cover

© Verlag KOMPLETT-MEDIA GmbH

2015, München/Grünwald

www.der-wissens-verlag.de
Books on Demand GmbH

ISBN: 9783831257508

Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

Geschichts-Daten


1900 v. Chr. Erste Besiedlung Griechenlands
1700 - 1200 Frühkultur von Kreta und Mykene
1500 - 1100 Blütezeit Trojas
1050 - 700 Geometrische Zeit: Entstehung der Polis
900 od. 800 Lebenszeit Homers: Entstehung der Ilias und Odyssee
750 - 550 Große Kolonisation
700 - 640 Messinische Kriege (Sparta)
640 - 559 Solon
593 Solon gibt Athen Verfassung
550 Gründung des Spartanischen Bunds
525 - 459 Themistokles
510 Beseitigung der Tyrannis in Athen, Sieg der Demokratie
500 - 494 Ionischer Aufstand
500 Sparta ist führende Macht
490 Persische Expedition, Schlacht von Marathon
483 Kriegsvorbereitungen von Xerxes
481 Allgemeiner Landfriede in Hellas
480 Xerxes fällt erneut in Griechenland ein Seeschlacht an den Thermopylen Schlacht von Salamis Schlacht von Platää
479/478 Gründung des Delisch-Attischen Seebundes
464 Erdbeben zerstört Sparta
462 Kampf Spartas gegen Messenien
460 - 457 Bau der Langen Mauern in Athen
460 - 446 1. Peloponnesischer Krieg
455 Höhepunkt der Macht Athens
449 Frieden des Kallias
443 - 429 Perikles: Stratege in Athen
431 - 404 2. Peloponnesischer Krieg Sparta überfällt Athen
428 - 422 Herrschaft des Kleon
425 Sparta fällt erneut in Athen ein
421 50-jähriger Frieden
418 Schlacht bei Mantinea
417/416 - 404 Alkibiades wird Stratege Sizilisches Abenteuer
411 Ende der Demokratie in Athen
410 Seeschlacht bei Kyzikos
407 Seeschlacht bei Notion
406 Niederlage der Spartaner bei Lesbos
405 Niederlage der Athener bei Aigospotamoi
408 - 395 Kommando des Lysander
408 - 355 Euxodos von Knidos
427 - 347 Platon
460 - 375 Hippokrates
469 - 399 Sokrates
484 - 425 Herodot
394 Schlacht bei Koroneia
387 Friedensvertrag mit Artaxerxes
371 Schlacht von Leuktra
338 Philipp von Makedonien siegt bei Chaironeia

Inhaltsverzeichnis


Die Schlacht von Leuktra

Die Griechen. In diesem faszinierenden Volk im Süden Europas vermischen sich Mythos, Legenden, Historie und viel Tragik zu einem bis heute letztlich rätselhaften Bild. Historiker berichten von unzähligen Schlachten, von unglaublichen Heldentaten und genialen Führern, die dieses Volk in der Antike über alle anderen Völker erhoben. Aber es waren nicht nur die Kriege, nicht der viel besungene Abwehrkampf gegen die Perser, der die Griechen berühmt machte. Es waren vor allem die einmaligen, kulturellen Leistungen, die uns auch heute noch grenzenlose Bewunderung für dieses außergewöhnliche Volk abverlangen.

Griechische Denker überlieferten uns die Grundlagen der Mathematik. Griechische Philosophen wie Sokrates und Platon lehrten uns das Denken über die eigene Existenz hinaus. In Griechenland wurde die Demokratie erfunden, die den Willen des Volkes als ehernes Gesetz festschrieb. Griechische Baumeister schufen Bauwerke und Skulpturen, deren Einzigartigkeit und Schönheit uns auch heute noch, über 2500 Jahre nach ihrer Entstehung, in stummer Ehrfurcht erstarren lassen.

Und schließlich ragt ein antiker Shakespeare einsam und überragend aus dieser untergegangenen Zeit empor: Homer, das Genie der Genies, wie es nur alle 2000 Jahre einmal auf dieser Erde geboren wird. Er gab seinem inAgonie lebenden Volk die Sprache zurück, er schuf die geheimnisvolle Welt der Götter und Sagen. Die unübertroffene Harmonie seiner Sätze, wie ein Kunstwerk komponiert, galt für Generationen von Dichtern und Erzählern als Vorbild. Wirklich erreicht wurde sie von keinem. Homer blieb einzigartig und ist heute so aktuell wie damals, als die Griechen begannen, ein Volk zu sein...

