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Deutsche Erstausgabe (ePub) August 2019

 

© 2019 by M.S. Kelts

 

Verlagsrechte © 2019 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk, Taufkirchen

 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration: GDphotoarts

Lektorat: Anne Sommerfeld

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

 

ISBN-13: 978-3-95823-770-4

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Luca und Adam haben es geschafft – endlich eine feste Beziehung. Wären da nicht Lucas Ängste und Unsicherheiten und das ständige Pendeln zwischen ihren Wohnorten, das die beiden nicht zur Ruhe kommen lässt. Dass sich Luca noch immer scheut, all seine geheimen Sehnsüchte auszuleben und Adam die Kontrolle zu überlassen, stellt die Liebe der beiden Männer auf eine harte Probe. Vor allem, als ein alter Freund aus Adams Vergangenheit auftaucht. Doch besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen, und dafür ist Adam ja bekanntlich Experte…


 

 

Widmung

 

 

Für Tanja… Du weißt, warum.

 

 

Wohin du gehst, dahin gehe ich auch.

Und wo du bleibst, da bleibe auch ich.

Rut 1,16

 

 


 

1.

 

 

Adam

 

Nur noch wenige Meter und ich bin zu Hause. Das Grinsen will gar nicht mehr aus meinem Gesicht weichen.

Luca! Endlich haben wir wieder ein wenig Zeit füreinander und dank Jamie sogar mehr, als ich erwartet habe. Ganze fünf Tage! Unweigerlich kehren meine Gedanken zu Jamie zurück und ich bin wirklich stolz auf ihn, auch wenn es vielleicht heißt, dass ich mir demnächst schon wieder einen anderen Job suchen muss.

Aber darüber kann ich mir auch später noch Gedanken machen. Jetzt zählen allein Luca und die nächsten, gemeinsamen Tage.

Er hat mir verraten, dass er sich Montag und Dienstag freigenommen hat, um sie ganz mit mir zu verbringen. Schöne Aussichten und, wenn ich ehrlich bin, haben wir diese Zeit auch bitter nötig. So toll die Chance im Allgäu auch ist und so gern ich auch mit Jamie, Mike, Dirk und Jace zusammenarbeite, so sehr belastet mich die Tatsache, dass ich Luca alleine lassen muss. Nein, das ist untertrieben. In Wahrheit zermartere ich mir den Kopf, wie wir das dauerhaft ändern können. Ich spüre einfach, dass es ihm nicht guttut und er sich nur zusammenreißt, damit ich mich nicht schlecht fühle.

Luca ist durch und durch ein Beziehungsmensch und braucht die Nähe zu seinem Partner. Und, wer hätte es je gedacht, mir geht es ebenso. Ich habe diesen Mann einfach gern um mich und vor allem seine Vielschichtigkeit fasziniert mich täglich mehr, denn ich kann sie immer weiter ergründen. In Luca steckt noch so viel Verborgenes, das er jetzt noch nicht zeigt oder noch nicht zu zeigen bereit ist, aber ich denke, dass er selbst noch immer nicht ganz genau weiß, was er tief in sich begehrt.

Und genau das ist der Punkt: Obwohl wir ein Paar sind, ist die Entfernung zwischen uns sowohl räumlich als auch mental noch viel zu groß.

Ich habe ihm versprochen, diese Reise mit ihm zu gehen, ihn zu führen, zu leiten, aber das kann ich nicht, wenn ich ihn nur alle zwei Wochenenden sehe. Obwohl wir uns vertrauen und Luca viel zulässt, geht es noch längst nicht tief genug. Und er steckt wieder zurück, nimmt sich raus, gibt mir viel zu viel Raum, um mir eine Freiheit zu schenken, die ich gar nicht will.

Ich seufze und drücke den Code in das Kästchen, um mir Zugang zur Tiefgarage zu geben.

Wie immer spiele ich in Gedanken die Möglichkeit durch, wieder nach München zurückzukehren, aber das wäre nicht gut für uns. Es sind nur ein paar Monate seit meinem Ausstieg von den Secret Gentlemen vergangen und meine Kunden haben mich mit Sicherheit noch lange nicht vergessen.

Nein, das ist keine Option. Andererseits ist Lucas Firma hier… Ach, verdammt! Jetzt komme ich zu ihm nach Hause und schon wieder rotiert dieses blöde Gedankenkarussell in meinem Kopf.

Ich parke neben Lucas Wagen und grinse vor mich hin, während ich meine Reisetasche aus dem Kofferraum hole, mein Auto absperre und in den Fahrstuhl steige. Er ist da, nur ein paar Stockwerke entfernt, und wartet auf mich.

Was für ein Gefühl. Unglaublich. Wer hätte gedacht, dass mich ein Mann derart tief in der Seele berührt. Allein das Wissen, dass er oben ist, lässt die dunklen Gedanken verschwinden. Er ist für mich die Luft, die ich atme, das Wasser, das ich trinke, und einfach alles, was ich brauche.

Die Aufzugtür geht auf und ich eile an unsere Wohnungstür. Wie jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, berühre ich das Namensschild über der Klingel und bin so unsagbar glücklich, dass jetzt nicht nur mein Name dort steht.

