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Lisa Böhm,

geboren 1949, Pädagogin, Lehrerin, Heilpraktikerin mit eigener Praxis seit 1994 in München. Schwerpunkt: Familienaufstellen, Systemische Aufstellungen (zertifiziert nach DGfS), Psychokinesiologietherapeutin. Aus- und Weiterbildungen in Methoden der Humanistischen Psychotherapie, Psychologische Astrologin, langjährige Meditationspraxis.

lisaboehm@freenet.de

www.lisa-boehm.de

Lisa Böhm

Das Seelenrad des Lebens

Systemische Astrologie und Aufstellungen
auf dem Horoskoprad

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

4. Auflage 2015

© 2010 Verlag der Ideen, Volkach

eISBN 978-3-942006-03-3

Lektorat: Uwe Dinkhoff

Fotografie: Dorothée von Mirbach-Kirchhoff

Astrologische Daten: Astrodienst AG/www.astro.com

Dieses Buch ist meiner Tochter Dina-Marie gewidmet als Begleiter für ihren Weg in ihr eigenes Leben.

Vorwort

Das »Seelenrad des Lebens« macht ein interessantes Angebot um sich der Seele anzunähern und seinen individuellen Wesenskern und sein Potential entdecken zu können. Es ist ein »geistiges Fahrzeug«, um die Entdeckungsreise zu unterstützen, Hindernisse zu erkennen und es gibt Impulse, welche innerseelischen, systemischen oder spirituellen Spuren man verfolgen kann, um das Näherkommen zu beschleunigen.

Was aber die Seele im Individualfall braucht, um sich zu öffnen, zu schließen, zu bewegen oder zu verweilen, hängt von Umständen ab, die ein Buch nicht berücksichtigen kann.

Die Haltung und Sprache, die ihr gefallen, bedürfen der Feinabstimmung durch Begleiter, als Psychotherapeut, Seelsorger oder astrologischer Berater. Manchmal braucht die Seele einfach den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ort und andere Seelen, um den nächsten Schritt gehen zu können.

Und viel häufiger geht sie ihren Weg von ganz allein.

München, Januar 2010

Über die Entstehung des Buches

Nach zahlreichen Ermunterungen durch Freundinnen und Kursteilnehmer entschloß ich mich 2007, endlich das zu tun, worum ich schon viele andere beneidet hatte, nämlich selbst ein Buch zu schreiben.

Anfangs war mir natürlich nicht klar, wie lange es dauern und was es mit mir machen würde. Um es kurz zu sagen: Es hat sich über zwei Jahre hingezogen, in Wellen bewegt, die in ihren Extremen in höchste Begeisterung und tiefste Unlustgefühle ausschlugen und mich in einen Wandlungsprozeß gestürzt haben, über den ich mich heute natürlich freue.

Ich wartete auf den Beginn des astrologischen Jahres im März 2007, der Widderzeit, denn die Buchkapitel sollten entsprechend der Zeitqualität entstehen.

Ein unbeschreiblicher Elan bewegte mich in der Widderzeit, die sich entwickelnde Liebe zu diesem kreativen Kind und die Ausdauer beim Schreiben bahnte sich in der Stierzeit an, der Respekt vor dem sprachlichen Ausdruck beschäftigte mich in der Zwillingezeit und der Kontakt zu den Gefühlen und zur Seelenebene war in der Krebszeit besonders präsent. Die Erkenntnis, dass das Buch für mich eine Herzensangelegenheit ist, wurde mir in der Löwezeit klar, auch, dass es mein Selbstbewusstsein stärken würde, meine inneren Bilder aufs Papier zu bringen und sie damit zu manifestieren. Ich war mit meinen eigenen Lebensthemen konfrontiert und es war, als würden die kosmischen Kräfte mir das einfach aufzwingen.

Meinen Schreibplatz hatte ich mir so eingerichtet, dass ich den stetigen Wandel der Natur von dort aus beobachten konnte. Dies regte mich an, das jahreszeitliche Geschehen auf das menschliche Leben zu übertragen und im astrologischen Jahr den Lebensbogen vom Beginn bis zum Ende zu sehen. Jedes Jahr zeigt sich die Natur in dieser Weise und konfrontiert uns mit unserer Endlichkeit. Nie zuvor war mir dies in einer solchen Klarheit aufgefallen.

Ebenso wurde mir die Verzahnung von Geschehnissen im Außen und Prozessen im Innen überdeutlich. Immer wieder war mir zum Innehalten, zum Staunen und zum Nachdenken über mich selbst. Irgendwann wurde mir klar, dass das Horoskoprad sehr viel mehr ist als ein Kreis mit zwölf Zeichenqualitäten und den diversen Deutungen. Es entwickelte sich für mich zu einem Fahrzeug, das auf einer tiefen Ebene für Bewusstwerdung und Entwicklung zur Verfügung steht.

Schon seit meiner Pubertät nutze ich das Wissen um mein Geburtshoroskop, um mehr über mein Innenleben, meine Fähigkeiten, Stärken und Schwächen zu erfahren. Vor allem konnte ich verstehen, dass es wohl »mehrere Seelen in meiner Brust« gibt und dass das in Ordnung ist.

Die Kombination mit den systemischen Erkenntnissen, denen ich lange Jahre unabhängig von Astrologie meine Aufmerksamkeit gewidmet habe, führte zu einem Aha-Erlebnis. Auf dem Horoskoprad zu stehen bedeutet, gleichzeitig in Kontakt mit den Ahnenkräften zu sein und ihre Bedeutung für meine Fähigkeiten zu erleben. Das war für mich vorher noch nicht so klar gewesen. Auch wenn ich aus der Psychologie schon viel darüber gehört und gelesen hatte, auf dem Horoskoprad konnte ich es spüren und die Erfahrung war sehr stimmig: Je mehr ich mit meinen Ahnenkräften versöhnt bin, desto mehr habe ich Zugang zu bestimmten inneren Anteilen, die mir laut Horoskop von ihnen als Geschenk und Auftrag in die Wiege gelegt worden waren. Das faszinierte mich nachhaltig und das Leben lieferte die entsprechenden Konsequenzen. Die Erkenntnisse stimmten mich allerdings auch nachdenklich in Bezug auf meine Möglichkeiten, aus den Spuren der Ahnen herauszutreten und Freiheit zu empfinden. So groß scheint der Spielraum für individuelle Freiheit nicht zu sein – oder doch. Es liegt in der Haltung, in der ich die Dinge betrachte. Oft genügt ein kleiner Perspektivenwechsel um durchatmen zu können, die Dinge anders zu sehen, handlungsfähig zu werden und zu lieben.

Mit den seit einigen Jahren laufenden Gruppen zur systemischen Astrologie setzte sich die (Er)forschungsreise fort. Dabei öffnen sich immer wieder neue Türen, neue Erkenntnisse tauchen auf und es bleibt spannend, zu experimentieren.

