ihn seine Augen wieder schließen. Er zog die Decke über den Kopf und wehrte sich dagegen richtig aufzuwachen. Der Traum war gerade erst gut geworden. Gregorys harter Schwanz hatte gegen seine Spalte gerieben, während Charles' Zunge tief in seinen Mund vorgedrungen war, ihn erkundet und verschlungen hatte. Eine Weile lag Mason im Bett und versuchte, wieder einzuschlafen und in die Arme seiner Geliebten zurückzukehren, doch er schaffte es nicht. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Ich werd sie mit ihrem Lieblingsfrühstück aus Pancakes und Speck bestechen. Er war sich sicher, dass sie ihm ihre Dankbarkeit zeigen würden, und wenn er Glück hatte, würde er keinen Traum mehr brauchen. Die Realität war so viel besser als jede Fantasie.

Vorsichtig, um seine Doms nicht aufzuwecken, krabbelte Mason aus seinem Nest aus Decken und schlich leise aus dem Schlafzimmer. Nach einem kurzen Stopp im Badezimmer, wo er sein morgendliches Geschäft erledigte, ohne das Licht anzuschalten, ging er in die Küche und fing mit den Frühstücksvorbereitungen an.

»Zuerst der Kaffee«, murmelte er und rieb sich die müden Augen.

Mason nahm die Kaffeedose vom Gefrierschrank und schaufelte den gemahlenen Kaffee in den Filter. Als er Wasser in die Kaffeemaschine goss, spürte er plötzlich ein Prickeln an seinem Hinterkopf, das sich langsam an seiner Wirbelsäule entlang ausbreitete. Ein Schauder erfasste ihn und er sah sich in seiner unmittelbaren Umgebung um, doch nichts schien verändert. Er zuckte mit den Schultern und schaltete die Kaffeemaschine ein. Kurz darauf füllte der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee die kleine Küche und er atmete tief ein, als er über die kribbelnde Stelle an seinem Hinterkopf rieb. Er hasste den Geschmack von diesem Zeug, das bitter blieb, egal wie viel Sahne und Zucker er hinzufügte, und ekelte sich ein wenig vor dem Geschmack auf den Zungen seiner Geliebten, doch den kräftigen, aromatischen Geruch liebte er.

Bevor er die Zutaten, die er brauchte, hervorholte, überprüfte Mason den kleinen CD-Player in der Küche, um sicherzugehen, dass seine Happy-Playlist darin war. Zufrieden, dass sie da und die Lautstärke heruntergedreht war, schaltete er das Gerät ein und die Klänge der Band Creedence Clearwater Revival ertönten. Während er den Teig aufschlug, summte er die Lieder mit. Es gab nur ein Missgeschick mit einem widerspenstigen Ei, das auf dem Boden landete, doch ansonsten hatte er in kürzester Zeit einen geschmeidigen Teig, eine heiße Pfanne und den Speck im Ofen.

Nichtsdestotrotz verstärkte sich das unangenehme Gefühl und Masons Magen verkrampfte sich, als ihm allmählich bewusst wurde, dass er auf seiner Pritsche aufgewacht war anstatt im Bett mit seinen Männern. Was hatte er in der gestrigen Nacht getan, dass er sie verärgert hatte? Er durchsuchte seine Erinnerungen an die vergangene Nacht vor dem wunderbaren Traum nach irgendwelchen Hinweisen, um die Antwort auf seine Unruhe zu finden. Doch seine Gedanken waren zusammenhangslos, unklar, als würde er versuchen, durch trübes Wasser zu sehen. Es war unmöglich.

Stirnrunzelnd wendete Mason die Pancakes. Ihre Ränder waren verbrannt. Was auch immer er getan hatte, um in Ungnade gefallen zu sein, seine Bemühungen beim Frühstück würden ihm keine Pluspunkte einbringen. Er nahm die Pancakes aus der Pfanne, warf sie widerwillig in den Mülleimer, fettete die Pfanne neu ein und goss frischen Teig hinein.

Konzentrier dich, Mason. Atme tief durch und versuch es noch mal. Es zählte nicht, was er getan hatte; was zählte, war, es wiedergutzumachen, es in Ordnung zu bringen. Gregory und Charles verziehen ihm immer, solange er sein Bestes gab. Während er sich auf die Lippe biss, schob er alle anderen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Er konnte das hier schaffen.

