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Titelseite

Inhalt

Ein bestialischer Zauber

In den kalten Norden

Weiße Gefahr

Die Eishöhle

Verzaubertes Fleisch

Gefährlicher Freund

Das Wolfsrudel

Geliebter Gegner

Der Ritt auf dem Wolf

Die Kraft des Zauberers

Eine unheilvolle Verbindung

Mit besonderem Dank an Allan Frewin Jones
Für Henry

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Tom und Elenna sind solche Dummköpfe! Sie denken, dass ihre Missionen endgültig vorbei sind und mein Meister geschlagen ist.

Aber das ist nicht wahr! Malvel besitzt den Stab des Hexenmeisters, der aus dem Baum des Seins geschnitzt wurde. Alle Königreiche werden schon bald um seine Gnade betteln.

Wir reisen ins Land Seraph und suchen die Ewige Flamme. Wenn wir den Stab in der Flamme verbrennen, wird unsere schwarze Magie nicht mehr aufzuhalten sein. Tom und Elenna können uns jagen, wenn sie wollen, aber sie werden auf mehr als nur Biester treffen. Dieses Mal sind sie allein, kein Zauberer kann ihnen helfen.

Ich hoffe, Tom und Elenna sind für eine Begegnung mit mir bereit.

Ich warte schon lange auf meine Rache.

Voller Schadenfreude, Petra die Hexe

Ein bestialischer Zauber

Zwei Gestalten standen vor dem Eingang einer dunklen Höhle. Unter ihren Füßen lag Schnee. Eiszapfen hingen von den Felsen.

Der böse Magier Malvel und Petra blickten nach Norden. Dort leuchtete eine helle Flamme auf einem Berggipfel.

„Siehst du sie?“, zischte Malvel. „In der Ewigen Flamme werden wir den Stab des Hexenmeisters verbrennen und den Sieg erringen!“

„Warum sind wir dann zu dieser Höhle hier gegangen?“, fragte Petra.

„Stell keine dummen Fragen“, knurrte Malvel. „Gehorche mir einfach!“

Er schnippte mit den Fingern und deutete in die Höhle.

Petra nickte und trippelte in das dunkle Höhleninnere. Malvel verschränkte die Arme. Ein gemeines Lächeln verzerrte seinen Mund, während er dem Winseln und Japsen eines Hundes lauschte.

Einen Augenblick später trat Petra wieder ins Licht hinaus. Sie zog einen Collie an einer Leine hinter sich her. Der Hund stemmte die Pfoten in den schmutzigen Höhlenboden, aber Petra hatte keine Mühe, ihn zu dem Magier zu schleifen.

„Ich habe einen neuen Zauberspruch, den ich an diesem Köter ausprobieren will“, sagte Malvel und betrachtete den kauernden Hund verächtlich.

Der Hund blickte zu dem Zauberer hoch und zog verzweifelt an der Leine. In seinen Augen stand die blanke Angst geschrieben.

Malvel steckte die Hand in seine Tasche und zog einen Zauberstab aus Rosenholz heraus. Tierzähne waren in das Holz eingelassen und Fellbüschel hingen an einem Lederriemen, der um den Griff gewickelt war.

Petra kräuselte die Nase. Der Zauberstab stank entsetzlich.

Malvel warf ihr einen Blick zu. „Halte den Hund still“, knurrte er.

Der Hund kämpfte mit aller Kraft, um sich zu befreien, aber Petra hielt die Leine eisern fest. Malvel deutete mit der Spitze des Zauberstabs auf den Kopf des Hundes. Sofort setzte er sich in den Schnee am Höhleneingang und starrte wie gebannt auf den Zauberstab.

Malvel ließ den Zauberstab langsam durch die Luft wirbeln. Die Fellbüschel flatterten dabei. Leise murmelte er den Zauberspruch: „Bestialisch ist, was Biester tun, verwandle dich und vertreibe das Gute – nun.“

Diesen Zauberspruch hatte Petra noch nie zuvor gehört. Sie sah zu, wie sich grüner Rauch um den Hund bildete. Winselnd warf er sich auf den Rücken. Mit allen vieren strampelte er Schnee in die Luft, als sich sein Rückgrat plötzlich wölbte und sich sein ganzer Körper zuckend krümmte.

Petra trat zurück und riss vor Schreck die Augen auf.

„Hervorragend!“, zischte Malvel. Sogar er schien überrascht, wie gut sein Zauberspruch funktionierte.

