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Nr. 2935

 

Das Lügengespinst

 

Der Hort der Wahrheit – die Nachtherolde greifen an

 

Christian Montillon

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1. Feuerschatten

2. Spinnen und Schlimmeres

3. Unbekannt

4. Folgen

5. Wahrheit

6. Botschaft

7. Kooperation

8. Lob der Freiheit

9. Dämmerung

10. Terroristen

11. Mauthoos Lektion

12. Muudhamuns Welle

13. Wahrheit

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Medoroboter AESKULAP

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten; dazu zählen auch die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris. Einst waren sie in der Milchstraße beheimatet und haben nun den Wunsch geäußert, erneut Kontakt aufzunehmen. Gegenwärtig hält sich Rhodan in ihrem Goldenen Reich auf, wo er auch auf ein Splittervolk der Menschheit gestoßen ist: das Neue Solare Imperium.

Aber vieles in Sevcooris scheint anders zu sein, als es den Anschein hat. Die Thoogondu wirken friedlich und aufgeschlossen, aber sie manipulieren Erinnerungen und tun alles, was zum Erreichen ihrer Ziele nötig ist. Welchen Informationen kann man trauen, welchen nicht? Gucky sucht Antworten – und findet DAS LÜGENGESPINST ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gucky – Der Mausbiber muss seine Kräfte einteilen.

Donn Yaradua – Seine Mutantengabe kann Leben geben und nehmen.

Lua Virtanen und Vogel Ziellos – Die beiden Unsterblichen werden zu Lockvögeln.

Laudkaam – Ein Sheoshese weiß, dass der Tod nahe ist.

Kluutrud und Mauthoo – Die gondischen Observanten suchen Perry Rhodans Gefährten.

Prolog

 

Mein Name ist Laudkaam, ich muss mein Laufgitter putzen, und das ist genauso langweilig, wie es klingt.

Normalerweise könnte mein Hygieneroboter diese Aufgabe übernehmen, aber er pflegt die einzelnen Streben nicht gründlich genug. Es bleiben immer Schmutzreste in irgendwelchen Winkeln. Die meisten Leute stört das nicht, aber ich finde es eklig.

Das heißt, den meisten hier in unserer Kolonie macht es nichts aus. Wie es anderswo ist, auf unserer Heimatwelt etwa oder in den großen Schiffen meines Volkes, das weiß ich nicht. Ich habe Oschal nie verlassen und bin selten aus unserem Dorf herausgekommen.

Wieso auch? Hier sind wir unter uns, und andere Sheoshesen sind nun mal die einzig angenehme Gesellschaft. Angehörige fremder Völker sind ... nun, vielleicht sind sie nicht schlecht oder übel, aber ich verstehe sie nicht. Und das will ich auch gar nicht.

Bei einem Sheoshesen weiß ich, was er meint, wenn er eine Feder abspreizt oder mit den Krallen auf einer Scharrplatte einen Rhythmus kratzt. Ja, wir reden durchaus, wenn es nötig ist, aber gesprochene Worte sind mir von vornherein suspekt. Sie sind so missverständlich. Man kann sie so oder so interpretieren.

Zum Beispiel die Oschalútu, denen dieser Planet eigentlich gehört, weil sie hier entstanden sind, vor siebzehn hoch siebzehn Generationen, wie sie gerne behaupten – Missverständnisse überall! Gerade sind wieder Tausende Stavakas auf dieser Welt, die Lobsänger, aber nur die wenigsten singen. Und siebzehn hoch siebzehn Generationen, wer soll denn das glauben?

Da ziehe ich mich lieber zurück. Mein Leben war langweilig, das Laufgitter zu putzen ist langweilig, aber es ist gesund für die Krallenfüße, auf sauberem Metall zu scharren. Und was sind schon die verbliebenen ... Moment ... eintausendvierhundertdreiundachtzig Felder, die ich noch reinigen muss?

Es wird vorübergehen, wie alles vorübergangen ist und vorübergehen wird. Viel Zeit bleibt mir ohnehin nicht mehr, bis ich die Federn strecke und es einen interplanetaren Logistiker in unserer Siedlung weniger gibt. Jemand anderes wird mein Nest beziehen, und Oschal wird sich weiterhin um seine Sonne drehen, als hätte es mich nie gegeben.

