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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

9.

10.

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1652

 

Im Netz des Quidor

 

Reginald Bull im Wettkampf der Geister – er spielt das Spiel der Vollendung

 

von Susan Schwartz

 

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Es ist die bedeutendste gemeinsame Expedition in der bekannten Geschichte der Galaxis Milchstraße: Über die fast unvorstellbare Distanz von 225 Millionen Lichtjahren ging der Flug des terranischen Trägerraumschiffs BASIS – in Richtung des Galaxienhaufens Coma Berenices.

An der Großen Leere, jenem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zwischen den Galaxienhaufen, der gigantischen Großen Mauer vorgelagert, warten geheimnisvolle Welten und seltsame Wesen auf die Galaktiker. Und dort, so hat der Ennox Philip versprochen, wartet auch das »Größte Kosmische Rätsel«, wobei natürlich keiner ahnen kann, was sich wirklich hinter dieser Bezeichnung verbirgt.

Perry Rhodan und die 12.000 Besatzungsmitglieder der BASIS sowie der sie begleitenden Schiffe – Terraner, Arkoniden, Akonen, Topsider, Blues, Ertruser, Haluter und viele andere Völker mehr sind vertreten – wissen nicht, was sie an der Großen Leere erwartet.

Vom Treffpunkt am Pulsar Borgia aus werden verschiedene Erkundungsschiffe ausgeschickt, um erste Erkenntnisse über den fremden Raum zu sammeln. Die Terraner forschen in verschiedenen Sonnensystemen, und Reginald Bull landet IM NETZ DES QUIDOR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Aktivatorträger erkundet das Lakoor-System.

Joara Clayton – Die Kommandantin der KAHALO sucht die geistige Einheit.

Malassir – Der Spielleiter bekommt Probleme mit Terranern.

Norman Fallar und Enzio Ribera – Besatzungsmitglieder der KAHALO.

1.

18. Januar 1206 NGZ

 

Einen Moment lang fragst du dich, ob der Albtraum nie mehr aufhört, doch dann bist du plötzlich wach, siehst die vertrauten Wände eines Raumschiffs um dich und bist beruhigt. Es ist alles in Ordnung.

Mit diesem Gefühl stehst du auf und unterziehst dich der geliebten Reinigungsprozedur, wie du es immer getan hast. Du handelst ganz automatisch, dein Bewusstsein schlummert noch halb, die abwechselnde Kälte und Wärme des Wassers auf deiner Haut erzeugen ein angenehmes, prickelndes Wohlbefinden und vertreiben die letzten Nachtschatten.

Doch als du dann in den Spiegel schaust, stockst du, und ein seltsamer Gedanke verunsichert dich.

Wie oft hast du dieses Ritual nun schon vollzogen? Wer sieht dir dort aus dem Spiegel entgegen? Ein Mann von höchstens 37 Jahren, mit Kummer- und Lachfalten im großflächigen, sommersprossigen Gesicht. Aber es gibt keine Alterslinien. Das kurz geschorene Haar ist rot, keine Spur von Grau.

Dein Aussehen gibt keine Auskunft darüber, wie alt du in Wirklichkeit bist ...

 

*

 

»Reginald Bull, jetzt drehst du langsam durch«, sagte der Mann vor dem Spiegel laut, und er schüttelte über sich selbst den Kopf. »Den Morgen wollen wir doch nicht schon mit Rechenaufgaben beginnen, die wir wahrscheinlich ohnehin nicht mehr richtig zusammenbringen. Die letzte Nacht war saumäßig, aber das ist vorbei. Wahrscheinlich sind wir schon am Zielort angekommen, und du verpasst noch alles, nur weil du plötzlich senile Anfälle bekommst.«

Als er die Kommandozentrale betrat, wurde er fröhlich begrüßt, und seine Stimmung besserte sich augenblicklich. In der kurzen Zeit, die er auf dem Kreuzer KAHALO mit der terranischen Kommandantin Joara Clayton und ihrer dreißigköpfigen Besatzung verbracht hatte, hatte sich zwischen ihnen schnell ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, und ihm kam es fast so vor, als wären sie schon seit langer Zeit zusammen.