Leise schließe ich auf und drücke die Tür auf. Augenblicklich dringt Lucas Stimme zu mir und ich rieche frisch gekochtes Essen.

Mir wird warm ums Herz und ich platze beinahe vor lauter Vorfreude. Leise betrete ich die Wohnung ganz und sehe mich um. Aus meiner kühlen Arbeitswohnung ist längst ein Wohlfühlzuhause geworden. Lucas Talent, den großen weiten Raum mit Behaglichkeit zu füllen, ist grandios. Hohe, luftige Regale unterteilen die unterschiedlichen Bereiche, ohne sie zu sehr abzutrennen. Große Solitärpflanzen brechen die Strenge der massiven Möbel auf.

Da ihn die Edelstahlküche so gestört hat, wurden die Fronten ausgetauscht und das kräftige Rot verleiht dem Raum nun tatsächlich mehr Wärme.

Lucas Stimme kommt von links. Sehen kann ich ihn nicht, da er hinter einer dieser riesigen Pflanzen steht, die seinen Arbeitsbereich verstecken. Anfangs war ich nicht gerade begeistert, als er sich hier ein Homeoffice eingerichtet hat, aber inzwischen weiß ich, dass es vernünftig ist. Es wäre einfach zu schade, wenn er ins Büro fahren müsste, solange ich da bin, um eine Kleinigkeit an einem Projekt zu ändern.

Lächelnd stelle ich meine Tasche ab und umrunde die große Pflanze. Luca hat mich noch immer nicht gesehen. Lässig steht er vor dem Fenster, hat die linke Hand in die Tasche seiner Jeans geschoben und sieht hinaus, während er in geschäftsmäßigem Ton telefoniert und irgendwelche Dinge erklärt, mit denen ich rein gar nichts anfangen kann.

Ich betrachte ihn und stelle mir vor, wie ich diesen Mann heute Nacht vernaschen werde. Gott, ja… Und wie ich das tun werde.

Seit wir zusammen sind, hat er sich auch körperlich etwas verändert. Er achtet besser auf sich, beziehungsweise tut das, was ich ihm sage. Manchmal braucht er das, weil er sich selbst bei der vielen Arbeit vergisst. Inzwischen besucht er hin und wieder ein Fitnessstudio, auch wenn er das nicht wirklich gern macht. Außerdem tanzt er viel mehr und isst regelmäßiger.

Fakt ist: Luca ist heiß, sexy und diese unverschämte Mischung aus Stärke und seinem Drang, sich zu unterwerfen, ist pures Aphrodisiakum für mich.

 

Ich räuspere mich leise, um mich bemerkbar zu machen. So gern ich seine Rückansicht auch betrachte, stört mich erstens die Kleidung und zweitens die Tatsache, dass ich ihn endlich in die Arme nehmen will.

Erschrocken dreht er sich um und starrt mich an, ehe er breit lächelt und mich mit einer Geste um Geduld bittet. Wir sehen uns für Sekunden einfach nur an. Ich liebe dieses warme, heimelige Gefühl in mir, wenn ich ihm in die Augen sehen kann.

Als ich nicke, dreht er sich Richtung Schreibtisch, beugt sich nach vorn und öffnet mit der Maus diverse Seiten.

Zu verführerisch, dieser Anblick, sein knackiger Hintern, verpackt in dieser Jeans. Ist mir jetzt reichlich egal, mit wem er telefoniert. Ich will ihn jetzt in meinen Armen.

Langsam gehe ich zu ihm, bleibe hinter ihm stehen und kämpfe nicht länger gegen mein Kopfkino an, das mir zeigt, wie wir beide nackt wären und er in dieser gebückten Haltung darauf warten würde, dass ich ihn nehme…

Himmel, ich bin verdammt scharf auf ihn. Trotzdem lasse ich mir Zeit. Zwar mag ich hin und wieder Quickies, aber mit Luca will ich jeden Sex ausreizen, bis ins beinahe Unendliche ausdehnen. Er ist einfach jede Sekunde wert.

Sanft lege ich meine Hand auf seinen Rücken, woraufhin er regelrecht nach oben schnellt und mir einen verwirrten Blick über die Schulter zuwirft. Mann, das Gespräch muss echt wichtig sein, sonst würde er es spätestens jetzt beenden. Aber nein, er tut nichts dergleichen, sondern zuckt entschuldigend mit den Schultern und dreht sich steif wie eine Marionette wieder zu seinem PC um.

Gut, dann eben anders. Langsam überbrücke ich den restlichen Abstand, bis ich mich mit dem ganzen Körper an ihn schmiege. Vorsichtig lege ich erst meine Hände auf seine Hüften, ehe ich sie nach vorne schiebe und eine auf seinem Bauch, die andere auf seiner Brust platziere und ihn langsam an mich ziehe.

Luca quietscht erschrocken, verschluckt sich und muss sich kurz räuspern, ehe er sich bei seinem Gesprächspartner entschuldigt. Aber er redet weiter.

Mit geschlossenen Augen umarme ich ihn fester, drücke meine Lippen seitlich auf seinen Hals und halte ihn schließlich einfach so fest. Ich spüre jedes Beben, das Schlagen seines Herzens, das ordentlich an Tempo zulegt, ich rieche seinen Duft, fühle seine Wärme…

Lucas Atem wird hektisch und er versucht, auf Abstand zu gehen, was ich mit einem Grinsen verhindere.

