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Hans Heinrich Möller
Heinrich Beltz sen.

BdB-Ausbildungsbuch

Ausbildung zum
Baumschulgärtner

Haftungsausschluss

Autor und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach besten Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Impressum

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Copyright © 2016 Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Umschlag: Ravenstein R2, Verden (Aller)

Satz: Hantsch PrePress Services OG

Lektorat der Originalausgabe: Ing. Barbara P. Meister MA, FachLektor.at

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Projektleitung: Christine Weidenweber

Coverfoto: Hans-Heinrich Möller

Illustrationen im Inhalt: (wenn nicht am Bild vermerkt) Heinrich Beltz sen.

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6608-3

Bildquellennachweis

Die meisten Zeichnungen in diesem Ausbildungsbuch wurden – sofern sie noch dem heutigen Ausbildungsstand entsprechen – dem BdB-Ausbildungsbuch „System Beltz“ der vorhergehenden Auflage entnommen. Dafür gebührt dem vormaligen Autor, Herrn Heinrich Beltz sen., ein großer Dank. Viele handwerkliche Vorgaben haben heute nach wie vor große Bedeutung und werden sich auch in der Zukunft wenig verändern. Allerdings sind enorme Entwicklungen im Bereich Versand- und Rodetechnik, der Gewächshaus- und Vermehrungstechnik zu verzeichnen, die hier Berücksichtigung finden. Diverse Zeichnungen von Herrn Beltz werden durch neuere Fotos ersetzt.

Nachfolgende Firmen haben freundlicherweise Bildmaterial zur Aktualisierung des Ausbildungsbuchs zur Verfügung gestellt:

Hans Heinrich Möller: Abb. 14, 15, 16, 27, 56, 57, 58, 59, 61, 66, 90, 91, 92, 93, 105, 153, 230, 265, 348, 355, 368, 409, 410, 414, 415, 428

Dröppelmann Agrartechnik, 47608 Geldern, diverse Maschinen für die Baumschule: Abb. 1, 2, 65, 164, 266, 275

Meyer KG, 25454 Rellingen, diverser Baumschulbedarf: Abb. 30, 155, 156, 276, 277, 356, 357, 416, 417, 418

H. Nitsch & Sohn, 57223 Kreuztal-Eichen, Folienhäuser: Abb. 294

GartenAkademie.com: Abb. 152, 298, 326

Metabowerke GmbH, 72622 Nürtingen; www.Metabo.de, Pressefotoservice: Abb. 163

Fotolia.de: Abb. 430 (Ina van Hateren), Abb. 49 (awfoto)

iStockphoto.com: Abb. 157 (AlesVeluscek), Abb. 160 (Cebas), Abb. 250 (Sieboldianus)

Wikimedia Commons: Abb. 237 (Farrand), Abb. 236 (Kobako)

Piccoplant Abb. 6, 149, 150

DAMCON B.V., www.damcon.nl: Abb. 262

Inhalt

Arbeiten in der Baumschule

ABSCHNITT A: Die baumschulmäßige Vermehrung

1 Mutterpflanzen

2 Generative Vermehrung

2.1 Die Züchtung von Gehölzen

2.2 Saatgut und Aussaat

2.2.1 Herkünfte des Saatguts

2.2.2 Samengewinnung

2.2.3 Reinigung, Behandlung und Lagerung von Saatgut

2.2.4 Von der Ernte zur Aussaat

2.2.5 Aussaat

3 Vegetative (ungeschlechtliche) Vermehrung

3.1 Stecklingsvermehrung

3.2 Steckholzvermehrung

3.3 Ableger, Absenker, Abrisse und Ausläufer

3.3.1 Ableger (s. auch Abrisse)

3.3.2 Absenker

3.3.3 Abrisse (s. auch Ableger)

3.4 Wurzelschnittlinge

3.5 Teilung

3.6 Veredlung

3.6.1 Veredlungsunterlagen

3.6.2 Stammbildner

3.6.3 Okulieren

3.6.4 Chipveredlung

3.6.5 Reiserveredlung

3.6.6 Hinter die Rinde veredeln

3.6.7 Handveredlungen

3.6.8 Anplatten und seitliches Einspitzen

3.7 Meristem-, Gewebe- oder In-vitro-Vermehrung

4 Jungpflanzen aus generativer und vegetativer Anzucht

4.1 Freilandkultur

4.2 Jungpflanzenkultur in Töpfen

ABSCHNITT B: Weiterkultur der Jungpflanzen

5 Gehölzschnitt

5.1 Der pauschale Schnitt

5.2 Der Schnitt auf Auge

5.3 Gattungs- und altersbezogene Schnittarten

5.4 Anzucht von Fertigware

5.4.1 Stammtriebe bzw. Verstärkungstriebe

5.4.2 Das Aufschneiden von Stämmen

5.4.3 Die Stammverlängerung

5.4.4 Die Anzucht mit Zapfen

5.4.5 Zapfenlose Anzucht

5.4.6 Heckenpflanzenschnitt im Quartier

5.4.7 Schling- und Kletterpflanzen

5.4.8 Schnitt an Rhododendron

5.4.9 Koniferenschnitt

5.4.10 Besonderheiten bei Formgehölzen

5.4.11 Schnitt und Korrektur von Koniferen mit Mitteltrieben

5.4.12 Spitzenschnitt von straff wachsenden Säulenkoniferen

5.4.13 Der Schnitt flacher Koniferen

5.4.14 Calluna-Schnitt

5.5 Wurzelschnitt

5.6 Wildtriebe – Abwildern

5.7 Verheilen von Schnittwunden – Einsatz von Wundverschlussmitteln

5.7.1 Wundbehandlungsmittel

6 Pinzieren – auch häufig Entspitzen genannt

7 Anheften – Heften – Anbinden von Trieben

8 Stäben

9 Formieren von Gehölzen

10 Pflanz- und Rodemaßnahmen

10.1 Vermessen eines Quartiers

10.2 Verpflanzen von Gehölzen

10.3 Ballen – Ballenstechen – Ballieren

10.4 Pflanzen gerade richten

10.5 Anwachsen – Anwachskontrolle

10.6 Winterschutz von Gehölzen

11 Anzucht von Gehölzen – Gehölzgruppen

11.1 Sträucher

11.2 Laubgehölze mit und ohne Ballen, immergrüne Gehölze

11.3 Rhododendron

11.4 Heister und Stämme

11.4.1 Heister

11.4.2 Hochstämme

11.5 Stammformen von Ziergehölzen

11.6 Laubgehölz-Solitärpflanzen

11.7 Stammbüsche

11.8 Mehrstämmige Gehölze

11.9 Strauchartige Gehölze mit unterschiedlichen Grundtrieben

11.10 Heckenpflanzen

11.11 Nadelgehölze – Koniferen

11.12 Rosen

11.12.1 Vegetative Anzucht und Weiterkultur von Beetrosen, Edelrosen, Strauch- und Kleinstrauchrosen, Bodendeckerrosen, Kletterrosen und Zwergrosen

