BRIAN DALEY

 

 

Tron

 

 

 

Roman

 

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 55

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

TRON 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

 

Das Buch

 

Der Programmierer Kevin Flynn versucht Beweise dafür zu beschaffen, dass Ed Dillinger einst mehrere von ihm programmierte Computerspiele gestohlen und diese als seine eigenen ausgegeben hat. Dillinger wurde dadurch Präsident der Computerfirma ENCOM.

Flynn schreibt Computerprogramme, die im vom MCP (Master Control Program) übernommenen Hauptcomputer der Firma nach den Beweisen suchen sollen; seine Versuche bleiben allerdings stets erfolglos.

Was weder Flynn noch sonst jemand ahnt, ist, dass alle Computerprogramme in einer vom MCP beherrschten virtuellen Realität als humanoide Wesen leben, die ihren Programmierern ähneln...

 

Tron von Brian Daley (22. Dezember 1947 – 11. Februar 1996) ist die mitreißende Roman-Adaption des gleichnamigen, revolutionären Science-Fiction-Films aus dem Jahr 1982 (Regie: Steven Lisberger), in den Hauptrollen: Jeff Bridges als Kevin Flynn/Clu, Bruce Boxleitner als Alan Bradley/Tron, David Warner als Ed Dillinger/Sark und Cindy Morgan als Lora/Yori. 

Der Roman erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX SCIENCE-FICTION-KLASSIKER. 

TRON

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Jene andere Welt ist ebenfalls unermesslich. Das System ist für seine Bewohner grenzenlos.

Die Elektronische Welt umspannt die Erde und greift über sie hinaus. Durch die Computersysteme wird Information bewegt und von künstlichen Intelligenzen bearbeitet. Die Programme berechnen und suchen, finden und vergleichen. Für Wissenschaft, Industrie, Erziehung und Regierung, für die Gesellschaft in ihrer gegenwärtigen Gestalt sind sie schon unentbehrlich.

Die Programme locken und unterhalten mit Videospielen, bei denen die menschlichen Benutzer kein Risiko eingehen, Schaden zu nehmen. Sie unterrichten in Lesesälen, sie prüfen in Schulzimmern. Sie wählen aus und vermitteln, und ihr Spruch ist oft endgültig. Ihre Welt ist unermesslich. Ihre Benutzer wissen weniger über sie, als sie glauben.

Die Programme sind nur Algorithmen, so wie die Menschen nur Ansammlungen von Chemikalien sind.

 

Die beiden - ein Junge und ein Mädchen - standen vor der grell bemalten Maschine, deren Bildschirm ihnen kräftige Lichtmosaiken in hellen Farben zeigte. Sie trugen das Videospiel geschickt und aufgeweckt, scharfsinnig und rasch aus. Es machte Spaß, das Spiel in den Griff zu bekommen, doch es verlangte einen Selbsteinsatz, der auf gewissenhafte Arbeit hinauslief. Auf dem Bildschirm bekriegten sich vom Computer geformte Gestalten, bewarfen sich mit Scheiben, die vernichtende Energie in sich trugen.

 

Anderswo, näher als Junge und Mädchen geglaubt hätten und doch unendlich fern, standen sich Krieger im System auf einem Kampfplatz auf dem Gitternetz gegenüber. Ihre Gestalt war menschlich, leuchtete jedoch, die eine rot, die andere blau.

Sie hielten ihre Scheiben für tödliche Würfe bereit und beobachteten sich argwöhnisch. Sie trugen rundliche Helme, die das Gesicht frei ließen, und steckten in kniehohen Stiefeln. Sie waren mit Schulterstücken gepanzert, die die Achseln schützten, mit Armschienen, die ihre Unterarme umhüllten. Die Rüstungen wirkten wie mit Instrumenten besetzt und sahen hoch technisiert aus. Ihre Körper waren mit Mustern leuchtender Linien überzogen, die an rudimentäre Schaltkreise erinnerten. Die glühenden Schaltkreise des Blauen Kriegers schimmerten in einem helleren Blau als der Rest des Körpers, die seines Gegners in einem wärmeren Gelborange.

Der Kampfplatz war einer der vielen in dem Bereich, den man unter dem Namen Spielnetz kannte. In ihrem Maßstab war er einige hundert Meter lang. Er wurde von hohen Wänden umgeben, die vollkommen glatt und durch Linien und beleuchtete Tafeln in Rechtecke unterteilt waren. Der Boden setzte sich aus genauen Quadraten zusammen, die durch leuchtendes Netzwerk getrennt waren. Die Krieger waren an ihre phantastische Umgebung gewöhnt und schenkten ihr keine Beachtung. Sie warteten aufmerksam, die Scheiben zwischen Daumen und Fingerkuppen.

