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Deutsche Erstausgabe (ePub) November 2013

 

Für die Originalausgabe:

© 2012 by B.G. Thomas

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Bianca's Plan«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

 © 2013 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Fürstenfeldbruck

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Überset-

zung, des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des

Verlages.

 

Umschlagillustration: Marek Purzycki

Bildrechte Umschlagillustration: auremar;

vermittelt durch Shutterstock LLC

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN ePub: 978-3-95823-584-7

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

 


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Klappentext:

 

»Ich will, dass Daddy zu Weihnachten einen Freund bekommt!«

Die zehnjährige Bianca hat nur ein Ziel: ihren Vater Gavin noch vor Weihnachten an den Mann zu bringen. Doch woher bekommt man geeignete Kandidaten?
Gavins bester Freund Curtis ist von diesem Vorhaben zwar alles andere als begeistert, unterstützt Bianca jedoch widerwillig – immerhin ist Gavin schon viel zu lange allein. Und schon bald läuft alles nach Plan. Aber... nach wessen Plan eigentlich?


 

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Aus dem Englischen

von Anne Sommerfeld

 


Kapitel 1

»Curtis? Glaubst du, dass Daddy glücklich ist?«

Curtis Harrell ließ von dem Truthahn ab, den er gerade füllte, und wandte sich an die Zehnjährige, die ihn über den Tisch hinweg ansah. Ihr dunkelbraunes Haar war straff zurückgebunden und in ihren großen, braunen Augen lag tiefe Besorgnis. »Warum fragst du, Bee?«

Bianca zuckte mit den Schultern und wandte für einen Moment den Blick ab. »Ich weiß nicht.«

Curtis zog eine Augenbraue hoch. Es war noch nie vorgekommen, dass Bianca nicht gewusst hatte, warum sie irgendetwas fragte. »Komm schon, Bee. Raus damit.«

Sie schnitt eine Grimasse und stieß die Luft aus. »Er sollte einen Freund haben, meinst du nicht auch?«

Curtis hörte auf, den Truthahn zu füllen, seine klebrigen Finger verkrampften sich. Das hatte er nicht erwartet. Bianca interessierte sich für das Liebesleben ihres Vaters? Wahrscheinlich sollte er dankbar sein, dass sie so locker mit dem Schwulsein umging und sich nicht in Fantasien darüber verlor, ihr Vater müsste ihr eine neue Mutter suchen.

Um ehrlich zu sein, Curtis machte sich ebenso Sorgen um Gavin. Es machte ihn traurig, dass es im Leben seines besten Freundes niemand Besonderen gab. »Vielleicht ist er noch nicht bereit.«

»Wofür ist er noch nicht bereit?« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Es ist lange her, dass Voldemort abgehauen ist.«

Curtis versuchte, nicht über den Spitznamen zu lachen, den Bianca Gavs Exfreund gegeben hatte. Voldemort – Steve – war eines Tages einfach verschwunden, während Gav arbeiten gewesen war. Gavin war vor Sorge fast verzweifelt, nur um zu erfahren, dass dieser Mistkerl mit dem Besitzer des The Watering Hole, einem mäßig beliebten Lokal in Kansas City, durchgebrannt war. Weder Curtis noch Gav hatten seitdem die Bar besucht. Das war nun schon beinahe zwei Jahre her.

»Ich hab diesen Blödmann sowieso nie leiden können«, fügte Bianca hinzu.

Curtis hatte ihn auch nicht sonderlich gemocht. Steve war umwerfend attraktiv gewesen, daran bestand kein Zweifel. Aber der Mann hatte sich für Curtis immer falsch angefühlt. Ganz offensichtlich war er nicht besonders… gebildet gewesen. Curtis vermutete, dass es eher Steves sportliche Höchstleistungen im Bett gewesen waren, die Gavins Interesse an ihm aufrechterhalten hatten, als irgendetwas anderes. Und zur Hölle, warum auch nicht? Aber Curtis fand einfach, dass sein Freund mehr verdiente.

»Dein Dad ist sehr beschäftigt, Süße. Er arbeitet hart für sein Geld.« Das tat Gavin tatsächlich. Er arbeitete Vollzeit in einem beschissenen Job – zuzüglich so vieler Überstunden, wie er konnte –, um seine Familie und seine Tochter zu unterstützen. »Warum sonst, glaubst du, ist er nicht hier, um uns beim Abendessen zu helfen?«, fragte Curtis.

Bianca seufzte und verdrehte die Augen. »Meinst du, dieser verdammte Job lässt ihn heute eher nach Hause kommen? Wer muss denn überhaupt an Thanksgiving arbeiten?«

Jeder, der donnerstags bei RMMS, Gavs beschissenem Arbeitgeber, arbeiten musste, dachte Curtis. Der Laden hatte 365 Tage im Jahr geöffnet und Gavin arbeitete donnerstags, also musste er an Thanksgiving immer arbeiten.