11.12.2 Roden, Lagern und Versand

11.12.3 Rosenkultur mit „Schlafendem Auge“

11.12.4 Anzucht von Stammrosen

11.12.5 Rosen auf eigener Wurzel

11.13 Obstbäume, Kern- und Steinobst

11.13.1 Baumformen

11.13.2 Formobst

11.13.3 Beerenobststämme

11.13.4 Stachelbeerbüsche

11.13.5 Johannisbeerbüsche

11.13.6 Himbeeren

11.13.7 Brombeeren

11.13.8 Gartenheidelbeeren

11.13.9 Weinreben/Tafeltrauben

11.13.10 Haselnüsse

11.13.11 Walnüsse

11.14 Containerkultur/Behälterkultur

12 Pflanzenschutz

Anhang

Literaturverzeichnis

Nachwort

Arbeiten in der Baumschule

Weltweit werden in den Baumschulen Gehölze nach den unterschiedlichsten Arten und Methoden vermehrt und weiterkultiviert, um anschließend an die Abnehmer der verschiedenen Kundenbereiche weitergegeben zu werden. Die Spezialisierung der Betriebe ist aus Kostengründen besonders in den Baumschulzentren in der jüngeren Vergangenheit stark fortgeschritten. Ob in der Jungpflanzenanzucht, der Kultur von Rosen, Wild- und Ziersträuchern, Alleebäumen und Obstgehölzen, überall wird ein hohes Maß an Fachwissen, aber auch eine moderne Betriebstechnik verlangt. Die Voraussetzungen, was die geografische Lage, Qualität der Böden, die die klimatischen Verhältnisse sowie die Ausstattung mit Geräten, Maschinen und Kultureinrichtungen betreffen, sind häufig sehr unterschiedlich. Oft wechselnde Wünsche der Kunden zwingen zu Flexibilität, hohem Fachwissen und wirtschaftlichen Kulturmethoden. Die Qualitätsanforderungen müssen auf dem höchsten Stand gehalten werden. Sorgfältige und pflegliche Behandlung aller Pflanzen ist zu jeder Zeit geboten. Von großer Bedeutung ist, dass alle Arbeiten, die Bodenbearbeitung und -behandlung, die Vermehrungsprozesse, die Weiterkultur mit allen erforderlichen Arbeiten an der Pflanze zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Notwendige Düngemaßnahmen und eventuell erforderliche Pflanzenschutzmaßnahmen müssen rechtzeitig und ausgewogen erfolgen. Dabei sind die vom Gesetzgeber geforderten Aufzeichnungen durchzuführen!

Wetter und momentaner Zustand der Pflanzen bestimmen häufig den Arbeitsablauf.



Da alle Arbeiten erfolgreich zu erledigen sind und aus wirtschaftlichen Gründen ein hohes Leistungsniveau erreicht werden muss, heißt es für den Auszubildenden immer wieder beobachten und Arbeitsvorgänge üben.

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Abb. 1 & 2: Moderne Versand- und Rodetechnik erleichtern die Arbeiten in den Betrieben erheblich. Der Maschinenbesatz muss auf die Betriebsstruktur abgestimmt sein. Fotos: Droeppelmann.de

ABSCHNITT A:
DIE BAUMSCHULMÄSSIGE VERMEHRUNG

VERMEHREN IN DER BAUMSCHULE HEISST GANZ EINFACH: die Pflanzen einer bestimmten Gattung, Art und Sorte mit den unterschiedlichsten, dafür infrage kommenden gärtnerischen Mitteln und Methoden vervielfachen. Aus Samen oder Pflanzenteilen, durch Stecklinge, Veredlungen oder andere Vermehrungsarten werden neue Pflanzen herangezogen. Mutterpflanzen liefern generatives sowie vegetatives Vermehrungsmaterial.



SAMEN SIND GENERATIVES VERMEHRUNGSMATERIAL, die nur von arttypischen Pflanzen geerntet werden dürfen. Vielfach werden sie von besonders dafür angepflanzten Samenträgerplantagen geerntet. Im forstlichen Bereich gilt nach wie vor das Forstvermehrungsgutgesetz mit den Herkunftsgebieten der Samen der einzelnen Gehölzarten, den Aufzeichnungspflichten während der Anzucht der Pflanzen bis zur Verbringung an den endgültigen Standort. Neuerdings ist auch die Verwendung von gebietsheimischem Gehölzen in der freien Natur durch das Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Hier greifen häufig noch zusätzlich Verordnungen der einzelnen Bundesländer, die zu beachten sind.





Auch hier ist die lückenlose Aufzeichnung der vorgeschriebenen Gehölzarten von der Samenernte bis zur Pflanzung an den endgültigen Standort zwingend notwendig.

Triebe, Triebteile, Wurzelstücke oder Pflanzen als Unterlagen (Wildlinge) dienen als Vermehrungsmaterial. Aus diesen werden in unterschiedlichen Zeitabläufen zuerst Jungpflanzen und dann in vorgeschriebenen Verpflanzrhythmen fertige Gehölze aller Art bis hin zu großen Solitärpflanzen herangezogen, um sie den Pflanzenverwendern zur Erfüllung unterschiedlichster Kundenwünsche anzubieten.

Die Vermehrung auf den unterschiedlichsten Wegen und die erfolgreiche Weiterkultur in der Baumschule werden hier beschrieben.

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Abb. 3

1 Mutterpflanzen

MUTTERPFLANZEN werden in der Baumschule benötigt, um Folgendes davon zu ernten:

I.I         Saatgut, allgemein

I.II       Saatgut, für muttersortenreine Saat

II.I       Pflanzenteile für die vegetative Vermehrung auf eigener Wurzel

II.II      Stecklingsmaterial

II.III     Steckholzruten

II.IV    für Ableger, Absenker, Ausläufer, Teilung

II.V      für die Meristemvermehrung (Gewebevermehrung, Mikrovermehrung, In-vitro-Kultur)

III.I      Pflanzenteile für die vegetative Vermehrung auf fremder Wurzel für Edelreiser von Rosen, Obstgehölzen, besondere Formen von Laub- und Nadelgehölzen

Gleichzeitig dienen Mutterpflanzen oft als Schaupflanzen und für immer wieder aufzufrischende Pflanzenkenntnisse, obwohl die Exemplare vielfach durch den intensiven Schnitt ihren typischen Habitus eingebüßt haben. Strenge Maßstäbe für ihre Eigenschaften müssen angelegt werden.

EIGENSCHAFTEN der Mutterpflanzen:

1.  Äußere Eigenschaften: Gesund, wüchsig und gut gepflegt

2.  Innere Eigenschaften: Unter inneren Eigenschaften versteht man:

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Abb. 4

2.1 Stecklinge

JP    =  junge Pflanze

St    =  Steckling

KR  =  Beete
Kulturräume

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Abb. 5

2.2 Steckholz

MB  =  Mutterpflanze Beerenobst

MS  =  Schaubeetpflanze oder im Quartier

Sth  =  Steckholz

Q     =  Quartier

• Sortenechtheit

• Optimale Ertragsfähigkeit bei Obstgehölzen

• Gute Blühwilligkeit bei Blütengehölzen (es gibt blühfaule Wisteria u. a.)

• Typisches Wachstum bei Nadelhölzern

• Arten und Sorten, die ohne viel Schnittmaßnahmen ihren natürlichen Habitus entwickeln und erhalten.

HERKUNFT: Für die Anlage von Mutterpflanzenquartieren nur bestes und Sorten echtes Pflanzenmaterial auswählen.

Die Ertragsdauer der Mutterpflanzen kann sehr unterschiedlich sein, daher müssen die Anlagen ständig kontrolliert und rechtzeitig ersetzt werden.

