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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Allein das Meer war ein großes Lesebuch,
jeden Tag bot es eine neue Seite dar.
Meeresstille, Dünung, harten Wind und Sturm,
die Strandwogen waren Höhepunkte.«

H.C. Andersen
Eine Geschichte aus den Dünen (1859)

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Strandromantik mit urigen Badehäuschen auf Eriks Hale bei Marstal

INHALT

Zeit für Dänemark

KOPENHAGEN UND SEELAND

  1 Kopenhagen bewegt

  2 Das grüne Kopenhagen

  3 Bakken und Tivoli

  4 Kopenhagener Museumswelten

  5 Die Øresund-Küste

  6 Roskilde

  7 Halbinsel Odsherred

  8 Westliches Seeland

  9 Seeland – der Süden

MØN – FALSTER – LOLLAND

10 Møn – Kleinod mit Kreidefelsen

11 Møn – Liselund

12 Møn – Nyord

13 Insel Falster

14 Nykøbing Mittelalterzentrum

15 Lolland

16 Knuthenborg Safaripark

FÜNEN UND DIE INSELN

17 Fünen – der sanfte Westen

18 Odense

19 Faaborg und die fünischen Alpen

20 Schloss Egeskov

21 Fünen – die Ostküste

22 Tåsinge

23 Langeland

24 Insel Ærø

JÜTLAND – DER OSTEN

25 Sønderborg und Insel Als

26 Von Kruså bis Horsens

27 Jelling

28 Insel Samsø

29 Aarhus

30 Djursland

31 Das dänische Seenhochland

32 Am Mariagerfjord

JÜTLAND – DER WESTEN

33 Tønder

34 Die Inseln im Wattenmeer

35 Ribe

36 Esbjerg

37 Vesterhavet – die Nordsee

38 Legoland Billund

39 Holstebro und Herning

JÜTLAND – DER NORDEN

40 Am Limfjord

41 Insel Fur

42 Thy und Jammerbugt

43 Aalborg und Frederikshavn

44 Insel Læsø

45 Skagen

46 Margeritenroute

INSELN IN DER FERNE

47 Bornholm

48 Ertholmene

49 Die Færøer-Inseln

50 Grönland

 

Dänemark von A bis Z

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

KULINARISCHE ENTDECKUNGEN

ANDERSENS DÄNEMARK

DIE WIKINGER

DÄNISCHES DESIGN

DIE SKAGEN-MALER

MEHR ERLEBEN

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

EINE WOCHE AUF DEN INSELN

VOM GLÜCK IN DÄNEMARK ZU LEBEN

DÄNEMARK FÜR KINDER UND FAMILIEN

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Selbst in größeren Städten findet man gemütliche Gassen mit Kopfsteinpflaster, schiefen Fassaden und Stockrosen.

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Dänische Farbenfreude schlägt sich auch beim Angebot an Süßwaren nieder.

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Nichts geht ohne den Dannebrog.

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Friedlich liegen Jachten und Freizeitboote in der Marina von Høruphav, das Meer ist nie weit entfernt.

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Wachsoldaten sind Teil dänischer royaler Verbundenheit.

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Gastronomische Vielfalt im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Hans Christian Andersen hinterlässt auch als lebensgroße Lego-Figur einen guten Eindruck.

image Den Blaa Planet (S. 58)

Allein die Architektur des neuen Meerwasseraquariums in Kopenhagen ist eine Augenweide. Wie ein mächtiger Strudel erhebt es sich silbern glänzend über der Küstenlinie. Hat man den Eingang im Auge des wirbelnden Wassers durchquert, eröffnet sich eine unglaublich beeindruckende Unterwasserwelt, in deren Mitte ein gläserner Tunnel für beste Aus- und Einsichten sorgt.

image Urlaub auf dem Wasser (S. 71)

Das Hausboot als fest im Hafen liegende Unterkunft ist populärer Trend bei dänischen Ferienhäusern und Teil einer Strategie zur wirtschaftlichen Neuausrichtung der maroden Hafenanlagen. Die Ausstattung lässt an Technik und Komfort keine Wünsche offen und das erfrischende Bad im sauberen Wasser ist direkt von der Veranda aus möglich.

image Stevns Klint (S. 79)

Es ist, als drohe die Højerup-Kirche auf Stevns Klint jeden Moment 40 Meter tief ins Meer zu stürzen. In der Tat ist die Klippenkante der Kreidefelsen, die durch Erosion abgetragen werden, dem Gotteshaus schon gefährlich nahe gerückt. An der Stelle des ehemaligen, 1928 verlorenen Chorraums befindet sich eine Aussichtsterrasse. Die Kreidefelsen von Stevns Klint sind UNESCOWeltnaturerbe und ein wunderbares Wandergebiet, Fossilienfunde beim Spaziergang am Ufer keine Seltenheit.

image Danmarks Samlermuseum Thorsvang (S. 86)

Ein kleines Dorf mit all den Läden und Geschäften, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts üblich und wichtig waren, dazu Werkstätten und Gastronomie wurde in einem ehemaligen Meierei-Gebäude authentisch zusammengestellt. Die Schaufensterauslagen, die gefüllten Regale sind eine zauberhaft nostalgische Zeitreise in Reinkultur.

image Liselund (S. 90 ff.)

Die Geschichte hinter dem einzigen, gleichsam kleinsten strohgedeckten Schloss Dänemarks gleicht einer romantischen Liebeserklärung. Bei einem Spaziergang durch den von dichtem Laubwald gesäumten Park tauchen die Besucher ein in eine märchenhaft mystische Welt. Kein Wunder, dass sich der Märchendichter H.C. Andersen hier so gern aufgehalten hat.

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Abgefahrener Ferienhaustrend: das Hausboot

image Frisørmuseum Nykøbing (S. 100)

Föhn, Schere, Ondulierstab, Handspiegel und Kamm sind schon seit Generationen wichtige Hilfsmittel bei einem professionellen Haarschnitt. Das in einem Feuerwehrmuseum untergebrachte Museum präsentiert Friseursalons aus den letzten 60 Jahren mit all ihren netten Details und den wunderbaren Zeitgeistsymbolen, die der Epoche zu eigen waren.

image Schloss Egeskov (S. 128 ff.)

