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Ideal für Einsteiger: die »Via attrezzata Campanili del Latemar«

Eugen E. Hüsler

LEICHTE KLETTERSTEIGE
IN DEN ALPEN

Der ideale Begleiter für Einsteiger
mit den schönsten 227 Touren

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Inhalt

Einleitung

Bayerische Alpen

1Mindelheimer KlettersteigK3

2Hindelanger KlettersteigK2/3

3Salewa-KlettersteigK3

4Rote-Flüh-SteigK1

5Friedberger KlettersteigK2

6Ettaler-Manndl-SteigK1–2

7Alpspitz-FerrataK2

8NordwandsteigK2

9Mittenwalder KlettersteigK1–2

10Hausbachfall-KlettersteigK3

11Grünstein-KlettersteigK3

12SchustersteigK2

13MannlsteigK2

Weitere Klettersteige in Kurzfassung

14Überschreitung NagelfluhketteK1

15Besler, gesicherter SteigK1

16Heilbronner WegK1

17Gaisalphorn, gesicherter SteigK2

18Hohe GängeK1

19Wiedemerkopf-SteigK3

20Gelbe-Wand-SteigK1

21Überschreitung HochplatteK1

22KofelsteigK1

23Kammweg Brauneck – BenediktenwandK1

24Sport-Schuster-KlettersteigK2–3

25Karwendel-KlettersteigK3

26Heinrich-Noë-SteigK1–2

27Roßstein-SteigK1

28WolfsschluchtK1

29SchinderkarsteigK1–2

30Julius-Mayr-WegK1–2

31Kampenwand-SteigK1–2

32Schärtenspitz-SteigK1

33SchützensteigK2

Vorarlberg und Tirol

1Karhorn-KlettersteigK2

2Rongg-Wasserfall-KlettersteigK3

3Vaude SchmugglersteigK2/K3

4Klettersteig FlimspitzeK2

5Steinwand-KlettersteigK3

6Kletterpark Pitztaler GletscherK3

7Stuibenfall-KlettersteigK3

8Jubiläums-Klettersteig Lehner WasserfallK3

9Lustige-Bergler-Steig und GsallerwegK2

10Elferkofel-KlettersteigK3

11Kirchdachspitze, gesicherter SteigK1–2

12Peter-Kofler-KlettersteigK3

13Wankspitz-KlettersteigK3

14Innsbrucker KlettersteigK3/4

15Pfeiserspitz-SteigK2

16Lamsenspitz-SteigK2

17Achensee »Fünf-Gipfel-Klettersteig«K1–K4

18Huterlaner-KlettersteigK3

19GamsängersteigK2

20Henne-KlettersteigK2

21Mitterhorn-KlettersteigK2

22Wildental-KlettersteigK3

23Südwand-KlettersteigK3

Weitere Klettersteige in Kurzfassung

24FürstensteigK1–2

25Drei-Schwestern-SteigK1–2

26Kleinlitzner-SüdgratK2

27Pfannknecht-KlettersteigK3

28Klettersteig ReichspitzeK2

29Hanauer KlettersteigK2–3

30Wasserfallsteig MuttekopfhütteK3

31Platteinspitz-SteigK1

32Werner-Riezler-SteigK1–2

33Zugspitz-WestwegK1–2

34Freiungen-HöhenwegK1

35Zirler KlettersteigK3

36EisengattergratK1

37Felix-Kuen-WegK1–2

38Holderli-Seppl-KlettersteigK2–3

39Klettersteig GaluggK3

40Klettersteig KleinbärenzinneK2

41Obergurgler KlettersteigK2–3

42Wilde-Wasser-KlettersteigK2–3

43Penken-KlettersteigK3

44Riederklamm-KlettersteigeK2–K4

45Pyramidenspitze, gesicherter SteigK1–2

46Übungsklettersteig EllmauK3

47EggersteigK1

48JubiläumssteigK1

49MeiklsteigK1

50Marokka-KlettersteigK3

51Wagendrischlhorn-KlettersteigK2

52Klettersteig Zahme GamsK2–3

Dolomiten

1Peitlerkofel-SteigK1–2

2Günther-Messner-GedächtnissteigK1–2

3Sas-Rigais-OstanstiegK2

4Villnösser EinstiegK2

5Sas Rigais, NormalanstiegK2

6Klettersteig Kleine CierspitzeK3

7Pisciadù-KlettersteigK3

8Oscar-Schuster-SteigK2–3

9MaximiliansteigK2

10Kesselkogel-ÜberschreitungK2

11Masarè-Rotwand-KlettersteigK3

12Via attrezzata Campanili del LatemarK3

13Vallon-KlettersteigK2–3

14Lichtenfelser SteigK1–2

15Via ferrata Franco GadottiK2

16Sentiero Nico GusellaK2–3

17Via ferrata del VeloK2–3

18Sentiero del CacciatoreK2–3

19Sentiero attrezzato Dino BuzzatiK2–3

20Sentiero Camillo DepaoliK1–2

21HeiligkreuzkofelK1

22Zehner-KlettersteigK2–3

23Furcia-Rossa-KlettersteigK2

24Via ferrata Strobel (Albino Michielli)K3

25Via ferrata Renè De PolK2

26Sentiero ferrato Ivano DibonaK2

27Sentiero BonacossaK1–2

28Innerkofler-De-Luca-SteigK2

29SchartensteigK2

30LeiternsteigK3

31Klettersteig Sextener RotwandK2

32AlpinisteigK2

33Via ferrata degli AlleghesiK3

34Via ferrata ZacchiK3

35Via ferrata BertiK3

36Via ferrata del MarmolK3

Weitere Klettersteige in Kurzfassung

37Santnerpass-KlettersteigK2

38Sentiero Attilio SieffK3

39Via ferrata Sass da RociaK2

40Sentiero Gino BadiaK2

41Alta via Bruno FederspielK1

42Via ferrata Paolin-PiccolinK3

43Sentiero del DottorK2–3

44Olanger KlettersteigK2

45Tru DolomieuK2

46KaiserjägersteigK1–2

47Lagazuoi-TunnelK1–2

48Scala del MenighelK2

49Via ferrata Giovanni Barbara Ferrata Lucio DelaitiK1–2

50Via ferrata AverauK2–3

51Sentiero attrezzato Ra GuselaK1–2

52Passegiata della CrodaK2

53Via ferrata MerloneK2–3

54Alpinisteig Oberbachernjoch – SandbüheljochK1–2

55Via ferrata Gianangelo SpertiK2–3

Gardasee und Brenta

1Fennberg-KlettersteigK3

2Sentiero attrezzato Burrone-GiovanelliK2

3Sentiero Clemente ChiesaK2

4Sentiero attrezzato Giulio GabrielliK2

5Sentiero attrezzato Gerardo SegaK2–3

6Sentiero SusattiK2–3

7Sentiero FolettiK2

8Sentiero dei CamminamentiK2

9Sentiero delle LasteK1–2

10Via dell’AmiciziaK2

11Sentiero attrezzato del ColodriK2

12Via ferrata Ernesto »Che« GuevaraK3

13Via ferrata del PreoreK3

14Tuenno- und Terres-WaalK1–2

15Sentiero delle PaleteK2

16Sentiero di Val GeladaK2

17Sentiero VidiK2

18Sentiero Alfredo BeniniK2

