Vorbemerkung des Herausgebers

›Sturmhöhe‹ gehört zu den großen epischen Familienerzählungen und ist in eine Reihe mit ›Vom Winde verweht‹ oder ›Doktor Schiwago‹ zu stellen. Die Geschichte ist so bewegend, weil sie – wie jeder dieser großen Romane – archaische menschliche Gefühle zur Triebfeder macht: Liebe, Hass, Schmerz, Sehnsucht, Ehrgeiz, Stolz.

In ›Doktor Schiwago‹ ist es die Liebe, in ›Vom Winde verweht‹, sind es Sehnsucht und Stolz, doch in ›Sturmhöhe‹ ist es das zerstörerischste aller Gefühle: Der Hass.

Heathcliff heisst der (Anti-) Held, in dem sich dies kristallisiert, und der miterleben lässt, wie der Hass wächst. Als Kind zunächst adoptiert und freundlich aufgenommen, später gedemütigt, geschlagen, entehrt und verstoßen, entwickelt er einen unbändigen Hass gegen ›seine‹ Familie, die Earnshaws. Die einzige, zu der er eine Herzensbindung hat, ist seine Stiefschwester Catherine. Doch am Ende wird auch sie durch seinen Hass zerstört. Doch Qual und Pein reichen noch weiter ...

Shakespeare’sche Züge, sagten Kritiker, habe der Roman, andere fühlen sich an eine griechische Tragödie erinnert. In jedem Fall ist es ein ganz großer Wurf, der der jungen Emily Brontë (1818–1848), der literarisch bedeutsamsten der drei hochbegabten Brontë-Schwestern, hier gelang.

Und doch stieß der Roman bei zeitgenössischen Kritikern auf Skepsis. Irritierend sei er, verstörend, und setze den Leser ungewohnten Wechselbädern aus. Das liegt daran, dass Brontë nicht die damals übliche Erzählperspektive des auktorialen (›allwissenden‹) Erzählers wählte, sondern eine wesentlich modernere Form. Verschiedene Erzähler lässt sie berichten, auch Hörensagen nimmt sie hinzu – sodass das Geschehen zum Teil mehrfach gebrochen beim Leser ankommt. Die Erzählstimmen stehen dem Anti-Helden Heathcliff mehr oder weniger nahe, mögen ihn mehr oder weniger, wissen mehr oder weniger über ihn.

Eine für die damalige Zeit revolutionäre Schreibtechnik, die dann erst hundert Jahre später von anderen Autoren kultiviert wurde. Brontë entlässt den Leser nicht auf einen einfachen Zuschauerplatz wie im Kino, sondern verstrickt ihn emotional, nimmt ihn mit, zwingt ihn, sich ein eigenes Bild, eine eigene Meinung von den oft dramatischen und grausamen Vorgängen zu machen. So wird der Leser am Ende zu Heathcliffs Richter. Und das Urteil kann so oder so ausfallen.

© Redaktion eClassica, 2017

 

Über die Autorin: Emily Brontë (1818–1848), die heute bekannteste der drei Brontë-Schwestern, veröffentlichte 1847 ihren einzigen Roman ›Wuthering Heights‹, der heute als Klassiker der englischen Literatur gilt. Der Roman erschien unter dem Pseudonym ›Ellis Bell‹ und wurde in einem Band mit dem Roman ›Agnes Grey‹ ihrer Schwester Anne veröffentlicht. Emily beharrte zeitlebens auf Diskretion über ihre Identität und legte das Pseudonym nie ab. Sie starb bereits im Alter von 30 Jahren – vermutlich an einer Lungenentzündung.

 


Neuntes Kapitel

SCHRECKLICHE FLÜCHE vor sich hin brüllend, stürzte er herein und erwischte mich dabei, wie ich seinen Sohn im Küchenschrank verstaute. Hareton war von einer heillosen Angst erfüllt, sowohl vor Hindleys tierisch wilder Zärtlichkeit wie auch vor seiner irrsinnigen Wut; bei der einen lief er Gefahr, zerquetscht oder totgeküsst, bei der anderen, ins Feuer geworfen oder an die Wand geschleudert zu werden. Darum verhielt sich das arme Wesen mucksmäuschenstill, wo auch immer ich es verbarg.

»So, da habe ich’s endlich entdeckt!« schrie Hindley und zog mich an meiner Nackenhaut zurück wie einen Hund. »Himmel und Hölle, habt ihr euch verschworen, dieses Kind zu ermorden? Jetzt weiss ich, woher es kommt, dass ich es nie zu sehen kriege. Aber mit des Satans Hilfe werde ich dich zwingen, das Aufschnittmesser zu verschlingen, Nelly! Du brauchst nicht zu lachen, denn ich habe eben Kenneth mit dem Kopf voran ins Beachhorse-Moor gesteckt; auf einen mehr kommt es nicht an, jetzt muss einer von euch daran glauben, damit ich Ruhe bekomme.«

»Aber ich mag das Aufschnittmesser nicht, Mr. Hindley«, antwortete ich, »damit sind grüne Heringe geschnitten worden. Ich möchte lieber erschossen werden, wenn es Ihnen recht ist.« »Du sollst lieber verdammt sein«, sagte er, »und du wirst es sein! Kein Gesetz in England kann einen Mann daran hindern, sein Haus anständig zu erhalten, und meins ist abscheulich! Öffne deinen Mund!«

Er hielt das Messer in der Hand und schob die Spitze zwischen meine Zähne; aber ich hatte nie sonderliche Angst vor seiner Unberechenbarkeit. Ich spuckte aus und versicherte, dass es scheusslich schmecke und dass ich es auf keinen Fall schlucken werde.

»Oh«, sagte er und ließ mich los, »jetzt merke ich, dass dieser hässliche kleine Kerl gar nicht Hareton ist. Entschuldige, Nell! Wenn er es wäre, verdiente er, lebendig geschunden zu werden, weil er nicht gelaufen kommt, um mich zu begrüssen, und weil er kreischt, als wäre ich ein Kobold. Her mit dir, du entarteter Junge! Ich werde dich lehren, einem gutherzigen Vater zu trotzen. Übrigens, glaubst du nicht, der Bengel sähe mit gestutzten Ohren besser aus? Das macht die Hunde wilder, und ich liebe das Wilde – gib mir eine Schere! –, etwas Wildes und Schmuckes. Ausserdem ist es eine höllische Eitelkeit, eine teuflische Ziererei ist es, unsere Ohren wachsen zu lassen – wir sind auch ohne sie Esel. Scht, Kind, scht! Nun, nun, das ist mein Liebling! Scht, trockne deine Tränen! Das ist eine Freude! Küss mich! Was? Er will nicht? Küss mich, Hareton! Verdammt, küss mich! Herrgott, und so ein Scheusal soll ich aufziehen? So wahr ich lebe, ich werde dem Balg das Genick brechen!«

Der arme Hareton schrie und strampelte mit aller Macht in den Armen seines Vaters und verdoppelte sein Geschrei, als er ihn hinauftrug und ihn übers Treppengeländer hielt. Ich schrie ihn an, das Kind werde vor Angst Krämpfe kriegen, und lief, um es zu befreien. Als ich oben anlangte, beugte sich Hindley über das Geländer und horchte auf ein Geräusch von unten; dabei vergaß er beinahe, was er in den Händen hatte. »Wer ist da?« fragte er, als er Schritte hörte, die sich der Treppe näherten. Ich beugte mich auch vor, um Heathcliff, dessen Schritt ich erkannte, ein Zeichen zu geben, nicht weiterzugehen, und in dem Augenblick, als ich meine Augen von Hareton abwandte, bäumte der sich plötzlich auf, befreite sich aus dem nachlässigen Griff, der ihn hielt, und stürzte hinunter.

