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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Es wäre schwierig, einen Ort auf der Welt
zu nennen, dem eine bessere Zukunft
vorausgesagt werden kann.«

Sir Stamford Raffles, 1822

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Das blaue Wunder: Singapur lässt niemanden unberührt

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in Singapur

DAS ZENTRUM

 1  Der Marina-Bay-Sands-Komplex

 2  Marina Bay

 3  Fullerton Heritage

 4  Kolonialviertel

 5  Am Singapore River

 6  Museen im Kolonialviertel

 7  Orchard Road – Nordwesten

 8  Orchard Road – Südwesten

 9  Marina City

10 Little India

11 Bugis

12 Kampong Glam

DER SÜDEN

13 Kreta Ayer

14 Telok Ayer

15 Bukit Pasoh

16 Tanjong Pagar

17 Central Business District

18 Marina Bay South

19 Harbourfront

20 Marinas

21 Sentosa

22 Resorts World Sentosa

23 Ausflug nach Bintan und Batam

DER WESTEN

24 Tanglin Village/Dempsey Hill

25 Alter Botanischer Garten

26 Holland Village

27 Bukit Timah

28 One-North, Rochester Park, Wessex Estate

29 Tiong Bahru

30 Gillman Barracks

31 Mount Faber

32 Southern Ridges

33 LKC Natural History Museum

34 Haw Par Villa und Chinesischer Garten

35 Science-Centre-Komplex

36 Jurong Bird Park

DER OSTEN

37 Katong

38 East Coast Park

39 Singapore Sports Hub

40 Geylang

41 Changi

42 Pulau Ubin

DER NORDEN

43 Zoo

44 MacRitchie-Reservoir

45 Bishan-Ang Mo Kio Park

46 Bright-Hill-Tempel

47 Sungei Buloh Wetland Reserve

48 Die Farmen

49 Thow Kwang Dragon Kiln

50 Ausflug nach Johor Bahru

REISEINFOS

Singapur von A–Z

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Mekka für moderne Architektur

Feste und Feiern

Flora und Fauna

Singapurs Nationalgerichte

MEHR ERLEBEN

Günstig durch Singapur

Ein Wochenende in Singapur

Singapur für Kinder und Familien

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Gelbes Glück: Andacht im Buddha Tooth Relic Temple

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Gut gekühlt: Gewächshaus in den Gardens by the Bay

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Die kolonialen Five-Foot-Ways in Geylang schützen vor Regen und Hitze.

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Indonesische Batik im Souvenirshop in Holland Village

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Harbour Front: Kunst am Wasser von Victor Tan

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Die Dachbar 1-Altitude hoch über der Marina Bay

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Blick von der Lantern-Bar des Fullerton Bay Hotels

image Weitblick vom Dach (S. 38)

Es gibt in Singapur manche Dachbars und auch das Riesenrad. Und doch kommt niemand darum herum, auf die Aussichtsplattform des Marina Bay Sands zu fahren. Von hier oben sieht man nicht nur bis nach Indonesien, man ist auch ganz nah am spektakulärsten Dachpool der Welt. www.marinabaysands.com/sands-skypark

image Auf einen Singapore Sling (S. 63)

An der »Long Bar« im traditionellen Raffles Hotel führt kein Weg vorbei. Hier wird bis heute der Singapore Sling gemixt, das Nationalgetränk. Die Bar ist düster und wirkt, als käme Hemingway gleich durch die Tür. Ganz anders die »Lantern«-Bar auf dem Dach des Fullerton Bay Hotel: Der Blick über die Bucht und auf den erleuchteten Marina-Bay-Sands-Komplex ist mit Gold nicht aufzuwiegen. www.raffles.com; www.fullertonbayhotel.com

image Die Hallen der unbekannten Maler (S. 75)

Es steht im Zentrum der Stadt, und es ist ihr Schmuckstück: Das neue Museum National Gallery Singapore ist für jeden Kunstinteressierten ein Muss. Erstmals ist die moderne Malerei Südostasiens an einem Ort ausgestellt.

Und die Architektur der beiden zusammengeführten Kolonialgebäude ist ein Hochgenuss. www.nationalgallery.sg

image Saris kaufen bei Mustafa (S. 97)

Singapur ist eine Einkaufsstadt mit einer fast grenzenlosen Auswahl. Wer sich wie auf dem Basar fühlen will und vor Menschenmassen keine Angst hat, wagt sich ins Mustafa Shopping Centre, dem großen Einkaufspalast in Little India. Hier ist alles etwas billiger, etwas bunter, etwas chaotischer. Eine größere Auswahl an Saris oder Bangles gibt es nur in Bombay. www.mustafa.com.sg

image Feiern mit den Indern (S. 96)

Kein Stadtteil Singapurs ist so bunt wie Little India. Allein der Besuch der Tempel öffnet die Sinne für die Hindu-Kultur mit ihrer Götterwelt. Besonders aufregend wird das Viertel während des Thaipusam-Festes: Dann stechen sich Hunderte Inder lange Spieße oder Stecknadeln durch Wange, Rücken oder Gliedmaßen. Dank ihrer Trance ganz ohne Schmerzen. www.heb.gov.sg

image Eintauchen in Chinatown (S. 126)

Sicher ist hier manches touristisch. Wer aber in Randbezirke wie Telok Ayer eintaucht, wird noch manche authentische Entdeckung machen. Hier gibt es noch Garküchen und Tempel ohne Touristen. Besonders malerisch ist Chinatown während der Festmonate, etwa Hungry Ghost im Frühherbst. www.yoursingapore.com/festivals-events-singapore

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Stört hier jemand unseren Schlaf? Die Löwen der Night Safari im Singapore Zoo

image Im food court asiatisch schlemmen (S. 143)

Darf es chinesisch sein oder indisch? Thai, vietnamesisch oder Singapurer Chicken-Rice? Für wenig Geld laden die Straßenrestaurants oder Garküchen der Stadt zu einer kulinarischen Reise durch Asien ein. Den Köchen kann man bei der Arbeit zuschauen, das Essen ist immer frisch. Und zum Abschluss gibt es den Kopi, Singapurs Kaffee.

image Einchecken im Spaß-Staat (S. 156)

Einst war die kleine Insel Sentosa eine britische Festung. Heute dient sie nur einem Zweck: Vergnügen. Strände gibt es hier und den Themenpark Universal Studios. Noch schöner aber ist es, eine der naturnahen Attraktionen zu besuchen: Der Mega Adventure Park etwa bietet eine fantastische Abfahrt am Drahtseil über das Dach der Tropenbäume bis hinab zum Strand. www.sentosa.com.

image Früher Morgen unter Tropenbäumen (S. 178)

Ist der Alte Botanische Garten frühmorgens oder am späten Abend am schönsten? In den Morgenstunden jedenfalls hängt der Tau noch an den Blättern der Tropenbäume, und das erste Licht fällt durch ihre Kronen. Noch ist es ruhig, die Vögel aber zwitschern schon. Und wer Lust hat, kann sich einer der Gymnastikoder Tai-Chi-Gruppen anschließen. www.sbg.org.sg

