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Jean-Martin Fortier schenkt uns einen Traum, aber einen sehr reellen. Und rentablen! Er gibt uns alle Informationen, die wir brauchen, um ihn zu verwirklichen, und versichert uns obendrein, dass das gar nicht so schwer ist. Und wer hätte gedacht, dass sein Buch, ein Sachbuch, ein solcher Erfolg würde.

– Thimoté Croteau, Les Jardins d’Inverness (Québec)

Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten ist ein sehr fachliches, aber gleichzeitig praxisorientiertes Buch. Was Jean-Martin mit seinem kleinstrukturierten Betrieb geschafft hat, erfordert viel Planung, eine vernünftige Betriebsführung und eine gründliche Beschäftigung mit den neuen Techniken der Kulturführung, die er großzügig mit uns teilt. Ob für Hausgarten oder Profibetrieb, dieses Handbuch könnte ebenso nützlich werden … wie die Bio-Grabegabel!

– Joseph Templier, erfahrener fanzösischer Landwirt und Co-Autor von
Guide de l’autoconstruction. Outils pour le maraîchage biologique.

In Frankreich wurde Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten in kurzer Zeit zu einem Standardwerk für die kleinstrukturierte Landwirtschaft. Visionär und praktisch zugleich, gewährt dieses Buch seltene Einsichten. Indem er uns daran teilhaben lässt, wie er die Erde bearbeitet, wie er Überfluss und Wachstum schafft und gleichzeitig ökologischen Prinzipien folgt, eröffnet uns Jean-Martin Fortier einen ganz neuen Weg der Erdverbundenheit: Dafür sei ihm hier gedankt.

– Charles Hervé-Gruyer, Professor für Permakultur und Landwirt auf dem Hof La ferme du Bec Hellouin (Frankreich)

Jean-Martin Fortier hält die Vorzüge des Kleinbetriebes hoch und beschreibt ausführlich und mit viel Sachverstand den Gebrauch der für diese Größe passenden Werkzeuge, seien es nun Biogabeln, Sägeräte, Gartenhacken, Abflämmgeräte, Folientunnel und Mini-Tunnel, und noch eine Reihe andere, eigens für diese Art der Landwirtschaft entwickelte Geräte. Er fährt dort fort, wohin uns Eliot Coleman gebracht hat, indem er viele seiner fundamentalen Prinzipien umsetzt, und zwar auf so geniale Art, dass sie auch Einsteigern den soliden Rahmen geben, den diese brauchen, um ihren Betrieb zu starten und um selbst als Bioproduzenten auf kleiner Fläche erfolgreich zu sein.

– Adam Lemieux, Produktmanager für Werkzeuge und Materialien bei Johnny’s Selected Seeds, USA

Das Buch von Jean-Martin Fortier ist exzellent gemacht und wird Gemüsegärtnern auf der ganzen Welt von Nutzen sein. Ideen und Informationen auszutauschen ist so eminent wichtig, denn wenn wir Ideen weitergeben, können diese von anderen Menschen aufgegriffen werden, als Ausgangspunkt für Neues dienen und auf höherem Niveau weiterentwickelt werden.

– Eliot Coleman, Bio-Pionier und Autor von Handbuch Wintergärtnerei. Frisches Biogemüse rund ums Jahr.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen zur deutschen Auflage

Vorwort von Wolfgang Palme

Vorworte von Jean-Martin Fortier

Danksagungen

1. Small is beautiful

Mit weniger als einem Hektar das Auslangen finden – ist das möglich?

Davon leben, aber vor allem: gut davon leben

2. Die erfolgreiche Gemüse-Vielfaltsgärtnerei

Die „biointensive“ Methode

Minimale Anfangsinvestitionen

Minimale Produktionskosten

Direktvermarktung

Der Anbau von Gemüse mit Mehrwert

Das Erlernen des Berufs

3. Den geeigneten Standort finden

Klima und Mikroklima

Der Zugang zum Markt

Die kultivierbare Fläche

Bodenqualität

Topographie

Entwässerung

Der Zugang zu Wasser

Infrastruktur

Umweltprobleme vermeiden

4. Die Gemüsegärtnerei anlegen

Gestaltung der Arbeitsstätten

Standardisierung der Kulturflächen

Standort der Gewächshäuser und Folientunnel

Wildschutz

Windschutz

Bewässerung

5. Minimale Bodenbearbeitung und alternative Geräte

Die Arbeit auf Dauerbeeten

Der Einachsschlepper

Die Biograbegabel

Folien und Bodenbedeckung zur Kulturvorbereitung

Die Zukunft der minimalen Bodenbearbeitung

6. Biologisch Düngen

Die Bedeutung der Bodenanalyse

Die Anforderungen der Kulturen

Die Faktoren der Fruchtbarkeit

Guter Kompost

Warum natürliche Dünger verwenden?

Die Erstellung eines Fruchtfolgeplans

Gründüngung und Deckfruchtkultur

Bodenökologie verstehen

7. Vorkultur unter Glas

Aussaat in Multitopfplatten

Die Bedeutung des Substrats

Das Füllen der Multitopfplatten

Der Anzuchtraum

Die Anzuchtstation

Beheizung und Belüftung der Anzuchtstation

Bewässerung

Umtopfen

Auspflanzen ins Freiland

8. Direktsaat im Freiland

Präzisionssägeräte

Saatbeetbereitung

Notizen und Aufzeichnungen

9. Beikrautregulierung

Der Einsatz von Hacken

Beikrautregulierung durch Abdecken

Das falsche Saatbeet

Abflämmen

Mulchen

Vorbeugen ist besser als Jäten

10. Schadinsekten und Krankheiten

Bestandskontrolle

Vorbeugung

Ausnahmefall „Biopestizide“

11. Saisonverlängerung

Gärtnervlies und Minitunnel

Kleintunnel

Fixe Folientunnel

12. Ernte und Lagerung

Effizientes Ernten

Erntehelfer

Der Kühlraum

13. Anbauplanung

Produktionsziele definieren

Produktionsmengen festlegen

Unser Gemüsesortiment

Produktionsmengen und -zeiten

Einen Kulturkalender erstellen

Parzellenplan mit Beetübersicht

Die Bedeutung von Kulturnotizen

Schlusswort: Die Agrarpolitik: eine Rückbesinnung mit Blick nach vorne

Serviceteil

1. Kulturanleitungen verschiedener Gemüsearten

Asiatisches Blattgemüse (Kreuzblütler)

Brokkoli (Kreuzblütler)

Endivien (Korbblütler)

Fisolen (Leguminosen)

Gartensalat (Korbblütler)

Grünkohl und Mangold (Kreuzblütler und Fuchsschwanzgewächse)

Gurke (Kürbisgewächse)

Karfiol (Kreuzblütler)

Karotte (Doldenblütler)

Knoblauch (Lauchgewächse)

Kohlrabi (Kreuzblütler)

Lauch (Lauchgewächse)

Mairübe (Kreuzblütler)

Melanzani (Nachtschattengewächse)

Melonen (Kürbisgewächse)

Paprika (Nachtschattengewächse)

Radieschen und Rettiche (Kreuzblütler)

Rote Rübe (Gänsefußgewächse)

Rucola (Kreuzblütler)