SAATGUT: Für die Samenentnahme von Mutterbäumen gelten gleiche Voraussetzungen. Bei vielen Pflanzenarten wie Eichen, Buchen usw. sind die Bestimmungen des Forstvermehrungsgutgesetzes zu beachten. Ebenso müssen die Anforderungen bei der Anzucht von gebietsheimischen Gehölzen erfüllt werden!

MUTTERSORTENREINE SAAT ist erforderlich, um wüchsige, gleichmäßige Unterlagenquartiere für Äpfel und Birnen zu bekommen, so sind z. B. Apfelsämlinge der Sorten ‘Bittenfelder’ oder ‘Grahams Jubiläum’ wertvoller als Sämlinge aus Mischsaat.
Birnensämlinge sollten auch aus reinen Herkünften sein, wie z. B. Pyrus communis ‘Kirchensaller Mostbirne’.

STECKLINGE müssen von jungen, wüchsigen Pflanzen geschnitten werden. Sie können daher oft besser aus dem Verschulbeet oder dem Anzuchtquartier als von alten, vergreisten Mutterpflanzen genommen werden. Ein Rückschnitt der Mutterquartiere von Laubgehölzen im Frühjahr ist zwingend notwendig. Dadurch wird die Wüchsigkeit des Materials und somit die Bewurzelungsfähigkeit der Stecklinge verbessert. Bei Nadelgehölzen ist ebenfalls wüchsiges und vitales Vermehrungsmaterial erforderlich.

STECKHOLZ: Es ist ratsam, ein Mutterquartier mit einer dem Bedarf angepassten Anzahl von Mutterpflanzen in Vorrat zu haben. Die Sortenmerkmale sind dort eindeutiger ausgeprägt als im Quartier. Im Übrigen werden sehr viele Steckhölzer beim Rückschnitt von Gehölzen nach dem ersten Standjahr im Anzuchtquartier geschnitten.

ABLEGER, ABSENKER, ABRISSE, AUSLÄUFER, TEILUNG: Hierbei werden jährlich von gut gepflegten Mutterpflanzen Jungpflanzen entnommen. Unter günstigen Bedingungen können die Mutterpflanzen über 20 Jahre alt werden.

BEI DER MERISTEMVERMEHRUNG werden kleinste Gewebeteile der Mutterpflanze verwendet. Diese Art der Vermehrung wird auch Mikrovermehrung genannt. In Laboren werden Mikrostecklinge gewonnen, in steriler Umgebung wie Kulturgläsern, sterilen Kulturräumen auf besonderen Nährlösungen (daher auch „In-vitro-Kultur“), bewurzelt, langsam an das Freiland gewöhnt. Dieses geschieht zunächst meist in Multiplatten und dann in kleinen Töpfen, später werden sie dann meist in Containern oder auch im Freiland zu Fertigpflanzen herangezogen.

VEREDLUNGSREISER werden aus Quartieren oder von Mutterpflanzen entnommen (Rosen, Obst, Ziergehölze aller Art, Koniferen). Aus staatlich überwachten Reisermuttergärten (Reiserschnittgärten) können auf Grundlage der Anbaumaterialverordnung Obstgehölzreiser käuflich erworben werden (Anbaumaterialverordnung AGOZ beachten).
Ziergehölzreiser entnimmt man aus speziellen Mutterquartieren oder aus Schauanlagen.

DIE TEILUNG erfordert keine eigentlichen Mutterpflanzen. Ältere Pflanzen werden geteilt und dann zu Fertigpflanzen weiterkultiviert. Beispiel für Jungpflanzen: Vinca (Immergrün), Rheum (Rhabarber).

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Abb. 6: Schematischer Ablauf der Meristemvermehrung. (© Piccoplant)
1 Desinfektion + Induktion, 2 Sprossbildung, 3 Wurzelbildung, 4 Akklimatisierung

WURZELSTÜCKE VON MUTTERPFLANZEN: Bei Winterhandveredlungen wird sowohl auf Jungpflanzen als auch gelegentlich auf Wurzelstücke veredelt (s. „Handveredlungen“). In diesem Fall werden von gerodeten Pflanzen – man kann sie als Mutterpflanzen bezeichnen – kräftige Wurzeln abgeschnitten, die etwa die Stärke der Edelreiser haben sollten. Solche Handveredlungen können bei der Vermehrung neuer Sorten hilfreich sein, wenn Jungpflanzen fehlen. Beispiel: Wisteria floribunda- und Wisteria sinensis-Sorten.

ARBEITEN: Grundsätzlich müssen alle Mutterpflanzen genügend weit aufgepflanzt werden, um gut ausgereiftes Material schneiden zu können. Ferner ist eine maschinelle Bodenlockerung und Unkrautbekämpfung notwendig. Sollte Befall von tierischen oder pilzlichen Schadorganismen vorkommen, müssen rechtzeitig sachgemäße und umweltschonende Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Düngemaßnahmen sollten nur gezielt nach vorheriger Bodenanalyse erfolgen. Im zeitigen Frühjahr schneidet man bei Laubhölzern die Mutterpflanzen kurz zurück, um junges und wüchsiges Material für die kommende Vermehrungssaison zu haben.

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Abb. 7

3. Veredlung

M  =  Mutterpflanze

R   =  Reis, Edelreis

U   =  Unterlage, aufgeschult

2 Generative Vermehrung

Die generative Vermehrung beginnt – nach Bildung der Geschlechtszellen in den Blüten – mit der Bestäubung und anschließender Befruchtung. Die weiblichen und männlichen Zellen verschmelzen und es entstehen die Samen. Das geschieht auf natürlichem Weg durch Selbst-, Wind- oder Insektenbestäubung.

Nur bei der Züchtung greift der Mensch ein, indem er gezielt bei der Bestäubung hilft. Das geschieht bei der Obst-, Rosen- und Gehölzzüchtung.

Der Vorgang kann sich auf Pflanzen in zwittrigen Blüten (Rosaceae, Sapindaceae (früher Aceraceae)) oder auf solchen mit getrenntgeschlechtlichen Blüten auf einer Pflanze (einhäusig, wie Betulaceae, Birken, Haselnuss) oder auf geschlechtsverschiedenen Pflanzen (zweihäusig, wie Araucaria, Celastrus, Hippophae, Populus, Salix u. a.) abspielen.

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Abb. 8

Zwittrige Blüte, Rosaceae

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Abb. 9

Einhäusig, Corylus avellana

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Abb. 10

Blüten der zweihäusigen Salix caprea, Salweide

links: männliche Pflanze

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Abb. 11

rechts: weibliche Pflanze

Die generative Vermehrung wird vor allem für die Massenvermehrung eingesetzt, sofern die Samen „echt“ fallen. Der Samen reift, wird geerntet und bis zur Aussaat fachgerecht gelagert und behandelt. Mit dem Säen und der Keimung ist die eigentliche Vermehrung beendet.

2.1 Die Züchtung von Gehölzen

GRUNDSÄTZLICHES: Die Züchtung ist eine Form der generativen (geschlechtlichen) Vermehrung. Gezielt kreuzt der Mensch bestimmte Gattungen, Arten und Sorten, um solche Nachkommen zu erzielen, die seinen Wünschen möglichst genau entsprechen. Das ist mit hohen Kosten und manchem Rückschlag verbunden. Nur Beharrlichkeit und Stetigkeit führen zum Erfolg.