19Sentiero SOSATK2

20Sentiero delle Bocchette CentraliK2

21Sentiero Franco GalliK2

22Sentiero delle cinque CimeK2

23Sentiero alpinistico Angelo PojesiK2

Weitere Klettersteige in Kurzfassung

24Klettersteig Monte RoènK1–2

25Sentiero attrezzato Monte CucK1–2

26Sentiero attrezzato Giordano BertottiK1

27Sentiero attrezzato Pasquale BaglioniK2

28Sentiero del Sengio AltoK1 –2

29Sentiero Vaio StrettoK2

30Sentiero attrezzato Corne di BesK1

31San Valentino, gesicherter SteigK2

32Sentiero Mora e PellegriniK1–2

33Sentiero degli ScaloniK1

34Monte-Peller-SteigK1

35Sentiero Osvaldo OrsiK1

36Via ferrata Felice SpelliniK3

37Sentiero attrezzato Celeste DoniniK1

38Sentiero Ettore CastiglioniK3

39Sentiero attrezzato Passo BregàinK1

40Sentiero BozzettoK1–2

Schweiz

1Klettersteig Piz TrovatK2–3

2Klettersteig PinutK1–2

3Braunwalder KlettersteigK3

4Via ferrata del DiavoloK2–3

5Salbit-HöhenwegK2

6Bergsee-KlettersteigK3

7Brunnistöckli-KlettersteigK2

8Rigidalstock-KlettersteigeK2/K3

9Graustock-KlettersteigK3

10Via ferrata dei Tre SignoriK3

11Tierbergli-KlettersteigK3/K4

12Tälli-KlettersteigK3

13Schwarzhorn-KlettersteigK2

14Rotstock-KlettersteigK2

15Chäligang-KlettersteigK2

16Klettersteig EggishornK3

17Mittaghorn-KlettersteigK3

Weitere Klettersteige in Kurzfassung

18Piz-Julier-SteigK2

19Klettersteig TschirpenK3

20Fläscher LeiterliwegK1

21Säntis-ÜberschreitungK2

22LisengratK1–2

23Speer-KletterwegK2–3

24Mittetaghorn-ÜberschreitungK2

25Rigi-Kulm-NordwestrippeK2

26Rigi Hochflue, ÜberschreitungK1

27Chaiserstock-SteigK2

28Felsenweg SustlihütteK1

29Sassariente-SteigK1

30Trift-HüttenwegK1

31Felspfad AlpbachschluchtK1

32Zustieg DossenhütteK1

33Gauli-KlettersteigK2–3

34Tschingel-NordwestgratK1

35IschpfadK1

36Zustieg SchreckhornhütteK1

37Untere FründenschnurK2

38Aeugi-Lowa-WegK1

39Felspfad SimmeflueK2

40Zustieg LohnerhütteK2

41Kletterstei AnenhütteK3

42Klettersteig Saas GrundK3

43Erlebnisweg AlmagellerhornK2

44Klettersteig MischabelhütteK2

45Klettersteig AletschK3

46Bettmergrat-HöhenwegK2

47Burg-SuoneK2

Register

Impressum

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Über den Wolken … an der »Via Zacchi« im Schiaramassiv

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Die Dolomiten sind ein echtes Dorado für Klettersteigler.

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Verdiente Rast am Gipfel des Sas Rigais; Blick zum Kreuzkofelmassiv

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Brunnistöckli und Rigidalstock bieten drei lohnende Eisenwege.

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Ein echter Oldie, vor 120 Jahren erbaut – der Zugspitzanstieg aus dem Höllental

Einleitung

Faszination Klettersteig

Es ist nicht zu übersehen: Klettersteige liegen im Trend, sehr sogar. Vor ein paar Jahrzehnten noch stark umstritten, damals von selbst ernannten Anwälten einer »sauberen« Bergwelt (und auch den Alpenvereinen) strikt abgelehnt, erleben die Vie ferrate (italienisch: eiserne Wege) längst einen echten Boom: Die Gemeinde der Klettersteigler wächst unaufhaltsam und laufend entstehen neue Anlagen. Dafür gibt es Gründe, Ursachen, und die lassen sich leicht zusammenfassen: Viel Spaß – wenig Risiko. Weil Klettersteiggehen aber nicht nur Spaß macht, sondern auch leicht zu »lernen« ist, darf dieser Spielart des Alpinismus eine gute Zukunft prophezeit werden. Im Gegensatz zum Bergwandern verbindet sich beim Klettersteiggehen das Naturerlebnis mit echter Spannung. Man genießt die Landschaft aus einer anderen Perspektive. Die Vertikale ist nicht mehr tabu, sondern (sicherer) Spielplatz, auch steiles Felsgelände begehbar. Und genau das macht die besondere Faszination der Vie ferrate aus: Sie entführen uns ins Revier der Kletterer, wo der Abgrund stets präsent, die Tiefe unter den Schuhsohlen oft schier bodenlos ist – was für ein Hochgefühl!

Unterschätzt werden darf das Begehen gesicherter Steige allerdings nicht. Man bewegt sich in der freien Natur, im Gebirge und ist damit Wind und Wetter ausgesetzt. Selbst eine gute Ausrüstung – so wichtig sie auch ist – garantiert noch keine absolute Sicherheit. Deshalb ist es wichtig, sich stets bewusst zu bleiben, dass auch eine Klettersteigtour eine Bergtour ist und der Ferratist vor allem ein Bergsteiger.

Eiserne Geschichte

Ein kurzer Blick zurück kann da nicht schaden, denn bekanntlich soll man aus der Geschichte lernen. Uns lehrt die »Ferrata-Historie« vor allem, dass es nur wenig Neues gibt unter der (Alpen-)Sonne: Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Bayern, in Tirol und am Dachstein emsig gehämmert und gebohrt. Es war die Zeit der Erschließung, und neben dem Hüttenbau galt es, im alpinen Gelände neue Wege anzulegen. So erhielt mancher Dreitausender seinen gesicherten Anstieg. Relikte aus jener Epoche, als es noch jede Menge alpines Neuland gab, kann man beispielsweise am Hohen Dachstein bewundern. Andere Routen, wie jene am »Stüdlgrat« des Großglockners, sind längst wieder verfallen.

