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Über den Autor

Max Lucado ist Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und Verfasser vieler Bücher. Die Zeitschrift Christianity Today zählt ihn zu den bekanntesten christlichen Autoren Amerikas.

Zu seinen Bestsellern gehören u.a. „Leben ohne Angst“, „Du schaffst das“, „Leichter durchs Leben“ und „Wie man Riesen besiegt“.

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Denalyn und ich widmen

dieses Buch Randy und Rozanne Frazee.

Ihr seid tüchtige Mitarbeiter,

hingebungsvolle Diener,

wunderbare Freunde.

Inhalt

Ich liebe Weihnachten

Gott hat ein Gesicht

Erlöst von uns selbst

Hoffnung für die Feiertage

Es ist nie zu spät

Anbetung bewirkt Wunder

Gott führt die Weisen

Demut adelt

Vielleicht heute

Krone, Krippe und Kreuz

Jesus macht alles neu

Jeder Tag ein Weihnachtsfest, jedes Herz eine Krippe

Das Geschenk von Bethlehem

Danksagung

Anmerkungen

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Ich liebe Weihnachten. Lasst die Glöckchen an den Schlitten erklingen. Lasst die Kinder Weihnachtslieder singen. Je mehr Nikoläuse, desto lustiger. Je mehr Weihnachtsbäume, desto besser.

Ich liebe Weihnachten. Die Weihnachtslieder in den Kaufhäusern. Den Glühwein und den Lebkuchenduft. Die „Stille Nacht“ und die Plätzchen.

Ich beklage mich nicht über die überfüllten Geschäfte. Ich klage nicht über das Gedränge im Supermarkt. Der Flug ist ausgebucht? Das Restaurant bis auf den letzten Platz besetzt? Na und?! Es ist schließlich Weihnachten.

Und ich liebe Weinachten.

Ich liebe das ganze Drumherum. Der kleine Lord, Ist das Leben nicht schön? und Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, die Lichterketten und die Geschenkestapel.

Das Lametta und die Bienenwachskerzen, die Aufregung vor der Bescherung. Die strahlenden Kinderaugen, die Weihnachtskarten und der Gänsebraten. Die Schneemänner, die Wintermützen und die rote Nase von Rudolf, dem Rentier.

Ich liebe Weihnachten.

Ich liebe Weihnachten, weil bestimmt irgendwo irgendwer die üblichen Weihnachtsfragen stellen wird: Worum geht es bei diesem Kind in der Krippe? Wer war das eigentlich? Was hat seine Geburt mit mir zu tun? Der Fragesteller ist vielleicht ein Kind, das eine Weihnachtskrippe in einem Vorgarten betrachtet. Oder ein Soldat, der fern der Heimat stationiert ist. Vielleicht ist es auch eine junge Mutter, die zum ersten Mal am Heiligabend ein Kind in ihren Armen hält. Die Weihnachtszeit lädt dazu ein, Fragen zu stellen.

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Ich liebe Weihnachten, weil irgendwo irgendwer die üblichen Weihnachtsfragen stellen wird: Worum
geht es bei diesem Kind in der Krippe?

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Ich kann mich noch an das erste Mal erinnern, als ich diese Fragen stellte. Ich wuchs als Sohn eines Mechanikers und einer Krankenschwester in einer kleinen Stadt im Westen von Texas auf. Wir waren zwar nicht arm, aber auch nicht wohlhabend. Mein Vater verlegte Pipelines in den Ölfeldern, Mom machte im Krankenhaus Nachtdienst von drei bis elf Uhr morgens. Ich ging jeden Morgen mit meinem Bruder zur Grundschule und spielte nachmittags mit den Nachbarskindern Ball.

Dad war fürs Abendessen verantwortlich. Mein Bruder spülte das Geschirr, und ich war dafür zuständig, den Boden zu wischen. Wir Jungs badeten um acht Uhr und waren um neun im Bett – und durften eine Sache tun, bevor wir das Licht ausmachten: Wir durften lesen.

Die Kiste am Fußende unseres Bettes enthielt Kinderbücher. Große Bücher, die alle einen glänzenden Umschlag und leuchtende Bilder hatten. Die drei Bären lebten in der Kiste. Und der große, böse Wolf und die sieben Zwerge und ein Affe mit einer Brotdose, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann. Und irgendwo in der Kiste, unter all den Märchenbüchern, lag ein Buch über das Jesuskind.