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Alles unter Kontrolle: nasse Abfahrt im Wave House auf Sentosa

image Giraffen im Mondschein (S. 250)

Nirgends sonst kann man Tiere des Nachts wie in fast freier Wildbahn so erleben wie im Zoo von Singapur. Gitter und Zäune scheint es hier nicht zu geben. Die Tropennacht ist von Tierlauten erfüllt, der Mond taucht alles in ein zauberhaftes Licht. www.nightsafari.com.sg

WILLKOMMEN IN SINGAPUR

Tropenmetropole, Asia light, Tropenübungsplatz, »little red dot« – eine der fantastischsten Städte der Welt trägt viele Namen. Singapur, die Metropole am Äquator, bietet ihren Bürgern und ihren Gästen alles. Und das, obwohl sie auf der Landkarte wirklich nur ein kleiner roter Punkt ist. Denn in der Inselstadt leben nur gut 5,5 Millionen Menschen. Die aber haben sich ein Heim geschaffen, das wohl die lebenswerteste Stadt Asiens ist – und Touristen mit so offenen Armen aufnimmt wie kaum ein anderer Platz auf der Welt.

Museen und Parks, Tempel und Einkaufsmeilen, Naturreservate, Restaurants und Kasinos, tropische Strände und ein Zoo wie kein anderer auf der Welt, hier gibt es die besten Hochschulen und die verlässlichsten Krankenhäuser der Region – das ist Singapur in a nutshell, auf einen Nenner gebracht. Hier können Touristen indisch und chinesisch, französisch und deutsch, thailändisch und vietnamesisch essen. Und natürlich müssen sie Chicken Rice oder Char Kway Teow probieren, die Nationalgerichte Singapurs. Der Ort, das zeigt schon die Bezeichnung »Asia light«, ist einfach zu bereisen. Hier wird praktisch nicht gestohlen, Gewaltverbrechen gegenüber Touristen sind unbekannt, jeder in der Stadt spricht Englisch. Aber langweilig ist Singapur deshalb ganz und gar nicht. Hier kreuzen sich die Wege der Asiaten. Singapur war lange Jahre hindurch der Handelsposten der britischen Kolonialherren. Und bis heute lebt die Stadt vom Geschäft mit den Fremden – seien es Touristen oder Händler, Banker oder Reeder.

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Akrobatik auf vier Füßen zeigt der traditionelle Löwentanz.

Bunter Vielvölkerstaat

Praktisch alle Sehenswürdigkeiten sind für die Besucher aus dem Ausland aufbereitet, Chinatown und Little India locken mit Exotischem, wer tiefer eintauchen will in das echte Singapur, der erkundet die Gassen von Tiong Bahru oder probiert die Restaurants in Katong. Nirgendwo ist es gefährlich – aber überall ist es spannend, interessant, fremd. Wer Asien kennenlernen will, der muss in den Schmelztiegel Singapur reisen. Und wer Asien kennt, der kommt stets gern nach Singapur zurück. Dabei gibt es nicht das eine Singapur. Singapur war schon immer eine spannende Mischung aus Fremden, Eingewanderten und locals, denjenigen, die schon mehr als eine Generation hier leben. Dabei reichen auch deren Ursprünge fast immer in ganz andere Weltgegenden zurück. Rund ein Viertel der Singapurer wurde im Ausland geboren. Bankiers in Singapur haben ihre Wurzeln in Familien, die als arme Kulis aus Südchina auf die Tropeninsel entsandt wurden. Die Eltern heutiger Immobilienmillionäre haben hier einst auf Mangofarmen geschuftet. Und manch einer hat selbst als hawker, als Koch mit einem Straßenstand begonnen, um heute ein Industrieimperium zu führen.

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Verloren in Gedanken: Straßenszene in Little India

Sehr teuer – und sehr lebenswert

Weil die Stadt mit ihrer kolonialen Vergangenheit sich so abhebt von den anderen Metropolen mit vergleichbarer Historie, weil sie so perfekt erscheint, wird sie oft belächelt. Dabei gibt es wenige Asiaten, die, wenn sie nur könnten, nicht in Singapur wohnen wollten. Dennoch hält sich das Gerücht von der Arroganz der Singapurer. Das hängt vor allem mit dem Kostengefüge in der Stadt zusammen. Vieles, was im Westen noch erschwinglich ist, bleibt für Zugereiste in Singapur nur ein Traum: Wohnungen sind unterhalb einer Million Dollar kaum zu kaufen, Autos kosten mindestens sechsstellige Summen. Doch steckt hinter den Preisen ein System: Denn der Staat versucht, die Gesellschaft zu steuern. So bekommen Singapurer Bürger Wohnungen mit immensen staatlichen Zuschüssen, da sie als Altersversorgung angesehen werden. Der Verkehr wird über den Preis gesteuert: Auf Autos werden hohe Zuschläge erhoben, die Einfahrt in die Stadt wird mit einer Maut belegt. Das alles aber dient dem Gemeinwohl, denn nur so kann man ein Singapur ohne nervenaufreibende Staus wie in Jakarta oder Bangkok genießen.

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Eine wahre Konsum-Kathedrale ist das Einkaufszentrum Capitol.

Von Urteilen und Vorurteilen

Schwieriger für Europäer ist es, sich an die festen Regeln im Staat zu gewöhnen. Versammlungs- und Pressefreiheit gibt es nicht. Wohl aber die Todesstrafe, etwa für Rauschgifthandel, oder schwer verletzende Stockschläge. Allerdings herrscht auch hier oft ein verzerrter Blick auf Singapur vor: Die Urteile für einige Verbrechen erscheinen aus europäischer Sicht überzogen und nicht nachvollziehbar. Doch ist die Regierung inzwischen vom Prinzip des Gängelns ihrer Bürger abgerückt: Längst etwa wurde das frühere Kaugummiverbot gemildert. Inzwischen lacht Singapur selbst über die einst restriktive Haltung, und in der Stadt werden T-Shirts verkauft, auf denen Singapur als fine-city bezeichnet wird – doppeldeutig, denn fine bedeutet auf Englisch »schön« ebenso wie »Strafe«. Die Strafen, die auf kleinere Vergehen stehen, sind nicht höher als jene, die etwa in Hongkong drohen. Der Staat, der einst mit sehr harter Hand regierte, hat erkannt, dass die Zeiten sich sehr geändert haben.

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Futuristische Kurven an der Fassade des Einkaufstempels Ion Orchard

Ein weiteres Vorurteil ist die überzogene Sauberkeit. Sicher, die Zeiten des wilden Rotlichtbezirks in Chinatown, den noch der Fotograf Helmut Newton beschrieb, sind längst vorbei. Manche Kritiker erinnerten die aufgeräumten Viertel an ein asiatisches Disneyland. Das ist Unfug, denn bis heute wird auch im renovierten Chinatown hart gearbeitet, bis heute gibt es dort chinesische Apotheken, traditionelle Bäckereien und alte Frauen, die das Papier einsammeln, um ein paar Cent zu verdienen. Und immerhin ist es für Besucher nur angenehm, dass der Stadtstaat mindestens 70 Prozent seiner etwa 30 000 öffentlichen Toiletten auf »Drei-Sterne-Niveau« bringen will.