»Du bleibst genau hier«, flüstere ich leise in sein rechtes Ohr und sauge sein Ohrläppchen in meinen Mund, um es sachte mit den Zähnen zu kneifen.

Er krümmt sich förmlich zusammen und drückt, wahrscheinlich unbeabsichtigt seinen Hintern an meinen Schritt. Ich bin längst hart, ein durchaus angenehmer Zustand, den ich aber nicht ausnutzen werde. Nein, ich habe heute noch was mit meinem Mann vor.

Seine Sätze werden holprig und er verliert mehrmals den Faden, was ihn zweifelsfrei ärgert. Er trennt seinen Beruf gern von allen anderen Dingen in seinem Leben ab und das muss er auch tun, weil er sich sonst öfter in Gedanken verliert und vor sich hin träumt.

Daran hat sich nichts geändert und ich mag es, wenn er das tut. Gleichzeitig weiß ich, dass ich in der Lage bin, ihm einen Fokus zu schenken, wenn ich ihn dominiere.

Ohne es geplant zu haben, streiche ich mit dem Daumen über Lucas linke Brustwarze, denn es wird mir erst bewusst, als er mir kräftig auf die Finger haut.

Ich lache leise in sein Haar und drücke mein Becken nach vorn, woraufhin er sich noch heftiger wehrt.

Kraftvoll dreht er sich in meinen Armen um, legt eine Hand mitten auf meine Brust und drückt mich eine Armeslänge von sich weg. Gespielt ernst schüttelt er den Kopf und lässt mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Auch nicht, als ich seine Hand packe und die Fingerspitzen küsse.

Jetzt entreißt er sie mir und versucht, das zu verhindern. Ein amüsanter Wettstreit, den wir beide sichtlich genießen.

Als er es endlich schafft, meinem Griff zu entkommen, versucht er, mich erneut mit einer Geste auf Abstand zu halten, und flüstert leise: »Aus jetzt!«

Ich lache leise. »Hey, ich bin zwar kein Hund, aber soll ich für dich mit dem Schwanz wedeln?«

Luca prustet los und bedeckt den Lautsprecher seines Handys mit der Hand. »Du bist… Ahrg.«

Erneut haut er mir auf die Finger, als ich nach ihm greife, und lacht so herrlich offen dabei. Aber immerhin beendet er das Gespräch jetzt ziemlich schnell und vertröstet den Anrufer auf Montag. Wird aber auch Zeit.

Wir sehen uns an, lassen uns nicht aus den Augen, während er zum Ende kommt und diverse abschließende Bemerkungen und Verabschiedungen von sich gibt. Dann legt er endlich auf, schnauft genervt und legt sein Handy langsam auf den Schreibtisch hinter sich. Seine Hand zittert und als er sich mir wieder zuwendet, öffnet er den Mund und seufzt.

Sein Blick, als er mich erneut ansieht, ist wunderschön. Da ist so viel Liebe, Begehren und pure Freude darüber, dass ich hier bin.

»Hi, Darling«, flüstere ich ergriffen, einfach, weil dieser fantastische Mann mir gehört.

»Hi. Du bist früh dran.« Luca ergreift meine linke Hand und streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. So eine einfache, fast scheue Geste, aber genau das macht unsere Beziehung aus: Achtsamkeit, Zuneigung und Respekt.

»Jamie hat mich weggeschickt, um mit Mike seine Genesung feiern zu können.«

Er lacht auf. »Wie geht es ihm?«

Ich grinse und starre absichtlich auf Lucas Lippen, was ihn dazu verleitet, mit der Zunge darüber zu streichen. Sexy.

»Gut. Aber jetzt sind wir beide mal wieder an der Reihe.«

Luca nickt, lächelt und überbrückt plötzlich hektisch den Abstand zu mir. Beinahe grob packt er meinen Kopf mit beiden Händen und küsst mich stürmisch. Ich stöhne und packe seine Hüften fest, als sein Geschmack meine Sinne flutet und er gierig seine Zunge in meinen Mund stößt. Unsere Zähne krachen aufeinander, ich schmecke Blut, aber das ist mir einerlei. Kraftvoll umschlinge ich ihn und presse ihn an mich. Sein Stöhnen jagt meinen Puls in die Höhe und der Gedanke, doch einen Quickie einzulegen, wird unwiderstehlich.

Aber ich tue es nicht, einfach, weil ich es kann und Luca damit kontrolliere. Aber dieser Kuss…

Ich verliere mich in ihm, während wir uns erkunden. Die Grobheit versiegt, der Kuss wird sanfter, inniger, erotischer. Irgendwann beendet Luca zaghaft die Berührung, lehnt seine Stirn an meine und atmet tief durch.