Auf dem Umschlag war eine Krippe mit gelbem Stroh abgebildet. Über dem Stall leuchtete ein Stern. Josef und ein Esel standen mit großen Augen neben Maria und dem Kind, das sie in ihren Armen hielt. Sie blickte auf das Neugeborene hinab, und das Kind blickte zu ihr auf, und ich erinnere mich noch heute daran, wie ich die beiden betrachtete.

Eines Tages hatte mein Vater, der nie viele Worte machte, meinem Bruder und mir gesagt: „Beim Christfest geht’s um Christus, Jungs.“

An einem jener Zubettgeh-Lesezeit-Abende dachte ich irgendwo zwischen den Märchen und dem Affen mit der Brotdose an das, was er gesagt hatte. Ich begann die Weihnachtsfragen zu stellen. Auf die eine oder andere Weise habe ich sie seitdem ständig gestellt.

Und ich liebe die Antworten, die ich darauf gefunden habe.

Zum Beispiel diese: Gott weiß, wie es ist, ein Mensch zu sein. Wenn ich mit ihm über Abgabetermine oder Warteschlangen oder schwierige Zeiten rede, versteht er mich. Er hat es selbst erlebt. Er ist hier gewesen. Wegen Bethlehem habe ich einen Freund im Himmel.

Wegen Bethlehem habe ich einen Retter im Himmel. An Weihnachten nahm das, was wir an Ostern feiern, seinen Anfang. Das Kind in der Krippe wurde schließlich zum König am Kreuz. Und weil das so war, gibt es keine schwarzen Flecken in meiner Akte. Nur Gnade. Sein Angebot enthält kein Kleingedrucktes. Er hat nicht gesagt: „Wasch dich, bevor du reinkommst.“ Er hat mir angeboten: „Komm rein und lass dich von mir waschen.“ Es geht nicht darum, dass ich ihn festhalte. Was zählt, ist, dass er mich festhält. Und seine Hand ist stark.

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Wegen Bethlehem habe ich einen Retter im Himmel. An Weihnachten nahm das, was wir an Ostern feiern, seinen Anfang. Das Kind in der Krippe wurde schließlich zum König am Kreuz.

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Und seine Gegenwart in meinem Leben auch. Geschenke vom Weihnachtsmann? Das ist nett. Aber die ständige Gegenwart Christi? Die ist lebensverändernd.

Gott ist uns immer nah. Immer für uns. Immer in uns. Wir vergessen ihn vielleicht mal, aber Gott vergisst uns nie. Wir haben einen festen Platz in seinen Gedanken und in seinen Plänen. Er nannte sich selbst Immanuel: „Gott ist mit uns“ (Matthäus 1,23).

Nicht nur: „Gott hat uns erschaffen.“

Nicht nur: „Gott denkt an uns.“

Nicht nur: „Gott ist irgendwo über uns.“

Sondern Gott mit uns. Gott da, wo wir sind: im Büro, in der Küche, im Flugzeug. Er hat unsere Luft geatmet und ist über diese Erde gegangen. Gott – mit – uns!

Wir brauchen diese Botschaft mehr als je zuvor. Wir leben in einer Zeit, in der uns vieles Angst macht. Der Terrorismus macht seinem Namen alle Ehre – er verbreitet Schrecken. Gewalt überschattet unseren Planeten wie eine dunkle Wolke. Denken Sie an die Bilder in den Nachrichten: die sinnlosen Angriffe, das Blutvergießen, die blindwütigen Grausamkeiten.

Und als wäre das alles noch nicht genug: die Angst vor einer neuen Wirtschaftskrise. Die Aktienkurse gehen in den Keller und die Weltwirtschaft steht vor dem Abgrund. Auch die Hirten hielten nachts ein Auge offen – allerdings wachten sie nicht über ihre Aktien, sondern über ihre Herden.

Und da ist noch mehr, das Ihnen eine schlaflose Nacht bereiten könnte:

Die Stelle, die Sie nicht behalten können.

Der Tumor, den Sie nicht entdecken können.

Die Ehe, die Sie nicht retten können.