Arbeit, Reichtum und Genuss

Singapur präsentiert sich heute als lebensfrohe Tropenmetropole, die immer mehr auf Kunst und Kultur, auf Unterhaltung und Sport setzt. Zudem wird Umweltschutz immer wichtiger. Man hat längst erkannt, dass Bäume und Tropenpflanzen ein Standortfaktor sein können. Inzwischen werden große Debatten darüber geführt, wie man die Hochhäuser begrünen kann. Und Gäste können auf einem neuen 60 Meter hohen Stahlbaum im neuen Botanischen Garten in der kurzen Abenddämmerung einen Cocktail genießen.

So deutlich diese Kurswandel zu spüren sind, sosehr die Bevölkerung sie wünscht, sosehr ist sie letztlich doch auf ihre Arbeit ausgerichtet. In den Adern der meisten Singapurer fließt Händlerblut. Sie arbeiten hart. Und sie wollen, dass es der jeweils nächsten Generation eines Tages besser gehen mag. Vielleicht verzeichnet die Stadt deshalb die höchste Dichte an Millionären auf der Welt. Dementsprechend werden die »Fünf C« großgeschrieben: Sie stehen für Cash (Geld), Car (Auto), Credit Card (Kreditkarte), Condominium (Wohnung in einer Siedlung) und Country Club (Mitgliedschaft etwa in einem der teuren Golfclubs). Das, so wird ihnen nachgesagt, sind die Statussymbole, die die Singapurer anstreben.

Wer nun glaubt, dass es hier nur um den schnöden Mammon gehe, der unterschätzt Witz, Charme und den Wunsch nach Offenheit gerade in der jungen Generation. Viele Singapurer haben im Ausland – meist in Australien, Großbritannien oder Amerika – studiert. Kehren sie zurück, tragen sie ihre Wünsche aus der Fremde mit in die Stadt.

Konsum und Kultur: unendliches Angebot

Wünsche lassen sich in Singapur leicht befriedigen. Denn es gibt wenig, was es nicht gibt. Die Haupteinkaufsstraße ist die Orchard Road, die sich wie eine Achse durch die Stadt zieht. Früher lagen an ihrem nordwestlichen Ende noch Plantagen, auf der anderen Seite war der Hafen an der Mündung des Singapore River. Heute ist davon wenig zu spüren – und doch geht es immer noch um Handel. Denn von der französischen Luxusboutique bis zum Billigladen mit chinesischen Plastikuhren wird »Shopaholics« hier alles geboten. Allerdings müssen sich Europäer erst daran gewöhnen, dass die Geschäfte aufgrund des tropischen Klimas alle in großen Malls klimatisiert liegen, viele unterirdisch durch Passagen verbunden. An den Wochenenden herrscht hier kaum ein Durchkommen: Singapurer, Touristen, aber auch die vielen Hausmädchen etwa von den Philippinen, die sonntags frei haben, strömen auf die Orchard Road zum window shopping. Entlang der Straße gibt es auch die vielen Fahnen, die in Singapur auf Veranstaltungen hinweisen – vom Kochfestival über die Formel 1 bis zu Auftritten von Stars und Sternchen in den beiden Kasinos.

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Hoch hinaus: Singapurs Finanzviertel am Raffles Place

Politik der harten Hand und starken Partei

Davon wird die Entwicklung der Stadt beeinflusst. Genauso wie von den neuen Medien, die längst alle Zensurschranken brechen. So wird auch die Macht der Gründungspartei Peoples Action Party immer mehr herausgefordert. Sie regiert seit der Unabhängigkeit Singapurs 1965 ununterbrochen. Doch auch die PAP muss Wege in die Zukunft finden. Über Jahre wurde sie vom Gründervater der Stadt, Lee Kuan Yew, geführt. Der Politiker, ein guter Bekannter des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt übrigens, wird in der Stadt wie ein Patriarch verehrt. Ohne Zweifel geht das »Wunder Singapur« auf ihn zurück. In seinem Buch Von der dritten Welt in die erste Welt beschreibt er eindrücklich, wie unter seiner mitunter harten Führung aus dem von den Briten zurückgelassenen Felsen ohne eigene Industrie, Landwirtschaft oder Bodenschätze das Zentrum Südostasiens wurde. Heute führt sein Sohn Lee Hsien Loong als Ministerpräsident die Geschicke des Stadtstaates, dessen Ehefrau Ho Ching steht einem der beiden milliardenschweren Staatsfonds vor.

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Das süße Leben kann man in der Konditorei Paul genießen.

Der Hafen legte das Fundament des Wohlstands

Doch hat die Stadt noch einen zweiten, älteren Gründervater: den Briten Sir Stamford Raffles (1781–1826). Er war es, der das Potenzial der Felseninsel erkannte. Denn das Eiland liegt am südlichen Eingang der Straße von Malakka, heute die meistbefahrene Schifffahrtsstraße der Welt. Von den Stränden der Singapurer Vergnügungsinsel Sentosa aus sieht man die nie abreißende Kette der Containerfrachter und Tanker auf dem Verbindungsweg zwischen Europa und China oder Japan im Norden Asiens. Die Meerenge zwischen Singapur und Malaysia auf der einen Seite und dem indonesischen Sumatra auf der anderen ist die Lebensader zwischen dem Westen und dem Osten. Und Singapur sitzt genau an ihrem Eingang.

Deshalb kommt dem Hafen des Stadtstaates solches Gewicht bei. Schon zu Zeiten Raffles wuchs der Handelsposten in den Tropen von Jahr zu Jahr – denn von hier aus wurden Kautschuk und Gewürze, aber auch Reis und Holz verschifft. Aus dem florierenden Handel entwickelten sich Geldgeschäfte.

Später wurde Industrie angesiedelt, der Flughafen – heute der modernste der Region und einer der besten der Welt – prosperierte, Tourismus wurde als Wirtschaftszweig erkannt. Schon wer am perfekt organisierten Flughafen Changi ankommt – und das tut fast jeder Gast, mit Ausnahme derjenigen auf Kreuzfahrtschiffen – spürt den Geist Singapurs: die Freundlichkeit, das Ernst-Nehmen der Neuankömmlinge, die gute Organisation. Nicht grundlos wird der Inselstaat oft »das Preußen Asiens« genannt. Wer die klimatisierten Terminals verlässt, wird von der Hitze der Tropen erschlagen. Und wird staunen über die von Blumen und alten Bäumen gesäumten Autobahnen, die in die Stadt führen.

