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Deutsche Erstauflage (ePub) März 2016

 

© 2016 by Cat T. Mad

 

Verlagsrechte © 2016 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN ePub: 978-3-95823-573-1

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Ein One-Night-Stand mit ungeahnten Folgen...

Ein Nebenjob mit gewissen Vorzügen...

Neue Nachbarn, die das Leben gehörig auf den Kopf stellen...

 

Drei erotische Geschichten, drei Männer und die ganz große Liebe.


 

...


 

 

 

 

 

 

 

 

… eins


 

...

 


 

Kapitel 1

 

 

Ein letzter Blick in den Spiegel. Ist man arrogant, wenn man mit seinem Erscheinungsbild zufrieden ist? Keine Ahnung, doch falls ja, dann bin ich es wohl. Schmunzelnd rücke ich die Krawatte zurecht. Ich sehe konservativ und solide aus, wie es sich für meinen Job gehört. Muss ja keiner wissen, dass es nur ein Schafspelz ist, den ich mir überziehe.

Ich steh darauf, dass mir niemand mein Schlampendasein ansieht. Denn ich bin eine, und das aus freien Stücken. In meinem Kopf bin ich schon lange so, doch richtig austoben kann ich mich erst, seit ich vor drei Monaten in die Hauptstadt gezogen bin. Ich komme aus einer kleinen Stadt in Brandenburg. Meine Eltern wohnen noch dort. Sie haben mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedet.

Mit fünfzehn stand für mich fest, dass ich schwul bin. Daran war meine Mathenachhilfe nicht ganz unbeteiligt. Die Erkenntnis war undramatisch und krisenfrei, was ich meiner Erziehung verdanke. Ich wurde früh aufgeklärt und meine Eltern haben mir nebst Bienchen und Blümchen auch gleich mit auf den Weg gegeben, dass sie immer hinter mir stehen werden. Eine meiner Tanten ist lesbisch, deshalb haben sie sich beizeiten mit der Thematik auseinandergesetzt und ihren Frieden damit geschlossen. Zu meinem Glück.

Ich habe mich nur ihnen gegenüber offen geoutet, alles andere hätte in dem Kuhkaff, aus dem wir kommen, wohl verheerende Folgen gehabt. Ich hatte viel Sex. Mit meiner Hand, Spielzeugen und in meinem Kopf, mehr ließ sich nicht realisieren. Doch jetzt hole ich alles nach. Glücklicherweise habe ich meine Ausbildung in einer renommierten, deutschlandweit vertretenen Bank gemacht und arbeite nun in einer Hauptstadtfiliale. Der Wechsel hat mir unglaublich gutgetan und ich lebe jeden Tag ein wenig mehr auf.

Kaum waren alle Kartons und das Notebook ausgepackt, habe ich mich erst einmal auf verschiedenen Datingplattformen angemeldet. Bis zum ersten Blind Date hat es nur achtundvierzig Stunden gedauert. Ich weiß, was ich will, das ist von Vorteil. Meine Parameter sind einfach. Ich lege Wert darauf, dass es beiden Seiten wirklich nur um das Eine geht, und habe eine Schwäche für große Schwänze. Ja, ja, ich weiß, nicht die Größe, sondern die Technik... scheiß drauf. Den Kompromiss würde ich vielleicht machen, wenn ich mich verliebe, aber jetzt steht das Ausleben von Wünschen und Fantasien an. Für Beziehungskram ist noch genug Zeit, erst einmal muss ich mir die Hörner abstoßen.

Neben den Datingportalen, über die sich immer jemand findet, habe ich mir auch schon Clubs in der Stadt angeschaut. Einer gefällt mir besonders. Das Wicked ist ein überschaubarer Laden, aber da laufen eine Menge verdammt heißer Kerle rum, mit denen ich gerne im Darkroom verschwinde. Mit nach Hause habe ich noch keinen genommen. Ist unverbindlicher, und wenn ich gekommen bin, kann ich den meisten Typen nicht mehr aufs Fell gucken.

Heute ist Freitag. Ein kurzer Arbeitstag, und ich freue mich auf einen Abend im Wicked. Vorher steht jedoch Sport auf dem Programm. Ich hab schon während der Schulzeit mit Kickboxen angefangen und bin froh, dass sich in der Nähe meiner Wohnung eine Kampfsportschule befindet. Die bekommen mich dreimal die Woche zu Gesicht. Ich gebe zu, da gibt es den einen oder anderen Kerl, dem ich auch gerne mal den Arsch hinhalten würde, aber ich fische nicht in Teichen, in denen ich regelmäßig schwimme.


 

Kapitel 2

 

 

Ich steige aus der U-Bahn und steuere die Seitenstraße an, in der sich der Club befindet. Mein Schwanz ist hart und ich habe zu Hause Schwierigkeiten gehabt, ihn in die enge, tief auf den Hüften sitzende Jeans zu verfrachten. Nach dem Sport habe ich die heimische Badewanne bevorzugt und mich für den Abend präpariert. Das ist inzwischen ein kleines Ritual geworden. Innen- und Außenreinigung, alle Haare, die unnötig sind, werden akribisch beseitigt und anschließend verbringe ich die Zeit, bis es losgeht, mit einem Plug im Arsch. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass ich im Club an 'nen Typen gerate, der mich gut vorbereitet, also mache ich das lieber selbst und genieße, statt womöglich Schmerzen zu haben.

Mit den Öffentlichen brauche ich um diese Uhrzeit nicht mal dreißig Minuten. Es ist zehn vor elf. Als ich in die kleine Straße einbiege, sehe ich, dass sich eine Schlange vor dem Eingang des Clubs gebildet hat. Anstehen wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass mein Schwanz nicht mehr ganz so gegen den Stoff drückt. Schade eigentlich. Ein wenig frustriert stelle ich mich an, streiche mir durch die kurzen, dunklen Haare und lasse den Blick über die Wartenden vor mir gleiten. Zum Schluss landet er auf dem Türsteher und ich bin überrascht. Sein Zeigefinger lässt mich wissen, dass ich zu ihm kommen soll. Ich war erst viermal hier. Sollte er sich trotzdem mein Gesicht gemerkt haben und mich vorlassen? Scheint so. Mit einem smarten Grinsen wünscht er mir viel Spaß und schleust mich durch.

Das Geunke aus der Schlange ignoriere ich gekonnt und schenke dem Türsteher nebst einem Danke mein schönstes Lächeln. Der Kerl ist sonst ein sehr finster dreinschauender Schrank. Wenn er nicht den ganzen Abend hier vorne stehen würde, wäre er eindeutig ein Kandidat, der mich sofort nach hinten schleifen dürfte.