Die Schöpfungsgeschichte der Griechen

So beschrieb Homer die Erschaffung des Menschen – und der Griechen:

Himmel und Erde waren erschaffen, das Meer brandete an die Küsten und die Fische tummelten sich in den Fluten. In den Lüften zwitscherten die Vögel und die Wälder waren voller Getier. Aber es fehlten noch Geschöpfe, die die Welt beherrschen könnten. Da stand Prometheus auf. Er war ein Sprössling jenes älteren Göttergeschlechts, das von Zeus entthront worden war, ein Sohn des Japetos. Er nahm Ton von der Erde, befeuchtete und knetete ihn und formte daraus den Menschen nach dem Ebenbild der Unsterblichen, den Göttern, den Herren der Welt. Um seinen Erdenkloß zu beleben, entlehnte er von den Tieren gute und böse Eigenschaften und senkte sie in die Brust des Irdischen ein. Unter den Göttern hatte Prometheus eine Freundin, Athene. Sie bewunderte die Schöpfung des Titanensohnes und hauchte dem halbbeseelten Bildwerk den Geist, den Atem ihrer Weisheit ein.

So entstanden die ersten Menschen und füllten die Erde. Aber unbekannt war ihnen die Kunst, Steine auszugraben und sie zu behauen; aus Lehm Ziegel zu brennen, Balken aus dem gefällten Holze des Waldes zu hauen und sich daraus Häuser zu erbauen. In sonnenlosen Höhlen wimmelte es von Menschen wie von Ameisen. Nicht den Winter, nicht den blütenvollen Frühling, nicht den früchtereichen Sommer kannten sie in sicheren Zeiten. Planlos war alles, was sie verrichteten.

Da nahm sich Prometheus erneut seiner Geschöpfe an. Er zeigte ihnen, wie sie Tiere ins Joch spannen und als Genossen ihrer Arbeit verwenden konnten. Er gewöhnte die Rosse an Zügel und Wagen und erfand Nachen und Segel für die Schifffahrt. Er zeigte den Menschen die Mischung milder Heilmittel, er lehrte sie das Wahrsagen, deutete ihnen Vorzeichen und Träume, Vogelflug und Opferschau. Er lenkte ihren Blick unter die Erde und ließ sie die Erze, Eisen, Silber und Gold entdecken.

Im Himmel herrschte mit seinen Kindern Zeus, der das alte Göttergeschlecht, von dem auch der Titanensohn Prometheus abstammte, gestürzt hatte. Die neuen Herren wurden aufmerksam auf das Menschenvolk. Sie verlangten Verehrung für den Schutz, den sie diesen Wesen angedeihen ließen. Doch Prometheus versuchte, seine Geschöpfe von den Lasten, die Zeus forderte, zu befreien. Das ergrimmte den Göttervater und er versagte den Sterblichen die letzte Gabe, derer sie bedurften: das Feuer. Doch auch da wusste der schlaue Titanensohn Rat. Er nahm den langen Stängel des Riesenfenchels, näherte sich mit ihm dem vorüberfahrenden Sonnenwagen und setzte den Schaft in Brand. Mit seinem Zunder kam er zur Erde, und bald loderte der erste Holzstoß gen Himmel.

Das schmerzte den Vater der Götter. Aber da er den Menschen den Brand nicht mehr zu nehmen vermochte, erdachte er ein Übel für sie. Der wegen seiner Schmiedekunst berühmte Feuergott Hephaistos musste ihm das Scheinbild eines schönen Mädchens anfertigen. Pandora nannte Zeus das Wesen, die Allbeschenkte. Denn jeder der Götter hatte ihr irgendein Unheil für die Menschen mitgegeben. Daraufhin führte Zeus die Jungfrau zur Erde. Die Menschen bewunderten die unvergleichliche Gestalt. Pandora aber schritt zu Epimetheus, dem Bruder des Prometheus, um ihm die Geschenke zu bringen. Vergebens hatte Prometheus den Arglosen gemahnt, niemals eine Gabe vom Göttervater anzunehmen, damit den Irdischen kein Leid widerführe.

Epimetheus empfing das holde Wesen hingegen mit Freuden und empfand das Übel erst, als es über ihn kam. Denn bisher lebten die Geschlechter der Menschen, von seinem Bruder beraten, sorgenlos, ohne beschwerliche Arbeit, ohne quälende Krankheit. Die Fremde aber trug in den Händen eine große geschlossene Büchse. Kaum im Haus des Epimetheus angekommen, schlug sie den Deckel zurück und sogleich entflogen dem Gefäß viele Übel und verbreiteten sich mit Blitzesschnelle über die Erde. Ein einziges Gut war ganz unten verborgen: die Hoffnung. Doch ehe auch sie heraus flattern konnte, warf Pandora den Deckel wieder zu und verschloss so auf immer die Büchse.