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Schlechtes Wetter im Anzug: Monsun über der Straße von Malakka, der befahrensten Schifffahrtsstraße der Welt

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Gut besucht: Hawker Centre in der Mittagszeit

In alten Vierteln brummt das Leben

Dort sind es meist zwei Viertel, die Touristen mit wenig Zeit erkunden: das Kolonialviertel und Chinatown. In der Tat bieten sie Neugierigen ein wunderbares Kaleidoskop, Einblick in die Geschichte der Stadt, abends aber auch brodelnde Unterhaltung. In Singapur ist es durchaus möglich, innerhalb weniger Monate ein Theaterstück des Berliner Ensembles und ein Konzert der Wiener Philharmoniker, die Rolling Stones, eine Bollywood-Show, einen K-Popstar aus Korea und eine chinesische Oper zu sehen. Das Kolonialviertel ist heute der art district der Stadt – was etwas irreführend ist, denn zum einen gibt es hier viel mehr als nur Kunst zu sehen, zum anderen bieten auch andere Stadtteile eine überwältigende Fülle an Kunst und Kultur.

Hier lag das Gründungszentrum der Stadt, das wie an vielen anderen Handelsplätzen der Welt von einer Flussmündung bestimmt wurde. Der Singapore River, wo sich einst die Lastkähne aufreihten, mündet heute in die Marina Bay. Die künstliche Bucht dient zum einen als Speicher für Süßwasser, zum anderen als Vergnügungspark. Jedes Wochenende werden hier Aktivitäten rund um das Wasser geboten. Im Kolonialviertel steht die weiße Säule von Gründervater Raffles. Wenige Meter weiter flussabwärts fällt der Blick dann auf das neue Wahrzeichen der Stadt: das geschwungene, an einen Schiffskörper erinnernde Dach des Marina-Bay-Sands-Komplexes. Oben, in 207 Metern Höhe, liegt der millionenfach fotografierte Endlos-Pool. Bestimmt wird das Kolonialviertel aber vor allem von seinen meist weiß gestrichenen Gebäuden, in denen heute vor allem wunderbare Museen ihren Sitz haben. Die Königin dieses Ensembles bleibt das altehrwürdige Raffles Hotel im Zentrum der alten Stadt. Es ist längst nicht mehr vorstellbar, dass dieses Gebäude an der Beach Road, der Strandstraße, einst mit seiner Vorderseite unmittelbar am Meer lag. Singapur steht zu weiten Teilen auf Land, das dem Meer abgerungen wurde – und auf diese Weise wird die Stadt weiterhin Jahr für Jahr größer. Die Hochhäuser der Banken liegen auf Land, das erst gewonnen werden musste. Sie sind im Wort-Sinn »auf Sand gebaut«.

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Was für ein Duft: Ketten aus Jasminblüten

Fragiles Gleichgewicht der Kulturen

Das alte Chinatown, das jetzt so pittoresk anmutet, war über Jahrzehnte geprägt von Schweiß, Enge und Leid. Hier, wo die Schiffe be- und entladen wurden, legten die Vorväter die Fundamente des heutigen Wirtschaftswunders Singapur. Inzwischen haben sich die Bevölkerungsgruppen längst gemischt. Doch hatte Gründervater Raffles die Stadt strikt nach Ethnien eingeteilt – so entstanden in der Mitte der Kolonialdistrikt, in Meeresrichtung rechts davon Chinatown, links Little India und das arabische Viertel. Bis heute übrigens vergibt Singapur, der Vielvölkerstaat, öffentlich geförderte Wohnungen, nach bestimmten Schlüsseln, mit denen die Einwohner ihrer Herkunft nach zusammengeführt werden. Immerhin leben in der Stadt 74 Prozent Chinesen, aber auch 14 Prozent Malayen und neun Prozent Inder. Die große Angst der Singapurer ist, dass es eines Tages zu Unruhen kommen könnte – deshalb tut der Staat alles, um einen Ausgleich zu schaffen, keine Gruppe oder Religion zu vernachlässigen. Diese Vielfalt zeigt sich besonders schön in Chinatown: Dort liegen entlang der Hauptstraße eine Moschee, ein indischer Hindutempel und mehrere chinesische Tempel nebeneinander. Alle sind sie gut gepflegt, alle werden sie gut besucht – und das übrigens auch von Angehörigen ganz unterschiedlicher Volksgruppen.

Indien und China an einem Tag

Doch bietet Chinatown viel mehr als nur einen Einblick in die Geschichte der Stadt und ihren Handel. Die Gerüche verraten es: Hier wird das Essen ganz großgeschrieben. Es gibt Garküchen und Märkte, es gibt Restaurantstraßen und Feinschmeckerlokale. Alle Köstlichkeiten Chinas kann man auch in Singapurs Chinatown kosten, mit einem Vorteil: Die Kellner und Köche sprechen zumindest soweit Englisch, dass man sich über die Bestellungen unterhalten kann. Das gilt auch für das andere große Viertel – Little India. Farbenfroher, chaotischer, exotischer empfangen einen die Gassen um die Serangoon Road. Hier werden die großen religiösen Feste gefeiert, die kein Gast verpassen sollte – immer sind Touristen gern gesehen, immer findet sich jemand, der die fremden Riten gern erklärt. Und auch hier gilt: Nirgendwo auf der Welt ist es einfacher, die spannende Küche Indiens in all ihren Spielarten kennenzulernen.

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Gut umhüllt: Saris im farbenfrohen Little India

Moderne Glitzermetropole

Ganz anders wirkt dagegen das glitzernde, neue Singapur. Ein schönes Beispiel dafür, dass sich die Stadt des Alten nicht mehr entledigt, aber Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, sind die beiden Botanischen Gärten. Der alte, fast verwunschene, ist ein absoluter Höhepunkt für jeden Singapur-Besucher. Doch hat sich die Stadt für fast eine Milliarde Euro einen zweiten, neuen Garten gegönnt: Die Gardens by the Bay. Sie glänzen mit riesigen Gewächshäusern, die auf Temperaturen der nördlichen Länder heruntergekühlt sind, abends werden hier Konzerte geboten, und zahlreiche Restaurants laden zum Essen unter Tropenbäumen ein.

Viel Geld lässt sich Singapur auch die Annäherung an den Sport kosten. Sicher, die Temperaturen hier sind nicht unbedingt für ein Fußballspiel zur Mittagszeit geeignet – selten wird es auf der Insel am Äquator kälter als 28 Grad. Aber allmählich erkennt man, dass das warme Klima rund um die Uhr auch Chancen bietet – oder eben ausgetrickst werden muss. Im neuen Stadionkomplex, der 2014 eröffnet wurde, sind die Sitze über ein ausgeklügeltes System gekühlt.

Nun wird die Stadt, die 2010 Austragungsort der ersten Olympischen Jugendspiele war, auch große internationale Sportveranstaltungen bieten. Die beste Werbung aber bietet die Formel 1: Seit 2008 richtet Singapur das erste Nachtrennen der Boliden aus. Der enge Kurs führt durch das Kolonialviertel, und jeder, der die spektakulären Fernsehbilder der erleuchteten Metropole gesehen hat, wird unweigerlich zu einem Fan der Stadt.

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Der Merlion an der Marina Bay ist das Wahrzeichen der Stadt.