Als er die Pancakes dieses Mal wendete, hatten sie eine perfekte goldbraune Farbe. Während er weiter das Frühstück vorbereitete, den Kaffee eingoss und den Tisch deckte, kam der dunkle Gedanke immer weiter an die Oberfläche, blieb jedoch knapp außer Reichweite. Sobald er versuchte, ihn zu greifen, flog er davon, als wäre er von einer Seifenblase umschlossen. Wenn er sie doch zerplatzen lassen könnte, sodass er eine Chance darauf hatte, seinen Fehler nicht zu wiederholen. Er musste es wissen. Was auch immer er getan hatte, war schlimm genug gewesen, dass er es verdrängte. War es Schuld? Scham? War es das, was seinen Puls rasen ließ und den Schmerz in seiner Brust verursachte?

Mason starrte noch einen Moment länger auf den Tisch und hoffte, dass er sich erinnern würde, doch es half nicht. Er gab sich geschlagen und seufzte frustriert auf, ehe er die Küche verließ, um seine Doms zu wecken und seine Bestrafung entgegenzunehmen.

Während er den Flur entlangging, waren seine Schritte schwerfällig und langsam, so als würde er durch noch feuchten Beton waten. Eine schwere Wolke der Furcht breitete sich über ihm aus, als er vor dem Raum stand, den er mit Gregory und Charles teilte. Mason sah an seinem nackten Körper hinab, seine Beine zitterten sichtbar; sie waren so schwach, dass er sich nicht sicher war, wie er noch immer stehen konnte. Das hier ergab keinen Sinn. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie solche Angst gehabt. Jedes Mal hatte er sich seiner Bestrafung mit hocherhobenem Kopf gestellt, hatte immer seine Schuld und seine Fehler zugegeben und sein Bestes getan, mit der Hilfe seiner zwei geliebten Doms aus diesen Fehlern zu lernen.

Das Gewicht der Beklemmung lähmte ihn beinahe und er war gezwungen, eine zitternde Hand auszustrecken und sich Halt suchend an den Türpfosten zu klammern, als eine Welle der Übelkeit über ihn hinwegrollte. Er schluckte hart, die Galle brannte in seiner Kehle und er atmete tief durch die Nase. Gott! Was hatte er getan? Was für einen Verstoß konnte er möglicherweise begangen haben, der ihm jetzt solche Angst einjagte? Noch einmal versuchte er, die Seifenblase zum Platzen zu bringen, doch sie entzog sich ihm weiterhin.

Es half nichts.

Nur knapp schaffte Mason es ins Badezimmer, bevor er neben der Toilette auf die Knie fiel und würgte. Während sich sein Magen verkrampfte, quollen Tränen aus seinen Augen, Tränen, deren Ursache er nicht kannte. Nichts kam aus seinem Magen. Er würgte weiterhin. Warum kam sein Abendessen nicht wieder hoch? Sie aßen jeden Abend um Punkt sechs Uhr zu Abend, da Gregory ein Routinefanatiker war. Hatte er nichts gegessen? War es das gewesen, was er vermasselt hatte?

Sobald sein Magen endlich aufgab und ein flaues Gefühl zurückblieb, fuhr sich Mason mit der Hand über den Mund und rieb sich die nassen Augen.

Wo sind sie?

Mason starrte auf seinen Körper. Seine Haut hatte eine kränklich blasse Farbe und sein normalerweise flacher Bauch sah eingefallen aus. So dünn. Es schien, als hätte er abgenommen, sehr viel abgenommen, doch das ergab keinen Sinn. Die schwarze Blase näherte sich erneut der Oberfläche. Anstatt zu versuchen sie aufzupiken, versuchte er sein Möglichstes, durch die wirbelnden Wolken zu spähen. Mit Faszination sah er zu, wie die dunklen Wolken pulsierten, anfingen, sich zu lichten, nur um sich im nächsten Moment wieder zu verdichten, bevor er die Antwort finden konnte.

Du bist verrückt geworden.

Nein! Mason zwang sich dazu aufzustehen. Der Raum drehte sich, sodass er sich für einen Augenblick am Waschbecken festhalten musste, bis er sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte.

Er war nicht verrückt. Da ging etwas in seinem Kopf vor, das er nicht erklären konnte, doch es war nicht hoffnungslos. Er wusste, wer ihm helfen konnte, das alles zu verstehen.

Mason spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und presste seine kalten Hände gegen seine brennenden Augen, bis der Schmerz etwas nachließ, ehe er sich den Mund ausspülte. Nachdem er sich ein Handtuch aus dem Regal genommen hatte, fuhr sich Mason mit dem weichen Stoff über Gesicht und Hals.

Sein Herz hörte plötzlich für einen Moment lang auf zu schlagen, als er einen flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild erhaschte. Ein Fremder erwiderte seinen Blick, ein ausgemergelter Mann mit leeren, toten Augen. Was zur Hölle geht hier vor? Er starrte noch immer den Fremden im Spiegel an. Dieser blinzelte, wenn Mason blinzelte, zitterte, wenn Mason es tat, doch es konnte nicht –

Vielleicht träume ich immer noch.