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Der erste alpine Klettersteig wurde 1843 auf Betreiben von Dr. Friedrich Simony amDachstein angelegt.

Um echte Klettersteige handelte es sich dabei aber nicht; die wurden weder in Tirol noch in den Dolomiten »erfunden«, sondern weitab der großen Alpengipfel. Die Wiener waren es, die in ihren Hausbergen mehrere Kletterrouten ausbauten, schwierige Führen mit Eisen gangbar machten: der Weg als Ziel…

Um die Jahrhundertwende entstanden bereits einige mittlerweile berühmte Wege wie der »Heilbronner« in den Allgäuer Alpen oder der »Eggersteig« im Wilden Kaiser. Damals wurden auch schon kritische Stimmen laut: Als der Grat vom Hochblassen zur Zugspitze – heute als »Jubiläumsgrat« bekannt – gesichert werden sollte, sprach man von einer Entweihung der Bergnatur. Und Julius Kugy, Pionier in den Julischen Alpen, war sehr verstimmt, als er von der Absicht erfuhr, »seine« Nordwandroute am Montasch (Jôf di Montasio) in einen Klettersteig zu verwandeln.

In den Schreckensjahren 1915–1917 war vor allem der Krieg Baumeister in den Südalpen. Die Soldaten auf beiden Seiten der Front lieferten – eher unfreiwillig – ihren Beitrag zum Wegenetz. Viele dieser Steige sind inzwischen verfallen, nicht mehr begehbar, andere zu Touristenattraktionen geworden. Man denke nur an den legendären »Alpinisteig« in den Sextener Dolomiten oder an so manche Route am Karnischen Hauptkamm oder in den westlichen Julischen Alpen. Einen Markstein in der kleinen »Storia del ferro« bildet das Jahr 1936: Damals begann die »Società degli Alpinisti Trentini« (SAT) mit dem Bau des vielleicht schönsten Höhenweges der Alpen, der »Via delle Bocchette«. Heute, ein Vierteljahrhundert nach Fertigstellung des letzten Teilstücks (»Sentiero Benini«), lässt sich die gesamte Brentagruppe auf gesicherten Steigen durchwandern – ein Traumpfad für jeden Bergfreund!

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Moderne Sportklettersteige warten mit Gags wie verwegenen Seilbrücken auf (Brunnistöckli bei Engelberg).

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Leichtere Klettersteige werden eher aufwendig gesichert; wo natürliche Tritte und Griffe fehlen, sind Eisenstifte und Krampen gesetzt.

In den 1960er-Jahren setzte dann der eigentliche »Ferrata-Boom« ein. Besonderen Fleiß legten die Cortineser Bergführer an den Tag – die Dolomiten entwickelten sich zum Mekka der Klettersteigler. Heute gibt es zwischen Eisack und Piave mehr als hundert gesicherte Routen! Doch auch in anderen Regionen der italienischen Ostalpen wurde mehr und mehr gehämmert, gebohrt und montiert: am Gardasee, in den Monti Lessini, in den Karnischen und Julischen Alpen, am Comer See. Und wenig später waren auch diesseits des Alpenhauptkamms entsprechende Aktivitäten zu registrieren: In Tirol entstand in den Siebziger- und Achtzigerjahren eine ganze Reihe mittlerweile klassischer Klettersteige: »Schlicker«, »Arlberger«, »Kaiser Max«.

Nur nach Westen mochte sich das Virus Klettersteig nicht so recht ausbreiten. Die Schweiz, dem »echten« Bergsteigen besonders verbunden, blieb Bollwerk – bis 1993: Da wurde der erste Klettersteig Helvetiens eingeweiht, der »Tälli«. Zu diesem Zeitpunkt war noch weiter westlich die »Révolution française« bereits in vollem Gang. Inzwischen gibt es in den Bergen Savoyens, des Dauphiné, in der Haute Provence und in den Seealpen über hundert Klettersteige – »Via ferrata« heißt das in bestem Französisch. Es handelt sich dabei mehrheitlich um Sportklettersteige, talnah, sehr spektakulär im Verlauf, aber höchst komfortabel gesichert. Felsberührung ist allerdings eher die Ausnahme, Nervenkitzel dafür garantiert – auf den Eisenkrampen am Überhang, auf Seilbrücken usw. Die schönsten Vie ferrate sind aber durchwegs richtig alpine Routen: »Egesengrat«, »Leukerbadner«, »Königsjodler«, »Braunwalder«. Erlebnis Bergnatur am sichernden Drahtseil – faszinierend!

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Für Kids (in Begleitung Erwachsener!) sind Klettersteige ein echtes Abenteuer (Leiternsteig am Toblinger Knoten, Sextener Dolomiten).

Aller Anfang…

Es ist wie bei so vielen Dingen: Beim Zuschauen sieht auch das Gehen am Drahtseil ganz einfach aus. Ein eher bedächtiger, aber rhythmischer Bewegungsablauf, stetiges Höhersteigen bei (scheinbar) geringem Krafteinsatz, ab und zu unterbrochen vom »Klick« der Karabiner, die um- und eingehängt werden. Doch was aus sicherem Abstand so simpel wirkt, erweist sich in der Praxis als erheblich schwieriger. Da gibt es doch einiges, das zu beachten ist, und Fehler, die man vermeiden muss. Aber keine Bange: Klettersteiggehen kann man lernen – ganz leicht sogar.

In diesem Buch werden über 200 Klettersteige vorgestellt, die sich besonders für Einsteiger eignen. Wer gut zu Fuß ist und über etwas Bergerfahrung verfügt, kann auf ihnen am Eisen schnuppern – und wird bald merken, wie schnell man süchtig wird nach dem Kitzel überm Abgrund, dem Felserlebnis auf den Vie ferrate. Die Routen verteilen sich schwerpunktmäßig auf fünf Alpenregionen. Das eröffnet Einsteigern die Möglichkeit, ohne viel Herumreisen mehrere Klettersteige zu begehen, etwa im Allgäu, in Tirol oder in den Dolomiten.

Ausrüstung

Klettersteigset Sicherheit vermittelt dem Klettersteigler sein Set: zwei elastische Bandstücke (50 bis 80 cm lang), eine Sturzbremse und zwei Schnappkarabiner mit großer Öffnung. Diese Sets werden von zahlreichen Herstellern angeboten; seit Mai 2017 müssen alle neu in den Handel kommenden Klettersteigsets der Norm EN 958 entsprechen. Sie gewährt optimale Sicherheit für Personen mit einem Gewicht von 40 bis 120 Kilogramm. Die Y-Form ist längst Standard; elastische Bänder ersetzen Seilstücke, die verknotet werden (und sich lösen können). Alle Verbindungsstellen sind vernäht, Bandfalldämpfer ersetzen mittlerweile metallene Sturzbremsen. Die Karabiner besitzen eine automatische Verschlusssicherung; das Set wird per Ankerstich in den Klettergurt eingebunden.