Salatmischung (verschiedene Pflanzenfamilien)

Spinat (Fuchsschwanzgewächse)

Tomate (Nachtschattengewächse)

Zucchini und Sommerkürbisse (Kürbisgewächse)

Zuckererbsen (Leguminosen)

Zwiebel (Lauchgewächse)

Worauf wir verzichten

2. Parzellenplan

3. Bezugsquellen für Geräte und Material

4. Literaturverzeichnis

5. Glossar

Foto-Teil

Vorbemerkungen zur deutschen Auflage

JEAN-MARTIN FORTIER hat mit „Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten“ ein Praxisbuch geschaffen, das zeigt, wie man Gemüse auf kleiner Fläche erfolgreich anbauen kann. Die Methoden, die er vorstellt, hat er alle selbst erprobt und er weiß, worauf man bei Planung, Anbau, Pflege und Ernte achten muss. Seine Farm befindet sich in Quebec in Kanada, gewisse Voraussetzungen können daher von europäischen Gegebenheiten abweichen. Wir haben uns bemüht, das vorliegende Werk bestmöglich für den deutschsprachigen Leser aufzubereiten. Hier ein paar wichtige Hinweise:

•   Gesetzliche Regelungen für den Bio-Anbau wurden aufgrund der EU-Bio-Verordnung in Fußnoten ergänzt.

•   Einige der beschriebenen Schädlinge sind in ihrem Vorkommen auf Nordamerika beschränkt und für Europa daher nicht relevant. Auch hier wurde mittels Fußnoten darauf hingewiesen.

•   Literaturempfehlungen im Text und im Serviceteil wurden durchwegs durch vergleichbare deutschsprachige Werke ersetzt.

•   Die Preise sind in kanadischen Dollar (CAD, $) angegeben.

•   Zeitangaben im Produktionskalender wurden nur dort, wo sie sehr stark von den in Mitteleuropa üblichen und möglichen Monatsangaben abweichen, adaptiert.

•   Selbstverständlich wurde auch bei den Bezugsquellen im Serviceteil auf europäische, und vorzugsweise österreichische, deutsche oder Schweizer Firmen hingewiesen.

 

 

 

 

Jenen Menschen gewidmet, die auf dem Land leben und sich dafür einsetzen, dass dort auch Vögel, Frösche, Bienen und Regenwürmer ihren Lebensraum finden.

Und jenen Menschen gewidmet, die in der Stadt leben und die Bedeutung einer kleinstrukturierten Landwirtschaft anerkennen, schätzen und unterstützen.

Vorwort von Wolfgang Palme

DIE VISION EINES RESSOURCENSCHONENDEN vielfältigen, kleinstrukturierten, konsumentennahen und biologischen, heimischen Gemüsebaus ist kein realitätsferner, weltfremder Traum. Sie ist tatsächlich leb-bar! Und mit jedem gelungenen, praktischen Beispiel eines solchen lebensfähigen Betriebs werden viele weitere darin bestärkt, einen ähnlichen Weg zu gehen. So entsteht eine Bewegung, die vielleicht einmal auch die Stimmen jener Agrar-Profis zum Verstummen bringt, die behaupten, das könne gar nicht funktionieren.

Noch sind sich die meisten herkömmlichen Gemüsebauern ja einig: Ohne High-Tech-Intensivierung und enge Spezialisierung lässt es sich nicht erfolgreich und modern produzieren. So werden viele Hektar große, belichtete und beheizte Gewächshäuser gebaut, riesige Traktoren angeschafft und in vollautomatisierte Sortier- und Verpackungsanlagen investiert. Seit neuestem forscht man zum Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft, um die Pflanzenbestände bedarfsgerecht überblicken zu können.

Mir liegt es fern, die (Agrar-)Welt in Gut und Böse einzuteilen. Auch bedeutet groß ja nicht unbedingt unökologisch und ressourcenfressend. Fragen zur Zukunftsfähigkeit solcher industrieller Gemüseproduktionskonzepte zu stellen, hat bei mir aber zum In-Frage-Stellen derselben geführt. Antworten hingegen habe ich in jenen Projekten gefunden, die wir an unserer Versuchsanlage Zinsenhof und gemeinsam mit heimischen Biogemüsebetrieben und innovativen Versuchseinrichtungen nun schon jahrelang zur Entwicklung alternativer Produktionsentwürfe machen.

Als wir den Jahressschwerpunkt der Vielfalt an unserer Versuchsaußenstelle Zinsenhof 2016 den gärtnerischen Kleingeräten widmeten, war der Andrang der Seminarbesucher und -besucherinnen so groß, dass wir die Gartenwerkzeuge auf Stationen verteilt im Freien präsentierten. 150 Fachleute konnten ganz praktisch Handsämaschinen, Radhacken, mit Akku angetriebene Bodenfräsen und Abflämmgeräte kennenlernen. Es wurde selbst ausprobiert und rege diskutiert. Neueinsteiger kamen mit erfahrenen Biogemüsebauern ins Gespräch.

Ein von mir geschätzter Kollege hatte mich Wochen davor aber angerufen und mir mitgeteilt, dass er diesmal nicht dabei sein werde. Das Thema gärtnerischer Kleingeräte sei ihm zu esoterisch. Auf diese Weise Gemüse zu produzieren sei seiner Meinung nach eine Spielerei, aber kein professioneller Zugang. Nun war unsere Veranstaltung aber ganz bestimmt alles andere als ein Esoterikertreffen. Die Gäste hatten eines gemeinsam: das Anliegen, auf ihren kleinstrukturierten Betrieben ökologisch nachhaltig, ressourcenschonend und vielfältig, aber auch wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten.

Genau das wirkt ansteckend. Immer öfter kommen Interessenten zu mir und fragen an, wie sie einen Biogemüse-Vielfaltsbetrieb eröffnen können. Letztens wandte sich der junge Techniker eines Filmteams, das für einen Dreh bei uns im Versuchsgarten war, mit der Bitte an mich, doch sein schriftliches Konzept durchzusehen, mit dem er im Ennstal auf 800 m Seehöhe einen Gemüse-Vielfaltsbetrieb eröffnen wollte. In Zeiten, in denen Bauernhöfe zusperren, krampfhaft Betriebsnachfolger gesucht werden und die Jungen abwandern, ist das eine bemerkenswerte neue Entwicklung. Biogemüse auf kleinstrukturierter Fläche in enger Partnerschaft mit den Konsumentinnen und Konsumenten zu produzieren, beginnt zu Recht ein attraktives Lebenskonzept zu werden. Ich sehe darin einen sehr erfreulichen Aufbruch, der in unserem Land so notwendig ist. Gelingen wird er allerdings nur, wenn ausreichend Hilfestellungen geboten werden, die Biogemüseinteressentinnen und -interessenten den Neueinstieg oder Umstieg erleichtern.

Jean-Martin Fortier lebt und arbeitet auf einem anderen Kontinent. Beim Lesen seines so detailreich vermittelten Praxiswissens war ich fasziniert zu erkennen, wie global lokal ausgerichteter Gemüseanbau sein kann. Denn seine Praktiken und Erfahrungen decken sich oftmals mit unseren Erkenntnissen. Seinen Schlussfolgerungen und Empfehlungen kann ich mich im Blick auf die heimischen Verhältnisse großteils anschließen.