Auf Unmengen von Eichenpfählen in einen See gebaut, könnte ein Gnom im Obergeschoss des Schlosses auf Fünen über dessen Schicksal entscheiden. Entsprechend erfreut sich die Figur unterm Dach sorgsamster Betreuung. Das legendäre Puppenhaus Titania’s Palace ist ebenso zu sehen wie üppige Gärten und Fahrzeugsammlungen. Unterschiedliche Spielbereiche lassen es nie langweilig werden.

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Schloss Egeskov, die Wasserburg mit einem Fundament aus Eichenholz

image Økolarium Vejle (S. 155)

Eines der ungewöhnlichsten Museen Dänemarks beschäftigt sich intensiv mit Müll und seinen Auswirkungen auf unsere Umwelt, mit Recycling und Müllvermeidung. Es werden Alternativen zu konventionellen Produkten aufgezeigt und im Wissensund Erlebniszentrum anschaulich und für jedermann nachvollziehbar erklärt.

image Den Gamle By Aarhus (S. 166)

Das schönste Freilichtmuseum Dänemarks beschäftigt sich konsequent mit kleinstädtischer Kultur. Gebäude aus dem ganzen Land wurden zusammengetragen, sorgsam wieder aufgebaut und in ein atmosphärisch dichtes Milieu integriert. Verschiedene Bereiche beschäftigen sich mit unterschiedlichen Zeitabschnitten der dänischen Geschichte.

image Ribe (S. 192)

In der ältesten Stadt des Landes dreht schon seit mehreren Generationen der Nachtwächter seine Runden und unterhält Reisende und Gäste mit Geschichten, Anekdoten und Gesängen aus der reichhaltigen Stadtgeschichte. Um den Ort rund um den markanten Dom noch besser kennenzulernen, sollte man sich anschließend noch einmal selbst umschauen.

image Sneglehuset Thyborøn (S. 200)

Ein Fischer machte dieses ungewöhnliche Haus hinter den Dünen an der jütländischen Westküste seiner Frau zum Geschenk. Er verzierte und beklebte es über und über mit Muscheln und Schneckenhäusern und machte es, genau wie versprochen, zu einem absolut einzigartigen Gebäude. Menschen aus aller Welt pilgern hierher, um diese besondere Variante dänischen Designs zu bestaunen.

image Legoland Billund (S. 206)

Es gibt keine Ausreden: Legoland ist ein unbedingtes Muss. Die einen lieben den Kultpark rund um den Legostein, das populärste Spielzeug der Welt, wegen des liebevoll gestalteten Minilandes, das die Welt augenzwinkernd im Maßstab 1:50 wiedergibt, die anderen wegen der vielfältigen Freizeitangebote, die einen Tag wie im Fluge vergehen lassen.

image Badehotel Svinkløv (S. 226)

Gerade einmal 200 Meter von der Nordseebrandung an der Jammerbucht entfernt steht etwas oberhalb der Dünen mit dem hellblauen, hölzernen Badehotel von 1925 ein Symbol des beginnenden Tourismus, der zur begehrten Sommerfrische ans Meer lud. Es hat bis heute nichts von seinem Reiz eingebüßt.

image Skagen (S. 238 ff.)

Das besondere Licht war es, das die Künstler um 1900 scharenweise in die nördlichste Siedlung Dänemarks zog. Das Licht reizt noch immer, doch es ist auch der Ort selbst mit den typischen gelben Häuser und den orangen Ziegeldächern, der ihn zum beliebten Reiseziel macht. Und die einzigartige Möglichkeit, mit beiden Füßen in zwei verschiedenen Meeren zu stehen.

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Eine Meerjungfrau ziert den verschnörkelten Giebel des Sneglehuset.

image Erbseninseln (S. 258 ff.)

Ein Ausflug von Bornholm aus zu den kleinen Schäreninseln ist eine kleine Expedition zum östlichsten Punkt Dänemarks, der nur von knapp 100 Menschen bewohnt wird und unter Schutz steht. Zwischen den alten Festungstürmen und den gelb getünchten ehemaligen Kasernenhäusern kehrt himmlische Ruhe ein, wenn die Tagesgäste abgereist sind.

ZEIT FÜR Dänemark

»Alles verschmolz ineinander, atmete Frieden und Schönheit, so schwebend und träumend – ein Traum das Ganze«, so lässt Hans Christian Andersen den jungen Künstler im Märchen »Die Psyche« schwärmerisch einen gerade erlebten Augenblick beschreiben. Würde der Protagonist sich nicht zufällig gerade in Rom befinden, könnte diese Schilderung ebenso gut auf die dänische Landschaft passen.

 

Schließlich waren und sind es Andersens so sensibel modulierte Formulierungen, die Dänemark zu einem, natürlich etwas verklärten, märchenhaften Image verhalfen, das man heute noch vielerorts im Lande findet, das aber auch nur eine von zahlreichen Facetten unseres nördlichen Nachbarn darstellt. Siegfried Lenz (1926 bis 2014) war ein glühender Verehrer Dänemarks, er liebte die unvoreingenommene Natürlichkeit der Menschen und der Landschaft, deren vertrauenerweckende Redlichkeit.

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Einfach nur hyggelig

Dänemark war stets Musterbeispiel eines funktionierenden Sozialstaates, der seinen Bürgern zwar hohe Steuern abverlangte, aber gleichzeitig eine optimale soziale Absicherung garantierte. Ein klassenübergreifendes Schulsystem sorgte für gemeinschaftlichen Rückhalt, Toleranz und notwendige Ausgeglichenheit. Die politischen Veränderungen des späten 20. Jahrhunderts brachten das nach außen hin perfekte dänische System ins Wanken. Das soziale Netz hatte plötzlich Risse, Europa wuchs zusammen, und Dänemark fürchtete um seine ökonomische Stellung durch den großen Nachbarn im Süden. Erst in einem zweiten Memorandum entschieden sich die Dänen im Mai 1993, dem Vertrag von Maastricht zuzustimmen, nachdem ihnen eine Reihe von Sonderregelungen zugesichert worden waren.

