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Zum Buch

Die Welt des mächtigen Engels Noah steht kopf: Mirjam ist schwanger! Doch ein Schicksalsschlag trifft das junge Paar: Mirjam fällt während einer Routineuntersuchung ohne erkennbaren Grund ins Koma. Noah muss um das Leben seiner Frau und das seines ungeborenen Kindes fürchten.

Im Kampf um sein persönliches Glück entdeckt der Seraph, dass sich skrupellose Pharmakonzerne, geführt von den mächtigsten Familien der Welt, auf eine Zusammenarbeit mit Dämonen eingelassen haben. Auf sich allein gestellt, begibt sich Noah auf eine gefährliche und kraftraubende Odyssee. Seine Nachforschungen führen ihn nach Florenz, Rom und schließlich ins Herz der Verschwörung: ein Flüchtlingslager in Tripolis. Wird Noah auch diesen Krieg zwischen Gut und Böse für sich entscheiden und das Leben seiner Liebsten retten können?

Zum Autor

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Benno Pamer, geb. 1977, diplomierter Kommunikationsdesigner, Geschäftsführer eines international tätigen Chemieunternehmens. Bei Retina erschienen: „Seraphim. Der Verrat“ (2016) und „Seraphim. Die Verdammten“ (2017).

Benno Pamer

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DAS VERMÄCHTNIS

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Die Drucklegung erfolgte mit Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, Abteilung Deutsche Kultur.

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© Retina, Bozen 2018

Umschlag: Benno Pamer

Umschlagbild: iStock.com/D-Keine

Druckvorstufe: Typoplus, Frangart

Lektorat: Senta Wagner, Wien

Korrektur: Helene Dorner

Printed in Europe

ISBN 978-88-99834-02-9

ISBN E-Book 978-88-99834-10-4

Unser Gesamtprogramm finden Sie unter www.retina-verlag.com.

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an info@retina-verlag.com.

Retina ist ein Imprint der Edition Raetia GmbH.

Für meine Freunde,
die mir in meinem Leben
oft rettende Engel waren

Inhalt

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

Epilog

Dank

Prolog

Er befand sich in einem alten Gewölbe, das für diesen Anlass festlich geschmückt worden war. Die massiven Steinwände waren penibel geputzt und der Boden, ebenfalls aus alten Steinplatten, war mit einem Hochdruckreiniger von Ablagerungen befreit worden. Der Geruch eines ätzenden Putzmittels mischte sich mit der muffigen Luft des Gewölbes und reizte die Nase bei jedem Atemzug. Schon unzählige Male hatte er solchen Treffen beigewohnt und sich bei diesen mit seiner Familie über zukünftige Aktivitäten beraten, doch heute war alles anders.

Heute würde er endlich seinen Platz einnehmen, er würde die hohen Weihen erhalten und von nun an neben seinen Brüdern im Hohen Rat sitzen dürfen. Er würde aktiv Entscheidungen treffen und Strategien mitbestimmen können und sich nicht nur als stiller Berater im Hintergrund aufhalten dürfen und auf die Gunst seines Mentors hoffen.

Er würde einer der Mächtigen unter ihnen werden und die Kraft, die er so lange schon in sich spürte, endlich offenbaren können. Sein ganzer Körper zitterte bereits vor Aufregung und auf seiner straffen Haut, die sich über die gut definierten Muskeln spannte, hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Noch war er allein im Gewölbe, doch würde sich das bald ändern. Bereits seit vierundzwanzig Stunden kniete er, nur mit einem langen, schwarzen Umhang bekleidet, auf dem Steinboden und befreite durch diese Meditation seinen Körper von allen weltlichen Einflüssen. Sein Geist musste das Irdische loslassen und Platz für die Erhebung machen, doch diese Übung fiel ihm schwer. Immer wieder schweiften seine Gedanken zurück in die Vergangenheit.

Die letzten achtundzwanzig Jahre hatte er in einer Scheinwelt gelebt. Seine Mutter war eine durchschnittliche Frau mit einem durchschnittlichen Job als Sekretärin in einer Notariatskanzlei in Senigallia, einer durchschnittlichen italienischen Stadt in den Marken. Sie lebten in einer Dreizimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus und er hatte eine durchschnittliche Schule besucht. Das Einzige nicht Durchschnittliche in seinem Leben war er selbst und die Tatsache, dass seine Mutter ihn allein aufzog, was in Italien auch im 21. Jahrhundert bei vielen für gehässige Kommentare sorgte. Bis zum Abschluss seiner Oberschule mit neunzehn wusste er nicht einmal, wer sein Vater war. Seine Mutter weigerte sich beharrlich, ihm auch nur die nebensächlichsten Details über ihn zu verraten, und so hatte er sich mit der Zeit die Geschichte zurechtgelegt, dass seine Mutter wohl vergewaltigt worden und er der Bastard eines sexsüchtigen Verbrechers sein musste. Komischerweise störte ihn das nicht, sondern machte diesen in seinen Augen zu etwas Besonderem.

Alles änderte sich an seinem einundzwanzigsten Geburtstag. Er befand sich mitten in seinem Betriebswirtschaftsstudium, als sein Vater sich ihm offenbarte. An diesem Tag verstand er endlich, warum ihn viele seiner Mitschüler gemieden hatten, warum er stets eine Faszination für die Bösewichte in Büchern und Filmen empfand und warum er, was seine Mutter mit zunehmendem Alter immer besorgter beobachtete, mit absoluter Gnadenlosigkeit seine Ziele verfolgte und dabei andere Menschen allein durch seine Art, wie er sie ansah, in Angst und Schrecken versetzen konnte. An diesem Tag nahm ihn sein Vater als seinen Sohn und Erben an und führte ihn in den Kreis seiner neuen Familie ein.

Voller Stolz begann er von diesem Tag an seinen Aufstieg im Inneren ihrer Hierarchie und arbeitete sich durch seine Scharfsinnigkeit bis zum Berater ihres obersten Herrn hoch, die höchste Funktion, die ein minderjähriges Mitglied des Zirkels bekleiden konnte, bis es im Alter von achtundzwanzig Jahren durch die Erweckung als vollwertig angesehen wurde. In den letzten Monaten hatte er ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Erst wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen, als sein Vater, der mächtige Dämon, in einer Auseinandersetzung mit ihren ewigen Widersachern getötet wurde und ihn erneut zum Halbwaisen gemacht hatte. Wenige Monate später dann die unglaublich berauschenden Terroranschläge, die den gesamten Erdball vor Angst zum Erzittern gebracht und die Tore zur Macht für seine Familie weit geöffnet hatten.