Fortiers Les Jardins de la Grelinette versorgt von kleinster Produktionsfläche 200 Familien mit Frischgemüse. In Österreich leben mehr als 2 Millionen Familien. Es werden also hierzulande noch einige Tausend solcher Vielfaltsbetriebe gesucht! Und alle sollten, bevor sie starten, dieses Buch gelesen haben ...

Wolfgang Palme

Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau – Schönbrunn, City Farm Schönbrunn

Vorwort zur neuen Auflage

„BIO-GESÜME ERFOLGREICH DIREKTVERMARKTEN“ wurde im Original größtenteils 2011 verfasst. Seitdem hat sich in unserer Gärtnerei viel getan, und diese Neuauflage gibt mir die Gelegenheit, Ihnen diese Verbesserungen zu präsentieren und auch die eine oder andere Berichtigung anzubringen. Sie enthält noch mehr Kniffe und Interessantes zur Vielfalts-Gärtnerei, sowie zusätzliche Information zu Geräten, die die Arbeit auf kleiner Fläche optimieren. Wie schon in der ersten Auflage, werde ich langjährig erprobte Methoden vorstellen, die sich bei Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern, die diese ausprobieren möchten, bewähren und zu guten Ergebnissen führen werden.

Das Erscheinen der ersten Auflage brachte eine große Veränderung mit sich: Plötzlich hatte unsere Arbeit eine Außenwirkung, die für mich neu und ungewohnt war. Mehr als je zuvor war ich unterwegs, um unsere Kulturmethoden vorzustellen und lernte meistens beim Besuch anderer Betriebe wiederum viel Neues kennen. Im Speziellen sei hier die Elektrohacke erwähnt, auf die ich an der Westküste der USA und in den Jardins du Temple in Frankreich, stieß. Hierbei konnte ich feststellen, dass die Kultur auf Dauerbeeten, ebenso wie die meisten der in diesem Buch vorgestellten Methoden, auch auf Flächen mit mehr als einem Hektar Größe übertragbar sind.

Oft erhalte ich Besuch von Werkzeug-Tüftlern, die mir ihre Prototypen unterbreiten. Ich denke da besonders an Jonathan Dysenger, der mit achtzehn Jahren eine mit einem Akkuschrauber angetriebene Erntemaschine entwickelte; ein fantastisches Gerät, das uns im Garten wohl schon tausende Arbeitsstunden erspart hat. Ob verbesserte Doppelgrabegabel, neue Präzisionssägeräte, Folien-Legegerät als Anbaugerät für die Fräse, etc.: Die gegenwärtige Fülle an für den kleinflächigen Gemüseanbau entwickelten Erfindungen begeistert mich. Wenn auch nicht alle in gleichem Maße geeignet und durchdacht sind, so verschaffen manche Innovationen jenen, die sie anwenden, echte Vorteile. Das Streben nach guter Kulturführung ist, zusammen mit der Verwendung effizienter Werkzeuge, immer noch einer der besten Wege, wie man als Gemüsegärtner oder Gemüsegärtnerin Produktivität und somit auch Lebensqualität verbessern kann.

Die andere große Veränderung für Maude-Hélène und mich ist der durch unser Buch ausgelöste Bekanntheitsgrad. Es vergeht kein Tag, ohne dass wir ein E-Mail erhalten oder aber Menschen zu uns kommen um mehr über unsere Kulturmethoden zu erfahren. Leider ist es uns unmöglich, allen zu antworten, geschweige denn alle jene, die gerne ein Praktikum in unserem Betrieb machen möchten, angemessen unterzubringen. Diese Anfragen freuen uns jedoch enorm, und wir sind oft berührt vom großen Wissensdurst vieler Menschen.

Schließlich konnte ich, auf persönlicherer Ebene, durch „Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten“ meinen Beruf aus einem anderen Blickwinkel ganz neu überdenken. Als Maude-Hélène und ich nach einer Tätigkeit im Einklang mit unseren Werten suchten, fanden wir in der Landwirtschaft die Antwort auf unser Bedürfnis nach einem ausgeglichenen Leben und dürfen uns glücklich schätzen, bereits in jungen Jahren eine so erfüllende Tätigkeit gefunden zu haben. Durch diesen Beruf konnten wir aufs Land ziehen, uns selbständig machen, dort unser Haus bauen und unsere Kinder großziehen, in Harmonie mit dem Rhythmus der Jahreszeiten. Seit Kurzem aber wird mir bewusst, dass die Landwirtschaft uns etwas Neues, viel Größeres als unseren Betrieb entdecken ließ, das weit über die von uns geschaffene kleine Welt hinausreicht.

Zum einen können wir in unserem Beruf an der Gesellschaft teilhaben, ohne jedoch völlig von der so zerstörerischen, globalisierten Weltwirtschaft vereinnahmt zu werden. Vom Samen bis zur Pflanze wird das von uns verkaufte Gemüse unter minimalstem fossilen Energieeinsatz kultiviert. Unsere Werkzeuge beziehen wir zur Gänze von kleinen Firmen und die notwendigen Düngemittel sind nicht industrieller Natur. Durch unsere Direktvermarktung können wir Zwischenhändler vermeiden und zudem auch eine dauerhafte Beziehung zu unseren Kundinnen und Kunden aufbauen. Das Berufsbild des Kleinbauern, der mit seinen Kunden in Beziehung tritt, beweist, dass es möglich ist, auch auf lokaler Ebene „ein gutes Geschäft zu machen“. Nicht zuletzt trägt unser Beruf dazu bei, dass die Gemeinschaften im ländlichen Raum gestärkt werden.

Dank dieser Einsicht, gepaart mit dem Wiederentdecken des „guten Essens“ aus biologischer, kleinbetrieblicher Erzeugung, können wir nicht nur zum Aufschwung unserer Gemeinschaft beitragen, sondern haben in dieser sogar eine Schlüsselstellung inne. Immer mehr Menschen bleiben auf dem Markt extra stehen, um uns persönlich mitzuteilen, welch große Wertschätzung sie unserer Arbeit entgegenbringen, und ein Gutteil jener Personen, die mit uns über die solidarische Landwirtschaft (CSA) verbunden sind, haben uns anvertraut, dass sie uns in ihre Tischgebete miteinschließen ... Für all diese Menschen ist unser Gemüse mehr als ein schlichtes Konsumprodukt – es nimmt einen besonderen Wert in ihrem Leben ein. Die Komplimente und Ermutigungen sind höchstwahrscheinlich der befriedigendste Teil unseres schwierigen Berufs.

Mit Begeisterung stelle ich fest, dass Bauern und Konsumenten nicht die einzigen sind, die an diesem Paradigmenwechsel teilhaben. Bei meinen Vorträgen in den USA oder Europa traf ich zahlreiche Personen, die – mit der Landwirtschaft als Eckstein – aktiv daran beteiligt sind, eine bessere Zukunft zu schaffen. Spezialisten für ökologische Landwirtschaft und Technik gehören dazu, aber ebenso auch Aktivisten, lokale Entscheidungsträger, Lehrerinnen und Lehrer, Menschen aus Gesundheitsberufen, bewusste Bürger und sogar einige engagierte Politiker. Durch ihre tatkräftige Arbeit tragen diese Personen zum Ende der Ausbeutung der Bauern und auch zu einer gewissen Sensibilisierung der Bevölkerung für die Herkunft ihrer Lebensmittel bei. Ich bin diesen Menschen sehr dankbar und hoffe, dass ihr Einsatz zahlreiche andere motiviert, unsere Sache zu unterstützen.