Davon jedoch merkt man bei der Reise durchs Land so gut wie nichts. Alles wirkt einladend und freundlich, einfach und unkompliziert. So ist der Kauf von Honig, selbst gemachter Marmelade, Obst und Gemüse direkt an der Straße ein besonderes, immer wieder verblüffendes Phänomen, das auf Vertrauen basiert: Der Käufer deponiert den gewünschten Geldbetrag in Einmachgläsern oder Zigarrenkisten und nimmt sich dafür das ausgewählte Produkt vom Verkaufsstand. Kein Verkäufer, keine Kontrolle, aber auch kein Diebstahl, weder von Geld noch von Waren. »Sei froh in Dänemark« hieß einst das Motto des Fremdenverkehrsamtes, und man kann nur feststellen: Das geht richtig gut!

Wechselhaftes Wetter

Wie das Leben der Dänen so ist auch das Klima ihres Landes maßgeblich abhängig von Meer und Wind. Beide sorgen gemeinsam dafür, dass schöne wie schlechte Wetterlagen selten von langer Dauer sind. Das Meer sorgt stets für eine kühlende Brise, die angenehm wie unangenehm sein kann. Der Wind treibt die Wolken übers Land. Sie geben sich mal dräuend und drohend, dann spannt sich bald ein Regenbogen über Felder, Wälder und Dörfer, ein anderes Mal lieblich und bezaubernd, dann scheint es, als ob sie in Schäfchenform vorm Himmelsblau drapiert auf einer gläsernen Scheibe liegen. Die Temperaturen bleiben während des Jahres meist moderat. Nicht zu kalt, nicht zu warm, wenngleich es im Sommer in Ausnahmefällen durchaus zu Hitzegraden von über 35° C kommen kann. Im Winter zeigt das Thermometer manchmal eisige -20° C, dann bleibt auch der eher seltene, meist im Januar vorkommende Schnee länger liegen.

Der Klimawandel macht auch vor Dänemark nicht Halt und so sind Beschreibungen, die Wetterverhältnisse mit bestimmten Jahreszeiten verbinden, mittlerweile fast hinfällig. Längere Regenperioden sind inzwischen genauso möglich wie Phasen lang anhaltender Trockenheit. Für Urlauber ist insbesondere der Zeitraum zwischen Mai und Oktober von Interesse, dann ist es – meist verlässlich – überwiegend warm und das Meer kann sich zum August hin bis zu 20° bis 22° C aufwärmen. In den letzten Jahren wurde Dänemark zudem als geeignetes Reiseziel für den Jahreswechsel entdeckt, den man gemütlich und entspannt mit Freunden und Familie im Ferienhaus verbringt, Kaminfeuer und Sauna inklusive. Und tatsächlich ist es sehr reizvoll, in der Silvesternacht am Meer zu stehen, den Wellen zu lauschen und die Unendlichkeit des Horizontes zu erahnen.

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Entspannung in Reinkultur

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Seehunde genießen auch gern das Bad in der Sonne.

Selten unterliegt das ganze Land ein und derselben Wetterlage. So kann an der Westküste die Sonne vom tiefblauen Himmel strahlen, während es gleichzeitig in Kopenhagen regnet. Bestimmte Regionen profilieren sich dabei als Wetterscheide, wie etwa der Große Belt oder der Limfjord. Bornholm stellt hier in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme dar. Das Mikroklima der aufgewärmten Ostsee und überdurchschnittlich viele Sonnenstunden im Jahr schaffen fast mediterrane Verhältnisse.

Sanft gewelltes Hügelland

Obwohl nur von vergleichsweise bescheidenen geografischen Ausmaßen, bietet Dänemark eine sehr abwechslungsreiche Flora und Fauna, die sich über die verschiedenen Landschaftstypen ausbreitet. Diese sind weitestgehend während der letzten Eiszeit entstanden, als die Gletscher bei ihrem Rückzug Ablagerungen hinterließen. Dänemark gilt als flach, dennoch zeichnet sich die Topografie der Landschaft durch eine nahezu flächendeckende, wellenförmige Hügeligkeit aus, die für ein stetes, letztlich für Radfahrer durchaus anstrengend werdendes Auf und Ab sorgt, nur in Lolland und Falster nicht.

Die spektakulären Kreidefelsen der Insel Møn und die Klippen von Stevns Klint auf Seeland nehmen eine Sonderstellung ein. Geologen schätzen ihr Alter auf gut 70 Millionen Jahre. Bei dem Kreidegestein handelt es sich um Ablagerungen eines Schelfmeeres, die während der Eiszeiten von Gletschern nach oben gepresst wurden. Ähnlich verhält es sich mit dem eigentümlichen Kieselgur der Insel Fur im Limfjord. Auch geologisch tanzt Bornholm aus der Reihe: Die Insel liegt genau in der fennoskandinavischen Randzone, die sich aus Granitgestein aus der Frühzeit der Erdentstehung zusammensetzt. Im Norden der Insel tritt es an die Oberfläche, während der Süden aus wesentlich jüngerem Sandstein besteht.

Seehunde sind die beliebtesten Meeressäuger des Wattenmeers. Bei Führungen und auf Ausflügen kann man ihnen recht nahe kommen. Niemals allerdings so nah wie in den diversen Aquarien des Landes, die fast alle auch Seehundbecken besitzen, die vor allen Dingen bei Fütterungen von Publikum umringt sind. Die Robben des Wattenmeers teilen ihren Lebensraum mit Unmengen von Wat- und Wasservögeln, die an der Küste entweder heimisch sind oder zur Nahrungsaufnahme hier Station machen. An den Miesmuschelbänken herrschte vor einigen Jahren Alarmstimmung, da eingewanderte Austern die Bestände zu eliminieren drohten. Doch die Natur fand einen ihr eigenen Ausweg. Die Miesmuscheln schlagen zurück und pfropfen sich ihrerseits auf die Austern, deren Bestand dadurch in Grenzen gehalten wird.

