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Als der

Trecker kam

und das Pferd verschwand

Landwirte erinnern sich

Marion Wilk und Ernst Matthiesen (Hrsg.)

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IMPRESSUM

2. Auflage 2019

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Informationen in diesem Buch wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Alle Empfehlungen sind ohne Gewähr seitens des Autors oder des Verlegers, der für die Verwertung dieser Informationen jede Verantwortung ablehnt.

Herausgeber: Thomas Richter

ISBN 978-3-7843-5608-2
eISBN 978-3-7843-9222-6

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Damals der ganze Stolz des bäuerlichen Familienbetriebes: ein echter eigener Fahr, mit dem bequem gearbeitet werden konnte.

INHALT

VORWORT

Warum dieses Thema?

Warum diese Protagonisten?

Warum dieses Buch?

DIE LANDWIRTE

Hermann Dieck

Heinrich Fricke

Rudolf Schwarting

DIE PFERDE

Pferde als Arbeitstiere

Arbeitspferde als Freizeitpartner

DER GROSSE WECHSEL

Der erste Trecker

Mit Trecker und Tier

Der Trecker im Dorf

Frauen auf dem Trecker und dem Hof

Die Treckertechnik geht voran

Von der Maschinengemeinschaft zum Maschinenring

Fazit der Zeitzeugen

Danksagung

Die Autoren

VORWORT

WARUM DIESES THEMA?

Der Trecker hat die Landwirtschaft revolutioniert. Waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts starke Pferde noch unentbehrlich, setzte sich in der 1950er Jahren die Vollmotorisierung durch: Es gab so viele verschiedene Marken und Zulassungen wie nie! Was aber hat dieser Wechsel für die einzelnen Landwirte bedeutet – welche Veränderungen gab es auf ihrem Hof, und welche Herausforderungen mussten sie meistern, um mit dieser neuen Technik fertig zu werden?

Das wollten wir – als Journalisten, Autoren und Filmemacher – angesichts der gegenwärtig sich rasant verändernden Agrarwirtschaft genauer wissen. Immerhin leben wir seit 2013 selbst auf dem „platten Land“ in der norddeutschen Elbe-Weser-Region, umringt von Wiesen und Ackerflächen, mit Kühen am Gartenzaun und Bauern in der Nachbarschaft (mit denen wir oft und gern ins Gespräch kommen). Frei nach dem Motto „Je mehr man von etwas weiß, desto größer wird das Interesse“ haben wir deshalb eine ausgeprägte Affinität zur bäuerlichen Landwirtschaft entwickelt – auch was ihren historischen Kontext anbetrifft.

Doch um Antworten auf unsere Fragen zu finden, die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis Ende der 1950er Jahre ihren Ausgangspunkt haben, mussten wir zunächst auskunftsfreudige Zeitzeugen suchen – und von denen gibt es nicht mehr allzu viele! Nach intensiver Recherchearbeit haben wir drei Landwirte gefunden, die bereit waren, sich mit uns auf das Thema einzulassen. Sie erinnern sich im vorliegenden Buch begeistert und mit viel Kenntnisreichtum und Humor an ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit den Pferden und ersten Schleppern auf ihrem Hof.

Die Erzählungen der Landwirte erwecken die damalige Zeit nicht nur wieder zum Leben – sie sind auch sehr beeindruckend. Und so kann man gar nicht genug Hochachtung haben, wenn man sich klarmacht, unter welch schwierigen Verhältnissen so viele Menschen zu jener Zeit auf dem Land gelebt und gearbeitet haben – zumal sie es waren, die mit ihrer Hände Arbeit die Gesellschaft größtenteils mit Lebensmitteln versorgten.

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Die enorme Leistung der Landwirte vor der Mechanisierung ist heute kaum vorstellbar – auch wenn ihre Produktivität mit späterer Technik nicht vergleichbar ist.