Diese Zeit war eine einzige Orgie an Gewalt, Verzweiflung und Tod gewesen und er hatte die Stimmung der Hoffnungslosigkeit wie ein edles Parfüm eingesogen und sich an ihr gelabt. Selten war seine Familie so nahe an einem endgültigen Sieg gewesen. Am ehesten war sie das noch während des Zweiten Weltkrieges gewesen, wo nur die eigenmächtige Wahnentscheidung Hitlers für einen Angriff auf die Sowjetunion den monströsen Plan seiner Familie durchkreuzt hatte. Doch damals war er noch nicht geboren gewesen und diesmal würde auch er sein Scherflein dazu beitragen, dass solche Anfängerfehler nicht mehr passierten. Er würde siegen. Er würde herrschen. Er würde …

„Ich sehe, du hast die Nacht gut überstanden.“

Der Satz riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete schuldbewusst die Augen und suchte nach dem Sprecher. Dieser stand im Halbschatten des Steinbogens, der den einzigen Zugang zum Gewölbe bildete.

„Erhebe dich, wenn dein Geist gereinigt ist. Du musst dich noch für die Zeremonie vorbereiten!“

Der Neuankömmling trug ebenfalls einen schwarzen Umhang und eine Kapuze, die sein Gesicht verdeckte, doch hatte er ihn sofort an seiner schmalen Statur erkannt und an der Art, wie er lässig an der Mauer lehnte. Augenblicklich stellte er sich die großen, vorstehenden Zähne vor, die ihn von Anfang an fasziniert und gleichzeitig abgestoßen hatten. Und nicht zuletzt bemerkte er seinen kräftigen Geruch, der es sogar schaffte, den penetranten Geruch des Bodenreinigers zu überlagern. In der Intensität hatte er solche Gerüche bisher nur in Tierställen wahrgenommen und auch mit geschlossenen Augen hätte er sein Gegenüber leicht identifizieren können.

„Danke, Eurynome, ist die Zeit schon gekommen?“

Eurynome trat zwei Schritte vor und legte dem Knienden seine Pranke auf die Schulter. Zentnerschwer drückte die mächtige Klaue darauf und Schmerz durchzuckte seinen Körper, doch er ließ diese erste Prüfung lautlos über sich ergehen. Der Mann nickte zufrieden.

„Ich sehe, du bist bereit. Gehe in die Sakristei am Ende des Ganges. Dort kannst du dich passend kleiden.“

„Ich werde eine willige Schale sein, Eurynome, ich weiß, was mich erwartet.“

„Ich weiß, mein Sohn, wir alle sind gespannt, wer sich in dir verbirgt.“

Er erhob sich und reichte dem Fürsten der Dunkelheit, der bei solchen Anlässen als Zeremonienmeister fungierte, seine Hand. Ein leichtes Schwindelgefühl hatte sich seiner bemächtigt, doch bekam er schnell wieder die Kontrolle über seinen Körper. Er schritt würdevoll durch den schmalen Gang, der vom Gewölbe über mehrere kleine Stufen auf eine höhere Ebene führte, und betrat die Sakristei, in deren Mitte ein Holztisch als einziges Möbelstück stand. An einem Haken an der Wand hing ein purpurroter Umhang, den er während der Erweckung tragen sollte, doch war es etwas anderes, was seinen Blick voller Vorfreude auf sich zog. Auf dem Tisch lag eine nackte junge Frau, die mit Seilen daran gefesselt war und in deren Mund ein Knebel steckte. Schweißperlen rannen über ihre Stirn und er erkannte, dass sie versucht hatte, sich mit all ihrer Kraft zu befreien. Die Seile hatten bereits in ihre Hand- und Fußgelenke geschnitten und sie sah ihn mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen an, als er seinen alten Umhang von den Schultern zog und seinen durchtrainierten, nackten Körper langsam auf sie zubewegte. Der Duft des Angstschweißes auf ihrem bebenden Körper steigerte seine Lust und mit einem diabolischen Grinsen legte er sich auf die wehrlose Frau. Auf diesen Teil der Erweckung hatte er sich am meisten gefreut.

Wenige Minuten später wischte er sein Glied mit einem Seidentuch ab, das auf dem Tisch bereitlag. Sein ganzer Körper war mit roten Symbolen bedeckt, die er sich mit Blut und Samen auf den Körper geschrieben hatte, dem alten Ablauf der Erweckung folgend. Er hatte die rituellen Messer, die mit einem Klebeband an den Oberschenkeln der jungen Schönheit befestigt gewesen waren, kunstvoll eingesetzt und auch den Knebel entfernt, damit er ihre Schmerzensschreie aufsaugen konnte. Bei seinem Höhepunkt hatte er ihr schließlich das Messer ins Herz getrieben und die Opferzeremonie beendet. Er war gereinigt und bereit.

Langsam nahm er den purpurroten Umhang von der Wand und zog ihn über den Kopf. Er roch die Spuren seiner Vorgänger in ihm und berauschte sich an dem Gedanken, welch mächtige Dämonen sich mit ihren Körperflüssigkeiten und dem Blut ihrer Opfer an der Innenseite des Umhangs verewigt hatten. Bald wäre auch er einer von ihnen und er spürte, wie die unheimliche Kraft, die in seinem Inneren auf ihre Befreiung wartete, noch heftiger an ihren Fesseln zerrte. Das Pulsieren trieb ihn weiter, raus aus dieser engen Kammer, wo auf dem Holztisch die blutverschmierte Leiche der jungen Frau lag, die er mit dem Verlassen des Raumes bereits vergessen hatte.

Als er das Gewölbe betrat, hatte es sich mit Gestalten gefüllt und sofort brandeten Applaus und kriegerische Schreie auf. Die anwesenden Dämonen hatten sich an eine kreisförmig angeordnete Tafel gesetzt, die allen neunundneunzig Mitgliedern des Hohen Rates Platz bot und zum Torbogen hin gerade so weit geöffnet war, dass er hindurchgehen und sich in die Mitte des Gewölbes stellen konnte. Neunundneunzig Augenpaare waren auf ihn gerichtet und er blickte ruhig und gefasst auf die sieben Fürsten, die dem Eingang gegenüber auf roten Samtsesseln saßen. Die Kriegszeit hatte dazu geführt, dass einige Plätze unbesetzt waren, da fünf der Fürsten im Kampf gegen die Engel getötet und noch nicht wiedererweckt worden waren. Einer von ihnen war Belphegor, der erfindungsreiche Dämon der Höhlen, aber auch die Plätze von Leonard, Baal, Moloch und Belial waren noch nicht wieder besetzt worden.

Geblieben waren Zerberos, Mammon, Haborym, Behemoth, Eurynome und natürlich die beiden Herrscher Luzifer und Satan, die das Heer der Dämonen als Doppelspitze anführten. Fast zeitgleich hoben sie die stark behaarten Arme und sofort wurde es still.

„Willkommen, Suchender. Du bist am Ziel deiner Reise. Knie nieder und erwarte deine Bestimmung.“

Wie immer konnte er nicht sagen, ob es Luzifer oder Satan war, der zu ihm gesprochen hatte, da ihre Stimmen durch die traditionellen Tiermasken, die sie trugen, gedämpft wurden.