Sportliches Dänemark

Ja, auch Dänemark hatte sein Sommermärchen, wie deutschen Fußballfans unangenehm in Erinnerung sein dürfte. Es war im Jahr 1992. Das dänische Team konnte sich nicht für die EM-Endrunde in Schweden qualifizieren und die Spieler gingen nach Abschluss ihrer Saison in den Urlaub. Da entschied die UEFA, dass aufgrund des Krieges auf dem Balkan die Mannschaft Jugoslawiens vom Wettbewerb ausgeschlossen werden sollte. Ein Nachrücker musste her, und das waren die Dänen als bester Nächstplatzierter. Also wurden die Fußballer wieder zusammengetrommelt, gingen daraufhin ohne wirkliche Vorbereitung in das Turnier. Und gewannen es! Im Endspiel schlug der krasse Außenseiter, der durch eine unkonventionelle und erfrischend freche Spielweise eine große Ahängerschaft um sich versammelte und mit Sepp Piontek einen deutschen Trainer hatte, Deutschland mit 2:0. Zu allem Überfluss fand dieses Spiel auch noch in Göteborg statt, im Land des nicht immer beliebten großen skandinavischen Nachbarn. Das Motto »we are red, we are white, we are danish dynamite« machte alsbald die Runde und wurde zum Synonym für unkomplizierten Angriffsfußball. Damit feierte Dänemark einen der größten Erfolge seiner Sportgeschichte, der sogar 2015 als Film in die dänischen Kinos kam.

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An wogenden Feldern sind Mohn- und Kornblumen keine Seltenheit.

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Trockenfisch à la Skagen

Doch Fußball ist nicht die Sportart Nr. 1 im Königreich, wenngleich es immer wieder Ausnahmefußballer vom Schlage eines Allan Simonsen (*1952), Ulrik le Fevre (*1946), Henning Jensen (*1949), Søren Lerby (*1958), Michael Laudrup (*1964), Morten Olsen (*1949) oder Ebbe Sand (*1972) hervorbringt, die alle große internationale Karrieren einschlugen. Handball hat demgegenüber einen sehr viel höheren Stellenwert. Männer wie Frauen spielen regelmäßig an der Weltspitze mit. Vor allem die Damen waren mehrfach Europameister und Olympiasieger. Ähnlich verhält es sich mit Badminton, das in Mitteleuropa eher zu den Randsportarten zählt. Auch im Rudern und Segeln verdienen sich dänische Sportler reichlich Meriten. Caroline Wozniacki (*1990), Tochter polnischer Eltern, stand 2010 für mehr als ein Jahr als erste Dänin überhaupt an der Spitze der Tennis-Weltrangliste. Und Bjarne Riis (*1964) machte bei der Tour de France 1996 Furore. Er war damals der erste Skandinavier, der den traditionsreichen Radsportwettbewerb für sich entschied, wenngleich ihm wie vielen anderen später Doping nachgewiesen werden konnte.

Aktiv in Dänemark

Radfahren ist neben Schwimmen der wohl der populärste Breitensport des Landes. Ein dichtes, perfekt ausgeschildertes Radwegenetz, überwiegend abseits der Hauptstraßen, bietet hierfür die allerbesten Voraussetzungen. Aber Obacht: Auch wenn sie sich nur auf relativ unbedeutende 170 Meter emporschwingt, darf man die sanft gewellte Hügellandschaft nicht unterschätzen, und der Wind kommt selbstverständlich und grundsätzlich immer von vorn. E-Bikes, die von den weit verbreiteten Fahrradverleihern angeboten werden, schaffen da etwas Abhilfe. Sehr pfiffig ist auch die in vielen Städten angebotene Möglichkeit, an markanten Orten, Räder gegen ein Pfand wie einen Einkaufswagen auszuleihen und nach Gebrauch wieder abzugeben. Voll im Trend liegen auch die zweirädrigen Segways. Mobile Gruppen machen damit zuweilen die Innenstädte unsicher, in Freizeitparks können damit trickreiche Parcours bewältigt werden.

In ihrer Freizeit sind die Dänen gern mit der Angel unterwegs. Ob am Meer, im Hafen, an Flüssen oder Seen: Überall gibt es Möglichkeiten, Fischen auf die schuppige Pelle zu rücken. Besonders Forellen und Lachs werden gern gefangen. Kinder amüsieren sich zudem gern, mit dem Kescher bewaffnet, beim Krabbenfang an Stegen oder Strand. Auch Hochseeangeln wird immer beliebter. Die für den Freizeitspaß notwendigen Angelscheine, die ab einem Alter von 18 Jahren ausgegeben werden, erhält man im Touristenbüro. An vielen Stellen finden sich darüber hinaus »Put and Take«-Teiche zum gepflegten Gruppenangeln. Wer auf die Jagd gehen möchte, braucht einen dänischen Jagdschein und muss eine Einladung nachweisen können.

Freizeit im Freien

Dänemark hoch zu Ross zu erleben ist ein ganz besonderes Vergnügen. Zahlreiche Reitställe bieten Reitausflüge an. Reiten am Strand vermittelt dabei das einzigartige Gefühl von Freiheit und Weite. Wer auf noch keine so großen Erfahrungen im Sattel bauen kann, für den werden Kurse, bei Bedarf sogar für die ganze Familie, arrangiert. Diejenigen, die sich dann doch lieber auf ihre eigenen Füße verlassen, finden ein großes Netz an zauberhaften Wanderwegen, die auf teils verwunschenen, teils traditionsreichen Pfaden durch Stadt und Land führen. Segeln, surfen, Kanu fahren – all das ist an den Küsten und Stränden in vielfacher Weise ebenso wie das Tauchen möglich. Selbst Ski fahren kann man mittlerweile im Winter auf Kunstschnee oder – falls vorhanden – auf richtigem Schnee wie auf Bornholm und während des ganzen Jahres im Søhøjlandets Feriecenter bei Silkeborg auf Kunststoffpisten.

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Entspannender Müßiggang am Meer

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Golf ist weit verbreiteter Volkssport

Mitglieder von Golfclubs dürfen auf den gut 135 Golfplätzen Dänemarks gegen meist sehr moderates Greenfee den Schläger schwingen, wobei Golf fast ein Volkssport ist, der jenseits elitären Standesdünkels betrieben wird. Die von der Eiszeit geformte Landschaft eignet sich bestens für die Anlage reizvoller Plätze, ohne dass großartige Veränderungen im Gelände notwendig wären. In den letzten Jahren kommen vermehrt reizvolle Varianten des grünen Sports auf, so das Spiel mit dem Frisbee über einen beschilderten Parcours oder, prima auch für Kinder, Fußballgolf, das viel Fußgefühl und noch mehr Glück erfordert. Die Klassiker der Freizeitanlagen sind und bleiben die Minigolfplätze, die hin und wieder sogar mit Kunstrasen überzogen sind und sehr professionell wirken.