Sorgfalt ist notwendig, um Neues und wirklich Besseres als das Bestehende zu schaffen. Neuheiten sollen das bisherige Sortiment bereichern und weiterentwickeln.

Viele Jahre nach erfolgter Züchtung und Prüfung gehen dahin, bis die neue Sorte vermehrt werden kann. Bei Rosen sind es mindestens 7–10 Jahre, bei Beerenobst 4–7 Jahre, bei Kern- und Steinobst selten unter 20 Jahre, bis die Neuheit der Öffentlichkeit vorgestellt und die Marktreife erreicht worden ist.

Deutsche und ausländische Züchterfirmen, Forschungsinstitute und Hobbyzüchter arbeiten an der Erweiterung eines interessanten Sortiments.

DIE VORAUSSETZUNGEN DER ZÜCHTERARBEIT: Bevor mit der handwerklichen, gärtnerischen Kreuzungsarbeit begonnen werden kann, sollte das gewünschte Zuchtziel feststehen.

Die geforderten Eigenschaften der zu züchtenden Sorte müssen erkannt sein. Der Wunsch der späteren Abnehmer spielt eine große Rolle.

BEI ROSEN sucht man bewusst nach Gesundheit und Robustheit, interessanten Farben und Duft, Blütenfülle (auch ungefüllte Blüten können begehrt sein) und nach bestimmten Wuchseigenschaften (überhängend, Höhe und Breite, bodendeckend u. Ä.).

Seit über 50 Jahren besteht die ADR-Testung (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung). Deutsche und ausländische Züchter (Letztere müssen einen Vertriebspartner in Deutschland haben) schicken ihre Neuheiten an elf Prüfgärten in Deutschland ein. Hier werden diese drei Jahre ohne Pflanzenschutzmittel getestet. Nach einem vorgegebenen Punkteschlüssel ergibt sich, welche Sorten das ADR-Prädikat erhalten.

BEI OBST bestimmen u. a. folgende Eigenschaften den Wert der Neuheit: Fruchtgeschmack und -farbe, früher Ertragsbeginn und reicher Ertrag, Gesundheit von Pflanze und Frucht sowie deren Lagerfähigkeit.

NEUE OBSTUNTERLAGEN sollen die Reichfrüchtigkeit, Fruchtentwicklung, Standfestigkeit und die Kleinkronigkeit der darauf veredelten Sorten fördern.

ZUCHTZIELE BEI ABIES KOREANA und anderen Koniferen sind interessante Zapfen- und Nadelfarben sowie deren Formen; ein schöner Habitus und vor allem Winterhärte sind wünschenswert.

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Abb. 12

Gegensätzliches Schema: natürliche generative Vermehrung

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Abb. 13

RHODODENDRON-YAKUSHIMANUM-HYBRIDEN sind winterharte, gedrungene Sorten, die wegen ihrer Schwachwüchsigkeit in vielen kleinen Gärten ihren Platz finden. Durch Kreuzungen mit der japanischen Wildart R. yakushimanum sind wertvolle, sonnenverträgliche Neuzüchtungen entstanden.

DIE ARBEITSWEISE – DIE KREUZUNG AM BEISPIEL DER ROSE: Zunächst werden die Sorten festgelegt, die miteinander gekreuzt werden sollen. Dabei werden gewünschte Zuchtziele berücksichtigt.

Sind alle Vorarbeiten erledigt und sind die Blüten der für die Züchtung ausgewählten Elternpflanzen genügend entwickelt, kann begonnen werden. Um einer Selbstbestäubung bei den zwittrigen Rosenblüten vorzubeugen oder um einer zufälligen Fremdbestäubung zu begegnen, werden die Blüten – einige Tage vor der Reife der männlichen Staubgefäße – von den in ihnen befindlichen Pollen befreit und auch der weibliche Stempel zur Kreuzung vorbereitet.

Bei der auf der Mutterpflanze stehenden Blüte werden die Staubgefäße entfernt („kastriert“, Bild Nr. 2), die Blütenblätter werden bis auf zwei entfernt. Diese werden erst nach dem Übertragen des Pollens abgenommen. So kann man erkennen, welche Blüten bestäubt sind und welche nicht. Die verbleibenden Stempel müssen bei Züchtungen im Freiland umgehend vor Insektenbesuch durch Eintüten geschützt werden. Da meist in insektenfreien Gewächshäusern gekreuzt wird, ist das Eintüten hier nicht notwendig. Häufig sind Pollen und Narbe der zu kreuzenden Sorten nicht gleichzeitig reif, daher können Pollen schon früher geerntet und einige Wochen im Kühlschrank gelagert werden. Nach einigen Tagen – wenn die Narbe reif ist (das ist an der klebrigen Flüssigkeit auf dieser zu erkennen) – wird von einer dafür vorgesehenen Vatersorte Pollen auf die Narbe (den Stempel) übertragen. Der in einer durchsichtigen Schale aufbewahrte Pollen wird mit dem Daumen, der mit einem Fingerling überzogen ist, auf den vorbestimmten Stempel gebracht.

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Abb. 14 Vorbereitete Blüte zur Bestäubung.

Foto: Möller

Pinsel werden heute kaum noch genützt, da die Reinigung von zuvor verwendeten Pollen sehr aufwendig ist.

Die nun fertig bestäubte Blüte wird mit einer Kreuzungsnummer versehen und in das Zuchtbuch eingetragen. Hier sind auch die Elternteile vermerkt, so können später Verwandtschaftsverhältnisse nachvollzogen werden. Sofern es sich um Kreuzungen im Freiland handelt, wird sofort wieder eingetütet, um sie nochmals vor Insektenflug oder anderer unerwünschter Bestäubung zu sichern.

Wird im insektenfreien Gewächshaus gekreuzt, erübrigt sich das Eintüten vor und nach der Bestäubung.

Die eigentliche Kreuzungsarbeit ist beendet. Jetzt muss darauf gewartet werden, dass die Bestäubung geglückt ist und die Samen sich im Fruchtknoten entwickeln (s. Abb. 15).

Die Hagebutten werden im Herbst reif geerntet und die Samenkörner mit einem Löffel herausgeholt. Einige Firmen säen die Samenkörner direkt nach der Ernte in ein Gewächshaus, andere stratifizieren sie vor der Aussaat. Nach der Aussaat folgt ständige Kontrolle und Pflege. Die aufgelaufenen und sich entwickelnden Sämlinge werden gemäß den Züchtungszielen nach verschiedenen Gesichtspunkten beobachtet und ausgelesen (selektiert).

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Abb. 15 Befruchtete Hagebutten mit Kreuzungsnnummer.

Foto: Möller

Schon auf dem Saatbeet erfolgen erste Selektionen, wenig Erfolg versprechende Sämlinge werden sofort vernichtet. Nur optimales Material wird weiter selektiert. Jeder Sämling ist ein Unikat, daher ist hohe Fachkenntnis erforderlich. Ein einmal vernichteter Sämling ist unwiederbringlich verloren! Weitere Tests erfolgen im Freiland über mehrere Jahre, dabei werden Gesundheit, Blüte, Blütenfarbe und Duft sowie Winterhärte getestet. Unterschiedliche Vermehrungsmethoden werden ausprobiert, z. B. ob sich eine Sorte auch durch Stecklinge vermehren lässt. Viele Rosenzüchter senden ihre Neuzüchtungen zur ADR-Prüfung ein, das Prädikat ist sehr begehrt. Elternteile werden ungern bekannt gegeben. Erst wenn erwiesen ist, dass die Kreuzung eine wertvolle und gesunde Neuheit ergeben hat, kommt sie nach sieben bis zehn Jahren auf den Markt und muss sich dort bewähren. In die Züchtung werden nur wenige der jungen Baumschuler direkt Einblick erhalten, deshalb soll dieser Einblick in die Kreuzungstätigkeit genügen.