Später hat sich aus der Arbeit der Name »Seelenrad des Lebens« entwickelt. Das Geburtshoroskop zeigt den Weg der Seele durch dieses Leben, unterstützt den Weg zu sich selbst und antwortet auf die Frage: »Wer bin ich wirklich?«

Das Seelenrad des Lebens bestätigt, regt an und macht Angebote, in welcher Richtung Lösungen liegen können, wenn sich Hindernisse auf dem Weg ergeben.

Geprägt durch die jahrelange systemische Arbeit geht meine besondere Aufmerksamkeit bei den Hindernissen zu dem Eingebundensein des Individuums in das Feld der Ahnen und des Kollektivs und dem, was von dort wirkt.

Die Aufstellungen auf dem Seelenrad des Lebens, das durch zwölf aussagekräftige Bilder auf dem Boden ausgelegt ist, haben mich allerdings auf eine besondere Weise beeindruckt. Die Erkenntnisse, die je nach Fragestellung an den einzelnen Plätzen in die Tiefe und in die Weite führen, bringen mich immer mehr zu meiner Essenz. Das Spannendste dabei ist, dass es sich um gespürte Erkenntnisse handelt. Die Kombination aus Verstehen und Spüren im Körper entfaltet eine Wirkung, die wesentlich tiefgreifender ist, als wenn ich nur über etwas nachdenke oder mir von einem Astrologen eine Deutung geben lasse.

Dies in die Welt zu tragen, um andere an meiner Begeisterung teilhaben zu lassen, war die eigentliche Motivation, alles nieder zu schreiben. Auch über die Art und Weise, wie Menschen ihre Bewusstwerdung erleben (wollen), gibt das Seelenrad Auskunft.

In den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Anregungen, selbst tätig zu werden und so den eigenen inneren Astrologen zu entdecken. Am Ende des Buchschreibens bin ich einmal mehr erstaunt gewesen über den genialen Aufbau dieses jahrtausendealten Instruments.

Die Bewusstwerdung ist wesentlich getragen von der essentiellen Frage: »Wer bin ich?« und die ersten Antworten beziehen sich auf ganz Irdisches: Die Rollen als Mann oder Frau zum Beispiel, bis hin zu Titeln und Funktionen, die beruflich erworben werden.

Teilt man das Seelenrad des Lebens in vier Quadranten zu je drei Zeichenqualitäten ein, dann wären das die Lebensthemen des ersten Quadranten, bei denen es um Ich-Werdung und Ego-Befriedigung geht.

Mit zunehmendem Alter und der Neugier auf sich selbst, erkennt man, dass die Antwort komplizierter ist, als zunächst gedacht. Es wird klar, dass man geprägt ist von seinen Erfahrungen, Verletzungen, Traumata und den gelebten oder nicht gelebten Emotionen. Das Leben zeigt, dass das »Ich bin...« von bestimmten Erfahrungen beeinflußt ist und sich daraus Konsequenzen ergeben haben. Die Gedanken, die Gefühle, die Körperstruktur und die Seelenlandschaft sind Ausdruck dessen. Der Erkenntnisweg geht nach Innen, zu den inneren Bildern und zur Seele. Es ist das, was den Zeichen des zweiten Quadranten zugeordnet wird. Aber auch das ist nicht alles. Die sich ständig wiederholenden Muster in Beziehungen kommen in den Blick.

Dem dritten Quadranten wird der Erkenntnisweg über Beziehungen zugeordnet. Und im vierten Quadranten geht es um den spirituellen Weg, die Hinwendung zum Übergeordneten, nicht Sichtbaren, Mystischen.

Das Horoskop zeigt also die Varianten der Bewusstwerdungswege und je nach Planetenverteilung lassen sich Rückschlüsse ziehen, welcher Weg für den Einzelnen maßgeblich ist: die Erfahrungen des Lebens selbst, die Innenschau, die Beziehungen, die Spiritualität, entweder schwerpunktmäßig oder gut verteilt auf alle Wege.

Wie auch immer, die Frage »Wer bin ich?« bleibt und sehnt sich nach Beantwortung. Vielleicht erfährt diese Sehnsucht nie eine Befriedigung oder erst kurz bevor das Leben zu Ende ist.

Aber einmal auf den Weg gemacht, wird es immer einfacher und leichter, sich der Antwort dieser Frage zu nähern. Immer häufiger kann ein Lächeln als Ausdruck einer tiefen Freude über Erkanntes über das Gesicht huschen oder ein Lachen über die Irrungen und Wirrungen, die immer wieder geschehen.

Auf dem Weg zur Essenz hat sich als sinnvoll erwiesen, einen Reisekoffer gepackt zu haben, der Mut, Abenteuerlust, Geduld, Ehrlichkeit zu sich selbst und der Bereitschaft den Weg weiterzugehen, enthält. Dann kann immer mehr zurückgelassen und viel gewonnen werden. Einige Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen der Eltern, der Ahnen und von Partnern, werden zurückgelassen. Viele werden geprüft und übernommen, weil sie stimmig sind. Auf jeden Fall ist der Gewinn groß: Immer mehr innere Freiheit und innere Ruhe stellen sich ein. Der Alltag kann immer präsenter, achtsamer gelebt werden, mit Vorsicht darf sich vielleicht die Zartheit der Seele immer mehr zeigen. Wäre das nicht ein Gewinn für die ganze Menschheit und die Welt?

Die Beschäftigung mit dem Seelenrad ist mein ständiger Begleiter geworden. Und wenn Menschen mit ähnlichen Fragestellungen zu mir kommen, sind die Aufstellungen auf ihrem Seelenrad ein wunderbares Instrument für ihre eigene Reise.

Aus einem reichen Erfahrungsschatz ist dieses Buch entstanden: Die Begegnung mit vielen Menschen, mein eigener Prozess, die liebevolle Begleitung von vielen Helfern, die Studien bei meinen Vorgängern und die Begleitung der Hilfesuchenden über einen längeren Zeitraum. Sie alle haben dazu beigetragen.

Nun noch eine letzte Anmerkung: Das Buch gibt einen Status Quo wieder und läßt gleichzeitig Raum für weiteres Experimentieren und Erkenntnisse. In diesem Sinne verstehe ich auch die Anregung, mit diesem Buch umzugehen: Das Erkannte genießen, sich inspirieren lassen, experimentieren und offen bleiben für Neues, die Bewegung und den sich wendenden Punkt.

Viel Spaß dabei!

Erste Erkenntnisse und Erfahrungen

Wir stehen und gehen

Wir stehen (in den Spuren der Ahnen) und gehen (unseren eigenen Weg). Lassen Sie mich mit einem Bild beginnen, das ich auch meinen Klienten in meiner Praxis am Anfang eines Spaziergangs auf dem Horoskoprad gebe.