Es blieb kaum Zeit, einen Schauer des Entsetzens zu empfinden, als wir auch schon sahen, dass das kleine Unglückswurm unversehrt war. Heathcliff war gerade im kritischen Augenblick unten angelangt. Einem natürlichen Impuls folgend fing er ihn im Fallen auf, und während er ihn auf die Füsse stellte, blickte er hinauf, um den Urheber des Unfalls zu entdecken. Ein Geizhals, der sich von einem Glückslos zu fünf Schilling getrennt hat und am nächsten Tag erfährt, dass er bei dem Handel fünftausend Pfund verloren hat, kann kein verblüffteres Gesicht machen als Heathcliff, als er Mr. Earnshaw oben erblickte. Es drückte, besser als Worte es können, den heftigsten Seelenschmerz darüber aus, dass er selbst das Werkzeug gewesen war, das seine Rache vereitelt hatte. Wenn es dunkel gewesen wäre, ich glaube wirklich, er hätte versucht, das Geschehene rückgängig zu machen, und hätte Haretons Schädel auf den Stufen zerschmettert; aber wir waren Zeugen seiner Rettung, und ich war auf der Stelle unten und drückte meine kostbare Bürde ans Herz. Hindley kam langsamer nach, ernüchtert und beschämt.

»Es ist deine Schuld, Ellen«, sagte er, »du hättest ihn vor mir verbergen müssen; du hättest ihn mir wegnehmen müssen! Ist er irgendwo verletzt?«

»Verletzt?« schrie ich ärgerlich. »Wenn er nicht tot ist, so wird er ein Idiot werden! Oh, ich wundere mich, dass seine Mutter nicht aus dem Grabe steigt, um zu sehen, wie Sie ihm mitspielen. Sie sind schlimmer als ein Heide! Ihr eigenes Fleisch und Blut so zu behandeln!«

Er versuchte das Kind anzufassen, das auf meinem Arm seinem Schrecken schluchzend Luft machte. Kaum jedoch berührte es sein Vater mit einem Finger, kreischte es wieder, lauter als zuvor, und sträubte sich, als wenn es Krämpfe kriegen wollte.

»Lassen Sie ihn in Ruhe!« fuhr ich fort. »Er hasst Sie! Alle hassen Sie, das ist die reine Wahrheit! Eine glückliche Familie haben Sie, und in eine schöne Lage haben Sie sich gebracht!«

»Das wird noch besser kommen, Nelly!« lachte der heruntergekommene Mann, schon wieder ganz in seiner heftigen Art. »Jetzt geh mir aus den Augen mit ihm. Und höre du, Heathcliff, bleib aus meiner Reich- und Hörweite! Ich möchte dir heute nacht nichts antun, es sei denn, dass ich das Haus in Brand stecke; aber das hängt von meiner Laune ab.«

Mit diesen Worten nahm er eine Halbliterflasche mit Branntwein von der Anrichte und goss etwas davon in ein Glas.

»Nein, nicht!« flehte ich. »Mr. Hindley, lassen Sie sich warnen. Erbarmen Sie sich dieses unglücklichen Kindes, wenn Ihnen nichts an Ihnen selbst liegt!«

»Jeder andere wird ihm mehr nützen als ich«, antwortete er.

»Haben Sie Erbarmen mit ihrer eigenen Seele!« sagte ich und bemühte mich, ihm das Glas aus der Hand zu winden. »Ich nicht! Im Gegenteil, ich wüsste nichts Besseres, als sie in die Verdammnis zu schicken, um ihren Schöpfer zu strafen!« rief der Gotteslästerer. »Es lebe die Verdammnis!«

Er trank den Branntwein, forderte uns ungeduldig auf, zu gehen, und beschloss seine Rede mit den schrecklichsten Verwünschungen, zu schlimm, als dass man sie wiederholen könnte oder sich ihrer erinnern möchte.

»Es ist ein Jammer, dass er sich nicht zu Tode trinken kann!« bemerkte Heathcliff mit einem Echo von Flüchen, als die Tür sich hinter uns geschlossen hatte. »Er tut, was er kann, aber seine Bärennatur ist stärker. Mr. Kenneth sagt, er will seine Stute darauf verwetten, dass er alle Männer auf dieser Seite von Gimmerton überlebt und als grauköpfiger Sünder ins Grab sinkt, es sei denn, dass ihm durch einen glücklichen Zufall ausser der Reihe etwas zustiesse.«

Ich ging in die Küche und setzte mich hin, um mein Lämmchen in Schlaf zu lullen. Heathcliff ging weiter nach der Scheune. Später stellte es sich heraus, dass er nur bis ans andere Ende des Raumes gegangen war, sich dort, weitab vom Feuer, auf eine Bank an der Wand geworfen hatte und unbeweglich sitzen blieb.

Ich wiegte Hareton auf den Knien und summte ein Lied, das folgendermaßen begann:

Die Kinder schrien, es war spät in der Nacht;
im Grab hört’s die Mutter und ist erwacht…

als Miss Cathy, die den Lärm von ihrem Zimmer aus gehört hatte, den Kopf hereinsteckte und flüsterte: »Bist du allein, Nelly?«

»Ja, Miss!« antwortete ich.

Sie trat ein und näherte sich dem Herd. Ich blickte auf, denn ich dachte, sie wolle mir etwas sagen. Ihr Gesicht war verstört und unruhig. Ihre Lippen waren halb geöffnet, als ob sie sprechen wollte, und sie holte Luft; doch kam nur ein Seufzer, kein Satz. Ich nahm meinen Gesang wieder auf, denn ich hatte ihr Betragen von vorhin noch nicht vergessen.

»Wo ist Heathcliff?« sagte sie, mich unterbrechend.

»Bei seiner Arbeit im Stall«, war meine Antwort.

Er widersprach mir nicht; vielleicht war er eingeschlummert. Wieder folgte eine lange Pause, während der ich wahrnahm, dass ein oder zwei Tropfen von Catherines Wange auf die Fliesen hinabrollten. ›Tut ihr schändliches Betragen ihr leid?‹ fragte ich mich. ›Das wäre etwas Neues. Aber sie soll nur selber davon anfangen, ich werde ihr nicht helfen!‹ Nein, sie machte sich wenig Sorgen um andere Dinge, nur um das, was sie selbst anging.

»O Liebe!« rief sie endlich. »Ich bin sehr unglücklich!«

»Schade«, bemerkte ich. »Sie sind schwer zufriedenzustellen; da haben Sie nun so viele Freunde und so wenig Sorgen, und doch ist Ihnen das nicht genug.«

»Nelly, willst du ein Geheimnis für mich bewahren?« fuhr sie fort, kniete neben mir nieder und schlug ihre lieblichen Augen zu mir auf, mit einem Blick, der imstande war, den ärgsten Groll zu verscheuchen, selbst wenn man noch soviel Anlass dazu gehabt hätte.