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Abb. 16 Blühende Rosensämlinge im Gewächshaus.

Foto © Möller

ZUFALLSSÄMLINGE

1.  Bastarde aus Rosenwildformen, in der freien Landschaft vorkommend.

2.  Mutationen und Sports von Rosen-, Obst-, Ziergehölzen usw., z. B. in Baumschulquartieren.

Beispiele von Züchtungen über viele Jahrzehnte:

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Sicher gibt es im Bereich der Obstgehölze neuere Züchtungen; es braucht oft viel Zeit, bis es erwiesen ist, ob sich die Sorten mit wenig Pflanzenschutz für unser Klima eignen. Ferner bestimmt der Verbraucher, welche Sorten er in puncto Geschmack, Farbe und Umweltverträglichkeit beim Einkauf bevorzugt.

3.  Mutationen von Obstsorten, an tragenden Obstbäumen erkannt. Sie können ausgezeichnete neue Sorten ergeben, sind aber keine Züchtungen im eigentlichen Sinn.

SELEKTION – auf Deutsch „Auslese“ oder „Auswahl“ – wird betrieben, wenn bei gezielten und gewollten Kreuzungen durch Aussaat besonders positiv wirkende Pflanzen entstanden sind. Auch können bei bereits bestehenden Sorten Einzelexemplare mit besonders wertvollen Eigenschaften, z. B. besondere Frosthärte, gefunden werden, die dann zur Weitervermehrung Verwendung finden.

Ferner werden Bastarde aus Rosenwildformen, die natürlich vorkommen und durch Insektenbestäubung entstanden sind, Mutationen von gezüchteten Rosensorten, von Obst, Ziergehölzen, die in Baumschulquartieren oder andernorts gefunden wurden, selektiert.

Reihenfolge der Bonituren: Beobachten, Bewerten, Aussortieren positiver Sorten und mit der Vermehrung beginnen, danach beginnt meist Jahre später die Markteinführung.

PFLANZENSICHTUNG
wird seit etwa 1955 bei Gartenrosen und seit etlichen Jahren bei diversen Gehölzgattungen und -arten betrieben.

Beispiele für Zufallssämlinge:

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ADR-Testung bedeutet „Allgemeine deutsche Rosenneuheitenprüfung“. Jährlich werden an elf Standorten, über die Bundesrepublik verteilt, von überwiegend deutschen Züchtern Rosen aufgepflanzt, es sind aber auch Zuchtbetriebe aus dem Ausland dabei, die in Deutschland eine Vertretung haben. Ohne Einsatz von Fungiziden (Pilzmitteln) müssen die neuen Sorten ihre inneren und äußeren Qualitäten unter Beweis stellen.

Zu den wichtigsten Kriterien zählen u. a. Pflanzengesundheit, Winterhärte, Wüchsigkeit, Blütenform und -farbe, Duft, Blühdauer und Selbstreinigung der Blüten. Pro Bewertungsdurchgang müssen bis zu neun Werte ermittelt und in eine Boniturliste eingetragen werden. Bis zu acht Durchgänge erfolgen jährlich.

Eine Expertenrunde kommt jährlich an einem anderen Standort zusammen, um über die Ergebnisse der Sichtungen zu beraten.

Nach 3-jähriger Testung wird über die Ergebnisse der ADR-Testung beraten und nach einem vorgegebenen Punkteschlüssel das ADR-Prädikat vergeben. Es erhalten nur Sorten, die die erforderliche Mehrheit erhalten, das begehrte Prädikat.

Der BdB und das Bundessortenamt sind die Koordinatoren dieser Sichtungen. Es handelt sich um die Auswahl der besten und gesündesten Sorten für die Verwendung im Garten, in Parks und im öffentlichen Grün. Dieses Verfahren wird mit Recht als die härteste Rosenprüfung der Welt bezeichnet.

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DIE BUNDESGEHÖLZSICHTUNG
Ebenfalls werden bei Gehölzen seit 1980 viele wichtige Gattungen gesichtet, die für mehrere Jahre an 16 verschiedenen Standorten aufgepflanzt sind; hier werden von einem Verantwortlichen sechs bis acht Bonituren pro Jahr durchgeführt. Diese Ergebnisse werden umgehend in Boniturlisten eingetragen. Nach Abschluss der jeweiligen Sichtung beraten die Mitglieder des Arbeitskreises Bundesgehölzsichtung über den Zier- und Nutzwert der einzelnen Gattungen und ordnen diese in die Kategorien ausgezeichnete Sorte, sehr gute Sorte, gute Sorte, Liebhabersorte und entbehrliche Sorte ein.

Viele Gehölzgattungen wurden bereits gesichtet, z. B. Buddleja, Buxus, Cotoneaster, Potentilla, Pyracantha und viele mehr. Die Listen sind beim BdB – www.gruen-ist-leben.de – oder unter www.gehoelzsichtung.de erhältlich.

U. a. befinden sich zurzeit folgende Gattungen in der Sichtung: Hydrangea, Ilex, Fargesia, Lavandula, Viburnum und diverse mehr.

Wie bei der Züchtung werden auch hier gezielt die folgenden Pflanzeneigenschaften beobachtet und bewertet:

WUCHSMERKMALE wie Höhe, Breite und Dichte

ZIERWERT wie Blühbeginn und -dauer, Blütenfarbe, -leuchtkraft und -größe, Fruchtansatz und -farbe, Laubform und -farbe

GESUNDHEIT wie Resistenzen gegen pilzliche und tierische Schaderreger, Winterhärte

BEI BÄUMEN spielen Windfestigkeit, Kronenbreite und -dichte, Totholzbildung und Fruchtansatz (Nutzung an Parkplätzen und Verkehrswegen) eine besondere Rolle. Seit einiger Zeit werden Untersuchungen zu klimaverträglichen Bäumen und Gehölzen durchgeführt. Veränderungen im Klima verlangen eine Prüfung und Überarbeitung der bisherigen Sortimente besonders im innerstädtischen Bereich. Es laufen zurzeit viele Versuche mit unterschiedlichen Bäumen und sonstigen Gehölzen an verschiedenen Standorten. Bis es dazu verwertbare Ergebnisse gibt, werden noch Jahre vergehen. Aber der Berufsstand und das Versuchswesen haben diese wichtige Aufgabe angepackt!

Beurteilt wurde beim Beispiel Buxus mit den Noten:

• ausgezeichnet: B. sempervirens ‘Blauer Heinz’, B. sempervirens ‘Suffruticosa’, B. sempervirens ‘Arborescens’

• sehr gut: B. sempervirens ‘Angustifolia’, B. sempervirens ‘Globosa’, B. sempervirens ‘Hollandia’, B. microphylla ‘Faulkner’, B. microphylla ‘Koreana’

• gut: B. sempervirens ‘Elegantissima’, B. sempervirens ‘Handsworthiensis’, B. sempervirens ‘Pyramidalis’, B. sempervirens ‘Rotundifolia’, B. sempervirens ‘Pyramidalis’, B. microphylla ‘Herrenhausen’

• Liebhabersorten: B. sempervirens ‘Green Gem’, B. sempervirens ‘Marginata’, B. microphylla ‘Japonica’

Alle anderen Sorten wurden als entbehrlich eingestuft.