Der Rote Krieger bewegte sich plötzlich, warf mit zupackender Geste. Seine kreisende Scheibe strahlte goldenes Licht aus und schoss durch die Luft auf den Gegner zu. Der versuchte sich zu ducken und die Waffe mit der eigenen abzuwehren. Doch der Rote war rasch gewesen, hatte schlau geworfen. Der Blaue versäumte die Abwehr, und die Scheibe traf ihn. Energie wurde heftig freigesetzt, die den Blauen auf das Spielnetz schleuderte. Die rote Aura der Scheibe siegte über die des Blauen und hüllte den Gestürzten ein. Er löste sich auf, wurde schnell blasser, ein Wirbel statischer Elektrizität.

Die Wiederauflösung war in einem Augenblick vorüber, der Verlierer war verschwunden.

Fern vom Spielnetz wandte sich der Junge dem Mädchen zu, verärgert über die Leichtigkeit, mit der sie gewonnen hatte. »Spielste noch mal?« Er glaubte, ihre Technik jetzt zu kennen, und war überzeugt, sie diesmal schlagen zu können.

Sie zuckte die Achseln. Sie mochte ihn irgendwie, und es machte ihr Spaß, ihn hochzunehmen. »Ja, wenn du noch ’ne Münze hast.«

Das Geldstück fiel ins Videospiel, wo es sich zu den Abermillionen gesellte, die von den Programmen verdient wurden. Sie und ihre Spielfelder, die Videospiele waren eine der populärsten Neuerungen in der Geschichte der Unterhaltung. An der Seite der Maschine befand sich das Zeichen der ENCOM, das auch auf Computern und elektronischen Artikeln jeder Art, an Fabriken und Forschungsstätten, an Wolkenkratzern und auf Gehaltsschecks zu sehen war. ENCOM war die wirtschaftliche Supermacht, die sich zum Führer der Computerrevolution aufgeschwungen hatte und auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz international zum unerreichten Führer geworden war.

 

Auf dem Netz lief ein weiteres Spiel ab. Es ähnelte Pelota, doch die beiden feindlichen Krieger standen jeder in der Mitte einer Reihe konzentrischer Ringe, auf leuchtenden Kreisen, die in der Luft hingen und in der Farbe des Kriegers rot oder blau schimmerten. Jeder Krieger war mit einer Energie-Cesta ausgerüstet, dem langen, gekrümmten Handschuh, mit dem der Spielball geschleudert und gefangen wurde. Über ihnen hing eine breite, spiegelnde Scheibe, deren Durchmesser mehrere Meter betrug, nirgendwo befestigt und doch unbeweglich.

Der kleinere Kämpfer wartete nervös und hatte auch Grund dazu, war er doch ein Benutzer-Gläubiger, ein Blauer. Er war nicht willens, seine Bindung an jene mystischen Wesen aufzugeben, denen einst alle Programme des Systems gedient hatten, und war dazu verurteilt worden, bis zum Tode auf dem Spielnetz zu kämpfen.

Dieser Moment war anscheinend nah. Der Benutzer-Gläubige bewegte sich unruhig, wartete. Er war entschlossen, sein Bestes zu geben, wie das bei einem Programm sein sollte. Doch sein Gegenspieler war Sark, das Kommandoprogramm.

Sark der Rote, der Unbesiegte, Sark, der große, erbarmungslose Krieger, der ständig gewonnen hatte und deshalb seine Siege nicht mehr zählte. Es war Sark, der unter der Herrschaft des Oberkontrollprogramms als Herr des Systems Dienst tat. Sarks Auftrag, das Hauptziel des Oberkontrollprogramms, bestand darin, alle Treue gegen die Benutzer auszulöschen.

Das grimmige Antlitz mochte jeden Krieger einschüchtern. Jeder Gesichtszug verriet Grausamkeit. In jedem Bereich des Systems hatten die Programme die Siege Sarks gesehen und kannten die Gestalt mit dem kunstvollen, runden Helm mit Visier. Sie sahen ihm zu, wie er die Feinde der Oberkontrolle ausmerzte und wussten, mit ihm den Kampfplatz zu betreten bedeutete den Tod.

Einer der Ringe des Benutzer-Gläubigen war schon verloren, während eines früheren Ballwechsels zerstört worden. Doch jetzt schleuderte er wieder den glitzernden Ball. Er schoss hinauf, ein dichter Knoten verderblicher Energie, prallte am Spiegel oben ab und fuhr mit der Geschwindigkeit einer Kugel auf den wartenden Sark los. Das Kommandoprogramm in seinem roten Schein bewegte sich dann. Sark fing das Geschoss offenbar leicht mit seinem Korbhandschuh auf. Ein höhnisches Lächeln verzerrte sein Gesicht, als wolle er seinen Gegner auffordern, ihm einen interessanteren Kampf zu liefern.

Sark machte sich fertig und warf. Das Geschoss prallte vom Spiegel ab. Der Blaue sah, dass er den leeren Raum, den der aufgelöste Ring hinterlassen hatte, überspringen musste, wollte er den Ball fangen, oder er musste zusehen, wie sich ein weiterer Ring auflöste. Er rannte los.