Sie fieberten alle der Erforschung des vor ihnen liegenden unbekannten Systems entgegen; nachdem die BASIS nach nunmehr dreieinhalb Jahren endlich die Große Leere erreicht hatte, war der Tatendrang der Besatzung nicht mehr zurückzuhalten.

Mehr als 225 Millionen Lichtjahre waren sie von der Heimat entfernt, hier warteten völlig unbekannte Welten und Völker auf sie, und nicht nur die Neugier der Wissenschaftler war kaum mehr zu bremsen.

Gelegenheiten für erste Forschungsarbeiten im Raumsektor des Pulsars Borgia boten sich genug, und viele Einheiten schwärmten in alle Richtungen aus. Reginald Bull ließ es sich dabei nicht nehmen, sich mit einer eigenen Einheit auf den Weg zu machen. Er wählte den 100-Meter-Kreuzer BAS-KR-27 mit Eigennamen KAHALO aus, dessen Kommandantin die zweiundvierzigjährige Joara Clayton war, eine ausgeglichene, engagierte junge Frau und ausgezeichnete Psychologin, die während der langen, manchmal unweigerlich langweiligen Reise der BASIS eine verschworene Gemeinschaft aus ihrer Besatzung gebildet hatte.

Reginald Bull hatte einmal zufällig ihre Bekanntschaft gemacht und sich dann öfter mit ihr zum Essen getroffen; sie hatten sich gegenseitig sympathisch gefunden und viel Gesprächsstoff gehabt. Bull gefiel ihre Art, die Dinge nüchtern zu betrachten und sich dennoch einen Hang zur romantischen Verträumtheit zu bewahren; sie konnte sehr gut auf andere Menschen eingehen, deren jeweilige Stimmungen erkennen und sich entsprechend danach verhalten. Ihre Mannschaft bestand nur aus Terranern, die meisten recht jung, berstend vor Energie und Abenteuerlust, und sie standen absolut loyal zu ihrer Kommandantin. Dieses Team war genau das richtige, fand Bull und leitete alles Notwendige für einen raschen Aufbruch in die Wege. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit Arlo Rutan, dem ertrusischen Chef der Landetruppe, wurde der Starttermin schließlich auf den 17. Januar festgelegt.

Joara Claytons Erleichterung fand keine Grenzen, als sie erfuhr, dass keine Schutztruppe von Rutan mit an Bord sein würde. »Das ist mein Schiff, und wir brauchen keine Kindermädchen«, freute sie sich.

»Der Ansicht bin ich auch«, stimmte Bull zu, »aber es war nicht ganz einfach, auch Arlo Rutan davon zu überzeugen.«

»Letztlich ist es dir gelungen, und dafür hast du etwas gut bei mir«, versprach sie.

»Darauf werde ich zu gegebener Zeit zurückkommen«, erwiderte er verschmitzt grinsend.

 

*

 

Als Zielpunkt wurde eine kleine Sternenballung in rund 350.000 Lichtjahren Entfernung gewählt; der Non-Stop-Flug dorthin sollte knapp zwei Tage in Anspruch nehmen, genug Zeit also, um die Mannschaft kennen zu lernen und zu sehen, wo die erkennbaren Schwächen und Stärken jedes Einzelnen lagen. Reginald Bull fühlte sich bald heimisch, die – für ihn – jungen Männer und Frauen waren fröhlich und unkompliziert, und er lachte so viel wie seit langer Zeit nicht mehr.

Joara Clayton lächelte ihm freundlich entgegen, als er sich neben sie setzte. »Guten Morgen«, sagte sie.

»Gleichfalls«, gab er zurück. »Habe ich viel versäumt?«

»Nichts Wesentliches. Wir erreichen gegen Nachmittag das Zielgebiet, dann sehen wir weiter.« Sie musterte ihn prüfend. »Du siehst aus, als seist du einem Monster begegnet.«

»Haarscharf erraten.« Er rieb sich den Nacken; für einen Moment drohten die düsteren Gedanken wieder die Oberhand zu gewinnen, doch er drängte sie zurück.