Ich gebe meine Jacke an der Garderobe ab und quetsche die kleine Marke, die ich im Gegenzug erhalte, in die enge Hosentasche. Kurz darauf betrete ich den großen Raum. Die Tanzfläche ist gerammelt voll, die Sitzgelegenheiten ebenso, aber davon war auszugehen. Ich arbeite mich bis zum Tresen vor und begutachte dabei schon mal die anwesenden Kerle. Es riecht nach Alkohol, Schweiß und Sex. Eine Mischung, die meinen Schwanz sofort wiederbelebt. Eine Menge Typen haben ihre Shirts bereits ausgezogen und tanzen mit nacktem Oberkörper. Das mache ich grundsätzlich nicht. Meine Klamotten sind eng und gut geschnitten, wer mich anmacht, sieht, was er bekommt. Außerdem lasse ich eh nur die Hose runter, Ausziehen kommt im Darkroom nicht infrage.

Ich bestelle mir einen Wodka Red Bull und verkrümle mich dann an den Rand, um einen akzeptablen Überblick zu bekommen. Recht schnell haftet sich mein Blick an ein breites Kreuz und dunkle Haare. Der Typ steht in der Nähe und als er sich kurz darauf umdreht, muss ich schmunzeln. Mit dem war ich letzten Freitag im Darkroom. Er ist ordentlich bestückt und kann mit seinem Schwanz gut umgehen. Hat Spaß gemacht. Nun lächelt er. Scheint mich auch erkannt zu haben. Eigentlich habe ich keinen Bock, mit jemandem eine zweite Nummer zu schieben, doch bei ihm würde ich vielleicht eine Ausnahme machen. Ich sehe, wie er sich mit jemandem unterhält. Der Kerl ist ein absoluter Kontrast zu ihm, jedoch recht nett anzusehen. Automatisch grüble ich, wie gut er wohl bestückt ist. Im Club lassen sich meine Präferenzen nicht so gut umsetzen. Online frage ich einfach nach der Schwanzgröße und entscheide dann.

Ich konzentriere mich für einen Moment auf mein Getränk und gucke anschließend auf die tanzenden Leiber. Ich will nicht den Eindruck vermitteln, als wäre der Hüne vom letzten Mal der Einzige, der mich interessieren könnte. Ich biete mich gern an, jedoch erst, wenn klar ist, dass was laufen wird. Blicke landen auf mir, streifen mich und checken ab. Ich bin kein Twink, auf dessen Stirn Fick mich steht. 185 Zentimeter und jede Menge Sport täuschen so manchen, aber meine Statur ist schließlich kein Indikator dafür, was ich mag und brauche.

»Hey.«

Ich schaue, wer mich anspricht. Es ist die Nummer vom letzten Mal. Ich weiß nicht einmal, wie der Typ heißt.

»Hey«, erwidere ich und lächle zurück. Jetzt, da er unmittelbar vor mir steht, denke ich, dass es vielleicht doch keine so schlechte Idee ist, mich noch mal von ihm rannehmen zu lassen.

»Schon auf jemanden ein Auge geworfen oder kann ich dir ein Angebot unterbreiten?«

Sein Blick heizt ein, sodass ich nicht lange zögere. »Ich bin ganz Ohr.«

»Wie wäre es, wenn du mit meinem Kumpel und mir mitkommst und wir uns zu dritt an einem bequemeren Ort miteinander beschäftigen?«

Er deutet auf den Kerl, der vorhin neben ihm gestanden hat. Ein angenehmer Schauer kriecht meine Wirbelsäule hinauf. Ein Dreier steht noch auf meiner Musst du unbedingt erleben-Liste. Dennoch mustere ich beide abschätzend. Ich behaupte mal, dass meine Menschenkenntnis berufsbedingt ganz gut ist, obendrein bin ich durchaus in der Lage, mich zu wehren.

»Klingt nach einem guten Plan.«

Aus seinem Grinsen wird ein Strahlen. »Ich heiße übrigens Stefan«, stellt er sich vor. »Und der Name von meinem Kumpel ist Oliver.«

»Heiko«, stelle ich mich ebenfalls vor. »Ich liefer nur mein Glas ab.« Ich trinke den restlichen Inhalt in einem Zug aus, gehe fix zum Tresen und gebe es dort ab. Anschließend mache ich mich auf den Weg zurück zu Stefan. Inzwischen steht Oliver neben ihm und beide schauen mich vielversprechend an. Sieht so aus, als hätte ich heute den Jackpot geknackt.

Wir verlassen den Laden und ich spüre so manchen Blick, der ohne Frage auf Neid beruht. Nachdem wir unsere Jacken geholt haben und an der frischen Luft sind, mustert der Türsteher die entstandene Dreierkonstellation. Ich hab ihn noch nie so dreckig grinsen sehen wie in diesem Moment. Der Gesichtsausdruck hat was. Verdammt, hoffentlich bekomme ich irgendwann die Chance, mich von ihm ficken zu lassen.

»Ich wohne direkt um die Ecke«, klärt mich Stefan auf und wir gehen gemeinsam in die Richtung, die er einschlägt.

Schweigend erreichen wir den Berliner Altbau, der sich wirklich in unmittelbarer Nähe befindet. Ich bin zufrieden, denn wenn ich mich nachher verdrücke, werde ich nicht lange nach Hause brauchen. Seine Wohnung ist im zweiten Stock und nachdem er die Tür aufgeschlossen sowie das Licht im Flur angemacht hat, begrüßen uns hell gestrichene Wände und gepflegte Holzdielen. Schuhe und Jacken werden kollektiv ausgezogen, anschließend folge ich den beiden in einen angrenzenden Raum. Das Wohnzimmer ist ebenso hell und sauber wie der Eingangsbereich. Obwohl ich glaube, keine Erwartungen gehabt zu haben, bin ich positiv überrascht. Stefan scheint ein sehr sortierter Mann zu sein. Im Zuge der Blind Dates habe ich schon ganz anderes gesehen.

»Wollt ihr noch etwas trinken?«

Da ich Oliver ansehe, dass er das Angebot überdenkt, ziehe ich langsam mein Longsleeve hoch und anschließend aus. Achtlos lasse ich den Stoff auf den Boden fallen. Die Blicke der beiden bleiben sofort auf mir liegen. Ich genieße den Ausdruck in ihren Gesichtern. Das mit dem Trinken dürfte sich jetzt erledigt haben. Ich streife mir die Socken von den Füßen, danach mache ich mich gemächlich an den Knöpfen der Jeans zu schaffen. Ich zögere nur einen Moment, doch dann beschließe ich, die Pants gleich mit auszuziehen. Einen Augenblick später stehe ich nackt vor ihnen. Mein Schwanz ist nicht mehr ganz so hart wie im Club, aber meine Eier tun durch die lange Geilheit inzwischen weh. Ich mag das Gefühl. Meine Hand wandert nach unten, schließt sich und ich wichse mich langsam, damit er wieder richtig steht.