Doch dann, plötzlich, wird alles anders. Ein Gesicht taucht über der Kante meines Nestes auf, bald ein ganzer Körper, als der Besucher höher steigt.

Nein, die Besucherin. Es ist eine Thoogondu. Was will jemand wie sie hier bei mir?

»Ich brauche dich«, sagt sie.

»Mich?«, frage ich. Wahrscheinlich verwechselt sie mich. »Ich bin Laudkaam«, schiebe ich deshalb hinterher.

»Da täuschst du dich.«

Ich schaue auf die Fläche der eintausendvierhundertzweiundachtzig Felder. Ich mag es nicht, gestört zu werden. »Ich irre mich ganz sicher nicht«, sage ich.

»Doch.«

»Wie könntest du besser wissen, wer ich bin, als ich selbst?«

Sie sagt etwas Verrücktes, vielleicht, weil sie den Verstand verloren hat: »Weil ich dich erfunden habe.«

Dann zieht sie einen Strahler und erschießt mich.

1.

Feuerschatten

 

Kluutrud betrachtete die beiden reglosen Gefangenen durch das Sichtfenster der Zelle und dachte darüber nach, sie ohne langes Zaudern umzubringen. Doch das wäre töricht. Einen Vorteil aufgeben, nur um seinem Zorn kurzzeitig Luft zu verschaffen? Das war es nicht wert.

Er aktivierte eine Funkverbindung zu einem seiner Untergebenen, einem Observanten mit niedrigem Rang im Geheimdienst der Thoogondu. Während er auf Antwort wartete, durchquerte er den Beobachtungsraum, der selbst kaum größer war als die Gefängniszelle. Wenigstens bot das Zimmer etwas mehr Bequemlichkeit, zum Beispiel den breiten Sessel, in den er sich fallen ließ.

Ein Servoroboter rollte heran und reichte Kluutrud ein Getränk. Sein Lieblingsgetränk, immerhin. Er war in der Botschaft des Gondunats auf Oschal gut genug bekannt, dass solche Kleinigkeiten passten. Die Flüssigkeit im Glas sah aus wie Luooma und schmeckte auch so, jedoch ohne die berauschenden und irritierenden Nebenwirkungen.

Kluutrud genoss einen Augenblick den erfrischenden Anblick der aufsteigenden silbrigen Funken in der roten Flüssigkeit. Er tauchte einen der rechten Daumen in das Glas und rührte; das Getränk schäumte auf. Er nippte daran.

»Kluutrud?« Das war sein Gesprächspartner. »Ich bitte um Verzeihung, ich konnte nicht schneller ...«

»Geschenkt«, unterbrach er. »Gib mir einen Bericht über die Zustände in der Rede-Arena!«

»Ich halte alles unter Kontrolle. Ich kann dir aktuelles Bildmaterial senden.«

Kluutrud brummte Zustimmung und schaltete seinen Untergebenen stumm.

Die Positronik gab den Datenstrom frei und projizierte ihn mitten in den Raum.

Die Arena blieb nach den chaotischen Ereignissen weiterhin gesperrt; jeder Besucher, der sie verlassen wollte, wurde genauestens überprüft. Soeben flatterte in der Aufzeichnung ein Vogelartiger über die äußere Wand der Arena – und wurde von einem Roboter abgefangen. Die Maschine zerrte den Geflügelten zu Boden und damit außer Sicht der Aufnahmeoptiken.

Kluutrud rechnete nicht damit, dass diese Überprüfungen ein brauchbares Ergebnis brachten – die Gesuchten hatten die Arena längst verlassen. Doch es schadete nichts, Stärke zu demonstrieren. Die Thoogondu ließen nicht mit sich spaßen. Nicht solange er im Geheimdienst auf diesem Planeten einer der wichtigsten Männer war!

Beim Anblick der Arena fühlte er sich einige Stunden zurückversetzt. Er kam sich vor, als wäre er wieder in der Rede-Arena; als wohnte er wieder dem Lobpreis-Wettstreit bei, mit dem die Stavakas dieses Morgens das Goldene Reich der Thoogondu priesen. Und als beobachtete er ein weiteres Mal von seinem erhöhten Standort auf der Schwebeplattform das Geschehen, als suchte er nach Gucky und dessen Begleitern, die sich maskiert ins Publikum geschlichen hatten. Als wartete er wieder ab, ob seine Falle zuschnappte.

