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Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buch
in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Erste Auflage 2017
© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main, 2016
www.groessenwahn-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten.
eISBN: 978-3-95771-194-6

Brigitte Münch

Insel der vergessenen
Erinnerungen

Tagebuch eines Reisenden

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IMPRESSUM

Insel der vergessenen Erinnerungen

Reihe: Appetit

Autorin
Brigitte Münch

Seitengestaltung
Größenwahn Verlag Frankfurt am Main

Schriften
Constantia

Covergestaltung
Nele Robitzky

Coverbild
Nele Robitzky

Lektorat
Nele Robitzky

Größenwahn Verlag Frankfurt am Main
November 2017

eISBN: 978-3-95771-194-6

INHALT

INSEL DER VERGESSENEN ERINNERUNGEN

REZEPT:
KAKI-SMOOTHIE

BIOGRAPHISCHES

AUS DER REIHE APPETIT

Diese Kurzgeschichte von Brigitte Münch
»Insel der vergessenen Erinnerungen«
ist ein Auszug aus dem Buch
»Geschenk aus dem Olymp… und weitere Bescherungen, neue Ägäische
Geschichten«

Seite 106, mit dem Titel:
»TAGEBUCH DES LOTOPHAGEN«
erschienen beim Größenwahn Verlag
eBook / eISBN: 978-3-95771-041-3
print / ISBN: 978-3-95771-042-0

6.9.2011

Eine Premiere! Zum ersten Mal in meinem Leben führe ich Tagebuch, ich versuche es jedenfalls. Und dazu noch ganz altmodisch, nämlich handschriftlich: Heute Morgen habe ich mir diese dicke Kladde gekauft und werde nun möglichst täglich Einträge vornehmen. Ich verspreche mir einiges davon. Beim Schreiben wird mir vielleicht das eine oder andere klarer, und vor allem hoffe ich, aus meinem inneren Chaos herauszufinden. Und alte, unbrauchbar gewordene Hüllen abzuwerfen und sie nach Möglichkeit zu vergessen.

Ich habe viel Zeit. Fünf Wochen lang völlig frei, ohne Verpflichtungen und ohne jede Bindung … nun ja, ohne Bindung, das war ja nicht ganz freiwillig. Christa ist nun fort aus meinem Leben – d.h. nennen wir es doch beim Namen: Sie hat mich verlassen, und ich bin jetzt allein. Ich denke, in einem Tagebuch muss man die Dinge beim Namen nennen, sonst ist es sinnlos und man sollte besser einen Roman schreiben.

7.9.2011

Gestern musste ich erstmal unterbrechen – die Wunde will noch nicht heilen und blutet immer noch. Ich hätte nicht gedacht, wie weh es tut, wenn man es aufschreibt – als würde es erst dann rechtskräftig wie ein Urteil! Also habe ich die Kladde zugeklappt und bin spazieren gegangen, um mich abzulenken.

Es gefällt mir hier. Vor allem das Meer! Wie schön, wenn der Blick ungehindert bis zum Horizont schweifen kann. Und früh am Morgen gehe ich schwimmen, wenn der Strand noch im Schlaf liegt und kein Mensch weit und breit zu sehen ist. Danach frühstücke ich in einem der Cafés auf der Hafenpromenade. Wie lange ist es her, dass ich mir einen solchen Müßiggang erlaubt habe … hätte nie geglaubt, dass ich das länger als drei Tage aushalten würde! Und nun geht es auf einmal, jetzt, wo es zu spät dafür ist – zu spät, meine ich, um so etwas zu zweit, mit Christa zu genießen. Jahrelang lag sie mir in den Ohren … warum können wir nicht auch mal Urlaub machen wie alle normalen Menschen? Ja … das Geschäft, das Geschäft. Arbeit, Verantwortung, Termine, Stress – es ließ mir keine Zeit. Viel zu wenig für gemeinsame Stunden und schon gar nicht für Urlaub. Verschieben, immer wieder, von einem Jahr zum nächsten …

So viele Pärchen sieht man hier, die Hand in Hand durch den Ort schlendern. Und ich streiche wie ein einsamer Wolf zwischen ihnen umher. Wie komme ich jetzt auf solche Ausdrücke? Ich bin ungeübt im Schreiben. Muss wohl aufpassen, dass ich nicht in irgendwelchen Kitsch abrutsche …

8.9.2011