Dänische Traditionen

Der wichtigste dänische Brauch ist definitiv das Hissen des Dannebrog, was zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen geschieht. Ob die Sau geferkelt hat oder der Kronprinz Geburtstag feiert, so oft wie es eben geht, flattert die rot-weiße Fahne im Wind. An vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen bleibt sie während der Öffnungszeiten aufgezogen, ebenso an den meisten öffentlichen Einrichtungen. Somit prägt der Dannebrog schon rein optisch ganz entscheidend das Bild von Städten und Dörfern. Zu besonderen Veranstaltungen sind ganze Straßenzüge in Rot und Weiß dekoriert, mit großen und kleinen Fähnchen, die auch unabdingbar zur Dekoration von Weihnachtsbaum und »Kransekage« zu Silvester gehören.

Seit 1914 begehen die Dänen die besinnlichste Zeit des Jahres in den Wochen vor Weihnachten mit illuminierten Christbäumen im öffentlichen Raum. Damals stand die erste festlich erleuchtete Tanne auf dem Rathausplatz in Kopenhagen. Der »Lucia-Tag« am 13. Dezember, ein ursprünglich schwedischer Brauch, wurde in Dänemark im Jahr 1944 während der deutschen Besatzungszeit eingeführt. Ganz in Weiß gekleidete Mädchen mit einem Kranz brennender Kerzen im Haar besuchen in der abendlichen Dämmerung Schulen und Pflegeeinrichtungen und tragen dadurch Licht und Hoffnung in die Dunkelheit. Während Weihnachtsmärkte eher zum Ende des 20. Jahrhunderts aufkamen, gibt es die Kalenderkerze, eine dänische Erfindung, schon seit 1935. Jeden Tag brennt diese Kerze vom 1. bis zum 24. Dezember ein markiertes Stückchen herunter.

Fahnen, überall Fahnen

Am Weihnachtsabend wird dann der traditionelle Milchreis serviert. Derjenige, der die ganze Mandel darin findet, bekommt ein spezielles, Glück bringendes Mandelgeschenk. Und dem Weihnachtswichtel stellt man ebenfalls eine Schale Milchreis vor die Tür. Der »Julenisse« war stets Hausgeist und Mitbewohner im ländlichen Dänemark des 19. Jahrhunderts, bevor der Weihnachtsmann als Import aus den USA allmählich dessen Rolle übernahm. Vor der Bescherung werden die Kerzen am Baum entzündet und die Familie tanzt singend darum herum. Um 18 Uhr am Silvesterabend sitzt dann das ganze Land vor dem Fernseher und lauscht der Neujahrsansprache der Königin. Dieser Brauch entstand 1942 ebenfalls während der Besatzungszeit, als der König sein Land zur Einigkeit aufforderte.

In der Jahresmitte spielt wieder der Dannebrog eine entscheidende Rolle. Am 5. Juni, dem Verfassungstag, weht er über allen offiziellen Regierungsgebäuden, und zehn Tage später feiert er Geburtstag. Der Legende nach soll er am 15. Juni 1219 in Tallin, Estland, vom Himmel gefallen sein, woraufhin König Valdemar II. (1170–1241) in der Schlacht von Lyndanisse die Esten besiegte. Schulfrei hatten die Kinder am »Valdemarsdag« nur bis 1948, aber der Danneborg hat an diesem Tag noch heute in allen Variationen Hochkonjunktur. Wiederum acht Tage darauf feiert man im ganzen Land das Mittsommerfest am »Sankt Hans Aften«, dem Johannisabend. Aufgeschichtete Holzstöße werden auf den Festplätzen von vielen Orten oder am Strand entzündet. Rund um das Feuer wird dann ausgelassen und gesellig gefeiert.

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Dänisches Gartenidyll

In einigen Regionen des Landes gehen die Familien am Ostersamstag an den Strand, um dort Eier zu kochen. Der Gründonnerstag ist in Dänemark ebenfalls ein Feiertag. Traditionell verschicken die Dänen zu Ostern anonyme Narrenbriefe, »Gækkebrev«, mit einem Gedicht und einem Schneeglöckchen darin an Freunde und Bekannte. Errät der Empfänger den Absender nicht, so ist er der Narr und muss ein Osterei abgeben oder eine andere kleine Strafe auf sich nehmen. Am 16. April begeht ganz Dänemark fahnenreich den Geburtstag der Königin, die sich dann gerne dem versammelten Volk von ihrem Balkon am Amalienborger Schloss in Kopenhagen zeigt und der großen Parade der Pelzmützen beiwohnt. Kerzen stellen viele Dänen auch heute noch am Abend des 4. Mai in ihre Fenster, um der Befreiung des Landes zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Der 5. Mai wird als Befreiungstag gefeiert.

Dänische Filme

»Fyrtaarnet og Bivognen«, kurz »Fy og Bi« (Leuchtturm und Beiwagen), waren das erste, international bekannte Komikerduo der Kinowelt. Zwischen 1921 und 1940 drehten Carl Schenstrøm (1881–1942) und Harald Madsen (1890–1949), der eine groß und sehr dünn, der andere klein und sehr dick – hierzulande als Pat und Patachon bekannt –, über 50 Filme. Die dänischen Stummfilm-Vorläufer von Stan und Ollie, alias Dick und Doof, mimten zumeist mittellose Vagabunden, die einen Platz und Akzeptanz in der bürgerlichen Welt suchten und dabei heilloses Chaos anrichteten. Manches Werk überzeugt durch eine gewisse nachdenkliche Tiefe. In den 1970er-Jahren zeigte das ZDF vom Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch (1925–2005) teilsynchronisierte Kurzfassungen.

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Weihnachtswichtel garantieren schöne Feiertage.

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In Konditoreien hat der Dannebrog stets Konjunktur.