Vom Steinhaufen zur Löwenstadt

Was heute so perfekt anmutet, war es zu Beginn ganz und gar nicht. Nicht mehr als ein Steinhaufen im Meer, an der Spitze der malaysischen Peninsula war die spätere Stadt in ihren jungen Tagen. Chinesische Quellen sprechen schon im achten Jahrhundert von einer Insel, wo Kannibalen mit langen Schwänzen hausten. Im 14. Jahrhundert schrieben chinesische Dschunkenkapitäne von Longyamen, dem »Drachenzahntor« – gemeint war wahrscheinlich ein Felsen vor dem heutigen Sentosa. Kurz darauf wird die Lage schon klarer: Die Rede ist nun von Temasek, dem »Land, das von Wasser umgeben ist«. Dieses Temasek ist bis heute eine geläufige Bezeichnung für das spätere Singapur: Eine der beiden mächtigen Staatsholdings heißt so. Bis heute wird auch der »Order of Temasek« an außerordentlich verdiente Staatsbürger verliehen. In malaiischen Chroniken befindet sich praktisch zeitgleich der Name »Singapura«, die Löwenstadt. Daraus formten die britischen Kolonialherren später das bis heute geläufige Singapur.

Um den Löwen rankt sich der schönste Gründungsmythos: Der Prinz Sang Nila Utama aus Sumatra entdeckte die Insel Temasek Ende des 13. Jahrhunderts. Um die Götter in einem Sturm zu besänftigen, opferte er seine Krone. Sofort legten sich Wind und Wellen, und Nila Utama konnte mit seiner Mannschaft an Land gehen. Dort entdeckte er ein riesiges Fabelwesen – den »Singa«, einen übermächtigen Löwen. Für den Prinz war das Wesen ein Glückssymbol – deshalb nannte er die Insel, die er von nun an 48 Jahre lang regieren sollte, Singapur – die Löwenstadt. Eine zweite Legende rankt sich um das Wahrzeichen »Merlion«: Den Löwen mit Fischschwanz gibt es als Statue immer wieder in der Stadt oder als riesigen Wasserspeier wie an der Marina Bay. Die Figur geht zurück auf das Fabelwesen, das die Insel Temasek schützte, als ihr ein fürchterliches Unwetter drohte. Nach seinem Sieg über die wilde Natur reckte sich das Wesen voller Stolz auf dem heutigen Mount Imbiah gen Himmel – dort steht heute die höchste Merlion-Figur der Stadt.

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Stararchitekt Daniel Libeskind errichtete mit den Reflections an der Keppel Bay ein glänzendes Beispiel moderner Architektur in Singapur.

Harte Lehrjahre im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert folgten dann turbulente Jahre. Als britische Kolonie prosperierte Singapur als Handelszentrum. Die Briten aber unterschätzen die japanische Offensive im Zweiten Weltkrieg. Als die Stadt fiel, kam es zu fürchterlichen Opfern, zunächst vor allem unter den australischen Verteidigern, die von den Japanern im Gefängnis in Changi – heute ein Museum – unter unmenschlichen Bedingungen gehalten wurden. Auch die Singapurer Bevölkerung wurde gequält. Als die Briten ihre Kolonien in Südostasien aufgaben, bereitete sich auch die Stadt ab 1959 auf die Eigenständigkeit vor – allerdings sah der Plan vor, Teil der malaysischen Föderation zu werden. Zu dieser Zeit entstand die Singapurer Fahne: Das Rot symbolisiert die Gleichheit der Menschen, das Weiß die Reinheit. Die Sichel des zunehmenden Mondes steht für eine junge Nation, die sich im Aufschwung befindet. Und die fünf Sterne stehen nicht etwa für kleine Inseln vor Singapurs Küste, wie manche glauben, sondern für die Ideale des späteren Stadtstaates: Demokratie, Frieden, Fortschritt, Gerechtigkeit und Gleichheit.

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Stimmungsvoll: die Anderson Bridge an der Mündung des Singapore River

1962 stimmten die Singapurer mit überwältigender Mehrheit für den Zusammenschluss mit dem benachbarten Malaya, dem heutigen Malaysia. 1963 erklärte der damalige Ministerpräsident Lee Kuan Yew nach seiner Rückkehr aus London, er habe die Unabhängigkeit von Großbritannien für die Stadt erreicht und deren Beitritt zum neu geformten Malaysia, zu dem auch Sabah und Sarawak gehören sollten. Dann aber folgten schwierige Monate: Es kam zu Unruhen zwischen verschiedenen Ethnien und Gläubigen, zu Bombenanschlägen, die bis heute die Furcht der Stadt vor einem Auseinanderbrechen prägen. 1965 folgte die Ernüchterung: Singapur verließ am 9. August, dem heutigen Nationalfeiertag, die malaysische Union. Ein Video in den Geschichtsmuseen der Stadt zeigt den starken Mann Lee Kuan Yew in Tränen.

Der Blick nach vorn

So entstand die heutige Republik Singapur ungewollt. Sie musste ohne Hinterland auf die eigenen Beine kommen. Das ist die eigentliche Leistung der Singapurer – angesichts der fast verzweifelten Lage gerade nicht zu verzweifeln, sondern nach vorn zu schauen. Jeder, der die glitzernde Metropole heute besucht, wird sich deren kümmerliche Anfänge nur mit Mühe vorstellen können. Für die Singapurer der ersten Generation aber bleiben ebendiese Anfänge Mahnung, ihren Weg der Eigenständigkeit in Ausgeglichenheit mit den umliegenden Ländern fortzusetzen.

Steckbrief Singapur

Lage: Der kleine Inselstaat Singapur liegt ganz nah am Äquator. Über große Brücken ist er mit Malaysia verbunden, Indonesien liegt in Sichtweise. Der Singapore River mündet in die Straße von Malakka, die meistbefahrene Schifffahrtsroute der Welt.

Fläche: Singapur ist mit 716,1 Quadratkilometern kleiner als Berlin (892 km2). Die Singapurer scherzen darüber, dass ihr Stadtstaat nur ein »little red dot«, ein »kleiner roter Punkt« auf der Landkarte sei.

Einwohner: Singapur ist ein Vielvölkerstaat: Von den knapp 5,5 Millionen Einwohnern sind die überwiegende Mehrzahl, nämlich 74,2 Prozent, ethnisch Chinesen. Die ursprünglichen Bewohner der Insel, Malaien, machen heute 13,3 Prozent aus, indischstämmige Bürger 9,2 Prozent. Hinzu kommen viele Geschäftsleute aus anderen Erdteilen sowie zahlreiche Gastarbeiter. Statistisch betrachtet zählen die Singapurer zu den reichsten Menschen der Welt.

Währung: Singapur-Dollar (1 S$ = ca. 0,69 €)

Flagge:

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Sprachen: Die Verfassung sichert vier offizielle Sprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch und (das indische) Tamil. Malaiisch gilt als Nationalsprache, Englisch aber ist die überall verbreitete Sprache in Geschäftsleben, im Dialog mit der Regierung und in den Schulen. Praktisch jeder Einwohner Singapurs beherrscht mindestens zwei, oft jedoch sogar drei Sprachen. Dabei sprechen die Singapurer untereinander gern das sogenannte »Singlish«, einen aus dem Englischen abgeleiteten Dialekt.

