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Paul Heyse

Unvergessbare Worte

Novelle

Paul Heyse

Unvergessbare Worte

Novelle

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
1. Auflage, ISBN 978-3-962812-00-3

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Unvergessbare Worte

1883

Aus dem süd­öst­li­chen Tor von Vi­cen­za, Por­ta Mon­te ge­nannt, weil der Fuß des Mon­te Be­ri­co hier dicht bis an die Stadt her­an­tritt, roll­te an ei­nem son­ni­gen April­nach­mit­tage des Jah­res 1849 ein leich­ter Wa­gen auf der Land­stra­ße da­hin, dem Lauf des hel­len Flüss­chens Bac­chiglio­ne ent­ge­gen, das in sanf­ten Krüm­mun­gen durch die hei­te­ren Flu­ren strömt. Ein schö­nes jun­ges Fräu­lein saß im Wa­gen, nach­läs­sig zu­rück­ge­lehnt, ohne dar­auf zu ach­ten, dass ihr brei­ter Som­mer­hut sich ver­bog und die dunklen Sam­met­bän­der zer­knit­tert wur­den. De­sto auf­rech­ter hielt sich ihr ge­gen­über auf dem Rück­sitz eine ält­li­che Dame mit ei­nem sei­de­nen, blu­men­ge­schmück­ten Hut, ei­nem zier­li­chen Son­nen­schirm und schwarz­sei­de­ner Man­til­le, die von Zeit zu Zeit durch eine gol­de­ne Lor­gnet­te die Ge­gend be­trach­te­te. Ob die zwei sich ge­gen­über­sa­ßen, weil für die sehr um­fang­rei­che Per­son der äl­te­ren kein hin­läng­li­cher Platz im Fond üb­rig blieb, oder weil es ei­ner Kam­mer­frau nicht an­steht, ne­ben ei­nem Prin­zess­chen zu sit­zen, war nicht zu er­ra­ten. Zwar deu­te­te das fei­ne, et­was küh­le und stol­ze Näs­chen des Fräu­leins auf eine vor­neh­me Her­kunft. Aber auch die äl­te­re wuss­te ih­rem brei­ten, gut­mü­ti­gen Ge­sicht den Aus­druck ei­ner nicht ge­rin­gen Wich­tig­keit zu ge­ben, und in­dem sie dann und wann ein Gäh­nen ver­barg, sah sie auf das frucht­ba­re Land zu ih­rer Rech­ten und die zer­streu­ten Häu­schen und Hüt­ten an den Ab­hän­gen des Mon­te Be­ri­co zur Lin­ken mit so her­ab­las­sen­der Gleich­gül­tig­keit, als ob es eine be­son­de­re Gna­de wäre, dass sie einen Blick ih­rer klei­nen ver­giss­mein­nicht­blau­en Au­gen an sie wen­de­te.

So wa­ren sie noch kei­ne hal­be Stun­de ge­fah­ren, als der Wa­gen rechts in einen Hohl­weg ein­lenk­te und nach ei­nem kur­z­en, müh­sa­me­ren An­stieg vor ei­nem ho­hen Gar­ten­to­re hielt, des­sen mäch­ti­ge Stein­pfei­ler durch drei ei­ser­ne Git­ter ver­schlos­sen wa­ren. Der Kut­scher sprang vom Bock und riss an ei­nem ros­ti­gen Glo­cken­zug, der weit ins In­ne­re ei­nes nied­ri­gen Ge­bäu­des hin­ter dem Ein­gang führ­te, so­dass der Schall der Klin­gel drau­ßen nicht ver­nom­men wur­de. Auch dau­er­te es eine Wei­le, bis aus dem Hau­se drin­nen ein Le­bens­zei­chen zu­rück­kam.