»Ist es wert, bewahrt zu werden?« fragte ich, weniger abweisend.

»Ja, und es quält mich, und ich muss es dir verraten. Ich möchte wissen, was ich tun soll. Heute hat Edgar Linton um mich angehalten, und ich habe ihm eine Antwort gegeben; ehe ich dir verrate, ob es eine Zustimmung oder eine Ablehnung war, sage du mir, was es hätte sein sollen.«

»Aber, Miss Catherine, was soll ich dazu sagen?« erwiderte ich. »Wenn ich bedenke, wie Sie sich heute nachmittag in seiner Gegenwart aufgeführt haben, möchte ich sagen, es sei klüger, ihn abzuweisen; da er Sie hinterher gefragt hat, muss er entweder hoffnungslos dumm oder ein waghalsiger Narr sein.«

»Wenn du so sprichst, werde ich dir nichts weiter erzählen«, erwiderte sie verdriesslich und erhob sich. »Ich habe seinen Antrag angenommen, Nelly. Nun sage mir schnell, ob es falsch war!«

»Sie haben ihn angenommen? Wozu dann also noch darüber reden? Sie haben Ihr Wort verpfändet und können es nicht rückgängig machen.«

»Aber sage mir, ob ich so recht gehandelt habe – sag es!« rief sie in ärgerlichem Ton aus, rieb ihre Hände aneinander und runzelte die Stirn.

»Da ist vielerlei in Betracht zu ziehen, ehe man diese Frage richtig beantworten kann«, sagte ich bedeutungsvoll. »Zuerst und vor allem, lieben Sie Mr. Edgar?«

»Wer hätte ihn nicht gern? Natürlich liebe ich ihn!« antwortete sie.

Dann unterwarf ich sie dem folgenden Verhör, und für ein Mädchen von zweiundzwanzig Jahren war ich dabei vielleicht ganz verständig.

»Warum lieben Sie ihn, Miss Cathy?«

»Unsinn, ich tue es; das genügt.«

»Ganz und gar nicht, Sie müssen doch sagen können, warum.«

»Nun, weil er schön ist und weil man gern mit ihm zusammen ist.«

»Schlechte Antwort!« bemerkte ich.

»Und weil er jung und heiter ist.«

»Immer noch schlecht!«

»Und weil er mich liebt.«

»Belanglos in diesem Zusammenhang.«

»Und er wird reich sein, und mir wird es Spaß machen, die vornehmste Frau der Umgebung zu sein, und ich werde stolz darauf sein, einen solchen Mann zu haben.«

»Ganz schlecht! Und nun sagen Sie, wie Sie ihn lieben.«

»Wie jeder liebt – du bist töricht, Nelly!«

»Ganz und gar nicht. – Antworten Sie!«

»Ich liebe den Boden unter seinen Füssen und die Luft über seinem Haupt und alles, was er anfasst, und jedes Wort, das er sagt. Ich liebe alles, was er ansieht, und alles, was er tut, und ihn selber ganz und gar, wie er ist. Da hast du’s!«

»Und warum?«

»Also nein, du machst dich lustig darüber, das ist ganz furchtbar boshaft! Für mich ist es gar kein Spaß!« sagte die junge Dame grollend und kehrte ihr Gesicht dem Feuer zu.

»Ich denke nicht daran, mich lustig zu machen, Miss Catherine«, entgegnete ich. »Sie lieben Mr. Edgar, weil er schön und jung und heiter und reich ist und weil er Sie liebt. Das letzte jedoch gilt nicht; denn Sie liebten ihn wahrscheinlich auch so und würden es nicht tun, wenn er die ersten vier anziehenden Eigenschaften nicht besäße.«

»Nein, sicherlich nicht; ich würde ihn bemitleiden, vielleicht ihn hassen, wenn er hässlich und ein Tölpel wäre.«

»Aber es gibt noch manche andere schöne, reiche, junge Männer auf der Welt, möglicherweise schönere und reichere als ihn. Was hindert Sie daran, diese zu lieben?«

»Wenn es solche gibt, so sind sie mir nicht über den Weg gekommen. Ich habe keinen besseren gesehen als Edgar.«

»Sie werden vielleicht einmal einen sehen; und Mr. Edgar wird nicht immer schön und jung sein und braucht nicht immer reich zu bleiben.«

»Jetzt ist er’s, und ich habe nur mit der Gegenwart zu tun. Du solltest wirklich vernünftiger reden.«

»Nun, das entscheidet. Wenn Sie nur mit der Gegenwart zu tun haben, dann heiraten Sie Mr. Linton!«

»Ich brauche deine Erlaubnis nicht dazu, ich werde ihn heiraten; und doch hast du mir nicht gesagt, ob ich recht daran tue.«

»Vollkommen recht – wenn Menschen recht daran tun, nur für die Gegenwart zu heiraten. Und nun lassen Sie hören, worüber Sie unglücklich sind. Ihr Bruder wird sich freuen; die alten Herrschaften werden wohl nichts dagegen haben; Sie werden ein unordentliches, ungemütliches Heim mit einem wohlhabenden, hochgeachteten vertauschen; und Sie lieben Edgar, und Edgar liebt Sie. Alles scheint glatt und leicht – wo sitzt der Haken?«

»Hier! und hier!« erwiderte Catherine und schlug sich mit einer Hand auf die Stirn, mit der anderen auf die Brust, »wo immer die Seele sitzen mag. In meiner Seele und in meinem Herzen bin ich überzeugt, dass ich falsch handle.«

»Das ist sehr seltsam; das kann ich nicht verstehen.«

»Es ist mein Geheimnis. Wenn du mich nicht auslachen willst, werde ich es dir erklären. Deutlich kann ich es nicht; aber ich will dir beschreiben, was ich fühle.«

Sie setzte sich wieder neben mich, ihr Gesichtsausdruck wurde trauriger und ernster, und ihre verschlungenen Hände zitterten.

»Nelly, hast du jemals seltsame Träume?« sagte sie plötzlich nach einigen Minuten der Überlegung.

»Ja, dann und wann«, antwortete ich.

»Ich auch. Ich habe in meinem Leben Träume gehabt, die sich mir für immer eingeprägt und mein Inneres verwandelt haben; sie sind ganz und gar in mich eingegangen, wie Wein ins Wasser, und haben mich in meinem ganzen Denken verändert. Und dieser ist einer. Ich werde ihn erzählen; aber hüte dich, an irgendeiner Stelle darüber zu lächeln.«

»Oh, tun Sie es nicht, Miss Catherine!« rief ich. »Wir sind traurig genug, auch ohne Geister und Gesichte heraufzubeschwören, die uns verwirren. Kommen Sie, seien Sie lustig, seien Sie Sie selbst! Sehen Sie den kleinen Hareton an! Er träumt nichts Düsteres. Wie süss er im Schlafe lächelt!«

»Ja, und wie süss sein Vater in seiner Einsamkeit flucht! Ich glaube wohl, du erinnerst dich seiner, als er geradeso ein pausbäckiges Ding war, auch so jung und unschuldig. Trotzdem, Nelly, musst du mich heute anhören; es dauert nicht lange, und ich habe heute nicht die Kraft, lustig zu sein.«

»Ich will nichts hören, ich will nichts hören!« wiederholte ich hastig.