Zwischen 1968 und 1981 machte ein Gauner-Trio in 13, gemeinsam mit der ostdeutschen DEFA produzierten Spielfilmen, in erster Linie Dänemark, aber auch Mallorca, Brüssel und Paris unsicher. Die »Olsenbande« bestand aus Egon Olsen (Ove Sprogøe, 1919–2004), Benny Frandsen (Morten Grunwald, *1934) und Kjeld Jensen (Poul Bundgaard, 1922–1998). Als Kleinkriminelle planten sie einfallsreich und mit großem Geschick ungewöhnliche Coups, scheiterten aber immer wieder an kleinen Unzulänglichkeiten, die Egon letztlich zurück ins Gefängnis brachten, aus dem er jedes Mal zu Anfang eines Films wieder entlassen wird. Legendär ist die Szene aus »Die Olsenbande sieht rot«, in der sich die Ganoven zum Takt klassischer Musik durch die Katakomben des Opernhauses Zugang zum Zuschauerraum verschaffen. 1998 gab es noch einen weiteren, letzten Film. Ein Grundprinzip der Gaunerkomödien war, die gutbürgerlichen, staatlichen und bürokratischen Strukturen und Konventionen in Dänemark zu karikieren.

Von Asta bis Aura

Asta Nielsen (1881–1972) war die wohl erste Leinwandgöttin des internationalen Filmgeschäftes überhaupt. Zunächst als Bühnenschauspielerin aktiv, drehte sie 1910 ihren ersten Kinofilm, der ihren Ruf als Ikone des Stummfilms und als eines der ersten kinematografischen Sexsymbole begründete. Der Tonfilm sorgte jedoch für das Ende ihrer Karriere, trotz schöner Stimme und ausgezeichneter Mimik und Körpersprache. Lars van Trier (*1956) gehört zur jungen Garde innovativer Filmregisseure, der mit ungewöhnlichen Ideen dem Genre immer wieder verblüffende Facetten abgewinnt, die ihm u.a. »Die goldene Palme« der Filmfestspiele von Cannes im Jahr 2000 sowie Oscar-Nominierungen einbrachten. Er setzt sich als Filmemacher häufig mit politischen Themen auseinander. Dänische Tagespolitik nimmt die weithin gerühmte Fernsehserie »Borgen«, in Deutschland unter dem Titel »Gefährliche Seilschaften« bekannt, aufs Korn. Die fiktiven Begebenheiten um die erste dänische Premierministerin wurden so realitätsnah an tatsächlichen Schauplätzen dargestellt, dass die dänische Regierung eine Fortsetzung der Serie nicht mehr unterstützen wollte.

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Das Palads-Kino in Kopenhagen erinnert mit Originalrequisiten an die Olsenbande.

Carl Nielsen (1865–1931) machte sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als großartiger Komponist klassischer Musik und als Dirigent einen Namen. Seinem Leben und Werk ist ein Museum in Odense gewidmet. Er setzte die von Mogens Pedersøn (1585–1623) und dem Deutsch-Dänen Christoph Ernst Friedrich Weyse (1774–1842) begonnene sinfonische Historie Dänemarks fort. Der begnadete Pianist und Comedian Børge Rosenbaum (1909–2000) reicherte die sogenannte ernste, die klassische Musik mit einer ordentlichen Prise Humor an, was ihm großen Publikumszuspruch bescherte. Seine Scherze über die Deutschen gefielen den Besatzern jedoch nicht, so wanderte er in die USA aus und nannte sich fortan »Victor Borge«. Im Golden Theatre von New York trat er über drei Jahre kontinuierlich in einer One-Man-Show auf. Sein Motto: Lächeln ist die kürzeste Verbindung zweier Menschen.

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Stockrosen gehören fest zum sommerlichen Bild dänischer Dörfer.

Vivi Bach (1939–2013) und Gitte Hænning (*1946) brachten den liebenswerten dänischen Akzent in die leichte deutsche Schlagerwelt. Gitte wollte »einen Cowboy als Mann« und flirtete, auch im Film, im Duett mit dem Barden Rex Gildo (1936 bis 1999), wandte sich später aber dem Jazz und ernsthafterem Pop zu und steht noch immer auf der Bühne. Die ebenfalls skandinavisch blonde Vivi revolutionierte an der Seite ihres Ehemannes Dietmar Schönherr (1926–2014) mit der Spielshow »Wünsch Dir was« zwischen 1969 und 1972 die brave deutsche Samstagabend-Unterhaltung. Mit karibisch entspannten Reggae-Rhythmen brachte das Duo Laid Back in den 1980er-Jahren die Jugend scharenweise auf die Tanzflächen, etwas gesetzter ging es bei den Olsen-Brüdern Jørgen (*1950) und Noller (1954) zu, die 1967 Vorgruppe der legendären britischen Rockformation »The Kinks« waren und 2000 auf den »Flügeln der Liebe« den Eurovision Song Contest gewannen. Emmelie de Forest (*1993) wiederholte, barfuß im schwedischen Malmö, diesen Erfolg 2013. Mit Aura Dione (*1985) besitzt Dänemark einen weiteren, eher unkonventionellen Stern am Pop-Firmament.

Dänen in der Literatur

Natürlich überstrahlt Hans Christian Andersen (1805–1875) deutlich alles, was an dänischer Literatur jemals zu Papier gebracht wurde. Dass er zu Lebzeiten zunächst im Ausland mehr Beachtung fand als in seiner Heimat, wurmt die Dänen wohl bis heute. War er es doch, der ihnen das aus touristischer Sicht durchaus nicht unbequeme Klischee der Märchenhaftigkeit verpasste. Ludvig Holberg (1684–1754) war zwar gebürtiger Norweger, gilt jedoch als Begründer der klassischen dänischen Komödie, die scharfzüngig Lebensgewohnheiten karikiert, und als wichtigster Vertreter der Aufklärung in Nordeuropa. Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783-1872), seines Zeichens Pfarrer und Schriftsteller, stellte 1808 mit der »Mythologie des Nordens« eine Sammlung heidnischer Sagen zusammen und schrieb über 400 Kirchenlieder. Grundtvig engagierte sich zeitlebens für die Erwachsenenbildung und gründete 1844 in Rødding die erste Volkshochschule. Adam Gottlob Oehlenschläger (1779–1850) läutete als dänischer Nationaldichter das goldene Zeitalter der dänischen Romantik ein.

