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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

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ISBN 978-3-944287-01-0

 

Lektorat: Bernd Kohl · www.korrekturundlektorat.de

Satz/Layout: NEW COLOR® Werbeagentur · www.new-color.de

Druck: freiburger graphische betriebe · www.fgb.de

eBook: BookDesigns · www.bookdesigns.de

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1. Auflage 2012

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Inhalt

1 → Einleitung

2 → Uns selbst verstehen

3 → Definition natürlicher Kreativität

4 → Ein Experiment

5 → Du bist, was Du denkst

6 → Der Schrei

7 → Die Grenze der Kreativität

8 → Visualisierung

9 → Das Leben ist ein Baum

10 → Analogie

11 → Wir, die Eierschalenleser

12 → Denkwinkel

13 → Ziele

14 → Unsere Quelle – die Problemdefinition

15 → Zeit sparen

16 → Der Anstoß

17 → Warum?

18 → Umkehrung und Weiterentwicklung

19 → Die Disney-Methode

20 → Noch eine Ebene weiter

21 → Bionik

22 → Die Faktor-X-Kreativitätstechnik

23 → Wissen ohne Ende

24 → Selbst zum Erfolg

25 → Restriktionen

26 → Wer Kreativität sucht, wird Kreativität finden

27 → Mut machen!

28 → Motivation

29 → Die kreative Umgebung

30 → Das Ritual, Rituale zu hinterfragen

31 → Rahmenbedingungen, die Sie sofort verändern können

32 → Alles fließt

33 → Ein Koffer voller Ideen

34 → Gehirnhygiene

35 → Das innere Zwiegespräch

36 → Nachwort

36 → Weiterführende Literatur

1 Einleitung

Was bringt uns Menschen voran? Wie schöpft ein Künstler permanent Ideen, während er arbeitet? Er braucht weder einen Controller noch jemanden, der ihn mit einer Peitsche antreibt. Er eröffnet seine kreative Ader und lässt es fließen. Einfach so.

 

Bücher zu dem Thema »Kreativitätstechniken« stecken voller »Techniken«, fern von fließender Kreativität und Intuition. Bei dem bekannten Schema »1) Problemdefinition, 2) kreatives Umfeld schaffen, 3) entwickeln Sie Ihre Ideen, 4) werten Sie Ihre Ideen aus …« frage ich mich, was zwischen Punkt 2 und 3 eigentlich passieren muss, damit wir überhaupt zu Punkt 3, 4 und weiteren gelangen.

 

Konservative Kreativitätstechniken sind ein guter Anschub für das Gehirn. Ein echter Ideenfluss entsteht aber erst unter bestimmten Bedingungen, die sich der Mensch selbst erschaffen kann. Diese Momente sind einzigartig. Für meine tägliche Arbeit brauche ich sie – ich benötige eine ständige Zugriffsmöglichkeit. Ich brauche die Kreativität, um zu existieren, möchte sie nicht nur halten, sondern intensivieren.

 

Leonardo da Vinci gelangte ohne das Wissen unzähliger Kreativitätstechniken zu überragenden Ergebnissen. Meine Tochter hinterfragt Dinge, die ich nicht sehe, fühle, höre, schmecke. Das ist doch einfach. Darum will ich es auch können. Um jedoch dorthin zu gelangen, muss ich vieles hinterfragen, was mich, meinen Alltag und meine Umgebung angeht.

 

Dieses Buch beschäftigt sich mit genau diesen Schlüsselpunkten, dem Bereich zwischen »Zieldefinition« und »Lassen Sie Ihre Ideen heraus!«. Intuition ist etwas, was manche suchen und andere einfach tun.