In­zwi­schen hat­ten die Da­men Zeit, durch das Git­ter in den Gar­ten zu spä­hen. Ein brei­ter Weg führ­te zwi­schen zwei dicht ge­scho­re­nen Wän­den von im­mer­grü­nem Lau­be zu ei­ner frei­en Höhe hin­an, auf wel­cher ein vier­e­cki­ges Ge­bäu­de von mä­ßi­gem Um­fang mit flach­run­dem Da­che stand. Ein Por­ti­kus mit nied­ri­gem Gie­bel sprang vor, auf sechs schlan­ken Säu­len ru­hend, zu de­nen eine breit­stu­fi­ge Trep­pe hin­auf­führ­te. Die­ser zier­lich-fei­er­li­che Bau lag in der tiefs­ten Ein­sam­keit, rings von ho­hem Gra­se um­wu­chert, und die vie­len Göt­ter­bil­der von gelb­li­chem Stuck, die sich auf al­len Vor­sprün­gen des Da­ches und der Freitrep­pe, ja schon auf den obe­ren Rän­dern der bei­den He­cken nie­der­ge­las­sen hat­ten, schie­nen als die al­lei­ni­gen Her­ren den zau­ber­haf­ten Frie­den die­ses ver­öde­ten Land­sit­zes zu ge­nie­ßen.

Ma­ria Jo­seph! rief die äl­te­re Dame, nach­dem sie einen kur­z­en Blick durch ihre Lor­gnet­te ge­wor­fen, ich glau­be gar, Nest­chen, das ist wie­der so ein Hei­den­tem­pel, wie wir schon meh­re­re ge­se­hen ha­ben, mit lau­ter Göt­zen­bil­dern. Müs­sen wir hier wirk­lich aus­stei­gen und all die­se an­ti­quités in der Nähe be­schau­en?

Du kannst sit­zen blei­ben, Ze­phy­ri­ne, und hier im Wa­gen dei­ne ver­säum­te Sies­ta nach­ho­len, er­wi­der­te das Fräu­lein mit lä­cheln­der Mie­ne. Nur musst du dann dein Leb­tag ein­ge­ste­hen, dass du eine der größ­ten Se­hens­wür­dig­kei­ten von Vi­cen­za ver­schla­fen hast. Dies ist kein Tem­pel, son­dern die be­rühm­tes­te Vil­la der gan­zen Lom­bar­dei, die der große Pal­la­dio für einen rei­chen Mar­che­se ge­baut hat, der­selb, weißt du, der all die schö­nen Pa­läs­te und das Stadt­haus und das selt­sa­me an­ti­ke Thea­ter, von dem wir eben her­kom­men, er­fun­den und aus­ge­führt. Da ich für dei­ne Kunst­bil­dung ver­ant­wort­lich bin, hab’ ich dir auch das zei­gen wol­len. Aber zwin­gen will ich dich nicht. Da kommt eben der Pfört­ner, dem kannst du mich ru­hig al­lein an­ver­trau­en.

Was den­ken Sie nur, Ness­chen! rief die an­de­re und mach­te An­stal­ten, zu­erst aus­zu­stei­gen. Ich bin wahr­haf­tig nicht müde und habe nur so ge­re­det, weil ich die ewi­gen Säu­len nicht lei­den kann. Aber viel­leicht ver­ste­he ich das nicht. Wenn es die letz­ten sein sol­len für heu­te, will ich auch das noch über mich er­ge­hen las­sen. Es ist nur so schwül, und an Schat­ten scheint in die­sem ver­wun­sche­nen Park kein Über­fluss zu sein. Mer­ci, mon ami. Me voilà!