»Da lang«, erklärt Stefan mit rauer Stimme und deutet auf eine Zimmertür.

Ich setze mich in Bewegung und bin nicht der Einzige. Unmittelbar nach mir betreten die zwei das Schlafzimmer. Die Spielwiese, die mich anlächelt, ist riesig und kein Standardformat.

Eigentlich will ich mich nur noch auf diese große Matratze knien und meinen Arsch hinhalten, aber dann hätte ich mit den beiden auch im Darkroom verschwinden können. Ich gehe auf Stefan zu, der bereits damit beschäftigt ist, sein Shirt auszuziehen. Den Rest werde ich übernehmen. Ich sinke vor ihm auf die Knie, öffne den Knopf und ziehe ihm seine Klamotten nur bis knapp unter den Hintern. Vorerst reicht es mir, dass sein harter, großer Schwanz zum Vorschein gekommen ist. Ihn im Darkroom in meinem Arsch gespürt zu haben, war eine Sache, ihn nun zu sehen und anzufassen, eine ganz andere. Der kleine Schlitz in der Eichel lässt mich wissen, wie geil mein Gegenüber ist, denn klare Perlen der Vorfreude treten hervor. Für mich eine unausgesprochene Einladung. Sie gehören mir.

Meine Finger legen sich um seinen Schwanz, ziehen die Vorhaut zurück und dann gibt es für meine Zunge kein Halten mehr. Sekunden später fixiert er sanft meinen Kopf und stößt mir in den Mund. Ich liebe dieses Gefühl. Ich schaffe es gerade mal, ihn bis zur Hälfte aufzunehmen, ehe der Würgereiz einsetzt, den ich jedoch geflissentlich ignoriere. Viel zu schnell werde ich zurückgezogen.

»Knie dich aufs Bett«, fordert Stefan.

Ich zögere nicht. Ein kurzer Seitenblick auf Oliver zeigt mir, dass er sich inzwischen auch komplett ausgezogen hat. Sein Schwanz ist ebenfalls nicht zu verachten. Sieht so aus, als wird es ein perfekter Abend. Stefan geht zu einem Nachttisch. Ich bin zufrieden, als einen Moment später jede Menge Kondome und ein Spender mit Gleitgel auf dem Bett landen.

Stefan kniet sich vor mich, sodass ich seinen Harten direkt in meinem Mund verschwinden lassen will, doch ein fester Griff in die Haare bremst mich. Er zieht meinen Kopf in den Nacken und schaut mir tief in die Augen. Keine Ahnung, woran es liegt, aber sein Blick lässt meinen Schwanz zucken. Er beugt sich zu mir herunter. Küssen ist eigentlich nicht so mein Ding. Er schnappt jedoch nur kurz nach meiner Unterlippe, saugt sie leicht ein und rückt dann wieder ab.

»Fick ihn, Oliver.«

Shit! Sein Tonfall, die Mimik und das, was er fordert, versetzen meiner Geilheit einen absoluten Kick. Genießend schließe ich die Augen und höre das Knistern der Folie. Sekunden später schiebt sich ein mit Gel benetzter Finger in meinen Arsch und lässt mich schwer atmen. Dass ich keine große Vorbereitung brauche, scheint auch Oliver zu merken, denn der Finger wird umgehend herausgezogen, dann durchbricht sein Schwanz meinen Muskelring. Nicht nur mein lustvolles Stöhnen ist zu hören, als Oliver sich ohne Zögern bis zum Anschlag in mich drängt. Meine Lider flattern und als ich sie öffne, liegt der Blick von Stefans dunkelbraunen Iriden noch immer auf mir. Ich kann mich nur bedingt darauf konzentrieren, da Oliver es nicht gerade langsam angehen lässt. Schnell hat er einen harten Rhythmus gefunden, in dem er sich in mich rammt. Ich spüre etwas an meinen Lippen. Stefan hat nach wie vor eine Hand in meinen Haaren, doch die andere hat seinen Schwanz an meinen Mund dirigiert und streicht mit der feuchten Eichel über meine Unterlippe. Meine Zunge schnellt hervor und nun reibt er sie daran. Meine Fantasie überschlägt sich. Irgendwann, wenn ich einen festen Partner habe, kommt der Teil der Wunschliste, der sich intensiv mit Körperflüssigkeiten befassen wird. Hier und jetzt werde ich jedoch nicht schlucken und der Mann hinter mir benutzt ein Kondom.

Oliver ändert den Winkel ein wenig. Ich keuche überrascht und ein Zucken geht durch meinen Körper. Mit jedem Stoß streift er meine Prostata. Der Orgasmus ballt sich zusammen und es sieht fast so aus, als wäre es der erste, bei dem keine Berührung nachhelfen muss. Mein gequält klingender Laut wird auf einmal von Stefans Lippen abgefangen. Als sich Oliver wieder in mich schiebt, komme ich so heftig, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe. Mein Höhenflug klingt ab. Nach wie vor hänge ich an Stefans Lippen und Oliver bewegt sich konsequent weiter. Es fängt an, unangenehm zu werden, doch für mich ist das nur eine körperliche Reaktion. Mein Kopf feuert ihn an und findet es geil, dass er mich gnadenlos fickt.

Als er wenige Stöße später lauter wird, weiß ich nicht, ob ich es bedauern oder dankbar sein soll, dass er auf der Zielgeraden ist. Fahrige Bewegungen folgen und werden von Keuchen begleitet, anschließend stöhnt er seine Lust hinaus.

Zeitgleich spüre ich Stefans Zunge an meinem Ohr, dann raunt er mir zu: »Das war nur das Vorspiel. Jetzt bekommst du meinen Schwanz und ich werde dich richtig durchficken. Das brauchst du doch, nicht wahr? Und Olivers wirst du dabei wieder hochblasen!«

Keine Ahnung, welche Knöpfe er in mir drückt, aber ich nicke benommen, mehr ist nicht möglich. Er schafft es, dass mein Kopf kurz vor einem Urknall ist und meine Erektion gar nicht abklingen kann. Ich spüre Olivers Verlust in mir und gleichzeitig ist Stefan auf einmal nicht mehr vor mir. Allerdings streicht er mir über den Rücken, als er sich hinter mich bewegt, sodass diese merkwürdige Verlustangst im Keim erstickt wird. Dass er mit Oliver spricht, kommt nur gedämpft bei mir an. Ich fühle mich wie in Watte gepackt. Diese Watte geht jedoch in Flammen auf, als er seinen größeren Schwanz in mich rammt. Ein Schrei verlässt meine Lippen, dann ein hilfloses Keuchen, weil seine Finger sich schmerzhaft in meine Hüfte krallen. Er wird langsamer und variiert mehrmals den Winkel, bis er den richtigen gefunden hat, um meine Prostata weiter zu malträtieren. Ich mache ein Geräusch, das mir gänzlich fremd ist. Das nächste wird von Olivers Schwanz aufgehalten, der sich in meinen Mund schiebt. Ich weiß gerade nicht, ob ich im Himmel oder in der Hölle bin, doch gleichzeitig breitet sich in meinem Brustkorb ein Glimmen der Zufriedenheit aus.