 

Ich hatte das Glück, mich nach der deutschen Einheit beruflich neu orientieren zu können und wählte die Werbebranche. Ich habe kurzzeitig in zwei Agenturen gearbeitet und führe seit 1993 eine eigene Werbeagentur. Seit dieser Zeit bin ich unentwegt auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, noch kreativer zu werden, denn dies ist schließlich der Schlüssel gerade in unserer Branche. Dabei meine ich nicht nur diese eine geniale Idee, von der wahrscheinlich viele denken, sie würde zu Ruhm und Ehre führen, einem ganz neuen Produkt oder einer sensationellen Dienstleistung. Vielmehr erlebe ich gute Ideen als das Produkt eines Prozesses, der in Gang gesetzt wird.

 

Sind die Werbefachleute die wirklich Kreativen? Das glaube ich nicht. Ich denke, dass es ein unbeschreibliches Mehr an Kreativität benötigt, täglich Kinder zu versorgen, als einen aussagekräftigen Slogan zu entwickeln. Das mit den Kindern schaffen manche sogar ohne große finanzielle Mittel. Hut ab vor solchen permanent großen, überaus kreativen, intuitiven Leistungen!

 

Kinder sind überaus wichtig für dieses Buch. Wir Erwachsenen sind nämlich geprägt von gelernten Verhaltensweisen, die wir verändern müssen. Kinder kennen noch keine Restriktionen. Sie lernen erst damit zu leben und treffen …

 

… dabei wichtige Entscheidungen für ihr Leben. Ich beobachte es täglich an meiner eigenen Tochter. Sie ist noch »leer im Kopf«. Das ist positiv gemeint. Sie steht allem Neuen offenherzig gegenüber. Jeden neuen Tag begeht sie unter diesem Motto. Lebensfroh, voller Energie und ohne Grenzen. Jeder Tag will erkannt, ausgekostet und gelernt werden. Jeder Tag wird so angegangen, als gäbe es keinerlei Grenzen.

 

Wir nennen es »Lernen«, wenn sie auf einen Berg klettert, stürzt, wieder aufsteht und das Klettern unter anderen Aspekten weiter versucht. Sie probiert es wieder und wieder. Wir stehen daneben und »passen auf«, klettern nicht oder wenig mit, weil wir »gelernt« haben. Wir »kennen unsere Grenzen«.

 

Kennen wir sie wirklich?

 

Lesen Sie weiter und erfahren Sie, was Sie für sich beispielsweise auch noch im hohen Alter tun können, ohne lange beschwerliche Wege zurücklegen zu müssen. Sie würden diese Wege sowieso nicht mehr beschreiten wollen. Ihre Lebenszeit lässt dies nicht zu. Ihre Grenzen liegen dort, wo Ihr Gehirn die Grenzen setzt. Vielleicht möchten Sie diese Wege auch gar nicht mehr auf konventionellen Pfaden beschreiten. Einfach weil es Ihre Lebenszeit nicht zulässt oder Sie einfach keine Lust haben? Seien Sie offen für Neues, denn Ihre Grenzen liegen dort, wo Sie sie durch Ihre eigene Erfahrung oder bspw. Ihre Eltern sie in Ihrer Erziehung – natürlich in bester Absicht – gesetzt haben.

 

Eine kreative Idee kann Jahre voller Entwicklungsarbeit ad absurdum führen. Warum? Weil sie die Lösung ist, auf die alle gewartet haben! Das können Sie beispielsweise bei der immer schneller werdenden Abfolge von Innovationen führender Unternehmen der IT-Branche beobachten. Glauben Sie jetzt nicht, dass diese Branche oder der Bundesnachrichtendienst über andere Informationsquellen verfügen. Auch sie wenden Kreativitätstechniken an. Sie kennen die einschlägige Lektüre aus dem Effeff. Jeder einzelne Mitarbeiter? Sicherlich nicht. Sonst wären sie erfolgreicher, hätten Terror und Verbrechen unter Kontrolle. Dem ist leider nicht so. Sie hinken der gesellschaftlichen Entwicklung oftmals hinterher. Außerdem haben ihre Robots diese Zeilen noch nicht als für sie relevant identifiziert und markiert. Wir müssen uns heute einfach im Klaren darüber sein, dass alles im Grunde ein Wettlauf mit der Zeit ist.