Das Elend erfüllte inzwischen in allen Gestalten Erde, Luft und Meer. Die Krankheiten irrten bei Tag und bei Nacht unter den Menschen umher, heimlich und schweigend, denn Zeus hatte ihnen keine Stimme gegeben. Fieber belagerte die Erde, und der Tod, der früher nur langsam die Sterblichen beschlich, beflügelte seinen Schritt.

Danach wandte sich Zeus mit seiner Rache gegen Prometheus. Er übergab ihn dem Meisterschmied Hephaistos und seinen Dienern. Die schleppten den Titanensohn in die skythischen Einöden und schmiedeten ihn hier, über einem schauerlichen Abgrund, an eine Felswand mit unauflöslichen Ketten. So musste Prometheus fortan an der freudlosen Klippe des Berges hängen; aufrecht, schlaflos, niemals imstande, das müde Knie zu beugen. Aber der Schöpfer der Menschen blieb ungebeugt, auch wenn er oft Winde, Ströme, Quellen, die Allmutter Erde und den Sonnenkreis zu Zeugen seiner Pein anrief. Da wurde Zeus wiederum zornig und sandte dem Elenden auch noch einen riesigen Adler, der täglich an der sich ständig erneuernden Leber des Prometheus hackte. Die Qual solle nicht aufhören, so hatte der Götter oberster Herr es bestimmt, bis jemand käme, der sich erböte, Stellvertreter zu werden.

Der Tag der Erlösung nahte, als Herakles sich des Gefangenen erbarmte. Der Held spannte seinen gewaltigen Bogen, entsandte den Pfeil und traf den grausamen Vogel mitten ins Herz. Dann befreite er den Gefangenen und führte ihn mit sich. Damit aber des Zeus Bedingung erfüllt wurde, stellte er ihm den Zentauren Chiron zur Seite, der bereit war, für Prometheus zu sterben. Ein großes Opfer, war er doch bis dahin unsterblich gewesen. So konnte sich Zeus rühmen, dass er keine Milde habe walten lassen.

Ein kluges, abergläubisches Volk

So weit die Schöpfungsgeschichte, wie Homer die Jahrhunderte alte Überlieferung der Griechen aus seiner Sicht aufgeschrieben hatte. Möglich, dass die Geschichte der direkte Ausdruck der schwermütigen Psyche des griechischen Volkes war. Vielleicht hat aber auch diese wenig erbauliche Geschichte die Historie der Griechen nachhaltig geprägt. Wie auch immer: Die Griechen der Antike waren ein merkwürdiges und zugleich ein faszinierendes Volk. Ihr Leben und ihr Tagesablauf waren von den Göttern bestimmt, die sie sich selbst geschaffen hatten.

Die Griechen waren abergläubisch, aber auch immens klug. Sie waren tapfer, aber auch stets irgendwie kleinmütig. Ihre Denker schufen die ersten Grundlagen für Mathematik, Medizin und Philosophie. Ihrer Polis, ihrer Gemeinschaft, entsprangen die Regeln der Demokratie. Ihre Dichter werden noch heute gefeiert, ihre genialen Baumeister immer noch gerühmt. Sie kolonisierten fast die gesamte damals bekannte Welt und scheiterten schließlich doch an Kleinmut, Missgunst und Beschränktheit.

Das Volk der Griechen entstammt der großen arischen Völkerfamilie aus dem Inneren Asiens. Das zerklüftete, bergige Land, das sie etwa 1900 vor Christus zu besiedeln begannen, war – und ist – kein Land des Reichtums und des Überflusses. Die Ausdehnung des anbaufähigen Bodens ist gering. Starke Temperaturschwankungen, vor allem die ständig wiederkehrende Dürre der Sommermonate, machen das Leben in dem sonnendurchfluteten Land nicht leicht. Nichts fällt den Bewohnern Griechenlands ohne Arbeit in den Schoß und oft erweist sich alles Menschenwerk als vergeblich, wenn Poseidon seinen Dreizack schwingt und den Erdboden zum Beben bringt.

Die Religion dieses Volkes verehrt den ehrwürdigen Zeus, den Vater der Götter. In ihm erblicken sie eine Verkörperung der allmächtigen Natur, mit der ihr Leben aufs engste verbunden ist. In dem Himmelsgott verehren sie zugleich den Schutzherrn der menschlichen Ordnung, der Familie und des jeweiligen Staatsverbandes, der Angehörige eines Stammes und einer Sprache zusammenschließt.

