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Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[IV]Systemisches Management

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

E-Book ISBN 978-3-7992-6707-2
ePub ISBN 978-3-7910-5052-2 Bestell-Nr. 20525-0100

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Einbandgestaltung: Dietrich Ebert, Reutlingen

Grafiken: Robert Six Design: office@robertsix.com

Lektorat: Sabine Burkhardt, MAVIS, München

Satz: Marianne Wagner

Februar 2014

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Tochterunternehmen der Haufe Gruppe

[V]Vor-Gedanken

»Positive Leadership ist ein mächtiges Tool, als Manager muss ich dafür sorgen, es nützlich einzusetzen. Aber ich habe keine anderen Mittel, um mein Team erfolgreich zu machen.«

Wolfgang Braunböck ist Senior HR Director bei Oracle. Er führt ein internationales Team von etwa 45 Mitarbeitern in Osteuropa, Russland, der Türkei, Israel und Afrika.

Vor einigen Jahren hat Wolfgang Braunböck eine Ausbildung für Positive Leadership bei mir besucht. Anschließend hat er begonnen, die Prinzipien von Positive Leadership, die er während der Ausbildung kennengelernt hat, konsequent in seinem wachsenden Team umzusetzen.

»Zuerst war es ein Kulturschock für mich. In der Schule wird man gedrillt, auf die Fehler zu schauen. Man ist immer schlecht, man muss immer besser werden. Ich habe lange gebraucht, um auf die Stärken zu schauen. Ich habe begonnen zu schauen, was entspricht meinen Stärken. Dasselbe mache ich jetzt mit meinen Mitarbeitern.«

Die Mitarbeiter von Wolfgang Braunböck sagen, die Kommunikation sei offener geworden, das Vertrauen sei gewachsen. Besonders die jungen Leute aus dem ehemaligen »Ostblock« gehen die Extrameile nur aufgrund von Wertschätzung.

»Für mich war es ein Aha, dass ich meine Kommunikation verändern muss. Kommunikation ist der Schlüssel, der Key-factor. Es hat anfangs Zeit gekostet, aber es lohnt sich.«

Wolfgang Braunböck wählt Mitarbeiter nach ihren Stärken aus, er fördert die laterale Kooperation in und zwischen den Regionen, für die er verantwortlich ist. Er baut die Organisation seines Bereichs rund um die Stärken seiner Mitarbeiter. Mit seinen 32 »Direct Reports« tauscht er sich regelmäßig über das »große Bild« der Organisation und über die gemeinsamen Aufgaben aus. Für seine Entscheidungen hat er seine Prinzipien definiert:

[VI]In seinem Umfeld hat er ein großes Netzwerk von Managern gebildet, was ohne Positive Leadership nicht möglich gewesen wäre. Er sagt, er habe sich durch Positive Leadership auch persönlich stark verändert:

»Ich selbst bin offener und positiver geworden. Ich fühle mich viel selbstbewusster.«

Meine Reise in das weite Feld von Positive Leadership hat im Mai 2000 begonnen. Die beiden Begründer von Appreciative Inquiry, David Cooperrider und Diana Whitney, stellten ihren Ansatz in einem fünftägigen Workshop erstmals in Europa einer Gruppe von etwa 100 Beratern und Beraterinnen aus der ganzen Welt vor. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich etwa drei der fünf Tage in großer Skepsis zubrachte: rosarote Brille, typisch amerikanische Schönfärberei, nicht systemisch, einseitig auf der positiven Seite, wo bleibt die Balance?

Am Morgen des vierten Tages erlebte ich dann plötzlich ein wahres Feuerwerk an Ideen in meinem Kopf. Auf einmal sah ich Tausende Möglichkeiten, wo und wie ich diesen Ansatz einsetzen und umsetzen könnte. Ich war energiegeladen, optimistisch und voll Tatendrang.

Zurück bei meiner Arbeit begann ich sofort, meine alten Konzepte und Unterlagen zu durchforsten und zu überarbeiten. Meine Sprache änderte sich, meine Arbeit änderte sich. Sie wurde leichter und wirkungsvoller.

Im Jahr 2007 fuhr ich zu einem großen Kongress in die USA, wo David Cooperrider erstmals »das Feld« zusammenbrachte: Martin Seligman, der »Vater« der Psychologie der positiven Emotionen, Marcus Buckingham, einer der Gestalter von »Strengths-based Management«, und viele Praktiker stellten ihre Konzepte und Erfahrungen vor. Ich hatte Gelegenheit, eines meiner Projekte in einem Workshop vorzustellen. Bei diesem Kongress wurde mir klar, dass hier etwas Großes im Entstehen ist, größer als Appreciative Inquiry. Seit Jahren wird an renommierten Universitäten der ganzen Welt geforscht, es wird viel publiziert, es wird viel umgesetzt. Der Gedanke der radikalen Ressourcenorientierung verbreitet und entwickelt sich. Da ist eine neue Bewegung entstanden, ein neues großes Feld. Es ist ein Paradigmenwechsel, der sich in allen Bereichen der Wissenschaft und der Praxis vollzieht und der seinen Weg in die Organisationen und in die Führung findet.