 

Nutzen Sie den Extrakt dieses Buchs zu Ihrem eigenen Vorteil!

 

Sie können all Ihre Lebenszeit nehmen und schaffen es nicht einmal rein rechnerisch, die wichtigsten Bücher dieser Welt zu lesen, den Inhalt aufzunehmen, geschweige denn eine erfolgreiche Anwendung herbeizuführen. Homer Simpson würde jetzt sagen: »Hab` ich`s doch gewusst – ich kann also auf meiner Fernseh-Couch sitzen bleiben!« Da wir aber wissen, dass übermäßiger Bierkonsum Kopfschmerzen verursacht, blasen wir unser Hirn lieber kreativ frei und sind für Alternativen offen. Wir wollen uns lieber in die Lage versetzen Kreativität als normalen Teil des Lebens anzusehen und sie täglich nutzen zu können und das in jeder Branche oder Lebenslage. Ob als Steuerberater, Hausfrau, Architekt, Angler, Familienvater, Freund, Lehrer, Laie oder Fachspezialist, Gewinner oder auch als Verlierer – wir haben immer die Möglichkeit, etwas an unserer Situation zu verbessern. Dabei wollen wir natürlich die besten und kreativsten Entscheidungen treffen.

 

Bevor ein großer Meister seine Arbeit aufnimmt, verbringt er viel Zeit damit, sich die leere Leinwand oder den unbehauenen Stein anzuschauen. Ein Architekt schaut von einer Brücke aus ins Tal und kann sein Bauwerk bereits in die Umwelt integriert sehen. Nach diesem Prozess geht es an die eigentliche Arbeit und wir sprechen vom Flow. Der Mensch vergisst alles um sich herum und schafft einfach nur. Voller Konzentration lenken ihn weder Umwelteinflüsse noch ein Hungergefühl ab, er vergisst förmlich die Zeit und so entstehen wirklich gute Dinge. In diesen äußerst kreativen Prozess zu gelangen und diesen so lange wie möglich effektiv aufrechtzuerhalten, darum geht es, wenn eine wirklich großartige Idee geschaffen werden soll.

 

2 Uns selbst verstehen

Uhren ticken – Menschen auch

 

Werner Bartens trägt in seinem Buch »Körperglück« empirische Studien zusammen, die im Rahmen der Placeboforschung außerordentliche Erkenntnisse über die Macht unseres Denkapparates ermöglichen. Da werden zum Beispiel Probanden am Armgelenk bis zu 80 Volt starke Stromschläge in 5-Volt-Schritten jeweils zweimal zugefügt. Den ersten Stromschlag muss der Proband einfach so hinnehmen. Vor dem zweiten darf er ein Präparat zu sich nehmen, von dem ihm vorher erzählt wird, dass es sich um ein neu entwickeltes und überaus schnell wirkendes Schmerzmittel handelt. Es handelt sich allerdings um ein Placebo. Das Vertrauen auf diesen Effekt war so groß, dass der Versuch sogar noch inhaltlich erweitert wurde. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt, wobei der einen Hälfte vermittelt wurde, dass es sich um ein teures Präparat handeln würde. Der anderen Hälfte teilte man mit, dass das Präparat gerade auf 10 Cent reduziert wurde. Gründe nannte man nicht.

 

81 % der Teilnehmer, die die »teurere« Zuckerpille schlucken durften, verspürten beim zweiten Stromschlag eine deutliche Schmerzlinderung. Faszinierend jedoch ist, dass noch weit über 50 % der Probanden, die mit der Billig-Tablette auskommen mussten, ebenfalls eine Schmerzlinderung erfahren haben.

 

Bartens berichtet über etliche weitere Versuchsanordnungen, in denen beispielsweise echtes Morphin über verdeckte Schläuche in den Tropf des Patienten geleitet wird und so eine unterdurchschnittliche Wirkung erzielt. Gleichzeitig wird aber eine Kochsalzlösung, die als schmerzlinderndes Präparat mit großer Wichtigkeit von Ärzten, Krankenschwestern und dem Countdown einer kleinen Maschine mit Spannung angekündigt wird, verabreicht. Es versteht sich fast von selbst, dass die Kochsalzlösung eine größere Wirkung erzielt als das Opiat.