Ich war damals abergläubisch, was Träume anbelangt, und bin es noch, und über Catherines Erscheinung lag eine so ungewöhnliche Schwermut, dass ich mich vor etwas fürchtete, woraus ich eine Prophezeiung hätte formen und eine furchtbare Katastrophe voraussehen können. Sie war unruhig, aber sie sprach nicht weiter. Nach einer Weile fing sie von etwas anderem an: »Wenn ich im Himmel wäre, Nelly, würde ich sehr, sehr unglücklich sein.«

»Weil Sie nicht wert sind, dort zu sein«, antwortete ich. »Alle Sünder sind im Himmel unglücklich.«

»Das ist es nicht. Ich habe einmal geträumt, ich wäre dort.«

»Ich sage Ihnen, ich will von Ihren Träumen nichts hören, Miss Catherine! Ich gehe zu Bett«, unterbrach ich sie wieder.

Sie lachte und drückte mich nieder; denn ich machte eine Bewegung, als wenn ich mich erheben wollte.

»Hab doch keine Angst!« rief sie. »Ich wollte nur sagen, dass der Himmel nicht meine Heimat zu sein schien; ich habe mir fast das Herz aus dem Leibe geweint, dass ich wieder zurück auf die Erde käme, und die Engel waren so böse, dass sie mich zuletzt hinauswarfen, mitten in die Heide, an der höchsten Stelle von Wuthering Heights. Und dort erwachte ich, vor Freude schluchzend. Dieser Traum genügt, ebenso wie der andere, mein Geheimnis zu erklären. Es kommt mir ebensowenig zu, Edgar Linton zu heiraten, wie im Himmel zu sein, und wenn der Bösewicht da drinnen Heathcliff nicht so tief hätte sinken lassen, dann hätte ich niemals an dergleichen gedacht. Jetzt wäre es unter meiner Würde, Heathcliff zu heiraten, darum darf er nie wissen, wie sehr ich ihn liebe und das nicht etwa, weil er schön ist, Nelly, sondern weil mein Wesen in ihm noch klarer ausgeprägt ist als in mir selber. Woraus auch unsere Seelen gemacht sein mögen, seine und meine gleichen sich; Linton aber unterscheidet sich von ihnen wie ein Mondstrahl vom Blitz, wie das Eis vom Feuer.«

Bevor sie zu Ende geredet hatte, wurde ich mir der Anwesenheit Heathcliffs bewusst. Da ich eine schwache Bewegung wahrgenommen hatte, wandte ich den Kopf und sah, wie er sich von der Bank erhob und sich geräuschlos hinausstahl.

Er hatte zugehört, bis er Catherine sagen hörte, es wäre unter ihrer Würde, ihn zu heiraten, dann wollte er nichts weiter hören. Meine Gefährtin, die auf dem Fußboden saß, konnte durch die Rückenlehne des Sessels weder seine Anwesenheit noch seinen Aufbruch bemerken; aber ich erschrak und gebot ihr, still zu sein.

»Warum?« fragte sie und sah sich ängstlich um.

»Joseph ist hier«, antwortete ich, denn ich hörte gleichzeitig das Rollen seiner Karrenräder auf der Straße, »und Heathcliff wird mit ihm hereinkommen. Ich bin nicht sicher, ob er nicht in diesem Augenblick an der Tür war.«

»Oh, von der Tür aus konnte er mich nicht hören!« sagte sie. »Gib mir Hareton, während du das Nachtessen richtest, und wenn du fertig bist, lade mich ein, mit euch zu essen. Ich möchte mein Gewissen beruhigen und mich davon überzeugen, dass Heathcliff keine Ahnung von diesen Dingen hat. Nicht wahr, er weiss doch nichts? Er weiss doch nicht, was es heisst, verliebt zu sein?«

»Ich sehe nicht ein, warum er es nicht geradesogut wissen sollte wie Sie«, entgegnete ich, »und wenn seine Liebe auf Sie gefallen wäre, so wäre er das unglücklichste Geschöpf, das je geboren wurde! Sobald Sie Mrs. Linton werden, verliert er Freundschaft, Liebe und alles! Haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie die Trennung ertragen werden und wie er es ertragen wird, ganz verlassen zu sein in der Welt? Denn, Miss Catherine…«

»Er ganz verlassen? Wir getrennt?« rief sie in verächtlichem Tonfall. »Bitte, wer soll uns trennen? Nicht, solange ich lebe, Ellen, um keines menschlichen Wesens willen. Alle Lintons der Welt könnten in nichts zergehen, ehe ich einwilligte, Heathcliff im Stich zu lassen. Oh, das ist nicht meine Absicht – ich denke gar nicht an so etwas! Ich würde um einen solchen Preis niemals Mrs. Linton werden. Er wird genau dasselbe für mich bleiben, was er sein Leben lang war. Edgar muss seine Abneigung überwinden und ihn zum mindesten dulden. Und er wird es tun, wenn er meine wahren Gefühle für ihn kennenlernt. Nelly, ich merke schon, du hältst mich für ein selbstsüchtiges Geschöpf; aber ist es dir nie eingefallen, dass Heathcliff und ich Bettler wären, wenn wir heiraten würden? Dagegen kann ich, wenn ich Linton heirate, Heathcliff helfen hochzukommen und kann ihn aus der Gewalt meines Bruders befreien.«

»Mit dem Gelde Ihres Mannes, Miss Catherine?« fragte ich. »Sie werden ihn nicht so nachgiebig finden, wie Sie glauben, und obwohl mir kaum ein Urteil darüber zusteht, meine ich, dass unter allen Gründen, die Sie bisher für eine Ehe mit dem jungen Linton angeführt haben, dies der schlimmste ist.«

»Nein«, widersprach sie, »es ist der beste! Bei den anderen Beweggründen handelte es sich um die Befriedigung meiner Launen und auch darum, Edgar zufriedenzustellen. Bei diesem handelt es sich um jemand, der in seiner Person meine Gefühle für Edgar und mich selbst vereinigt. Ich kann es nicht ausdrücken; aber sicher hast du und haben wir alle die Vorstellung, dass es ein Dasein im Jenseits gibt oder geben müsste. Welchen Wert hätte meine Erschaffung, wenn ich völlig an die Erde gebunden wäre? Meine schlimmsten Nöte in dieser Welt sind Heathcliffs Nöte gewesen, und ich habe jede von ihnen von Anfang an gesehen und mitgefühlt. Meine ganze Vorstellung vom Leben ist er. Wenn alle anderen zugrunde gingen und er übrigbliebe, würde ich fortfahren zu sein; und wenn alle anderen blieben und er würde vernichtet, so würde sich das Weltall in etwas vollkommen Fremdes verwandeln, und ich würde nicht mehr dazugehören. Meine Liebe zu Linton ist wie das Laub im Walde: die Zeit wird sie ändern, ich bin mir dessen bewusst, wie der Winter die Bäume verändert. Meine Liebe zu Heathcliff gleicht den ewigen Felsen dort unten; sie ist eine Quelle kaum wahrnehmbarer Freuden, aber sie ist notwendig. Nelly, ich bin Heathcliff! Ich habe ihn immer, immer im Sinn, nicht zum Vergnügen, genausowenig, wie ich mir selbst stets ein Vergnügen bin, sondern als mein eigenes Sein. Darum sprich nicht wieder von unserer Trennung; sie ist unausführbar und…«

Sie hielt inne und verbarg ihr Gesicht in den Falten meines Kleides, aber ich stiess sie gewaltsam weg. Ich war empört über ihre Torheit.

