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Narzißmus als Doppelrichtung


Narzißmus als Doppelrichtung



von: Lou Andreas-Salomé

0,99 €

Verlag: Andhof
Format: EPUB
Veröffentl.: 05.02.2021
ISBN/EAN: 9783736428591
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 132

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Was es auf sich hat mit dem Freudschen Narzimusbegriff, das stellte sich erst allmahlich immer bedeutsamer heraus, und erklart damit vielleicht, warum, auch bei Gegnern und Dissidenten, der Name so wenig diskutiert wurde, als deckten bereits sonstige Benennungen den gleichen Begriff. Ursprunglich, solange Narzimus tautologisch fur Autoerotismus stand, war das ja in der Tat der Fall; als Freud ihn dann ubernahm, zur Kennzeichnung jener Libidophase, wo, nach autoerotischer Selbst- und Weltverwechslung des Sauglings, die erste Objektwahl auf das Subjekt selber fallt, da ruhrte er dadurch zugleich schon an ein weiterreichendes Problem: &quote;Das Wort Narzimus will betonen, da der Egoismus auch ein libidinoses Problem sei, oder, um es anders auszudrucken, der Narzimus kann als die libidinose Erganzung des Egoismus betrachtet werden.&quote; (Freud, Metaps. Erg. d. Trl.) Also kein Beschranktsein auf einzelnes Libidostadium, sondern als unser Stuck Selbstliebe alle Stadien begleitend; nicht primitiver Ausgangspunkt der Entwicklung nur, sondern primar im Sinne basisbildender Dauer bis in alle spatern Objektbesetzungen der Libido hinein, die darin ja, nach Freuds Bild dafur: nur, der Monere gleich, Pseudopodien ausstreckt, um sie nach Bedarf wieder in sich einzubeziehen. Allerdings stellte Freuds Einfuhrung des Narzimusbegriffs in die theoretische Psychoanalyse von vornherein zu dessen Definition fest, da die psychischen Energien: &quote;im Zustande des Narzimus beisammen und fur unsre grobe Analyse ununterscheidbar sind, und da es erst mit der Objektbesetzung moglich wird, eine Sexualenergie, die Libido, von einer Energie der Ichtriebe zu unterscheiden.&quote; Mithin als Grenzbegriff gesetzt, uber den Psychoanalyse nicht hinaus kann, bis zu dem hin sie jedoch therapeutisch zu dringen hat, als dem Punkt, wo krankhafte Storung erst ganz sich zu losen, Gesundheit sich zu erneuen vermag, weil &quote;krank&quote; und &quote;gesund&quote; daran letztlich falsche oder rechte Aufeinanderbezogenheiten der zwei innern Tendenzen bedeuten, je nachdem diese sich hemmen oder fordern. Indem beides sich am personellen Trger vollzieht, grenzt es, mit dessen steigender Bewutheit seiner selbst, sich desto undeutlicher voneinander ab: macht den Umstand immer noch unmerklicher, da im libidins Gerichteten sich etwas durchsetzt, was der Einzelperson als solcher entgegengerichtet bleibt, was sie lst, zurcklst in dasjenige, worin sie vor ihrer Bewutheit noch fr alles stand, wie alles gesamthaft fr sie. Denn sollen Icherhaltungs-, Selbstbehauptungstriebe sich von libidinsen berhaupt begrifflich streng trennen, so kann Libido nichts anderes besagen als eben diesen Vorgang: diesen Bindestrich zwischen erlangter Einzelhaftigkeit und deren Rckbeziehung auf Konjugierendes, Verschmelzendes; im narzitischen Doppelphnomen wre sowohl die Bezugnahme der Libido auf uns selbst ausgedrckt als auch unsere eigene Verwurzelung mit dem Urzustand, dem wir, entsteigend, dennoch einverleibt blieben, wie die Pflanze dem Erdreich, trotz ihres entgegengesetzt gerichteten Wachstums ans Licht. Wie wir ja auch in den Krpervorgngen die geschlechtliche Weitergabe gebunden sehen an indifferenziert bleibende kleinste Totalitten, und wie in unseres Krpers &quote;erogenen Zonen&quote; berlebsel wirksam sind eines Infantilstadiums, aus dem die Organe sich lngst in Dienstbarkeit der Icherhaltung aufteilten(1). Die Frage lautet auch gar nicht: ob's theoretisch vielleicht doch angngig sei, den narzitischen Doppelsinn eindeutig zu fassen, sei es, den Ichtrieb der Libido zu berantworten (als entsprche z.B. auch das Ernhrungsbedrfnis noch einer Art von Konjugation mit dem Auer-uns), oder umgekehrt die Libido dem Bemchtigungsbestreben des einzelnen (als einer Ich-Habgier), zu unterstellen.

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