„Hast du das Opfer vollbracht?“

Er nickte und zustimmendes Gemurmel erfüllte das Gewölbe. Er kniete nieder und senkte seinen Kopf. Nach wenigen Augenblicken erhob sich Luzifer und näherte sich ihm. Als der Herrscher des Ostens vor ihm stand, durchfuhr ihn ein feuriger Schmerz. Luzifer hatte ihm seinen langen Fingernagel in die Brust gerammt und drehte und bohrte ihn suchend darin herum. Der Schmerz wurde immer stärker, doch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Der dunkle Fürst ließ nicht von ihm ab und rammte ihm auch den Nagel der anderen Hand in die Brust. Auch diesen drehte und wendete er, bis er gefunden hatte, was er zu suchen schien. Mit übermenschlicher Kraft wurde er hochgehoben und Feuer explodierte in ihm. Mit einem lauten Schrei löste sich eine Klammer, die ihn seit achtundzwanzig Jahren gefangen gehalten hatte, und sein Körper wurde durchströmt von einer Welle aus Kraft und Macht, die ihm die Besinnung nahm.

„Erhebe dich, Belial, König der Hölle, und nimm deinen Platz an meiner Seite ein!“

Nur langsam drangen die Worte zu ihm durch und erweckten ihn aus seiner Ohnmacht. Wenige Sekunden zweifelte er daran, ob er den Satz wirklich gehört hatte oder ob er seinen Wunschträumen entstammte. Belial, der Herr von Sodom. Mächtigster Dämon nach Satan und Luzifer und Beherrscher von achtzig Fürstentümern der Hölle. Die Unterwelt hatte keinen Dämon erlebt, der ausschweifender, verkommener und mehr in das Laster verliebt war als er. Schön von Gestalt, doch abgrundtief widerwärtig und abstoßend in der Seele. Ja, er spürte, dass er sich endlich gefunden hatte. Er war Belial und die Welt wartete darauf, von ihm beherrscht und durchdrungen zu werden.

1. Kapitel

Der Fernseher befand sich im Wohnzimmer eines unspektakulären Reihenhauses. An den weißen Wänden hingen Erinnerungsstücke an Reisen in verschiedene Länder, ein paar Fotos eines jungen Paares ergänzten die Galerie. Die Möbel waren modern und stimmig angeordnet, so vermittelte der ganze Raum eine gemütliche Stimmung. Aus der Küche, die nicht vom Wohnzimmer abgetrennt war, drang ein leichter Geruch nach gedämpftem Fisch. Eine breite, in Erdfarben gehaltene Couch stand dem Fernseher gegenüber, darauf hatte sich Noah breitgemacht und verfolgte gespannt eine Sendung. Es handelte sich um den Beginn einer Dokumentation, in der ein klassisch gekleideter Mittvierziger mit leicht grau meliertem Haar und athletischer Figur soeben zu sprechen begann.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Sie herzlich zur heutigen Sendung von Kopernikus 2020, dem Wissensmagazin auf Kanal 41, willkommen heißen. Wir wollen uns heute dem Thema widmen, das die ganze Welt seit einigen Monaten in Atem hält: dem internationalen Terrorismus.

Noah drehte die Lautstärke auf und deaktivierte auf seinem Smartphone eine App, die den Raum über einen Lautsprecher mit sanfter Hintergrundmusik bespielt hatte.

Wir alle können uns noch an die grausamen Bilder der vernichtenden Anschläge im letzten Sommer erinnern, die am Abend des Finales der Fußballeuropameisterschaft die Welt erschütterten.

Bilder von toten Menschen, die vor dem Stade de France in Paris und an anderen Anschlagsorten in Europa lagen, wechselten sich mit Einblendungen von weinenden Hinterbliebenen ab, die in schneller Abfolge über den Bildschirm liefen und mit Städtenamen und Opferzahlen untermalt wurden.

Marseille 340, Nizza 269, Bordeaux 48, Lille 112, Metz 332, Rouen 712, Strasbourg 78, Saint-Denis 4.346, Köln 1.809, Düsseldorf 212, München 932, Genf 645, Zürich 1.207, St. Anton am Arlberg 18, Innsbruck 382, Salzburg 621, Wien 2.451, St. Pölten 312, Graz 431, Sterzing 71, Landeck 132, Verona 712, Treviso 390, Venedig 143, Udine 365, San Benedetto del Tronto 123, Lamezia Terme 48, Bari 221, Mondovì 31, Varese 512, Asti 143, Mailand 1.967, Genua 782.

Die Bilderfolge wurde unterbrochen und die Kamera schwenkte in einer Nahaufnahme auf den Moderator.

Die furchtbaren Anschläge, die Tausenden unschuldigen Sportfans auf grausamste Art und Weise das Leben kosteten, hinterließen eine tiefe Narbe der Angst und Verzweiflung in der gesamten westlichen Welt. Die Terrororganisation ISIS reklamierte umgehend die Anschläge für sich und feierte in den sozialen Medien mit Gleichgesinnten weltweit den entsetzlichen Anschlag im Herzen der westlichen Zivilisation.

Jetzt wurden Bilder von feiernden arabisch gekleideten Bartträgern auf umgebauten japanischen Pick-ups in der Wüste, die jubelnd mit ihren Kalaschnikows in den Himmel schossen, in schneller Folge mit den Bildern toter Menschen auf den unterschiedlichen Plätzen Europas gegengeschnitten.

Doch aus diesen Anschlägen erwuchs auch Gutes. Die Regierungen der freien Welt haben sich endlich dazu durchgerungen, ihre nationalen Interessen hinter das Allgemeinwohl zu stellen, und den Kampf gegen den Terror an die oberste Stelle ihrer politischen Agenden gesetzt. Wenige Tage nach den ersten Anschlägen wurde bereits die Charta von Paris von den meisten Staaten des Westens angenommen, die ein gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen die Bedrohung durch den internationalen Terror beinhaltete.

Diese Aussage wurde durch die Unterzeichnungszeremonie im Schloss Versailles begleitet. Die Staatsoberhäupter der Vereinigten Staaten von Amerika, von Russland, China, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Japan und Großbritannien unterzeichneten nacheinander die imposante Vereinbarung in einem großen, goldenen Buch, während im Hintergrund die Staatsmänner kleinerer Länder auf ihren Moment auf der weltpolitischen Bühne warteten. Im Anschluss reichten sich die selbst ernannten Führer der freien Welt die Hände und lachten zuversichtlich in die vielen Kameras der anwesenden Journalisten.

Die Länder einigten sich auf ein abgestimmtes Frühwarnsystem und eine strengere Überwachung der Onlineaktivitäten aller Bürger. Nur durch engmaschige Kontrollen könnten potenzielle Attentäter erkannt und außer Gefecht gesetzt werden, so der einstimmige Tenor der Unterzeichner. Auch stellte man sich der Problematik der großen Flüchtlingswellen, im Zuge derer viele Terroristen unerkannt nach Europa kamen, um dort ihre Netzwerke der Angst aufzubauen.