EUROTRAIL

Auf europäischer Ebene werden unter der Bezeichnung EUROTRAIL zurzeit in folgenden Ländern Gehölze international getestet: Frankreich, Niederlande, Großbritannien, Österreich und Deutschland. Standorte in Deutschland: Weihenstephan, Hannover (Bundessortenamt) und Ellerhoop – Thiensen (Gartenbauzentrum).

Im Jahr 2015 befinden sich folgende Ziergehölze in der Sichtung: Hibiscus, in Planung sind ab 2016 Physocarpus in Sorten. Hydrangea paniculata, Weigela schwach wachsend, Vinca und Buddleja, diese Sichtungen sind zwischenzeitlich abgeschlossen!

2.2 Saatgut und Aussaat

2.2.1 Herkünfte des Saatguts

Durch die immer größere Spezialisierung in den Betrieben werden in vielen kleineren Baumschulen keine Aussaaten mehr vorgenommen. Besonders spezialisierte Betriebe haben im Wesentlichen diese Aufgabe übernommen, hier werden häufig Lohnanzuchten vorgenommen.

In Gebieten mit einer vielschichtigen Baumschulstruktur haben Auszubildende häufig die Möglichkeit, auch in Zusammenarbeit mit der Berufsschule, durch Besuche der spezialisierten Betriebe Grundkenntnisse von der Aussaat zu bekommen. Nachfolgende Aufzeichnungen sollen den Auszubildenden Grundkenntnisse über den Bereich der Aussaatvermehrung vermitteln.

Saatgut wird teilweise in den Betrieben von ausgelesenen Saatträgern geerntet, z. B. Hagebutten von Rosenunterlagen, Berberis thunbergii in Sorten, Hamamelis japonica, Mahonia auquifolium und viele andere mehr. Große Mengen Samen kommen aus der gesamten Bundesrepublik, sie werden von qualifizierten Sammlern geerntet, dazu sind besondere Sammelerlaubnisse zu beachten. Bei der Beerntung von gebietsheimischen Arten und Sorten sind besondere Vorschriften zu beachten! Bei Erntegebieten in Deutschland oder aus Importen aus der ganzen Welt müssen für die Anzucht alle unserem Klima entsprechenden Gebiete und Höhenlagen berücksichtigt werden. Herkünfte der Saat haben erheblichen Einfluss auf die spätere Frosthärte der Pflanzen. So sind Pflanzen von Araucaria araucana von Saatherkünften aus den Hochlagen der Anden erheblich winterhärter als Samen aus der Mittelmeerregion.

Ähnlich verhält es sich bei Abies nordmanniana. So treiben Herkünfte aus bestimmten Höhenlagen des Großen Kaukasus erst nach dem 20. Mai aus. Dadurch ist die Gefahr von Spätfrostschäden erheblich reduziert.

Für forstliche Zwecke werden Samen aus durch das Forstvermehrungsgutgesetz anerkannten Gebieten und Herkünften vorgeschrieben. Solche Zonen sind je nach Gattung und Art z. B. Niederdeutsches Tiefland, Schwäbische Alb, Bayrischer Wald und andere. Für einige Forstgehölze aus ausländischen Herkünften gibt es Sondergenehmigungen, so gelangt Pseudotsuga menziesii aus einigen Zonen Nordamerikas und aus verschiedenen deutschen Gebieten in die forstliche Anzucht.



Für die meisten Ziergehölzsamen gibt es keine Einschränkungen. Sie kommen aus:

• Deutschland: z. B. Acer ginnala, Amelanchier ovalis, Amelanchier lamarckii, Rosenunterlagen, Wildrosen in Sorten

• Russland: z. B. Lonicera tatarica, Abies nordmanniana (Kaukasus)

• Japan: z. B. Cryptomeria japonica, Acer palmatum

• Nordamerika: z. B. Liriodendron tulipifera, Sequiadendron giganteum, Picea pungens ‘Glauca’ (Staat Colorado)

• Argentinien/Chile: z. B. Araucaria araucana

• Europa: z. B. Rhododendron ferruguineum (Alpen), Clematis vitalba, Gleditsia triacanthos (Italien), Pinus cembra (Südtirol), Pinus peuce (Balkan)

Hier konnten nur einige Beispiele genannt werden. Manche Samen werden aus aller Welt herbeigeschafft.

2.2.2 Samengewinnung

DIE ERNTE
Nur in wenigen Fällen werden junge Baumschuler Gelegenheit bekommen, Gehölzsaaten selbst zu ernten. Sich Samen selbst zu beschaffen, kann für Spezialbetriebe und bei kleineren Erntemengen interessant sein. Fruchtende Hecken und Sträucher von Berberis thunbergii, Berberis thunbergii ‘Atropurpurea’, Sambucus nigra u. Ä. stehen oft in der Nähe. Man kann Baumschulquartiere mit Hecken von sortenechten Ziergehölzen und Rosenunterlagen zur Samengewinnung einfassen, jedoch müssen zwischen den Sorten größere Abstände eingehalten werden, um ungewollte Kreuzungen zu vermeiden. In voller Gesundheit stehende Muttersträucher und -bäume mit guten inneren Eigenschaften sind fast immer als Saatgutlieferanten geeignet und über viele Jahre nutzbar.

Bei der großen Vielfalt der Gehölze ist eine gute Beobachtung des richtigen Zeitpunkts der Samenreife vonnöten.

Ein paar Tage früher geerntet schadet nicht, kann aber den Samen retten:

1.  vor dem Zugriff der Vögel und Tiere (Amelanchier lamarckii, Quercus in Sorten, Fagus in Sorten, Sambucus, Prunus avium, Picea abies)

2.  vor den Menschen (Prunus spinosa, Corylus avellana, Hippophae rhamnoides, Juglans regia, Sambucus nigra)

3.  vor dem natürlichen, vorzeitigen Fruchtfall (Carpinus betulus, Prunus avium und Prunus mahaleb, Amelanchier in Sorten, Abies in Sorten)

4.  vor Wind oder Überreife (Acer, Populus, Salix, Abies)

Verschiedene Samen haften lange Zeit an der Pflanze. Dazu gehören Rosa, Berberis thunbergii-Formen, Prunus spinosa.

Einige Samen sammelt man unter den Mutterpflanzen auf, wie z. B. Juglans, Acer pseudoplatanus. Die Keimdauer spielt bei Populus und Salix eine große Rolle, deren Samen besitzt nur eine begrenzte Keimfähigkeit. Diese müssen kurz nach der Ernte frisch ausgesät werden.

Fleischige Früchte wie Prunus, Sorbus, Rosa, Berberis, Cornus mas u. a. müssen bald nach der Ernte gereinigt werden, damit Schimmelbildung und Fäulnis die Keimfähigkeit der Samen nicht beeinträchtigen.

abb

Abb. 17

Abkömmlinge (rechts) von breit wachsenden Hainbuchen sind oft krumm.