 

***

 

»Willst du echt noch nach Hause? Ich hab kein Problem damit, wenn du hier pennst.« Stefan sieht mich forschend an.

»Hab's nicht weit«, murmle ich und pflücke meine Klamotten vom Wohnzimmerboden.

»Es ist halb fünf, Heiko. Du musst doch todmüde sein.«

Bin ich auch, aber das binde ich ihm nicht auf die Nase. Stattdessen raffe ich mich zu einem Grinsen auf und zwinkere ihm zu.

Oliver pennt schon. Nachdem Stefan gekommen ist, hat er mich auch noch einmal rangenommen. Stefan war immerhin so gnädig und hat mir seine zweite Ladung auf die Brust gespritzt. Aber meinen Arsch kann ich für die nächsten Tage abhaken. Dennoch bin ich so befriedigt wie noch nie. Trotzdem steht mir nicht der Sinn danach hierzubleiben, auch wenn es sympathische Männer sind, vor allem mein Gastgeber.

»Ich wach gern in meinem eigenen Bett auf«, gebe ich dann offen zu.

»Gib mir 'ne Minute«, fordert Stefan, dreht sich um und verschwindet im Schlafzimmer.

Just in dem Moment, in dem ich fertig bin, kommt er zurück, ebenfalls angezogen. Fragend sehe ich ihn an, doch er geht in den Flur und zieht Schuhe an.

»Ich bring dich.«

»Brauchst du nicht.«

»Ist mir klar.«

Während er seine Jacke vom Haken nimmt, greift er sich mit der anderen einen Schlüssel und hält ihn in die Höhe. Ein Autoschlüssel. Ich nicke und schenke ihm ein Lächeln. Insgeheim bin ich dankbar, dass ich jetzt nicht noch auf einem kalten U-Bahnhof warten muss. Leise verlassen wir die Wohnung.

Als wir aus dem Haus heraus sind, fragt er: »Wo musst du hin?«

»Schloßstraße 50.«

»Die am Sophie-Charlotte-Platz?«

Ich nicke bestätigend.

»Das ist ja wirklich nicht weit.«

Ich grinse ihn an. »Hab ich doch gesagt.«

»Aber wer weiß, wie lange du auf die U-Bahn gewartet hättest.«

Er bleibt vor einem BMW X5 stehen und entriegelt den Wagen. Ein klasse Auto, das ohne Frage ein gewisses Budget voraussetzt. Ich bin jedoch nicht der Typ, der nachfragt, was der andere beruflich macht. Schließlich geht es nur um das Eine.

Wir steigen ein und er fährt los. Schweigen entsteht, allerdings eins von der angenehmen Sorte.

Zehn Minuten später hält er vor dem Altbau, in dem ich wohne.

»Danke für die ausgesprochen heiße Nacht und das Nachhausebringen«, verabschiede ich mich lächelnd.

»Ich habe zu danken.« Er grinst zurück.

Ich öffne die Wagentür und nach einem »Man sieht sich« bin ich auch schon ausgestiegen und schließe sie wieder.

So mag ich es. Eine heiße Nacht und keine Dramen beim Abschied. Unkompliziert und befriedigend. Sehr befriedigend, aber das restliche Wochenende werde ich – beziehungsweise mein Hintern – wohl zur Regeneration brauchen.


 

Kapitel 3

 

 

Das Wochenende und die nachfolgenden Tage sind irgendwie an mir vorbeigeflogen. Mein Arsch hat mich bis Mittwoch wissen lassen, wie viel er eingesteckt hat. Doch statt zu jammern, bin ich mit einem leicht debilen Grinsen durch die Gegend gelaufen. Auf Onlinedates habe ich verzichtet und beschlossen, am nächsten Wochenende lieber noch mal ins Wicked zu gehen. Da erwarten mich zumindest keine Typen mit falschen oder sehr alten Profilfotos und erschwindelten Geschichten. Diese Fickportale kosten mehr Zeit, als einen Blick durch den Club zu werfen und was Passendes für eine schnelle Nummer zu finden.

Heute gehe ich eine Stunde früher los als letzten Freitag. Mit etwas Glück ist es dann noch nicht ganz so voll.

Ich behalte recht, vor dem Eingang ist keine Schlange. Mein favorisierter Türsteher schenkt mir ein Grinsen, als ich auf ihn zugehe.

»Schön, dich zu sehen. Wie geht's dir?«, fragt er und wackelt mit den Augenbrauen.

Ich muss schmunzeln. »Ausgesprochen gut, und selbst?«

»Gut, außer dass ich leicht frustriert bin.«

Überrascht heben sich meine Brauen, doch ehe ich nachhaken kann, erklärt er: »Du kommst immer nur am Wochenende vorbei, wenn ich Dienst habe.«

Der Zaunpfahl war spürbar. Ich tippe ihm lächelnd mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Wann bist du denn das nächste Mal hier und stehst nicht an der Tür?«

Er schaut mich so verblüfft an, dass ich mich frage, ob er nur flirten, aber keine Nägel mit Köpfen machen wollte. Dann ändert sich die Mimik und seine Augen funkeln.

»Montagabend um halb neun?«

»Abgemacht!«

Nicht nur er grinst zufrieden. Ehe ich den Laden betreten kann, hält er mich am Ärmel meiner Jacke auf.

»Verausgab dich am Wochenende nicht zu sehr. Ich habe einiges mit dir vor«, raunt er mir ins Ohr und schafft es, dass eine Ameisenhorde über meine Wirbelsäule saust.

Verdammt, ich würde ihn gern auf der Stelle in den Darkroom schleppen. Sein Aftershave riecht so gut, dass ich den Wunsch verspüre, meine Nase an seinen Hals zu pressen.

»Mach ich nicht, versprochen.«

Während er zufrieden nickt und mich meiner Wege ziehen lässt, schnaufe ich und zweifle an meinem Verstand. Habe ich gerade tatsächlich zugesagt, meinen Arsch zu schonen, und damit so eine geile Aktion wie vom letzten Wochenende automatisch ausgeschlossen? Verflixt, aber ich denke und hoffe, dass er es wert ist.