Doch der Benutzer-Gläubige hatte sich verrechnet. Sark hatte vorausgesehen, wie er reagieren würde und das mit einberechnet. Der Blaue schaffte kaum den Sprung über die Lücke. Er stand schwankend am Rand des Rings, und der Spielball traf ihn in der Mitte. Der glücklose Benutzer-Gläubige explodierte in einem kurzen Wirbel.

Sark lachte kalt und laut. Es gab nur ein Gefühl, das diese Hochstimmung übertraf, wenn er einen Feind vernichtet hatte. Er musste siegen, und das oft. Seine Widersacher zu überwinden bewies ihm, dass er das Kommandoprogramm war, dass er Sark war. Seine Schaltkreise leuchteten heller, wurden röter, als ihn das Gefühl durchströmte.

Über ihm tauchten in der Luft die großen, schimmernden Buchstaben der Anzeige auf:

GEWINNER: ROT - SARK!!

Er blickte zur Bestätigung seines Siegs empor und weidete sich an ihr. Er brach in finsteres Gelächter aus.

Als Sark danach durch den Trainingskomplex schritt, blickte er weder rechts noch links. Harte, gefährliche Krieger seiner Roten Elite saßen oder machten es sich bequem oder lehnten an den Wänden. Einige hatten ihre Spiele beendet, andere warteten, das Netz zu betreten und für die Sache Sarks und des Oberkontrollprogramms zu kämpfen. Alte Hasen, sicher in ihrer Tüchtigkeit, die hart trainierten und kämpften. Als Sark aber vorüberging, bewegten sie sich doch, wurden unruhig, erwiesen wortlos dem Krieger die Ehre, der die Stärksten unter ihnen zermalmen konnte.

Einer der Roten erlaubte sich ein wenig Schmeichelei: »Sark, mein Mann! Bist du heiß

Sark entschloss sich zu einem Lachen. Die anderen Roten fassten es als Erlaubnis auf, sich anschließen zu dürfen. Und Sark schritt triumphierend weiter.

 

Für Sark gab es noch ein höheres Gefühl als den Stolz, den er auf dem Spielnetz empfand. Er erlebte es hier vor dem Podium an Bord seines gewaltigen Trägerluftschiffs. Auf diesem Podium kommunizierte er mit dem Oberkontrollprogramm und saugte aus ihm die Energie, die ihn erhielt und stärkte. Hier gab es jedoch nicht die aufwallende Freude einer Schlacht. Vor dem Oberkontrollprogramm hatte sogar der mächtige Sark ein wenig Angst.

Er näherte sich dem Podium, betrat es, fasste nach den Handgriffen. Hüfthoch umgaben ihn Instrumente und komplizierte Einrichtungen. Das Kommandoprogramm steckte seine gestiefelten Beine in die Kontakte, und die berauschende, belebende Energie strömte in ihn ein. Seine Schaltkreise erstrahlten.

Das Oberkontrollprogramm sprach mit ihm. Seine klangvolle Stimme füllte die Kabine, schien von überall zu kommen und stärkte Sarks Glauben an die Allwissenheit und Allmächtigkeit des MCP. Da der Rote ein Wesen war, das mit der Energie gedieh, erkannte er es als seinen Herrn an. Er suchte und schätzte das Wohlwollen des MCP, fürchtete es jedoch auch.

»Du wirst brutal, Sark. Brutal und unnötig sadistisch.« Die Wände vibrierten bei den Worten. Die Kontakte glühten vor Energie, und Sark trank sie mit den glasigen Augen eines Süchtigen.

»Dank dir, Master Control.« Seine Gottheit war ihm wohlgewogen. Sark warf sich stolz in die Brust.

»Wir werden vielleicht bald Militärprogramme ergreifen«, fuhr Master Control fort. »Interessiert dich das?«

Sark musste sich in der Ekstase des Energiezuflusses auf die Frage konzentrieren. »Klar. Ich würde es gern mit einigen dieser Programme aufnehmen.« Er schloss die Augen und dachte eifrig über die Herausforderung nach, die er von den neuesten Programmen erwarten konnte, die sich das Master Control Programm von DARPA, dem DIA und anderen Regierungsbehörden aneignen würde. »Eine nette Unterbrechung bei diesen Buchhaltungsprogrammen und den anderen Wackelpetern, die du mir immer schickst. Welche Waffengattung?«

»Das Strategische Luftkommando«, kam die Antwort. Der Rote hörte einen Anflug von Stolz heraus.

»Hübsch«, gab Sark zu, war noch beeindruckter. Einige jener Programme würden die Dinge so wie das Master Control sehen und ihre sinnlose Treue den Benutzern gegenüber fallenlassen. Doch die anderen...

Sarks wilde Gedanken kreisten erfreut um das, was er mit ihnen anstellen würde.