Eine innovative Neuerung bietet das Set Skylotec Rider 3, bei dem ein Karabiner durch eine Seilbremse ersetzt ist. Dadurch wird die Sturzhöhe auf die Länge des Bandstücks am Set reduziert, was Verletzungsrisiken ganz erheblich mindert.

Und noch eine Neuheit: Edelrid bietet mit dem Jester Comfort einen Anseilgurt, in den das Set integriert ist: einfache Handhabung, hohe Sicherheit.

Da die neue Norm erst ab einem Körpergewicht von mindestens 40 Kilogramm verbindlich greift, haben verschiedene Hersteller (u. a. Edelrid und Skylotec) speziell für Kinder geeignete Sets entwickelt. Dabei wird der Fangstoßdämpfer bereits bei einer geringeren Belastung ausgelöst. Es empfiehlt sich aber trotzdem, Kids an Steilpassagen zusätzlich zu sichern (20-Meter-Seil).

Fazit: Das Set dient unserer Sicherheit unterwegs. Noch wichtiger aber ist für Klettersteigler: nicht stürzen!

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Ein moderner Steinschlaghelm besticht durch leichtes Gewicht, sehr gute Belüftung sowie durch Multifunktionalität.

Anseilgurt Hier setzten sich mehr und mehr moderne, leichte Hüftgurte durch, vorteilhafterweise mit verstellbaren Beinschlaufen. Für Kinder empfiehlt sich ein Kombigurt (alternativ Sitz- und Brustgurt).

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Kein Einfädeln mehr: »Jester Comfort« von Edelrid

Helm Auf vielen Klettersteigen besteht erhebliche Steinschlaggefahr. Kluge Köpfe schützen sich deshalb – und setzen den Helm auf. Moderne Modelle weisen einen hohen Tragekomfort auf und wiegen bloß noch ein paar hundert Gramm.

Handschuhe Ähnlich konzipiert wie Radlerhandschuhe, bieten Ferrata-Handschuhe einige Vorteile. Die Verletzungsgefahr an defekten Drahtseilen ist weitgehend eliminiert, ein sicheres Zupacken auch dann garantiert, wenn’s heiß ist und man an den Händen schwitzt.

Bergschuhe Für wenig bis mäßig schwierige Klettersteige und alpines Gelände ist ein guter Allrounder ideal. Der Bergschuh mit Klettersteigeignung ist stabil, ohne schwer zu sein, er ist torsionssteif (darf sich nicht um die Horizontalachse verdrehen lassen) und weist Dämpfungszonen auf (wichtig für den Abstieg). Seine Spitze sollte eher schmal sein (vorteilhaft bei kleinen Tritten), aber nicht steif, um gute Reibung zu gewährleisten. Die Haftung kann verbessert werden, wenn die Gummisohle im Zehenbereich kein Profil aufweist.

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Beschädigte Drahtseile können zu Verletzungen führen, trotz Handschuhen.

Gefahren

Wenn das Leben gefährlich ist (wie der Volksmund behauptet), dann ist es das Herumturnen im Gebirge sowieso. Das wussten die Bergbauern schon immer, und deshalb begegneten sie dem Berg auch mit großem Respekt, unnötige Risiken meidend. Der moderne Mensch dagegen, der Natur in seinem Alltag entfremdet, an PC und Handy gefesselt, meist auch sitzend unterwegs (im Auto, in der Bahn), sucht das Abenteuer, den spannend-entspannenden Kontrast zu seiner Arbeitswelt. So begibt er sich wissentlich auf ein unbekanntes Terrain – in Gefahr halt. Und die kommt in den Bergen meistens von oben: Steinschlag, Regen, Schnee, Gewitter.

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Auf längeren Touren gehört ein Regenschutz auf jeden Fall in den Rucksack.

Steinschlag In der Liste möglicher Unfallursachen steht der Steinschlag an erster Stelle, wie Statistiken belegen. Schuld daran sind leider auch rücksichtslose »Bergkameraden«, die leichtsinnig Steine lostreten. Steilrinnen und Geröllschluchten sollte man möglichst nur betreten, wenn niemand darin unterwegs ist.

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Im Gebirge auch mitten im Sommer möglich: ein Wettersturz mit Schneefall

Wetter Immer wieder ist zu beobachten, wie sträflich von Bergsteigern die Wetterentwicklung unterschätzt wird. Wer einmal ein richtiges Unwetter im Hochgebirge erlebt hat oder bei massivem Temperatursturz mit einsetzendem Schneefall über eine Via ferrata abgestiegen ist, wird in Zukunft entschieden vorsichtiger sein. Deshalb: vorher Infos über die Wetteraussichten einholen! Ein strahlend schöner früher Morgen bietet keinerlei Gewähr, dass es den ganzen Tag über sonnig bleibt, dass weder Gewitter noch Regen drohen. Als Vorboten einer Wetterverschlechterung gelten Morgenrot, fallender Luftdruck (lässt sich am Höhenmesser ablesen), bestimmte Wolkenbilder (z.B. Schäfchenwolken nach längerem Schönwetter, Föhnfische und von Westen aufziehende Federwolken). Bilden sich bereits am Vormittag Haufenwolken, die rasch zu mächtigen Türmen anwachsen, sind Schauer, Blitz und Donner zu erwarten. Das sollte jeden Klettersteigler besonders interessieren, ist sein liebstes Sportgerät doch ein gigantischer Blitzableiter.

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Bergsturz am Cimòn della Pala; Steinschlag gehört zu den größten objektiven Gefahren im Gebirge.

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Eine Spitzenbewertung bekommen Klettersteige nur, wenn Route und Kulisse gleichermaßen zum Erlebnis beitragen, wie beispielsweise am Agner. Die »Ferrata Stella Alpina« ist allerdings etwas für erfahrene Ferratisti. Aber was noch nicht ist…

Besonders gefährdet ist man auf »eisernen« Überschreitungen, bei denen auch der Abstieg über eine Via ferrata geht. Da hilft bei Gewittergefahr bloß: rechtzeitig umkehren. Wird man dennoch vom Unwetter erwischt, heißt die Devise: weg von Eisenleitern und Drahtseilen (aber natürlich nur, wenn das ohne Absturzgefahr geht)! Zu meiden sind herausragende Geländepunkte wie Gipfel, Grate oder isoliert stehende Bäume. Auch Felsnischen bieten keinen echten Schutz (Entladungsbrücken).