Was es braucht, ist nicht nur die vermehrte Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit, sondern vor allem Menschen, die diesen Beruf überhaupt ergreifen möchten. Weltweit benötigen wir eine Vervielfachung der kleinbäuerlichen Betriebe.

Leider wenden sich immer mehr junge Menschen, nicht aufgrund der Lebensumstände in ländlichen Regionen, sondern wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit von diesem Beruf ab. Bei der Gründung eines Gemüsebetriebs, auch eines Biobetriebs, sind in der Regel teure maschinelle Anschaffungen sowie der Erwerb von Grund und Boden zu tätigen. Zur Betriebsführung gehören aber auch der Umgang mit den Mitarbeitern sowie Aufbau und Erhaltung kostspieliger Infrastruktur. So betrachtet, erscheint der Ankauf oder die Gründung eines Betriebes fast unmöglich. Genau so ging es mir, als ich begann mich für die Landwirtschaft zu interessieren.

Man kann die Sache jedoch auch anders angehen, indem man Infrastruktur und kostspielige Anschaffungen durch verschiedene, auf geeigneten Technologien aufbauende Fertigkeiten und neue Anbaumethoden ersetzt. Ich hoffe, dass die in diesem Buch geschilderten Erfahrungen und Informationen angehenden Landwirten eine Hilfestellung sein werden.

Was mir Hoffnung gibt, ist die Vielzahl an motivierten, gebildeten, politisch interessierten, jungen Menschen, die den ehrlichen Wunsch haben, zu lernen, wie man Lebensmittel auf nachhaltige Weise herstellt. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis diese Gemeinschaft zur kritischen Masse und damit so bedeutend geworden ist, dass man sie nicht mehr ignorieren kann.

Wenn das Zeitalter des billigen Erdöls zu Ende geht, wird der biologische Landbau, mit all seinen handwerklichen und sozialen Aspekten an Bedeutung gewinnen und mit steigender Begeisterung als Zukunftsmodell wahrgenommen werden. Dieser Tag liegt vielleicht näher, als man denkt. Landwirtschaftliche Kleinbetriebe haben die Kraft zu einer Gesellschaftsveränderung, die, davon bin ich überzeugt, bereits im Gange ist. Um diese Umgestaltung zu erreichen, muss jedoch jeder einzelne seinen Teil dazu beitragen, den edlen Beruf des Landwirts neu zu definieren.

Jean-Martin Fortier

Saint-Armand, Québec, Kanada

Vorwort zur ersten Auflage

NACHDEM ICH IM JAHR 2000 MEIN STUDIUM der Umweltwissenschaften an der Universität McGill, Montreal, abgeschlossen hatte, verbrachte ich zwei Jahre im Ausland, die schließlich den Anstoß für den Berufseinstieg als Gemüsegärtner geben sollten. In den darauffolgenden 10 Jahren bestand meine bezahlte Arbeit ausschließlich darin, biologisches Gemüse anzubauen und direkt an Konsumenten zu verkaufen, die solidarische Landwirtschaft und Ernährung aus lokaler Produktion schätzen.

Nachdem ich sowohl als Angestellter als auch als Selbstständiger auf einem Pachtgrund gegärtnert hatte, ließ ich mich 2005 schließlich auf einem insgesamt nur vier Hektar großen Stück Land in Saint-Armand, im Süden Quebecs, nieder. Das Wissen, das ich mir inzwischen über Vielfaltsgärtnerei und Permakultur angeeignet hatte, konnte ich nun zur Anwendung bringen, um aus unserem kaum einen Hektar großen Mikro-Gemüsegarten einen Ort höchster Produktivität zu machen.

Seit meinen Anfängen in der Landwirtschaft teile ich alle meine gärtnerischen Abenteuer mit meiner Frau Maude-Hélène Desroches. Entstehung und Erfolg unseres Betriebes, Les Jardins de la Grelinette1, sind ebenso Ergebnis ihrer wie meiner Arbeit – es ist unser gemeinsames Projekt. Deshalb wird, obwohl „Bio-Gemüse erfolgreich direktvermarkten“ durchwegs meine Vorstellungen und Vorschläge widergibt, in diesem Handbuch das „wir“ verwendet, um die verschiedenen auf unserem Hof verwendeten gärtnerischen Techniken und Praktiken zu beschreiben. Unser gärtnerischer Werdegang kann von allen Interessierten auf der Homepage unseres Betriebes nachgelesen werden.

Angesichts der Zeit, die ein solches Projekt in Anspruch nimmt, war das Schreiben dieses Handbuches keine leichte Aufgabe. Ich möchte betonen, dass es nur dank der Unterstützung meiner Familie und der Zusammenarbeit aller Angestellten überhaupt ermöglicht wurde. Und der kanadische Winter hat wohl das Seine dazu beigetragen ...

Die Idee zu diesem Handbuch entspringt in erster Linie meinem Wunsch, weitere junge Biogartenbetriebe entstehen zu sehen und ihnen das nötige Rüstzeug auf den Weg mitzugeben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es für einen Einsteiger ist, bei jeder Etappe der Gartensaison eine klare Anleitung zur Hand zu haben.

Dieses Buch ist auch aus der Überzeugung heraus entstanden, dass ein praktisch anzuwendendes Gemüsegarten-Handbuch nur von einem erfahrenen Gemüsegärtner oder einer erfahrenen Gemüsegärtnerin entsprechend verfasst werden kann. Dieser Beruf verlangt einem einiges ab, bis man jene Fertigkeiten erlangt hat, die dann schließlich den Erfolg einer Gartensaison ausmachen, und wer könnte seine Arbeitsmethoden wohl besser vermitteln als jemand, der aus der Praxis kommt und Erfahrung hat. Darum geht es in diesem Handbuch.

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Kapitel für Kapitel ging es mir darum, die in unserem Gemüsebetrieb angewendeten Methoden so detailreich wie möglich zu beschreiben, da ich grundsätzlich der Meinung bin, dass eine Anleitung wichtig ist, wenn man in einem Bereich nur über wenig oder gar keine Erfahrung verfügt. Demnach möchte ich betonen, dass es sich hierbei nicht um ein „wissenschaftliches, agronomisches Nachschlagewerk“ handelt, sondern eher um einen praktischen Ratgeber für alle neuen Gemüsegärtnerinnen und -gärtner.