Die­se Wor­te rich­te­te sie an einen klei­nen mür­ri­schen Al­ten, der das Sei­ten­p­fört­chen auf­ge­schlos­sen hat­te und jetzt ohne ein Wort zu sa­gen an den Wa­gen trat, um den Da­men be­hilf­lich zu sein. Sie setz­te, da sie kei­ne Sil­be Ita­lie­nisch wuss­te, vor­aus, dass je­der­mann ihr Fran­zö­sisch ver­ste­hen müs­se. Da­bei schwang sie sich mit so ju­gend­li­cher Gra­zie vom Wagen­tritt hin­ab, wie man es ih­rer schwer­fäl­li­gen Fi­gur nicht zu­ge­traut hät­te, wand­te sich dann nach dem Fräu­lein um und bot ihr zum Aus­s­tei­gen die Hand. Hier­auf gin­gen sie lang­sam den sanft an­stei­gen­den Weg hin­an, die äl­te­re nicht ohne ei­ni­ges Keu­chen, ob­wohl der Schat­ten der ho­hen Laub­wand die Hit­ze mil­der­te, das Fräu­lein mit ei­nem ru­hi­gen, leich­ten Schritt, den fei­nen Kopf ein we­nig in den Na­cken zu­rück­ge­wor­fen und mit den zar­ten Na­sen­flü­geln und dem halb ge­öff­ne­ten Mun­de die woll­lus­ti­gen Düf­te die­ser grü­nen Ein­sam­keit ein­at­mend. Als sie die Höhe er­reicht hat­te, stand sie still und ließ ihre großen dunklen Au­gen lang­sam über die ein­zel­nen Tei­le des rei­zen­den Ge­bäu­des schwei­fen, das hier in sei­ner Ge­stalt sie noch mehr ent­zück­te, als in den Ab­bil­dun­gen, die sie frü­her da­von ge­se­hen. Das rei­ne Blau des Früh­lings­him­mels um­floss die ed­len Li­ni­en der vor­sprin­gen­den Gie­bel, wie ein durch­sich­tig wei­ches Ge­we­be sich um schö­ne ru­hen­de Glie­der schmiegt, so nahe schi­en der un­end­li­che Äther an das Ge­stein her­an­zu­tre­ten. Dazu die blü­hen­de Wild­nis rings­um, in der kei­ne Spur ei­ner ord­nen­den Men­schen­hand zu ent­de­cken war, die Ro­sen an den ver­fal­le­nen Mäu­er­chen, die bun­ten Blu­men, die aus der ver­wil­der­ten Wie­se sie an­lach­ten, und fern in den Re­ben- und Maul­beer­gär­ten, die das Som­mer­haus un­ab­seh­lich um­ring­ten, ein be­täu­ben­des Ge­schwirr von Gril­len, Vo­gel­stim­men und Laub­fröschen, wäh­rend die schwü­le Luft mit fast sicht­ba­rem Zit­tern hin und her wog­te.

In­des­sen war der Alte, dem die Be­wa­chung die­ses ver­las­se­nen Pa­ra­die­ses an­ver­traut war, die vor­de­re Trep­pe hin­auf­ge­eilt und hat­te die Tür un­ter dem schat­ti­gen Por­ti­kus auf­ge­schlos­sen: dann ver­schwand er ins In­ne­re, wäh­rend die bei­den Da­men ihm lang­sam folg­ten. Das Fräu­lein sprach kein Wort. Ze­phy­ri­ne da­ge­gen konn­te sich nicht ent­hal­ten, über die – wie sie aus­drück­te – my­tho­lo­gi­schen Un­schick­lich­kei­ten, die hier über­all her­um­stan­den, ihre miss­bil­li­gen­den Be­mer­kun­gen zu ma­chen. Wenn sie noch we­nigs­tens der Sün­de wert wä­ren? rief sie mit drol­li­ger Ent­rüs­tung. Aber se­hen Sie nur, Ness­chen, die­se Nym­phe mit der völ­lig zer­flos­se­nen Tail­le und die­sen hor­reur­s von Platt­fü­ßen, und je­ner jun­ge Mann, – nein, une fem­me, qui se re­spec­te, soll­te mit sol­chem mau­vais gen­re ver­schont wer­den, und wenn es zehn­mal dar­un­ter stän­de, dass man es hier mit Göt­tern und Göt­tin­nen zu tun hat!