Ihr Leben begann damit, dass Ihr Vater und Ihre Mutter zueinander gefunden haben. Als dann der richtige Zeitpunkt gekommen war, entstanden Sie. Unabhängig davon, ob Ihr Vater und Ihre Mutter sich sehr, wenig oder gar nicht liebten, ob die Verbindung von langer oder von kurzer Dauer war, gewünscht von einer größeren Kraft, sind Sie durch diesen Vater, diese Mutter in diese Welt gekommen. Nachdem Sie eine Zeit des Heranwachsens im Schutz des Mutterleibs verbracht hatten, war es dann soweit: Mit einer kosmischen Grundausstattung für diesen Lebensweg beschenkt, landeten Sie und Ihre Seele in Ihrer Familie und in Ihrem Ahnenkreis. Dieser Ahnenkreis stand an Ihrer Wiege, um Sie zu begrüßen. Und da es auf der Seelenebene keinen Unterschied zwischen Lebenden und Toten gibt, waren alle da. Sie hießen Sie willkommen und hatten für Sie Geschenke, von denen sie hofften, dass Sie sie annehmen und in Ihr Leben hineintragen können. Insofern ist mit jedem Geschenk ein Auftrag verbunden, nämlich sich mit diesem Geschenk zumindest zu beschäftigen. Dass die Ahnen gerade diese Geschenke ausgewählt haben, hat natürlich (Hinter-)gründe. Aufgrund ihrer eigenen Geschichte ist es den Ahnen ein Anliegen, dass es gut weitergeht. Dieses gute Weitergehen kann darin bestehen, dass Sie etwas anders machen sollen, als es bisher geschah, dass Sie etwas ausgleichen sollen, was vorher schlimm war, etwas Begonnenes vollenden oder etwas verwirklichen sollen, was vorher nicht gelebt wurde beziehungsweise. gelebt werden konnte.

Ob es Ihnen recht ist oder nicht, Sie wurden in eine Familiengeschichte hineingeboren und Sie standen oder stehen in den Spuren Ihrer Ahnen. Da Sie zum Beginn Ihres Lebens vor allem abhängig waren, blieb keine andere Wahl, als diese Spuren zu akzeptieren. Mehr noch, Sie wollten sich zugehörig fühlen, deshalb war die Bereitschaft groß, diesen Spuren zu folgen. Ihre Seele war und ist in tiefer Liebe mit der Familie verbunden, deshalb waren und sind Sie bereit, die Aufträge der Ahnen zu akzeptieren, auch wenn sie manchmal zunächst nur die eine Seite des Geschenkes sind.

Eines Tages – früher oder später – wächst der Wunsch, diese Spuren der Ahnen zu verlassen, um frei(er) zu werden und seinen eigenen Weg zu gehen. Dies ist der Zeitpunkt für viele Fragen. Einige seien hier genannt: Wie mag es gelingen, die Spuren zu verlassen? Halte ich das schlechte Gewissen aus, das dann entsteht? Wohin geht überhaupt mein Weg? Wer unterstützt mich dabei, wer hindert mich daran? Und schließlich: Wer bin ich eigentlich? Was ist der Sinn meines Hierseins? Die große Sehnsucht besteht darin, diese Fragen beantworten zu können, den Weg zu erkennen, das Ziel zu sehen und natürlich den Weg zu gehen.

Oft reicht reines Nachdenken nicht aus und man ist zur Klärung dieser Fragen auf fremde Hilfe angewiesen ist. Eine mögliche Hilfe ist Ihr einzigartiges Geburtshoroskop, das Ihnen Impulse geben und immer wieder für Erkenntnisse die Türen öffnet. Es kann Ihnen die Art und Weise, wie Sie die Welt wahrnehmen, verdeutlichen, Sie auf Ihre Stärken und Schwächen, Ihre Talente und Fähigkeiten und Ihr Potential aufmerksam machen. Es kann Ihnen einen Einblick in Ihre Familie geben, indem es zeigt, welche Geschenke und Aufträge Ihre Ahnen für Sie gedacht haben und es weist auf die für Sie besonders bedeutsame Facette einer Ahnenfigur hin. Wenn Sie sich den Blick dahinter erlauben, öffnet sich die Tür zu den Beweggründen, zu möglichen schicksalhaften Ereignissen und vielleicht auch zu den Geheimnissen Ihrer Familie. Dies kann Ihnen verständlich machen, welch tieferen Sinn die Geschenke und Aufträge der Ahnen haben. Das Horoskop kann Sie auch mit Ihren Wachstums- und Entwicklungsschritten konfrontieren, die Sie zu gehen haben und mit den Hindernissen auf Ihrem Weg. Sie können entdecken, welche Ahnenkräfte diese Schritte unterstützen, herausfordern und bekämpfen und wie es zu guten Lösungen kommt. Wie Sie es auch verstehen mögen – als Ermahnung oder Unterstützung – das Horoskop kann auch wie ein erhobener Zeigefinger wirken, wenn Sie von Ihrem Weg abzudriften drohen.

Sie können sich des Horoskops bedienen, indem Sie Deutungen nachlesen, die von den vielen begnadeten Astrologen gemacht wurden und in zahlreichen Büchern niedergeschrieben sind. Sie können sich an einen Astrologen Ihres Vertrauens persönlich wenden und sich von ihm nach dem Stand seiner Erkenntnisse über Ihr Horoskop berichten lassen. Sie können aber auch durch das Hineinstellen in das Horoskoprad, von mir »Spaziergänge auf dem Horoskoprad« genannt, das Kraftfeld des Horoskops spüren und eigene Erfahrungen machen, Ihren inneren Astrologen entdecken, zu einfachen Erkenntnissen kommen oder in die tiefsten Tiefen Ihrer Seelenlandschaft vordringen. Auch wenn Sie vielleicht zunächst eine Anleitung oder Begleitung dafür brauchen, es wird Ihre ganz persönliche Erfahrung sein.

An dieser Stelle eine Anmerkung: Auch wenn Sie mit dem Horoskop viel über sich und Ihr Lebensziel erfahren können und dies Ihre Visionen nährt, bleibt dennoch eine ganz konkrete Einsicht: Wir können nichts vorweg nehmen, ein Schritt folgt dem anderen und »Der Weg ist das Ziel«. Das Leben ist ein Unterwegssein, ein Stehen und Gehen, ein Weg von kurzer oder langer Dauer. Wir werden ankommen, aber wann ist ungewiss. Geführt von einer größeren Kraft, öffnet sich das Mysterium unseres Lebens. Es zu leben, hat etwas mehr Gewicht, als es zu ergründen und zu hinterfragen. Auf diesem Weg geschehen immer wieder die kleinen Wunder: Wir gewinnen Klarheit, entdecken immer wieder Liebe für uns und andere und können das Eingebundensein in ein großes Ganzes empfinden. Damit sind wir dem Mysterium des Lebens schon im Wesentlichen auf der Spur. Das Horoskop steht lediglich im Dienste dieses Mysteriums.