Bin nicht schwindelfrei… Der Blick in die bodenlose Tiefe, er gehört auf Klettersteigen natürlich dazu, macht ja ihren besonderen Reiz aus: sicher am Abgrund, das kleine Abenteuer, wohliges Kribbeln im Bauch. Doch die Vorstellung, hoch über dem (sicheren) Boden auf ein paar Eisenklammern zu stehen, sich ans Drahtseil zu klammern, kann auch ganz andere Reaktionen auslösen: Bin ich schwindelfrei?

Es gibt organisch bedingte Störungen des Gleichgewichtssinns, doch viel häufiger ist – vor allem bei Anfängern am Klettersteig – ein Schwindelgefühl, dessen Wurzeln psychischer Natur sind: Angst. Und die kann man (meistens) bezwingen, mit Geduld und beharrlichem Training. Allmähliche Gewöhnung an die Höhe (bzw. die Tiefe), verbunden mit der langsam wachsenden Gewissheit: Ich schaff’ es!

Selbstüberschätzung Bergsteigen lernt man nicht von heute auf morgen, und das gilt auch fürs Klettersteiggehen. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, das sichernde Eisen wäre eine Versicherung gegen menschliche Unzulänglichkeit. Im Gegenteil, manchmal verleitet es zu gefährlichen Fehleinschätzungen. Deshalb der Rat: klein anfangen, allmählich steigern, nicht zu viel Ehrgeiz entwickeln. Und auf keinen Fall vergessen: Der Spaß an der Sache ist wichtiger als das (vielleicht zu hoch gesteckte) Ziel.

Leicht zu merken – zehn Regeln für Klettersteigler

1. Vor der Tour: Sich über die Wetteraussichten informieren; bei Gewitterneigung möglichst früh starten, besser Tour verschieben.

2. Tourenplanung dem eigenen Können und Konditionsstand anpassen. Nicht gleich mit der schwierigsten Ferrata beginnen!

3. Rucksack sorgfältig packen: nichts vergessen?

4. Ausrüstung nicht nur mitnehmen, sondern auch benützen. Der Steinschlaghelm im Rucksack nützt recht wenig…

5. Am Klettersteig nach Möglichkeit klettern, das Drahtseil dient in erster Linie der Sicherung. Wo das nicht mehr möglich ist, darauf achten, dass ein Seilabschnitt jeweils nur von einem Bergsteiger benützt wird.

6. Sorgfältig gehen, Steinschlag vermeiden. In Rinnen und Schluchten nach Möglichkeit nur einsteigen, wenn das Gelände über einem »frei« ist, also keine anderen Bergsteiger unterwegs sind.

7. Stets aufs Wetter achten. Bei Gewittergefahr weg von Graten und Eisenteilen – wer geht schon gerne an einem riesigen Blitzableiter entlang spazieren?

8. Bei einem Wettersturz umdrehen! Selbst nur mäßig schwierige Klettersteige verwandeln sich bei Regen, Schneefall oder bei einem Temperatursturz (Vereisung) rasch in gefährliche Fallen.

9. Kein blindes Vertrauen in Drahtseile, Haken und Verankerungen, sie können beschädigt sein. Drahtseile nicht unnötig auf Zug belasten.

10. Defekte Sicherungen stets in der Hütte oder im Talort (bei der Polizei oder im Tourismusbüro) melden!

Die Hüsler-Schwierigkeitsskala

Sie umfasst sieben Stufen, von leicht (K1) bis extrem schwierig (K7). Die in diesem Buch vorgestellten Klettersteige weisen maximal den Schwierigkeitsgrad K3 auf. Die K-Einstufung bezieht sich stets auf die schwierigste Passage!

K1 – leicht

Natürlich handelt es sich hier nicht um einen simplen Wanderweg, der Steig ist aber in der Regel trassiert, die Sicherungen sind in Relation zum Gelände sehr komfortabel. Durchwegs große natürliche Tritte, wo sie fehlen, sind Leitern, Eisenbügel, Stege usw. montiert. Nur kürzere exponierte (und dann bestens gesicherte) Passagen.

K2 – mittel

Man bewegt sich abschnittweise bereits im Steilfels, die Routen sind aber recht aufwendig gesichert. Steilpassagen mit Eisenbügeln oder Leitern, Drahtseilsicherungen auch in wenig schwierigem Gelände.

K3 – ziemlich schwierig

Insgesamt bereits schwierig; steileres Felsgelände, längere Steilpassagen (kurz auch senkrecht) oder luftige Querungen, in Relation dazu aber eher üppige Sicherungen.

Die höheren Schwierigkeitsgrade tauchen im Rahmen dieses Buches nicht auf:

K4 – schwierig

Das Gelände wird steiler, schwieriger. Oft finden sich nur mehr kleine Tritte und Griffe, die Sicherungen sind sparsamer gesetzt. Auch an exponierten Stellen hilft bloß ein Drahtseil; künstliche Haltepunkte (Haken, Krampen) nur bei den anspruchsvollsten Passagen.

K5 – sehr schwierig

Klettersteige in extremem Felsgelände! Senkrechte bis leicht überhängende Passagen, kleingriffig, oft bloß mit einem Drahtseil versehen. Nur für erfahrene Klettersteiggeher: gute körperliche Verfassung (Kraft, Ausdauer) und stabile Psyche Voraussetzung.

K6 und K7 – extrem schwierig

In diese Kategorie fallen nur ganz wenige »Gänsehautrouten«! Etwas für Unerschrockene mit starkem Bizeps.

»Hüslers Klettersteigkreuz« (HKK)

Ergänzt wird die K-Einstufung durch das Klettersteigkreuz (HKK). Seine vier Arme entsprechen den genannten Aspekten: nach links weisend Bergerfahrung, nach oben (Arm-)Kraft, nach rechts Kondition, nach unten Psyche. Unterteilt man jeden Arm in vier gleich lange Abschnitte (1 bis 4), entsteht ein exaktes Anforderungsprofil, aus dem sich jeder Klettersteigler die auf sein Können, seine Vorlieben zugeschnittene Touren herausfiltern kann. Je länger ein Arm, desto höher die entsprechenden Anforderungen. Beispiel: linker Arm 1 = hier braucht’s wenig Bergerfahrung, nach oben weisender Arm 3 = eine Route, die großen Krafteinsatz verlangt, rechter Arm 2 = mäßige konditionelle Anforderungen, nach unten weisender Arm 3 = Klettersteig mit längeren, sehr luftigen Passagen.