Als engagierter Philosoph und Literat lehnte sich Søren Kierkegaard (1813 bis 1855) mit seinen wortgewaltigen Theorien gegen Staat, Kirche und Establishment auf und schuf damit die Grundlagen für Existenzphilosphie und Existenzialismus, blieb jedoch zu Lebzeiten weitgehend unverstanden. Martin Andersen Nexø (1869–1954) bereitete mit seinem vierbändigen Roman »Pelle, der Eroberer« der dänischen Arbeiterliteratur den Weg. Der renommierte dänische Regisseur Bille August (*1948) verfilmte 1987 den ersten Teil des Romans, in dem Nexø seine entbehrungsreiche Kindheit auf Bornholm beschreibt, und erhielt dafür 1989 einen Oscar für den besten ausländischen Film.

Meryl Streep und Robert Redford riefen mit der Hollywood–Verfilmung des Romans »Jenseits von Afrika« die Schriftstellerin Karen Blixen (1885–1962) in Erinnerung, deren Wohnung in Rungstedlund nördlich von Kopenhagen nun Museum ist. Peter Høeg (*1957) gehört zur jungen Garde dänischer Literatur. Mit »Fräulein Smillas Gespür für Schnee«, ebenfalls von Bille August verfilmt, landete er 1994 einen viel beachteten Überraschungserfolg und die Romane Jussi Adler Olsens (*1950) sind aus der modernen Kriminalliteratur nicht wegzudenken.

Wissenschaft, Kunst und Politik

Die Theorien des Astronomen Tycho Brahe (1546–1601) über das Sonnensystem (Sonne und Mond drehen sich um die Erde, alle anderen Planeten kreisen um die Sonne) bildeten die Basis für das Planetensystem des Nikolaus Kopernikus. Brahe beobachtete eine »Supernova«, eine Sonnenfinsternis hatte schon in jungen Jahren seine Begeisterung für die Astronomie geweckt. Hans Christian Ørsted (1777–1851) aus Rudkøbing auf Langeland entdeckte 1820, dass elektrischer Strom eine magnetische Wirkung hat, und Niels Bohr (1885–1962) erhielt für sein Atommodell im Jahr 1922 den Physik-Nobelpreis.

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Freundlich und gütig: Hans Christian Andersen

Schon zwei Jahre nach seinem Tod eröffnete in Kopenhagen das Museum zu Ehren Bertel Thordvaldsens (1768–1844), des wichtigsten Bildhauers in der Zeit des Klassizismus. Kaum eine Großstadt in Europa wurde nicht mit wenigstens einer seiner imposanten Statuen bedacht. Die Skagen-Maler um Anna Ancher (1859 bis 1935) und P.S. Krøyer (1851–1909) beschritten zum Ende des 19. Jahrhunderts, wie schon 100 Jahre zuvor Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853), neue Wege in der Malerei. Stühle von Arne Jacobsen (1902–1971) gelten als zeitlose Klassiker des Möbeldesigns und der Architekt Jørn Utzon (1918–2008) machte sich mit dem Bau des Opernhauses von Sidney unsterblich.

Unter den insgesamt 50 dänischen Königen ist Margrethe II. (*1940) erst die zweite Monarchin. Die erste, ihre Namensvetterin Margrethe I. (1353–1412), hat nie den dänischen Thron bestiegen, sondern anstelle ihres minderjährigen Sohnes die Regentschaft übernommen. Sie ist als Begründerin der Kalmarer Union, mit der Norwegen, Schweden und Dänemark vereinigt wurden, in die Geschichte eingegangen. Margrethe II. konnte aufgrund einer im Jahr 1953 vom Volk bewilligten Änderung der Verfassung, mit der die weibliche Thronfolge erlaubt wurde, 1972 die Nachfolge ihres Vaters antreten. Als Staatsoberhaupt Dänemarks hat sie viele protokollarische Aufgaben zu erfüllen. Die Dänen schätzen das unprätentiöse Auftreten Margrethe II., ihre sympathischen Marotten wie ihre künstlerischen Ambitionen, die sie als Gestalterin von Bühnenbildern oder Theaterkostümen unter Beweis stellt. Unter dem Motto »Gottes Hilfe, Volkes Liebe, Dänemarks Stärke« genießt sie hohe Sympathiewerte, trotz eines Lasters, das sie vor der Öffentlichkeit nicht verbirgt: Margrethe II. ist Raucherin. Ihr erster Sohn und Thronfolger Kronprinz Frederik kam 1968 auf die Welt.

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Royaler Symbolismus am Tor zu Schloss Frederiksborg

Steckbrief Dänemark

Lage: In Fortsetzung der europäischen Festlandsmasse ragt die jütische Halbinsel als nördlicher Ausläufer ins Meer und trennt die Ostsee von der Nordsee. 529 Inseln und Eilande, 97 davon bewohnt, gehören zum Inselreich, außerdem die Færøer-Inseln und Grönland. Dänemark als kleinstes der fünf nordischen Länder gehört aus geografischer Sicht nicht zur skandinavischen Halbinsel.

Fläche: 43 094 km2, Jütland (bis Limfjord) 23 869 km2, Seeland 7019 km2, Nordjütland 4685 km2, Fünen 2984 km2, Lolland 1243 km2, Bornholm 588 km2, Falster 514 km2, Færøer 1399 km2, Grönland 2 166 086 km2 (davon ca. 410 000 km2 eisfrei).

Küstenlänge (gesamt): 7314 km

Hauptstadt: Kopenhagen; Færøer-Inseln: Torshavn; Grönland: Nuuk

Flagge: Der Dannebrog, weißes Kreuz auf rotem Grund, ist eine der ältesten Flaggen der Welt, die 1219 der Sage nach vom Himmel fiel.