»Schlimm?«

»Nichts von Bedeutung. Eine ... seelische Migräne.«

Die Kommandantin lachte. Sie hatte ein herzliches, ansteckendes Lachen, und in ihren braungrünen Augen tanzten dabei oft goldene Lichter. Sie war eine hochgewachsene, schlanke Frau mit einem durchtrainierten, geschmeidigen Körper und einem ebenmäßigen Gesicht, das von den großen, strahlenden Augen beherrscht wurde. Ihre kastanienbraunen Haare waren pflegeleicht kurz geschnitten, wobei stets ein paar widerspenstige Strähnen abstanden, was ihr manchmal ein spitzbübisches Aussehen verlieh. Bull hatte schon ein paarmal darüber gespöttelt, dass sie biologisch gesehen fünf Jahre älter war als er. »Vielleicht solltest du dich beim Arzt melden«, schlug sie vor.

»Sehe ich wirklich so schlimm aus?«

Sie lachte erneut. »Ich wollte kein Kompliment machen, sondern nur hilfsbereit sein.«

»Na schön, vielen Dank. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«

»Das war auch nicht meine Absicht.«

 

*

 

Einige Stunden später meldete der Syntron: »Wir nähern uns dem Zielgebiet.«

Das »Zielgebiet« war eine kugelförmige Sternenballung aus 100 Sonnen, die sich etwa über 80 Lichtjahre verteilten.

»Es geht los«, sagte Joara und wandte sich ihrer Aufgabe zu; ihr Gesicht zeigte jetzt höchste Konzentration.

Die ersten Ortungen ergaben, dass im Zentrum der Sternenballung mindestens ein Sonnensystem von raumfahrenden Wesen mit hochstehender Technik bewohnt wurde; es wurden gesteuerte Strukturerschütterungen und Funksignale im Hyperspektrum gemessen, aber auch mehrere fünfdimensionale Verfremdungen, die den Galaktikern unbekannt waren und nicht sofort ausgewertet werden konnten.

»Interessant«, bemerkte Bull.

»Dorthin?«, erkundigte sich Joara knapp, und er nickte.

Während die KAHALO Kurs auf das Zentrum nahm, lehnte Bull sich zurück. Die unterschiedlichsten Gedanken zogen durch seinen Verstand, und eine schon wohlvertraute Erregung erfasste ihn. Welche Völker würden sie dort finden? Waren sie friedlich oder aggressiv? Welche Sozialgemeinschaften bildeten sie? Welche technischen Möglichkeiten nutzten sie? Würde es schwierig sein, Kontakt aufzunehmen? Wir werden es hoffentlich bald wissen.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Informationen des Syntrons. Das System mit den hyperenergetischen Aktivitäten bestand aus einer heißen weißen Sonne mit neun Planeten. Die Planeten Nummer drei und vier waren Sauerstoffwelten und boten gute Voraussetzungen zur Besiedelung, aber auch Nummer fünf und sechs wiesen Zivilisationsspuren auf.

Bis jetzt allerdings waren die Funkrufe der KAHALO unbeantwortet geblieben, was nicht unbedingt bedenklich war, aber zumindest Anlass zur Vorsicht bot.

»Sollen wir warten?«, fragte die Kommandantin.

»Nein, wir fliegen weiter. Sie werden sicher bald reagieren«, antwortete Bull.

Sie kamen langsam weiter in das System hinein; die Ortungen überschlugen sich inzwischen fast an Meldungen. Innerhalb des Systems musste sich eine Unzahl von Raumschiffen und anderen Objekten befinden, die dort in einem heillos wirkenden Durcheinander kreuzten.