Das war sie inzwischen; Gucky hatte den Lobsänger Virr Shallou gerettet, der sonst durch Kluutruds Manipulation ums Leben gekommen wäre. Danach hatte er fliehen müssen.

Die wirkliche Falle, die Kluutrud und seine Mentorin Mauthoo gestellt hatten, war dem Mausbiber dabei entgangen – ein winziger Peilsender in Shallous Gehirn. Auf diese Weise hatte Kluutrud einen Trupp Agenten an den Ort führen können, zu dem Gucky mit Shallou und zwei weiteren Begleitern geflohen war.

Sie hatten aus Shuttles sofort den gesamten Bereich mit Lähmstrahlen beschossen ... aber dummerweise war es Gucky gelungen, mit Shallou und einem Unbekannten in letzter Sekunde erneut zu teleportieren. Kurz darauf waren die Impulse des Senders erloschen; damit gab es keine Spur mehr zum Mausbiber.

Aber zwei seiner Begleiter waren zurückgeblieben. Die beiden, die nun in der Nachbarzelle gefangen saßen. Oder besser gesagt lagen, denn sie hatten das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Kluutrud kannte inzwischen ihre Identität. Er freute sich schon darauf, ihnen einige Fragen zu stellen. Notfalls ein paar mehr.

Derweil spielte das Holo vor ihm weitere Szenen aus der Arena in der kleinen Stadt Setenig ab. Einige Oschalútu, Ureinwohner dieses Planeten, gestikulierten heftig vor den beiden Thoogondu, die den Hauptausgang kontrollierten.

Kluutrud griff in das Holo und zoomte den entsprechenden Ausschnitt größer heran. Die Tonanpassung benötigte einige Augenblicke und übertrug nicht gerade perfekt, aber immerhin verständlich.

»... abläuft, ist das klar?«, sagte ein Thoogondu gerade in – so kam es Kluutrud zumindest vor – gefährlich leisem, mühsam beherrschtem Tonfall.

Kluutrud gab der Positronik den Befehl, im Zeitindex der Übertragung einige Sekunden zurückzuspringen.

»Wir sind Oschalútu und verstehen nicht, wieso wir verdächtigt werden«, sagte einer der Besucher.

»Wir bestimmen, wie es hier abläuft, ist das klar?«

»Aber wir ...« Der Oschalútu brach ab, als ein bisher scheinbar desaktiviert abseits stehender Roboter näher schwebte. Er hielt keine Waffe. Die reine Gegenwart war Drohung genug.

»Positronik«, sagte Kluutrud, »schalte das Holo ab.« Er hatte genug gesehen.

 

*

 

Er trank das Pseudo-Luooma leer. Ohne die richtige Stimmung schmeckte es nur halb so gut. Er entschied, dass er nun lange genug gewartet hatte.

Auf dem Weg in die Gefängniszelle instruierte Kluutrud die Positronik, die Chorgesänge des Ronjaa abzuspielen. Er kannte keine bessere, keine inspirierendere Kunst. Ronjaa unterlegte die dramatischen Höhepunkte seiner Darbietung mit Wärmeimpulsen, die geisterhaft-vergängliche Feuerschatten vor den Augen tanzen ließen.

Kluutrud nutzte die Gesänge seit Jahren bei seinen Verhören und ausschließlich dort. Sie intensivierten das Erlebnis auf wunderbare Weise. Er erinnerte sich an zahllose Einsätze, wobei ihm die Feuerschatten deutlicher vor Augen standen als die Gesichter der Verbrecher und Verdächtigen, die zu einem nichtssagenden Brei verschwammen.

Er trat ein.

Die Tür schloss und verriegelte sich hinter ihm. Er wusste, dass sich außerdem ein energetisches Schutzfeld aufbaute.

Die Gefangenen lagen reglos am Boden, nach wie vor betäubt, ihrer Maskerade beraubt.