Das, so meinen wir, sollte nie vergessen werden – schon gar nicht in Zeiten wie diesen, in denen das Thema „Landwirtschaft“ sehr hitzig und kontrovers diskutiert wird: Gerade weil die gegenwärtigen Strukturen, Bedingungen und Zielvorgaben im Agrarsektor sich in keinster Weise mehr vergleichen lassen mit denen der 1950er Jahre, könnte es für die drängenden Probleme und zukünftige Lösungen in der Landwirtschaft vielleicht hilfreich und sinnvoll sein, einmal inne zu halten, sich zu besinnen und einen größeren Bogen zu schlagen, um eine andere Sicht auf die Dinge zu erlangen.

Kein Zweifel: Der technische Fortschritt hat viel Positives für die Landwirtschaft gebracht. Aber er verschärft auch massiv den Strukturwandel und den Anpassungsdruck auf die Betriebe (Stichwort „Wachsen oder Weichen“), die immer kostengünstiger produzieren sollen und wie nie zuvor einem gnadenlosen Preisdruck der Lebensmittelkonzerne ausgesetzt sind. Dies führt teilweise zu Entwicklungen, die mit Blick auf das Tierwohl und den schonenden Umgang mit Natur und Umwelt problematisch erscheinen und auf Dauer so nicht weitergehen können.

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Bei der Grasmahd waren auch schon einmal zwei Gespanne auf dem Schlag, um das gute Wetter zu nutzen. Schließlich diente Heu als wichtiges Futtermittel für das Vieh und die Pferde.

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Ein längst verschwundenes „Hand-Werk“ im wahrsten Sinne des Wortes: Um 1950 wurden die Kartoffeln noch manuell sortiert – heute undenkbar!

Gleichzeitig sehen sich die bäuerlichen Betriebe, die für die Gesellschaft einen vielfachen und unschätzbaren, jedoch völlig verkannten Wert besitzen, einer unlösbaren Aufgabe gegenüber: Auf der einen Seite werden sie in der Öffentlichkeit oft beschimpft, beleidigt oder angefeindet, auf der anderen Seite können sie mit den immer neuen bundes- und EU-weiten Auflagen und Reglementierungen sowie dem knallharten Wettbewerb kaum noch mithalten. Und so gibt es mittlerweile immer weniger von ihrer Art – das ist nicht nur katastrophal für die betroffenen Familienbetriebe selbst, sondern auch für den gesamten ländlichen Raum: Das „Bauernsterben“ lässt schließlich auch ganze Dörfer und Landstriche aussterben, mit vielfachen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen.

Nicht nur die Politik, auch die Gesellschaft (und das meint jeden Einzelnen) muss sich angesichts dieser Entwicklungen fragen, was Landwirtschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eigentlich leisten kann und lassen soll, was sinnvoll und nachhaltig wäre – und wie man in Zukunft mit denjenigen umgehen will, die Tag für Tag im Stall und auf dem Acker schuften: den Landwirten.

Insofern ist es uns wichtig, mit diesem Buch nicht nur den historisch einmaligen Wechsel in der Landwirtschaft der 1950er Jahre in Erinnerung zu halten, sondern auch dazu beizutragen, dass dem Leben und Wirken der Bauern – damals wie heute! – mehr Interesse, Sympathie und Wertschätzung widerfährt.

WARUM DIESE PROTAGONISTEN?

Zugegeben: Hier kommen „nur“ Landwirte aus dem Norden Niedersachsens zu Wort – und es sind auch „nur“ drei Protagonisten, die uns von ihrem damaligen Leben mit Arbeitspferden und Treckern erzählen.

Doch diese drei Landwirte sind ein Glücksgriff: Denn obschon sie damals unter ähnlichen Bedingungen gelebt haben, unterscheiden sie sich sowohl in ihren thematischen Schwerpunkten als auch in ihrem Erzählstil – und manchmal auch in ihren Bewertungen der damaligen Vorkommnisse.