Wenige Minuten später lehne ich mit dem Rücken am Tresen und trinke einen Schluck Bier aus meiner Flasche. Das Wicked ist zwar voll, allerdings nicht so überfüllt wie vorigen Freitag. Mein Blick fliegt über die Tanzfläche. Es sind ein paar Kerle anwesend, die meinen Geschmack treffen. Ich schaue zu dem Durchgang, der nicht nur in den Bereich mit den Toiletten führt, sondern auch zum Darkroom. Just in dieser Sekunde kommt Stefan heraus. Hinter ihm läuft ein Twink, wie er im Buche steht.

Meine Brauen hüpfen nach oben. Den beiden sieht man an, dass sie gerade keinen Spaß hatten. Eindeutig. Der Kleine schmollt und wirkt zickig, Stefan hingegen reichlich angepisst. Kaum haben sie den Durchgang hinter sich gelassen, rauscht der Twink hocherhobenen Hauptes davon. Stefan steuert den Tresen an, sein Blick huscht an der langen Theke entlang und bleibt an mir hängen. Das eben noch grimmig wirkende Gesicht hellt sich auf. Er kommt auf mich zu, doch statt einer normalen Begrüßung docken seine knappen zwei Meter an meiner Vorderfront an und mir wird ins Ohr geraunt: »Heiko, ich brauche Trost!«

Dezenter, angenehmer Aftershavegeruch steigt in meine Nase, der allerdings mit Alkohol gemischt ist. Es stört jedoch nicht.

»Schlecht gelaufen?«

Er nimmt ein wenig Abstand und schaut gespielt betrübt drein. »Mein Schwanz war ihm zu groß«, brummt er empört.

Meine Lippen zucken und ich muss mir ein Lachen verkneifen. Stefan wirkt wie ein zu groß geratenes Kind, dem man das Lieblingsspielzeug weggenommen hat. Ich kann mir denken, nach welcher Art von Trost er sucht, aber will ich mich darauf einlassen? Er scheint meine Bedenken zu ahnen. Sein Unterleib reibt an meinem und ich spüre, dass er noch immer semihart ist. Die Bewegungen sorgen dafür, dass er wieder richtig steif wird.

»Aller guten Dinge sind drei?«, flüstert er mir ins Ohr und beginnt daran herumzuknabbern.

Ich weiß, dass es sich für mich lohnen wird, außerdem bringe ich es irgendwie nicht übers Herz, ihm knallhart eine Abfuhr zu erteilen. Bisher habe ich recht unbeteiligt auf seine Annäherung reagiert, doch nun setzt sich meine freie Hand in Bewegung und greift um seine Taille. Näher ziehen kann ich ihn nicht, zwischen uns passt kein Luftzug, aber ich deute es an und reibe mich ebenso an ihm.

Meine Zustimmung sorgt für einen Überraschungseffekt. Auf einmal spüre ich seine Lippen auf meinem Mund und ehe ich es richtig realisiere, berührt seine Zunge meine. Er stellt sich geschickt und lockend an, sodass ich gar nicht passiv bleiben kann, sondern mich auf das Spiel einlasse. Warum habe ich Küssen bisher nie als wichtig empfunden? Das, was der Mann mit seiner Zunge anstellt, ist purer Sex, der mir zittrige Beine und ein hektisch pumpendes Herz verschafft. Ich möchte unwillig knurren, als er aufhört und ein Stück von mir abrückt. Während ich heftig blinzelnd um klare Sicht ringe, nimmt er mir die Bierflasche aus der Hand und stellt sie auf den Tresen. Anschließend verschränkt er seine Finger mit meinen und fordert mich auf mitzukommen. Ich brauche einen Moment, bis ich in meiner Hormonwolke bemerke, dass er mich nicht zum Darkroom, sondern zum Ausgang führt. Ich protestiere nicht, auch wenn ich nicht damit gerechnet habe.

Wir schlüpfen in unsere Jacken, dann schlägt uns kühle Oktoberluft ins Gesicht. Ich erhasche einen kurzen Blick auf den Türsteher. Er sieht erstaunt aus, mehr kann ich seiner Miene nicht entnehmen.

Allerdings zieht Stefan mich so schnell weiter, dass ich Probleme habe, Schritt zu halten. Es überrascht mich, dass er meine Hand nicht loslässt, obwohl wir schon aus dem Club raus sind. Mein erstes Mal, dass ich Händchen haltend mit einem Mann unterwegs bin. Ein Gefühl von Vertrautheit kommt auf und ich wehre mich nicht dagegen. Schließlich ist mein Verstand nicht in der Lage, richtig zu arbeiten, der hat sich ausgeklinkt, weil das Blut einige Stockwerke tiefer benötigt wird.

Ich kann Stefan nach wie vor schmecken. Das Eingeständnis fällt mir ein wenig schwer, aber ich würde ihn verdammt gerne noch mal küssen. Sehnsüchtig beiße ich mir auf die Unterlippe. Zwei Sekunden später keuche ich auf und habe eine Hauswand im Rücken. Stefan hat mich festgepinnt und seine dunklen Augen betrachten lüstern meinen Mund. Kein Zweifel, ihn plagt gerade das gleiche Verlangen. Das lässt er mich wissen, indem seine Zunge einen Augenblick später meine in Beschlag nimmt. Er ist ungestüm, gierig und bestimmend. Schlagartig verspüre ich den Wunsch, mich hier und jetzt von ihm ficken zu lassen. Ich zwänge eine Hand zwischen unsere Körper und streiche über seine Körpermitte. Er ist genauso hart wie ich. Mein Griff wird fester. Der Stoff seiner Hose ist dünn, sodass ich die Konturen seines Schwanzes nachfahren kann.

Pöbeleien holen uns in die Realität zurück. Stefan gibt mich frei und ich nehme nur am Rande wahr, wie er etwas erwidert. Es ist noch nicht sonderlich spät und hier ist jede Menge Betrieb. Kein Wunder, dass wir Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Ich bin so geil, dass ich es gerade auf der Bühne eines voll besetzten Theaters treiben würde. Stefan scheint klarer im Kopf zu sein, er zieht mich weiter. Während wir die letzten Meter zu seiner Wohnung zurücklegen, frage ich mich, was der Mann mit mir anstellt. Anscheinend gibt es eine Fernbedienung für mich und meinen Körper, von der ich bisher nichts gewusst habe. Er hat sie. Eindeutig.

Stefan schließt die Tür des Altbaus auf und ich folge ihm die Stufen hinauf. Als er die Wohnungstür öffnet, bemerke ich das leichte Beben seiner Finger.