Zeitzone: Singapur ist Deutschland um 6 (in der mitteleuropäischen Sommerzeit) bzw. 7 Stunden (in der mitteleuropäischen Zeit) voraus

Staat und Verwaltung: Das Land wählt einen Präsidenten und ein Parlament. Seit seiner Staatsgründung im Jahr 1965 wird es von der People’s Action Party (PAP) geführt, lange Jahre mit Lee Kuan Yew an der Spitze. Premierminister ist seit 2004 mit Lee Hsien Loong der Sohn dieses im Frühjahr 2015 verstorbenen, weltberühmten Staatsgründers.

Religion: Ein gutes Drittel der Bevölkerung sind Buddhisten, 15 Prozent gehören dem Islam an, rund elf Prozent sind Protestanten und es gibt genauso viele Taoisten. Die Religionsfreiheit zeigt sich im engen und friedlichen Nebeneinander von Hindutempeln, Moscheen und christlichen Kirchen.

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Geschichte im Überblick

Die Anfänge des heute so quirligen Stadtstaats liegen im Dunkeln. Es ranken sich viele Legenden um die Insel, die so günstig an der Einfahrt zu jener Meerenge liegt, die die Verbindung zu China und Japan auf der einen, Indien und Europa auf der anderen Seite bildet. Lebte hier einst ein malaiischer Prinz? Legten von hier aus Seezigeuner mit ihren Booten ab, um in den warmen Gewässern zu jagen? Eine erste Siedlung entstand schon Ende des 13. Jahrhunderts, in dem die Insel an der Spitze der malaiischen Peninsula als Temasek (See-Stadt) bekannt wurde – heute ist der große Staatsfonds Singapurs so benannt. Die erst ein halbes Jahrhundert lange Geschichte des eigenständigen Stadtstaates ist vom Wandel geprägt: Unter einer Regierung mit harter Hand entwickelte er sich zu einem führenden Geschäftszentrum Asiens.

14. Jahrhundert: Prinz Sang Nila Utama soll auf der Insel ein Fabeltier gesehen haben mit einem Löwenkopf und Fischschwanz. Er taufte das Eiland daraufhin die »Singapura«, Löwenstadt, zusammengesetzt aus den Sanskrit-Worten Simha (Löwe) und Pura (Stadt). Bis zum 19. Jahrhundert diente die Insel dann als Stützpunkt für Seefahrer aus China, Indien, Arabien oder auch Portugal.

1511 Singapur wird Teil des Sultanats von Johor, der Grenzstadt im heutigen Malaysia, nachdem Malakka an Portugal gefallen war. Zu diesem Sultanat wird Singapur in der Folgezeit mehr als ein Jahrhundert lang gehören.

29. Januar 1819 Stamford Raffles landet in Singapur. Er prüft die umliegenden Inseln auf ihre Eignung für einen Handelsposten und gründet ihn schließlich für die British East India Company in Singapur. Drei Jahre später entwickelt er einen Plan zum Ausbau der Insel.

1832 Singapur wird zum Zentrum für die britischen Ansiedlungen entlang der strategisch so wichtigen Straße von Malakka, die Penang, Malakka und eben Singapur selbst umfassen.

1859 Gründung des Botanischen Gartens.

1887 Das Raffles Hotel wird gebaut.

1915 Britisch-indische Muslime in den Truppen erheben sich gegen die Briten.

1937 Der Flughafen Kallang wird gebaut.

8. Dezember 1941 Singapur wird von den Japanern angegriffen, die Stadt fällt am 15. Februar, und die japanischen Truppen richten unvorstellbares Elend an. Die Japaner benennen die Stadt in Syonan (Licht des Südens) um.

14. August 1945 Die Japaner kapitulieren.

1. April 1946 Nach der Befreiung wird Singapur zur Kronkolonie der Briten.

1846–1956 Immer wieder wird Singapur von Hunger und Aufständen heimgesucht. Die Briten verhängen zeitweilig den Notstand.

1959 Bei der ersten Wahl gewinnt die People’s Action Party (PAP) von Lee Kuan Yew die Mehrheit, Lee wird Premierminister.

1961 Das damalige Malaya und Singapur planen den Zusammenschluss mit Sabah, Sarawak und Brunei, der in letzter Minute am 9. August 1965 scheitert. Malaysia und Singapur werden zwei getrennte Staaten.

9. August 1965 Singapur wird ein unabhängiger Staat. Der Tag wird bis heute als Nationalfeiertag gefeiert. Nur wenig später, am 21. September, wird Singapur als 117. Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen.

1967 Singapur führt mit dem Singapore Dollar eine eigene Währung ein. Im Juli wird das erste Truppenkontingent aufgebaut, im August wird der Stadtstaat zum Gründungsmitglied des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN.

1971 Die letzten britischen Truppen verlassen Singapur.

1972 Die heutige Luxus-Fluglinie Singapore Airlines wird gegründet.

1981 Der Flughafen Changi, in den späteren Jahren immer wieder zum besten Flugplatz der Welt gewählt, nimmt seine Arbeit auf. Nach 16 Jahren Alleinregentschaft der PAP von Lee Kuan Yew zieht erstmals ein Oppositioneller (der Worker’s Party of Singapore) ins Parlament des Stadtstaates ein.

2000 Singapur eröffnet die »Speaker’s Corner« im Hong-Lim-Park in Chinatown. Hier dürfen sich Redner öffentlich zu Wort melden, nachdem sie ihre Vorträge zuvor angemeldet haben.

2004 Mit Lee Hsien Loong wird der Sohn des Staatsgründers zum dritten Premierminister des Stadtstaates. Seine Frau Ho Chin wird später die Führung des Staatsfonds Temasek übernehmen.

2005 Die Regierung erlaubt nach intensiver Debatte den Bau von zwei Kasinos. Bis dahin war das Glücksspiel verboten.

2008 Singapur richtet das erste Nachtrennen der Formel 1 durch seinen Kolonialdistrikt aus. Das Rennen bringt spektakuläre Fernsehbilder und hebt das Ansehen der Stadt, der Vertrag wird 2012 bis 2017 verlängert.

2013 Der Protest gegen ein »White Paper« der Regierung schwillt an. Sie sagt darin voraus, 2030 werde die Insel rund 6,9 Millionen Einwohner zählen müssen, um überlebensfähig zu bleiben.

23. März 2015 Der weltweit als Vordenker geachtete Staatsgründer Lee Kuan Yew stirbt. Zwar erinnern Kritiker daran, wie er den Stadtstaat mit harter Hand führte. Die Mehrheit der Singapurer aber verehrt ihn. 400 000 Menschen verabschieden sich von ihm an seinem Sarg.

Sommer 2015 Singapur begeht das Jahr seines 50. Gründungstages mit einer Vielzahl an Feiern und Festen.