EINE BESONDERHEIT
Die Eignung der Mutterpflanzen sollte wohlbedacht werden, nicht allein Gesundheit u. a. (s. Mutterpflanzen) entscheiden, sondern auch Wuchseigenschaften. So erntet man Samen von Carpinus betulus, die oft als Heckenpflanzen und kleine Straßenbäume kultiviert werden, bevorzugt werden Saaten von aufrecht wachsenden Exemplaren. Wenn auch die erzielten Sämlinge später immer noch variieren, gibt es einen erheblich höheren Anteil an aufrecht wachsenden Typen, die sich dann auch leichter zu geraden Heckenpflanzen kultivieren lassen. Stäben der Mitteltriebe ist zeitaufwendig und verteuert die Produktionskosten. Mitte Juni sollten die Seitentriebe mit der Heckenschere pyramidal eingekürzt werden, die Pflanzen erreichen eine dichte und kompakte Qualität. Die Zeichnungen Abb. 17 und 18 sollen dies verdeutlichen.

Um Qualitätsjungpflanzen mit höherem Wert anziehen zu können, besorgen sich Baumschulen Saatgut von aufrecht wachsendem Ausgangs material. Verlässliche Saatlieferanten ernten immer nur von den gleichen aufrechten, entsprechend ausgewählter Mutterbäume.

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Abb. 18

Von aufrechten Mutterpflanzen stammende Hainbuchen sind für Heckenware meist besser geeignet und leichter gerade zu formen.

2.2.3 Reinigung, Behandlung und Lagerung von Saatgut

Diese Schritte werden hier zusammengefasst. Die verschiedenen Methoden sind nicht zu trennen, da sie oft ineinandergreifen. Von der Güte des Saatguts, der Ernte, Behandlung und Lagerung hängt es ab, ob der Samen gut keimt und die Aussaat erfolgreich verläuft. Um die erforderlichen Zusammenhänge verständlich erklären zu können, werden hier nur die wichtigsten Verfahren vorgestellt.

DIE REINIGUNG der Samen folgt unmittelbar nach der Ernte, wobei wir zwei Gruppen unterscheiden müssen:

1.  Trockene Früchte
Kapseln (Rhododendron, Syringa), Abb. 19
Hülsen (Laburnum, Robinia)
Zäpfchen (Alnus)
Zapfen (Koniferen)
Flügelsaat (Acer, Fraxinus, Ailanthus), Abb. 21

Durch Reiben oder vorsichtiges Klopfen werden die Samen von ihren Hüllen getrennt und mechanisch durch Sieben oder Ausblasen von ihnen befreit.

2.  Mit Fruchtfleisch umhüllte Früchte
Beerenfrüchte (Amelanchier, Berberis, Crataegus, Cotoneaster, Sorbus) Abb. 22
Steinfrüchte (Prunus)
Apfelfrüchte (Malus, Pyrus und Chaenomeles), Abb. 23
Nussfrüchte (Carya, Corylus, Juglans), Abb. 20

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Abb. 19

Beispiel für trockene Früchte

Rhododendron

FS  =  Fruchtstand

FR  =  Fruchtkapsel

S     =  Samen

Mit Ausnahme der Kernobstunterlagen, die auch von Hand entkernt werden, lässt man fast alle von Fruchtfleisch umhüllten Samen nach der Ernte kurze Zeit „rotten“ oder „gären“, d. h., das Fruchtfleisch wird leicht zerdrückt und beginnt sich zu zersetzen, bis sich die Samen leicht vom Fruchtfleisch trennen lassen.

3.  Klengen oder Darren. Zapfen von z. B. Kiefern oder Fichten und Douglasien werden kurze Zeit erhitzt, damit sich die bei der Ernte noch geschlossenen Schuppen öffnen und dabei die Samen herausfallen.

4.  Abies-Zapfen erntet man nicht vollreif. Sie zerfallen beim Lagern. Der Samen wird dann von den Schuppen getrennt.

LAGERUNG
Von den unterschiedlichen Möglichkeiten und Methoden, Saatgut zu lagern, können hier nur die wichtigsten genannt werden. Abgesehen davon, dass einige Samen wie Populus tremula und Salix-Sorten sofort nach der Ernte gesät werden müssen, ist die artgerechte Lagerung von großer Bedeutung. Viele Samenarten werden gleich nach der Reinigung mehr oder weniger lang getrocknet, damit sie gesund und sauber weiterbehandelt werden können.

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Abb. 20

Beispiel für trockene Frucht
Corylus avellana
Links: Samen in Hülle
Rechts: Samen (S)

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Abb. 21

Doppelfrucht mit Flügeln

S  =  Samen
Acer pseudoplatanus

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Abb. 22

Fleischige Früchte
oben:
Prunus avium
Mitte links: Crataegus monogyna
Mitte rechts: Crataegus oxycantha
unten: Berberis thunbergii

S  =  vom Fruchtmark gereinigter Samen

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Abb. 23
Beispiel für Kernobst – Apfel

S = vom Fruchtfleisch befreite Kerne

DIE TROCKENLAGERUNG ist eine der oben erwähnten Methoden. Das bedeutet, dass die Samen, nachdem sie vom Fruchtfleisch befreit wurden, eine Zeit lang trocken auf Haufen, in luftigen Säcken, Behältern oder luftdicht in Gläsern aufbewahrt werden. Kontrollen auf Schimmel- oder Fäulnisbildung müssen ständig erfolgen. Bei einigen Samenarten können zusätzlich Feuchtigkeit, Nässe, Wärme, Kälte oder chemische Behandlung, auch Ritzen der harten Samenschale nützlich oder sogar notwendig sein. Gelagert werden Samen im Haus, in der Halle oder im Kühlraum. Viele Samen werden eine Weile trocken aufgehoben, um je nach Gattung oder Art anschließend wochen- oder monatelang bis zur Aussaat stratifiziert zu werden.

STRATIFIZIEREN, d. h. „in Sand einschichten“, ist die zweite und neben der Trockenlagerung wichtigste Behandlungsmethode. Die Lagerung des stratifizierten Saatguts erfolgt im Freien. Für größere Mengen gibt es aus porösen Ziegelsteinen gemauerte Behälter, die Luft und Wasser durchlassen; kleinere Mengen werden in engmaschigen Kunststoffkisten aufbewahrt. Vor Vogel- oder Mäusefraß schützt ein Käfig aus feinem Maschendraht. Durch die Stratifikation wird die Samenhülle durch Feuchtigkeit, Sauerstoff, Bakterientätigkeit, Wärme und die für viele Samen zur Keimung erforderliche Frosteinwirkung für Wasser durchlässig gemacht. Diese Kräfte müssen je nach Samenart unterschiedlich lange Zeit auf die Samenschale einwirken (s. Abb. 24).



Auch wenn man von „einschichten“ spricht, der Samen wird fast immer von vornherein mit nicht zu feinem Sand (0,4 bis 0,8 mm) vermischt. Feiner Sand verschlämmt leicht, die Samen können durch zu viel Feuchtigkeit verfaulen. Auch Torfzusätze können richtig sein; die Huminsäuren im Torf greifen die Samenschale an und fördern die Keimung. Während der Stratifikation muss das Saatgut etliche Male umgerührt oder umgeschaufelt werden, damit die Wirkung auf alle Samen gleichmäßig bleibt, die Schimmelbildung unterbunden wird und die Samen immer gleichmäßigen Einflüssen ausgesetzt sind. Dabei ist ständig auf gleichmäßige Feuchtigkeit des Saatguts und den Fortgang der Keimung zu achten. Feuchtigkeit und Frosteinwirkung fördern die Keimung besonders bei hartschaligen Samen. Wegen der Kälte ist im Winter Schimmel so gut wie ausgeschlossen, im Sommer ist besonders auf Befall zu achten (s. Abb. 25 und 26).