Der arme Hund keuchte jetzt und lag zitternd in dem grünen Rauch. Petra riss vor Staunen den Mund weit auf. Der zuckende Körper wurde größer und verformte sich immer mehr. Plötzlich drehte sich das Tier um und sprang auf die Pfoten. Riesig ragte der Hund über ihnen auf.

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Petra fuhr entsetzt zurück. Von dem Hund war nichts mehr zu sehen – dieses Biest war ein knurrendes, bösartiges Monster. Seine Zunge hing ihm aus dem Maul und bespritzte sie mit stinkendem Speichel. Seine Augen glühten vor Zorn.

Petra starrte auf die riesigen Pfoten, jede so groß wie ihr Kopf. Das Fell glänzte schmierig und das Biest knurrte laut.

Petra duckte sich, als der gigantische Hund lossprang. Er hechtete über ihren Kopf hinweg, rannte den schneebedeckten Hang hinunter und bellte dabei heiser.

„Der Zauber hat funktioniert. Du hast deinen Zweck erfüllt, du Köter“, sagte Malvel. Er hob den Zauberstab erneut und richtete ihn auf den Hund. Grüner Rauch schoss durch die Luft und jagte dem Biest hinterher.

Der Rauch hüllte das Tier ein und mit einem furchtbaren Heulen fiel es tot zu Boden.

Petra starrte den Zauberer an. „Warum hast du ihn getötet?“, fragte sie.

Malvels Lippen kräuselten sich zu einem fiesen Grinsen. „Ich musste mich überzeugen, dass der Zauberspruch wirklich wirkt.“ Mit einer abschätzigen Handbewegung deutete er auf das Tier. „Jetzt weiß ich, dass ich so viele Biester erschaffen kann, wie ich will“, sagte er. „Und ich habe schon ein ganz bestimmtes Opfer im Kopf!“

Petra runzelte die Stirn. „Wer ist dieses besondere Opfer?“, fragte sie. „Wenn ich dir helfen soll, muss ich deine Pläne kennen.“

Malvel sah sie an. „Kannst du dir das denn nicht denken?“

Petra sah dem Zauberer ängstlich ins Gesicht. „Hat es etwas mit dem vergifteten Fleisch zu tun, das ich in die Höhle bringen musste?“, fragte sie.

„In der Tat“, erwiderte Malvel. „Ich habe einen Zauber über das Fleisch gelegt. Wir lassen es hier für das nächste Opfer liegen.“

„Aber wer ist dieses Opfer?“, fragte Petra erneut. „Ein anderer Hund?“

Malvel starrte sie an. „Nein“, sagte er. „Kein Hund. Hast du es immer noch nicht erraten? Es ist ein Wolf.“ Seine Augen glänzten vor Bosheit. „Noch bevor dieser Tag zu Ende geht, werde ich eine wilde Bestie erschaffen haben.“

In den kalten Norden

Tom und Elenna sahen lächelnd zu, wie sich die Leute um Cora, die Schäferin, versammelten. Cora war von Petra, der Hexe, in ein schreckliches geflügeltes Biest namens Karaka verwandelt worden. Aber Tom hatte gegen das Monster gekämpft und es besiegt. Der Zauber war gebrochen.

Fredo, der freundliche kleine Junge, kam auf Elenna und Tom zugelaufen, die mit Toms Hengst Storm und Elennas zahmem Wolf Silver etwas abseitsstanden. Er hielt zwei Schalen mit heißem Eintopf in den Händen.

„Vielen Dank“, sagte Tom. Er griff nach einer Schale und löffelte den köstlichen Eintopf. „Ich habe so einen Hunger!“

„Ich auch“, sagte Elenna.

Chris, Fredos Vater, kam lächelnd näher. „Bleibt ihr, um mit uns zu feiern?“, fragte er. „Ihr habt uns einen großen Dienst erwiesen und das Mindeste, was wir tun können, ist, euch zu Ehren ein Fest zu veranstalten und euch für die Nacht warme Betten anzubieten.“

„Wir wären dankbar, wenn ihr uns etwas zu essen mitgeben würdet, denn wir müssen leider weiter“, antwortete Tom. Seine Mission war wichtiger als das Fest.

Der Mann nickte verständnisvoll. „Ich besorge auch etwas Futter für die Tiere“, sagte er und wandte sich zum Gehen um.