Die Jun­ge sah an alle dem vor­bei und rümpf­te nur leicht die fei­ne Ober­lip­pe zu dem Ge­schwätz ih­rer Beglei­te­rin. Als sie aber jetzt durch den dunklen Ein­gang in den schau­er­küh­len mitt­le­ren Raum ein­trat, jene be­rühm­te Rotun­de, die durch eine schlank sich wöl­ben­de Kup­pel so stolz und an­mu­tig ge­schlos­sen wird, ent­fuhr ihr ein Ah! der kind­lichs­ten Be­wun­de­rung. Sie stand eine gan­ze Wei­le in die­sem Hell­dun­kel mit halb­ge­schlos­se­nen Au­gen, die nichts ein­zel­nes sa­hen, nicht die Stuckor­na­men­te in ih­ren ver­bli­che­nen Far­ben, noch die Sta­tu­en auf ih­ren ver­staub­ten So­ckeln. Nur ein selt­sa­mes Wohl­ge­fühl durch­ström­te sie, in­dem sie sich des schar­fen Kon­tras­tes be­wusst ward zwi­schen der schwü­len, durch­sonn­ten Hel­le da drau­ßen und der küh­len Heim­lich­keit die­ses Rau­mes, des­sen Däm­me­rung sich mehr und mehr lich­te­te, da nun die vier im Kreuz ein­an­der ge­gen­über­ste­hen­den Tü­ren eine nach der an­dern durch den Al­ten ge­öff­net wur­den und Wär­me und Licht von drau­ßen ein­drin­gen lie­ßen.

Der Haus­hü­ter war wie­der zu ihr ge­tre­ten und frag­te, ob sie nicht die Wohn­zim­mer se­hen wol­le. Sie nick­te und folg­te ihm durch eine Rei­he sehr ver­wahr­los­ter Ge­mä­cher, die um den Mit­tel­saal her­um sich an­ein­an­der­schlos­sen. Sie wa­ren dürf­tig mö­bliert, und der Staub lag auf den alt­mo­di­schen Ses­seln aus der Na­po­leo­ni­schen Zeit, den dünn­bei­ni­gen Tisch­chen, den Bett­ge­stel­len, de­ren Pfüh­le und Ma­trat­zen seit Jah­ren nicht ge­lüf­tet zu sein schie­nen. Die Herr­schaf­ten hiel­ten hier schon lan­ge nicht mehr ihre Vil­le­gia­tur. Sie sei­en nicht gut zu spre­chen auf das ös­ter­rei­chi­sche Re­gi­ment und hät­ten an­de­re Land­häu­ser ge­nug, so­dass sie die Rotun­de ver­fal­len lie­ßen. Auch müss­te, um sie wohn­lich zu ma­chen, gar zu viel hin­ein­ge­steckt wer­den.

Das Fräu­lein hat­te dem al­ten Murr­kopf ge­dul­dig zu­ge­hört, wäh­rend er die frü­he­ren Zei­ten pries, wo es hier zu­wei­len hoch her­ge­gan­gen sei und Sän­ger und Gei­ger den Kup­pel­saal von der schöns­ten Opern­mu­sik hat­ten wi­der­hal­len las­sen. Er schleu­der­te die Wor­te mit ei­ner wun­der­li­chen Hef­tig­keit hin­aus, als ma­che er auch sie, die er mit Recht für eine Ös­ter­rei­che­rin nahm, für die trau­ri­ge Ver­än­de­rung der Din­ge ver­ant­wort­lich. Sie be­trach­te­te da­bei auf­merk­sam die De­cken­ge­mäl­de, die Mar­mor­ge­sim­se der Ka­mi­ne und was ir­gend an die ent­schwun­de­nen fest­li­chen Zei­ten er­in­ner­te. Da­zwi­schen warf sie die Fra­ge ob er wohl glau­be, dass die Fa­mi­lie, wenn sich ein Käu­fer fän­de, die Vil­la her­ge­ben wür­de.

Der Alte sah sie groß an. Ein sol­cher Ge­dan­ke war ihm of­fen­bar nie durch den Kopf ge­gan­gen, wäh­rend er mit ei­ner ach­sel­zu­cken­den Ge­bär­de die Fra­ge­rin an­starr­te, wand­te sie sich nach ih­rer Beglei­te­rin um, die ihr un­lus­tig ge­folgt war. Was meinst Du, Ze­phy­ri­ne? sage sie. Müss­te es sich hier nicht herr­lich hau­sen las­sen, na­tür­lich nicht in der hei­ßes­ten Zeit, aber so im Herbst, wenn es auf Hains­tet­ten schon rau und un­wirt­lich zu wer­den an­fängt? Man könn­te den Gar­ten hier ganz so las­sen, wie er ist, nur die Zim­mer müss­ten sau­ber wer­den und – ist eine Kü­che da? frag­te sie den Al­ten. Nun, die lie­ße sich in den Kel­ler­räu­men zur Not ein­rich­ten. Ist es nicht drol­lig, Ze­phy­ri­ne, dass von ei­ner Kü­che hier gar kei­ne Rede ist? Als ob die Be­sit­zer, wie die Sta­tu­en drau­ßen, im­mer nur von der Luft ge­lebt hät­ten, oder gar wie die olym­pi­schen Göt­ter von Nek­tar und Am­bro­sia.