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Weiterführende Literatur

Alle Titel von Eugen E. Hüsler, erschienen bei Bruckmann:

Klettersteiggehen (Lehrschrift, 2006)

Klettersteige 1 (Nordalpen, 2015) und Klettersteige 2 (Südalpen, 2012)

Klettersteige mit kurzen Zustiegen (2011)

Leichte Klettersteige Dolomiten (2013)

Meine Klettersteig-Favoriten (2009)

Top-Klettersteige Dolomiten (2008)

Hüslers Klettersteigführer Gardasee mit Brenta (2012)

Ran ans Eisen (2014)

Im AT-Verlag erschienen:

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Fester Fels, solide Leitern: am »Tälli-Klettersteig«

Klettersteige in den Bayerischen Alpen

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Steiles Gelände, beste Sicherungen am Grünstein.

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Die Alpspitze, ein alpines Wahrzeichen des Werdenfelser Landes.

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Ein echter Klassiker: die »Alpspitz-Ferrata«.

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Überall in den Bayerischen Alpen heimisch: der Stengellose Enzian.

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KLETTERSTEIGE IN DEN BAYERISCHEN ALPEN

1

Mindelheimer Klettersteig

2

Hindelanger Klettersteig

3

Salewa-Klettersteig

4

Rote-Flüh-Steig

5

Friedberger Klettersteig

6

Ettaler-Manndl-Steig

7

Alpspitz-Ferrata

8

Nordwandsteig

9

Mittenwalder Klettersteig

10

Hausbachfall-Klettersteig

11

Grünstein-Klettersteig (Isidor)

12

Schustersteig

13

Mannlsteig

WEITERE KLETTERSTEIGE IN KURZFASSUNG

14

Überschreitung Nagelfluhkette

15

Besler, gesicherter Steig

16

Heilbronner Weg

17

Gaisalphorn, gesicherter Steig

18

Hohe Gänge

19

Wiedemerkopf-Steig

20

Gelbe-Wand-Steig

21

Überschreitung Hochplatte

22

Kofelsteig

23

Kammweg Brauneck – Benediktenwand

24

Sport-Schuster-Klettersteig

25

Karwendel-Klettersteig

26

Heinrich-Noë-Steig

27

Roßstein-Steig

28

Wolfsschlucht

29

Schinderkarsteig

30

Julius-Mayr-Weg

31

Kampenwand-Steig

32

Schärtenspitz-Steig

33

Schützensteig

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Von der Alpspitz-Ferrata schaut man hinaus ins Voralpenland.

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Eine lange, aber nie langweilige Kammroute in den Allgäuer Alpen: der »Mindelheimer Klettersteig«.

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Ein Hit unter den Bayerischen Klettersteigen: die Route am Grünstein im Berchtesgadener Land.

1 Mindelheimer Klettersteig

Große »eiserne« Überschreitung

Im Jahr 2015 wurde der »Mindelheimer« vierzig – längst ein Klassiker also. Und das hat seine guten Gründe. Da ist einmal der Steig, lang, deshalb auch ziemlich fordernd, mit originellen Passagen an den Schafalpenköpfen, dann das Panorama der Allgäuer Bergwelt mit ihren bekannten Gipfelzacken. Sehr angenehm ist auch, dass die Route weitab von allen Seilbahnen und Wintersportanlagen verläuft.

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Gipfel/Zielpunkt

Fiderescharte – Schafalpenköpfe (2320 m) – Mindelheimer Hütte

Ausgangspunkt

Gebührenpflichtiger Wanderparkplatz (1176 m) an der Straße von Mittelberg (1215 m) nach Höfle

Anfahrt

Ins Kleinwalsertal kommt man von Kempten via Oberstdorf; gute Bahn- und Busverbindungen.

Gehzeiten

Insgesamt 9.30 Std.; Parkplatz – Fiderepasshütte 3 Std., »Mindelheimer Klettersteig« 4.30 Std., Mindelheimer Hütte – Parkplatz 2 Std.

Charakter/Schwierigkeit

Sehr populäre Kammüberschreitung in den Allgäuer Alpen mit reichlich Eisen und noch mehr Aussicht. Viele hübsche Einzelstellen am Klettersteig; landschaftlich lohnend sind auch Zu- und Abstieg. Als Tagestour überaus anstrengend, ideal mit einer Hüttenübernachtung. Die gesicherte Strecke an den Schafalpenköpfen ist länger, als man auf den ersten Blick glauben mag, die Einstiegspassage – ein kleiner Überhang (Schlüsselstelle) – recht knackig.

Hütten/Einkehr

Fiderepasshütte (2067 m), Tel. 0664/320 36 76 (Österreich). Mindelheimer Hütte (2013 m), Fax Hütte 0171/670 66 73

Karte

AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 2 »Kleinwalsertal«

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Zustieg Auf einer Sandstraße durchs Wildental zur Fluchtalpe (1390 m), dann links und in vielen kurzen Kehren weiter bergan zur Vorderwildenalpe. Nun etwas flacher in die Mulde unter der Hammerspitze und zuletzt in Schleifen hinauf zu der weiten Senke des Fiderepasses (2035 m) mit der gleichnamigen Hütte. Über Geröll und Schrofen in die winzige Fiderescharte (2199 m) und zum Einstieg.

Mindelheimer Klettersteig Die ersten Meter setzen gleich den Tarif: Mit Hilfe von Eisenbügeln erklimmt man den kurzen Überhang. Nun leichter aufwärts in eine senkrechte Rinne. An Eisenbügeln aus dem Loch, dann den Drahtseilen nach in die Gratkerbe knapp rechts des Nördlichen Schafalpenkopfs (2320 m).

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Spektakuläre, gut gesicherte Passage am »Mindelheimer Klettersteig«

Am Grat entlang zu einem Steilabbruch, über ihn gut gesichert zu einer Leiter. Weiter am breiten Kammrücken entlang, mit Hilfe einiger Eisenklammern über einen Absatz hinunter. Eine solide Brücke hilft über einen Felsspalt; dann geht’s in einer schrägen Verschneidung (Fixseile) unter Überhängen abwärts. Wenig weiter bricht der Grat über eine senkrechte Wand ab; an Eisenbügeln hinunter in die Scharte zwischen Nördlichem und Mittlerem Schafalpenkopf.

Der Anstieg zum Mittelgipfel startet recht rasant über steile Felsen; Eisenstifte entschärfen diese Passage. Einem engen Kamin entsteigt man nach rechts, anschließend leiten die Seilsicherungen über gestufte Felsen auf ein spitzes Köpfl. Gleich jenseits auf Klammern an dem plattig-steilen Fels abwärts, rechts um einen Turm herum und senkrecht auf ein abschüssiges Band. Gut gesichert über und um die zerklüfteten Gipfelzacken des Mittleren Schafalpenkopfs (2301 m). Dahinter hinab in die nächste Gratscharte (2104 m), zuletzt mit Seilsicherungen und ein paar Klammern.