Jetzt wurden Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer gezeigt, in denen unzählige junge Menschen auf ihre Rettung durch die europäische oder italienische Marine warteten. Die Regisseure der Dokumentation fanden es dann wohl passend, einen harten Schnitt zu setzen und in eine Gebetsszene in einer Moschee irgendwo in Europa zu blenden und somit die Assoziation zu wecken, dass alle Moslems mit den Terroristen in Verbindung stünden. Noah runzelte die Stirn angesichts dieser radikalen Verbindung, die bewusst herbeigeführt wurde und in ähnlicher Form in letzter Zeit immer häufiger zu sehen war.

Der zweite Punkt der Vereinbarung beinhaltete eine vollständige Schließung aller Gebetsräume in Europa, in denen nachweislich extremistisches Gedankengut verbreitet wurde.

Jetzt zeigten die Filmemacher einen jungen, bärtigen Prediger, der von zwei Antiterror-Beamten aus einem kleinen Raum abgeführt wurde. Im Hintergrund waren protestierende und randalierende Anhänger des Predigers zu sehen, die von weiteren Beamten nur durch den Einsatz ihrer Schlagstöcke in Schach gehalten werden konnten. Was die Dokumentation verschwieg, war, dass die Polizei im Anschluss an solche Szenen Verhaftungen nur in Gebetsräumen des Islam durchführte, obwohl inzwischen auch in vielen Kirchen und Synagogen Gewalt verherrlichende Predigten gegen den jeweils anderen Glauben gehalten und das Volk von geübten Rhetorikern aufgestachelt und radikalisiert wurde.

Der dritte Teil der Vereinbarung war die Einrichtung von streng überwachten Hotspots in Libyen, Tunesien, Marokko, Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland, in denen große Areale mit hohen Zäunen abgeriegelt wurden und die ankommenden oder bereits anwesenden Flüchtlinge bis zur Bearbeitung ihrer Asylverfahren unter Aufsicht strenger Wachen mit landwirtschaftlicher Arbeit für ihren Unterhalt aufkommen mussten.

Noah schaltete den Fernseher aus und blieb in Gedanken versunken sitzen. Er konnte sich die Bilder, die jetzt sicher gezeigt würden, nur zu gut vorstellen. Nach der Vereinbarung hatte er selbst diese weitläufigen Internierungslager besucht. Als Folge der Anschläge hatte er endlich seine Position als führender Engel eingenommen und die Beratungstätigkeit des neuen EU-Präsidenten Roger Iverson angetreten. Er kam so dem Beispiel vieler seiner Vorgänger an der Spitze der Engelshierarchie nach, die an der Seite führender Politiker versucht hatten, ihren positiven Einfluss in der Welt auszubauen. Es war ihm gelungen, das Vertrauen des erfahrenen Politikers zu gewinnen, der sich durch einen kämpferischen Wahlkampf an die Spitze der neuen europäischen Führung katapultiert hatte. Noah hatte zu seinem Wahlkampfteam gehört und erkannt, dass Iverson ein Politiker mit moralischen Grundsätzen war, den er in die richtige Richtung lenken konnte. Zu Beginn seiner neuen Aufgabe war er von diesem beauftragt worden, die Einrichtung der Hotspots zu überwachen, deren operativer Aufbau an die jeweiligen Staaten delegiert worden war.

Zwar hatten sich alle europäischen Staaten im Zuge der Charta von Paris darauf geeinigt, viele nationale Kompetenzen abzugeben und eine neue, starke europäische Regierung zu unterstützen, die über Länderinteressen hinweg die Verfolgung des Terrors koordinieren sollte, doch war dieser Übergang nicht unumstritten: In vielen Ländern regten sich populistische wie nationalistische Kräfte, die die Macht wieder in ihre Staaten holen wollten und die Anweisungen der europäischen Regierung nur halbherzig umsetzten, im schlimmsten Fall sogar boykottierten. So hatte Noah bei seinen Besuchen der Hotspots Situationen erlebt, die mehr den Zuständen in einem Konzentrationslager ähnelten als einer betreuten Flüchtlingseinrichtung – Tausende mangelernährte Männer und Frauen wurden von sadistischen Aufsehern gequält, geschlagen und in einigen Fällen sogar willkürlich getötet. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es in solchen Lagern zu Aufständen kommen musste. Im größten Lager in Lampedusa und in einem kleineren Lager in Perpignan, einer französischen Stadt an der Grenze zu Spanien, konnten die Aufstände nicht niedergeschlagen werden und die Sicherheitskräfte sahen sich gezwungen, den Rückzug aus den Lagern anzutreten. Als sich die verzweifelten und ausgehungerten Lagerinsassen an die Zäune warfen und auszubrechen versuchten, wussten sich die Armeen nicht anders zu helfen, als in die Menge zu feuern und eine Spur aus Blut und Tod zu hinterlassen.

Bei dem Massaker in Lampedusa war Noah zufällig anwesend gewesen, doch auch er konnte die Generäle trotz seiner Engelskräfte nicht dazu bewegen, mit den Flüchtlingen in Verhandlung zu treten, zu verseucht schienen sie von der dunklen Gewalt zu sein, die Noah immer stärker auf der Erde wahrnahm. Sie befanden sich im Krieg und seine Widersacher schlugen mit unverhohlener Brutalität zu. Es wurde für ihn fast täglich schwieriger, Menschen in der Politik zu finden, die sich für die gute Seite erwärmen ließen und für das Licht empfänglich waren. Umso wichtiger war der Zugang zu Iverson, der ihm Begegnungen mit vielen Politikern, zumindest in Europa, ermöglichte.

„Was schaust du so grimmig? Du sollst doch diese Dokus nicht ansehen, du weißt das doch alles schon und nachher bist du immer stundenlang am Grübeln.“

Er hatte gar nicht gemerkt, dass Mirjam, seine wunderschöne Gefährtin, das Wohnzimmer betreten hatte. Wie immer verschlug es ihm fast den Atem, wenn er sie erblickte, denn obwohl sie heute nur eine schlichte kurze Hose und ein weites T-Shirt trug, sah sie in seinen Augen einfach nur fantastisch aus. Verstärkt wurde das von dem leichten Lavendelgeruch, der sie umhüllte und nach dem Noah in den Jahren ihrer Beziehung fast süchtig geworden war.

„Ich weiß, Schatz, aber ich versuche immer noch zu verstehen, was wir in den letzten Monaten falsch gemacht haben.“

Mirjam setzte sich auf seinen Schoß und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Warum suchst du die Schuld immer noch bei dir? Du weißt, dass die Welt es nur dir zu verdanken hat, dass sie überhaupt noch existiert, mein großer Erleuchter.“

Noah antwortete nicht, dachte aber kurz an sein letztes Abenteuer zurück, als er buchstäblich in letzter Sekunde eine bedrohliche Verschwörung verhindert hatte, die ihm, seiner Geliebten und wahrscheinlich allen Engeln auf der Welt das Leben, den Menschen aber die Freiheit gekostet hätte.

„Ich weiß, aber die Terroranschläge haben wir nicht verhindern können. Sonst wären wir nicht in dieser Situation.“

Mirjam blickte ihn schuldbewusst an.