Eines der Leitprinzipien dieses Ratgebers ist es, einerseits mein konkretes gärtnerisches Basiswissen zu vermitteln, als auch jene Techniken zu erklären, mit denen wir bereits seit mehreren Saisonen auf Les Jardins de la Grelinette experimentieren. Die hier angeführten Informationen sind detailliert und erprobt. Im Gegenzug gibt es eine ganze Bandbreite von Methoden anderer Biogärtner, auf die in diesem Handbuch nicht weiter eingegangen wird. Es existieren zahlreiche Veröffentlichungen zu biologischem Gemüseanbau, und ich möchte an dieser Stelle meinen interessierten Leserinnen und Lesern ausdrücklich empfehlen, auch andere Quellen zu nutzen, wofür die Literaturliste im Serviceteil als Anregung dienen kann. Abschließend erscheint es mir wichtig zu unterstreichen, dass die in diesem Handbuch dargelegten und in unserem Betrieb erprobten Techniken nicht unumstößlich und unveränderlich sind. Besuche landwirtschaftlicher Betriebe im Ausland, der Austausch untereinander und die Lektüre unterschiedlicher Veröffentlichungen lassen uns immer wieder effizientere Methoden und bessere Werkzeuge entdecken. Unser Produktionssystem ist in ständiger Entwicklung, und auch an der Optimierung unserer Arbeitsmethoden darf in Zukunft noch gefeilt werden.

Somit bin ich überzeugt, dass angehende Bio-Gemüsegärtnerinnen und -gärtner aus diesem Ratgeber zahlreiche Ideen schöpfen können, die ihr Vorhaben unterstützen. Und so hoffe ich, dass mein Wunsch in Erfüllung geht, mit diesem Handbuch das Entstehen einer neuen Gärtnergeneration zu fördern, die von dem außergewöhnlichen Abenteuer beseelt ist, einen Biobetrieb auf dem Land zu führen und ganze Gemeinschaften mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen.

Jean-Martin Fortier

Danksagungen

DANKEN MÖCHTE ICH Isabelle Joncas vom Ökoverband Equiterre, André Carrier vom Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung in Québec (MAPAQ) sowie Roméo Bouchard und Sylvie Guimont für ihre Beiträge zu diesem Projekt. Eure Durchsicht des Manuskripts und eure Kommentare haben mir in hohem Maße geholfen, Klarheit in meine Ausführungen zu bringen. Für die fachliche Durchsicht möchte ich Daniel Brisebois, Francois Handfield, Frédéric Duhamel und Yan Gordon danken, allesamt Gemüsegärtner, die ich sehr schätze. Danke gleichfalls an Diane Lamothe und Emmanuelle Walter für die sprachliche Bearbeitung und das Editieren meiner Texte. Ein großes Danke an Ghislain Jutras, Professor für Biologische Landwirtschaft am Cégep, einem Höheren Aus- und Weiterbildungsinstitut, für seine Beiträge zum Glossar und zu mehreren anderen Stellen des Buchs. Ebenfalls unterstreichen möchte ich die finanzielle Unterstützung der Financière agricole von Québec, eines Versicherungs- und Finanzinstitutes für den Agrarsektor, der Verwaltung des Gemeindeverbandes Brome-Missisquoi und des dortigen Wirtschaftsförderungszentrums sowie der Stiftung Carott Cache aus Ontario, für die Herausgabe des Buches.

Danke an Marie Bilodeau für ihr großes Talent und an das gesamte Verlagsteam von Ecosociété, insbesondere an Barbara Caretta-Debays, die von Anfang an an dieses Buch geglaubt hat. Ihr seid es, durch die meine Arbeit an Qualität gewonnen hat. Abschließend möchte ich zwei Menschen danken, die dazu beigetragen haben, dass ich zu dem geworden bin, der ich bin. Meinem Vater, der mich bereits in sehr jungen Jahren gelehrt hat, Pläne zu schmieden und strukturiert zu arbeiten. Hierin liegt sicherlich meine Stärke. Und Maude-Hélène, meiner Partnerin, besten Freundin und großen Liebe.

Small is beautiful

Nun sehen wir, dass fast überall eine kleine Revolution im Gange ist. Wir können das Aufkeimen zahlreicher Initiativen beobachten, alle mit dem Ziel, Landwirtschaft anders zu betreiben, widerständisch, lokal verwurzelt und mit einem großen Anliegen für Umweltschutz und Zivilgesellschaft.

Hélène Raymond und Jacques Mathé, Une agriculture qui goûte autrement. Histoires de productions locales, de l'Amérique du Nord à l'Europe, 2011

AUF DER GANZEN WELT ist man sich mittlerweile im Klaren über die fatalen Folgen der Agroindustrie: Pestizide, gentechnisch veränderte Organismen, Krebserkrankungen, Agrar- und Nahrungsmittelindustrie, etc. Diese Bewusstseinsänderung äußert sich in einer Begeisterung für eine gesunde, regionale, biologische Landwirtschaft. Die Renaissance der Bauernmärkte und das Entstehen unterschiedlicher solidarischer Vermarktungskonzepte, wie Solidarische Landwirtschaft (CSA, Community Supported Agriculture,) in Québec oder AMAP in Frankreich (Association pour le maintien d’une agriculture paysanne, Verbrauchervereinigung für die Beibehaltung der bäuerlichen Landwirtschaft), entsprechen dem wachsenden Bedürfnis der Menschen, nicht nur qualitativ hochwertigere Lebensmittel zu konsumieren, sondern auch den Bezug zu jenen Personen wiederherzustellen, die diese Lebensmittel erzeugen.

In Québec entstanden diese Ideen vor allem dank eines genialen Konzepts, entwickelt von Équiterre, dem größten und wichtigsten Verband von Biobauern und Bürgern, die sich mit ökologischer Landwirtschaft solidarisieren: nämlich das des „Familienbauern“, der seine Kunden persönlich kennt und mit ihnen eng verbunden ist. Dank unterschiedlicher Vertriebsmodelle gibt es heute vielfältige Marktnischen für die kleinstrukturierte Landwirtschaft, was für zahlreiche junge (und weniger junge) Leute die echte Chance bietet, aufs Land zu ziehen und die Landwirtschaft zu ihrem Erwerbsberuf zu machen.

Meine Frau und ich begannen unsere Laufbahn als Landwirte mit einem sehr kleinen Gemüsegarten und verkauften das Gemüse auf Bauernmärkten und im Rahmen eines CSA Projektes. Wir hatten ein etwa 1000 m2 großes Grundstück gepachtet, auf dem wir während des Sommers vorübergehend campierten. Unsere Anfangsinvestitionen in Werkzeug und Geräte waren kaum der Rede wert. Und da wir nur Pächter waren, konnten wir zudem unsere Ausgaben begrenzen, sodass unser Unterfangen kostendeckend war und genügend Geld blieb für Investitionen, um über den Winter zu kommen und um ein wenig zu reisen. Damals waren wir glücklich, einfach nur zu gärtnern und davon leben zu können!

Dann kam die Zeit, wo das dringende Bedürfnis entstand, sich niederzulassen. Wir verspürten ein Verlangen nach Sicherheit, den Wunsch, unser Haus zu bauen und in unserer kleinen Gemeinde heimisch zu werden. Dieser Neustart setzte allerdings voraus, dass unsere Flächen genügend einbringen mussten, um die Kreditrückzahlungen für das Grundstück, die Bedürfnisse der Familie sowie den Hausbau zu decken. Anstatt uns in Richtung der Mechanisierung unserer Kulturflächen zu bewegen und den Weg des traditionellen Gemüseanbaus einzuschlagen, waren wir der Meinung, dass es möglich und sogar vorzuziehen sei, unsere Produktion zu intensivieren und weiterhin mehr oder weniger manuell zu arbeiten. Unser Credo lautete: besser statt mehr. Mit dieser Idee im Kopf machten wir uns auf die Suche nach Anbaumethoden und Geräten, die unseren kleinflächigen Gemüseanbau effizienter und gewinnbringender machen würden.