Zurück zu den Spaziergängen auf dem Horoskoprad. Lassen Sie mich diese mit Spaziergängen in der Natur vergleichen. Wenn Sie in der Natur sind, können Sie sich einfach an der Schönheit der Natur erfreuen, die sich im Licht und in der Dunkelheit zeigt. Sie können auch einzelne Pflanzen von der Wurzel bis zur Spitze betrachten und das Schöpfungswerk bewundern. Wenn Sie immer wieder zu den selben Plätzen zurückkehren, werden Sie feststellen, dass sich im Laufe eines Jahres viel verändert und die Eindrücke unterschiedlich sind. Und wenn Sie nach Jahren den selben Platz wieder besuchen, schaut er vielleicht ganz anders aus, obwohl es derselbe Platz geblieben ist. Veränderung geschieht, auch wenn wir nicht ständig darauf achten. Aber Veränderung wahrzunehmen fällt leichter, wenn wir kurz innehalten.

Wenn Sie sich in diesem Sinne, ähnlich den Spaziergängen in der Natur, auf dem Horoskoprad bewegen, können Sie auch immer wieder inne halten, um Ihre eigene Schönheit im Licht und Dunkel zu entdecken, Antworten auf Ihre vielen Fragen zu finden, das Verborgene zu erhellen und Ihren individuellen eigenen Weg zu entdecken und zu gehen.

Ein erster Spaziergang auf auf dem Horoskoprad

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, einen ersten Spaziergang auf dem Horoskoprad zu machen, nehmen Sie die Bilder der Sternzeichen, die Sie im Bildteil am Ende des Buches finden und legen Sie diese so im Kreis, entgegen dem Uhrzeigersinn auf dem Boden aus, dass Sie die Bilder gut anschauen können, wenn Sie um den Kreis herumgehen. Wenn Sie es genau machen wollen, beginnen Sie mit dem Widderbild im Osten des Raumes, in dem Sie sich gerade befinden. Legen Sie die Bilder in der folgenden Reihenfolge aus: Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische.

Wenn Sie sich die Bilder beim Auslegen, oder auch schon vorher angschaut haben, ist Ihnen bestimmt aufgefallen, dass Ihnen eines oder mehrere Bilder besonders gefallen, während andere Sie weniger ansprechen.

Sie sind verbunden mit den zwölf Zeichen des astrologischen Jahres in Bildform. Damit sind Sie auch mit bestimmten Qualitäten oder auch Lebensthemen verbunden, die durch eine Überschrift festgehalten werden können. Bevor Sie dazu mehr erfahren und damit schon eine Erkenntnis für Sie beginnt, möchte ich Sie einladen folgendes zu tun:

Gehen Sie doch einmal um das Horoskoprad herum und nehmen Sie nochmal bewusst jedes Bild auf und lassen Sie es auf sich wirken. Bleiben Sie bei dem Bild stehen, das Ihnen heute am sympathischsten ist. Lassen Sie es auf sich wirken in Form und Farbe und nehmen Sie wahr, was Ihnen entgegenkommt. Versuchen Sie erst dann, das Aufgenommene in Worte zu fassen, lassen Sie Ihren Assoziationen freien Lauf. Vielleicht mögen Sie die Worte laut aussprechen.

Das ausgesprochene Wort hat manchmal eine andere Wirkung als das Gedachte, deshalb das laute Aussprechen. Wenn Sie diese Übung in der Gruppe machen würden, wäre das eine interessante Erfahrung: Jeder sieht in den Bildern etwas anderes. Stehen mehrere Personen beim selben Bild ist das Erstaunliche, dass jeder seine eigene Wahrnehmung hat und trotzdem lassen sich Gemeinsamkeiten feststellen.

Wenn Sie bei Ihrem ersten Eindruck eher auf das Gesamtbild geschaut haben, dann möchte ich Sie jetzt einladen, sich auf ein Detail zu konzentrieren und dies wirken zu lassen. Wenn Sie bei Ihrem ersten Eindruck auf ein Detail geschaut haben, bitte ich Sie, auf das Gesamtbild zu schauen. Und nun gehen Sie, wenn Sie möchten, einen Schritt weiter und werfen Sie einen Blick hinter das, was im Vordergrund sichtbar ist. Erlauben Sie sich einen Blick in das Innere des Sichtbaren. Was können Sie jetzt wahrnehmen, obwohl es nicht sichtbar ist?

Finden Sie auch dafür Worte und sprechen Sie sie laut aus.

Schließlich bitte ich Sie um einen dritten Blick. Betrachten Sie das Bild als Ausschnitt eines großen Ganzen und blicken Sie über den Blickrand hinaus nach oben, nach unten, nach rechts und nach links. Was entdecken Sie, wenn Sie in diese Richtungen schauen? Finden Sie auch dafür Worte.

Schließlich könnten Sie auf folgende Fragen antworten:

Ist es Ihnen viel eingefallen oder eher wenig?

Haben Sie dabei etwas empfunden?

Hat es Körperreaktionen gegeben?

Hatten Sie bestimmte Gedanken, Bewertungen?

Sind Gefühle aufgetaucht?

Das, was Sie mit dieser kleinen Übung gemacht haben, könnten Sie immer wiederholen und Sie werden immer wieder Neues entdecken.

Wenn Sie jetzt nochmal auf das von Ihnen gewählte Bild schauen, sich an alles erinnern, woran Sie gedacht haben und was es vielleicht in Ihnen bewirkt hat, könnten Sie das in einer Überschrift zusammenfassen in dem Sinne, dass es eines von zwölf Lebensthemen widerspiegelt?

Was auch immer Sie gefunden haben, ich bin mir sicher, dass es irgendwie in Zusammenhang gebracht werden kann mit dem, was weiter unten bei den einzelnen Zeichenqualitäten beschrieben wird.

Wenn Sie nun Lust haben, gleich einen weiteren Spaziergang zu machen, können Sie das Kapitel »Bewegungen auf dem Horoskoprad« aufschlagen. Wenn Sie sich lieber zunächst theoretisch mit der Systemischen Astrologie beschäftigen wollen, dann lesen Sie einfach hier weiter. Und wenn Sie die Neugierde nicht loslässt, und Sie schon mal bei Ihren eigenen Zeichen nachlesen wollen, dann geht es für Sie beim Kapitel »Die einzelnen Zeichenqualitäten« weiter.

Einstimmung in die Systemische Astrologie

Nun wird es theoretisch. Dieses Kapitel ist nicht Voraussetzung um sich mit den Bewegungen auf dem Horoskoprad beschäftigen zu können. Es dient dazu, die Grundlagen der systemischen Astrologie zu beschreiben und Erklärungen für Phänomene zu geben, soweit das möglich ist. Da die Sprache aus der Ebene des Denkens kommt, kann sie niemals vollständig die Ebene des Fühlens und Spürens erklären, aber trotzdem gibt es viel, was gesagt werden kann.

Zunächst werden in diesem Kapitel die Bausteine der systemischen Sichtweise und der Astrologie in ihrer Reinform beschrieben Anschließend wie sie zusammenwirken und wie man system-astrologisch wahrnimmt.

