Die Frucht der Jahre

Spiritualität im Älterwerden

In Kooperation mit der LAGES

LAGES

 

Lebensalter gestalten
Evangelische Senioren in Württemberg

Die Frucht der Jahre

Spiritualität im Älterwerden

Herausgegeben von Ute Maurer
in Zusammenarbeit mit
Karin und Wolfgang Vorländer

INHALT

Einführung

I. Spiritualität als Lebenskunst

Herausforderungen benennen, annehmen, meistern

Die zweite Hälfte des Lebensbogens

Wolfgang Vorländer

Es taugt die Bitte

Dorothea Margenfeld

Sinn kann gefunden werden

Ulrich Oechsle

Zeit zum Altwerden

Burkhard Pechmann

„Weisheit des Herzens gewinnen“

Bettina Hertel

Was kommt nach dem Tod?

Richard Haug

II. Suche nach spirituellen Ritualen

Wegmarken suchen, entdecken, verinnerlichen

Glaube, der sich wandelt

Wolfgang Vorländer

Beten heißt: sich Gott hinhalten

Karin Vorländer

Hauptsache gesund?

Karin Vorländer

„Ich war schon immer eine Gärtnerin“

Karin Vorländer

Das Nest ist leer

Karin Vorländer

„Ich würde gerne im Oktober sterben“

Wolfgang Vorländer

III. Lebensgestaltung

Hilfe anregen, mitbestimmen, geschehen lassen

Fit, faltenfrei und schön bis?

Karin Vorländer

Neuer Schwung in alten Ehen

Karin Vorländer

Nicht allein und nicht ins Heim?

Karin Vorländer

Alles Gute dem Alltag

Karin Vorländer

„Ent-wicklung“ am Lebensende

Ulla Reyle

„Ich bleibe noch ein bisschen“

Wolfgang Vorländer

Quellen, Anmerkungen, Literatur

Die Autoren

Einführung

Als ich vor vielen Jahren der Familie meinen zukünftigen Mann vorstellte, streckte ihm meine damals 95-jährige Großmutter mit wachen, freundlich strahlenden Augen interessiert schmunzelnd die Hand entgegen und sagte: „Und ich bin die Omi!“ Was mich an der adrett gekleideten alten Frau mit dem schlohweißen Haar immer schon fasziniert hatte, war dieser „große Glanz von innen“, der nicht nur ihre schlaflosen Nächte und die altersbedingten Gebrechen überstrahlte, sondern sie mit einer Freundlichkeit umgab, die ansteckend wirkte. Dieser „große Glanz von innen“ ist einerseits zwar eine Gabe Gottes, andererseits ist er aber auch eine große Aufgabe. Die Arbeit an dieser Aufgabe ist das Anliegen dieses Buchs.

Zahllose Theorien und Ratgeber zum Thema Altern verwirren die Interessierten, die Betroffenen sind verunsichert. Offenbar hängt das Wie des Alterns von vielen Faktoren ab: von den Genen, vom Lebensstil, von der Psyche, von Umweltfaktoren, von der Ernährung, vom sozialen Umfeld. Der vorliegende Band stellt die geistige Auseinandersetzung mit dem Thema Älterwerden und Altsein in den Mittelpunkt. Die acht Autorinnen und Autoren beleuchten in 18 Beiträgen das Älterwerden vor dem christlich-evangelischen Hintergrund, sie nehmen aber in einer sehr differenzierten Art auch andere Sichtweisen in den Blick.

Die drei Abteilungen – Spiritualität als Lebenskunst, Suche nach spirituellen Ritualen, Lebensgestaltung – sollen sich nicht streng voneinander abgrenzen oder linear aneinanderreihen, sie sind eher als sich überschneidende Kreise zu betrachten. Die Autoren gewichten die Herausforderungen der zweiten Hälfte des Lebensbogens unterschied lich und regen zu verschiedenen Möglichkeiten an, diese anzunehmen und zu meistern. Mit ihrem profunden Wissen um das Thema, mit ihrem beruflichen und privaten Interesse an älter werdenden Menschen, aber vor allem mit ihrer anschaulichen Darstellung ermöglichen die Autorinnen und Autoren neue Sichtweisen. Sie benennen Fragestellungen, suchen und entdecken Wegmarken, regen zur spirituellen Gestaltung des Älterwerdens an.

Wer erfährt, dass es Möglichkeiten gibt, sich innere Räume zu schaffen, auch wenn die Grenzen enger werden, wer lernt, dass man gegen Altersresignation zu Gedichten und Geschichten Zuflucht nehmen kann, wer hört, dass ein Sinn gefunden werden kann, der wird diese Möglichkeiten vielleicht für sich entdecken und auch nutzen. Wer sich Gedanken macht zu Abschiednehmen und Abschiedsritualen, zum Sterben, der wird Anregungen finden zum Weiterdenken. Wer sich fragt, was kommt nach dem Tod?, wird Tröstliches lesen können. Es wird auch der Versuch unternommen, eine neue Sichtweise auf demenziell beeinträchtigte Menschen zu gewinnen und damit ein anderes Verständnis für sie. Wie Älterwerden mit Tiefgang möglich ist, wie Ehepartner auch im Alter einander neu entdecken können oder wie sich Wohnen im Alter gestalten lässt, all das sind hilfreiche Überlegungen für Interessierte. Mit Herzensweisheit wie in Psalm 90 kommt man auch bei aktuellen Problemen weiter. Erhellend wird mehrfach dargestellt, wie man auch mit Unfertigem, mit offenen Fragen, mit dem Fragment leben kann. Beeindruckend ist das Porträt der 84-jährigen Frau, die – nicht fromm, aber tief gläubig – Lebenskunst gelebt hat.

Wir werden zur Erkenntnis geführt, dass die Kunst, mit seelischer Tiefe zu altern, erlernbar ist, dass sie eingeübt werden muss und dass man gut daran tut, früh damit zu beginnen.

Dann könnten auch die „Früchte der Jahre“ eingefahren werden.

Ute Maurer

I

Spiritualität als Lebenskunst

Herausforderungen benennen, annehmen, meistern