Schließlich konnten wir aufgrund unserer Recherchen und unserer aus zahlreichen Erfahrungen gewonnen Erkenntnisse einen produktiven und rentablen Gemüsekleinbetrieb entwickeln. Unsere Gärtnerei ernährt wöchentlich mehr als 200 Familien und verschafft unserem Haushalt zudem ein gutes Einkommen. Unsere Anfangsstrategie, mit einem „niedrigen Technologieniveau“ das Auslangen zu finden, ermöglichte uns, die Startinvestitionen zu begrenzen, sodass unser Betrieb nach nur wenigen Jahren bereits Gewinne abwarf. Da unsere Fixkosten immer niedrig blieben, stehen wir heute unter keinem finanziellen Druck. Wie zu Beginn ist das Gärtnern unsere Hauptbeschäftigung, und trotz der im Rahmen unseres Betriebes stattgefundenen Entwicklungen, ist unsere Lebensweise immer noch die anfangs gewählte. Die Gärtnerei steht in unserem Dienst, und nicht umgekehrt.

Im Laufe der Zeit nahmen wir uns die Freiheit, uns als „Gemüse-Gärtner“ zu bezeichnen, um unsere Entscheidung für die manuelle Arbeit mit dem Werkzeug zu betonen. Im Gegensatz zu den anderen, heutigen Gemüsebauern, bewirtschaften wir keine Felder, sondern eine Gärtnerei, und dies unter geringstem Einsatz von fossilem Treibstoff. Unser gesamtes Konzept – hohe Erträge auf kleiner Fläche, der Einsatz produktionsintensiver Methoden, die Anwendung saisonverlängernder Techniken und die Direktvermarktung auf Bauernmärkten – reiht sich ein in die Tradition der französischen maraîchers (Gemüsegärtner) wenngleich unsere Praktiken ebenfalls von jenen unserer amerikanischen Nachbarn beeinflusst wurden. Der größte aller Einflüsse kam von dem US-Amerikaner Eliot Coleman, den wir bei unterschiedlichen Gelegenheiten trafen, und von seinem Buch The New Organic Grower, das uns anfangs als Leitfaden diente. Es ist diese Veröffentlichung, die uns erahnen ließ, dass es möglich ist, eine weniger als einen Hektar große Anbaufläche gewinnbringend zu bewirtschaften. Bis heute bleibt Eliot Coleman das Vorbild in Bezug auf Erfahrung und Innovation der Gemüse-Vielfaltsgärtnerei auf kleiner Fläche. Wir verdanken ihm viel.

Natürlich sind die meisten der alteingesessenen Landwirte der Meinung, dass die Bewirtschaftung ohne Traktor zu beschwerlich und mühsam sei, dass wir noch jung seien und über kurz oder lang die Mechanisierung der Abläufe unsere Arbeit erleichtern werde. Ich teile ihre Meinung nicht. Die in diesem Handbuch beschriebenen Bodenbearbeitungstechniken verringern die für die Bodenvorbereitung nötige Zeit und Energie. Durch die intensivierte Kulturführung nimmt der Beikrautdruck stark ab, und die in unserem Betrieb verwendeten Werkzeuge sind, wenngleich manuell, so doch hochentwickelt und für eine bessere Arbeitseffizienz und Arbeitsergonomie entworfen. Alles in allem ist unsere Arbeit, abgesehen von den Ernten, die den Großteil unserer Tätigkeit ausmachen, sehr produktiv und effizient. Die körperliche Arbeit ist angenehm, gewinnbringend und völlig im Einklang mit einer gesunden Lebensweise, und wird überdies großteils von Vogelgezwitscher anstelle von Motorengeräuschen begleitet.

Andererseits möchte ich nicht behaupten, mechanisierte Bearbeitungsabläufe seien gänzlich abzulehnen. Die besten Gemüsefarmen, die ich besuchte, waren im Übrigen – ausgenommen jene von Eliot Coleman – oft stark mechanisiert. Mein Standpunkt ist vielmehr folgender: Der Einsatz eines Kleintraktors und anderer mechanischer Bodenbearbeitungs- und Jätgeräte führt nicht notwendigerweise zu gewinnbringenderen Anbaumethoden. Der Verzicht auf Mechanisierung oder der Einsatz alternativer Maschinen, wie z.B. eines Einachsschleppers, ist mit vielen Vorteilen verbunden und vor allem in der Anfangsphase eines Betriebs durchaus überlegenswert.

Mit weniger als einem Hektar das Auslangen finden – ist das möglich?

Die Mehrzahl der Menschen, die aus der Landwirtschaft kommen, sind natürlich zunächst einmal skeptisch, wenn es um die Frage geht, einen Gemüsekleinbetrieb, oder wie wir es nennen, eine Gemüsegärtnerei, gewinnbringend zu führen. Und stellen sich damit möglicherweise denjenigen in den Weg, die den Wunsch haben, ein ähnliches Projekt wie das unsrige zu starten. Daraus darf man sich aber nicht allzu viel machen, denn die Denkweisen verändern sich in dem Maße, in dem die kleinstrukturierte Landwirtschaft in den USA, in Japan und anderswo auf der Welt das beindruckende Potential einer in kurzen Kreisläufen stattfindenden handwerklichen Produktion unter Beweis stellt. In Québec verdanken wir diesen Beweis unserer Gärtnerei Les Jardins de la Grelinette1, und viele anfängliche Skeptiker haben ihn zur Kenntnis genommen. In unserem ersten Betriebsjahr machte der Hof einen Verkaufsumsatz von 20 000 Dollar, bei einer Anbaufläche von einem Viertel Hektar. Im Folgejahr hatten sich unsere Verkaufszahlen mit 55 000 Dollar, bei gleicher Anbaufläche, mehr als verdoppelt. In unserem dritten Betriebsjahr investierten wir in neues Werkzeug und ließen uns auf dem aktuellen Standort unseres Hofs, in Saint-Armand, nieder. Mit der Erhöhung unserer Kulturfläche auf einen Dreiviertel Hektar erzielten wir einen Umsatz von 80 000 Dollar, und schließlich 100 000 Dollar in unserer vierten Saison. Zu diesem Zeitpunkt hatte unser kleiner Hof ein Produktionsniveau und einen finanziellen Erfolg erreicht, den die meisten Agrar-Insider für unmöglich gehalten hatten. Als wir unseren Umsatz auf einem Landwirtschaftswettbewerb veröffentlichten, erhielt unser Betrieb einen ansehnlichen Preis für seinen exzellenten wirtschaftlichen Ertrag.