Die systemische Sichtweise

Was ist ein System?

Ein System ist ein aus mehreren Einzelteilen zusammengesetztes Ganzes, das eine eigene Struktur, Ordnung und Dynamik besitzt. Die Einzelteile können sich zum Beispiel auf einen wissenschaftlichen, mechanischen, biologischen, ökologischen, sozialen oder menschlichen Rahmen beziehen.

Es gibt bestimmte Gemeinsamkeiten, die alle Systeme betreffen:

Die Einzelteile stehen in einer gewissen Ordnung zueinander und haben bestimmte hierarchische oder abhängige Bedeutung und Aufgaben füreinander.

Systeme sind in Bewegung. Kommt es an einer Stelle zu einer Veränderung, hat das eine Auswirkung auf das ganze System.

Systeme regulieren sich selbst und bleiben damit funktionstüchtig. Sie funktionieren durch das Fließen von Energie und Informationen.

Systeme haben eine Eigendynamik, die Eigenschaften und Bestimmungen der Einzelteile bleiben in der Sicht auf das Ganze unberücksichtigt.

Systeme sind nach außen abgegrenzt und entwickeln eine eigene Struktur und bestimmte Eigenschaften

Hierzu ein Beispiel aus der Biologie: Die Körperorgane funktionieren in einer bestimmten Ordnung und Abhängigkeit miteinander. Erkrankt ein Organ in unserem Körpersystem, hat das eine Auswirkung auf die anderen Organe. Sie versuchen die Schwächung auszugleichen oder übernehmen sogar die Funktion des erkrankten Organs. Für die Funktion des ganzen Körpers treten die einzelnen Teile in den Hintergrund. Jedes Organsystem gehört zu einem bestimmten Körper und entwickelt dort bestimmte Stärken und Schwächen.

Übertragen auf menschliche Systeme gelten die gleichen Regeln: Der Mensch ist eingebunden in das System Familie. Die Familie ist die Summe ihrer Mitglieder, die in einer bestimmten Ordnung und Hierarchie zueinander stehen. Kommt ein neues Familienmitglied dazu, hat das eine Auswirkung auf das ganze System. Stirbt ein Familienmitglied oder fehlt eines, hat das ebenfalls eine Bedeutung. Auch hier kommt es durch Ausgleich zu einer Selbstregulierung. Durch Werte, Regeln und Vorstellungen ist jedes Familiensystem nach außen abgegrenzt. Bei der Sicht auf den Familienclan bleiben die einzelnen Individuen zunächst im Hintergrund.

Der Mensch ist verbunden mit unterschiedlichen Systemen, dem Körper/Organsystem, dem Familiensystem im Kleinen und im Großen und sozialen Systemen: Hausgemeinschaft, Schule, Partnerschaft, Freunde, Arbeitsplatz, Verein, Kirche. Weitere Verbundenheiten sind in seiner sozialen Schicht, mit seinem Volk, seiner Kultur, der Welt, dem großen Ganzen zu sehen.

Dabei ist zu unterscheiden zwischen den Systemen, denen wir zugehörig bleiben (Körper/Organsystem, die Familie) und denen, die wir wieder verlassen (Freunde, Arbeitsplatz). Ohne diese Systemzuordnungen sind Individuen nicht verstehbar. Das Individuum ist verbunden mit den Regeln, Werten, Vorstellungen, Handlungsweisen und Erfahrungen der einzelnen Systeme und trägt sozusagen in sich die gesamte Geschichte der einzelnen Systeme.

Aufgestellte Systeme

Bert Hellinger hat die Erkenntnisse zu Systemen erweitert. Er begann Systeme verschiedener Art aufzustellen und die auftauchenden Phänomene zu beobachten. Die Einzelteile werden im Raum im Bezug zueinander aufgestellt und durch Menschen, Stühle, Figuren und Platzhalter repräsentiert. Die Beziehungen der einzelnen Elemente des Systems werden für die Repräsentanten und Zuschauer sichtbar und fühlbar. Die Antworten auf die vom Aufstellungsleiter gestellten Fragen geben weitere Hinweise. Eine Dynamik beginnt sich zu entwickeln. Impulsen wird nachgegangen, das ursprüngliche Bild verändert sich, weil die Stellvertreter Positionen wechseln. Blickrichtungen und Körperreaktionen werden verfolgt und veranlassen zu Ergänzungen der aufgestellten Einzelteile. Daraus ergeben sich weitere Reaktionen und Gefühle. Vorschläge des Aufstellungsleiters für Handlungen, Positionswechsel, kurze kraftvolle Sätze, Gesten, kleine Rituale lenken die Aufstellung in Richtung einer Veränderung des Aufstellungsbildes. Eine Aufstellung ist zu Ende, wenn ein harmonisches Schlussbild, Ruhe und Frieden oder die Wucht einer wesentlichen Erkenntnis im Raum sind. Es besteht am Schluss die Option für den Aufsteller an seinem (neuen) Platz zu stehen, zu spüren und zu fühlen, statt nur von außen den Ablauf zu verfolgen. In den Aufstellungen wird sichtbar, was wirkt und dass Erfahrungen aus vorherigen Generationen in der gegenwärtigen Situation für die betreffende Person eine Bedeutung haben können. Die Aufstellungsmethode ermöglicht den Zugang zum eigenen systemischen Feld und dem von anderen. Durch die systemische Wahrnehmung, die sich jenseits von rationalem Nachdenken abspielt und auf der Ebene von Intuition, achtsamem, respektvollem Erfassen der Position eines Elementes in einem systemischen Zusammenhang geschieht, eröffnen sich diese Möglichkeiten.

Das Familiensystem

Für die Aufstellungen ist das Familiensystem von besonderem Interesse. (Die wesentlichen Gedanken zu diesem Abschnitt stammen aus dem Buch »Familienstellen« von Jakob Schneider). Jedes Familienmitglied ist Teil des Systems. Dazu gehören die Kinder, die Geschwister, die Eltern, deren Geschwister, die vorherigen Partner der Eltern, die Großeltern, deren Geschwister und die Urgroßeltern. Zwar gehören alle Ahnen zum System, in der Regel reichen jedoch die Genannten meist aus. Manchmal gehören außerdem noch sogenannte gute, geistige, spirituelle Freunde der Familie zum System. Sie alle sind Individuen, bilden diese Gemeinschaft und keiner kann durch einen anderen ersetzt werden. Sie machen ihre eigenen Erfahrungen, haben ihren eigenen Weg, und haben Gefühle, die auf andere wirken.

Soziale Systeme funktionieren nach bestimmten Gesetzen. Die Aufmerksamkeit liegt schwerpunktmäßig darauf, wer dazugehört, in welcher Ordnung die einzelnen Mitglieder zueinander stehen und ob es eine ausgleichende Bewegung beim Austausch von Energien gibt. Werden diese Gesetze nicht beachtet, entsteht ein Ungleichgewicht, das sich auf die Individuen auswirkt. Es kommt zu Reaktionen der Einzelnen in deren Lebensgestaltung.