Steil aufwärts durch zwei Kamine und über ein Band auf den Südlichen Schafalpenkopf (2272 m). An dem breiten Rücken sanft bergab, dann links in eine Steilrinne. Über eine Leiter hinunter auf eine Rippe, an der man zum Felsfuß abklettert (Eisenstifte). Der Spur folgend bergab auf einen Wiesenboden. Zuletzt über das Kemptner Köpfl (2191 m) zur Kemptner Scharte. Etwa zehn Gehminuten weiter südlich steht die Mindelheimer Hütte (2013 m).

Abstieg Aus der Kemptner Scharte auf schön angelegtem Weg an dem felsigen Rücken (Drahtseile) im Zickzack abwärts zum Felsfuß, dann in weiteren Kehren hinunter in den grünen Boden der Hinterwildenalpe (1777 m). Weiter zur Fluchtalpe und auf dem Anstiegsweg zurück zum Parkplatz.

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Mit Eisenklammern entschärfter Steilaufschwung am »Mindelheimer«

2 Hindelanger Klettersteig

Allgäuer Kraxelfreuden

Eigentlich ist er ja mehr als nur eine Via ferrata, der »Hindelanger«, eine Gratroute in beeindruckender Länge, über ein halbes Dutzend Gipfel führend und vom Nebelhorn bis Breitenberg (1893 m) über Hinterstein rund acht Stunden weit. Echten Klettersteigcharakter hat allerdings bloß der erste Abschnitt vom Seilbahngipfel bis in die Mulde vor dem Großen Daumen (2280 m).

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Gipfel/Zielpunkt

Großer Daumen (2280 m)

Ausgangspunkt

Bergstation der Nebelhorn-Seilbahn (2224 m), Talstation in Oberstdorf

Anfahrt

Der touristische Hauptort des Allgäus hat beste Bahn- und Straßenanbindung.

Gehzeiten

Insgesamt 6.30 Std.; Nebelhorn – Klettersteig – Großer Daumen 4.30 Std., Rückweg übers Koblat 2 Std. Schnupperrunde 2 Std.

Charakter/Schwierigkeit

Anspruchsvolle Kammüberschreitung in alpinem Gelände. Zwischen den gesicherten, teilweise recht ausgesetzten Passagen immer wieder ungesicherte leichte Kletterstellen (I) und Gehgelände, viel Erde und Gras – bei Nässe deshalb nicht zu empfehlen. Bei Gewitter weg vom Grat; es gibt mehrere Notabstiege ins Koblat. Schnupperrunde ideal für Einsteiger (K2).

Hütte/Einkehr

Einkehrmöglichkeiten am Nebelhorngipfel und an der Zwischenstation Höfatsblick

Karte

AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 4 »Allgäuer Hochalpen«

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Entsprechend rege ist bei schönem Wetter der »Verkehr« auf diesem Teilstück. Das hat natürlich auch seinen Grund darin, dass man am dicken Drahtseil bequem zum Nebelhorn (2224 m) hinaufschweben kann: Einstieg ins Klettersteigvergnügen auf Gipfelhöhe.

Hindelanger Klettersteig Vom Baukomplex am Nebelhorngipfel (2224 m) führt eine Treppe hinab zu einer Pfadspur, die am Grat entlang, eine erste Felskuppe umgehend, zum Einstieg leitet (Tafel). Eine steile Leiter macht den Auftakt; Drahtseile und mehrere Leitern, gelegentlich auch Eisenstifte sichern dann die lange Gratroute. Dazwischen hat man immer wieder auch unangenehm erdige Passagen. Hinter dem Westlichen Wengenkopf (2235 m) läuft die Route gut gesichert hinunter in eine Scharte. Sie markiert den Endpunkt des Schnupperparcours, rechts leitet eine Spur hinab zum Koblatweg.

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Am »Hindelanger Klettersteig« sind mehrere, teilweise recht lange Leitern verbaut.

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Drahtseile sichern ausgesetzte Passagen am zerklüfteten Grat der Wengenköpfe.

Der Weiterweg zum Östlichen Wengenkopf wartet mit einigen anspruchsvollen Stellen auf; mehrere Grateinschnitte sind ab- und aufsteigend zu überwinden. Reichlich Luft unter den Schuhsohlen bietet eine Stelle unmittelbar am messerscharfen Grat (Tritteisen); wenig später steigt man über eine Eisenleiter ab zum Fuß einer senkrechten Wand. Unmittelbar nach der folgenden Scharte (Zwischenabstieg ins Koblat) leitet eine lange, schräge Leiter zurück auf den Kamm. Weiter in anregendem Auf und Ab, nur teilweise gesichert, zum Östlichen Wengenkopf (2206 m). Dahinter bietet sich nach steilem Leiterabstieg erneut die Möglichkeit, die Kraxelei abzubrechen; am Gegenanstieg zu den »Zwiebelsträng« (die ihren Namen von dem hier massenhaft vorkommenden Bergschnittlauch haben) helfen ein paar Tritteisen über plattige Felsen. Aus dem Koblat blinken die smaragdgrünen Augen von Laufbichel- und Koblatsee herauf, am südöstlichen Horizont steht die elegante Felspyramide des Hochvogels. Schließlich entlässt einen die abwechslungsreiche Route über eine letzte Leiter in eine Gratsenke. Wenig weiter stößt man auf den Normalweg zum Großen Daumen (2280 m). In einer Viertelstunde ist der Gipfel erreicht, und man kann zurückschauen auf den langen »eisernen« Grat.

Abstieg Auf markiertem Weg mit einigem Auf und Ab über das Karrenplateau des Koblat zum Edmund-Probst-Haus (1927 m) bzw. zur Station Höfatsblick der großen

3 Salewa-Klettersteig

Genuss mit Schattenseite

Seit dem Sommer 2007 hat der Iseler – Hausberg von Oberjoch – seinen Klettersteig, werbewirksam benannt nach einem bekannten Sportartikelhersteller. Leider verläuft die Route komplett in den nordseitigen Felsen, was wenig Sonne, dafür viel Schatten bedeutet – schade!

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Gipfel/Zielpunkt

Iseler (1876 m) und Kühgundkopf (1907 m)

Ausgangspunkt

Bergstation des Iseler-Sessellifts (1559 m)

Anfahrt

Nach Oberjoch (1136 m) kommt man von Hindelang, Wertach und aus dem Tannheimer Tal über gut ausgebaute Straßen; Bus von Hindelang. Am östlichen Ortsrand liegt die Talstation des Iselerliftes.

Gehzeiten

Erster Abschnitt insgesamt 2 Std.; Zustieg 30 Min., Klettersteig 1 Std., Abstieg 30 Min.

