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Die Gegen-Demokratie


Die Gegen-Demokratie

Politik im Zeitalter des Misstrauens

von: Pierre Rosanvallon

27,99 €

Verlag: Hamburger Edition
Format: EPUB
Veröffentl.: 04.09.2017
ISBN/EAN: 9783868549263
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 320

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Obgleich das demokratische Ideal uneingeschränkt bejaht wird, stehen die Systeme, die sich auf das Ideal berufen, immer heftiger in der Kritik. Doch diese Differenz ist nicht so neu, wie sie scheint: Historisch betrachtet ist die Demokratie immer schon als Versprechen und Problem zugleich in Erscheinung getreten. Denn der Grundsatz, Regierungen durch den Wählerwillen zu legitimieren, ging stets mit Misstrauensbekundungen der Bürger gegenüber den etablierten Mächten einher.

Die Gegen-Demokratie ist nicht das Gegenteil von Demokratie, sie ist Bestandteil der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie, somit permanenter Ausdruck von Misstrauen gegenüber den gewählten Institutionen. Gleichzeitig ist sie aber auch Ausdruck des politischen Engagements der Bürger_innen jenseits der Wahlurnen. Der Begriff Gegen-Demokratie hebt das Widersprüchliche des Misstrauens hervor, das einerseits die Wachsamkeit der Bürger_innen fördert und auf diese Weise dazu beiträgt, die staatlichen Instanzen für gesellschaftliche Forderungen empfänglicher zu machen, das andererseits aber auch destruktive Formen von Ablehnung und Verleumdung begünstigen kann. Das heißt: Die Gegen-Demokratie bestätigt nicht nur, sie kann auch widersprechen.

Rosanvallon entfaltet die verschiedenen Aspekte von Gegen-Demokratie und schreibt ihre Geschichte. Nicht zuletzt plädiert er dafür, die ständige Rede von der Politikverdrossenheit zu überdenken. Denn es ist eher von einem Wandel als von einem Niedergang des bürgerschaftlichen Engagements zu sprechen. Verändert haben sich lediglich das Repertoire, die Träger und die Ziele des politischen Ausdrucks. Die Bürger_innen haben inzwischen viele Alternativen zum Wahlzettel, um ihre Sorgen und Beschwerden zu artikulieren. Die politische Form der Gegen-Demokratie sollte im Diskurs der Politikverdrossenheit nicht unterschätzt, sondern aktiv genutzt werden.
Misstrauen und Demokratie (Einleitung)

Die Misstrauensgesellschaft

Die drei Dimensionen der Gegen-Demokratie

Der Mythos vom passiven Bürger

Entpolitisiert oder unpolitisch?

Die Geschichte der Demokratie neu lesen

I Die Überwachungsdemokratie

Überwachen, denunzieren, benoten

Die Wachsamkeit

Die Denunziation

Die Benotung

Die Aufpasser

Der wachsame Bürger

Der neue Aktivismus

Das Internet als politische Form

Funktionale Aufsicht durch unabhängige Behörden

Interne Prüfungs- und Bewertungsagenturen

Der Lauf der Geschichte

Drei Phasen

Demokratischer Dualismus: eine lange Geschichte

Die unmögliche Institutionalisierung

Legitimitätskonflikte

Feder und Tribüne

Die drei Legitimitäten

Die neuen Wege der Legitimität

II Souveränität als Verhinderung

Vom Widerstandsrecht zur komplexen Souveränität

Widerstand und Zustimmung in mittelalterlichen Theorien

Das Zeitalter der Reformation

Aufklärung, negative Macht und die Volkstribunen

Das Experiment der Französischen Revolution

Fichte und die Idee eines modernen Ephorats

Ein signifikantes Vergessen

Die selbstkritischen Demokratien

Klassenkampf als negative Politik

Die Metamorphosen der Opposition

Rebell, Widerstandskämpfer, Dissident

Der Niedergang der kritischen Dimension in den Demokratien

Die negative Politik

Das Zeitalter der "Abwahlen"

Prävention und Veto-Macht

Schwache Demokratie

III Das Volk als Richter

Historische Referenzen

Das Beispiel Griechenland

Das englische impeachment

Der amerikanische recall

Die Quasi-Gesetzgeber

Die demokratische Jury

Die Produktion konkurrierender Normen

Schattenlegislatoren

Die Vorliebe für das Urteil

Zur Verrechtlichung des Politischen

Das Rechtfertigungsgebot

Die Pflicht zur Entscheidung

Der aktive Betrachter

Die Macht der Theatralität

Der Raum des Exemplarischen

Wählen und Urteilen

IV Die unpolitische Demokratie

Ohnmachtsgefühle und Formen der Entpolitisierung

Das Zeitalter des Unpolitischen

Der Horizont der Transparenz

Die beiden Formen der Entpolitisierung

Die populistische Versuchung

Eine Pathologie der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie

Populismus und Gegen-Demokratie

Lektionen in unpolitischer Ökonomie

Ein Wort kehrt zurück

Die ökonomische Funktion der Überwachung

Der Markt oder Triumph des Vetos

Unpolitische Ökonomie

Das gemischte System der Moderne (Schluss)

Die neuen Wege der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie

Die Gegen-Demokratie konsolidieren

Die Demokratie repolitisieren

Das gemischte System der Moderne

Der Gelehrte und der Bürger

Bibliografie

Personenregister

Zum Autor
Pierre Rosanvallon ist Professor für Neuere und Neueste politische Geschichte am Collège de France. Er ist einer der international renommiertesten Forscher zur Geschichte der Demokratie und Souveränität sowie zu aktuellen Fragen der sozialen Gerechtigkeit. 2016 erhielt der den Bielefelder Wissenschaftspreis im Gedenken an Niklas Luhmann.

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