AUFBEWAHREN UNTER LUFTABSCHLUSS in Gläsern und Flaschen kann besonders bei Nadelholzsamen die Keimfähigkeit verlängern. Da es auch von Zeit zu Zeit Fehlernten bei Nadelhölzern gibt, legen sich viele Baumschulen einen Samenvorrat von gewissen Gehölzarten an, um stets Pflanzmaterial zur Verfügung zu haben.

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Abb. 24

Dies alles wirkt auf die Samenschale während der Stratifikation ein.

KÜHLLAGER: In milden Wintern kann stratifiziertes Saatgut zu früh keimen, dann muss die Keimung hinausgezögert werden. Rechtzeitig muss das eingeschichtete Gut in einem Kühlraum bis –2 °C eingefroren werden. Erfolgt die Lagerung zu warm, schreitet die Keimung fort und die Sämlinge haben später krumme Wurzeln. Soll die Keimung verzögert werden, ist es vorteilhaft, die Saat für kurze Zeit in ein Kühllager mit niedrigen Temperaturen um den Gefrierpunkt zu bringen. Auf diese Weise kann man dafür sorgen, dass das Saatgut erst nach den Maifrösten aufläuft (Quercus und Fagus). Jahrelange Lagerung, z. B. von Buche (Fagus) und Eiche (Quercus), im Gefrierhaus ist gut möglich. Während der gesamten Behandlung und Lagerung müssen die Samen vor Mäusen und Vögeln geschützt werden, u. a. mit mäusesicherem Drahtgeflecht.

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Abb. 25

Zweimal Stratifikation

Samen oder Steine sofort gemischt

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Abb. 26

Zu Beginn schichtweise, später wird gemischt.

Wa  =  der notwendige Wasserabzug

2.2.4 Von der Ernte zur Aussaat

Da die Maßnahmen von der Ernte bis zur Aussaat sehr unterschiedlich sein können, sind nachfolgend die verschiedenen Wege dargestellt.

Beispiele für die verschiedenen Möglichkeiten:

1.  Sofortaussaat: Populus tremula, Salix in Sorten, Fraxinus excelsior

2.  Herbstaussaat: Aesculus hippocastanum, Quercus in Sorten

3.  Ernte, Lagerung, Behandlung, danach Frühjahrsaussaat: Acer pseudoplatanus und A. platanoides, Amelanchier, Berberis thunbergii-Formen, Carpinus betulus, Cornus sanguinea, Corylus in Sorten, Juglans, Malus, Prunus in Sorten, Rosa in Sorten, z. B. Rosa rugosa, Sambucus, Sorbus in Sorten, Abies in Sorten, Picea in Sorten, Pinus in Sorten, Larix in Sorten, Thuja in Sorten

4.  Behandlung, Lagerung, Überliegen, danach Herbst- oder Frühjahrsaussaat 1 12–2 Jahre nach der Ernte: Cornus mas, viele Rosenunterlagen, Taxus baccata

Um einen Einblick in die vielen voneinander abweichenden Abläufe zwischen Samenernte und Aussaat zu geben, sind diese anschließend bei einigen Pflanzenarten aufgezeichnet.

Ernte

Lagerung

Aussaat

Ernte

Sofortaussaat

Ernte

Herbstaussaat

Ernte

Behandeln, lagern

Frühjahrsaussaat

Ernte

Behandeln, lagern

Frühjahrsaussaat

Frühjahrsaussaat

2016

2016–2017

2017

2018 und später

Natürlich sind es nicht die einzigen Möglichkeiten, die in der Praxis anzutreffen sind.

Viele nützliche Methoden der Verkürzung der Lagerungszeit und der Verbesserung der Keimfähigkeit werden in Betrieben, die durch Aussaat vermehren, angewendet. So z. B. das Ritzen der hartschaligen Samen, die Stratifikation durch Einwirkung von Wärme, Kälte und Wasser.

Hier kann nur ein Überblick über die wichtigsten Methoden gegeben werden, die das Saatgut von der Ernte bis zur Aussaat durchläuft.

Die nachfolgende Aufstellung entspricht den zuvor genannten Beispielen.

1.  Sofortaussaat, gleich nach der Ernte

2.  Herbstaussaat

Schutz vor Vogel- und Mäusefraß und vor Spätfrost ist sehr wichtig!

Acer saccharinum

Ernte

Juni

Behandlung

Entflügeln

Aussaat

In Reihen sofort ins Freiland

Auflaufen

Noch im gleichen Sommer

Populus tremula und Salix in Sorten

Ernte

Mai/Juni

Behandlung

Von Samenwolle trennen

Aussaat

Sofort ins Freiland in Reihen

Auflaufen

Ab einer Woche danach

Quercus robur

Ernte/Sammeln

Oktober

Quercus rubra

Behandlung

Trocknen, alle 8 Tage umrühren, dann auf Haufen lagern

Quercus petraea

Aussaat

November ins Freiland, reihenweise

Auflaufen

Im Frühjahr

Schutz vor Vogelfraß, z. B. Wildtauben, Frostschutz im Frühjahr durch Abdecken, vielfach wird die Frühjahrsaussaat vorgezogen

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Abb. 27: Reihensaat im Herbst, mit Sägespänen abgedeckt.

Foto: Möller

Temperaturschwankungen könnten die Keimung erheblich beeinflussen, daher ist ständige Kontrolle des Saatguts absolut wichtig! Heute werden viele Baumschulsaaten, die nicht überliegen müssen, direkt nach der Ernte und Reinigung ausgesät. Dafür ist trockener und gut durchlässiger Boden notwendig, damit die Samen im Winter nicht verfaulen. Die Abdeckung der Saat erfolgt besonders im Herbst mit durchlässigem Sand oder Sägespänen. Wenn die Samen mit Erde abgedeckt werden, haben die Keimblätter oft Schwierigkeiten, den Boden zu durchstoßen. Die kleinen Pflanzen bleiben dann im Boden stecken und sterben ab. Auch die Gefahr, dass Saat verkeimt, wird durch die Herbstaussaat verringert.

Dadurch werden aufwendige Kontrollen während der Stratifikation gespart.

2.2.5 Aussaat

Nach Ernte, Reinigung und Lagerung werden die Samen, je nach Art, trocken, durch Stratifikation und andere Behandlungsmethoden vorbereitet, in die Erde gebracht.

INS FREILAND werden Massensaaten, meist in Reihen, auf genormte Beete gesät. Die Aussaat erfolgt fast ausschließlich mit Maschinen. Heute werden schon vielfach in Baumschulen, wie im Zierpflanzenbau, Einzelkornsämaschinen, die sich auf jede Saatgröße und Aussaatdichte und -tiefe einstellen lassen, eingesetzt. Häufig werden die Samen mit körnigem Sand oder Sägespänen abgedeckt, da die Keimlinge diese Schicht leichter durchdringen und eine Verschlämmung ausgeschlossen wird. Bei kleineren Saatmengen wird noch von Hand ausgesät, da die Reinigung der Maschinen aufwendig ist.

3.  Frühjahrsaussaat nach Behandlung und Lagerung