Erster und zweiter Abschnitt insgesamt 2.45 Std.; Zustieg 30 Min., Klettersteig 1.30 Std., Rückweg/Abstieg 45 Min.

Große Runde insgesamt 5.15 Std.; Zustieg 30 Min., Klettersteig 2.30 Std., Abstieg 2.15 Std.

Charakter/Schwierigkeit

Recht langer, bezüglich der Anforderungen aber wenig homogener Klettersteig. Schlüsselstelle im oberen Teil des ersten Abschnitts (K3), zweiter und dritter Abschnitt leichter. Viele erdige Passagen, dazu vor allem im dritten Teil Gras und Schrofen (Nässe!). Pluspunkte: einige reizvolle Einzelpassagen, feine Aussicht vom Grat.

Eine Begehung des Klettersteigs ist nur vom 1. Juni bis zum 10. November gestattet.

Hütte/Einkehr

Wiedhagalpe (1450 m), Gundalpe (1253 m), beide im Sommer bewirtschaftet

Karte

AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 3 »Allgäuer Voralpen Ost«

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Die Schlüsselstelle des »Salewa-Klettersteigs«

Die mit Gras und Erdreich durchsetzte Flanke trocknet nach Regenfällen nur langsam ab, die Schuhsohlen sind bald verdreckt und büßen so viel von ihrer Griffigkeit ein. Für diese »naturbedingten« Mängel entschädigen die prächtigen Ausblicke vom lang gestreckten Grat. Deshalb der Tipp: entweder nur den ersten (schwierigsten Teil) gehen und zur Bergstation des Iselerlifts absteigen, oder die ganze Überschreitung zum Kühgundrücken machen und nach Oberjoch absteigen. Das ergibt dann eine schöne, an Eindrücken reiche Tagestour.

Zustieg Von der Bergstation des Iselerlifts (1559 m) folgt man zunächst dem Wanderweg bis zu einer großen Infotafel, die in einer Rechtskehre zum Einstieg der Ferrata weist (ca. 1750 m).

Salewa-Klettersteig, 1. Teilstück Vom nahen Anseilplatz geht’s zunächst über eine (bei Nässe unangenehm rutschige) Rampe ein paar Meter bergab. Nach einem leichten Horizontalband folgt der erste Aufschwung, gut gesichert. Anschließend wechseln längere Querungen und kurze Anstiege; eine steilere Wandstufe verlangt etwas kräftigeren Einsatz. Komfortable Bänder leiten schließlich zur »Bergführerplatte«, der luftig-verwegenen, leicht überhängenden Schlüsselstelle. Die Sicherungen (Drahtseil, Tritteisen, Bügel) sind hier optimal gesetzt, was den Überstieg erheblich erleichtert. Vergleichsweise gemütlich ist dann der Weiterweg über eine Rampe und gestufte Felsen. Knapp unter dem Gipfel nimmt die Steilheit nochmals zu, dann steht man bereits oben am Iseler (1876 m).

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Immer dem Drahtseil nach …

Zwischenabstieg Auf dem Normalweg in Kehren über den mit Latschen bewachsenen Nordwestrücken zurück zur Liftstation.

Salewa-Klettersteig, 2. Teilstück Es zweigt knapp unter dem Gipfel links ab (Hinweis) und leitet über eine steile Rampe mit kleinem Überhang am Ausstieg abwärts, folgt dann den nordseitigen Bändern bis in die Iselerscharte (ca. 1800 m), wo man auf den Gratweg stößt. Schwierigste Passage ist die »Schusterplatte«.

Zwischenabstieg Mit Gegenanstieg über den Iseler zurück zum Lift.

Salewa-Klettersteig, 3. Teilstück Eher überflüssiges Anhängsel, zweigt vom Kammweg links ab, führt schattig über Gras, Schrofen und Bänder zum Kühgundkopf (1907 m) mit prächtigem Panorama. Lohnendere Alternative: der markierte Gratsteig.

Abstieg Auf markiertem Weg, der im Bereich des Kühgundrückens an einigen Stellen gesichert ist, in weitem Bogen hinunter nach Oberjoch (1136 m).

4|5 Rote-Flüh-Steig
Friedberger Klettersteig

Beliebte Überschreitung in den Tannheimer Bergen

Ein echter Klassiker unter den Touren in den Tannheimer Bergen ist die Überschreitung der Roten Flüh: keine richtige Via ferrata, aber immerhin an mehreren Stellen gesichert und insgesamt eine abwechslungsreiche Runde mit recht viel Felsberührung, packenden Aus- und Tiefblicken. Verbindet man sie mit dem »Friedberger«, ergibt sich sogar eine recht eisenhaltige, spannende Unternehmung.

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Gipfel/Zielpunkt

Rote Flüh (2108 m) und Schartschrofen (1968 m)

Ausgangspunkt

Wanderparkplatz am Westrand von Nesselwängle (1136 m)

Anfahrt

Nach Nesselwängle kommt man vom Allgäu und aus dem Lechtal über gut ausgebaute Straßen oder mit dem Linienbus.

Gehzeiten

Insgesamt 5.45 Std.; Nesselwängle – Rote Flüh 3 Std., Rote Flüh – Schartschrofen 1 Std., Schartschrofen – Nesselwängle 1.45 Std.

Charakter/Schwierigkeit

Die Rote Flüh bietet eine interessante Überschreitung mit viel Felskontakt und ein paar gesicherten Passagen. Bei Nässe teilweise matschige Wege (vor allem im Abstieg); unangenehm sind die glatt polierten Felsen oberhalb der Judenscharte. Bei Vereisung oder Schnee objektiv gefährliches Unternehmen.

Beim »Friedberger« handelt es sich um einen kurzen Klettersteig mit der Schlüsselstelle gleich zu Beginn (Sicherungen erneuert); lohnend vor allem im Anschluss an eine Überschreitung der Roten Flüh.

Hütten/Einkehr

Gimpelhaus (1659 m), Berghütte Adlerhorst (1342 m)

Karte

AV-Karte 1:25 000, Blatt BY 5 »Tannheimer Berge«

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Zustieg Vom Parkplatz am westlichen Ortsrand geht’s zunächst kurz hinauf zu einem breiten Spazierweg und mit ihm rechts flach zur Abzweigung einer Waldstraße. Man folgt ihr über eine Schleife; rechts mündet der markierte Direktzustieg vom Dorfzentrum Nesselwängle (1136 m) ein. Nun links (Hinweistafeln) in den Oberwald und in steilem Zickzack auf gutem Weg bergan zum großen, schön gelegenen Gimpelhaus (1659 m).

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Schroffer Nachbar der Roten Flüh: der Gimpel, ein bekannter Klettergipfel

Rote-Flüh-Überschreitung