 

Ähnliche Wirkungssteigerungen erreichen überaus große oder bunte Tabletten, schmerzhafte Spritzen und natürlich auch die Mitteilungen der von uns anerkannten wichtigen Persönlichkeiten in weißer Kleidung, die uns sagen: »Das hier hilft wunderbar!«

 

Welche großartigen Mechanismen spielen sich in unserem Denkapparat dabei ab? Und wie kann man sie wirkungsvoll beeinflussen?

 

Die aktuelle Diskussion um die Reform unseres Gesundheitssystems untermauert diesen Effekt. Krankenkassen verpflichten Ärzte, die billigsten Arzneimittel zu verschreiben. Die Wirkstoffe sind gleich und erzielen doch eine unterschiedliche Wirkung. Das kann nicht sein. Es geht ein Raunen durch unsere Gesellschaft. Unverträglichkeiten und neue Nebenwirkungen treten vermehrt auf. Offenbar gibt es da noch etwas, dessen wir uns nicht bewusst sind.

 

Hier kommt gleich das nächste Beispiel. Dicke Autos vor Supermärkten zu immer denselben Terminen verraten uns, dass es sich um Jäger und Sammler handeln muss. Es gibt wieder Beute. Was genau weiß man nicht, trotzdem man bereits mehrfach den Prospekt, der aus der Tageszeitung gefallen ist, gelesen hat. Vielleicht macht uns ja doch der 20. Wasserkocher – nun in Edelstahloptik – überaus glücklich? Genauer können wir das freilich erst nach einigen Tagen Gebrauch zu Hause beurteilen. Oder kribbelt es in Ihnen nicht, wenn Sie durch den Gang schlendern und genau wissen, dass das Regal hinter Ihnen wöchentlich mit neuen »Sonderangeboten« vollgestopft ist? Ein plumpes rotes Schild mit gelben Buchstaben verrät uns eine »Aktion!«. Lässt es uns von unserem durch einen Einkaufszettel festgelegten Weg abbringen? Na ja – wenigstens einmal genauer nachschauen können wir doch, um welches Produkt es hier geht – oder? Hoffentlich ertappt uns unser Nachbar nicht beim Wühlen. Ach – da steht er ja selbst und schaut!

 

So simpel, wie wir bei diesen Vorgängen unseres Alltagslebens immer noch gestrickt sind, ist es mit unserer Kreativität. So einfach, wie es uns diese Beispiele aus der Praxis zeigen, wie kognitive Verhaltensmuster uns zu voraussehbaren Ergebnissen führen, ist es mit unserem Kreativitätsmuskel. Er muss lediglich wieder aktiviert werden. Er ist verkümmert. Zum Glück finden wir in der heutigen konsumorientierten Welt immer mehr Menschen, die aus der Position der grasenden Melkkuh (dem Verbraucher) wieder etwas mehr in eine natürliche Art und Weise des Denkens gelangen möchten. Unsere innere – in jedem vorhandene – Kreativität kann erkannt, aktiviert und intuitiv genutzt werden. Künstler machen es uns vor. Sie wissen vielleicht nicht einmal genau darüber Bescheid. Sie sind so aufgewachsen und akzeptieren einfach das Vorhandensein und das ständige Nutzen. Ich meine nicht nur Musiker und Maler, sondern auch Lebenskünstler, Politiker, Unternehmer, Wissenschaftler, Hochleistungssportler. Sie leben das, was wir hier im Buch besprechen. Für sie ist das hier alles nichts Neues. Vielleicht nennen sie es »Intuition« – sie sind auf alle Fälle intuitiv kreativ.

 

 

3 Definition natürlicher Kreativität

Glauben Sie an sich und beginnen Sie in kleinen Schritten das zu finden, was für unsere Vorfahren normal war.