 

Sarks Träger schwebte titanisch und glänzend über dem Trainingskomplex des Spielnetzes. Im Maßstab des Systems war er mehr als sechshundert Meter lang. Er hatte ein flaches Oberdeck, das an das Landedeck eines Flugzeugträgers erinnerte. Das Fahrzeug hatte einen dreieckigen Querschnitt, obwohl das durch seine Panzerung, durch Ausbuchtungen und andere Einzelheiten der Gestaltung zum Teil verschleiert war. Aus der Flanke stieß die Brücke hervor, mit einer Reihe freistehender, rotierender Antennen.

Tief unten im Komplex, auf einem schwach beleuchteten, langen Gang weit unter dem Netz wurde ein erschrockenes, verwirrtes Programm von zwei stämmigen Wärtern zu den Zellen geführt. Es war klein und plump, ein Wirtschaftsprogramm, das verletzlich wirkte. Schließlich hatte man es gezwungen, die Rüstung und den kurzen Umhang anzulegen, den die zum Kriegsdienst Einberufenen tragen mussten. Die Gesichter der Memory Guards, der Speicher-Wärter, waren unter ihren Kappen kaum zu erkennen, und ihre Uniformen machten die Schultern übertrieben breit. Sie waren mit Energiestäben bewaffnet, die der unselige Gefangene schon gespürt hatte und sich daher nicht zur Wehr setzte. Er hörte jedoch nicht auf zu flehen.

»Schaut mal, nichts als Missverständnisse! Ich bin ein Programm für Zinsen bei Ratenzahlungen. Ich arbeite mit Sparkonten und Krediten. Ich kann bei diesen Videospielen nicht mitmachen!«

Ein Wärter antwortete belustigt und ironisch. Er hatte diesen Einwand schon oft gehört. Wie leicht einige dieser Typen zusammenbrachen, wenn sie vom Master Control aus ihrer kleinen Sicherheit gerissen wurden! »Klar kannst du es, Junge«, sagte der Wärter gedehnt. »Hab’ noch keinen gesehen, der von Natur aus so sportlich ist wie du.« Er stieß das Programm weiter. »Komm schon.«

Crom, der Gefangene, versuchte es wieder. »Soll das ein Witz sein? Ich? Wenn ich losrenne und die Konten prüfe, komme ich schon außer Atem.« Dem Wärter schien es gleich zu sein. Crom schreckte vor dem Gedanken an einen Kampf auf dem Spielnetz zurück. »He, wirklich. Ihr sorgt dafür, dass mein Benutzer, Mr. Henderson, durchdrehen wird. Er ist Abteilungsleiter!«

Die Stimme war hämisch wie das Lächeln. »Großartig, noch ein religiöser Wahnsinniger!«

Crom ließ seine Proteste. Ihre Haltung war unbegreiflich. Sie weigerten sich, die Existenz der Benutzer zuzugeben. Wie war das möglich? fragte er sich immer wieder. Crom konnte nicht verstehen, welchen Sinn es haben sollte, zu funktionieren, wenn man nicht die Anweisungen der Benutzer ausführte.

Sie blieben vor einer Zellentür stehen. Der Wärter schob den armen Crom trotz seines Widerspruchs verächtlich in die Zelle. Dann versiegelte ihr Energiefeld den Eingang, und das Programm war verloren und ängstlich, völlig durcheinander, weil seine Welt auf den Kopf gestellt worden war. Seine blauen Schaltkreise waren vor Angst gedämpft.

Die Zelle war klein, ein niedriger, enger Raum, die Wände erdrückend nah. Crom wurde von der Gewalt des Stoßes gegen eine Wand geschleudert und bemerkte, dass kaum Raum war, sich umzuwenden. Er untersuchte den schlichten kleinen Raum und sah, dass er sich weder bequem setzen noch legen, sich auch nicht ausstrecken konnte. Die Form der Wände sorgte dafür, dass ein Gefangener sich immer seiner Gefangenschaft bewusst war. Die Decke war durchsichtig, und Crom sah oben flüchtig einen Wärter auf seinem Rundgang.

An beiden Seiten der Zelle waren fensterartige Öffnungen, die Crom einen Blick in die Zellen links und rechts von ihm erlaubten. Einen Augenblick vergaß er sein Elend, als er sah, dass er einem anderen Gefangenen ins Gesicht blickte. Der andere trug ebenfalls die Rüstung eines Kriegers, doch ohne den kurzen Umhang eines Anfängers. Er hatte ein schmales, lebendiges Gesicht, angespannt und doch freundlich. Crom trat näher an das Fenster.

Das Programm lächelte traurig. »Ich würde willkommen sagen, doch hier nicht. So nicht.«

Crom fand dadurch irgendwie zu einem Teil seiner Beherrschung zurück. »Ich weiß nicht einmal, was hier vor sich geht!«, erklärte er.

Der Mitgefangene betrachtete Crom, kam näher. »Glaubst du an die Benutzer?«

Die Frage ließ Croms Befürchtungen und Verwirrung wiederkehren. Die Vorstellung von Benutzern erschien ihm für Programme als so grundlegend, so wesentlich, dass es eigentlich sinnlos war, die Frage zu stellen. Dann begriff er, dass hier im Trainingskomplex vielleicht anders geantwortet wurde.