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Amtssprache: Dänisch, Färöisch, Grönländisch (Kalaallisut)

Einwohner: ca. 1,7 Mio. in Kopenhagen und Umland (Stand 2015)

Währung: Dänische Krone (DKK), 100 Øre; entspricht 0,134 EUR (Stand April 2016)

Zeitzone: MEZ (UTC+1), + eine Stunde Sommerzeit Ende März bis Ende Oktober

Geografie: Der Übergangsbereich zwischen Mitteleuropa und Skandinavien ist nachhaltig geprägt von der Eiszeit, die eine Moränenlandschaft hinterließ, flach und sandig im Westen und nach Osten hin langsam aufsteigend. Höchster Punkt ist Møllehøj-Ejer Bavnehøj mit 170,86 m über NN. Die Inseln weisen in sich ein ähnliches, abwechslungsreiches Landschaftsbild auf. Während die jütländische Westküste weitgehend gradlinig verläuft, ist die Ostküste eher zerrissen mit tiefen Fjorden und Meereseinschnitten.

Staat und Verwaltung: Dänemark ist eine parlamentarisch-konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt seit 1972 ist Königin Margrethe II., die formell oberste Staatsgewalt besitzt. In der Praxis übt diese das Parlament, der Folketing, aus. Færøer und Grönland haben Autonomie-Status und sind mit Abgeordneten im Folketing vertreten.

Religion: Etwa 80% der Dänen gehören der Danske Folkekirken, der evangelischlutherischen Volkskirche, an. Die übrigen verteilen sich auf freie Kirchen, gut 4% sind Muslime und knapp 1% Katholiken.

Wirtschaft und Tourismus: Die Mittelständische Industrie, oft auf absolutem Weltniveau, und der Dienstleistungssektor bilden die Basis der dänischen Wirtschaft. Tourismus, Fischerei und Landwirtschaft haben, speziell für einige strukturschwächere Regionen, eine große Bedeutung.

Geschichte im Überblick

um 11 000 v. Chr. Vereinzelt ziehen Jäger zum Ende der Eiszeit übers Land.

um 9000 v. Chr. Erste steinzeitliche Siedlungsformen.

um 1500 v. Chr. Die Bronzezeit ist in zahlreichen Hügelgräbern dokumentiert.

um 250 v. Chr. Die Kelten in Dänemark.

ab 750 Blütezeit der Wikinger, sie beginnen mit Eroberungszügen durch ganz Europa.

um 940 Wikingerhäuptling Gorm der Alte vereint Stämme zum Königreich.

960 Harald Blauzahn, Sohn Gorms, wird getauft und läutet die Christianisierung des Landes ein.

980 Königs- und Bischofssitz ziehen von Jelling nach Roskilde, das Hauptstadt wird.

1167 Bischof Absalon gründet Kopenhagen.

1227 Valdemar II. wird in der Schlacht von Bornhöved von einer Koalition von norddeutschen Fürsten und Städten geschlagen. Dänemark zerfällt in Grafschaften und Herzogtümer.

1389 Königin Margarethe I. vereinigt die skandinavischen Länder, Island, Grönland und die Færøer-Inseln unter ihrer Krone und besiegelt 1397 die Kalmarer Union.

1443 Kopenhagen wird Hauptstadt Dänemarks.

1460 Christian I., Herzog von Schleswig und Holstein, wird König von Dänemark, Norwegen und Schweden.

1523 Das Stockholmer Blutbad führt zum Aufstand von Gustav Wasa gegen Dänemark, Ende der Kalmarer Union.

1536 Unter Christian III. Reformation in Dänemark und Norwegen.

1563–1570 Krieg mit Schweden um Vormachtstellung im Ostseeraum.

1658 Frieden von Roskilde beendet den Zweiten Nordischen Krieg zwischen Schweden und Dänemark-Norwegen, die südschwedischen Gebiete fallen zurück an Schweden, Bornholm bleibt dänisch.

1660 Frederick III. führt die Erbmonarchie ein und entmachtet den Adel. Ab 1661 Kolonialisierung der westlichen Jungferninseln in der Karibik, die erst 1917 an die USA verkauft werden.

1805 Hans Christian Andersen wird in Odense geboren.

1814 Dänemark muss Norwegen an Schweden abtreten.

1816 Erste Hamlet-Inszenierung auf Schloss Kronborg

um 1830 Die Grenzkonflikte zwischen Preußen und Dänemark eskalieren.

1849 Am 5. Juni wird die dänische Verfassung verabschiedet.

1864 Nach der Schlacht bei Dybbøl verliert Dänemark Nordschleswig an Preußen.

1875 H.C. Andersen stirbt in Kopenhagen.

1914–1918 Dänemark bleibt im Ersten Weltkrieg neutral.

1915 Nach einer Verfassungsreform erhalten Frauen das Wahlrecht.

1920 In einer Volksabstimmung sprechen sich die Bürger Nordschleswigs für die Wiedervereinigung mit Dänemark aus.

1940 Deutsche Truppen marschieren am 9. April ein und besetzen das neutrale Nachbarland.

bis 1945 Die Dänen betreiben aktiven Widerstand und leisten jüdischen Bürgern erfolgreich Fluchthilfe.

1945 kapituliert Deutschland, drei Tage später fallen russische Bomben auf die Bornholmer Stadt Rønne, weil der deutsche Besatzungskommandant sich der Kapitulation verweigerte.

1945 Dänemark ist Gründungsmitglied der Vereinten Nationen.

1949 Dänemark ist Gründungsmitglied der NATO.

1972 Nach dem Tod Ihres Vaters Frederik IX. wird Margrethe II. dänische Königin.

1973 Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der heutigen EU, allerdings ohne Grönland und die Færøer-Inseln.

1982 Der konservative Poul Schlüter wird Ministerpräsident. Es folgt eine elfjährige Regierungszeit.

1992 Der Vertrag von Maastricht wird nach zweiter Volksabstimmung angenommen, Dänemark bleibt in der EU.

1996 Kopenhagen ist Europäische Kulturhauptstadt.

1998 Eröffnung der Brückenquerung über den Großen Belt.

2000 Eröffnung der Øresundbrücke.

2000 Die Dänen entscheiden sich in einer Volksabstimmung gegen die Einführung des Euro.

2004 Thronfolger Kronprinz Frederik heiratet die bürgerliche Australierin Mary Donaldson.

2005 Mohammed-Karikaturen in der Tageszeitung Jyllands Posten sorgen für Gewaltausbrüche in der islamischen Welt.

2016 Dänemark feiert 200 Jahre Hamlet-Festspiele auf Schloss Kronborg.