 

Natürliche Kreativität steckt in uns. Superkreative Problemlöser finden Sie überall und auch ganz in Ihrer Nähe. Es sind zum Beispiel Menschen, die es sich zum Hobby gemacht haben, ein altes Motorrad wieder in Gang zu setzen oder ein Modellflugzeug zu bauen, am Haus zu werkeln oder abends mit der Familie zu musizieren. Bei vielen Gelegenheiten kommt es fortwährend zu Problemstellungen, die gelöst werden müssen. Hier hat man Spaß daran. Spaß, sich einen passenden Ersatz für eine nicht mehr verfügbare Schraube einfallen zu lassen, etwas ganz Neues in der heimischen Wohnung zu schaffen oder das Klavier und die Gitarre in Einklang zu bringen.

 

Der Problemlösungsspaß ist zugleich Kreativitätsmuskeltraining.

 

Haben Sie auch ein Hobby? Natürlich. Jeder macht irgendetwas Tolles ganz außer der Reihe. Am glücklichsten sind die Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Sie brauchen keinerlei Ausgleich mehr, denn die eigentliche Erfüllung ist ihre Berufung. Für alle anderen ist das Hobby ein willkommener Ausgleich im Leben. Man kann den Stress der Arbeit hinter sich lassen, sich durch das eigene Tun auf sich selbst fokussieren. Und in diesen besonderen Momenten strömen uns Ideen wie aus Flüssen zu. Das macht uns froh und wir gelangen in einen Strudel, der uns ringsum alles vergessen lässt. Wir befinden uns im Flow. Wir befinden uns im Strudel der natürlichen Kreativität. Er ist schier endlos und je weiter wir nach vorn drängen, umso mehr nutzen wir seine Kraft. Unbewusst. In diesem Zeitraum danken wir Gott und der Welt, dass es so ist, aber wir kennen die Gründe nicht. Bei anderen Problemstellungen des Lebens scheinen wir nicht so kreativ zu sein. Das Wehr des Kreativflusses scheint geschlossen zu sein und wir versuchen verzweifelt es mit Techniken zu öffnen.

 

Natürliche Kreativität finden wir nicht nur in unseren Hobbys. Schauen Sie zurück in die Vergangenheit. Krieg und Zerstörung, Mangel und Leid, Krisen und schlimme Machtausnutzungen bringen den Menschen fortwährend in Bedrängnis. Aber immer dann gibt es echte Innovationsschübe. In diesen Zeiten wird es einfach getan, weil es getan werden muss. Sonst würde der Mensch nicht weiter existieren. Dann ist es möglich, dass aus Erdöl ein attraktiver Butterersatz wird. Man kann sich plötzlich ultraeinfach kraftstoffsparend fortbewegen. Beispiel »Messerschmitt« – oder besser »Fend-Flitzer«. Auf nur drei Rädern, mit einem 4,5-PS-Motor ausgerüstet und einem Verbrauch von nur 2,8 Litern auf 100 km kam man für sage und schreibe 1 285 DM trocken von A nach B. Heutige Annehmlichkeiten, wie diverse elektronische Einrichtungen, Heckscheibenheizung, verstellbare Außenspiegel etc. verbrauchen ein Vielfaches an Energie, ohne dass wir überhaupt einen einzigen Meter gefahren sind.

 

Wie viele Einfälle muss eine Mutter haben, die sich auf der Flucht mit ihren Kindern befindet? Sie hat keine Zeit sich hinzusetzen und auf eine kreative Phase zu warten. Sie ist intuitiv kreativ und handelt einfach. Natürliche Kreativität gehört zu unserem Leben. Wir können sie fördern und weiterentwickeln.