„Daran können wir nichts mehr ändern. Wir müssen versuchen, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, das ist das Einzige, was wir tun können.“

Wie so oft hatte Mirjam recht. Seit ihrem letzten Abenteuer standen sie sich so nahe wie nie zuvor und sie war zu seiner engsten Beraterin geworden. Alles, was er in seinem Kopf wälzte, teilte er mit ihr, und oft brachte sie ihn dazu, die Dinge mit anderen Augen zu sehen oder festgefahrene Situationen aus anderen Blickwinkeln zu beleuchten und unkonventionelle Lösungen zu finden.

„Natürlich, aber es regt mich trotzdem immer noch auf.“

Mirjam gab ihm erneut einen Kuss, diesmal auf den Mund, und erhob sich dann wieder, ging an den Herd, auf dem, ebenfalls von Noah unbemerkt, ein Topf mit einem Eintopf stand und vor sich hin köchelte. Daher stammte also der leichte Fischgeruch, und jetzt merkte er, wie hungrig er war.

„Essen ist gleich fertig, das bringt dich auf andere Gedanken. Ich koche hier fertig, deck du bitte inzwischen den Tisch und sag deiner Mutter Bescheid.“

Obwohl Noah und Mirjam nun schon seit einigen Jahren ein Paar waren, lebten sie immer noch im Haus seiner Mutter Sophie in St. Martin in Passeier. Kurz nach den Anschlägen war Noah zu beschäftigt gewesen, um nach einer neuen Bleibe zu suchen, und inzwischen war es Mirjam sogar recht, wenn sie nicht auszogen, da sie sonst sehr oft allein zu Hause wäre, wenn Noah Iverson auf Konferenzen oder zu politischen Besuchen begleitete.

Ohne Widerrede erhob sich Noah, deckte den Tisch und rief seine Mutter, die langsam auf die fünfzig zuging, aber immer noch eine attraktive Frau war, auch wenn das Strahlen in ihren Augen seit dem Tod ihres Mannes, Noahs Vater, nie mehr vollständig zurückgekehrt war.

„Mmh, was gibt es denn heute Köstliches? Hast du wieder deinen speziellen Fischeintopf gekocht, Mirjam, Schätzchen?“

Noahs Mutter war soeben erst von ihrer Schicht im Krankenhaus Meran zurückgekehrt. Es war bereits 14 Uhr, doch Mirjam und Noah hatten es sich angewöhnt, auf Sophie zu warten, sodass sie zumindest ab und zu gemeinsam speisten.

„Ja, Sophie, aber so speziell ist er nicht. Einfache Fischfiletstücke, Rucola, Tomaten, Kartoffeln und ein paar spezielle Gewürze, aber es freut mich, wenn er dir schmeckt.“

Sie setzten sich an den Tisch und aßen schweigend das vorzügliche Gericht.

„Hat dieser Iverson auf Lampedusa etwas ausrichten können? Wird das Lager jetzt geschlossen oder durch die EU geführt?“

Noah kannte die politische Neugier seiner Mutter und gab ihr Informationen weiter, die eigentlich streng geheim waren, da er wusste, dass sie nichts davon an Dritte verraten würde.

„Nein, die Italiener sträuben sich dagegen, auch wenn sie beim Niederschlagen des Aufstandes keine gute Figur gemacht haben. Aber seit der MoVimento 5 Stelle die Macht übernommen hat, ist es schwierig, mit den führenden Persönlichkeiten sachlich zu diskutieren. Aldo Giacomelli, der neue Ministerpräsident, ist mehr daran interessiert, seine populistischen Wahlversprechen einzulösen, als die Probleme an der Wurzel zu packen.“

Sophie nickte nachdenklich.

„Das ist allerdings keine gute Entwicklung in unserem Land. Mir kommt es fast so vor, als hätte ich ein paar der ‚neuen‘ Schlagwörter schon zu meiner Schulzeit im Geschichtsunterricht gehört. Italien zuerst. Nur ein starkes Italien kann sich vor dem Ansturm der Feinde wehren, der Fortbestand der italienischen Rasse muss unter allen Umständen garantiert werden usw. Das erinnert mich doch stark an die Faschisten vor dem Zweiten Weltkrieg.“

„Psst, Sophie, nicht so laut, wir haben unsere Handys hier im Raum. Nicht, dass noch jemand mithört.“

Nach der Unterzeichnung der Charta von Paris hatten die meisten Regierungen ihren Geheimdiensten Sonderbefugnisse erteilt, besonders was die bisher strengen Regeln zum Abhören von Telefongesprächen potenzieller Gefährder betraf. Heute durften sich Anti-Terror-Jäger ohne richterliche Erlaubnis in jedes elektronische Gerät hacken und die Kommunikation mitverfolgen. Es war ein offenes Geheimnis, dass inzwischen auch Handys als Wanzen verwendet werden konnten, die Zusammenarbeit mit den Herstellern von Smartphones war so weit gereift, dass die staatlichen Stellen Zugang zu den Mikrofonen aller Geräte hatten.

„Entschuldigt, daran habe ich nicht gedacht, aber ich glaube nicht, dass jemand bei uns spioniert, wo doch mein kleiner Noah Berater unseres EU-Präsidenten ist.“

„Sei dir da nicht zu sicher“, antwortete Noah. „Wir können niemand mehr trauen. Es gibt kein Gleichgewicht mehr auf der Welt. Ich spüre in letzter Zeit immer häufiger, dass die dunkle Seite noch stärker wird. Ich fühle, dass etwas Großes im Busch ist, und ich werde fast wahnsinnig, weil ich keine Ahnung habe, um was es sich dabei handelt.“

„Mach dich nicht verrückt, du arbeitest so schon fast ununterbrochen am Neuaufbau unserer Familie. Mehr geht nicht.“

Mirjam hatte zwar recht, seit den Anschlägen war er tatsächlich täglich damit beschäftigt, nach Kandidaten für die vakanten Stellen in ihrer Engelshierarchie zu suchen, versprengte Mitglieder ihrer Familie zu finden und mit den anderen Engeln der oberen Sphären Strategien für die Rettung der Welt auszuarbeiten, doch hatte er das Gefühl, dass das bei Weitem nicht ausreichte, um der drohenden Gefahr entgegenzuwirken.

„Was, wenn das nicht genug ist? Was, wenn ich zu schwach bin? Was, wenn ich nicht der Engel bin, den es hier und jetzt braucht?“

Niemand antwortete und eine fast peinliche Stille breitete sich im Raum aus.

„Wahrscheinlich bin ich nicht der Einzige, der sich diese Fragen stellt“, dachte er bei sich, wurde jedoch sofort von Mirjam unterbrochen, die seine Gedanken wie immer mithörte.

„So etwas darfst du nicht einmal denken. Das wäre der erste Schritt zur Resignation!“

Noch bevor Noah auf diesen Einwand eingehen konnte, klingelte sein Telefon. Er schaute auf das Display und erkannte die Nummer.

