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INHALT

Die Sache mit dem Golf

1Heilige Bezirke

2Biblische Moden

3Kirchen-Business

4Innovationstradition

5Top-Bräuche

6Weltliches, allzu Weltliches

7Monumente

Die Sache mit dem Golf

Nein, Papst Benedikt XVI. hatte keine Spielschulden bei einem amerikanischen Casino. Warum sein 4er-Golf trotzdem an das Casino ging? Daran ist ein Zivildienstleistender aus dem Sauerland schuld. Nichts ahnend blätterte er in den Fahrzeugpapieren seines Gebrauchtwagens und stellte fest, dass ihn ein gewisser Joseph Ratzinger einst durch die Straßen Roms gelenkt hatte. Lukrativer als die Abwrackprämie schien dem Zivi also, seinen Wagen über Ebay zu versteigern. Gute Idee! Das Casino Goldenpalace.com ließ sich den privaten Vorgänger des Papamobils unglaubliche 188.938 Dollar kosten.

So kann es gehen. Aber wie ging die Geschichte eigentlich weiter? Ganz frische unnütze Fakten sind wie Schokolade. Man kann einfach nicht aufhören! Aber immerhin machen Bücher nicht dick. Oder doch? Ich sage es ja: Man kann einfach nicht aufhören!

Mit diesem Buch bekommen Sie eine ordentliche Portion frisches Wissen über Kirche, Bibel und alles allzu Weltliche auf den Tisch. Ich habe als Jäger und Sammler 125 besondere Fakten zusammengetragen: Sie sind liebevoll handverlesen, mit hohem Wissenswert, teils süßlich, teils pikant. Das ein oder andere gute Gerücht ist auch dabei. Meine drei wichtigsten Kriterien für die Auswahl waren: Ich habe sie mir selbst gemerkt – und zwar völlig unfreiwillig. Dann stand einmal ein »Ah«, »Oh« oder wenigstens ein »Mmh« im Raum. Und zuletzt habe ich sie mindestens zweimal weitererzählt.

Apropos – so ging es mit dem Golf weiter: Von einer Wertanlage konnte bei diesem Auto keine Rede sein. Als das Casino den Golf nach der Emeritierung des Papstes weiterversteigern wollte, kamen nicht einmal mehr 15.000 Dollar zusammen. Vielleicht war doch nichts dran: am »Heiligen Blechle«.

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ZUM GLÜCK, PAPA SCHMECKT’S NICHT

Endlich wieder einmal eine gute Nachricht. Da kann man sich zwar über viele verschwendete Jahre aufregen, aber ab heute ist klar: »Potus iste non fran-git jejunum«, Schokolade bricht nicht das Fasten. Das sah jedenfalls Papst Pius V., der von 1566 bis 1572 Kirchenoberhaupt war, so. Aber warum darf man Schokolade ohne Gewissensbisse während der Fastenzeit futtern? Das ist zunächst einem Mönch namens Girolamo di San Vincenzo zu verdanken, der 1569 nach Rom kam. Im Gepäck hatte er einen Kakao, den er Papst Pius servieren sollte. Die mexikanischen Bischöfe waren sich nämlich nicht sicher, ob das mit der Schokolade wirklich in Ordnung ist. Wir wissen zwar, dass sich der Heilige Vater für die Schokolade entschied – aber nicht, aus welchen Gründen. Weil sie ihm nicht schmeckte – oder weil er sie lecker fand.

DIE HANDTASCHEN AUF DEM PETERSPLATZ

Mit Statistiken kann man wild jonglieren. Eines ist dabei sicher: Am Schluss kommt das Ergebnis raus, das man sich wünscht. Mit der Wirklichkeit hat das oft wenig zu tun, mit Unterhaltung aber eine ganze Menge: So ist die Vatikanstadt laut Statistik das Land mit der höchsten Verbrecherrate. Das liegt aber nicht an den Mitarbeitern des Heiligen Stuhls, sondern an ein paar Dieben, die sich dort auf der Jagd nach Touristen rumtreiben. Und die haben viel Geschäft auf dem Petersplatz und in den Vatikanischen Museen. Wenn die Vatikanstadt auch nur etwas über 500 Staatsbürger besitzt, so kommen immerhin 20 Millionen Menschen im Jahr zu Besuch. Wegen ein paar geklauten Handtaschen kommt man dann gerne mal auf eine spektakuläre Kriminalitätsrate pro Kopf, die besagt, dass es in Vatikanstadt mehr Straf- und Zivilprozesse als Einwohner gibt.