Gut, dass nicht nur ich so durch den Wind bin. Ich trete mir die Schuhe von den Füßen und schaffe es gerade noch, die Jacke aufzuhängen, ehe ich erneut eine Wand im Rücken habe. An dieser muss ich auch jeden Moment herunterrutschen, wenn er mich weiter so küsst. Wieder bekomme ich weiche Knie und meine Hände greifen in sein Shirt, um mir ein wenig Halt zu verschaffen. Der Kerl fühlt sich wie ein Orkan an Glückshormonen an, der durch meine Adern rauscht.

Seine Hände legen sich an meine Taille und er beginnt, mich in eine bestimmte Richtung zu bugsieren, während wir uns fortwährend mit unseren Mündern verschlingen. Ich nehme an, dass er uns ins Schlafzimmer bringt. Sein Bett ist gut, aber so rattig, wie ich bin, würde es gerade auch der Boden tun. Im Stehen wäre gleichfalls eine Option. Meine Gedanken stoppen abrupt mit der Bettkante in meinen Kniekehlen. Ich keuche, als er auf mir landet. Es wird jedoch sofort von einem gequälten Stöhnen abgelöst, als er seine Hüften rhythmisch bewegt. Shit, Stefan wird es schaffen, dass ich in den Klamotten komme.

Sekundenlang löst er sich von mir, damit wir Luft holen können. Ich nutze den Moment.

»Fick mich«, flehe ich krächzend.

Sein Lächeln ist diabolisch, aber verdammt sexy.

»Bleib so liegen!«

Da das nicht nach einer Bitte klingt, zuckt mein Schwanz. Paralysiert schaue ich zu, wie er den Knopf öffnet und mich anschließend mit wenigen Zügen von meiner Hose, den Pants und den Socken befreit. Ein weiteres Mal legt er seine Hände an meine Taille, dann zieht er mich mit dem Arsch bis an die Bettkante, als wäre ich ein Fliegengewicht. Einen Moment später spüre ich meine Oberschenkel auf dem Bauch und der Brust, weil er sie hochdrückt. Ich komme mir entblößter vor, als wenn ich nur vor ihm knien und meinen Hintern anbieten würde, doch es macht mich noch geiler. Ich nehme ihm die Last ab und halte meine Beine selbst fest.

Ich warte darauf, dass er die Hose öffnet und sich ein Gummi über seinen Prachtschwanz rollt, stattdessen fühle ich seine Zunge an meinen Eiern und sie rutscht tiefer. Erst beiße ich mir auf die Unterlippe, dann entlasse ich das Stöhnen, das sich aufgestaut hat. Das erste Rimming meines Lebens und es ist geiler, als ich es mir erträumt habe. Zwischendurch dringen immer wieder seine Finger in mich ein, mal einer, mal zwei und kurz schieben sich drei in mich hinein, ehe er mich erneut mit seiner Zunge bearbeitet. Damit treibt er mich in den Wahnsinn, denn die Finger peitschen mich näher an den Orgasmus heran, doch dieses Wechselspiel entlockt mir jammernde Laute.

Ich höre das Geräusch einer Gürtelschnalle. Meine Vorfreude wächst. Er steht auf und ich sehe, wie er in die Tasche seiner Hose greift, ehe er sie ein Stück runterzieht. Er hat ein Kondom herausgezogen und reißt fahrig die Verpackung auf.

»Rutsch etwas höher«, fordert er, während er seinem Schwanz das schützende Latex verpasst.

Eilig komme ich dem Wunsch nach. Stefans Anblick ist ein Kick für meine Geilheit. Die Jeans hängt in den Kniekehlen, das figurbetonte Shirt ist ein kleines Stück hochgezogen. Meins habe ich auch noch an. Doch meine Hände sind damit beschäftigt, meine Beine wieder an den Körper zu ziehen. Er reißt ein weiteres Tütchen auf und verteilt Gleitgel auf dem Kondom, dann kommt er endlich zu mir auf das Bett. Mit einer Hand stützt er sich ab, mit der anderen dirigiert er seinen Harten direkt an sein Ziel. Als seine Eichel in mich eindringt, spüre ich willkommenen Schmerz, der sich gleich legen wird. Ich entspanne mich und schaue zwischen meinen gespreizten Schenkeln hindurch. Zu sehen, wie er seinen Schwanz langsam, aber beharrlich in mich schiebt, ist der pure Wahnsinn. Nachdem er bis zur Wurzel in mir steckt, beugt er sich herunter und meine Zunge kommt seiner entgegen.

Die Nummer am letzten Wochenende war genial, doch das, was hier stattfindet, ist von anderer Qualität. Sind es die Küsse, die dafür sorgen, dass sich alles so intim und persönlich anfühlt?

Als er sich fast ganz aus mir zurückzieht, erwarte ich den nächsten Stoß kräftiger. Das Gegenteil ist der Fall. Erneut dringt er träge und gelassen in mich ein. Ich verfluche die Disziplin, die er gerade an den Tag legt. Ich kann ihn nicht auffordern, mich härter zu ficken, seine Lippen unterbinden es, ebenso wie seine Zunge, die mit meiner tanzt. Er nimmt einen gemächlichen Rhythmus auf, doch sein Zittern lässt mich wissen, wie sehr er sich beherrschen muss. Dann scheint seine Geduld ein Ende gefunden zu haben.

Der Laut, den ich von mir gebe, als er sich in mich rammt, wird von ihm geschluckt. Das Geräusch unserer aufeinanderklatschenden Haut flutet das Zimmer. Seine Bewegungen werden fahrig. Er ist eindeutig im Endspurt, während ich noch nicht auf der Zielgeraden bin. Ein lautes Stöhnen dringt in meinen Mund und ein Ruck geht durch seinen Körper.

Die kommenden Stöße sind ruhiger und mein eigener Orgasmus rückt in noch weitere Ferne. Ich hoffe, dass es das noch nicht gewesen ist. Ist es auch nicht, wie er mich einen Moment später spüren lässt. Er gibt meine inzwischen schmerzenden Lippen frei und richtet sich etwas auf. Sein Becken bewegt er jedoch weiterhin. Eine Hand schließt sich fest um meinen Schwanz und ich zucke ihr willkommen entgegen. Der Rhythmus ist schnell und hart, sodass ich innerhalb kürzester Zeit das vertraute Gefühl des bevorstehenden Feuerwerks merke. Mein Unterleib zieht sich zusammen und während mein Saft aus mir herausschießt, höre ich ihn keuchen.

Als nur noch schwerer Atem den Raum erfüllt, lacht er leise. Ich bin benommen und verstehe nicht, was es für einen Anlass dafür gibt.

»Du hast meinen Schwanz erwürgt«, scherzt er grinsend.