»Wenn in Ihrem Unsinn überhaupt irgendein Sinn enthalten ist«, sagte ich, »so überzeugt mich das nur davon, dass Sie die Pflichten, die Sie bei einer Heirat übernehmen, nicht kennen oder dass Sie ein schlechtes, gewissenloses Mädchen sind. Aber verschonen Sie mich mit weiteren Geheimnissen; ich könnte nicht versprechen, darüber zu schweigen.«

»Aber dieses Mal wirst du schweigen?« fragte sie eifrig.

»Nein, ich werde das nicht versprechen«, wiederholte ich. Sie wollte weiter in mich dringen, aber der Eintritt Josephs beendete unsere Unterhaltung; Catherine setzte sich in eine Ecke und nahm mir Hareton ab, während ich das Nachtessen bereitete. Als es gekocht war, begannen mein Küchengefährte und ich uns darüber zu zanken, wer Mr. Hindley etwas davon bringen sollte, und wir wurden uns nicht einig, bis alles fast kalt geworden war. Schließlich einigten wir uns: er mochte darum bitten, falls er essen wollte; denn wir gingen ganz besonders ungern zu ihm hinein, wenn er eine Zeitlang allein gewesen war.

»Un is ’n der Taugenichts noch nich vom Feld reingekommen? Wo is’r denn, der faule Kerl?« fragte der alte Mann und sah sich nach Heathcliff um.

»Ich werde ihn rufen«, entgegnete ich, »sicher ist er in der Scheune.«

Ich ging und rief, erhielt aber keine Antwort. Als ich zurückkehrte, flüsterte ich Catherine zu, ich glaubte, er hätte einen Teil von dem, was sie gesagt hatte, gehört, und erzählte ihr, dass ich ihn hatte die Küche verlassen sehen, gerade als sie sich über das Betragen ihres Bruders ihm gegenüber beklagte. Sie sprang in großem Schreck auf, legte Hareton hastig auf die Bank und lief, um ihren Freund selber zu suchen, ohne darüber nachzudenken, warum sie so erregt war und wie ihre Worte auf ihn gewirkt haben konnten. Sie war so lange draussen, dass Joseph vorschlug, wir sollten nicht länger warten. Sein Misstrauen ließ ihn vermuten, dass sie so lange wegblieben, um nicht sein Tischgebet anhören zu müssen. Sie wären jeder Schlechtigkeit fähig, behauptete er. Ihretwegen fügte er seinem üblichen viertelstündigen Tischgebet an diesem Abend eine besondere Fürbitte an und hätte noch eine zweite ans Ende der Mahlzeit gesetzt, wenn nicht seine junge Herrin hereingestürzt wäre und ihm hastig befohlen hätte, er solle die Straße hinablaufen und Heathcliff, wo er sich auch herumtriebe, suchen und zur sofortigen Rückkehr veranlassen.

»Ich will und muss mit ihm sprechen, bevor ich hinaufgehe!« sagte sie. »Und die Pforte ist offen, er ist weit draussen, denn er antwortete nicht, obwohl ich von oben bei der Hürde nach ihm rief, so laut ich konnte.«

Zuerst machte Joseph Einwendungen; sie sprach jedoch zu ernst, als dass er weiteren Widerspruch wagte; schließlich nahm er seinen Hut und ging brummend davon.

Unterdessen ging Catherine auf und ab und rief: »Ich möchte wissen, wo er ist! – Wenn ich nur wüsste, wo er sein kann! Was habe ich gesagt, Nelly? Ich habe es vergessen. Hat er sich heute nachmittag über meine schlechte Laune geärgert? Liebe, sage mir, was ich gesagt habe, was ihn betrübt hat. Ich wollte, er käme. Ach, wenn er doch käme!«

»Was für ein Lärm um nichts!« rief ich, obwohl mir selbst unbehaglich zumute war. »Warum erschrecken Sie über eine solche Kleinigkeit! Es ist doch wirklich kein Grund zur Beunruhigung, wenn Heathcliff einen Mondscheinspaziergang ins Moor macht oder wenn er, weil er nicht mit uns reden will, sich auf dem Heuboden schlafen legt. Ich wette, er treibt sich dort umher. Sie werden sehen, ich stöbere ihn auf.«

Ich ging nun selbst auf die Suche nach ihm. Das Ergebnis war enttäuschend, und Joseph ging es nicht besser.

»’s wird immer schlimmer mit dem Burschen!« bemerkte er, als er wieder hereinkam. »Sperrangelweit hat’r de Pforte aufgelassen, un das Pony hat zwei Kornpuppen umgetrampelt un is drüber weggesetzt un rein in de Wiese! Na, wie’s is, wird der Herr morgen wie’n Teufel zwischenfahrn, und das is gut. Er is die Geduld in Person mit so’ nem liederlichen, unnützen Geschöpf – die Geduld in Person is’r! Aber er wird’s nich immer sein – ihr werd’s sehn, ihr alle! Ihr müsst’n nich um nix un wieder nix verrückt machen!«

»Hast du Heathcliff gefunden, du Dummkopf?« unterbrach ihn Catherine. »Hast du nach ihm gesucht, wie ich befohlen hatte?«

»Ich sollt lieber nach’m Pferd suchen«, erwiderte er. »Das wär vernünftiger. Aber ich kann weder nach’m Pferd noch nach’m Mensch suchen in so ’ner Nacht, schwarz wie’n Schornstein! Un Heathcliff is nich einer, der auf’n Pfiff von mir kommt; vielleicht kommt’r, wenn’r Sie hört!«

Es war ein sehr dunkler Abend für den Sommer, die Wolken schienen ein Gewitter anzukündigen, und ich sagte, wir wollten uns lieber alle hinsetzen, denn der herannahende Regen triebe ihn sicherlich nach Hause. Catherine jedoch ließ sich nicht zur Ruhe bereden. Sie ging weiter zwischen Tür und Pforte hin und her in einem Zustand von Erregung, der kein Ausruhen gestattete, und blieb schließlich auf der einen Seite der Hauswand nahe der Straße stehen. Dort blieb sie, trotz allen meinen Vorstellungen, trotz dem grollenden Donner und den großen Tropfen, die rings um sie her spritzten – sie rief in gewissen Abständen, lauschte dann und weinte laut auf. Sie übertraf Hareton und jedes andere Kind im heftigen, leidenschaftlichen Weinen.