»Ich nehme mal an, du bringst mich jetzt nicht ins Schlafzimmer, reißt mir die Klamotten vom Leib und vögelst mich?«

Ich pruste los und küsse sacht die Stelle neben seinem rechten Auge. Wie gut er mich doch schon kennt. »Nein. Ich hätte andere Pläne.«

»Mist.«

»So gierig?«

Jetzt kuschelt er sich an mich, wird weich in meinen Armen, so unglaublich anschmiegsam. Der Punkt, an dem er seine Stärke auf- und sich mir hingibt, ist heute viel schneller erreicht als noch zu Beginn unserer Beziehung. Ich bin stolz auf ihn, dass er sich vor mir nicht mehr verstellt, sondern seine weiche Seite auslebt, ohne an sich zu zweifeln.

»Hmm… Ich habe dich eben vermisst und…« Er richtet sich seufzend auf und sieht mir in die Augen. »Ich sehne mich nach dir. Ist das so verwerflich?«

Liebevoll streiche ich eine verirrte Haarsträhne aus seiner Stirn. »Glaubst du, mir geht es anders?«

»Na ja, du hast mir gerade einen Korb gegeben«, erwidert er und zwinkert mir zu, um es nicht wirklich barsch klingen zu lassen.

»Nein, keinen Korb, Darling. Ich will nur deine Vorfreude wecken, okay? Ich möchte nachher noch einen Ausflug mit dir machen und ein paar Dinge kaufen, mit denen wir uns in den nächsten Tagen vielleicht beschäftigen könnten.«

Lucas Augenbrauen wandern nach oben. »Aha… sehr kryptisch. Bekomme ich noch ein paar Infos?«

Sanft küsse ich seine Lippen, einfach, weil ich es darf. »Gern. Erinnerst du dich an Roy? Ich hab dir mal von ihm erzählt, er besitzt diesen exquisiten Sexshop.«

Luca lacht leise und zieht mich schließlich Richtung Küche. »Ich erinnere mich vor allem an die Sling, das war geil!«

»Oh ja… das schreit definitiv nach einer ausgiebigen Wiederholung. Na ja, leider haben wir es bis jetzt ja nicht geschafft, mal in den Laden zu gehen, und das würde ich heute gern nachholen. Außerdem wollte er dich schon damals kennenlernen und den Mann treffen, der es geschafft hat, mein Herz im Sturm zu erobern.«

Luca errötet und dreht sich weg, um den Deckel einer großen Kasserolle zu lüften. Der delikate Geruch von Braten steigt mir in die Nase und als ich ihm über die Schulter blicke, sehe ich, dass ich richtigliege. Seit wir zusammen sind, haben sich Lucas Kochkünste extrem verbessert. Nein, das ist falsch. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu verwöhnen, und dazu gehört nun mal auch ein gutes Essen. Und wie alles, was er anfängt, hat er sich auch da reingekniet und ganze Kochabende mit Lisa und ihrem Mann verbracht.

»Mmh… das riecht lecker.«

Er strahlt mich an. »Ja, Gulasch. Ich stell den Reis auf, dann können wir bald essen.«

»Ist es dir recht, wenn wir zu Roy fahren und er dich kennenlernen will?«

Luca füllt einen weiteren Topf mit Wasser, stellt ihn auf den Herd, schaltet die Platte an und widmet mir erst dann wieder seine Aufmerksamkeit.

Mit einem liebevollen Lächeln sieht er mich an. »Ja, es klingt spannend. Verrätst du mir, was genau dir vorschwebt?«

Ich zucke mit den Schultern und ziehe ihn sachte in meine Arme. Für eine Sekunde schließe ich genießerisch die Augen und schwelge in seiner Wärme. Aber ich will ihm in die Augen sehen, wenn ich ihm sage, was ich vorhabe.

»Ich habe ja nicht wirklich viel Spielzeug hier und ich würde gern diverse Seile kaufen, um dich fesseln zu können.«

Luca schluckt und beißt sich auf die Unterlippe. Ich weiß, ihn macht es an, hilflos, mir ausgeliefert zu sein und… zur Hölle, ich genieße es, mit ihm machen zu können, was ich will.

»Es wird Zeit, dass ich mein Wissen, was Bondage und so angeht, wieder auffrische und an dir ausprobiere, oder meinst du nicht?«

Er nickt langsam.

»Und… da ist noch jemand, den ich gerne ein wenig einschränken möchte.« Während ich das sage, lege ich meine Hand auf seinen harten Schwanz und drücke leicht zu.

Luca stöhnt und kneift die Augen zu, weicht mir aber nicht aus. »Das ist fies«, presst er mühsam hervor.

»Nein. Mein Wille. Und verlass dich drauf… du kommst auf deine Kosten.«

Jetzt lacht er leise und lässt sich gegen mich sinken. »Als ob ich das nicht wüsste.«

»Schön. Und ich möchte, dass du dich einfach umsiehst und ein wenig stöberst. Vielleicht entdeckst du ja etwas, das dich neugierig macht. Wie klingt das?«

Lucas Lippen huschen über meinen Hals. Ich spüre sein Herz hart an meiner Brust schlagen.

»Das klingt nach einem interessanten Abend, Adam.«

 

 

 


 

2.

 

 

Luca

 

Es ist schon beinahe erschreckend, wie schnell ich in Adams Beisein runterkomme und mich entspanne. Das Telefonat vorhin hatte durchaus das Potenzial, unser Wochenende zu vermiesen, aber mein Mann hat mich erfolgreich abgelenkt.