Der Chef, dem Sie es nicht recht machen können.

Wir kommen uns vor wie der kleine Junge, der in der Weihnachtsgeschichte die Rolle des Engels spielte. Er hatte gemeinsam mit seiner Mutter immer wieder zwei kurze Sätze geprobt: „Ich bin’s! Habt keine Angst!“

Aber als das Krippenspiel anfing, betrat er die Bühne, sah die Lichter und die Zuschauer und erstarrte vor Schreck. Nach einem Moment peinlicher Stille sagte er schließlich: „Ich bin’s! Und ich habe Angst!“

Haben Sie Angst? Falls ja, wie wär’s mit ein bisschen Weihnachten? Ich meine keine Dosis zuckersüßer Gefühlsduselei oder falscher Nikolausfröhlichkeit und auch nicht hochprozentigen Glühwein. Das ist nicht Weihnachten.

Wie mein Vater schon sagte: Beim Christfest geht’s um Christus. Es heißt schließlich nicht Kerzenfest oder Einkaufsfest oder Rentierfest. Es heißt Christfest. Und Weihnachten ist kein Christfest, wenn wir die eigentliche Botschaft von Bethlehem vergessen.

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Gott ist uns immer nah. Immer für uns. Immer in uns. Wir vergessen ihn vielleicht, aber Gott vergisst uns nie.

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Haben Sie sie vergessen? Haben Sie sich in all dem Weihnachtstrubel einmal die Zeit genommen, sich die zentrale Botschaft von Weihnachten bewusst zu machen?

Gott ist uns immer nah!

Übrigens war Bethlehem nur der Auftakt der Geschichte. Jesus hat versprochen, seinen Auftritt zu wiederholen. Gewissermaßen Bethlehem, zweiter Akt. Aber diesmal wird es keine „stille Nacht“ geben. Der Himmel wird aufreißen, Trompeten werden erschallen, und ein neues Königreich wird Einzug halten. Er wird die Gräber leeren und das Eis des Todes schmelzen. Er wird seinen Kindern über die Wange streicheln und alle ihre Tränen abwischen. „Weg mit euch, Schmerzen, Krankheit, Rollstühle und Krebs! Schluss mit euch, Angstschreie und Schreckensnächte! Du musst sterben, Tod! Leben, tritt die Herrschaft an!“ Die Krippe lädt uns dazu ein, ja, fordert uns heraus, daran zu glauben, dass das Beste erst noch kommt. Und es könnte heute losgehen!

Aber wenn es nicht so sein sollte, gibt es dafür einen Grund. Kein Tag ereignet sich zufällig. Nichts, was geschieht, ist überflüssig oder ein Versehen. Schauen Sie sich die Geburt in Bethlehem an. Ein Kaiser hat eine Volkszählung angeordnet. Der ungeborene Jesus muss eine Reise antreten. Maria, kugelrund, wie sie ist, schaukelt auf einem Eselsrücken durchs Land. Das Gasthaus ist ausgebucht. Es ist mitten in der Nacht. Das Ganze ist ein einziges Chaos. Und mitten in diesem Chaos wird eine Hoffnung geboren.

So ist es auch heute noch. Ich mag das Chaos nicht. Aber ich liebe Weihnachten, weil es uns daran erinnert, dass „für die, die Gott lieben, alles zum Guten führt“ (Römer 8,28; Neues Leben).

Weihnachten schenkt uns Zusagen, die Herzen verändern. Lange nachdem die Gäste gegangen und die Lieder verklungen sind, bleiben die Zusagen bestehen.

Vielleicht können Sie ja in diesem Jahr zu Weihnachten einen Schuss Weihnachten gebrauchen?

Lassen Sie uns tun, was ich als rothaariger, sommersprossiger Sechsjähriger gemacht habe: Knipsen wir das Licht an, kuscheln uns aufs Sofa, und werfen wir einen Blick auf die seltsame, wunderbare Geschichte von Bethlehem.

Vielleicht finden Sie ja das, was ich gefunden habe: eine Hoffnung, die durchs ganze Leben trägt.

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Warum drücken wir mehr als einmal auf die Knöpfe, wenn wir mit dem Fahrstuhl fahren?

Warum sitzen wir im Bus am liebsten in der ersten Reihe und in der Kirche in der letzten?