Die Zugehörigkeit entsteht durch Geburt ohne aktives Tun. Sie ist gegeben ohne Unterscheidung von Gut und Böse. Obwohl die Zugehörigkeit eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, kann es zum Ausschluss oder zum Verweigern der Zugehörigkeit kommen: Stirbt zum Beispiel jemand früh und können die damit verbundenen Gefühle nicht ertragen werden, dann erscheint es leichter ihn zu vergessen oder die Gefühle zu verdrängen.

Löst das Verhalten einer Person Angst aus, weil sie kriminell war oder behindert oder im Zusammenhang mit Ereignissen im Krieg oder KZ steht, dann entlastet es scheinbar, die Existenz der Person und deren Schicksal zu verdrängen.

Werden Personen, die einmal, beispielsweise als frühere Partner, zum System gehörten, vergessen oder wird ihnen die Anerkennung verweigert, dann mag das zwar für die Betroffenen leichter sein, für das System entsteht an dieser Stelle ein Loch. Werden Angehörige des Systems aufgrund ihres Entwicklungsweges (Homosexualität, Spieler, Glauben, Auswanderer) verachtet und ausgeschlossen, so spielen hier die Werte und Moral des Systems eine große Rolle. Gesehen wird dabei nicht die Verstrickung dieser Personen und die Verbundenheit, der sie folgen müssen.

Die Zugehörigkeit ist durch Geburt gegeben und bleibt, unabhängig davon, in welche Richtung sich ein Individuum entwickelt. So sind entlastende Gedanken und Bewegungen immer in Verbindung mit diesem Fakt zu sehen. Jeder gehört dazu. Etwas schwieriger wird die Anerkennung der Zugehörigkeit, wenn es sich um Täter-Opfer-Themen handelt. Aus den vielen Aufstellungen, die inzwischen geschehen sind, wurde sichtbar, dass das System der Opfer den Täter als zugehörig betrachten muss, um in Ruhe und Frieden zu kommen. Durch die Tat ist der Täter ein Teil des Familiensystems geworden. Die Betrachtung einer Täter-Opfer-Situation regt normalerweise Gedanken an, die mit Schuld und Sühne zu tun haben. Oft wird in der Opfer-Stellvertreterrolle gesagt: »Wenn der andere nicht geschossen hätte, hätte ich es getan.« Ist es möglich, sich auf eine andere Ebene zu begeben, in der erkannt werden kann, dass in jedem Opfer ein Täter ist, in jedem Täter ein Opfer, dann kann eine veränderte Sicht eintreten. Täter und Opfer sind Mensch mit Licht- und Schattenseite. Für unmittelbar Betroffene meist nicht möglich, aber für die Nachkommen aufgrund einer distanzierten Sicht, zeigen Aufstellungen, dass aus dieser Haltung heraus Ruhe und Frieden im System einkehren können.

Die Ordnung ist definiert durch den Zeitpunkt der Geburt. Damit gehört eine Person zu einer bestimmten Generation. Es gibt Personen, die schon vorher da waren und es wird – sehr wahrscheinlich – welche geben, die nachher kommen. Damit ergeben sich Gesetzmäßigkeiten und Hierarchien: Die Eltern und Großeltern haben Vor-rang, das erste Kind hat Vorrang, der Liebes- oder Ehepartner hat Vorrang. Werden diese Gesetze nicht beachtet und beispielsweise die Geschwisterreihe »falsch« gezählt, weil etwa ein früh verstorbenes oder abgetriebenes Kind nicht mitgezählt wird und kommt ein Kind in die Position eines älteren Geschwisters, dann hat das meist unangenehme Auswirkungen auf dessen Leben. Auf dieser Ebene geht es also darum, die Ordnungen wieder herzustellen. In den Aufstellungen ist zu beobachten, welch heilende Wirkung allein diese Veränderungen haben.

Der Ausgleich von Geben und Nehmen geschieht durch Handlungen, durch Zuneigung und Sympathie und zum Beispiel auch durch Geschenke. Dies gilt insbesondere auf der Beziehungsebene zwischen Paaren und Freunden, aber auch im Berufsleben. Wird diese Gesetzmäßigkeit des Ausgleichs von Geben und Nehmen nicht beachtet, führt das zum Scheitern der Beziehung. Dabei geht es um den Ausgleich im Guten und im Bösen. Wer im Guten mehr gibt, fühlt sich überlegen, aber wird auch böse, weil er nicht genügend zurückbekommt. Wer vom Guten zu viel bekommen hat, fühlt sich unwohl, wenn er das Ungleichgewicht nicht mehr ausgleichen kann. Wer dem anderen etwas angetan hat, müsste etwas tun, was den anderen versöhnen kann. Eine andere Möglichkeit wäre, mit etwas ähnlich Bösem zu antworten, aber ein bisschen weniger, damit der Fortbestand der Beziehung eine Chance hat. Bert Hellinger hat einmal gesagt: Vom Guten immer ein bisschen mehr, vom Bösen immer ein bisschen weniger, dann kann die Liebe wachsen.

In der Beziehung zwischen Eltern und Kindern kann diese Art von Ausgleich nicht stattfinden. Hier gibt es nur den Dank für all die Geschenke, die Kinder von den Eltern bekommen haben. Der Dank zeigt sich beispielsweise darin, selbst Kinder zu bekommen und damit das weiterzugeben, was sie einst erhalten haben: das Leben. Er zeigt sich auch, indem Kinder sich im Alter um ihre Eltern kümmern. Dies sollte aber nur auf einer körperlichen, organisatorischen Ebene geschehen. Rutschen Kinder dabei auf der Seelenebene in die Rolle, Eltern der Eltern zu sein, macht sie das groß, steht aber dem Weg ins eigene Leben entgegen. Oft kommt es genau an dieser Stelle aus einer falsch verstandenen Form von Liebe und der Unfähigkeit, Achtung und Dank zu spüren und auszudrücken, zu großen Ungleichgewichten. Statt zu danken, geraten die Kinder in die Rolle von Gefühlsträgern, Schuldübernehmern, Stellvertretern von Fehlenden oder Schicksalswiederholern. Sie geraten in Rollen, mit denen sie restlos überfordert sind und wenig Chancen für Eigenes haben. So wäre es auf dieser Ebene von Bedeutung, die oft sehr subtilen Engagements für das Familiensystem zu erkennen und die Verantwortung bei denen zu belassen, zu denen sie gehört. Auch wenn es schwer fällt, zum Beispiel angesichts der körperlichen Gebrechlichkeit von alten Menschen, würde das bedeuten, eigene und fremde Gefühle zu trennen und die fremden zurückzulassen. Schuld wäre in der Verantwortung der Betroffenen zu belassen, die Fehlenden in einem inneren Bild zu integrieren, die Schicksale der Vorherigen zu würdigen und zu erkennen, dass die Wiederholung von Schicksal und Leid niemandem hilft.