 

4 Ein Experiment

Potenziale erkennen und nutzen

 

Während Sie diese Zeilen lesen, bin ich in Gedanken bei Ihnen. Ich schaue Ihnen zu, wie Sie diese Zeilen lesen. Denn ich bin ein eigenständiger Gedanke. Ich lebe. Ich bin eine Kugel. Nicht einmal so groß wie eine lustig bunte Glasmurmel, aber mächtig. Ich gleite zwischen den Zeilen hin und her, blinke kurz hellorange auf, bin aber bereits verschwunden, wenn Ihre Augen mich verfolgen wollen. Voller Energie zische ich hin und her. Sehen Sie mich? Ich blitze hier an der Seite. Sie haben gerade nicht an die Stelle gesehen. Und jetzt bin ich wieder hier. Oh – Sie haben mich wieder nicht gesehen. Ich mache es Ihnen nun ganz einfach, mich kennenzulernen. Ich sehe ja Ihre Hände. Ich teile mich in zwei Kugeln und gehe über in Ihre Fingerspitzen, um danach gleich in Ihre ganze Hand zu fahren. Hui – ganz wohlig und warm ist mir hier. Ich fließe weiter in Ihnen und verschmelze direkt in Ihrem Brustkorb zur orangefarbenen Energiekugel. Hier verweile ich jetzt erst einmal und lausche diesem pulsierenden dumpfen Ton.

 

Es ist Ihr Herz, nicht wahr? Spüren Sie es auch? Toll, wie es schlägt und funktioniert, tagein, tagaus. Es hört sich vital und voller Energie an.

 

Aber nun muss ich weiter. Bin ja ein Gedanke. Ich kugele mich also weiter in Ihrem Körper nach unten, teile mich wieder und fließe in beide Beine bis hin zu Ihren Zehen. Ganz an den Spitzen angekommen kribbele ich etwas. Ist das o. k.?

 

Nun fließe ich doch wieder zurück, denn das Ganze wird mir hier zu bunt und ich steige wieder aufwärts, vereine mich und fließe noch einmal an Ihrem Herzen vorbei. Ich werde davon positiv beeinflusst. Irgendwie wachse ich pulsierend und erspüre Ihren Herzschlag mehr und mehr. Ihre Schwingungen machen mich froh. Ich fühle mich toll. Ich schwebe weiter in Ihnen aufwärts, dringe wieder in Ihren Kopf bis hin zu Ihrer Schädeldecke und …

 

… gelange nach außen. Ja, direkt aus Ihrem Kopf. Immer weiter nach oben schwebe ich und schaue doch zu Ihnen zurück. Ich beginne zu kreisen und beobachte Sie beim Lesen. Schön, Sie so entspannt zu sehen. Komisch – von oben gesehen erscheinen Sie mir ganz anders.

 

Experiment Ende

 

Ich weiß gar nicht, ob ich es Ihnen schon gesagt habe, aber es handelt sich hier um ein Mitmachbuch. Sie wollen doch etwas lernen, also müssen Sie auch etwas tun. Und Sie haben bereits Ihre erste Hürde erfolgreich genommen. Sie sind kreativ, so viel kann ich sagen, denn …

 

… haben Sie sich selbst sitzen sehen können? Haben Sie den Gedanken durch Ihren Körper fließen spüren können? Können Sie den Gedanken beschreiben, ja vielleicht sogar aufmalen? Welche Farbe hat er? Wie duftet er?

 

Diejenigen, die lediglich die Zeilen gelesen haben und sich nicht von außen beim Lesen zusehen konnten, bitte ich, diese Übung noch einmal ganz für sich allein durchzuführen. Sitzen Sie gerade in einer U-Bahn, so bitte ich Sie, nicht weiterzulesen, sondern das Buch zuzuschlagen und dann weiterzumachen, wenn Sie die entsprechende Gelegenheit dazu haben. Denn dies ist eine wichtige Grundlage zum weiteren Verständnis dieses Buches.