Gleichzeitig berichten die Protagonisten derart kompetent, enthusiastisch und oftmals augenzwinkernd über ihre Kindheit und Jugend, vor allem aber über ihr Leben als junge Erwachsene in der Landwirtschaft, sodass ihre Schilderungen mehr sind als spannend und abwechslungsreich: Sie sind imstande, weit über das individuelle Schicksal hinauszuführen und ein vielschichtiges Bild des Erlebens vergangener bäuerlicher Existenz zu zeichnen. Insofern stehen diese drei Protagonisten stellvertretend für die damalige Generation von Landwirten, die sich inmitten des einzigartigen technischen Wandels wiederfanden.

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In der Zeit von 1950 bis 1960 hat sich der Bestand an Schleppern in Deutschland um mehr als 700 000 Fahrzeuge erhöht – ein Zulassungsrekord, der nie wieder erreicht wurde.

Natürlich wies die Situation der Landwirte Mitte des 20. Jahrhunderts regionale Unterschiede auf – doch die elementaren Lebensbedingungen glichen sich unabhängig von den lokalen Gegebenheiten. Auch die Ablösung der Arbeitspferde und der Prozess der Trecker-Einführung gestaltete sich in Deutschland – ob in Nord oder Süd, West oder Ost – zumindest sehr ähnlich.

WARUM DIESES BUCH?

Ende 2017 entstand zunächst unser frei produzierter 55-minütiger Dokumentarfilm „Als der Trecker kam und das Pferd verschwand – Landwirte erinnern sich“.

Auf die Idee, aus unserem Filmprojekt ein erweitertes, umfangreicheres Buch zu machen, wären wir von allein allerdings nicht gekommen – sie wurde vielmehr von außen an uns herangetragen: vor allem mit der Begründung, es sei auch für den heutigen und zukünftigen Diskurs rund um die Bedeutung der Landwirtschaft notwendig und wichtig, die Erlebnisse der Bauern zur Mitte des 20. Jahrhunderts und damit ihre Lebenswelt und -leistung schriftlich festzuhalten und zu bewahren.

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Als erster Traktor im heutigen Sinne gilt der Fordson Model F. Entwickelt wurde der Schlepper 1917 von dem Autobauer Henry Ford. Bis 1928 wurden weltweit mehr als 700 000 dieser Fahrzeuge verkauft.

Dieses Argument hat uns schließlich überzeugt. Gleichzeitig ist uns bei genauerer Betrachtung des Vorhabens schnell klar geworden, dass ein Buchprojekt die Chance bietet, den Landwirten mit ihren Erzählungen mehr Raum zu geben, als der 55-minütige Film es zuließ. Davon waren auch unsere Protagonisten begeistert – und so haben wir sie zu weiteren Gesprächen besucht.

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Der Dokumentarfilm feierte Ende 2017 nach einjähriger Produktionszeit seine Premiere und erhielt seitdem sehr viel positive Resonanz.

Zusätzlich sind wir für das Buch auf eine verzweigte Suche nach vor allem historischem, aber auch zeitgenössischem Bildmaterial gegangen. Denn von Beginn an war unser Anliegen, durch thematisch geeignete Fotografien die Erzählungen der Landwirte zu veranschaulichen oder bildlich weitere Aspekte hinzuzufügen.

Etliche Unternehmen, Institutionen sowie Privatpersonen waren von unserem Projekt auch sofort überzeugt und haben uns ihre Fotos gern zur Verfügung gestellt. So können hier nun – zusammen mit den Privataufnahmen der interviewten Landwirte – insgesamt mehr als 100 Bilder präsentiert werden.

Auf eigene Autorentexte haben wir dagegen bewusst verzichtet: Wir sind weder Landwirtschaftsnoch Landtechnikexperten, und wer diesbezüglich an weiteren Informationen interessiert ist, wird leicht eine große Auswahl an geeigneter Lektüre auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt sowie im Internet finden. Auch die Erzählungen der Landwirte haben wir zwecks größtmöglicher Authentizität vollständig in direkter Rede belassen, Umformulierungen wurden mit Fingerspitzengefühl nur da vorgenommen, wo es zwingend geboten war – und das kam selten vor.