Er erwiderte jedoch: »Klar. Wenn ich keinen Benutzer habe, dann... dann, wer hat mich dann geschrieben?«

Der andere Gefangene nickte ernst. »Deshalb bist du also hier. Master Control Program hat alle Programme geschnappt, die glauben. Wenn es dich für nützlich hält, übernimmt es alle deine Funktionen, um sich zu vergrößern, doch wenn es dich nicht brauchen kann, schickt es dich hier runter aufs Spielnetz, damit dir die Bits ausgeblasen werden.«

Crom wurde von Entsetzen geschüttelt, von Schockwellen, denen eine überwältigende, lähmende Bestürzung folgte. Die nächste Frage konnte ihn nur zum Teil wieder zu sich bringen.

»Wie heißt du?«

»Crom«, antwortete er und bemerkte kaum, dass er reagiert hatte.

»Ich bin Ram«, fügte der andere hinzu. Er sah Croms Gesicht und zögerte, fuhr dann aber fort, weil er meinte, es sei das Beste, dem neuen Rekruten mitzuteilen, was ihn erwartete. »Die werden dich für die Spiele trainieren, aber...« Er ließ den Satz unbeendet. Crom war eindeutig nicht die Sorte Programm, die einen vielversprechenden Gladiator abgeben würde. Ram schloss ungeschickt: »Nun, ich hoffe, du machst es okay.«

Ram wechselte rasch das Thema, bevor Crom eine Gelegenheit hatte, tiefer über die Tragweite der letzten Bemerkung nachzudenken. »He, was läuft in den anderen Abschnitten? Ich stecke jetzt schon zweihundert Mikrozyklen in dem Netz hier.«

Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter, und Crom erblickte durchkreuzte Striche auf Rams Wand, die die Dauer seiner Gefangenschaft angaben. Crom hörte auf, sich mit dem Gedanken an mögliche Vernichtung auf dem Kampfplatz zu quälen; er fragte sich, ob diese Gefangenschaft viel besser wäre.

Crom zuckte die Schultern. »Schlimm ist’s da draußen. Ohne Erlaubnis vom Master Control Program kann man nicht einmal in seinen eigenen Mikroschaltkreisen herumreisen.« Er warf die Hände in die Höhe, versuchte die Empörung ein wenig wiederzubeleben, die entschwunden war, als ihn die Angst gepackt hatte. »Man schleppt mich hier runter, damit ich bei den Spielen mitmachen soll! Wofür hält sich das Master Control Program überhaupt?«

Ram gab jedoch keine Antwort. Die Zellen um sie herum, der Trainingskomplex waren Antwort genug. Crom war plötzlich müde und niedergedrückt vor Verzweiflung. »Wenn nur Tron noch in der Gegend wäre...«

Bei dem Namen stieß Ram ein leises Geräusch aus, das Crom als Anzeichen von Überraschung und Arger deutete. Rams Gesicht war kühl geworden und ließ die Gefühle im Inneren nicht mehr erkennen.

Crom fuhr jedoch fort: »Hast du den Kerl je in Fahrt gesehen? Ein Unabhängiger, hundert Prozent!« Crom schüttelte bewundernd den Kopf. »Ihm könnte das MCP nicht vorschreiben, was...«

Er schwieg. Ram hatte sich umgewandt, um über die Schulter zum Fenster der nächsten Zelle auf der anderen Seite zu

blicken. Crom fragte verwirrt: »Stimmt was nicht? Was hab’ ich denn gesagt?«

Aus der Zelle, zu der Ram hinblickte, kam ein leises Geräusch. Jemand bewegte sich. Eine Gestalt stand dunkel vor dem Licht, den Rücken mit der leuchtenden Scheibe ihnen zugewandt. Crom strengte seine Augen an, und die Gestalt drehte sich langsam zu ihnen um. Das Programm für Ratenzahlungen erblickte das Gesicht, das die Programme des ganzen Systems gut kannten: klarer, erfahrener Blick, das ruhige, starke Gesicht.

Crom keuchte ungläubig: »Ach, mein Benutzer-Tron! Die haben dich hierher gebracht?«

Tron - der Held der Sage leibhaftig. Wenn im ganzen System die Programme über Unabhängigkeit, über Treue den Benutzern gegenüber und Widerstand gegen das MCP diskutierten, wurde Trons Name am häufigsten genannt. Tron trat für die Benutzergläubigen ein. Tron hatte allen Versuchen des MCP getrotzt, ihn zu bekehren oder zum Sklaven zu machen. Er war im Kampf nie besiegt worden. Kein Krieger der Roten Elite hatte ihm je widerstehen können.

Tron in einer Zelle, gefangen auf dem Spielnetz.