Jetzt sitze ich neben ihm im Wagen und wir fahren quer durch München, um diesem Roy einen Besuch abzustatten. Zwar hätte ich es sehr gern gehabt, wenn wir jetzt zu Hause geblieben wären und uns einen gemütlichen Abend wahlweise auf der Couch oder im Bett gemacht hätten, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Ich sehe zu Adam hinüber und ernte sofort ein liebevolles Lächeln. Meine Hand liegt locker auf seinem Oberschenkel, genau dort, wo er sie platziert hat, kaum dass wir losgefahren sind.

Ja, er fehlt mir immer schrecklich, wenn er im Allgäu ist. Manchmal glaube ich, es kaum aushalten zu können, wenn ich nach einem Tag im Büro in die furchtbar leere Wohnung zurückkomme und niemand da ist, mit dem ich mich unterhalten kann oder der mich in den Arm nimmt.

Das Gefühl ist nicht schön und ganz allein mein Problem, aber ich spüre, wie es mich immer wieder ins Bodenlose runterzieht. Früher, als ich mit Christian zusammen war und er sehr viel alleine unterwegs war, hat es mich furchtbar gestört, aber Adam nehme ich es zumindest nicht übel.

Erneut betrachte ich sein scharfes Profil im dürftigen Licht der nächtlichen Stadt.

Adam und mich verbindet ein ganz anderes, viel stärkeres Band, das sich in den letzten Wochen als sehr stabil herausgestellt hat. So eine räumliche Trennung, frisch nach dem Beginn der Beziehung, dürfte für viele problematisch sein, aber nicht für uns. Gut, ja… Ich hasse das Alleinsein, die Einsamkeit und die doofen Telefonate, die mir nicht das von Adam geben, was ich brauche und mir wünsche.

»Wir sind gleich da.«

Adams Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und sein süffisantes Grinsen macht mir klar, dass er mich wieder mal bei meinen Träumereien ertappt hat.

»Was?«, frage ich und drücke leicht seinen Oberschenkel.

»Worüber hast du nachgedacht?«

Wir sehen uns an, aber ich warte mit der Antwort, bis er wieder auf die Straße sieht. Die Zeiten, in denen ich meine Gefühle vor ihm verborgen habe, habe ich hinter mir gelassen und außerdem weiß er, wie sehr ich ihn unter der Woche vermisse.

»Darüber, wie froh ich bin, dich jetzt ein paar Tage bei mir zu haben.« Mist, meine Stimme verrät das wahre Ausmaß meiner Sehnsucht und klingt selbst in meinen eigenen Ohren dünn und zerbrechlich. Das will ich nicht, weil er sich sonst wieder Gedanken macht.

Adam ergreift meine Hand und drückt meine Finger. »Ich bin auch froh, glaub mir. Es ist… Ach, Scheiße. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit…«

Dachte ich es mir doch. »Hör auf. Es ist okay so. Wir schaffen das. Irgendwann werden wir wahrscheinlich mal froh sein, wenn der andere weg ist und wir uns nicht ständig auf die Füße treten.« Klasse, es fühlt sich an, als würde ich mit dem Kopf gegen eine Betonwand schlagen, als ich das sage. Aber ich will einfach nicht, dass er sich ständig um mich sorgt.

Adams Blick spricht Bände und mir steigt Röte ins Gesicht, weil er mich komplett durchschaut. Ich zucke entschuldigend mit den Schultern und versuche zu lächeln.

»Du erwartest jetzt hoffentlich keine Antwort auf diesen letzten Satz, oder?«

Ich lache leise, beuge mich zu ihm und drücke ihm einen Kuss auf die Schläfe. »Nicht wirklich, ich will nur, dass du aufhörst, dir deshalb den Kopf zu zerbrechen.«

»Das lass mal meine Sorge sein, okay?«

Die Parklücke rettet mich und unterbindet jede weitere Diskussion. Ich sehe hinaus und erkenne das Haus wieder.

»Aha… Heute nicht der Lieferanteneingang?«

Adam lacht, zieht den Schlüssel ab und steigt aus. »Doch. Wir gehen hinten rein, weil der Laden ja offiziell zu ist.«

Er wartet, bis ich bei ihm bin, und geht mit mir zu der Tür, durch die wir beim ersten Besuch auch gegangen sind. Wir lächeln uns an. Zweifellos denkt er auch an diese Nacht. Ich bin wirklich gespannt, ob wir das noch mal wiederholen. Leider fehlt auch dazu oft die Zeit und die Wochenenden sind mit anderen Dingen angefüllt. Klar haben wir Sex, guten und sehr befriedigenden Sex, aber für die spezielleren Sachen sind die Wochenenden einfach zu kurz und wir sind zu gierig aufeinander, um uns wirklich darauf einzulassen.

Ob es mich stört? Manchmal, aber eigentlich eher, wenn Adam weg ist und meine Fantasie mit mir durchgeht. Da sind inzwischen ganz andere Dinge, die mich erregen. Es ist, als ob unsere Partnerschaft allein schon etliche Grenzen gesprengt hat und meine Neugierde anfacht.

Allerdings sage ich Adam nichts davon, da ich ihn wegen der Entfernung nicht noch weiter belasten will.