GÜNSTIG DURCH Singapur

Nirgends auf der Welt leben so viele Millionäre und Milliardäre auf engstem Raum wie in Singapur. Die Stadt gilt als eine der teuersten der Welt. Und doch: Man kann auf der Äquatorinsel auch günstig leben. Zum Beispiel dann, wenn man sich dem Leben der Einheimischen anpasst und etwa im food court isst. Oder in kurzer Zeit Riesenportionen bewältigt. Aber es gibt auch viele kostenlose Konzerte und herrliche Naturerlebnisse.

Schöner Ausblick

Um sich einen preiswerten Überblick über die Stadt zu verschaffen, lohnt sich der Gang nach Chinatown: Die dortigen weißen Hochhäuser, die Pinnacle@Duxton, bieten die längste Dachterrasse der Welt auf dem 26. und dem 50. Stockwerk. Die oberste Etage gewährt für nur fünf Singapur-Dollar auch Gästen Eintritt.

Kaltes Wasser

Wer Durst hat, kann ihn mit Bier löschen. Das aber ist in Singapur extrem hoch besteuert. Kostenlos ist hingegen das Eiswasser (ice water), das es in jedem Restaurant kostenlos zum Essen gibt. Allerdings muss man immer öfter danach fragen. Nachgeschenkt wird dann während des Essens.

Kultur für lau

Auch Kultur gibt es kostenlos: Das Singapore Art Museum SAM öffnet freitagsabends ab 18 Uhr seine Tore ohne Eintritt. Auf der Freilichtbühne vor der Konzerthalle Esplanade treten am frühen Abend an den Wochenenden Bands auf. Und rund um die Marina Bay kommt es an jedem Wochenende zu kostenlosen Veranstaltungen wie Festen oder Sportwettkämpfen. Kostenlos sind natürlich auch die grandiosen Abendveranstaltungen wie Feuerwerke und Lichtspiele auf der Marina Bay oder vor Sentosa.

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Erst Schule, dann Museum: die Kuppel des Singapore Art Museum

Natur pur

Viele Freizeitvergnügen für Kinder kosten in Singapur Geld, etwa in den großen Freizeitparks. Es geht aber auch anders: Der Jacob Ballas Children’s Garden im Alten Botanischen Garten kostet keinen Eintritt und hat mit seinen Klettergerüsten noch jedem Kind Freude gemacht.

Grün und gut

Sentosa wirkt teuer, schon allein wegen der Resorts World. Wer aber den Eintritt auf die Insel bezahlt hat, dem stehen mehr als drei Kilometer Sandstrand zur Verfügung – Tag und Nacht und natürlich ohne jede Gebühr. Das gilt auch für die East Coast: Hier lässt sich Sport treiben, hier kann man auf Wellen und Schiffe schauen – alles kostenlos. Und wer es grüner liebt, der kann in einem der Naturreservate wandern oder mit dem Fahrrad den park connector nutzen, der alle Parks auf Hunderten von Kilometern verbindet. Billiger und natürlicher geht’s nicht mehr.

Stein im Magen

Eine Herausforderung, die aber eigentlich gegen jeden guten Geschmack verstößt, bietet die Empire Challenge im Bistro »Little Diner«: Wer den Riesenburger mit allein drei Hackfleischscheiben à 200 Gramm und drei Portionen Pommes frites in weniger als 20 Minuten hinunterwürgt, bekommt die 55 S$ (!) für ihn erlassen (Tel. 0065 64 66 40 88, 789 Bukit Timah Road, Di–Fr 11.30–15, Di–So 18–22 Uhr, www.littlediner.sg). Die Pizzakette Tony’s Pizza bietet eine vergleichbare Herausforderung mit einer Riesenpizza: Man muss die 50 S$ nicht bezahlen, wenn man das Monstrum in weniger als 25 Minuten bewältigt (www.tonyspizza.sg).

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Ein Meer aus Lampions im Bright-Hill-Tempel

EIN WOCHENENDE IN SINGAPUR

1. TAG

16:00 ZUM ENTSPANNEN IN DEN SPA

Die langen Flugzeiten lassen sich am besten in der entspannten Atmosphäre eines Spas abschütteln. Willow Stream Spa, Beauty Emporium oder Espa auf Sentosa bieten herrliche Möglichkeiten, langsam in Asien anzukommen. Massagen, das Relaxen in Bädern, Duftkerzen – all das hilft mit, die Zeitverschiebung aus Europa besser zu verarbeiten.

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18:00 SINGAPORE SLING IM »RAFFLES«

Wer über Singapur mitreden will, der muss die altehrwürdige Dame kennenlernen: Trotz aller neuen Luxushotels ist und bleibt das Raffles Hotel sehenswert. Der Abend wird mit einem Singapore Sling in der weltberühmten »Long Bar« eingeleitet. Schöner kann man den Kolonialzeiten nicht nachspüren.

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20:00 ESSEN UNTER TROPENBÄUMEN

Das »P.S. Café« ist das Schmuckstück im Kneipenviertel Tanglin Village (Dempsey Hill). Hier gibt es australische Küche, serviert auf der Terrasse unter hundert Jahre alten Bäumen. Die Restaurants und Bars logieren in den alten Kasernen des britischen Militärs. Danach noch eine der benachbarten Weinstuben wie »The Wine Company« ausprobieren!

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22:00 ABTANZEN AM CLARKE QUAY

Sehen und gesehen werden – auf der Amüsiermeile Clarke Quay am Singapore River ist das ein Vergnügen. Unter den künstlichen Bäumen ist es kühler, das Bier fließt in Strömen, und jeder hat so richtig seinen Spaß. Die Auswahl an Bars und Discos ist überwältigend, und am Ende bleibt sogar noch der Bungee-Sprung unterm Sternenhimmel.

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24:00 INDIEN-ATMOSPHÄRE

Bollywood ist auch in Singapur mit seiner großen indischen Bevölkerung längst ein Trend. Gerade am Boat Quay gibt es mehrere Tanzpaläste mit Hindi-Musik. Hier kocht nach Mitternacht die Luft. Und doch ist es angenehm, weil niemand ausfällig wird und Drogen verboten sind.

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2. TAG

7:00 TAI-CHI UNTER TROPENBÄUMEN

Die frühen Stunden des Samstags eignen sich hervorragend dazu, in das wirkliche Leben Singapurs hineinzuschnuppern. Es ist wunderschön, sich bei Sonnenaufgang im Alten Botanischen Garten einer der Tai-Chi-Gruppen anzuschließen.

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10:00 KAFFEE IM ART-DÉCO-MARKT

Frühstück gibt es im Traditionsviertel Tiong Bahru, das mit seiner Art-déco-Bebauung lockt. Wer mag, kehrt an einem der Essstände im Tiong Bahru Food Market & Hawker Centre ein: Die mit den längsten Schlangen bieten das beste Essen. Eine Alternative ist eines von Dutzenden Cafés entlang der Gassen. Danach ein Bummel durch die Boutiquen und Buchläden.