»Positronik: Stell den Chorgesang lauter!«

Kluutrud genoss es, sich von den erhabenen Stimmen tragen zu lassen. Die Feuerschatten durchliefen die Luft wie Wellen eines aufgeschäumten Meeres. Im Vergleich zu Ronjaas Kunst war alles, was die Stavakas in den Rede-Arenen zum Lobpreis des Gondunats darbrachten, bestenfalls jämmerlich zu nennen.

»Lauter!«

Die Melodien schmetterten durch den Raum, ließen die kleinen Platten seines Knochenpanzers vibrieren. Es kitzelte, überrieselte ihn wie ein Schauer. Gleichzeitig wärmten ihn die ersten Hitzefiguren, als sie ihn erreichten und mit ihm verschmolzen.

»Leg ein akustisches Dämpfungsfeld um mich und erhöh die Lautstärke weiter!«

Kurz flimmerte die Luft, und er hörte es so laut wie zuvor. In der restlichen Zelle, bei den Gefangenen, musste es beinahe unerträglich sein. Und endlich reagierten sie darauf – sie erwachten. Der Schnabelmann zuerst, seine Begleiterin kurz darauf. Sie verzog das Gesicht, hob die Hände zitternd vor die Ohren.

»Das genügt«, sagte Kluutrud. »Drossle den Chorgesang auf Hintergrundbegleitung.«

Die Gesichtszüge der Gefangenen entspannten sich, ehe sie offenbar ihre Lage begriffen. Sie tauschten einen raschen Blick und setzten sich auf. Beide konnten sich nur mühsam halten – kein Wunder nach der langen Lähmung – und lehnten den Rücken gegen die Wand.

Die Feuerschatten zeichneten eine Sonne vor ihre Gesichter, die sich aufblähte und in einer Supernova verging. Die Gefangenen, nicht in der Lage, Infrarotbilder zu sehen, bekamen davon nichts mit.

Wie erbärmlich!

»Mein Name ist Kluutrud«, sagte er. »Ich bin Observant im Geheimdienst der Thoogondu. Vermutlich wisst ihr das.«

Letzte Strahlenschauer der Supernova sendeten ihre Wärme auf das Gesicht der weiblichen Gefangenen. Sie strich darüber, und für einen Moment weiteten sich ihre Augen.

»Deine Maske haben wir entfernen lassen, Lua Virtanen«, sagte Kluutrud. »Ebenso wie deine, Vogel Ziellos. Ein paar deiner Flaumfedern auf der Stirn sind dem zum Opfer gefallen – meine Mitarbeiter dachten, sie würden zu deiner Maskerade als Sli'anro gehören. Du wirst es ihnen nachsehen.«

Kluutrud schwieg, lauschte den Gesängen und beobachtete.

Die beiden ließen sich nichts anmerken – nicht einmal einen Funken Entsetzen darüber, dass ihre echten Namen bekannt waren. Das musste man ihnen lassen: Sie erwiesen sich als Profis. Doch das würde ihnen nicht helfen.

Der Schnabelmann reagierte als Erster, und das mit einer geradezu lächerlichen Frage: »Mit welcher Begründung werden wir festgehalten?«

»Ernsthaft?«, fragte Kluutrud.

»Ernsthaft.«

»Ihr seid verurteilte Verbrecher, die aus einem Scuul-Gefängnis geflohen sind und ihren Tod vorgetäuscht haben. Meine Gratulation übrigens. Mir ist nicht bekannt, dass das jemals zuvor einem Gefangenen gelungen wäre.«

Deshalb kannte Kluutrud ihre Namen. Als er Holoaufnahmen in die Zentrale geschickt hatte, waren sie dort sofort erkannt worden. Es hatte Kluutrud nicht einmal überrascht – immerhin waren diese beiden gemeinsam mit Gucky entflohen, und der hatte durch seine törichten Rettungsaktionen in der Arena selbst offenbart, dass er sich unerkannt auf Oschal aufhielt.

»Dann weißt du ja«, sagte Lua Virtanen, »dass wir erneut fliehen werden.«

Kluutrud lachte. »Wenn ihr auf Guckys Hilfe hofft, lasst euch gesagt sein, dass es mir genauso geht. Ich hoffe ebenfalls, dass er sehr bald hier auftauchen wird, um euch zu befreien.«

Damit wandte er sich um und verließ ohne ein weiteres Wort der Erklärung die Zelle.

Fürs Erste.