Warum bohren wir Löcher in unseren Körper und stecken Schmuck hinein?

Warum bitten wir um Anweisungen und debattieren dann mit demjenigen, der sie uns gegeben hat?

Welchen Sinn hat eigentlich eine Krawatte?

Wir Menschen zeichnen uns nicht gerade durch vernünftiges Verhalten aus. Aber wenn Sie Personen sehen möchten, die kurz vor dem Ausflippen sind, dann schauen Sie sich an, wie viele Familien ihre Babys in der Weihnachtszeit behandeln.

Das arme Kind ist völlig unvorbereitet. Es hat sich gerade von seiner Rutschpartie durch den Geburtskanal erholt, als die Familie anfängt, es zurechtzumachen, als wäre es ein Welpe bei einer Hundeschau. Eine rote Fellmütze mit einer weißen Bommel im Zipfel. Absurde Elfenschuhe, die an den Zehen hochgebogen sind. Wenn dieses Baby später als Teenager schlabbrige Jeans trägt und sich ein Tattoo stechen lässt, stöhnen die Erwachsenen über seinen Anblick. Aber einem sechs Monate alten Kind Hosenträger anzuziehen und Rentiergeweihe aufzusetzen? Das ist süß.

Und die Geschenke, die wir ihnen machen. Die Kleine kann sich noch nicht selbst aus ihrer Wiege befreien, da ist sie schon zur musikalischen Früherziehung angemeldet. Der Stöpsel kann sich kaum auf den Beinen halten, da schenkt der Opa ihm einen Fußfall mit dem Logo seines Lieblingsvereins.

Und erst die Fotos, die wir machen!

Das Baby knabbert an der Weihnachtsdeko.

Das Baby schläft unterm Weihnachtsbaum.

Das Baby sitzt auf dem Schoss des Weihnachtsmanns.

Der Weihnachtsmann mit nassem Fleck auf der Hose.

Wir machen solch ein Theater! Sobald das Baby ins Zimmer kommt, ändert sich alles. Oma streckt die Arme aus. Opa wacht auf. Die Gespräche kreisen nicht mehr um Politik und die nächste Wahl, sondern um Pampers und Schnuller. In der Weihnachtszeit stehen die Babys im Rampenlicht. Und das ist gut so. Denn geht es an Weihnachten nicht auch um ein Baby?

Das himmlische Samenkorn in Marias Schoß.

Winzig und doch so stark.

Nur ein Embryo und doch allmächtig.

Gott kommt durch einen Geburtskanal.

Auf diese Welt.

Die Wiege des Schöpfers steht in einem Stall in Bethlehem.

Ein schlafendes Kind und doch ein König.

Gott gluckst in den Armen einer Mutter.

Ein Baby.

Das ist das Weihnachtsfest, das alle nachfolgenden geprägt hat. In einer sternenklaren Nacht, umgeben von Schafen, Kühen und einem erstaunten Josef, blickten Marias Augen in das Gesicht ihres neugeborenen Sohnes. Sie war zweifellos todmüde. Hatte wahrscheinlich Schmerzen. Würde vermutlich am liebsten ihren Kopf ins Stroh legen und den Rest der Nacht schlafen. Aber vorher musste sie dieses Gesicht sehen. Sein Gesicht. Seinen kleinen Mund abwischen und über seine Wange streichen. Und die Erste sein, die flüsterte: „So sieht Gott also aus.“

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Jesus kam nicht wie ein Mensch in unsere Welt,
er kam
als Mensch.

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Die Menschen haben sich schon immer gefragt, wie Gott wohl aussieht. Viele Kulturen haben darüber spekuliert. Volksstämme haben gerätselt. Und wir sind zu den unterschiedlichsten Schlüssen gekommen. Gott wurde schon als goldenes Kalb und heftiger Sturm und zorniger Vulkan dargestellt. Er trägt Flügel, spuckt Feuer, verschlingt Kinder und verlangt Buße. Wir haben uns vorgestellt, dass Gott grausam, märchenhaft, launisch und wahnsinnig ist. Ein Gott, dem man lieber aus dem Weg geht, den man fürchten und besänftigen muss.