 

Wir können diese Übung jederzeit wiederholen, indem wir uns noch einmal die Schlüsselwörter ansehen und die Stationen des Gedankens speichern. Visualisiert haben wir ihn. Wir wissen, dass er kugelförmig aussieht und irgendwie so ein Energiebündel ist. Gehen Sie folgenden Weg in Gedanken noch einmal durch und prägen Sie ihn sich bitte ein: Gedanke, Fingerspitzen, Hände, Brustkorb, Herz, herunterfließen, Beine, Fußspitzen, aufsteigen, aus dem Körper heraustreten, kreisen, sich selbst anschauen, sich weiter um den eigenen Körper drehen.

 

Schlagen Sie nun dieses Buch zu und schließen Sie Ihre Augen. Besser würde es funktionieren, wenn Sie meine Stimme hören könnten, aber wir versuchen es so und Sie werden es schaffen!

 

Ich gratuliere Ihnen! Sie haben soeben eine wichtige Selbsterfahrung erlebt, visualisiert und erfolgreich gespeichert. An diese Gedankenkugel werden Sie sich noch lange Zeit erinnern. Genau wie an das eigentliche Experiment, diese kurze Geschichte, und natürlich, dass Sie sich selbst vom Gedanken aus beobachten konnten. Das ist doch fantastisch – nicht wahr? Sie sind absolut fähig, kreative Ideen zu entwickeln, denn Sie gehören zu denjenigen, die ihren Gedanken abstrahieren und über ihn nachdenken können. Sie haben die Macht, sich selbst verändern und beeinflussen zu können. Ich weiß nicht, ob Sie es wussten, aber wir sollen nach Aussage von Wissenschaftlern die einzige Spezies auf dieser Welt sein, die über den eigenen Gedanken nachdenken kann.

 

Nutzen wir dieses Potenzial!

 

5 Du bist, was Du denkst

Unser Denken bestimmt unser Handeln.

 

 

 

 

Achte auf Deine Gedanken,

denn sie werden zu Worten.

Achte auf Deine Worte,

denn sie werden zu Taten.

Achte auf Deine Taten,

denn sie werden zu Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten,

denn sie bestimmen Deinen Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,

denn er ist Dein Schicksal.

 

(Aus dem Talmud)

 

Wenn wir geboren werden, sind unsere Gedanken (fast) frei. Alles, was wir erfahren, kann sich als falsch oder richtig, gut oder böse erweisen. Das Wissen, worum es sich handelt, ist noch nicht gefestigt. Umso freier sind unsere Gedanken. Ich habe mich geirrt? Oh – dann denke ich schnell in die andere Richtung. Kein Problem.

 

Wenn wir unser Gehirn als fruchtbares Beet sehen, auf dem grünes Gras wächst und unsere Ideen und Gedanken in Form von kleinen Tierchen über dieses Gehirnfeld geschickt werden, so empfangen wir in jungen Jahren neue Gedanken wie einen kleinen Käfer, der über diesen weichen Rasen läuft. Er kann sich relativ frei darauf bewegen. Wir können ihn hin und her schicken. Später jedoch festigen sich unsere Gedanken. Aus ihnen werden kleine niedliche Mäuse, die immer wieder dieselben Pfade wählen. So entstehen kleine Wege, in denen sich unsere Gedanken immer wieder neu finden. Es wird schwerer vom Weg abzukommen, ist aber noch immer möglich. Wir müssen noch nicht im hohen Alter angelangt sein und doch fahren unsere Gedanken wie auf Autobahnen pfeilschnell über das Beet. Sie sitzen bereits in vorgefertigten Autos, die immer schwerer werden. Es zählt nur noch, möglichst schnell anzukommen. Effizienz regiert unser Gehirnbeet. Es haben sich viele Straßenfurchen gebildet. Kommt jemand daher und teilt uns eine ganz andere Meinung mit, so verweisen wir auf unsere eingefahrenen, bewährten Wege, die uns schnell ans Ziel bringen. Wir haben es schon immer so getan und das hat uns schließlich »weitergebracht«, meinen wir. Schlussendlich fahren wir mit Bulldozern darüber und schaffen tiefe Furchen. Kommen neue Gedanken daher, welche die bestehenden Wege in Frage stellen, fällt es uns nun nicht mehr leicht, neue Wege zu beschreiten.