In diesem Zusammenhang möchten wir allerdings betonen, dass es sich hierbei um persönliche und damit subjektive Schilderungen von zeitlich weit zurückreichenden Geschehnissen handelt – insofern kann nicht gewährleistet werden, dass alle von den Landwirten formulierten Sachverhalte, Daten und Einschätzungen „faktisch“ bzw. „historisch“ richtig sind oder vollumfänglich von ihnen dargestellt werden. Das Buch erhebt auch weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, was Aspekte und Dimensionen der damaligen landwirtschaftlichen Entwicklungen anbetrifft, noch will es als fundierter Beitrag zur damaligen Pferdehaltung oder Treckertechnik verstanden werden. Hier geht es ausschließlich um Erinnerungen an die Zeit der großen Revolution auf dem Acker!

In diesem Sinne wünschen wir allen Leserinnen und Lesern viel Freude mit dem Buch!

Ostereistedt, im November 2018
Marion Wilk und Ernst Matthiesen

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Endlich darf man sitzen und muss den Pferden nicht mehr hinterherlaufen – auf dem Acker hat der Schlepper das Leben der Landwirte enorm erleichtert.

DIE LANDWIRTE

HERMANN DIECK (*1933)

Unser Hof befindet sich in der Lüneburger Heide in der Region Harburg. Den Hof haben meine Großeltern 1898 gegründet. Sie haben sich hier ein altes Häuslingshaus gekauft – und dazu sieben Hektar Ödland, ganz einsam und mit ein bisschen Buschwerk, Wald und Wildnis drumherum.

So haben sie angefangen, Landwirtschaft zu betreiben. Wobei mein Opa ganz schnell gewusst hat, wie man sonst noch ein bisschen Geld verdienen konnte: Die Landwirtschaft war ja noch klein, die hat dann mehr die Oma gemacht – obwohl sie neun Kinder geboren hat, wovon allerdings nur fünf groß geworden sind. Und Opa begann dann das Handeln. Er hat erst mal mit Schrot gehandelt und mit anderen kleineren Sachen, und davon hat er gleich viel verkauft. Es gab hier auf dem Hof zu der Zeit auch gleich Pferde, denn mit ihnen konnte man für den Handel über die Dörfer fahren. Aber das hat meinem Opa nicht genügt, und er hat zusätzlich eine Art Tiefbauunternehmen angefangen.

Das habe ich auch gelernt ganz schnell: Vogel friss oder stirb!

Mein Vater sollte eigentlich Lehrer werden, hat aber später Stellmacher gelernt und 1928 auch eine eigene Stellmacherei eröffnet. Außerdem hat er 1932 die Hofstelle übernommen, später wurde er zusätzlich Bürgermeister. Er hatte einen Herzschaden und war Tauglichkeitsstufe vier, deshalb brauchte er kein Soldat zu werden. Das hat ihm die Dorfbevölkerung allerdings übel genommen.

Ich bin 1933 geboren und war der Erste von vier Geschwistern. Und war damit natürlich immer Kindermädchen für meine jüngeren Geschwister – ich war verantwortlich, immer verantwortlich. Das war schon manchmal heftig und nervig! Also, ich wurde immer am meisten eingespannt. Und unsere Mutter hat nicht viel gefragt, sie hat immer kommandiert – und dann hatten wir zu gehorchen. Und bei unserem Vater konnten wir uns nicht beschweren, weil der von allem auch nicht so viel mitbekam – er hatte ja sein Bürgermeisteramt, seine Stellmacherei und die Landwirtschaft, und am Abend saß er auch noch immer im Büro.