Aber in unseren kühnsten Träumen haben wir Menschen nicht für möglich gehalten, dass Gott als Kind in diese Welt kommen würde. „Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns“ (Johannes 1,14). Das Wort wurde kein Wirbelsturm und kein verzehrendes Feuer, sondern eine einzelne Zelle, ein befruchtetes Ei, ein Embryo – ein Baby. Es wurde von einer Plazenta ernährt. Es war von einer Fruchtblase umgeben. Es wurde so groß wie eine Faust. Sein winziges Herz teilte sich in Kammern. Gott wurde Fleisch.

Jesus kam nicht wie ein Mensch in unsere Welt, er kam als Mensch. Er ertrug Pubertät, Pickel, Hitze und verschrobene Nachbarn. Gott wurde vom Scheitel bis zur Sohle Mensch. Er hatte die Sterne ans Himmelszelt gehängt und die Meere gebildet und doch trank er an einer Brust und schlief im Heu.

Vor einigen Jahren überschrieb ich ein Kapitel eines Buches mit „25 Fragen an Maria“. Ich versuchte, mir darin vorzustellen, welche Gedanken sich die junge Maria wohl über Jesus gemacht hatte.1 Die Idee beflügelte die Fantasie einer Grundschullehrerin. Sie bat ihre Schüler, eine Liste mit Fragen zusammenzustellen, die sie der jungen Maria gern gestellt hätten. Hier eine kleine Auswahl davon:

„Hast du wirklich geglaubt, dass du sozusagen für die ganze Welt schwanger bist?“

„Was war das erste Wort, das Jesus gesagt hat?“

„War er hübsch?“

„Ist er jemals krank gewesen?“

„War er jemals ungezogen?“

„Was hat er am liebsten gegessen?“

„Hast du dich seinetwegen heiliger gefühlt?“

„Hatte er ein Haustier?“

Das sind berechtigte Fragen. Die Tatsache, dass wir sie stellen können, führt zu einer weiteren, noch wichtigeren Frage:

Warum dieser Weg? Warum ist Gott so weit gegangen?

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Warum ist Gott so weit gegangen? Er will, dass Sie wissen, wie nah er Ihnen ist. Er versteht, was Sie fühlen, und hat selbst erlebt, was Sie durchmachen.

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Vor allem aus einem Grund: Er will, dass Sie wissen, wie nah er Ihnen ist. Er versteht, was Sie fühlen, und hat selbst erlebt, was Sie durchmachen. Er „gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. Er tritt für uns ein, daher dürfen wir mit Zuversicht und ohne Angst zu Gott kommen. Er wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen“ (Hebräer 4,15–16).

Weil Sie wissen, dass er Sie versteht, können Sie sich zuversichtlich an ihn wenden. Wegen des Wunders von Bethlehem kennen Sie die Antwort auf diese fundamentalen Fragen: „Macht es Gott etwas aus, wenn ich traurig bin?“ Schauen Sie sich das tränenüberströmte Gesicht Jesu an, als er am Grab von Lazarus steht. „Merkt Gott, wenn ich Angst habe?“ Achten Sie auf die Entschlossenheit in Jesu Augen, als er durch den Sturm eilt, um seine Freunde zu retten. „Weiß Gott, wenn man mich schneidet oder ablehnt?“ Finden Sie die Antwort in dem mitfühlenden Blick Jesu, als er sich für die Ehebrecherin einsetzt.2

„In dem Sohn zeigt sich die göttliche Herrlichkeit seines Vaters, denn er ist ganz und gar Gottes Ebenbild“ (Hebräer 1,3). Jesus selbst sagte: „Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen“ (Johannes 14,9).

„Jeder, der mich weinen gesehen hat, hat den Vater weinen gesehen.“

„Jeder, der mich lachen gesehen hat, hat den Vater lachen gesehen.“

„Jeder, der meine Entschlossenheit gesehen hat, hat gesehen, wie entschlossen der Vater ist.“

Möchten Sie Gott sehen? Schauen Sie sich Jesus an.

1926 gründete George Harley einen medizinischen Missionsdienst im Volksstamm der Mano in Liberia. Die Eingeborenen empfingen den Arzt freundlich und halfen ihm dabei, ein Krankenhaus und eine Kirche zu bauen. Letztendlich behandelte Harley mehr als zehntausend Patienten im Jahr. Während der ersten fünf Jahre besuchte jedoch kein einziges Stammesmitglied die Kirche.