 

Aber Sie wissen ja – Ihnen ist es immer möglich, über Ihre(n) eigenen Gedanken nachzudenken.

 

 

6 Der Schrei

Unsere Wurzeln fühlen und den Zugang zu ihnen finden

 

In diesem Kapitel möchte ich Sie im Kopf gezielt dorthin bringen, wo Sie einmal vor vielen Jahren waren. Hier lernen Sie, wie man fast im Schlaf kreativ Probleme löst.

 

Entsinnen Sie sich jetzt bitte an Ihre Kindheit. Denken Sie an absolut freudige Situationen. Denken Sie aber auch an welche, die nicht so gut für Sie waren, und denken Sie daran, wie Sie reagierten. War es manchmal ein Schrei? Ein wilder Ausstoß voller Zorn oder voll von Enthusiasmus? Hey – das war eine tolle Situation. Da habe ich mich so sehr gefreut …

 

Denken Sie an diese Momente zurück und besinnen Sie sich auf die Gefühle, die Sie hatten. Sie können ruhig mehrere verschiedene Momente nehmen und diese jetzt in Ihrem Kopf zusammenführen – sie ähneln sich. Ob Zorn oder Freude, Ihr Nerven- und Hormonsystem spielte verrückt und Sie waren außer sich. Außer sich? Nicht ganz bei sich? Ja, klar. Und wenn´s ganz dick kam, haben Sie schon einmal einen Laut von sich gegeben. Einen Laut? Einen richtigen Schrei natürlich! Ja, klar. Denken Sie genau an den Moment des Schreis. Ihre Schädeldecke bebte, Ihr Hals kratzte, Sie bemerkten, wie in Sekundenschnelle Ihr gesamter Körper von Leben durchflossen wurde.

 

Ob Schmerz, Wut, ein Siegesgefühl, frei, glücklich, motiviert und optimistisch oder auch übermütig und überschäumend – lassen Sie es doch einmal wieder wie in Ihrer Kindheit heraus! Schreien Sie es heraus, bis Sie nicht mehr können! Schreien Sie einmal oder dreimal hintereinander – wie Sie wollen, aber suchen Sie vorher einen Ort, an dem Sie niemanden stören. Ein Wald wird sich wohl in Ihrer Nähe befinden. Oder Sie treiben sowieso Sport. Dann nehmen Sie sich für heute vor, schon den kleinsten Teilsieg mit einem Freudenschrei zu feiern. Hier ist es nicht ungewöhnlich. Tun Sie`s nur nicht in Ihrer Badewanne – Ihr Nachbar könnte die Polizei rufen. Aber tun sie es! Hier haben Sie kein mittel- oder gar langfristiges Ziel. Das können Sie sofort umsetzen und Ihre Erfahrung genießen. Denn wir haben kleine wichtige Organe in unserem Körper in Gang gesetzt. Wir haben eben nicht nur unsere linke und rechte Gehirnhälfte (die Funktionserklärungen, die in den meisten Kreativitätsbüchern angeführt werden, sind übrigens nicht korrekt, eignen sich aber toll als Modell), sondern ganz kleine Gehirnareale, die bestimmen, wann wir nicht mehr »Herr unserer Sinne« sind. Nun erfahren wir oft, dass wir das aus Urzeiten noch in uns haben, weil ein Urmensch, wenn er sich plötzlich einem Säbelzahntiger gegenübersah, nicht mehr die Zeit hatte nachzudenken, welche Reaktion die beste sei, sondern in Bruchteilen von Sekunden entscheiden musste, ob Angriff oder Flucht die bessere Variante ist. Die Erklärung mag korrekt sein. Die Schlussfolgerung, dass diese unsere körpereigenen Funktionen heute nicht mehr benötigt würden, unpraktisch, ja vielleicht schädlich seien, ist falsch. Wir haben es lediglich mit veränderten Rahmenbedingungen zu tun.