So ganz untätig bin ich ja auch nicht, wenn er im Allgäu ist. Ich versuche, meine Firma nach und nach umzustrukturieren, damit ich eventuell eines Tages nur noch von zu Hause aus arbeiten kann. Sprich, vielleicht auch vom Allgäu aus.

Eine sanfte Berührung an meiner Wange entlockt mir ein Lachen. Ich sehe zu Adam auf und küsse den streichelnden Finger. »Entschuldige.«

»Schon gut.«

»Weiß Roy, dass wir kommen?«

Adam nickt und ergreift meine Hand, während er einen unbeschrifteten Klingelknopf drückt. »Ja, ich habe ihn auf der Heimfahrt angerufen.«

Hinter der Glastür geht Licht an und ich höre Schritte auf der Treppe. »Hast du eigentlich oft Kunden hierher mitgenommen?«

Adam dreht den Kopf in meine Richtung und mustert mich genau. »Macht dich das an?«

Mist. Was hat mich verraten? Ich schlucke, kann aber die aufkommende Röte nicht ganz verbergen.

Der Druck um meine Finger wird stärker und zwingt mich, Adam erneut anzusehen. »Wir reden später darüber, ja?«

Keine Überraschung. Er weiß längst, dass mich seine Vergangenheit als Callboy mehr anmacht, als beschämt. Ein seltsames Gefühl, es ist einfach so, dass die Tatsache, einen so begehrten Mann an meiner Seite zu wissen, ein warmes, aufregendes Gefühl in der Magengegend hinterlässt.

Die Tür öffnet sich und besagter Roy erscheint breit grinsend in der Öffnung. Es wäre wirklich nett gewesen, wenn Adam mich ein klein wenig vorgewarnt hätte. So muss ich mich wirklich sehr bemühen, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Roy ist ein muskelbepackter Hüne, der einen, sollte er sich immer so kleiden, extravaganten Modegeschmack hat. Ich wusste bis dato nicht, dass man Leder in derart grellem Pink färben und es zu einem Overall verarbeiten kann, der diesem Mann passt. Offensichtlich fehlt mir einfach eine gehörige Portion Fantasie.

»Ja, hallo… Adam und sein Kleiner. Wird aber auch Zeit.«

Roys tiefe Stimme dringt an mein Ohr und so langsam verarbeitet mein Gehirn die unzähligen, unerwarteten Infos – unter anderem auch das Wort Kleiner.

»Bitte, was?« Ich starre zu ihm auf und frage mich, ob ich mich verhört habe.

Adam schüttelt leicht den Kopf und lacht auf. »Das ist ein Insiderwitz, Luca. Roy? Darf ich dir meinen Mann vorstellen? Das ist mein Luca.«

Während er das sagt, sehe ich ihn an und grinse. Mein Mann, mein Luca… Wer hätte gedacht, dass mich solche Aussagen mal fast dazu bringen, vor Stolz fast zu platzen. Dann wende ich mich Roy zu, der mir strahlend eine Hand entgegenstreckt.

»Hi, Luca, ich bin Roy. Und ich freue mich wirklich sehr, dich endlich kennenzulernen. Dann kommt mal rein.«

»Ich freue mich auch. Adam hat mir schon erzählt, dass du ihm damals ein wenig den Kopf zurechtgerückt hast. Danke dafür.«

Roy winkt ab und sein aufgesetztes, etwas gestelltes Grinsen verwandelt sich in ein ehrliches Lächeln. »Ach was… Das hättet ihr auch ohne mich gut hinbekommen. Aber ich bin froh, dass der Kerl einen anständigen Mann gefunden hat. Trotz des Jobs hat er sein Herz auf dem richtigen Fleck behalten.«

»Seid ihr dann fertig?«, mischt sich Adam ein und lächelt gequält. Er mag es genauso wenig wie ich, irgendwie gelobt zu werden.

Noch während Roy meine Hand ergreift, zieht er mich nach drinnen und nickt Adam bewundernd zu. Das und seine unverhohlene Musterung machen mich verlegen und lassen mir erneut Hitze in die Wangen schießen. Adams zufriedenes und sehr verliebtes Lächeln hingegen sorgen dafür, dass mein Herz schneller schlägt.

Während sich Adam und Roy leise über alltägliche Dinge unterhalten, folge ich ihnen durch den schmucklosen Hausflur zu einer weiteren, stabilen Tür und bin gleich darauf von unzähligen Pornofilmen umgeben.

Sofort muss ich an Jamie und Mike denken. Irgendwie ist es seltsam, die beiden mit diesem Business in Verbindung zu bringen, da es eine völlig andere Welt zu sein scheint, die beiden so vollkommen normal und nett sind.

Adam ergreift meinen Unterarm und lächelt mich an. »Kommst du?«

Ich nicke und grinse zurück. »Ob da auch Filme von Silver und Northman dabei sind?«, frage ich mit gedämpfter Stimme und entlocke Adam ein Lachen.