»Positronik: Musikwiedergabe stoppen!«, sagte er.

2.

Spinnen und Schlimmeres

 

Einen halben Meter neben ihnen fiel eine Felswand steil ab. Einen Schritt zu allen anderen Seiten wuchs dichtes, bläulich rotes Dornengebüsch.

Gucky trat an die Kante und schaute in die Tiefe. Fünfzig, vielleicht hundert Meter weiter unten brach ein Wasserfall aus der Wand und stürzte in einen See. Ein Geflecht aus Bächen mäanderte daraus.

»Heimeliges Plätzchen, nicht wahr?«, fragte der Mausbiber.

Donn Yaradua gab einen Laut von sich, der nicht sehr amüsiert klang. »Wieso hast du uns ausgerechnet hierher teleportiert?«

»Ich dachte, das gefällt euch. Idealer Ort, um unserem Kumpel hier ...« Er deutete auf den reglosen Virr Shallou. »... einen tödlichen Metallsender aus dem Gehirn zu operieren.« Die Reste des winzigen Geräts lagen in einer kleinen Blutlache neben dem Kopf des Oschalútu.

Yaradua sah ebenfalls in die Tiefe, verkrampfte sich und ging danach so weit vom Abgrund weg, wie nur irgend möglich. Was im Klartext hieß, dass er einen Schritt zurücktrat und sich auf den steinernen Boden setzte, den Rücken am Gebüsch. Dornen verhakten sich im Stoff seiner Kleidung. »Und jetzt die Version ohne Guckyscherz.«

»Ich bin mit letzter Kraft aus unserem Versteck teleportiert, als die Shuttles auftauchten und uns beschossen haben.« Gucky ließ den Kopf hängen. »Blindlings irgendwohin.«

»Dann hatten wir wohl Glück, nicht zehn Meter weiter dort draußen gelandet zu sein?« Yaradua deutete ins Nichts.

»Meistens lande ich auch bei einer solchen Aktion auf festem Boden.«

»Glück?«

»Eher ... Instinkt«, erklärte der Mausbiber. »Das geht ganz von allein. Teleportieren ist bei mir wie laufen. Nur anders.«

»Kannst du uns hier wegbringen? Mir ist nicht besonders wohl bei dem Gedanken, dass Wind aufkommen könnte.«

»Ein bisschen wirst du aushalten müssen«, sagte Gucky. »Ich bin alles andere als fit. Wenn ich jetzt schon teleportiere, schaffe ich es vielleicht nicht, und dann können wir wirklich auf halbem Weg nach unten rauskommen.«

Yaradua grinste schief. »Ist ja nicht so, als hätten wir was anderes vor. Wir können ein paar Lieder singen und vielleicht ein Lagerfeu...«

»Beweg dich nicht«, fiel Gucky ihm ins Wort.

»Was soll ...«

»Still!«

Donn Yaradua gehorchte.

Gucky starrte auf das Spinnentier, das auf handspannenlangen Beinen seinen feisten Leib aus den blauroten Blättern des Gebüschs schob. Chelizeren bewegten sich unablässig unter daumennagelgroßen Facettenaugen.

Der Mausbiber konzentrierte sich und sammelte Kräfte.

Die Spinne hob ruckartig zwei Beine, deren Spitzen dicht vor Donn Yaraduas Nacken verharrten.

Gucky packte telekinetisch zu und schleuderte das Tier zur Seite. Es überschlug sich, platschte klackend neben dem Terraner auf und huschte davon.

»Ich hab's ja sonst nicht so mit Vorurteilen«, sagte Gucky, »aber das Vieh sah mir nicht besonders freundlich aus.«

Yaradua rutschte vom Gebüsch weg. »Irgendwie gefällt es mir hier immer weniger.«

»Und mir gefällt nicht, dass wir nicht wissen, wie es ihm geht.« Gucky deutete auf Virr Shallou.

Der Mund im nasenlosen, fremdartigen Gesicht des Oschalútu stand halb offen. Die Sinnesbüschel, große Hautlappen an den Seiten des humanoiden Körpers, hingen schlaff und gräulich verfärbt, wie abgestorbenes Gewebe.

So sah er aus, seit Gucky vor wenigen Augenblicken zu sich gekommen war –