Um Mitternacht, als wir immer noch aufsaßen, kam das Unwetter mit voller Wucht heulend über die Anhöhe. Der Sturm tobte, der Donner grollte, und ein Blitz spaltete einen Baum an der Ecke des Hauses. Ein riesiger Ast fiel über das Dach, schlug einen Teil der östlichen Schornsteinreihe ein und sandte einen Hagel von Steinen und eine Wolke von Russ in den Küchenkamin. Wir glaubten, ein Blitz sei mitten zwischen uns gefahren, und Joseph warf sich auf die Knie und flehte den Herrn an, er möge sich an Noah und Lot erinnern und, wie in alten Zeiten, den Gerechten verschonen, wenn er die Gottlosen heimsuche. Ich hatte das Gefühl, als sei ein Strafgericht über uns gekommen. Der Jonas war in meiner Vorstellung Mr. Earnshaw, und ich rüttelte an der Klinke seines Zimmers, um mich zu vergewissern, ob er noch lebte. Er antwortete ganz deutlich und in einer Weise, die meinen Gefährten veranlasste, noch ungestümer als zuvor auszurufen: es müsse ein großer Unterschied gemacht werden zwischen Heiligen gleich ihm und Sündern gleich seinem Herrn. Aber das Unwetter war nach zwanzig Minuten vorüber, und wir blieben alle unversehrt, ausser Cathy, die zur Strafe für ihren Eigensinn völlig durchnässt war und ohne Haube und Umschlagtuch dastand und alles Wasser in ihren Haaren und Kleidern auffing. Sie kam herein und legte sich, durchweicht, wie sie war, auf die Bank, kehrte ihr Gesicht der Wand zu und bedeckte es mit den Händen.

»Nun«, rief ich aus und berührte ihre Schulter, »Sie wollen sich wohl den Tod holen, ja? Wissen Sie, wie spät es ist? Halb eins! Kommen Sie, gehen Sie zu Bett! Es hat keinen Zweck, noch länger auf den närrischen Jungen zu warten; er wird nach Gimmerton gegangen sein und jetzt dort bleiben. Er wird nicht wissen, dass wir seinetwegen so lange wach geblieben sind, oder er wird annehmen, dass nur Mr. Hindley noch auf ist, und wird vermeiden wollen, sich vom Herrn die Tür öffnen zu lassen.«

»Nee, nee, er is nich in Gimmerton«, sagte Joseph. »Mich sollt’s nich wundern, wenn’r auf m Grund von ’nem Mauseloch wär. Diese Heimsuchung war nich für nix un wieder nix, un Sie, Frollein, müss’n aufpassen – Sie sin die nächste, die drankommt. Dem Himmel sei Dank für alles! Alles wendet sich zum Besten für den, der erwählt is un aus der Erniedrigung aufgelesen is! Sie wissen, was die Heilige Schrift sagt…« Und er fing an, mehrere Stellen anzuführen, und bezeichnete uns die Kapitel und Verse, wo wir sie finden konnten.

Nachdem ich das eigensinnige Mädchen vergebens gebeten hatte, aufzustehen und ihre nassen Sachen auszuziehen, ließ ich Joseph predigend und sie fröstelnd zurück und begab mich zu Bett mit dem kleinen Hareton, der so fest schlief, als ob alle um ihn herum geschlafen hätten. Ich hörte Joseph noch eine Weile weiterlesen, dann vernahm ich seine langsamen Schritte auf der Leiter, und dann schlief ich ein.

Als ich etwas später als gewöhnlich herunterkam, sah ich in den Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen der Fensterläden drangen, Miss Catherine immer noch am Feuer sitzen. Die Haustür stand offen, das Licht flutete durch die nicht geschlossenen Fenster herein, und Hindley war heruntergekommen und stand, verstört und schläfrig, am Küchenherd.

»Was fehlt dir, Cathy?« sagte er gerade, als ich eintrat, »du siehst so unglücklich aus wie ein ertränkter junger Hund. Warum bist du so nass und bleich, Kind?«

»Ich bin nass geworden«, antwortete sie widerstrebend, »und mir ist kalt, das ist alles.«

»Oh, sie ist unartig!« rief ich, als ich merkte, dass der Herr leidlich nüchtern war. »Sie ist gestern abend bei dem Regenschauer durchnässt worden und hat die ganze Nacht hindurch hier gesessen, und ich konnte sie nicht überreden, sich von der Stelle zu rühren.«

Mr. Earnshaw starrte uns überrascht an. »Die ganze Nacht hindurch?« wiederholte er. »Was hat sie wach gehalten? Doch sicherlich nicht Angst vor dem Gewitter? Das war ja schon seit Stunden vorüber.«

Keiner von uns wollte Heathcliffs Abwesenheit erwähnen, solange wir sie verheimlichen konnten; daher antwortete ich, ich wüsste nicht, warum sie es sich in den Kopf gesetzt hätte, aufzubleiben, und sie sagte nichts. Der Morgen war frisch und kühl, ich schlug die Fensterläden zurück, und augenblicklich wurde der Raum von süssen Düften aus dem Garten erfüllt, aber Catherine rief mir verdrossen zu: »Ellen, schließ das Fenster. Ich friere!« Und ihre Zähne klapperten, als sie näher an das erloschene Feuer rückte.

»Sie ist krank«, sagte Hindley und ergriff ihr Handgelenk; »ich denke, das war der Grund, warum sie nicht zu Bett gehen wollte. Verdammt! Ich will nichts weiter mit Krankheiten zu tun haben. Warum bist du in den Regen gegangen?«

»Um hinter die Burschen herzulaufen, wie gewöhnlich!« krächzte Joseph, der die Gelegenheit, als wir zögerten, wahrnahm, seine Bosheiten anzubringen. »Wenn ich Sie wär, Herr, ich tät allen die Tür vor die Nase zuschlagen, ob vornehm, ob gering! Da is kein Tag, wenn Sie weg sin, dass diese Katze Linton nich angeschlichen kommt; na, un Miss Nelly is mir ’ne Feine! Sie sitzt un passt für sie in die Küche auf, un wenn Sie zur einen Tür reinkommen, geht er zu die andre raus, un denn macht unsre vornehme Dame anderen von ihr aus den Hof! Feines Benehmen is das, sich nach zwölf Uhr nachts mit den faulen, schändlichen Teufel von ’nem Zigeuner, den Heathcliff, in die Felder rumzutreiben! Die denken, ich bin blind, aber nix da, ich bin’s nich! Ich hab den jungen Linton kommen und gehn sehen. Un ich hab dich gesehn (damit wandte er sich an mich), du nixnutzige, schlampige Hexe! Auskneifen un das Haus verriegeln, kaum, dass du den Hufschlag vom Herrn auf der Straße hörst!«

»Schweig still, du Horcher!« schrie Catherine. »Ich will deine Unverschämtheiten nicht hören. Edgar Linton kam gestern zufällig, Hindley, und ich war es, die ihn bat, wegzugehen; denn ich wusste, du wärst ihm nicht gern begegnet, so wie du warst.«

»Du lügst natürlich, Cathy«, antwortete ihr Bruder, »und du bist ein verflixter Einfaltspinsel! Aber Linton ist mir augenblicklich gleichgültig. Sage mir, warst du nicht heute nacht mit Heathcliff zusammen? Sprich jetzt die Wahrheit! Du brauchst keine Angst zu haben, ihm dadurch zu schaden; ich hasse ihn wie nur je; aber er hat mir kürzlich einen Dienst erwiesen, das wird mich milde stimmen, und ich werde ihm nicht das Genick brechen. Damit es aber nicht doch dazu kommt, werde ich ihn noch diesen Morgen wegschicken, und wenn er weg ist, rate ich euch allen, euch vorzusehen, damit ich euch nicht mal etwas antue.«

»Ich habe Heathcliff vorige Nacht überhaupt nicht gesehen«, antwortete Catherine und begann bitterlich zu schluchzen, »und wenn du ihn vor die Tür setzt, dann werde ich mit ihm gehen. Aber vielleicht wirst du gar keine Gelegenheit dazu haben: vielleicht ist er auf und davon.« Hier brach sie in unbeherrschten Schmerz aus, und der Rest ihrer Worte war nicht zu verstehen.