Die Schritte aus diesen Verwicklungen heraus brauchen unbedingt das Wissen, dass der Weg hinein aus tiefer Liebe und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit geschehen ist. Gerade wenn auf der realen Ebene die Liebesenergien spärlich oder gar nicht geflossen sind, wirken die Verstrickungen besonders stark, vielleicht, um auf diese Weise doch noch zu dem zu kommen, was ein Leben lang nicht passiert ist. So bedarf es der Erkenntnis und Anerkennung, das es so und nicht anders sein musste, um trotzdem dankbar sein zu können – für das Geschenk des Lebens und es als ausreichend zu betrachten. Die Blickrichtung zu ändern, die Liebe zu sich und seinem eigenen Weg zu entdecken und zu entwickeln, setzt einen Prozess in Gang, den die Ahnen für die Nachkommen wünschen.

Systemische Wahrnehmung

Alle diese Erkenntnisse beruhen auf dem Wissen aus den Systemtheorien, aber auch aus den vielen Aufstellungen und den Phänomenen, die beobachtet wurden. Sie gründen auf einer speziellen Art von Wahrnehmung. Zunächst ist zu unterscheiden zwischen Beobachten und systemischem Wahrnehmen.

Beim Beobachten schaut man von außen auf etwas oder verfolgt einen bestimmten Ablauf. Das systemische Wahrnehmen ist auf das Gesamte einer Person oder Situation gerichtet. Es ist die Öffnung für das »Unerwartete im Erwarteten« (Bernhard Waldenfels).

Diese Wahrnehmung kann von unterschiedlichen Standorten aus geschehen:

Wenn man von außen im Alltag oder in Aufstellungen auf eine Person schaut und dabei den Blick auf das nicht Sichtbare weitet.

Wenn man sich in Aufstellungen als Stellvertreter in die Position eines anderen stellt oder stellen lässt, ein Ereignis (Krieg) oder einen Wert (Spiritualität) vertritt und dann zu dieser Position gehörende Körperreaktionen und Gefühle wahrnimmt.

Wenn man sich mit Hilfe von auf dem Boden ausgelegten Papierblättern in die Position eines anderen stellt und mit dessen Augen sieht.

Wenn man sich auf dem Horoskoprad auf die Bilder stellt und sich auf einer gefühlten, gespürten, intuitiven Ebene mit den Informationen der Bilder verbindet und sich inspirieren lässt.

Zur systemischen Wahrnehmung gehören folgende Kriterien: Der »geweitete Blick im Außen« bedeutet, dass der Blick zum anderen über die real wahrnehmbare Grenze hinaus in verschiedene Blickrichtungen gelenkt wird. Es wird mehr gesehen als real vorhanden ist. Wird der Blick auf das gerichtet, was hinter einer Person ist und sieht man die Eltern oder das Schicksal der Familie, erkennt man Kräfte, die stärken oder aber eine Last darstellen. Weitet man den Blick auf eine lange männliche Ahnenreihe bei Männern, bei den Frauen auf eine lange Reihe von Ahninnen, verändert sich die Kraft, die wirkt. Oft bewirkt dies Respekt und Achtung, Vorurteile und Bewertungen ziehen sich zurück. Marianne Franke beschreibt das so wunderbar in ihrem Buch: »Du gehörst zu uns«, wie es ihr als Lehrerin geholfen hat, hinter den Kindern deren Eltern zu sehen. Es wird deutlich, wie sehr diese Sichtweise die Liebe zu den Kindern ins Fließen gebracht oder erhalten hat. Erweitert man den Blick nach rechts und links, kann man die Partner dazu sehen, beim Blick nach vorne die Kinder. Eine weitere Veränderung geschieht durch den Blick auf die religiöse, kulturelle Herkunft und die Schichtzugehörigkeit. Wird der geweitete Blick nach oben gerichtet, dann wird deutlich, dass wir Erdenbürger verbunden sind mit einer größeren Kraft, die vorhanden ist, unabhängig davon, ob wir an sie glauben oder nicht. Es ist, als würden durch diese Bausteine wie bei einem Mosaik ein Gesamtbild entstehen, das deutlich macht, wie die Person in ihr System eingebettet ist.

In den Aufstellungen ist diese besondere Sichtweise wesentlich. Durch sie ist es möglich, die verborgen wirkenden Kräfte ans Licht zu bringen. Im Alltag verändert sie die Art des Umgangs miteinander. Er könnte dadurch respektvoller, verständnisvoller und friedlicher ablaufen. Missverständnisse lösen sich ohne große Diskussionen, weil ein anderes Verständnis füreinander da ist.

Eine andere Ebene der systemischen Wahrnehmung ist die Ebene des Fühlens und Empfindens im Innen. Sie ist sozusagen die innere Stimme, die Signale in Form von Gefühlen und Körperempfindungen in der Position von anderen gibt. Besonders deutlich wird dies, wenn ein neutrales Fühlen und Empfinden sich von einer Sekunde zur anderen in einer Aufstellung durch die Stellvertreterrolle verwandelt. In einer Position stehend kommt es oft zu bemerkenswerten Reaktionen: Es entstehen Bewegungen, Gefühlsausdrücke, Veränderungen im Körper, Körperempfindungen, spontane Wortausbrüche. Dies geschieht, obwohl die Stellvertreter vorher über das Familiensystem nur wenig informiert wurden. Der Platz, auf dem sie stehen, bringt sie in Kontakt mit einem Feld, das diese Reaktionen bewirkt.

Manchmal sind diese Empfindungen sehr subtil, manchmal stärker. Sie sind spürbar in Körperteilen oder im gesamten Körper als sich bewegende oder an einer Stelle erfahrbare Energie, die sich kurz oder langanhaltend zeigt. Man kann davon ausgehen, dass sie eine Botschaft haben und dass sie emotionalen Reaktionen zugrunde liegen. Während die Körperempfindungen (Druck im Magen, der Kopf neigt sich nach vorne) in ihrer Botschaft noch eine gewisse Unklarheit haben, wird die Reaktion verstehbarer, wenn sie sich in Form von Gefühlen (Trauer, Wut) zeigt. Spontane Wortausbrüche (»Nein, du bist nicht mein Vater«) sind am eindeutigsten.