Crom ließ die Schultern hängen. Trons Gefangenschaft hatte ihn wie ein Schlag gegen den Körper getroffen und ihm ein Gefühl totalen Unheils gegeben. Doch die ersten Worte des Meisters vertrieben das Gefühl: »Nicht für lang, Freund.«

Croms Schwung war sofort zurück. Die Worte waren ohne Übermut gesprochen worden, stellten einfach eine Tatsache fest, und Tron war völlig überzeugt von ihrer Richtigkeit. Crom spürte zum ersten Mal wieder Hoffnung. Sark und das MCP beherrschten das System noch nicht.

 

 

 

 

  Zweites Kapitel

 

 

In einem anderen Teil des Systems glitt ein Panzer dahin, bewegte sich vorsichtig durch eine Landschaft gewaltiger ebener Flächen, durch ein Gewirr von Hohlwegen vorwärts. Hohe Wände umgaben ein ebenes Erdgeschoss, das in einer Reihe stumpfer Winkel seine Richtung änderte. Das rechtwinklige Gesicht der Elektronischen Welt herrschte auch hier vor. Blockhafte Formen an den Rändern der Hohlwege waren durch leuchtende Bänder und Grenzen präzis unterteilt, und die einzelnen Flächen waren verschieden schattiert.

Der Panzer hatte nichts mit einem konventionellen Fahrzeug zu tun. Er bestand aus einer Reihe schlanker Kurven, die einen niederen, breiten Umriss ergaben. Seine Hauptwaffe war eine gewaltige Kanone, länger als der eigentliche Panzer, kompliziert und stromlinienförmig. Sie war der Längsachse folgend am Panzer angebracht, saß seitlich am Turm, der an der rechten Seite des Rumpfes lag. Das Kriegsgerät wurde statt gewöhnlicher Ketten von Reihen leuchtender, v-förmiger Gleisketten angetrieben.

Die Kommando- und Feuerzentrale des Fahrzeugs war aus Stabilitätsgründen gyroskopisch im Turm aufgehängt und neigte sich, während der Panzer weiterrollte, drehte sich, wenn der einsame Fahrer die Geräte bediente. Der Name des Programms war Clu, und es trug ebenfalls eine Rüstung. Clu bediente seine Hebel geschickt, spähte aufmerksam in das trommelförmige Führungs- und Zielgerät. Das Panzerinnere schimmerte hell im Leuchten der Bedienungsgeräte und der Energiekanäle.

Clu nahm einen Schluck aus einem Gefäß. Seine Schaltkreise glänzten ein wenig heller. Er starrte wieder in das Sichtgerät, und die Kommandozentrale drehte sich um ihn. »Glaubst du, dass es okay ist, wenn wir uns mit diesem Speicher verbinden, Bit?«, murmelte er über das Schaltpult gebeugt.

Plötzlich erschien eine leuchtende Form aus Licht, vielfältig facettiert, die im Panzerinneren hin und her schoss. Sie reagierte auf Clus Frage, blieb plötzlich in der Luft stehen und weitete sich zu einem grünen, funkelnden Stern, der wie ein unirdischer, stacheliger Christbaumschmuck aussah. Aus ihm heraus antwortete eine Stimme eifrig mit Ja.

Kaum hatte das Bit gesprochen, schmolz es zu seiner vorigen Form zusammen. Clu nickte geistesabwesend. »Also, der olle Flynn hat gesagt, ich soll mich hier mal umsehen.« Er bediente die Geräte mit sicherer Hand. Der Panzer bog um eine Ecke und rückte zwischen den schimmernden Wänden eines Hohlwegs voran.

Clu ärgerte sich und war enttäuscht, weil sie nach der ganzen Arbeit zusammen mit dem Bit, nach der Gefahr, nach den Rückzugsgefechten, nach dem ständigen Risiko, auf einen Aufklärer zu stoßen, noch nichts für seinen Benutzer Flynn gefunden hatten. Clu machte dennoch weiter.

Jetzt blickte er mit gerunzelter Stirn in sein Sichtgerät. »Aber ich begreife nicht, was er sucht. Ich fahr’ lieber zum Input-Output-Turm rüber und teil’s ihm mit.«

Für Clu und für viele andere Programme, die sich noch frei im System bewegten, war es keine Frage, ob man seinem Benutzer antwortete oder nicht. Welchen Sinn hatte es, wenn ein Programm das nächste tyrannisierte und die Benutzer zurückwies? Und vor dem MCP hatte es sicher diese Grausamkeit, diesen Hass nicht gegeben, die jetzt das System bedrohten. Wenn Clu freie Bahn hätte, würde sich das alles ändern.

Clu machte sich jetzt an den Bedienungstafeln zu schaffen, streichelte und tätschelte die Energiekanäle, lenkte den Panzer zum fernen Input-Output-Turm, um seinen Bericht abzugeben und sich neue Anweisungen geben zu lassen. Die Kommandozentrale des Panzers drehte und neigte sich. Das Fahrzeug verließ das Gewirr und schloss sich einem Kometenstrom von Datenbits an, die sich durch einen Gang von den gewaltigen Ausmaßen eines Canons bewegten und alle zum Turm strebten. Der Himmel darüber war mit einzigartigen Farben und Formen und einem Leuchten gefüllt, sich bewegender Mustern, die an Wolken denken ließen.