»Sehr merkwürdig«, sagte Bull. »Sie müssen uns bemerkt haben. Weshalb antwortet keiner? Gibt es irgendwelche Informationen über die Objekte?«

»Kaum eines gleicht dem anderen«, antwortete der Orter Norman Fallar, ein spindeldürrer, lebhafter Mann von 35 Jahren; sein Hauptmerkmal waren ungekämmte, wirr abstehende pechschwarze Haare mit einer in phosphoreszierendem Grün eingefärbten Strähne. »Die Signale stören sich gegenseitig so sehr, dass wir nichts Genaueres feststellen können. Es kümmert sich jedenfalls keiner um uns.«

Bull schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Machen wir trotzdem weiter.«

Die KAHALO setzte den Flug fort und sendete weiterhin ununterbrochen Funksignale; doch erst als sie die Bahn des siebten Planeten kreuzte, kam eine Antwort. Der Bildschirm zeigte plötzlich ein insektoides Wesen, ähnlich einer Gottesanbeterin, das in fluoreszierende, seidig wirkende wallende Gewänder gehüllt war.

Der Kopf war im Verhältnis zum Körper groß und wurde beherrscht von metallisch blau und rot schillernden Facettenaugen, unter denen der Kiefer mit kräftigen Kneifzangen lag. Das Wesen wiegte sich graziös und bewegte anmutig aufeinander abgestimmt seine beiden langen Greifarme und die vier Beine zu seinem eigenen Gesang, den zwei Fühlerpaare erzeugten. Das erste, oben am Kopf entspringende lange Fühlerpaar besaß grün glitzernde Antennen am Ende, mit denen es sanft über das darunter liegende kurze, borstige Fühlerpaar strich. Dabei entstanden melodiöse, zirpende Töne, begleitet von einem taktmäßigen Klicken der Kneifzangen, die den Lauschenden verführerisch umschmeichelten und in ihren Bann zogen; unwillkürlich fühlte sich Bull an den mythologischen Gesang der Sirenen erinnert, allerdings ohne dessen verderbliche hypnotische Wirkung.

Das majestätische Schauspiel von Gesang und Tanz dauerte einige Minuten und endete, als die Gottesanbeterin die Greifarme wie zum Gruß hob und den Kopf leicht neigte. Eine Sekunde darauf erlosch der Bildschirm.

Joara Claytons Gesicht nahm einen leicht verdutzten Ausdruck an. »War das alles? Eine Aufzeichnung?«

»Es klang zumindest nicht unfreundlich«, bemerkte Enzio Ribera, der Pilot und ihr Stellvertreter, neben ihr. Er war ein Jahr älter als Norman Fallar und nicht weniger lebhaft; er bot keine besonders auffällige Erscheinung, abgesehen von einem sorgfältig geübten Blick seiner großen dunkelbraunen Augen mit den langen seidigen Wimpern, dem kaum eine Frau widerstehen konnte.

»Ich finde, es klang wie ein Herzlich willkommen!«, meinte der Orter. »Jedenfalls sind unsere Signale angekommen, wenn auch wahrscheinlich nicht verstanden worden.«

»Vielleicht ist das hier ein Vergnügungspark«, fügte der Pilot hinzu. »Das würde erklären, weshalb sich hier so viele verschiedene Raumschiffe aufhalten und sich keiner um uns kümmert.«

»Hm«, machte Bull zögernd.

»Gibt es irgendwelche militärischen Aktivitäten?«, fragte Joara.

»Keine Anzeichen«, antwortete der Syntron. »Analyse jedoch nicht hundertprozentig aufgrund der Störfelder.«

Die Kommandantin überlegte kurz. »Wir fliegen weiter«, ordnete sie dann an. »Vielleicht wird doch mal jemand aufmerksam auf uns, und bisher sieht es nicht nach einer Gefahr aus. Besetzt trotzdem die Geschützleitstände und haltet euch bereit!«