Mehr als ein Schnaufen schaffe ich nicht. Mein Hintern brennt und als er mein Mordopfer langsam herauszieht, weiß ich nicht, ob ich murren oder dankbar sein soll. Für einen Moment schließe ich die Augen und lasse mich treiben. Es geht mir verdammt gut. Wenn ich eine Top-Ten-Liste für Ficks hätte, wäre dieser auf Platz eins gelandet.

»Dein Shirt ist eingesaut.«

Statt einer anständigen Antwort brumme ich nur. Meine Klamotten sind gerade nebensächlich. Seine Hände streichen meine Brust hinauf und schieben mein Oberteil hoch. Ich öffne die Augen. Stefan hat vor, mich von dem Stoff zu befreien, und mit einem leisen Ächzen helfe ich ihm dabei. Dann schaue ich zu, wie er seine Kleidung abstreift. Als er sie los ist, legt er sich neben mich und zieht mich in seine Arme. Kuscheln? Warum eigentlich nicht, fühlt sich irgendwie passend an. Ich habe keine Lust, jetzt aus dem Bett zu springen und mich auf den Nachhauseweg zu machen. Seine Finger streicheln über meine Haut und sorgen dafür, dass es sich noch besser anfühlt. Ich schließe mich Stefan an und lasse meine ebenfalls Bahnen über die verschwitzte, warme Fläche ziehen. Müdigkeit kriecht in meine Knochen und ich versuche, mich dagegen zu wehren. Als ich mich aufrappeln will, wird der Versuch jedoch sofort im Keim erstickt. Stefans Arme gleichen Schraubstöcken.

»Bleib.«

Ein einfaches Wort mit immenser Wirkung. Will er eine weitere Runde einlegen? Nur kuscheln? Mit mir frühstücken? Ist das hier noch unverbindlich?

Mein Gesicht muss Bände sprechen, denn auf einmal erinnert er mich wieder an das zu groß geratene Kind, dem ich im Club begegnet bin.

»Ich... ich kann dich natürlich nicht zwingen zu bleiben, aber... na ja... ich fänd's gerade ganz schön.«

Der Blick aus diesen braunen Bambiaugen nimmt mir den Wind aus den Segeln und vernichtet alle Bedenken. Er seufzt zufrieden, als ich mich wieder an seinen Körper schmiege. Stefans Atem streift mein Gesicht. Er riecht gut und verschafft mir warme, wohlige Schauer.

 

***

 

Kaffeegeruch holt mich träge aus dem Schlaf. Es dauert einen Moment, bis mir klar wird, wo ich bin. Durch die Ränder der Jalousien dringt helles Licht und nach einem Blick über die leere Betthälfte neben mir finde ich einen Wecker. Es ist gleich halb zehn. So lange penne ich normalerweise nur, wenn es wirklich spät geworden ist. Ich raufe mir kurz die Haare, anschließend strecke ich mich. Mit dem Wachwerden zieht auch Befangenheit ein, doch ich versuche sie abzuschütteln. Stefan hat mich schließlich aufgefordert zu bleiben, ich bin also kein ungebetener Gast. Vielleicht wird es gar nicht so unangenehm, mit ihm noch einen Kaffee zu trinken, ehe ich mich auf den Weg nach Hause mache? Allerdings brauche ich erst eine Dusche, das verrät mir mein Körpergeruch, als ich die Bettdecke beiseiteschlage. Ich rieche nach Sex, vor allem nach getrocknetem Sperma. Mein Hintern lässt mich wissen, dass Stefans Schwanz gestern ganze Arbeit geleistet hat, aber es fühlt sich gut an.

Seufzend rappele ich mich auf. Mein Blick fällt auf einen stummen Diener und ich muss grinsen. Er hat meine Klamotten darüber gehängt, allerdings fehlt das Shirt. Ich schnappe mir die Pants und schlüpfe in meine Jeans, anschließend öffne ich die Schlafzimmertür und folge dem verlockenden Geruch. Ich erreiche eine große, geräumige Küche. Als Erstes sehe ich Stefan, der lediglich mit einer Jogginghose bekleidet ist und gerade Kaffee in Tassen füllt, dann bemerke ich Oliver, der am Küchentisch sitzt. Er entdeckt mich, ehe ich dazu komme, mir über die Situation Gedanken zu machen.

»Guten Morgen.« Er schenkt mir ein freundliches Lächeln und steckt sich eine seiner halblangen blonden Strähnen hinter das Ohr.

»Morgen«, erwidere ich verdattert. Es wundert mich, dass Stefans Kumpel hier ist. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich schon duschen gegangen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, hier auf den Mann vom vorletzten Mal zu treffen.

»Hey, Langschläfer«, begrüßt mich Stefan mit einem breiten Grinsen. Er deutet auf den Küchentisch. »Setz dich, der Kaffee ist fertig und Oliver hat Brötchen mitgebracht.«

»Ähm, ich würde gern erst unters Wasser, wenn das okay ist?«

»Klar. Ach ja, falls du dein Shirt suchst, das habe ich mit in die Waschmaschine geworfen. Anziehen konntest du das Teil wirklich nicht mehr. Ich gebe dir eins von mir.«

Ich nicke perplex und fühle mich unwohl in meiner Haut. Die ganze Zeit mustert mich Oliver von oben bis unten, obwohl er mich schon einmal nackt gesehen hat. In einem Club ist unverhohlene Fleischbeschau in Ordnung, aber jetzt, am Morgen nach dem Sex mit seinem Kumpel, komme ich damit nicht sonderlich gut zurecht. Stefan setzt sich in Bewegung und ich folge ihm ins Schlafzimmer, in dem er mir ein Sweatshirt in die Hand drückt.

»Das müsste einigermaßen passen und nicht wie ein Kartoffelsack rumschlottern. Das Badezimmer ist auf dem Flur rechts.«

»Ähm, danke.« Mir liegt auf der Zunge zu fragen, was Oliver hier macht, doch gleichzeitig denke ich, dass es mich nichts angeht. Vielleicht waren die beiden verabredet und es war nicht geplant, dass ich übernachte.

Schnell schnappe ich mir meine Socken, dann verschwinde ich Richtung Bad und versuche, möglichst gelassen zu wirken. Gerade fühle ich mich in meinem Grundprinzip, morgens immer alleine im eigenen Bett aufzuwachen, bestärkt. Mir ist die Situation unangenehm und ich nehme mir vor, Derartiges in Zukunft zu umschiffen.

Ich dusche im Eilverfahren und beschließe dabei, höchstens eine halbe Tasse Kaffee mit den beiden zu trinken, ehe ich mich aus dem Staub mache. Nachdem ich wieder angezogen bin, rubble ich mir mit dem Handtuch über die Haare. Gut, dass sie kurz sind und in wenigen Minuten trocken sein müssten. Ich atme noch einmal tief durch, ehe ich die Klinke herunterdrücke und das Badezimmer verlasse. Innerlich schicke ich ein Stoßgebet gen Himmel, der Situation möglichst schnell entkommen zu können. Ich straffe die Schultern und versuche Gelassenheit auszustrahlen, als ich die Küche ein zweites Mal betrete.