Hindley überschüttete sie mit einem Strom höhnischer Schimpfworte und befahl ihr, sofort in ihr Zimmer zu gehen, oder er werde ihr Grund geben zum Weinen. Ich redete ihr zu, ihm zu gehorchen, und ich werde nie vergessen, wie sie sich aufführte, als wir in ihr Zimmer kamen: ich war zu Tode erschrocken. Ich dachte, sie verlöre den Verstand, und bat Joseph, den Arzt zu holen. Es stellte sich heraus, dass es beginnende Geistesverwirrung war; sobald Mr. Kenneth sie sah, sagte er, sie sei ernstlich krank, es sei ein Nervenfieber. Er ließ sie zur Ader, sagte mir, sie dürfe nur Molken und Haferschleim essen, und wir sollten aufpassen, dass sie sich nicht die Treppe hinunter oder aus dem Fenster stürze, und dann ging er weg, denn er hatte genug zu tun im Kirchspiel, wo die durchschnittliche Entfernung zwischen zwei Behausungen zwei bis drei Meilen betrug.

Obwohl ich keine sanfte Pflegerin war und Joseph und der Herr auch nicht besser waren, und obwohl unsere Kranke so schwierig und halsstarrig war, wie ein Patient es nur sein kann, kam sie doch durch. Die alte Mrs. Linton besuchte uns verschiedentlich, um sich von ihrem Befinden zu überzeugen und nach dem Rechten zu sehen, sie schalt mit uns und schickte uns alle hin und her, und als Catherine genesen war, bestand sie darauf, sie mit nach Thrushcross Grange zu nehmen. Wir waren froh, von dieser Last befreit zu werden, aber die arme Dame hatte guten Grund, ihre Güte zu bereuen: sie und ihr Mann erkrankten am Fieber und starben innerhalb weniger Tage kurz nacheinander.

Unser junges Fräulein kehrte frecher, jähzorniger und hochmütiger denn je zu uns zurück. Von Heathcliff hatte seit der Gewitternacht niemand mehr etwas gehört, und eines Tages, als sie mich ganz besonders gereizt hatte, beging ich die Ungeschicklichkeit, ihr die Schuld an seinem Verschwinden zu geben, was ja auch, wie sie wusste, zutraf. Von diesem Zeitpunkt an kannte sie mich für einige Monate nur noch in meiner Eigenschaft als Dienstbote. Joseph wurde auch in Bann getan, denn er wollte durchaus frei von der Leber weg sprechen und sie genauso schurigeln, als ob sie noch ein kleines Mädchen wäre, und sie betrachtete sich als Frau und unsere Gebieterin und glaubte, ihre verflossene Krankheit gäbe ihr das Recht, mit Rücksicht behandelt zu werden. Überdies hatte der Arzt gesagt, sie werde nicht viel Widerspruch vertragen, man müsse sie ihre Wege gehen lassen; so wäre es in ihren Augen fast einem Mord gleichgekommen, wenn sich jemand herausgenommen hätte, aufzustehen und ihr zu widersprechen. Von Mr. Earnshaw und seinen Kumpanen hielt sie sich fern, und ihr Bruder, eingeschüchtert durch Kenneth und durch Angst vor Anfällen, die ihre Wutausbrüche oft begleiteten, erlaubte ihr alles, was sie zu verlangen beliebte, und vermied es im allgemeinen, ihr heftiges Temperament zu reizen. Er war zu nachsichtig in der Art, wie er ihre Launen duldete, und tat das nicht aus Liebe, sondern aus Ehrgeiz; denn er wünschte ernstlich, dass sie durch eine Verbindung mit den Lintons die Familie wieder zu Ansehen bringen möchte. Solange sie ihn selbst in Ruhe ließ, konnte sie uns wie Sklaven mit Füssen treten; ihm war es gleich. Edgar Linton war, wie Tausende vor und nach ihm, blind verliebt. Er hielt sich für den glücklichsten Mann auf Erden am Tage, als er sie, drei Jahre nach seines Vaters Tod, in die Kapelle von Gimmerton führte.

Sehr gegen meinen Willen wurde ich überredet, Wuthering Heights zu verlassen und sie hierher zu begleiten. Der kleine Hareton war fast fünf Jahre alt, und ich hatte angefangen, ihm das Abc beizubringen. Es war ein trauriger Abschied; aber Catherines Tränen hatten mehr Gewicht als unsere. Als ich mich weigerte, mitzugehen, und als sie merkte, dass ihr Flehen mich nicht rührte, beklagte sie sich bei ihrem Mann und ihrem Bruder über mich. Edgar bot mir freigebig hohen Lohn an, Hindley befahl mir, mich fortzuscheren: er brauche keine Frauen im Haus, sagte er, nun, da keine Herrin mehr da wäre; und was Hareton beträfe, so solle der Vikar ihn allmählich in die Hand nehmen. Und so blieb mir keine andere Wahl, als zu tun, was mir befohlen wurde. Ich sagte dem Herrn, er schicke alle anständigen Leute weg, nur um noch schneller ins Verderben zu rennen, küsste Hareton zum Abschied, und seitdem ist er mir ein Fremder geworden. Es ist seltsam, wenn man es bedenkt, aber ich bin davon überzeugt, dass er alles, was Ellen Dean betrifft, vollkommen vergessen hat, auch dass er einst die ganze Welt für sie bedeutete und sie für ihn! –

Als die Haushälterin bei diesem Punkt ihrer Erzählung angelangt war, warf sie zufällig einen Blick auf die Uhr über dem Kamin und war bestürzt, als sie sah, dass die Zeiger auf halb zwei zeigten. Sie wollte nichts davon hören, auch nur eine Sekunde länger zu bleiben, und ich war auch ganz bereit, die Fortsetzung ihrer Geschichte aufzuschieben. Und nun, da sie sich zur Ruhe begeben hat und ich noch eine Stunde oder zwei über das Gehörte nachgedacht habe, werde ich mich aufraffen und auch gehen, trotz schmerzender Benommenheit in Kopf und Gliedern.

 

 


Zehntes Kapitel

EINE REIZENDE Einleitung für ein Einsiedlerleben! Vier Wochen Quälerei, Unruhe und Krankheit! Oh, diese rauhen Winde, der strenge nördliche Himmel, die unwegsamen Straßen und die saumseligen Landärzte! Und dieses Verlangen nach menschlichen Gesichtern! Und das Schlimmste von allem: Kenneth’ schreckliche Ankündigung, ich dürfe nicht erwarten, vor Beginn des Frühlings ins Freie zu kommen!