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12:00 BUMMEL AUF DER ORCHARD ROAD

Über Mittag wird es heiß. Jetzt am besten auf der Orchard Road in die klimatisierten Läden abtauchen! Entweder im ION oder in die In-Mall 313. Ein Abstecher ins Orchard Gateway zu Naiise könnte lohnen: Dort stellen junge Singapurer Designer aus. Zum Mittagessen in den food court im benachbarten Kaufhaus Takashimaya, wo man sich durch ganz Asien schlemmen kann.

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15:00 WEITBLICK RUND UM MARINA BAY

Der Nachmittag gehört der Marina Bay. Ein Must ist es, auf die Plattform mit dem berühmtesten Swimmingpool der Welt heraufzufahren. Von hier oben bietet sich ein spektakulärer Blick. Dann geht es einmal um die Bay. Erfrischung bietet eines der Cafés in der Esplanade.

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18:00 GIRAFFEN UNTER STERNEN

Der spektakuläre Nachtzoo ruft. Nirgends auf der Welt lassen sich die nachtaktiven Tiere so beobachten, als stünde man direkt neben ihnen. Der Zauber des Mondscheins über den Tropenbäumen lässt eine märchenhafte Welt entstehen. Da der Nachtzoo auf 35 Hektar einen Teil des normalen Tiergartens umfasst, scheint es auch nach Einbruch der Dunkelheit, als wären keine Sperren, Zäune oder Barrieren zwischen Besuchern und Tieren errichtet.

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22:00 ABTANZEN ÜBER DEN WOLKEN

Spätabends, erholt und umgezogen, geht es hinauf in die Bar »1-Altitude«. Im 63. Stock schmilzt die Stadt weit unten zu Spielzeug. Am Horizont die Lichter der Schiffe in der Straße von Malakka, der Widerschein der indonesischen Inseln, das Blinken der Flugzeuge. In der Hand einen Drink – und darüber nur noch der tropische Sternenhimmel.

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24:00 HEISSE RHYTHMEN IM »ZOUK«

Der Entertainmentkomplex mit seinen fünf Clubs und Lounges ist eine Institution in Singapur. Berühmt-berüchtigt sind auch seine Zouk-Out-Open-Air-Partys auf Sentosa. Abtanzen bei Techno- und House-Musik, viele Drinks und beste Partystimmung bis zum frühen Morgen!

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3. TAG

9:00 WILDEN HONIG ERNTEN

Zum Frühstück geht es ins »Wild Honey«. In der zauberhaften Atmosphäre des schön eingerichteten Raums mit Blümchentapete schmecken die Eier mit Lachs so gut wie der Kaffee. Die Karte kennt alle Sorten europäischen Frühstücks: von Schweden bis Italien.

10:00 BESUCH IM KUNSTTEMPEL

Die neue National Gallery Singapore, erst Ende 2016 eröffnet, bietet einen fantastischen Überblick über die moderne Kunst Südostasiens. Die Räume sind geschichtsträchtig: Hier nahm das moderne Singapur seinen Lauf, hier zeigt es sich heute von seiner kosmopolitischen Seite. Die Architektur, das Zusammenfügen der historischen Kolonialbauten, ist umwerfend gut gelungen.

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13:00 LUNCH AM FLUSS

Über Mittag reicht ein Imbiss im »Privé Café« am Singapore River aus. Es liegt im wunderbar restaurierten Gebäude des Asian-Civilisation-Museums. Die große Glasscheibe erlaubt den Blick auf den Fluss und die bunten shophouses am gegenüberliegenden Ufer vor den Türmen der Banken.

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14:00 EINTAUCHEN INS AQUARIUM

Mit der Seilbahn geht es vom Mount Faber auf die Spaß-Insel Sentosa. Dort lohnt der Besuch im wunderbaren S.E.A. Aquarium. So viele Meerestiere werden sonst auf der Welt nirgends so schön präsentiert. Daran angeschlossen ist das Maritime Experiential Museum, das insbesondere die alten Handelsrouten Asiens erklärt.

16:00 ANDENKEN IN CHINATOWN

In den Gassen des Chinesenviertels gibt es immer etwas zu sehen. Natürlich geht es hier touristisch zu. Und doch sind die Tempel zauberhaft, gibt es jede Menge kleiner und großer Mitbringsel zu kaufen. Ganz zu schweigen von einem letzten guten Imbiss vor der Heimreise.

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DAS ZENTRUM

1Der Marina-Bay-Sands-Komplex

2Marina Bay

3Fullerton Heritage

4Kolonialviertel

5Am Singapore River

6Museen im Kolonialviertel

7Orchard Road – Nordwesten

8Orchard Road – Südwesten

9Marina City

10Little India

11Bugis

12Kampong Glam

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Der schönste Platz: der Infinity-Pool auf dem Hotel Marina Bay Sands

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1 Der Marina-Bay-Sands-Komplex

Spektakuläres Wahrzeichen

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Superlative sind hier leicht zu haben. Der weltweit wohl meistfotografierte Pool liegt auf der Dachterrasse im 57. Stock des Marina Bay Sands. Weltstars steigen im Hotel darunter ab. Und in den angrenzenden Sälen tagen Weltkongresse. Ein Kasino wartet rund um die Uhr auf Besucher, und die großen Marken warten auf Kunden in der riesigen Einkaufsmeile – wer einen Tag voll Luxus plant, der ist im Marina-Bay-Sands-Komplex richtig.

Bügel- oder Surfbrett?

Praktisch von überall aus der Stadt ist das ausladende Dach des Marina-Bay-Sands-Komplexes (kurz MBS) zu sehen. Ist es ein Surfbrett auf drei Wellen? Oder die Abstraktion eines chinesischen Schriftzeichens? Inspiriert vom mystischen Stonehenge – oder doch eher ein Bügelbrett, wie manche scherzen? Oder haben am Ende gar jene Singapurer recht, die die Säulen als chopsticks, als Essstäbchen bezeichnen?

Rätselhaft, exzentrisch, monumental in seiner Formensprache, äußerst beliebt in seinem Nutzwert – das Marina Bay Sands ist in kurzer Zeit zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Dazu gekürt haben es Touristen und Fotografen, die die Bilder der drei Türme mit ihrer Hochterrasse und dem spektakulären Infinity Pool weltweit ins Netz und auf die Titelbilder der Magazine hoben. »I am a believer that the site of a project always holds the secret for its design concept«, sagt Architekt Moshe Safdie.

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Bügel- oder Surfbrett? Die provokante Architektur von Marina Bay Sands mit der geschwungenen Dachterrasse des Hotels

Das MBS ist ein Ensemble aus ganz unterschiedlichen Gebäuden, die wie mit Pinselstrichen vor dem Himmel über der Marina Bay komponiert wurden: Am Fuße der Türme ducken sich die lang gestreckten Gebäude des Conference und Exhibition Center, die unregelmäßigen Rechtecke der wie schwimmend wirkenden Glaspavillons (Crystal Pavilions) und das lotosförmige Art Science Museum (siehe S. 42).

Shoppen oder spielen?

food courts