Stefan und Oliver sitzen jetzt zusammen am Küchentisch. Die Konstellation und ihr Verhalten machen einen sehr vertrauten und intimen Eindruck auf mich, über den ich nicht weiter nachdenke. Stattdessen folge ich Stefans unausgesprochenem Angebot, als er auf einen freien Stuhl deutet. Auf dem Platz stehen bereits eine Tasse Kaffee, ein Teller, daneben ein kleines Milchkännchen sowie ein Zuckerstreuer. Beide Männer lächeln mich freundlich an, sodass ich fast ein schlechtes Gewissen bekomme, weil ich meine Flucht schon geplant habe. Vielleicht ist das alles hier ja doch nicht so schlimm, wie ich es mir vorstelle.

»Oliver ist übrigens mein Partner.«

Fuck. Emotionaler Katastrophenalarm. Mein Blick pendelt zwischen den beiden hin und her, die mich immer noch vorbehaltlos anlächeln. Er hat mir Oliver als Kumpel vorgestellt. Kumpel und Partner sind zwei unterschiedliche Dinge. Wieso ist Oliver nur so verdammt gelassen, obwohl ich die Nacht mit Stefan allein verbracht habe?

»Keine Sorge, wir haben eine offene Beziehung«, klärt Oliver mich auf.

Schön für die zwei, jedoch ändert das kaum etwas daran, dass ich mich gerade in Luft auflösen möchte. Auf der Stelle. Ich hatte zwar bisher keinen festen Mann in meinem Leben, aber für mich käme es nicht infrage, dass er oder ich nebenbei mit anderen vögeln. Hätte ich gewusst, dass Oliver sein Freund ist, wäre es nicht zu dieser Situation gekommen. Shit.

»Es ist völlig in Ordnung für mich, dass du hier bist.«

Aha. Das ist fein für Oliver, doch deshalb muss ich mit der Konstellation nicht automatisch zurechtkommen, oder?

»Okay«, würge ich hervor. Dann halte ich mich einen Moment an der Kaffeetasse fest und trinke einen Schluck. Ich richte meinen Blick auf Stefan. »Warum hast du mir deinen Partner beim ersten Mal als Kumpel vorgestellt?«

Er zuckt mit den Schultern und lächelt schief. »Es war unverbindlicher.«

Wäre ich mit ihnen mitgegangen, wenn sie sich als Paar geoutet hätten? Ich weiß es nicht. Oliver legt mir ungefragt ein Brötchen auf den leeren Teller vor meiner Nase. Mein rumorender Magen macht die geplante Ausrede zunichte, dass ich keinen Hunger habe. Sollte ich trotzdem einfach abhauen? Allerdings hab ich keine Lust, wie eine eingeschnappte Diva zu wirken. Stefan ist ein Three-Night-Stand aus dem Wicked und nicht meine große Liebe. Ich schneide mein Brötchen auf und linse dabei unauffällig zu Oliver rüber. Er hat volle Lippen, die zum Küssen einladen, das ist mir bei unserem ersten Zusammentreffen nicht aufgefallen, aber da war ich auch hormongesteuerter. Sie sehen weich aus und nicht so spröde, wie sich meine nach der ganzen Knutscherei der letzten Nacht anfühlen. Der Blick aus seinen blauen Iriden huscht schelmisch über mein Gesicht, dann landet er auf meinem Oberkörper.

»Du machst eine Menge Sport, oder?«

Unverbindliche Konversation kommt mir entgegen, wenn ich mich schon nicht in Luft auflösen kann. Ich nicke, schenke ihm ein schiefes Lächeln und erkläre: »Ich gehe dreimal die Woche zum Kickboxen.«

»Meine Motivation reicht gerade mal zum Joggen. Stefan stählt sich im Studio.«

»Sieht man ihm an«, spreche ich meine Gedanken aus. Muss ich mich schämen, weil ich seinem Freund damit ein Kompliment gemacht habe?

Eine Melodie lenkt uns ab und ich jubiliere innerlich, da es das Smartphone in meiner Jacke ist.

»'tschuldigung«, nuschle ich und versuche, nicht zu hastig aufzuspringen.

Es ist meine Mutter, das verrät mir das Lied. Ich könnte es einfach ignorieren, doch die spontane Fluchthilfe ist perfekt. Als ich das Telefon geborgen habe, hat sie bereits aufgelegt, dennoch grinse ich dankbar. Ich gehe zurück in die Küche, setze mich jedoch nicht mehr, sondern erkläre vom Türrahmen aus: »Ich muss los, tut mir leid.«

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber dass ausgerechnet von Oliver ein »Schade« kommt, ist verwirrend.

»Soll ich dich fahren?«, bietet Stefan an.

Ich schüttle sofort den Kopf. »Danke, brauchst du nicht. Frühstückt mal in Ruhe weiter.« Meine Lippen gehorchen dem Befehl zu lächeln. »Bis dann.« Nachdem ich zum Abschied die Hand gehoben habe, sause ich in den Flur. Schuhe an, Jacke gegriffen, Haustür auf und...

»Heiko?«

Verflixt. Oliver.

»Ja?« Hoffentlich sieht man mir die Panik nicht an. Reisende soll man ziehen lassen und nicht in ein weiteres Gespräch verwickeln.

Er überbrückt die Distanz zwischen uns und auf einmal spüre ich diesen perfekten Mund auf meinem. Derart überrumpelt schaffe ich es nicht mal ihn wegzuschieben.

»Würde mich freuen, wenn wir uns noch mal zu dritt treffen«, raunt er mir zu, nachdem er mich wieder freigegeben hat.

Mir verschlägt es die Sprache. Er grinst frech und seine Hand streicht über meinen Hintern. »Überleg es dir, ja?«

Schnappatmung. Hat er mir echt angeboten...

Sein leises Lachen lässt mich wissen, dass ich mir das nicht eingebildet habe.

»Komm gut nach Hause.«

Ein Nicken bringe ich gerade noch zustande, dann schlägt mein Fluchtinstinkt mit aller Macht zu. Kehrtwende, Treppen ins Visier nehmen und das absurde Geschehen hinter mir lassen. Als ich das Haus verlasse, schlüpfe ich in die Jacke und weiß nicht so recht, ob ich schockiert oder amüsiert sein soll. Beide Gefühle schwirren durch meinen Brustkorb und entlocken mir ein leises Lachen, während ich ungläubig den Kopf schüttle.