Während mehr als einem Jahrzehnt hatten meine Frau und ich kein anderes Einkommen als jenes aus unserem weniger als einen Hektar großen Gemüsegarten. Ich kenne zahlreiche andere kleine Produzenten, denen es ebenfalls gelingt, mit ihrem kleinen Betrieb in Intensivkultur durchaus solide Einkünfte zu erzielen. Das Modell ist also bewiesenermaßen gewinnbringend. In Wirklichkeit ist sogar die Annahme realistisch, ein recht großzügiges Einkommen erzielen zu können. Eine gut eingeführte Gemüsegärtnerei kann mit einem ausgefeilten Anbauplan und vorteilhaften Verkaufsstandorten einen Jahresumsatz zwischen 60 000 und 120 000 Dollar erwirtschaften, und dies mit weniger als einem Hektar Gemüsevielfalt und einer Gewinnspanne von über 40%. Ein Nettoeinkommen, das den Vergleich mit verschiedenen anderen Agrarsektoren nicht zu scheuen braucht.

Davon leben, aber vor allem: gut davon leben

Die Vorstellung, die sich die meisten Leute von unserem Beruf machen, ist, dass wir wie Arbeitswütige sieben Tage die Woche ununterbrochen schuften, um schließlich nur knapp unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Ein Bild, das wahrscheinlich inspiriert ist durch die tatsächliche Situation eines großen Teils der konventionellen Landwirte, die in den Zwängen der konventionellen Landwirtschaft gefangen sind. Es ist wahr, dass der Beruf des Gemüsegärtners bisweilen schwierig ist. Ob Schönoder Schlechtwetter, wir tragen die Risiken eines schwer vorhersehbaren Klimas. Es gibt keine Gewährleistung für gute Ernten und gute Jahre, und man benötigt eine ordentliche Portion Fleiß und Hingabe, vor allem in den ersten Betriebsjahren, wenn Kundenstock und Infrastrukturen noch aufgebaut werden müssen. Dennoch ist es ein einzigartiger Beruf, der sich weniger durch die Anzahl der Arbeitsstunden und das Gehalt auszeichnet, als durch die Lebensqualität, die er verschafft. Nur wenige Leute können sich vorstellen, dass trotz der Intensität unserer Arbeit noch viel Zeit für andere Dinge bleibt. Unsere Saison läuft im März langsam an und endet im Dezember. Das sind immerhin neun Monate Arbeit für drei Monate Freizeit. Der Winter wird zu einem kostbaren Moment um sich auszuruhen, zu verreisen oder irgendwelchen anderen Beschäftigungen nachzugehen. Gerne erinnere ich jene, die sich vorstellen, wir hätten einen Hungerberuf, dass dieser uns erlaubt auf dem Land zu leben, Beruf und Familie in natürlicher Umgebung zu vereinbaren und er uns auch Arbeitsplatzsicherheit garantiert – welch Vergleich zu Anstellungen in einem Großkonzern, wo Kündigungen unvorhersehbar und häufig sind. Das ist ein beträchtlicher Vorteil.

Unsere tägliche Arbeit im Garten findet im Einklang mit dem Rhythmus der Jahreszeiten statt und in Übereinstimmung mit der Lebensart, die wir gewählt haben. Die Arbeit des Gemüsegärtners ist schwer, aber gleichzeitig lohnend und macht Freude.

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Dadurch, dass ich viel Zeit mit dem Verfassen dieses Handbuchs verbracht habe, kann ich denjenigen, denen die körperlichen Erfordernisse des Berufs Sorge bereiten, folgendes sagen: ganztägig zu gärtnern ist weniger „hart“ für Körper und Gesundheit, als täglich mehrere Stunden vor einem Computerbildschirm zu sitzen. Indem ich dies sage, hoffe ich, so manche zu beruhigen. Denn es ist nicht eine Frage des Alters, sondern vielmehr des Willens. Egal ob mit landwirtschaftlichem Rüstzeug oder ohne, wer ernsthaft und motiviert ist, kann alles erlernen, was für diesen traditionellen Beruf nötig ist. Was man investieren muss, ist Zeit und Begeisterung.

Seit unser Hof Praktikanten aufnimmt, die ihre ersten Schritte in der Landwirtschaft gehen möchten, beobachtete ich, dass die große Mehrheit derer, die diesen Beruf anstreben, dies aus einer ganz grundlegenden Motivation heraus tut. Sie möchten sich selbständig machen und möglichst viel an der frischen Luft arbeiten, und nicht wenige unter ihnen sind von dem Gedanken beseelt, ihrer Arbeit einen Sinn zu verleihen. Ich kann ihre Entscheidung verstehen, denn „ Familienbauer“ ist ein sehr wertvoller Beruf. Unsere Arbeit auf dem Hof findet regelmäßige Anerkennung bei den Familien, die unser Gemüse essen und uns jede Woche persönlich danken. Für alle, die anders leben möchten und dabei eine alternative Lebensweise anstreben, ist eines wichtig festzuhalten: man kann davon nicht nur leben, sondern sogar gut leben.

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1  Grelinette = Doppelgrabegabel, Biogabel. A.d.Ü.

Die erfolgreiche Gemüse-Vielfaltsgärtnerei

Von der Erde den besten Ertrag zu erzielen, ohne übermäßigen Aufwand, allein durch kluge Auswahl der Kulturen und mithilfe geeigneter Bearbeitung: dies ist das Ziel des Gemüsegärtners.

– J. G. Moreau und J. J. Daverne, Manuel pratique de la culture maraîchère de Paris, 1845

SEIT EINIGEN JAHREN, und auf Grund des Bekanntheitsgrades, den unser Betrieb in verschiedenen Agrarmedien erlangt hat, kommen viele Leute aus der Branche, um unsere Gärtnerei zu besichtigen und uns kennen zu lernen. Für diese Leute, die nichts anderes kennen als das Dogma der konventionellen Landwirtschaft, wonach Wirtschaftlichkeit einzig von der Größe abhängt, kann ein kleiner Gemüsebetrieb gar nicht überleben. Les Jardins de la Grelinette sind in ihren Augen ein Kuriosum. Trotz der Offenheit dieser Menschen ist es immer schwierig, ihnen verständlich zu machen, dass bei uns kein nennenswertes Investitionsprojekt auf dem Programm steht, und dass unser Businessplan darauf ausgerichtet ist, die Kleinstruktur beizubehalten und auch weiterhin händisch mit Kleingeräten zu arbeiten. Diese Zusammentreffen sind zwar freundschaftlich, aber oft wenig überzeugend. Eine Person aus der Bankenbranche sagte uns im Gehen sogar, voller Überzeugung, „wir seien kein echtes Unternehmen und auch unser Gemüsehof sei in Wahrheit gar keiner“!

Die Logik unserer Entscheidungen ist möglicherweise gar nicht so einfach zu verstehen, wenn man die Hürden nicht kennt, die sich vor einem landwirtschaftlichen Einsteiger aufbauen. Uns für kleine, in der Anschaffung günstigere Flächen zu entscheiden, um die anfänglichen Investitionskosten niedrig zu halten, war für uns schlicht eine Frage der finanziellen Möglichkeiten. Als wir in den frühen Zwanzigern waren, waren unsere finanziellen Mittel begrenzt und wir fest entschlossen, unsere Verschuldung auf ein Minimum zu beschränken. Kurz- und mittelfristig, und selbst noch heute, stellte sich unsere Entscheidung, die Gärtnerei mit wenig Kapital zu starten und große Mengen an Gemüse für die Direktvermarktung zu produzieren, als die richtige und profitable Strategie heraus. Unser Gemüsehof ist der Beweis dafür, dass es möglich ist, ohne große Ausgaben gute Profite einzufahren.