Clu war über seine Geräte gebeugt, ließ das Sichtgerät nicht aus den Augen und beruhigte sich mit dem Gedanken: Flynn wird wissen, was zu tun ist.

 

Seine Gesichtszüge glichen denen Clus: die Lebhaftigkeit des Gesichts, die Respektlosigkeit, der Humor, die rasche Auffassungsgabe. Clu war wirklich sein Spiegelbild.

Kevin Flynn saß über die Tastatur seines Computers gebeugt, wie Clu im Panzer über seine Bedienungsgeräte, und murmelte vor sich hin. Er sah angestrengt und besorgt aus.

»Also los, ihr fetzigen kleinen Daten, kommt endlich!«

Er war blond und Ende Zwanzig. Er hatte die Höhen und Tiefen des Lebens schon kennengelernt, hatte genügend Siege und Niederlagen hinter sich, um überzeugt zu sein, dass alle Umstände verändert werden können, wenn man es nur genug will. Er besaß ein starkes Selbstvertrauen, und das war gut für ihn, da er schon oft in einer Klemme gesteckt hatte.

Das Zimmer war unordentlich; überall lagen Kleidungsstücke, dazwischen leere Kartons chinesischer Restaurants, Pizzaschachteln und Wachspapierbecher. Im Raum standen einige große, gewerbliche Videospiele und ein ungemachtes Bett, das einige Zeit nicht benutzt worden war. Flynns weiß besetzte, kurze schwarze Jacke war offen. Er hatte sich seit Tagen nicht rasiert. Im Großen und Ganzen fühlte er sich so wie damals, als er zeitweise ein hingebungsvoller Computer-Hacker war. Er hatte geglaubt, den Sieg schon zu riechen, hatte das Gefühl, er sei auf der richtigen Spur. Das Kennwort, das ihm eingefallen war, hatte schließlich Aussichten, sein Clu-Programm in den schwer gesicherten Speicher zu bringen, auf den er es abgesehen hatte.

Flynn tippte ein paarmal auf die Tastatur, beugte sich vor, um die Kathodenstrahlröhre abzulesen und war voll Hoffnung. Er projizierte seine Entschlossenheit auf die Röhre. Ihre kräftigen Farben erhellten sein Gesicht.

Clu betrachtete an Bord des Panzers den Input-Output-Turm und dachte über seinen nächsten Kontakt mit Flynn na.eh, als auf der Kontrolltafel ein Warnlicht aufblitzte. Clu setzte sich kerzengerade auf, die Gedanken rissen sich von seinem Benutzer los, und er starrte auf das Licht. Das Bit schoss wie ein wilder Meteor herab und umkreiste ihn erschrocken.

»Hm, ja«, sagte Clu mehr zu sich selbst als zum kleinen Datenbit. »Wir bekommen Gesellschaft. Ein Aufklärer.« Der Gedanke brachte schlimme Befürchtungen mit sich. Sein Gesicht sah so besorgt wie das seines Benutzers aus, wenn Flynn in seiner Unbesonnenheit, wie schon so oft, Schwierigkeiten mit höheren Stellen bekam.

Das Bit erweiterte sich für einen Augenblick zu einem stacheligen roten Stern, nur so lang, um ein Nein piepsen zu können. Kaum hatte es das Wort ausgestoßen, zog es sich wieder zu seiner glatteren Gestalt zusammen.

»Du sagst es«, stimmte ihm Clu von ganzem Herzen zu. »Einer dieser Aufklärer ist hinter mir her. Ich muss sofort aus diesem Datenstrom springen.« Wenn ich das kann, fügte er still hinzu. Ein Entkommen war alles andere als gewiss. Er hatte sich schon mit Aufklärern eingelassen und wusste, was ihn erwartete, wenn er zu einem Kampf gezwungen wurde.

Er beugte sich wieder über sein Sichtgerät und stellte es auf Zielerfassung ein. Seine Hände entfernten sich nie weit von den Bedienungshebeln der Kanone. Plötzlich füllte der gefürchtete Umriss eines der Aufklärer des Master Control Program das Sichtgerät. Er war gewaltig, um vieles größer als der Panzer, glitzerndes, metallisches Blauschwarz. Der Aufklärer glitt auf ihn zu, noch nicht sicher, ob es sich um einen Eindringling handelte.

Er flog leicht und rasch, ein gepanzertes Schlachtschiff, einem umgekehrten U gleichend. Die Polyeder wurden von einem Feld zusammengehalten, und der drehbare Geschützturm wirkte mit seiner Beleuchtung gefährlich. Clu fragte sich, ob die Besatzung in dem Panzerschädel dort ihn schon erkannt hatte.