Das musste es sein. Offensichtlich hatte sich der wundervolle Traum von vorhin in einen Albtraum verwandelt. Bald würde er aufwachen, gehüllt in ein Durcheinander aus Armen und Beinen, und sie drei würden sich während des Frühstücks wunderbar darüber amüsieren. Charles liebte es jedes Mal, seine Träume zu interpretieren, und erfand die kreativsten und dümmsten Ursachen für sie.

Mason warf das Handtuch seinem Albtraum-Ich im Spiegel entgegen und lachte.

Ohne zu zögern, stieß Mason die Schlafzimmertür auf und trat, da ihm das Gefühl von Furcht nicht länger Sorgen bereitete, ein. Die Fensterläden verdeckten die Fenster, doch die strahlende Sonne schien durch die Schlitze hindurch und tauchte den Raum in helles Licht. Seine Decke lag noch immer als zusammengeknülltes Wirrwarr auf dem Boden, dort wo er sie zurückgelassen hatte, doch es war das Kingsize-Bett, das wie ein Fremdkörper wirkte. Die hellbraune Tagesdecke lag ordentlich an ihrem Platz; die weißen Kissen lehnten am Kopfende, ordentlich und leer.

Ganz automatisch hob Mason seine Decke vom Boden auf und faltete sie abwesend zusammen, während er weiterhin das Bett anstarrte. Wo waren seine Männer? Er zwang sich dazu aufzuwachen, doch selbst nachdem er seine Decke auf die Kommode gelegt hatte, blieb das Bett leer. Sein Blick tastete den Raum ab, um herauszufinden, ob noch andere Dinge ungewöhnlich waren, doch alles war an seinem Platz und ordentlich aufgeräumt. Er wusste, dass er das Bett nicht gemacht hatte, bevor er das Schlafzimmer verlassen hatte, um das Frühstück vorzubereiten; er hatte Gregory und Charles schlafend zurückgelassen.

»Wach auf«, befahl Mason sich selbst und schlug sich auf die Wangen.

Das Bett blieb immer noch leer.

Mason durchsuchte den Raum, dann das Gästezimmer und schließlich das Badezimmer. Sein Puls rauschte in seinen Ohren, als die Furcht mit voller Kraft zurückkehrte, nun noch stärker als zuvor. Wach auf.

Die Küche war leer. Der Tisch im Esszimmer war gedeckt, Dampf stieg immer noch aus den beiden Kaffeetassen auf, die Stühle waren leer. Er ging ins Wohnzimmer.

»Gregory!«, schrie er. »Charles. Wo seid ihr?«

Stille.

Wach auf, verdammt noch mal. Wach endlich auf, verdammte Scheiße!

Er eilte zur Eingangstür, doch sie ließ sich nicht öffnen. Verschlossen. Es ergab keinen Sinn; sie würden die Tür nicht abschließen, nur um auf der Veranda zu sitzen, aber es war ein Albtraum, deshalb musste all das keinen Sinn ergeben. Er schloss die Tür auf, öffnete sie und rannte nach draußen. Er konnte nicht atmen, sein Herz schlug so hart, dass es sich anfühlte, als würde es ihm bald aus der Brust springen.

Die Liegestühle waren leer.

»Gregory! Charles!«, schrie er. »Verdammt, antwortet endlich!«

Stille.

Er sah nach links. Charles' Envoy stand in der Einfahrt. Er drehte sich nach rechts und streckte den Hals. Ein Korb mit Orangen stand neben dem Geländer. Masons Augen verengten sich, während er ihn musterte.

»Wo zum Teufel kommt der –«

Verbogene Trümmer.

Zerfleischte Körper.

Blut.

Masons Knie gaben nach und er streckte die Hände aus und fing sich ab, den Schmerz in seinen Händen registrierte er kaum, im Gegensatz zu dem Gefühl, als würde man ihm das Herz aus der Brust reißen. Er schlief nicht; es war ein Albtraum, aus dem er nie wieder erwachen würde.

Schmerz tobte in seinem Magen und jede qualvolle Erinnerung aus den letzten drei Wochen schlug auf ihn nieder, als die Blase platzte. All die Schuld erhob sich an die Oberfläche, der Schmerz, all das erschien vor seinen Augen, verschleierte seine Sicht, doch der scharfe Rand jedes Bildes, jeder schmerzvolle Moment stieß das Messer tiefer, drehte es erbarmungslos in seinem Herzen herum.

Mason drehte sich auf die Seite, rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen und schluchzte.

Er würde niemals aus diesem Albtraum erwachen.