»Klar.«

Offensichtlich war ich nicht leise genug, weil Roy zielstrebig zu einem Regal geht und zwei DVD-Hüllen zu uns bringt. »Obwohl Silver ja leider schon länger raus ist, gehen seine Filme immer noch.«

Adam lacht auf. »Na ja, vielleicht gibt es ja bald ein Comeback.«

»Echt?«, fragt Roy sehr interessiert. »Woher willst du das wissen?«

Ich betrachte die DVDs und nicke insgeheim anerkennend. Mike ist ein Prachtkerl, darüber lässt sich nicht streiten und auch Jamie ist extrem attraktiv. Auch die Tatsache, dass dieser Film tatsächlich schon ein paar Jahre alt ist und vor diesem grauenvollen Zwischenfall gedreht wurde, ändert nichts daran. Dennoch gefällt mir der heutige Jamie fast besser. Er ist erwachsen, gereift…

»Na ja, ich arbeite für ihn«, erwidert Adam gelassen.

»Was? Und das erzählst du mir erst jetzt? Ich dachte, du wärst bei so einer Erotikagentur im Allgäu.«

Ich gebe Adam die Filme und höre weiter zu.

»Bin ich auch, aber ich habe mich in den letzten Monaten um Jamie gekümmert. Ihm ging es schlecht, aber inzwischen hat er sich gut erholt und die beiden schmieden Pläne in dieser Hinsicht.«

Roy wirkt tatsächlich beeindruckt, auch wenn ich glaube, dass das bei ihm nicht so leicht passiert. »Wow.«

»Wenn sie mal hier sind, gebe ich dir Bescheid. Ich kann sicher mal ein Kennenlernen in die Wege leiten.«

Roy lacht auf, ein tiefes, sehr angenehmes Geräusch und der pure Gegensatz zu seiner grellpinken Aufmachung. »Danke. Ich wollte jetzt nicht fragen, aber…«

»Schon okay.«

Wir verlassen den Raum und betreten den eigentlichen Shop. Es riecht nicht unangenehm nach Latex und schwach nach Leder. Ich inhaliere den Geruch und schließe kurz die Augen. Nach wie vor lässt mich Adam im Ungewissen, was genau er hier heute sucht. Spielzeuge könnte ja nun wirklich alles einschließen. Aber interessant finde ich es allemal.

»So«, unterbricht Roy meine Gedanken und klatscht in die Hände. »Was kann ich für euch Schätzchen tun?«

»Also. Wie du weißt, bin ich nicht mehr wirklich auf dem neuesten Stand und mehr als schlecht ausgerüstet. Was ich dringend brauche, sind diverse Seile.«

Roy verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich grinsend, während er weiter mit Adam spricht. »Aha… Also doch zurück in die Szene?«

Adam schüttelt den Kopf. »Nein. Aber meine Bondagefähigkeiten müssen dringend aufgefrischt werden und mal sehen, was uns so anspricht.«

Roy bleibt stumm und scheint zu überlegen. Sein Blick huscht zwischen uns beiden hin und her. »Adam… Na schön.« Er winkt uns mit sich.

Adam sieht mich stirnrunzelnd an und zuckt mit den Schultern. Offensichtlich wird er aus Roys seltsamer Reaktion auch nicht ganz schlau. Ich ergreife seine Hand, wobei es in dieser surrealen Umgebung etwas seltsam aussieht. Aber das ist mir egal, weil mein Mann mich anlächelt und einen Kuss auf unsere verschränkten Finger drückt.

Minuten vergehen, in denen Roy die Vor- und Nachteile verschiedenster Seile und Materialien erklärt. Ich bin ein wenig geplättet, worauf man alles achten sollte und welche unterschiedlichen Wirkungen die Dinge haben.

Zwischen Adam und Roy entspinnt eine Diskussion, aus der mir sehr klar wird, dass mein Mann weit mehr Erfahrung und Wissen auf diesem Gebiet hat, als er mir erzählt hat.

Wieder ein Punkt, der unserer Fernbeziehung geschuldet ist. Wir wissen nicht viel mehr voneinander als zu Beginn unserer Beziehung, da uns schlicht und ergreifend die Zeit fehlt, einander wirklich kennenzulernen.

Und er hat sehr genaue Vorstellungen, was er haben möchte und wozu es gut ist. Schmunzelnd lasse ich die Gedanken zu, was er hoffentlich bald an mir ausprobieren wird.

»Luca?«

Adam reißt mich aus meiner Träumerei und winkt mich zu sich. »Schau dir bitte die Materialien an, ja?«

Verwirrt sehe ich ihn an. »Ich dachte, dass du alles aussuchst?«

»Nein, nicht allein. Was nützt ein perfekter Knoten, wenn du das Gefühl des Materials nicht magst?«

Das leuchtet mir ein. Ich nehme die verschiedenen Seile in die Hand und versuche mir vorzustellen, wie sie sich auf meiner Haut anfühlen.

»Streich damit über deinen Unterarm, dort ist die Haut empfindlich genug und du bekommst einen besseren Eindruck von der Beschaffenheit.«

Adam steht dicht hinter mir, ich spüre seine Wärme und lächle. Zu meiner eigenen Überraschung ist es ausgerechnet ein grobes Seil, das etwas in mir auslöst. Ich schlucke nervös, weil es recht brachial und martialisch aussieht. Ich zucke zurück und versuche, tief durchzuatmen.