»Bee, du sollst nicht fluchen«, sagte Curtis.

Erneut verdrehte sie die Augen. »Ich hab doch nur verdammt gesagt.«

»Trotzdem«, war seine einzige Antwort.

Bianca zog einen Schmollmund, was Curtis zum Grinsen brachte. Sie war zu alt, um zu schmollen, und Curtis sagte ihr das auch.

»Hm«, erwiderte sie und summte leise Jingle Bells vor sich hin, während sie die Dosen öffnete, um den Bohnen-Auflauf vorzubereiten.

Gott, Curtis liebte dieses kleine Mädchen und hatte sich schon oft gewünscht, sie wäre seine eigene Tochter. Aber das war sie nicht.

Alles, was er tun konnte, war zu hoffen, dass er die richtige Frau finden und eines Tages ein eigenes Kind haben würde. Eines Tages! Es sollte besser bald passieren. Immerhin war er schon dreißig.

Curtis schüttelte den Kopf. »So oder so, es wird ein toller Tag«, erklärte er Bianca. »Wir werden auf jeden Fall ein großes, wunderbares Abendessen zusammen haben.«

»Ich wünschte, du wärst nicht hetero«, sagte Bianca plötzlich.

Curtis lachte überrascht auf. »Warum denn das?«, fragte er.

»Weil ich dich so gern mag. Und Dad und du wärt ein tolles Paar. Ihr seid schon beste Freunde. Ich fände es cool, dich als meinen anderen Dad zu haben.«

Nein. Bianca hegte auf keinen Fall den Wunsch, dass ihr Dad die richtige Frau fand. Curtis schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich verrückte Ideen, Bee.«

Bianca wandte sich ihm zu und musterte ihn prüfend. »Du bist doch hetero, oder?«

Curtis stützte sich auf den Tisch und legte das Kinn auf seine Handfläche – und bemerkte dabei zu spät, dass es die Hand war, mit der er den Truthahn gefüllt hatte. »Scheiße.«

»Nicht fluchen«, rief Bianca.

Schnaubend richtete er sich auf und griff nach einem Handtuch, um sich das Kinn abzuwischen. Was sollte er ihr sagen? Das war alles so kompliziert. Hetero genug hätte seine Antwort lauten müssen. Doch stattdessen sagte er: »Hast du jemals gesehen, dass ich mit einem Mann ausgegangen bin?«

»Ich hab dich seit Ewigkeiten nicht mehr mit einer Frau ausgehen sehen!«

»Was war mit Caitlin?«

Bianca verzog das Gesicht. »Oh bitte

Na schön… ja. Das hatte er verdient. Er versuchte es mit einer anderen. »Susan?«

Bianca winkte nur ab, ohne den Namen eines Kommentars zu würdigen. Fairerweise musste er sagen, dass Susan es wirklich nicht wert war. Nicht, dass sie ein schlechter Mensch war, sie war nur einfach nicht sein Typ. Wie auch immer der aussah. Das hatte er bis jetzt noch nicht herausgefunden.

»Und von Alison fängst du besser gar nicht erst an«, verkündete Bianca rundheraus.

»Beobachtest du mich?« Curtis wollte sich mit den Fingern durch die Haare fahren und erinnerte sich erst in letzter Sekunde daran, dass ein klebriges Kinn schlimm genug war.

»Ja«, sagte sie und warf den Kopf zurück.

»Wie kannst du dann sagen, dass ich nicht ausgehe?« Er wandte sich erneut dem Truthahn zu. Den Brustraum hatte er bereits fertig ausgestopft, nun war der Hals dran.

»Weil du niemals zweimal mit ihnen ausgehst.«

»Was war mit Alison?«

Bianca warf eine Zwiebelschale nach Curtis. »Ich hab dir gesagt, du sollst sie nicht erwähnen.«

»Hey! Hör auf, mit dem Essen zu werfen!«

Nun warf Bianca mit einem Stück Eierschale. Curtis wedelte mit der Hand und kleine Stücke der Füllung flogen in Biancas Richtung.

»Wie eklig!«

»Hör auf, mit dem Essen zu werfen«, wiederholte er.

Seufzend ließ sich Bianca auf einem der Küchenstühle nieder.

»Findest du Dad heiß?«

Curtis hustete und hätte sich beinahe verschluckt. »Heiß?«

Sie nickte. »Ich meine, warum lädt ihn niemand zum Essen ein? Er ist doch nicht hässlich, oder? Ich war gestern in der Waschküche und hab gehört, wie Preston seiner Schwester erzählt hat, dass Dad heiß ist. Er wusste nicht, dass ich zuhöre.«

Preston, der kleine, dünne Florist, der zwei Stockwerke unter ihnen wohnte, fand, dass Gavin heiß war?