„Entschuldigt mich, die Arbeit.“

Mirjam nickte nur kurz und wandte sich wieder Sophie zu. Die beiden Frauen begannen sich über ihre Arbeit zu unterhalten. Da sie beide als Krankenschwestern im Krankenhaus Meran arbeiteten, gingen ihnen nur selten die Gesprächsthemen aus. Noah ging in sein Arbeitszimmer, schloss die Tür hinter sich und nahm erst dann den Anruf entgegen.

„Hannah? Das ist ja Monate her.“

Hannah war ein wunderschöner junger Engel, dem Noah bei seinem letzten Abenteuer sehr nahegekommen war. Zumindest näher, als es Mirjam recht gewesen war. Und obwohl er sich auf keine Affäre mit der hübschen Verführerin eingelassen hatte und sie inzwischen als Seraph ihren Platz in der Engelshierarchie eingenommen hatte, war Mirjam immer noch nicht allzu gut auf ihre einstige Rivalin zu sprechen. Noah hatte im Rahmen seiner Arbeit sporadisch mit ihr zu tun gehabt, doch normalerweise arbeitete jeder von ihnen in einem anderen Territorium und sie sahen sich nur zu den vierteljährlichen Abstimmungsgesprächen, die Noah als neuer oberster Erleuchter eingeführt hatte. Früher nutzten die Seraphim, wenn einer von ihnen in Gefahr war, andere Methoden. Es waren keine solchen Meetings notwendig gewesen, sondern die anderen hatten gespürt, wenn sie gebraucht wurden, und hatten über uralte Kommunikationskanäle Kontakt zueinander aufgenommen. Diese Fähigkeit hätten sie wahrscheinlich auch heute noch, benutzten sie aber nicht mehr. Vielleicht ging es den anderen wie Noah und sie brauchten ab und zu den persönlichen Austausch mit Leidensgenossen, denn sie alle waren jung und erst seit den Anschlägen in ihrer verantwortungsvollen Position. Dass einer von ihnen sich telefonisch meldete, kam trotz der modernen Kommunikationsmöglichkeiten sehr selten vor und machte Noah stutzig.

„Hallo, Noah, ja, allerdings, aber ich rufe dich nicht wegen eines Small Talks an, sondern im Auftrag meines neuen Vorgesetzten Alfredo Giacconi, der unser Gespräch mithört und ein Anliegen an dich hat. Ich glaube, ihr kennt euch, oder?“

Das erklärte den geschäftsmäßigen Ton, den Hannah angeschlagen hatte. Noah kannte den Abgeordneten Giacconi. Er war Europaparlamentarier aus Italien und inzwischen Vorsitzender des Partito Democratico, der Partei des ehemaligen Ministerpräsidenten, die nach den Anschlägen aus der Macht und in die Opposition gedrängt wurde. Giacconi war Noah als nüchterner, sympathischer junger Mann in Erinnerung, der sich auf dem politischen Parkett elegant zu bewegen wusste.

„Guten Tag, Herr Abgeordneter. Nun ja, Hannah, kennen wäre ein großes Wort, wir haben uns ein paar Mal bei Empfängen in Brüssel letztes Jahr getroffen, wenn ich mich richtig erinnere. Was kann ich für euch tun?“

„Entschuldige, dass wir dich so überfallen, aber Alfredo möchte sich unbedingt mit Präsident Iverson treffen, um mit ihm über ein wichtiges Projekt für Italien zu diskutieren. Das Ganze müsste aber auf inoffiziellem Wege erfolgen, weil die Regierung ein solches Treffen als Einflussnahme Europas auf die italienische Politik werten würde, und wir wollen den politischen Hardlinern keinen Vorwand liefern, sich aus den Verpflichtungen der Charta von Paris zu lösen.“

Hannah sprach mit der Selbstverständlichkeit einer langjährigen Beraterin, auch wenn sie erst vor wenigen Monaten in den politischen Dienst getreten war.

„Okay, das ist zwar schwierig, aber ich werde versuchen, etwas zu arrangieren“, antwortete Noah. Jetzt schaltete sich Giacconi aus dem Hintergrund ins Gespräch ein.

„Ich schlage vor, dass das Treffen nicht in Italien, sondern in einem neutralen Land, vielleicht in der Schweiz, stattfindet. Denken Sie, das ist machbar?“

Auch wenn Noah den Wunsch nicht unbedingt nachvollziehen konnte, antwortete er: „Ich telefoniere mit Iverson und gebe Ihnen Bescheid. Erreiche ich Sie über diese Nummer?“

„Ja, das ist die meiner Beraterin, Sie können sie jederzeit anrufen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

„Es war schön, deine Stimme wieder einmal zu hören“, schloss Hannah das Gespräch.

„Ja, das fand ich auch. Auf Wiedersehen, Abgeordneter Giacconi! Mach’s gut, Hannah!“

Er beendete das Gespräch und fixierte mehrere Sekunden das Display. Was machte Hannah bei diesem Abgeordneten? Und warum genau dieser Giacconi? Warum hatte sie nicht versucht, den Staatschef eines wichtigen Landes auf ihre Seite zu bekommen, wie sie es eigentlich bei ihrem letzten Treffen vereinbart hatten? Mitten in seine Überlegungen hinein klingelte erneut sein Handy und Hannahs Nummer leuchtete auf.

„Hallo? Haben wir etwas vergessen?“

„Sorry, Noah, ich bin jetzt allein, Alfredo ist gerade zu einem Termin gegangen. Ich denke, er kann uns helfen.“

„Wie soll uns der Anführer einer machtlosen Oppositionspartei, noch dazu aus Italien, das auf weltpolitischer Ebene nicht unbedingt in der ersten Reihe kämpft, helfen können? Hannah, ich möchte nichts falsch interpretieren, aber bist du sicher, dass es hier nur um unsere Sache geht?“

Das Schweigen auf der anderen Seite bestätige Noahs Verdacht. Giacconi war eine überaus attraktive Erscheinung und Hannah war stets für die Verlockungen des anderen Geschlechts empfänglich gewesen.

„Noah, vergiss nicht, dass wir unsere Gedanken auch über Smartphones hören können, und ich muss sagen, dass mich deine Sichtweise etwas schockiert.“

Noah errötete, was Hannah aber durch das Telefon zum Glück nicht sehen konnte.