Kurz nach der Ankunft des Arztes und seiner Frau wurde Robert geboren, ihr erstes Kind. „Er war unser Augapfel“, sagte Harley später. „Wir liebten unseren kleinen Jungen so sehr! Aber eines Tages, kurz vor seinem fünften Geburtstag, schaute ich aus dem Fenster des Arzneimittelausgaberaumes und sah, wie Bobby über das Feld rannte und hinfiel. Er stand auf, rannte ein Stück weiter und fiel wieder hin. Aber diesmal stand er nicht auf. Ich lief hinaus und hob den fiebrigen Körper meines kleinen Jungen hoch. Ich hielt ihn in den Armen und sagte: ‚Mach dir keine Sorgen, Bobby. Dein Papa weiß, wie man dieses Tropenfieber behandelt. Er kann dafür sorgen, dass es dir bald wieder besser geht.‘“

Dr. Harley versuchte es mit jeder Behandlungsmethode, die er kannte. Aber nichts half. Das Fieber wütete entsetzlich und innerhalb kurzer Zeit starb der Junge an der Krankheit. Die Eltern waren am Boden zerstört. Der Missionar ging in seine Werkstatt und baute einen Sarg. Harley legte Robert hinein und nagelte den Deckel darauf. Er hob den Sarg auf seine Schultern und ging nach draußen. Einer der alten Männer des Dorfes sah ihn und erkundigte sich, was das für eine Kiste sei. Als Harley ihm erklärte, dass sein Sohn gestorben war, bot der alte Mann an, ihm dabei zu helfen, den Sarg zu tragen. Dr. Harley erzählte einem Freund, was als Nächstes geschah:

Also nahm der alte Mann das eine Ende des Sarges und ich das andere. Schließlich erreichten wir die Waldlichtung. Dort hoben wir ein Grab aus und legten Bobby hinein. Aber als wir es wieder zugeschaufelt hatten, konnte ich einfach nicht mehr … Ich fiel auf die Knie und begann hemmungslos zu schluchzen. Mein geliebter Sohn war tot, und ich war mitten im afrikanischen Urwald, 10000 Kilometer von meiner Heimat und meinen Verwandten entfernt. Ich fühlte mich so allein.

Aber als ich zu weinen begann, hob der alte Mann erstaunt den Kopf. Er kauerte sich neben mich auf den Boden und musterte mich gespannt. Eine ganze Zeit lang saß er da und hörte zu, wie ich weinte. Dann sprang er plötzlich auf und rannte den Weg zurück durch den Dschungel und schrie immer wieder aus vollem Halse: „Weißer Mann, weißer Mann – weint wie einer von uns.“3

Als Harley und seine Frau an diesem Abend in ihrem Häuschen trauerten, vernahmen sie ein Klopfen an der Tür. Harley öffnete. Vor ihm standen der Häuptling und fast jeder Mann, jede Frau und jedes Kind des Dorfes. Am darauffolgenden Sonntag kamen sie wieder und füllten die Kirche bis auf den letzten Platz. Sie wollten von Jesus hören.

Alles änderte sich, als die Dorfbewohner die Tränen des Missionars sahen.

Alles ändert sich, wenn wir das Antlitz Gottes sehen.

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Wenn der König bereit war, in eine Welt von Tieren und Hirten und Windeln zu kommen – glauben Sie dann nicht, dass er auch bereit ist, in Ihre Welt zu kommen?

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Auch er weinte Tränen. Er weiß, wie weh ein gebrochenes Herz tut. Er kennt den Schmerz, den das Leben mit sich bringen kann. Er hätte als strahlendes Licht oder als Stimme aus den Wolken auf diese Erde kommen können, aber er kam als Mensch. Versteht Gott Sie? Die Antwort darauf finden Sie in Bethlehem.

Blicken Sie dorthin, wohin auch Maria blickte. Blicken Sie in das Gesicht Gottes und lassen Sie sich trösten. Wenn der König bereit war, in eine Welt von Tieren und Hirten und Windeln zu kommen – glauben Sie dann nicht, dass er auch bereit ist, in Ihre Welt zu kommen?

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