In meinem »Dschungelbuch der Führung« war es mir wichtig, ein überschaubares Modell für systemische Führung vorzustellen. Das Thema Positive Leadership konnte ich nur noch kurz ans Ende des Buches stellen – als Marker, dass da noch mehr zu sagen ist. Dieses Buch setzt dort fort, wo ich im Dschungelbuch aufgehört habe.

[VII]In diesem Buch habe ich die Möglichkeit, das breite Feld von Positive Leadership vertieft vorzustellen. Es ist eine Reise zu den vielen Wurzeln, Konzepten und Instrumenten eines neuen Verständnisses von Führung und Organisationen, aufbauend auf einem neuen Menschen- und Weltbild – jenseits von Moral, aber im Rahmen einer Ethik.

Positive Leadership ist für mich eine konsequente Weiterentwicklung von systemischem Denken in Anwendung auf Führung. Die systemischen Prinzipien und Grundannahmen, das Welt- und Menschenbild, das Verständnis von Organisation sind die Basis für Positive Leadership. Positive Leadership ist weder rosarot noch esoterisch. Es ist ein Weg, wie Führung in Zukunft die Organisationen der Zukunft gestalten wird.

Wie schon im Dschungelbuch verspreche ich auch hier, wenig Neues zu erzählen. Für viele Leser und Leserinnen werden viele Gedanken und Instrumente bereits bekannt sein. Das Buch ist ein Versuch, einem interessierten Publikum einen Überblick darüber zu geben, welche Strömungen in das Feld Positive Leadership einfließen und die vielen Aspekte und Ideen dessen, was mittlerweile »Positive Leadership« heißt, zusammenzufügen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Ich bin eine Praktikerin, die auf dem Boden der Theorie steht. In den vergangenen Jahren bin ich tiefer in das Feld eingedrungen, habe Methoden und Konzepte entwickelt, habe viele Menschen und viele Organisationen mit dem »positiven Virus« infiziert. Zu allererst steckte ich meine eigene Beratungsfirma an, die sich seither auf diesen Ansatz im Zusammenhang mit Führung und Change Management spezialisiert hat. In meinen Kursen habe ich Manager auf den »positiven« Weg gebracht, immer mehr Organisationen fragen mich und mein Institut an, ihre Führungsprogramme an dem Konzept von Positive Leadership auszurichten. Unsere Arbeit im Rahmen von Change Prozessen ist konsequent an den Prinzipien von Positive Leadership ausgerichtet.

Davon will ich in diesem Buch erzählen. Das Buch soll eine Anregung zum Tun sein. Der größte Teil bietet viele Beispiele aus der Praxis, wie und mit welchem Ergebnis die Methoden von Positive Leadership in Unternehmen eingesetzt wurden.

Ich möchte mit diesem Buch das Thema »Positive Leadership« Fürhungskräften und Beratern vorstellen und nahebringen, um Impulse für ein neues Herangehen an Führung, Organisation und Veränderung zu geben. Sie sind herzlich eingeladen, zu kopieren, sich anregen zu lassen oder einfach nur neugierig zu sein.

Meine persönliche Leidenschaft für den Ansatz von Positive Leadership wurzelt in meiner Hoffnung, dass wir uns selbst und damit vielleicht die [VIII]Welt in eine gute Richtung verändern können, wenn wir mit Wertschätzung und Respekt mit uns selbst und der Welt umgehen. Gerade Führung hat hier eine große Aufgabe, und eine große Chance.

Ich hätte dieses Buch nicht ohne Hilfe schreiben können. Viele Menschen haben einen Anteil daran, dass dieses Buch geschrieben werden konnte: Matthias zur Bonsen, mit dem mich eine lange Kooperation verbindet und der David Cooperrider und Diana Whitney nach Riccione (Italien) holte; David und Diana selbst, die mir großartige Lehrer und Begleiter waren und sind; mein Kollege Christof Schmitz, der mir immer wieder neue Impulse gab und gibt und mit mir gemeinsam am Thema blieb; meine Kollegen in meiner Firma, die seit Jahren mit mir gemeinsam an der Weiterentwicklung des Themas und des Feldes arbeiten, und nicht zuletzt meine Kunden, die an diesem Thema Feuer gefangen haben. Sie boten mir Lernmöglichkeiten und Gelegenheit, das Konzept und die Instrumente in der Praxis zu erproben und weiterzuentwickeln.

Gerade beim Thema »Führung«, das so lange Zeit und so intensiv ein »Männerthema« war, ist es notwendig, die Seite der Frauen mit zu denken. Positive Leadership ist – wenn man/frau so will – eine »weibliche« Form der Führung. Dennoch habe ich mich aus Gründern der Lesbarkeit entschlossen, meine Sprache nicht zu »gendern«. Ich bitte alle Leserinnen und Leser um Verständnis.

Wien, Januar 2014

Ruth Seliger

[1]Teil 1:
Konzeptionelle und methodische Grundlagen