»Gute Wahl. Wenn ich das Seil festziehe, könntest du durch die raue Oberfläche vor Schmerz aufschreien. Das würde dem Ganzen bestimmt einen besonderen Kick geben«, schnurrt er mir förmlich ins Ohr.

Ich spüre regelrecht, wie ich blass werde. Verdammt, ich stehe doch gar nicht auf Schmerzen, aber… Mist. Genau dieses Gefühl, dieses Kratzen, als ich mir das Seil über den Unterarm gezogen habe, hat mich angemacht.

Adam streicht mir sanft über den Rücken.

»Luca ist noch ganz am Anfang dieser Reise. Schmerzen machen ihm Angst und er hat Probleme damit, seine diesbezügliche Neugierde zuzulassen«, erklärt Adam an Roy gewandt, der uns neugierig mustert.

Ich drehe mich um und starre Adam an, weil ich nicht weiß, ob es mir gefällt, dass er das vor Roy so offen ausspricht.

»Keine Sorge, Luca. Es gibt nichts, was ich nicht schon gesehen habe, und nichts, wofür du dich schämen müsstest.«

Roys Worte beruhigen mich ein wenig. »Ich schäme mich nicht, es ist nur… fremd, so neu und war in meinem bisherigen Leben kein Bestandteil.«

»Verstehe ich. Aber du hast einen hervorragenden Mann an deiner Seite, um all deine Wünsche und deine Neugier zu befriedigen. Vertrau ihm einfach, dann wirst du vielleicht überrascht sein, was dir Lust und Vergnügen bereitet. Apropos…«

Roy zupft an seinem Overall und wendet sich Adam zu. »Warum gibst du Luca nicht einfach die Gelegenheit, sich in aller Ruhe hier umzusehen und ein paar Dinge zu entdecken? Ich habe Kaffee aufgesetzt und müsste dringend mit dir reden.«

Adam sieht mich an und zuckt mit den Schultern. »Wenn es dir recht ist, Luca?«

Ich lache leise. »Ich finde die Idee sogar klasse. Dann entlarvst du nicht ständig jeden meiner Gedanken und ich kann mir selbst mal ein Bild machen. Wahrscheinlich finde ich dann heraus, dass ich vollkommen hinterm Mond gelebt habe.«

Beide lachen und Adam nimmt mich kurz in den Arm. »Ach was, das stimmt doch gar nicht. Dir hat nur jemand gefehlt, der dich in die richtige Richtung schubst.«

Meine Hände liegen sachte auf Adams Hüften, denn ich weigere mich, ihn gleich wieder loszulassen. »Aha. Und jetzt habe ich so jemanden?«

Seine Augen werden um Nuancen dunkler und als er mich an sich presst, spüre ich, wie sehr ihn die Gedanken an all die Seile und Gerätschaften anmacht. »Hast du, Darling«, flüstert er und küsst mich hart.

»Oh ja. Adam ist gut auf diesem Gebiet, aber da erzähle ich dir sicher nichts Neues«, setzt Roy lachend hinzu, ehe er uns alleine lässt.

Der Kuss wird tiefer, inniger. Ich stöhne leise und klammere mich an Adam. Als er mich dann freigibt, brennt mir eine Frage auf den Lippen. »Du… Würdest du mir wirklich wehtun?«

Er seufzt und legt seine Stirn an meine. »Luca… Es geht nicht ums Wehtun, sondern um Lust. Wenn du diesen Schmerz brauchst, um mehr zu empfinden, um intensiver zu fühlen, würde ich ihn dir schenken. Aber zäum das Pferd bitte nicht von hinten auf, ja?«

»Es war nur eine Frage, tut mir leid…«

Ruckartig weicht er zurück und sieht mich ernst an. »Keine Entschuldigungen, hörst du? Ich will nur nicht, dass du dich etwas Neuem verwehrst, weil du ständig an Schmerzen denken musst. Das ist nicht der Weg, ja, noch nicht mal das Ziel.«

»Okay.« Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich mir reichlich doof vorkomme.

»Eine Reise, Luca. Unsere Reise, unsere Geschwindigkeit, deine Grenzen… Zumindest vorerst noch.« Er grinst mich schelmisch an und nimmt mir damit den Druck.

»In Ordnung.«

»Kann ich dich alleine lassen? Schau dich in Ruhe um. Du kannst alles in die Hand nehmen und mich später dazu befragen, wenn du möchtest. Wenn wir zu Hause sind, schreibe ich dir Roys Nummer auf. Vielleicht magst du dich ja mal ohne mich mit ihm unterhalten? Vielleicht fühlst du dich dann wohler?«

»Du glaubst, ich vertraue dir nicht?«

Adam verzieht das Gesicht. »Nein, ich meine nur…«

Ich beende seinen Satz mit einem Kuss und kneife ihn in die Hüfte. »Die Nummer nehme ich, aber nur, weil ich vielleicht mal was kaufen möchte. Du, mein Lieber, bist der Einzige, den ich mit Fragen löchern werde, kapiert?«

»Kapiert.«

»Dann geh. Überlass mich ein wenig meinen schmutzigen Gedanken.«

Adam lacht auf und lässt mich stehen.

Wenn er wüsste, wie ernst ich meinen letzten Satz gemeint habe…