„Aber ich kann dir nicht einmal böse sein, denn du hast nicht ganz unrecht. Alfredo ist wirklich eine stattliche Erscheinung, sympathisch und zuvorkommend. Doch ob du es mir glaubst oder nicht, das war nicht der Grund, warum ich mich entschlossen habe, ihn zu unterstützen. Ich habe etwas Besonderes gespürt, als ich in seiner Nähe war. Er strahlt eine unglaubliche Ruhe und Entschlossenheit aus und ich habe bisher noch nie falsch gelegen, wenn ich mich auf meinen Instinkt verlassen habe.“

„Ich wollte dir auch nichts unterstellen. Ich bin nur besorgt wegen der aktuellen Weltsituation. Ich habe das Gefühl, dass uns die Kontrolle entgleitet. Geht es dir nicht auch so?“

Auf der anderen Seite entstand eine kurze Pause, dann sprach Hannah weiter: „Ja, und genau deswegen habe ich beschlossen, auf meine Gefühle zu vertrauen. Und die sagen mir, dass Alfredo der richtige Mann ist, vielleicht sogar der Mann, der uns allen helfen kann. Bitte!“

Sie machte eine weitere kurze Pause, dann wurde ihr Ton immer drängender: „Bitte, Noah, organisiere den Termin und versuche, auch daran teilzunehmen. Ich möchte, dass du dir selbst ein Bild von ihm machst und mir danach sagst, ob du es auch spürst oder ob ich nur eine dumme, kleine Göre bin, die ihre Hormone nicht unter Kontrolle hat.“

„Das habe ich nie gesagt“, protestierte Noah, wurde aber sofort von Hannah unterbrochen.

„Aber gedacht. Doch mach dir deswegen keine Sorgen, ich hätte an deiner Stelle dasselbe gedacht, und es ist unsere Aufgabe, den Dingen auf den Grund zu gehen. Organisiere das Treffen und wir haben endlich wieder einmal die Gelegenheit, uns zu sehen. Ciao.“

Ohne auf seine Antwort zu warten, legte Hannah auf. Noah war sich trotz allem nicht sicher, ob Hannah ihm seine Gedanken übelnahm, konnte ihrer Argumentation aber nicht widersprechen. Engel hatten einen sechsten Sinn, der ihnen dabei half, verborgene Talente aufzuspüren oder das Wirken des Lichts oder der Dunkelheit bei anderen Menschen zu erkennen. Insofern war es sogar seine Pflicht, dem Wunsch seiner Seraphim-Kollegin nachzukommen. Bevor er es sich anders überlegen konnte, wählte er die Nummer seines Chefs und wartete auf das Freizeichen. Nach dem ersten Klingeln nahm Iverson das Gespräch bereits an.

„Hallo, Seraph, es ist Wochenende, eigentlich sollten Sie mit Ihrer bezaubernden Frau die Freizeit genießen und nicht so einen alten Knacker wie mich anrufen. Was ist los?“

„Herr Präsident, entschuldigen Sie die Störung, aber es geht um eine dringende Angelegenheit.“

„Ich dachte mir schon, dass Sie mich nicht anrufen, um mit mir über das Wetter zu diskutieren. Schießen Sie los.“

„Danke, Herr Präsident. Es geht um den Abgeordneten Giacconi.“

„Giacconi? Warten Sie, ich gehe in mein Arbeitszimmer.“

Noah hörte Kinderstimmen im Hintergrund. Iverson hielt sich an den Wochenenden meist in seinem Wochenendhaus im Süden Londons auf und verbrachte dort die wenigen freien Stunden, die er als Politiker hatte, mit seinen Kindern. Wenn es das Wetter zuließ, gingen sie in den nahe gelegenen Park. Trotz seines wichtigen Amtes war er erst Anfang fünfzig und hatte eine fünfunddreißigjährige Frau und zwei Kinder, die sich noch im Vorschulalter befanden. Noah hörte, wie Iverson sich bei ihnen abmeldete und nach kurzer Zeit die Geräuschkulisse verstummt war.

„So, Seraph, jetzt können Sie sprechen.“

„Also, Herr Präsident, Abgeordneter Giacconi hat mich soeben angerufen und um ein dringendes Treffen mit Ihnen gebeten. Seine Beraterin meinte, er wolle mit Ihnen über ein wichtiges Projekt für Italien diskutieren und es sei sehr dringend. Können Sie sich darauf einen Reim machen?“

Noah hörte Iversons lauten Atem. Der Präsident schien das Gesagte wirken zu lassen und antwortete erst nach einigen Sekunden: „Ja, ich denke, ich weiß, was das zu bedeuten hat. Ehrlich gesagt, ich habe schon länger auf diesen Anruf gewartet. Giacconi scheint sich endlich entschieden zu haben. Der Alte hat ihn also doch noch umgestimmt.“

„Wie meinen Sie das, Herr Präsident, ich verstehe nicht ganz.“

„Ach, habe ich das laut gesagt? Vergessen Sie es einfach. Es wird Zeit, dass ich Ihnen Giacconi vorstelle. Hat er einen Wunsch für den Ort unseres Treffens genannt?“

„Ja, die Schweiz oder ein anderes neutrales Land. Das Treffen sollte auf jeden Fall inoffiziell stattfinden.“

„Inoffiziell … hm … verstehe. Das ist wohl auch besser so. Seraph, sagen Sie Giacconi, ich möchte ihn am kommenden Montag um 16 Uhr am Sitz der UBS-Bank in Zürich treffen. Der Generaldirektor ist ein guter Freund von mir und wird uns unerkannt in einen Besprechungsraum führen. Seien Sie auch dort, ich möchte, dass Sie bei diesem Treffen dabei sind. Sonst noch was?“

Auch wenn er ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte, notierte er sich Datum und Ort des Treffens, um die Informationen an Hannah weiterzuleiten.

„Nein, das ist alles. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie noch ein schönes Wochenende.“

„Danke, Seraph, Ihnen auch, und kümmern Sie sich um Ihre reizende Frau, bevor es ein anderer tut. Die nächsten Wochen werden nicht einfach, und ich denke, Sie werden nicht viel Gelegenheit haben, zu Hause in Ihrem wundervollen Passeiertal zu sein.“

„Danke, Herr Präsident, ich werde mein Bestes tun. Bis Montag.“

Noah unterbrach die Verbindung. Er überlegte, ob er Hannah anrufen sollte, entschied sich aber dagegen, sondern sandte ihr stattdessen eine WhatsApp-Nachricht mit Treffpunkt und Uhrzeit. Kurzerhand später erschien ihre Antwort.

Perfekt, werde da sein. Freue mich, dich wiederzusehen. Bis bald.

Wenige Augenblicke fühlte sich Noah wieder wie ein Schuljunge, eine Reaktion, die Hannah seit ihrer ersten Begegnung immer wieder in ihm auslöste. Schnell rief er sich zur Raison und verließ das Arbeitszimmer. Mirjam und seine Mutter diskutierten immer noch über die neuesten Entwicklungen in der Verwaltung des Krankenhauses und er war sich sicher, dass ihnen seine längere Abwesenheit gar nicht aufgefallen war. Sofort strafte ihn seine Mutter Lügen.

„Da bist du ja endlich. Ich dachte, du hast dieses Wochenende frei? Mirjam sollte sich an solchen Tagen nicht mit ihrer alten Schwiegermutter beschäftigen müssen, sondern die Zeit mit dir genießen. So oft bist du ja nicht hier.“

Sie blickte Noah vorwurfsvoll an und unterstrich ihren gut gemeinten Rat mit einer tadelnden Geste ihres Zeigefingers.