LUTHER VS. PAPST

Nicht nur Papst Franziskus liebt den Fußball, sondern auch das ganze Vatikan-Team. Leider wird keine der 16 Mannschaften je bei einem Wettbewerb der UEFA oder der FIFA teilnehmen können – auch wenn das Niveau stimmt. Die FIFA-Normen sind in Vatikanstadt einfach nicht umzusetzen. Auf den 0,44 km2 der Vatikanstadt findet sich einfach kein freies Fleckchen für einen entsprechenden Kickplatz, auch wenn die Hälfte aus Gärten besteht. Natürlich könnte man den Petersplatz, der größer ist als fünf Fußballfelder, umfunktionieren. Aber so weit geht die Fußballbegeisterung dann doch nicht. Und die wichtigen Spiele finden sowieso woanders statt: 2015 forderte die Vatikan-Auswahl die Fußballmannschaft von Wittenberg zum Konfessionen-Duell und ging mit einem 1:0-Sieg vom Campo Pio XI. Als aber im Lutherjahr die Wittenberger das Rückspiel »Luther vs. Papst« forderten, gewann das Reformationsteam mit 2:0.

HEROISCH IN DER 1. KLASSE

Als Christ ist man bestens daran gewöhnt, dass Kinder eine herausragende Rolle im Leben und Glauben spielen. Warum sollte man dann nicht auch ernst damit machen? Das dachte sich Papst Benedikt XVI. und brachte die Seligsprechung eines ganz besonderen Kindes auf den Weg. Antonietto Meo (1930–1937), die als Nennolina bekannt wurde, starb im Alter von nur sechs Jahren. Sie erkrankte an Knochenkrebs, da war sie gerade fünf. Sie fing an, einen Briefwechsel mit Jesus zu führen, und hinterließ ein einmaliges Zeugnis des Gottvertrauens. Zuletzt diktierte sie einen Brief, in dem sie Jesus bat, der heiligen Madonna auszurichten, dass Nennolina sie sehr lieb habe. Im Jahr 2007 verlieh ihr Benedikt XVI. den »heroischen Tugendgrad« und betonte, dass dieses kleine Mädchen in wenigen Jahren den Gipfel der Vollkommenheit erreicht habe. Diese Geschichte zeigt: Es ist nie zu spät, ein seliges Leben zu führen – aber auch nie zu früh.

ALLE VIER JAHRE DAS FALSCHE TIMING

Über Heiligenkalender kann man denken, was man will. Ohne sie wäre unser Sprachschatz ärmer und so manche Bauernregel gar nicht mehr verständlich. Dabei ist das Heiligengedenken manchmal ungerecht, die einen bringen schönes Wetter, die anderen den Frost. Papst Hilarius kann einem besonders leidtun. Über seinen Namensvetter aus Poitiers (Frankreich) heißt es am 13. Januar: »Sankt Hilarius macht mit dem Vorwinter Schluss.« Aber was sollte man über den heiligen Hilarius aus Sardinien sagen? Vom Jahre 461 an war er Papst und blieb es sechs Jahre, drei Monate und acht Tage. Schade! Das hat zur Folge, dass der Heilige ein Schattendasein im Kirchenjahr führt: Er starb am 29. Februar, im Schaltjahr 468. Vielleicht bleibt ihm dadurch aber auch viel erspart. Hätte er einen Tag länger gelebt, wir würden über ihn sagen: Regnet’s stark an Hilarius, macht’s dem Bauern viel Verdruss. So bleibt die schlechte Ernte am heiligen Albinus hängen.

JAKOBUS HAT KONJUNKTUR

Das Jahr 1970 konnte man gut vor dem Fernseher verbringen: Muhammad Ali gibt seine Karriere als Profiboxer auf, die Beatles trennen sich, der erste Tatort wird ausgestrahlt. Das Wort »Outdoor« steht noch nicht im Duden – und Pilgern ist etwas aus dem Mittelalter. In diesem Jahr kommen gerade einmal 68 Menschen, die mindestens 100 Kilometer ohne Auto zurückgelegt haben, in Santiago de Compostela an. 2016 waren es grandiose 144.034 Männer und 133.820 Frauen. Macht zusammen: 277.854. Die Gründe, warum sich die Leute auf den Weg machen, sind unterschiedlich: 8 Prozent steigen einfach so für eine Weile aus, für den Rest spielen Religion und Glaube wenigstens teilweise eine Rolle. Die Mehrheit kommt natürlich aus Spanien, aber die Deutschen bekommen mit 21.220 Pilgern immerhin noch Bronze. Aus Italien kamen knapp 3.000 mehr. Jakob ist Kult, mal sehen, wie lange der Trend anhält.