Mr. Heathcliff hat mich soeben mit einem Besuch beehrt. Vor einer Woche etwa schickte er mir ein Paar Birkhühner, die letzten des Jahres. Oh, der Schurke! Er ist nicht ohne Schuld an meiner Krankheit, und ich hatte die grösste Lust, ihm das zu sagen. Aber wie konnte ich einen Menschen beleidigen, der so barmherzig war, eine gute Stunde an meinem Bett zu sitzen und über anderes zu plaudern als über Pillen, Tropfen, Zugpflaster und Blutegel? Augenblicklich spürte ich eine kleine Erleichterung. Ich bin zu schwach zum Lesen und habe doch das Gefühl, als könnte ich mich an etwas Interessantem erfreuen. Warum soll ich nicht Mrs. Dean heraufbitten, damit sie ihre Erzählung beendet? Ich kann mich der wichtigsten Ereignisse erinnern, so weit sie damit gekommen war. Ja, ich weiss: ihr Held war auf und davon gegangen, und seit drei Jahren hatte niemand von ihm gehört; und die Heldin hatte geheiratet. Ich werde klingeln. Sie wird sich freuen, wenn sie merkt, dass ich imstande bin, mich munter zu unterhalten. Mrs. Dean kam.

»Sie brauchen Ihre Arznei erst in zwanzig Minuten zu nehmen, Mr. Lockwood«, fing sie an.

»Nichts davon!« erwiderte ich. »Was ich wünsche, ist…«

»Der Arzt sagt, Sie müssen aufhören mit den Pulvern.«

»Von Herzen gern! Bitte, unterbrechen Sie mich nicht. Kommen Sie, setzen Sie sich hierher. Lassen Sie die Finger von dieser scheusslichen Flaschenbatterie. Nehmen Sie Ihr Strickzeug aus dem Beutel – so ist es recht –, und fahren Sie mit der Geschichte von Mr. Heathcliff fort, von dort, wo Sie aufgehört haben, bis zum heutigen Tag. Hat er seine Ausbildung auf dem Festland beendet und ist er als vornehmer Herr zurückgekommen? Oder hat er ein Stipendium für die Universität erhalten, oder ist er nach Amerika geflohen und dort zu Ehren gekommen, indem er sein Heimatland schröpfte? Oder ist er noch schneller auf den englischen Landstraßen zu Vermögen gekommen?«

»Vielleicht hat er sich ein wenig in all diesen Berufen versucht, Mr. Lockwood, aber ich kann nichts dergleichen behaupten. Ich habe Ihnen schon früher gesagt, dass ich nicht weiss, wie er sein Geld erworben hat, auch nicht, welche Mittel er angewandt hat, um sich aus der barbarischen Unwissenheit zu erheben, in die er gesunken war; aber wenn Sie erlauben, werde ich nach meiner eigenen Weise weitererzählen, vorausgesetzt, dass Sie das unterhalten und nicht ermüden wird. Fühlen Sie sich heute besser?«

»Viel besser.«

»Das höre ich gerne!«

 

Ich begleitete Miss Catherine nach Thrushcross Grange und war aufs angenehmste überrascht, weil sie sich viel besser benahm, als ich zu hoffen gewagt hatte. Sie schien richtig vernarrt in Mr. Linton, und sogar seiner Schwester erwies sie viel Liebe. Beide waren allerdings sehr auf ihre Behaglichkeit bedacht. Nicht der Dornbusch wuchs dem Geissblatt entgegen: das Geissblatt umrankte den Dornbusch. Gegenseitige Zugeständnisse gab es nicht: der eine Teil stand unerschütterlich, die anderen gaben nach; und wer kann bösartig oder schlecht gelaunt sein, wenn er weder auf Widerstand noch auf Gleichgültigkeit stößt? Ich beobachtete, dass Mr. Edgar eine tief wurzelnde Angst davor hatte, man könnte sie reizen. Er verbarg es vor ihr; aber wenn er mich einmal scharf antworten hörte oder sah, dass einer der anderen Dienstboten auf einen herrisch geäusserten Befehl hin finster dreinblickte, pflegte er seine Unruhe durch ein missbilligendes Stirnrunzeln zu bekunden, das nie erschien, wenn es sich um ihn selbst handelte. Er sprach häufig ernsthaft mit mir über mein schnippisches Wesen und versicherte, dass ein Messerstich ihm keine grössere Qual bereiten könnte als das Bewusstsein, dass seine Frau sich ärgerte. Um meinen gütigen Herm nicht zu betrüben, lernte ich, weniger empfindlich zu sein, und ein halbes Jahr lang lag das Schiesspulver so harmlos wie Sand da, weil ihm kein Feuer nahe kam, das es zur Entzündung bringen konnte. Catherine hatte dann und wann Zeiten der Schwermut und Schweigsamkeit, die ihr Mann mit teilnahmsvollem Schweigen achtete, weil er sie einer Veränderung ihres Gesundheitszustandes nach ihrer lebensgefährlichen Krankheit zuschrieb; vorher war sie solchen seelischen Depressionen nie unterworfen gewesen. War bei ihr wieder Sonnenschein, so strahlte auch er. Ich glaube, es ist nicht zuviel gesagt, dass sie sich wirklich eines tiefen, wachsenden Glückes erfreuten.

Es nahm ein Ende. Schließlich muss ein jeder einsam werden; die Sanftmütigen und Großherzigen sind im Grunde selbstgerechter als die Tyrannischen; und es ging zu Ende, als sie beide zur Erkenntnis kamen, dass das, was den einen zumeist beschäftigte, nicht auch in den Gedanken des anderen den ersten Platz einnahm. – An einem milden Septemberabend kam ich aus dem Garten mit einem schweren Korb Äpfel, die ich aufgelesen hatte. Es war dunkel geworden, der Mond blickte über die hohe Hofmauer, und sein Licht warf unbestimmte Schatten in die Winkel der zahlreichen Vorsprünge des Gebäudes. Ich setzte meine Last auf die Stufen neben der Küchentür nieder und verweilte etwas, um mich auszuruhen und noch ein wenig die milde, süsse Luft zu atmen. Ich blickte zum Monde auf und kehrte der Haustür den Rücken zu, als ich hinter mir eine Stimme hörte: »Nelly, bist du das?«

Es war eine tiefe Stimme und fremdartig im Tonfall, doch lag etwas in der Art, wie mein Name ausgesprochen wurde, was sie mir vertraut machte. Ich drehte mich ängstlich nach dem Sprecher um; denn die Türen waren geschlossen, und ich hatte niemanden gesehen, als ich mich den Stufen näherte. Im Torbogen bewegte sich etwas, und als ich näher trat, erkannte ich einen großen, dunkel gekleideten Mann mit dunklem Gesicht und Haar. Er lehnte an der Wand und legte die Hand auf die Klinke, als ob er beabsichtigte, die Tür selbst zu öffnen. ›Wer kann das sein?‹ dachte ich. ›Mr. Earnshaw? Unmöglich! Diese Stimme ist ganz anders als seine.‹