Die erste kulturelle Blüte entfaltete Griechenland auf Kreta, der größten Insel des östlichen Mittelmeeres. Schon die Alten nannten sie wegen ihrer bevorzugten Lage und ihres milden Klimas „Die Insel der Seligen“. Im Zentrum der Seeverbindungen zwischen Ägypten, Syrien, Kleinasien, Griechenland und dem Westen gelegen, nahm Kreta im Laufe ihrer Geschichte die verschiedensten Einflüsse von fremden Kulturen auf. Wie in einem großen Hohlspiegel vereinigten sich dort viele Strahlen der geschichtlichen Entwicklungen zu einem mächtigen Bündel, das mit seiner Leuchtkraft das Dunkel der ägäischen Frühgeschichte durchdringt. Die Namen „Kreta“ und „Mykene“ sind Symbole für eine Epoche, die um 1700 vor Christus beginnt und im 12. Jahrhundert vor Christus endete.

In den Städten Kretas wie Knossos und Phaistos lebten damals 50.000 bis 60.000 Menschen. Die Kreter waren hochzivilisierte Leute. In der Umgebung ihrer Königspaläste erstreckten sich oft regelrechte Villenbezirke. Die wohlhabenden Schichten der Kaufleute und Landbesitzer gaben dem Hofleben einen glänzenden Rahmen: eine frohe Rokoko-Welt ohne Angst und Krieg; eine Welt der offenen Türen.

Die Frau war das Maß der Dinge. Reifröcke rauschten durch die Säle, hohe Stöckelschuhe klapperten über die Marmortreppen. Das lackschwarze Haar war kunstvoll geflochten, mit Perlen und funkelnden Steinen geschmückt. Die Zöpfe fielen bis zu der mädchenhaft schmalen Taille herab. Ein kleines, vorne offenes Bolerojäckchen lag auf den zarten Schultern der Damen. Stolz und frei wölbte sich der Busen. Man lebte für den Tag, für den Augenblick. Die Reichen und die Familien der Herrscher feierten glänzende Feste, veranstalteten Stierspiele, Box- und Ringkämpfe. Alles diente dem verfeinerten Genuss.

Während auf Kreta geradezu paradiesische Zustände herrschten, rüstete im Norden, auf dem Festland, das kriegerische Volk der Dorer, um Beute zu machen. Es hatte gelernt wie die Kreter Schiffe zu bauen, es wuchsen die Begehrlichkeiten. Schließlich war die Insel der Seligen zu jener Zeit eine führende Handelsnation, die sich ihre berühmten Amphoren und fein gearbeiteten Schmuckstücke, die herrlichen Stoffe und schweren Weine gegen Gold und Silber reichlich bezahlen ließ. Was lag also näher, dieses Paradies zu überfallen und auszurauben?

Die Katastrophe brach ohne Vorwarnung über die minoische Kultur herein. Die Dorer überrannten die blühende Insel, plünderten wahllos und ließen keinen Stein auf dem anderen. Nie wieder sollte die minoische Kultur aus ihren Trümmern auferstehen. Den Menschen auf Kreta war die Seele aus dem Leib gerissen worden.

Die Entführung der Helena

Wie eine ganze Kultur kriegerisch zerstört werden kann, das beschreibt Homer so besonders eindrucksvoll in der Sage von Troja.

Als König Priamus von Troja noch ein Knabe war, wurde seine Schwester Hesione von Herakles, der Troja erobert hatte, als Siegesbeute fortgeschleppt und seinem Freunde Telamon geschenkt. Obgleich Telamon sie zu seiner Gemahlin und zur Fürstin von Salamis erhoben hatte, konnte Priamus diesen Raub nie verschmerzen. Als nun am Königshofe wieder einmal die Rede auf jene Entführung kam und Priamus seine Sehnsucht nach der fernen Schwester zu erkennen gab, da stand Paris im Rat der Söhne auf und erklärte, wenn man ihn mit einer Flotte nach Griechenland schicken wolle, so gedenke er mit der Götter Hilfe des Vaters Schwester den Feinden zu entreißen.

Nun aber war unter den vielen Söhnen des Priamus noch ein Seher namens Helenos. Der versicherte, wenn sein Bruder Paris ein Weib aus Griechenland mitbringe, so würden die Griechen nach Troja kommen, die Stadt schleifen und Priamus töten. Die Weissagung löste Verwirrung aus. Troikos, der jüngste Sohn des Königs, ein tatendurstiger Jüngling, wollte von den Prophezeiungen des Helenos nichts hören. Er schalt den Bruder furchtsam und bat, man möge sich durch seine Warnungen nicht abschrecken lassen. Andere äußerten Bedenken. Priamus aber trat auf die Seite des Paris, denn es verlangte ihn sehnlich nach seiner Schwester.