SCHUTZPATRON FÜR WILDE ZEITEN

Johannes der Täufer hat viele Gesichter. Deswegen darf er sich Schutzpatron der Schneider und Weber, Bauern und Hirten, Wirte und Winzer, Schornsteinfeger und Architekten, Musiker und Kinobesitzer nennen. Da ist eigentlich alles dabei, was man sich wünscht: schöne Kleidung, leckeres Essen, guter Wein, ein gepflegtes Zuhause und beste Unterhaltung. Das geht inzwischen auch Dolby Surround 5.1 und HD im 16:9-Format. Die Kehrseite darf man aber auch nicht vergessen. Gerade die Berufe in der Gastronomie und in der Unterhaltungsszene rufen immer wieder gewisse Probleme auf den Tisch. Deswegen ruft man auch Johannes an, wenn es um Kopfschmerzen und Schwindelgefühle, Heiserkeit oder Tanzwut und auch um Alkoholismus geht.

PRIESTER MACHEN GROSSE AUGEN

Große Augen macht man am besten mit Kajal. Das Original wurde noch aus Ruß und verkohltem Butterschmalz hergestellt. Hinduistische Priester zeichnen mit dem Eyeliner die Augen ihrer Göttin nach. Damit werden sie zum Leben erweckt. Die Augen werden auffälliger, erscheinen größer. Kurzum: wacher. Insofern versteht man auch manche Kosmetikwerbung besser, in der wildgeschminkte Models wie das blühende Leben über die Leinwand laufen. Zurück zur Religion: Das Auge war Symbol des Sonnengottes Re. Kein Wunder, dass dieser Umrandung bei ägyptischen Pharaonen und ihren Gemahlinnen eine religiöse Bedeutung zukam. Der Überlieferung nach hatte die Umrandung auch ganz praktischen Nutzen: Insekten und Fliegen fühlten sich abgeschreckt. Damit wirbt die Kosmetikindustrie bislang aber noch nicht.

DIE POST VOM PAPST

Der Erzengel Gabriel ist wohl der größte Botschafter und Verkünder und darf sich deswegen auch Patron des Fernmeldewesens, der Post und der Briefmarkensammler nennen. Das ist wohl Grund genug, dass sich eine hoch spezialisierte Sammlergilde nach ihm benannt hat. Die Sammlergilde St. Gabriel ist spezialisiert auf Briefmarken mit christlichen Motiven. So verbinden die Mitglieder ihren christlichen Glauben mit der Leidenschaft für Wertzeichen und einem wortwörtlichen Sendungsbewusstsein: Sie verkünden auf ihre Art die christliche Botschaft. Gegründet wurde die Gilde von zwei Franziskanermönchen und hat heute, 75 Jahre später, gut 300 Mitglieder. Besonders interessant dürfte für die Mitglieder das größte Exportprodukt des Vatikans sein, die staatseigenen Briefmarken. Erhältlich in den drei Filialen der Poste Vaticane.

FLIESSEND ITALIENISCH

Von Kraftwerken oder Kläranlagen ist im Vatikan nichts zu sehen. Das braucht die Kurie auch nicht, denn das Wasser und der Strom kommen seit 1929 aus Italien. Sollten sich aus irgendwelchen Gründen die Staaten in die Haare kriegen und Italien das Wasser abstellen, müsste das vor die UNO gebracht werden. Davon ist man zwar weit entfernt, aber es gibt da etwas, was wenig mit Diplomatie zu tun hat: Die Hitzewelle von 2017 zwang Rom dazu, über die Einschränkung der Wasserversorgung in Privathaushalten nachzudenken. Vorerst schaltete man die Brunnen ab und das tat der Vatikan auch. Kein Wunder, dass das Wassermanagement während der Krise auf fruchtbaren Boden fiel. Schließlich kritisierte Papst Franziskus zwei Jahre zuvor in seiner Enzyklika »Laudato Si« den verschwenderischen Umgang mit Wasser.

WIE MAN EINEN RÜSSEL BEKOMMT