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Rakkóx der Billionär

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E-Books Edition Loreart:

 

 

PAUL SCHEERBART

 

 

RAKKÓX DER BILLIONÄR

 

 

EIN PROTZENROMAN

 

 

 

Edition Loreart

 

 

 

Rakkóx der Billionär

 

 

VERGNÜGT, WIE EIN ECHTER POTENTAT, LEBTE Rakkóx, ein mehrfacher Billionär, in den Großstädten Asiens und Europas und vergeudete natürlich sein Geld in Zentnersäcken - er hatte es ja dazu.

Der große Mann schwärmte natürlich für alles Grandiose und für martialische Unternehmungen - er hatte es ja dazu. Er belächelte diejenigen, die seine Passionen teilten, trotzdem sie’s nicht dazu hatten.

Um aber seine größeren kompakten Pläne realisieren zu können, sah er sich genötigt, zunächst auf Vergrößerung seiner Machtmittel bedacht zu sein.

Und so ward seine Phantasie allmählich eine militaristische Phantasie. Er wollte selbstverständlich seine Pläne nicht allein ausarbeiten - auch seine militaristischen nicht. Und so telegraphierte er denn an den Direktor seiner Erfindungsabteilung, in der zweihundert abgefeimte Genies beschäftigt waren: »Schnell neues Militär erfinden - mit Gebrauchsanweisung. Rakkóx.« Der Direktor der Erfindungsabteilung verlas das Telegramm seinen Untergebenen. Es entstand ein allgemeines Halloh, und nach vierundzwanzigstündiger Geistesarbeit lag der folgende geniale Plan Rakkóxen zu Füßen:

Das neue Militär.

»Es war vorauszusehen, daß einem vorgeschrittenen Militarismus das Menschenmaterial bei Fruktifizierung kriegerischer Ideen nicht auf die Dauer genügen könnte. Und so ist die Herstellung eines »neuen Militärs« allgemach zum tiefgefühlten Bedürfnis geworden. Der Mensch ist als Soldat zu schwächlich und zu rücksichtsvoll. Der Automat ist als Soldat zu kostspielig und nicht imstande, sich rechtzeitig zurückzuziehen. Somit bleibt bei Herstellung eines »neuen Militärs« nur die Tierwelt zu berücksichtigen übrig. In der Tierwelt finden wir unzählige Lebewesen, die weder schwächlich noch rücksichtsvoll sind, auch nicht zu kostspielig genannt werden dürfen, da ihnen grade der Hunger erfahrungsgemäß die allergrößte Rücksichtslosigkeit verleiht; außerdem haben sämtliche Tiere die genügende Intelligenz, sich rechtzeitig zurückzuziehen.

Unsere Aufgabe ist daher, Tierregimenter zu schaffen. Nur durch gut organisierte Tierregimenter kann dem alt gewordenen Militarismus unsrer Zeit neue Lebenskraft eingeflößt werden.

Die Unterzeichneten empfehlen nun in erster Reihe Heranziehung der größeren Tiersorten. Die Dressur der vierfüßigen Dickhäuter bereitet bekanntlich keine nennenswerten Schwierigkeiten. Und auch die Dressur der Walrosse und Seelöwen wird den großen Tierbändigern unsrer Zeit ein Leichtes sein. Die Walrosse und Seelöwen sind mit umfangreichen kugelsicheren Kork-Panzer-Hemden auszurüsten, und künstliche Riesen flössen aus Aluminium und Stahl müssen die natürliche Flossenkraft ganz gewaltig heben; mit solchen Kunst flössen läßt sich jedes Meer mit Leichtigkeit orkanartig aufregen.

Die meisten Tiere können die Waffen - auch die Schießwaffen und Geschütze - auf dem Kopfe wie einen Hörnerschmuck tragen. Dem Offizierskorps der Tierregimenter dürfen natürlich nur erprobte Tierbändiger angehören. Die Ausarbeitung der Ideen über die beste Art der Verwertung tierischer Gliedmaßen ist selbstverständlich Spezialaufgabe des Generalstabes. Die Rüssel der Elefanten können z. B. zu Schleudermaschinen ausgebildet werden; die Löwen wären am wirksamsten zusammengekoppelt zu gebrauchen.

Sehr interessant wird sich die Uniformfrage gestalten; sie läßt sich hier nur nicht so kurz abtun. Jedenfalls wird über die beste Uniformierung der Auerochsen, Giraffen und Kamele innerhalb drei Tagen eine besondere Broschüre erscheinen; allen Anforderungen der militaristischen Tradition soll nach besten Kräften Rechnung getragen werden.

Man kann fernerhin nicht bestreiten, daß sich viele Vögel sehr wohl zu Heereszwecken eignen. Die Krähenvölker ließen sich leicht mit Zyankalispritzen bewaffnen, und die Adler, Eulen und Störche könnten abgerichtet werden, kleine Dynamitbomben im richtigen Momente fallen zu lassen.

Über feingegliederte Schlauchbomben, die nur mit Pestbazillen gefüllt werden sollen, schreibt das Obergenie Schmoller-Käsebauch ein zweibändiges wissenschaftliches Werk.