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1942 mussten die Äcker noch mühevoll per Hand von den Steinen befreit werden – wie hier im Harburger Kreis.

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Diecks Hof und Familie um 1929 in der Lüneburger Heide.

Eingeschult wurde ich 1939 kurz vor Kriegsbeginn. Der Unterricht ging in der Regel bis mittags um zwölf Uhr, dann kam man nach Hause, und dann war manchmal auch gar keine Zeit, um Schulaufgaben zu machen, weil auf dem Hof irgendwelche Arbeiten vorgesehen waren.

Da war besonders der Älteste dran, der auch noch für die anderen sorgen musste – und das war nun mal ich. Wir haben natürlich auch schon mal gespielt: Die Spielsachen haben wir uns selbst gebaut, wir haben uns selber Flitzebogen und Drachen gebastelt – so viel Zeit gab es schon. Aber das wurde, je weiter der Krieg vorwärtsging, alles etwas schwieriger. Was wir dann während des Krieges mal gemacht haben: Wenn die englischen Bomberverbände weiter nach Berlin flogen oder nach Ostpreußen an die Ostseeküste, brauchten sie sehr viel Treibstoff und hatten dafür mehrere Reservetanks mit. Da gingen so 1000 Liter rein, und wenn die leer waren, dann warfen sie die ab. Die waren zuerst aus Blech. Und wenn sie hier rüberflogen, dann sind wir am anderen Tag los und haben diese Dinger gesucht. Fast immer haben wir auch welche gefunden – und dann sind wir dabeigegangen und haben sie aufgemeißelt, haben uns da ein paar Bretter reingelegt, und dann konnten wir auf dem kleinen Teich hier schippern. Das war unser Freizeitvergnügen.

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Alltag bei der Kartoffelernte: Schon in der Kindheit mussten die Dieck’schen Söhne die letzten Erdäpfel aus dem Acker klauben (1943).

In unserem Dorf gab es zu meiner Kindheit vier große Höfe. Und im Nachbarort, der nicht weit entfernt ist, hatten wir einen Schuster, einen Schneider, einen Tierarzt und sogar ein Krankenhaus – hier gab es eigentlich alles. Auf dem Hof hatten wir vier oder fünf Kühe, etwa 20 Schweine und noch ein paar Gänse, Enten und Hühner, nach dem Krieg auch ein paar Ziegen und Schafe. Wir haben damals viel Kartoffeln angebaut, weil das das meiste Geld brachte, und so wurden alle zwei Jahre auf dem Acker Kartoffeln angebaut, was allerdings auch mit viel Arbeit verbunden war! Das andere waren eben Rüben und Getreide in allen Ausführungen, wobei es auch Hanf und Leinsamen gab. Ja – das war eigentlich so die Palette, die auf dem Acker angebaut wurde, und alle anderen machten das auch so im Dorf, das war ein ganz normaler Zustand!

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Für die Kartoffelernte (hier 1933) wurden alle Hände gebraucht.

Im Krieg hatte jeder Landwirt dann sein Kontingent, das er abzuliefern hatte. Frei verkauft hat niemand, es wurde immer nur abgeliefert. Der Preis war vorgeschrieben, und das Ablieferungssoll war ebenfalls vorgeschrieben. Wir mussten abliefern und durften das, was wir zur eigenen Ernährung brauchten, behalten. Es gab ja die große Agrarkrise in den 1930er Jahren, und da hat man ja schon versucht, Festpreise einzuführen, die es dann später unter Hitler für praktisch alle Lebensmittel gab. Das war alles, um die Ernährung im Kriegsfall zu sichern – da fielen ja die ganzen Importe weg! Und nachher hat man aus den besetzten Ländern viel geholt – aus Holland, Belgien und Frankreich und ganz besonders viel nachher aus der Ukraine. Erst hat man da die Menschen weggeholt, die mussten hier arbeiten, und was dort erzeugt wurde, hat man dann auch noch weggeholt.