Unabhängig von der Betriebsgröße geht es in allererster Linie darum, die landwirtschaftliche Produktionsmethode sorgfältig zu wählen und deren Auswirkungen genauestens abzuwägen. In der Anfangsphase scheint es mir offensichtlich, dass „klein“ zu beginnen, eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich bringt. Doch es gibt mehrere andere gute Gründe, eine kleinflächige Produktion auch so kleinflächig zu belassen. Hier nun einige Faktoren, die meiner Meinung nach das Herzstück unseres Erfolgs bilden.

Die „biointensive“ Methode

Der Begriff „biointensiv“ bezieht sich auf eine Anbaumethode, die die Ertragsmaximierung einer Kulturfläche bei gleichzeitiger Wahrung, wenn nicht sogar, Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, anstrebt. Ursprünglich hervorgegangen aus der Erfahrung der französischen Gemüsegärtner des 19. Jahrhunderts und der von Rudolph Steiner begründeten Biodynamik, wurde sie in Nordkalifornien, in den 1960-er Jahren, entwickelt. Heute gibt es darüber umfangreiche Literatur und mehrere, daran anknüpfende Denkschulen. Wenngleich man sie eher mit dem Haus- oder Selbstversorger-Garten in Verbindung bringt, können bestimmte Techniken dieses Ansatzes durchaus auch in kommerziellem Maßstab umgesetzt werden. Eben dies haben wir beim Ausarbeiten des Kultursystems für unseren Hof getan.

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Die engen Pflanzabstände innerhalb der Kulturen schaffen ein für die Pflanzen günstiges Mikroklima. Das Blattwerk der Jungpflanzen, das sich im ausgewachsenen Stadium berührt, erhöht ihre Widerstandsfähigkeit gegen Wind, verringert das Austrocknen der Bodenoberfläche und verhindert durch die Beschattung die Vermehrung von Beikräutern.

In einigen Kreisen bezieht sich „bio-intensiv“ auf eine Reihe von ganz bestimmten Methoden und Techniken. Gewisse Leute haben sogar versucht diesen Ansatz zu patentieren. Ich bevorzuge in der Regel den Ausdruck „biologisch intensiv“, dieser ist es auch, den ich meist in diesem Buch gebrauchen werde, doch beiden liegen dieselben Prinzipien zugrunde.

Tatsächlich ist unsere Anbaufläche nicht in die für die mechanisierte Kulturführung typischen, traditionellen Reihen gegliedert, sondern in erhöhte Beetbahnen, die wir „Dauerbeete“2 nennen. Diese Dauerbeete wurden anfangs mit einer großen Menge organischen Materials angereichert, um rasch einen nährstoffreichen, lebendigen Boden zu schaffen. Auf diese Art bauten wir uns buchstäblich unseren eigenen Boden auf. Seither werden die Dauerbeete nicht mehr umgegraben, sondern nur noch mit Hilfe einer Biogabel3 gelockert und laufend mit Kompost angereichert. Verschiedene Werkzeuge und Techniken gestatten es uns, nur die Oberfläche des Bodens zu bearbeiten, um seine Struktur so intakt wie möglich zu belassen. Diese Anbaumethode hat zum Ziel, die Entstehung eines lockeren, nährstoffreichen Bodens zu fördern, der es den Gemüsewurzeln erlaubt, sich mehr in die Tiefe als seitwärts an der Oberfläche auszubreiten. Dadurch wird es möglich, die Abstände innerhalb der Kultur sehr eng zu setzen, ohne dass sich die Pflanzen im Wurzelbereich gegenseitig behindern.

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Die Pflanzabstände im mechanisierten Gemüseanbau werden durch die Dimensionen von Traktor und Gerätschaft vorgegeben. Da wir zum Beikrautentfernen Handgeräte benutzen, haben wir diese Einschränkung nicht.

Ziel ist es also, die Abstände innerhalb der Kulturen so zu wählen, dass sich die äußersten Blätter berühren, wenn die Pflanze drei Viertel ihres Wachstums abgeschlossen hat. Im ausgewachsenen Zustand deckt somit das Blattwerk die Wachstumszone vollständig ab, wodurch vermehrt Feuchtigkeit im Boden gehalten, das Aufkommen von Beikräutern verhindert, und auf diese Weise eine regelrechte, lebendige „Mulchschicht“, geschaffen wird. Zusätzlich zur Produktivitätssteigerung pro Quadratmeter, weist diese Strategie zwei wichtige Vorteile auf: sie verringert den Arbeitsaufwand bei der Beikrautbekämpfung erheblich und erhöht gleichzeitig die Wirksamkeit der zahlreichen täglichen Aufgaben im Gemüsebau. Ich werde diese Vorteile im Verlauf dieses Buches im Detail erklären.

Unsere Gemüseflächen verfügen über eine gute Bodenstruktur und sind reich an Mikroorganismen und Nährstoffen. Deshalb können wir die Kultur intensivieren, indem wir die Abstände verringern. Hier das richtige Maß zu finden, hat einige Jahre an Anstrengungen mit Versuch und Irrtum erfordert, doch wir haben es geschafft. Wir versuchten auch, die Begrenztheit unserer Flächen durch eine dichtest mögliche Kulturabfolge aufzuheben; anders gesagt, legten wir fest, wie lange jede einzelne Kultur auf dem Beet stehen würde und planten die nächste Aussaat so, dass die abgeerntete Kultur auf dem Dauerbeet sofort wieder durch eine andere ersetzt wurde. Indem wir diese Daten mit Hilfe eines Produktionskalenders bestimmten, gelang es uns, dieselbe Fläche jährlich mehrmals hintereinander zu beernten.

Alles in allem sind die meisten dieser Ideen nicht so verschieden von dem, was die biologische Landwirtschaft anstrebt. In beiden Fällen geht es darum, einen nährstoffreichen, lockeren und fruchtbaren Boden zu schaffen – zu diesem Zweck jedoch die Bodenbearbeitung zu vermeiden und beträchtliche Mengen organischen Materials zuzusetzen, ist weniger alltäglich. Auch hier handelt es sich um keine neuen Ideen und wir behaupten nicht, sie erfunden zu haben. Wenn wir einen Verdienst haben, dann jenen, ein fein abgestimmtes Regelwerk gefunden zu haben, das aus unseren Beeten ein hochproduktives, selbst in einem nördlichen Klima wie bei uns in Québec funktionierendes System macht, und dabei auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit Wert legt.

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Eine fünfmal dichter gesetzte Kultur mit einer Abdeckung aus Gärtnervlies zu versehen, erfordert fünfmal weniger Arbeit und fünfmal weniger Geld für die Materialbeschaffung. Dasselbe gilt sinngemäß für Bewässerung, Mulchen und Beikrautregulierung.

Die biointensiven Methoden ermöglichten uns, den Ertrag unserer Kulturflächen zu verdreifachen (vielleicht sogar zu vervierfachen) und uns auf einem kleinen Stück Land niederzulassen, mit den Vorteilen die damit einhergehen, insbesondere jenen der nicht-mechanisierten Kulturführung.

Minimale Anfangsinvestitionen