Ze­phy­ri­ne war nicht ge­launt, auf die­se Scher­ze ein­zu­ge­hen. Sie be­haup­te­te, die Mo­der­luft in die­sen Räu­men fal­le ihr auf die Brust, und als sie in ei­nem Eck­zim­mer, wo jetzt die Son­ne breit her­ein­drang, ein mit ver­schos­se­nem Sei­den­stoff über­zo­ge­nes Sofa er­blick­te, lief sie dar­auf zu und ließ sich auf das har­te Pols­ter sin­ken mit der Mie­ne ei­nes ge­hetz­ten Wil­des, das end­lich auf ei­ner ge­si­cher­ten Stel­le zu­sam­men­bricht.

Das Fräu­lein nick­te ihr mit ei­nem zer­streu­ten Lä­cheln zu und ging wei­ter. Auch den Al­ten ver­ab­schie­de­te sie. Er brau­che ihr nicht im­mer auf den Fer­sen zu blei­ben. Er wer­de es oh­ne­hin müde sein, im­mer die­sel­ben Zim­mer zu durch­mus­tern und vor je­dem Frem­den die Per­sia­nen auf­zu­ma­chen. Ob er oft Be­such er­hal­te? Es sei ver­schie­den, je nach der Jah­res­zeit. Im Früh­jahr und Herbst kämen die meis­ten. Auch heu­te Vor­mit­tag sei schon je­mand da ge­we­sen, ein jun­ger Herr, der zu Fuß von der Stadt her­aus­ge­kom­men und al­les sehr ge­nau be­sich­tigt, ihn dann aber fort­ge­schickt habe, weil er eine Zeich­nung habe ma­chen wol­len. Her­nach sei er plötz­lich ver­schwun­den ge­we­sen, ohne et­was mit­zu­neh­men, wie er sich ge­nau über­zeugt, doch frei­lich auch ohne et­was zu­rück­zu­las­sen.

Das Fräu­lein griff in die Ta­sche, zog ein Geld­beu­tel­chen her­aus und gab ihm ein großes Sil­ber­stück. Das Ge­schenk, das weit über sei­ne Er­war­tung war, mach­te ihn aber nicht freund­li­cher. Er nick­te fins­ter mit dem Kopf, in­dem er sich zum Ge­hen wand­te; die Da­men möch­ten nur blei­ben, so lan­ge sie woll­ten, er müs­se in sein Haus, nach sei­nem biss­chen Es­sen zu se­hen, das auf dem Her­de ste­he. Sei­ne En­ke­lin sei ein dum­mes Ding von sie­ben Jah­ren und las­se die Po­len­ta gern an­bren­nen.

Als sie nun al­lein war, ging sie wie­der in den Kup­pel­saal und setz­te sich auf den So­ckel ei­ner Ju­pi­t­er­sta­tue. Da über­ließ sie sich ei­ner schwer­mü­ti­gen Träu­me­rei, in­dem auf ein­mal ihr gan­zes jun­ges Le­ben, wie in ein großes Ta­bleau zu­sam­men­ge­drängt, vor sie hin trat und trotz der bun­ten Far­ben sie mit ei­nem un­heim­li­chen Ge­fühl von Lee­re und Käl­te durch­schau­er­te. Sie konn­te es end­lich nicht län­ger aus­hal­ten, stand mit ei­ner stol­zen Be­we­gung, wie je­mand, der ei­ner feind­li­chen Macht die Stir­ne bie­tet, auf und warf die Lo­cken zu­rück. Der Hut fiel ihr in den Na­cken, sie fuhr leicht zu­sam­men, als habe sie ein Frem­der an der Schul­ter be­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­