„Was habt ihr denn heute alle? Hast du dich mit Herrn Iverson abgesprochen?“

„Iverson? Hat dich dein Chef angerufen?“, fragte Mirjam neugierig. „Ich habe gerade mit ihm telefoniert. Ich muss Montagmorgen kurzfristig in die Schweiz zu einem Treffen mit einem italienischen Politiker. Er möchte mich da unbedingt dabeihaben, hat mir aber aufgetragen, mich den Rest des Wochenendes um meine bezaubernde Frau zu kümmern.“

Mirjam strahlte ihn an.

„Das hat er nicht, das ist jetzt von dir.“

„Nein, das hat er gesagt, wortwörtlich. Und ich werde mich streng an die Befehle meines Chefs halten.“

Er näherte sich Mirjam und schloss sie in seine Arme.

„Was hältst du davon, wenn wir unsere Sachen packen und eine kleine Wanderung machen würden? Wir könnten in einer Schutzhütte übernachten und hätten morgen noch den ganzen Tag Zeit für eine Bergtour. Ich muss erst Montagfrüh los.“

„Um dich heute Nacht in einem Matratzenlager mit einer Horde schwitzender Bergsteiger zu teilen? Nein, auch wenn der Gedanke verlockend ist, ich möchte dich mit absolut niemand teilen, heute gehörst du nur mir, mein Guter.“

„Mirjam! Doch nicht vor meiner Mutter.“

Noahs Empörung war gespielt und am Grinsen seiner Mutter erkannte er, dass sie sie ihm nicht abkaufte.

„Noah, Liebes, ich war auch mal jung und hatte einen Mann, der ein absolut fantasievoller Liebhaber war. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es für Mirjam ist, so selten verwöhnt zu werden. Ein Vibrator ist auf Dauer auch nur ein spärlicher Ersatz, außer für alte Frauen, die keine neuen Abenteuer mehr eingehen wollen.“

„Mutter!“

Diesmal war seine Empörung echt. Es gab Dinge, die wollte auch ein Seraph nicht über seine Mutter wissen, und die gebündelten Informationen ihres letzten Satzes waren eindeutig zu viel für ihn. Er musste ein selten dämliches Gesicht aufgesetzt haben, denn beide Frauen begannen fast gleichzeitig lauthals zu lachen.

„Was ist jetzt bitte komisch?“

„Ach, Noah, es ist nur lustig zu sehen, dass auch der mächtigste Seraph auf Erden tief in seinem Herzen ein schüchterner, kleiner Junge geblieben ist. Bewahre dir das, mein Sohn, es ist der Schlüssel zum Glücklichsein.“

Noah schmollte noch eine Weile, holte sich dann ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich in den Garten. Es war Ende Mai und die Sonne war bereits sehr stark. Gedankenverloren blickte er in die Ferne und dachte über die bevorstehende Woche und das Treffen mit Giacconi nach. Als er kurz durch die große Balkontür nach innen schaute, sah er, wie Mirjam versuchte, aus einem Hängeschrank in der Küche eine Packung Kekse herauszunehmen, was ihr nur mit Mühe gelang. Sie hatte sich nach dem Essen umgezogen und trug ein helles, eng anliegendes T-Shirt und äußerst knappe Hotpants, in denen ihre Rundungen sehr gut zur Geltung kamen. Plötzlich dachte er nicht mehr an das Treffen mit Giacconi, sondern nur noch an den heutigen Abend, an dem er, wie von Mirjam gewünscht, nur ihr gehören würde.

2. Kapitel

Belial beobachtete seinen Gesprächspartner. Auch er hatte an seiner Erweckung teilgenommen und ganz in seiner Nähe gesessen, als sie die Überreste seiner Opfergabe verspeist hatten. Er hatte stets seine Nähe gesucht, auch bevor er erweckt worden war, und hatte sich im Kreise der Obersten stets als sein väterlicher Freund und Mentor erwiesen. Bereits am Abend seiner Erhebung hatte er ihn zur Seite genommen und zu einem Treffen eingeladen. Belial hatte sich am Anfang keinen Reim darauf machen können, jetzt aber, als er sah, wo sie sich befanden und mit wem sie sich treffen sollten, verstand er die Beweggründe seines Weggefährten. Hier konnte er erstmals seine neuen Fähigkeiten demonstrieren. Dies würde seine erste Prüfung sein, seine erste richtige Aufgabe, die ihn als legitimen Fürsten der Dunkelheit auszeichnen sollte.

Seine Aufgabe war einfach, er musste ihr Gegenüber durch seine überzeugende Art und sein gewinnendes Wesen auf ihre Seite bringen. Sie wollten ihm nicht mit ihrer dunklen Kraft drohen, die Gefahr, dass er sich dann jemand anvertrauen würde, war einfach zu groß. Sie konnten ihren Plan nicht von den Launen eines Sterblichen abhängig machen und mussten ihn auf den klassischen Wegen gewinnen, die ihre Familie seit jeher beherrschten: durch Manipulation, Intrige und Verführung. Und wer konnte dazu geeigneter sein als er, Belial, der Meister der Täuschung.

In seiner menschlichen Hülle war er ein geschätzter und berühmter Mann und sein Gesicht öffnete ihm beinahe jede Tür. Doch auch sein Mentor war ein Prominenter und es gab kaum jemand, der beiden zusammen Einhalt gebieten konnte. So war es auch heute, und obwohl sie keinen Termin hatten, wurden sie ohne lästiges Nachfragen in einen Besprechungsraum gebeten, wo sie auf ihre Zielperson warten sollten und den Belial nun interessiert betrachtete. Es handelte sich mehr um ein Labor als um einen Besprechungsraum im eigentlichen Sinne. Die Wände waren aus Glas und man konnte durch sie hindurch auf mehrere Arbeitsplätze blicken, an denen Menschen in weißen Laborkitteln und mit Masken an hochtechnologischen Gerätschaften hantierten. Sie befanden sich im Herzen des drittgrößten Pharmakonzerns der Welt und warteten auf den Besitzer der Aktienmehrheit oder, besser gesagt, auf das Oberhaupt der Familie, die diese Aktienmehrheit innehatte. Das Oberhaupt stand gleichzeitig dem Unternehmen als CEO vor.

„Er lässt uns warten“, brummte sein Mentor ungeduldig, doch Belial hatte nichts anderes erwartet.

„Er denkt, er muss uns zeigen, dass er wichtiger ist als wir, auch wenn wir prominenter sind.“

Diese Hinhaltetaktik wurde in der Wirtschaft oft verwendet und stand in jedem Lehrbuch für taktische Verhandlungstricks. Allerdings schien ihr Gesprächspartner nicht vorzuhaben, diese Taktik überzustrapazieren. Nach wenigen Minuten erschien er in der Tür, begleitet von einer jungen Sekretärin in Bleistiftrock und weißer Bluse, die ihrem Chef wie ein kleiner Pudel folgte und geschäftig etwas auf einen Notizblock kritzelte.