Intuition und Inspiration

Die Kunst besteht darin, das Sehen und die gefühlten und empfundenen Reaktionen genau wahrzunehmen und sie in ein Gesamtbild zu bringen. An dieser Stelle bewirkt die Intuition, eine Situation oder Person in Sekunden in ihrer Eigenheit zu erfassen und Einsicht in Zusammenhänge zu gewinnen. Diese Wahrnehmungsform ist in jedem mehr oder weniger vorhanden und trainierbar. Sie ist störanfällig und muss differenziert gesehen werden gegenüber Projektionen und Vorurteilen und bei der Bewusstmachung über Sprache. Ähnlich ist es mit der Inspiration, bei der Einsichten über Eingebungen wie von außen, von oben geschehen. Beide Wahrnehmungen sind wertvoll im Erkennen von Gesamtzusammenhängen, aber sie bergen auch eine gewisse Gefahr von Ungenauigkeit. So helfen sie, die Reaktionen der Stellvertreter ihnen persönlich oder der vertretenen Person zuzuordnen und zu deuten. Das genaue Beobachten des Gezeigten und das Überprüfen mit der Realität helfen, eine vorzeitige Interpretation zu vermeiden.

Stellvertretende Wahrnehmung

Die beschriebenen Wahrnehmungen sind für die Aufstellungen Grundlage des weiteren Vorgehens. Damit ist eine wesentliche Frage aufgeworfen, die immer wieder im Zusammenhang mit Aufstellungen gestellt wird. Inwiefern kann man den Reaktionen, Empfindungen und Gefühlen der Stellvertreter an einem bestimmten Platz trauen? Vermischen sich dabei nicht das persönliche und das Feld der aufstellenden Person und überhaupt: Wie ist es möglich, Reaktionen eines anderen in sich selbst wahrnehmen zu können? Jakob Schneider widmet dieser Frage in seinem Buch »Das Familienstellen« einen längeren Abschnitt und kommt zu dem Schluss, dass es »die Teilhabe an Information über die gängige Kommunikation hinaus gibt, und auch generell seelische Prozesse durchaus einer physikalischen Grundlage entsprechen können.« Albrecht Mahr, ebenfalls ein Aufsteller der ersten Stunde, spricht von einem wissenden Feld, in dem wir uns durch die Aufstellung befinden und so wie in den Familien über die Generationen nicht nur verbale Informationen weitergegeben werden, muss es auch in der Aufstellung andere Kanäle der Informationsübermittlung geben.

Auf das Getrennthalten von Eigenem und Fremdem geht wiederum Jakob Schneider ein und kommt zu folgenden Schlüssen: Stellvertreter reagieren in unterschiedlichen Rollen völlig unterschiedlich mit ihrem Repertoire an Gefühlen und Reaktionsmöglichkeiten. Häufig werden Stellvertreter in Rollen gewählt, die aufgrund ihrer eigenen Seelenbilder in Resonanz mit dem Aufstellenden sind. Es ist die Aufgabe des Aufstellungsleiters genau zu beobachten um erkennen zu können, was wohin gehört.

Eine gewisse Sicherheit bringt, das Gezeigte an der Wirklichkeit zu überprüfen und auf die anderen Wahrnehmenden zu achten, um Übereinstimmungen oder Diskrepanzen festzustellen. Manchmal ist auch ein Kriterium, dass bei Aufstellungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und auch mit verschiedenen Aufstellern ähnliche Phänomene ans Licht kommen.

In den Aufstellungen kommen Seelenbilder ans Licht, das heißt es werden Prozesse, Ereignisse, Beziehungen, Verhaltensweisen, Eigenschaften von Personen sichtbar, die aus einem Gesamtzusammenhang stammen. Durch das Anliegen an die Aufstellung werden die Details sichtbar, die für das Anliegen von Bedeutung sind. Dabei sind die Phänomene manchmal nicht gleich eindeutig zuzuordnen. Auf keinen Fall sind sie Tatsachen, sondern manchmal nur eine Bewegung oder ein Aspekt aus dem System, das nicht einmal einer bestimmten Generation zuzuordnen wäre. Es geht darum, eine Offenheit zu haben, von vorzeitigen Interpretationen zurückzutreten, Vertrauen zu entwickeln, dass die aufgetauchten Bilder eine Bedeutung haben ohne sofort zu wissen, welche. Es erfordert Mut, sich damit gegen den Forscherdrang und Wissensdurst der intellektuell betonten Menschen zu stellen.

Diese Wahrnehmung bedarf also einer gewissen Schulung, einer Achtung und Vorsicht. Durch das Tun wächst man hinein, lernt immer besser zu differenzieren und spürt auch den Nutzen für den Alltag. Im Kontakt mit Menschen kann sie große Hilfe sein, um Begegnungen anders zu gestalten. Bei Horoskopaufstellungen ist diese Wahrnehmungsebene ebenfalls Grundlage der Arbeit, wobei die Informationen aus dem Horoskop eine zusätzliche Hilfe darstellen.

Was ist Astrologie?

Und nun begleite ich Sie in eine ganz andere Welt, in die Welt der Astrologie. Die Astrologie hat eine sehr lange Tradition, deshalb möchte ich zunächst einen Blick in die Vergangenheit richten und kurz auf die Entwicklung der Astrologie eingehen.

Astrologie – eine jahrtausendealte Wissenschaft

Die Astrologie ist eine jahrtausendealte Wissenschaft, deren Ursprünge in Mesopotamien und Babylonien, dem heutigen Iran und Irak, liegen. Astrologie und Astronomie waren im Altertum eins und die Beobachtungen der Sterne wurden damals noch nicht in schriftlicher Form festgehalten. »Sternengucker« beobachteten in der Nacht den Lauf der Gestirne und brachten dies in Zusammenhang mit dem, was tagsüber geschah. Zunächst wurden daraus die Prognosen für das Gemeinwesen, die Natur und die Landwirtschaft gestellt. Erst später wurde auch der Mensch in die Sternendeutung mit einbezogen und man glaubte, das Schicksal des Individuums sei mit Hilfe des Horoskops ablesbar beziehungsweise von den Sternen vorherbestimmt. Die Vorgehensweise war so, dass Analogien gebildet, Zuordnungen getroffen und Entsprechungen zu Planeten gefunden wurden. In gewisser Weise hatten die Astrologen den Rang von Gelehrten und Priestern, die bei Geburten, Hochzeiten, Kriegen oder anderen wichtigen Ereignissen zu Rate gezogen wurden.

Grundlage der Deutung war zu einem bestimmten Zeitpunkt die Sternenposition am Himmel. Die Astrologen beobachteten ein Sternenband mit Fixsternen, den sogenannten Zodiak und diesen Fixsternen gaben sie Namen wie Widder, Stier, Zwilling und so weiter. Zusätzlich beobachteten sie Wandelsterne, wie Sonne, Mond und die Planeten, die sich durch den Zodiak bewegen. Und sie beobachteten dabei unterschiedliche Laufzeiten im Zodiak und um das Zentralgestirn Sonne. Diese Vorgänge am Himmel wurden dann in Bezug gebracht, in ein wie oben – so unten.

Von Babylonien breitete sich die Astrologie nach Persien, Indien, China, Ägypten, Griechenland und Rom aus. Inzwischen bezog sich die Astrologie auf alle Lebensbereiche und stellte auch Bezüge zu Pflanzen, Mineralien, Zahlen, Farben her. Erste Aufzeichnungen wurden mit viel Mühe und Aufwand gemacht.