Sie flogen weiter ins Zentrum des Sonnensystems; ab dem sechsten Planeten wimmelte es von allen möglichen Raumschiffen und stationären Objekten. Kaum ein Schiff glich dem anderen; vorausgesetzt, bei den mobilen Objekten handelte es sich um solche. Manche von ihnen sahen wie asymmetrische Felsbrocken aus, anderen wie leuchtende Kristalle; der Vielfalt an bizarren und skurrilen Formen schienen keine Grenzen gesetzt. Auch die im Orbit kreisenden Stationen zeigten sich merkwürdig verdreht und verschlungen. Die Schiffe flogen anscheinend ziellos umher, ohne einen Planeten oder eine Raumstation anzusteuern; trotzdem blieben sie untereinander in einem gewissen Sicherheitsabstand. Abgesehen davon kümmerte sich keiner um den anderen; es war unmöglich, Signale aufzufangen, die in eine verständliche Form gebracht werden konnten.

Die KAHALO funkte weiterhin ununterbrochen, aber niemand reagierte auf sie; sie schien nicht einmal bemerkt worden zu sein. Als einzige Antwort wiederholte sich in regelmäßigen Abständen das aufgezeichnete Begrüßungsritual der Gottesanbeterin.

»Das kommt mir hier schon vor wie die Hauptverkehrszeit nach Geschäftsschluss«, lästerte Enzio Ribera. »Alles irrt umher auf der Suche nach einem Parkplatz, um die letzten Einkäufe zu tätigen, oder auf dem Heimweg.«

Bull beugte sich nach vorn, sein Gesicht wirkte sehr ernst. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«

»Bisher gibt es aber keine ...«, begann Joara, doch er unterbrach sie.

»Selbst die friedlichste Zivilisation möchte wissen, wer da an ihre Haustür klopft. Du lässt bei dir auch nicht alles offen stehen, sodass jeder herein- und hinauskann, wie es ihm beliebt.«

»Vielleicht ist heute der Tag der offenen Tür«, warf Norman Fallar ein. Er war bekannt für falsche Bemerkungen am falschen Platz.

Bull ging nicht einmal darauf ein. »Es ist für mich absolut unvorstellbar, dass sich niemand für uns interessiert. Es gibt hier kein Schiff, das annähernd wie unser Kugelraumer aussieht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein anderer dieselben Hyperfunksignale wie wir aussendet. Weshalb werden wir also ignoriert, zum Teufel? Irgendetwas stimmt hier doch nicht!«

»Nun, es ist schon seltsam ...«, gab Joara zögernd zu. »Aber es gibt auch keine Anzeichen aggressiver Handlungen. Wir stecken bereits mitten im Zentrum und sind bisher nicht angegriffen worden. Ich denke, es wird das Beste sein, zum dritten oder vierten Planeten zu fliegen. Spätestens dort werden wir sicherlich einen Kontakt bekommen.«

»Dann kann es zu spät sein«, erwiderte Bull düster. »Ich kann mir nicht helfen, das alles erscheint mir wie eine Mausefalle. Es ist einfach zu verlockend, zu friedlich, zu offen. Keine hoch entwickelte Zivilisation würde sich so verhalten.«

»Du darfst nicht vergessen, dass wir immerhin über 200 Millionen Lichtjahre von daheim weg sind«, hakte Enzio nach. »Wir haben doch nicht die geringste Vorstellung, wie sich hier das Leben entwickelt hat ... und was sich für ein Leben entwickelt hat.«

»Das stimmt«, sagte die Kommandantin nachdenklich. »Enzio, das ist auch genau der springende Punkt. Möglicherweise haben wir uns bereits völlig falsch verhalten und provozieren einen plötzlichen Angriff, wenn wir weiterfliegen.«

»Das ist eine Möglichkeit. Die andere Möglichkeit bedeutet eine Falle, das heißt, wir werden wie Mäuse zu irgendwelchen Zwecken gefangen. Beispielsweise zur Erforschung, da sie festgestellt haben, dass wir von weit her kommen«, führte Reginald Bull ihren Gedanken fort.

»Und die dritte Möglichkeit bedeutet, dass gar nichts passieren wird, es ist einfach eine freundliche, offene Zivilisation, und wir werden auf einem der Planeten willkommen geheißen«, beharrte Enzio.