Sie schüttelte den Kopf. »Es ist schwer zu sagen, wenn es der eigene Dad ist«, sagte sie.

Curtis räusperte sich. »Also… ah, ich weiß nicht, ob du mit mir die richtige Person fragst.«

»Weil du hetero bist? Komm schon, Curtis. Du kannst doch zugeben, dass ein anderer Mann heiß ist, oder? Ich finde ja auch, dass Taylor Swift heiß ist. Das heißt doch nicht, dass du ihn gleich knallen willst!«

Knallen? Hatte Bianca gerade wirklich knallen gesagt? Erneut musste er sich räuspern. Gavin, heiß? Das Bild von Gavin schlich sich in seinen Kopf. Schlank, gut gebaut, athletisch, dunkelblondes Haar, strahlend blaue Augen, ein süßes Lächeln und… oh Scheiße. Warum es nicht zugeben?

»Ich… äh… er ist ein gutaussehender Mann. Ich glaube, wenn ich auf Männer stehen würde, würde ich ihn fragen.«

Bianca seufzte, wie nur eine Zehnjährige es konnte. »Aber du tust es nicht. Verdammt.«

»Bee. Was habe ich übers Fluchen gesagt?« Kopfschüttelnd ging Curtis zur Spüle, öffnete mit dem Ellenbogen den Hahn und begann, sich die Hände zu waschen. »Warum machst du dir so plötzlich Sorgen darum, dass dein Dad keinen Freund hat?«, fragte er sie über die Schulter.

»Ein Lehrer hat uns letztens danach gefragt, was wir uns zu Weihnachten wünschen, und ich musste nur zehn Sekunden darüber nachdenken. Ich will, dass Daddy einen Freund hat. Und da du zu verklemmt bist, um ihn dir zu schnappen, müssen wir jemanden für ihn finden.«

»Wir?« Curtis wirbelte zur Tochter seines besten Freundes herum. »Nein. Niemals.«

»Curtis, du musst mir helfen«, sagte sie und zog die Augenbrauen zusammen. »Der Weihnachtsmann tut es nicht.«

»Weihnachtsmann?« Glaubten Zehnjährige immer noch an ihn?

was

»Er sagte, Sklaverei wäre illegal und er könnte Daddy keinen Menschen bringen! Also hab ich ihm gesagt, dass ich ein Project Runway Make-Up Set möchte.« Sie verdrehte die Augen.

Curtis versuchte, nicht zu lachen.

»Du siehst also, du musst mir helfen!«, rief sie aus.

»Ich sagte dir schon«, begann Curtis, »ich werde dir auf keinen Fall helfen.«

»Warum nicht? Du kennst einen Haufen schwuler Männer. Fast jeder in diesem Haus ist schwul.«

Das stimmte. Das Oscar Wilde hatte einen hohen Prozentsatz an schwulen Mietern. Die wenigen Frauen im Haus waren allzeit bereit, Curtis daran zu erinnern, wie glücklich sie waren, dass er noch zu haben war. Das Problem war, dass er keine von ihnen ansprechend fand. Sie waren zu dünn, zu zart oder ihre Brüste zu groß, um noch als echt durchzugehen.

Du beeilst dich besser und suchst dir einen Typ Frau, der dir gefällt, riet ihm seine innere Stimme, oder du bist neunzig, wenn deine Kinder ihren Abschluss machen.

»Das macht keinen Unterschied«, sagte Curtis.

Biancas Augen weiteten sich fast schon traurig. »Warum nicht? Willst du, dass er an Weihnachten schon wieder allein ist?«, fragte sie mit mitleiderregender Stimme. »Niemand, mit dem er vor dem Kamin kuscheln kann?«

»Ihr habt keinen Kamin«, erinnerte Curtis sie.

»Niemanden, den er unter dem Mistelzweig küssen kann?«

»Hör zu, kleiner Schatz: Ich glaube, einer der größten Fehler wäre es, zu versuchen, jemanden zu verkuppeln. Vor allem einen Freund. Es endet fast immer in einer Katastrophe. Erinner dich daran, dass es dein Dad war, der mich Alison vorgestellt hat.«

Bianca nahm sich ein Stück Sellerie und hätte es beinahe nach ihm geworfen, hielt sich aber in letzter Sekunde zurück. »Nicht Alison erwähnen.« Sie schob sich den Sellerie in den Mund.

»Okay. Aber schlag dir diese Idee aus dem Kopf. Sofort. Ich werde deinen Vater nicht verkuppeln. Und das ist mein letztes Wort.«

Aber als Curtis den Ausdruck sah, der sich auf das Gesicht des Mädchens legte, das er schon fast als seine Tochter ansah, fragte er sich, ob es tatsächlich das letzte Wort gewesen war. Bee konnte sehr entschlossen sein. Und sie bekam fast immer ihren Willen.