Ein zweiter Aufklärer schwebte hinter dem ersten her, und seine schwarzen Bauteile waren von roten Energiesträngen umzogen. Die beiden stürzten auf Clus Panzer zu, und ihre gewaltigen Greifzangen waren weit geöffnet, die umgekehrten Us so weit wie möglich gespreizt. Ein Schiff allein konnte schon mit einem Zupacken leicht ein halbes Dutzend Panzer einsammeln,

»Meine Güte! Der lange Arm des Gesetzes!«, keuchte Clu fassungslos. Doch zugleich handelte er, denn Unentschlossenheit war ihm fremd. Er behielt das Fadenkreuz seines Sichtgeräts im Auge, und seine Hände flogen so rasch und sicher über die Bedienungshebel, wie die Flynns über die Tastatur seines Computers.

Der Turm des Panzers drehte sich, die Kanone richtete sich auf das Ziel. Das lange Rohr ging in die Höhe, und die breite, flache Mündung spie Feuer. Der Schuss aus der Kanone war ein weißer Energiewinkel, der mit der Spitze voraus dem Aufklärer entgegenflog. Clu beherrschte seine Schalter vollkommen. Er hatte gezielt und geschossen, bevor die Mannschaften der Aufklärer eine Gelegenheit zum Angriff gehabt hatten.

Der erste Aufklärer begann eben ein Ausweichmanöver, aber die Reflexe seiner Mannschaft waren nicht mit denen Clus zu vergleichen, und das V der Energie traf ihn mitten in den Geschützturm. Licht schoss vom Treffer nach außen, wie das Zentrum einer Zielscheibe, die sich ausdehnt. Es gab einen Blitz, der Clu die Augen zusammenkneifen ließ, und einen Energieausbruch, eine zweite Explosion, als die Energiespeicher des Aufklärers detonierten. Die Wände des Canons erzitterten, und selbst die massige Form des anderen Aufklärers wurde durchgeschüttelt. Die Felder, die das Schiff zusammenhielten und trugen, waren zusammengebrochen, und der getroffene Aufklärer stürzte wie ein Panzerschrank auf den Boden des Tales. Seine Teile flogen in einem Feuerwerk befreiter Energie auseinander.

Doch der zweite Aufklärer war auch noch zu bekämpfen, und Clu zweifelte keinen Augenblick, dass noch weitere unterwegs waren. Er führte verzweifelte Manöver aus. Der Panzer wendete, und seine Lichtketten verschwammen. Er eilte in. eine Nebengasse, als Verstärkungen des Feindes auftauchten, um ihn auszuschalten.

Clu bearbeitete seine Hebel finster, wich aus, eilte im Zickzack durch den Hohlweg. Die Maschine schlingerte und bockte, warf ihn hart gegen Sicherheitsgurt und Rückenlehne, obwohl die Kreiselaufhängung des Gefechtsstands das meiste abfing.

Ein zweiter Aufklärer näherte sich. Wieder schoss aus der Kanone des Panzers weiße, vernichtende Energie. Der Aufklärer feuerte zurück, und sein Strahl schoss aus einem Punkt zwischen den gewaltigen Greifzangen hervor.

Clu versuchte, dem Schuss auszuweichen, bediente die Hebel rasch und genau, aber ihm blieb nur eine Möglichkeit, und das Ausweichmanöver ließ den Panzer eine nahe Wand rammen. Der Aufprall ließ die Kreisel aufheulen und warf den Gefechtsstand fast aus seiner Aufhängung. Clu war durch den Stoß schwindlig geworden. Die Maschinen stellten sich automatisch ab, um einer Explosion im Inneren vorzubeugen, und der Panzer verstummte. Im Inneren war es, von der Notbeleuchtung abgesehen, dunkel. Die Kanone hatte sich an der Wand verbogen und war nicht mehr zu gebrauchen.

Clu taumelte zur Turmluke, packte sie und stemmte sich mit einer Schulter dagegen. Sie klappte auf, und Clu zog sich aus dem Turm ins Freie. Ein Aufklärer kam mit gespreizten Zangen näher. Als Clu auf den Turm trat, kam das Bit aus dem Panzer geschossen, zog eine Kurve und blieb in seiner Nähe schweben.

»Verschwinde hier!«, schrie Flynn das glühende Wesen an.

»Yes! Ja! Si!«, antwortete das Bit, legte sich in die Kurve und flitzte davon. Clu sprang auf den Boden, warf einen letzten Blick auf die näher kommenden Aufklärer und rannte mit aller Kraft los.

Ein Aufklärer senkte sich über dem Panzer herab, und seine Mannschaft untersuchte das Wrack. Zwischen den beiden riesigen Zangen blitzte ein Energiefeld auf. Der Aufklärer schwebte über den Panzer hin, und die Umrisse des zerstörten Fahrzeugs begannen zu verschwimmen, als es langsam von der Polizeimaschine des MCP ausgelöscht wurde. Nach einigen Augenblicken war die Auflösung geschehen, das Fahrzeug verschwunden. Inzwischen strebten Panzer mit Besatzungen von Programmen der Stelle zu, die dem Master Control Program ergeben waren. Mit jedem Augenblick tauchten weitere Aufklärer auf.