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Markus Berger

Psychoaktive
Drogen

Substanzkunde für mündige Menschen

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Impressum

Markus Berger

Psychoaktive Drogen – Substanzkunde für mündige Menschen

Nachtschatten Verlag

Kronengasse 11

CH-4500 Solothurn

www.nachtschatten.ch

info@nachtschatten.ch

© 2017 Nachtschatten Verlag

© 2017 Markus Berger

Bildnachweis: Seiten 6, 28, 47, 68, 91, 125, 136, 147, 151: Archiv des Autors; 10: Pixabay; 22: Pixabay; 26: Firmenarchiv Novartis; 29: Archiv Nachtschatten Verlag; 35: CC-BY-SA 3.0 / Ak ccm; 40: CC BY-SA 3.0, Mushroom Observer; 44: E.W. Smith; 52: A Golden Guide to Hallucinogenic Plants; 55: Public Domain; 55: CC-BY-SA-3.0: Forest & Kim Starr; 71: Bluelight.org; 74: Public Domain; 76: CC-BY-SA-4.0, Radspunk; 77: CC-BY-SA-3.0 / Stan Shebs; 86: CC-BY-SA-3.0: H. Zell; 103: Public Domain; 111: ZVG; 117: CC-BY-SA-3.0 / La Cara Salma; 139: www.BioLib.de; 143: CC-BY-SA-3.0: Forest & Kim Starr; 155: Drugscouts

Lektorat: Jutta Berger

Layout: Nina Seiler, Zürich; Janine Warmbier, Hamburg

Umschlaggestaltung: Sven Sannwald, Lüterkofen

ISBN: 978-3-03788-514-7

eISBN: 978-3-03788-515-4

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.

Inhalt

Vorwort

Einführung – Sicher die inneren Welten bereisen: Ein Reiseführer

Drogenporträts

Cannabis (Hanf)

LSD

Psilocybin und Pilze

DMT und 5-MeO-DMT

Iboga und Ibogain

Meskalin und Kakteen

2C-B und Verwandte

MDMA (Adam, Ecstasy, XTC, Emma)

Amphetamin, Methamphetamin & Co.

Coca und Kokain

Opium und Morphin

Ketamin

Lachgas, N2O

GHB, GBL, BDO & Co.

Fliegenpilz Amanita muscaria

Salvia divinorum Zaubersalbei

Kava-Kava Piper methysticum

Kanna Sceletium tortuosum

Kratom Mitragyna speciosa

Nachtschatten-Alkaloide

Piperazine (TFMPP und BZP)

Danksagung

Über den Autor

Literatur

Nützliche Links

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Historische Illustrationen von alten Rauschdrogen: Cannabis, Schlafmohn und Mutterkorn.

Vorwort

Der Konsum von psychoaktiven Drogen ist eine Realität, auch wenn Politiker, Gesetzgeber und viele Menschen dies immer noch nicht wahrhaben wollen. Informationen über Drogen kursieren viele. Während der Staat mit propagandistischen Mitteln versucht, den Status quo der Drogenprohibition, des Kriegs gegen Drogen, um jeden Preis aufrechtzuerhalten, sterben ungezählte Opfer an verstreckten Straßenstoffen, an politischer Repression oder an ihrer eigenen Unwissenheit.

Dabei ist ernsthafte Aufklärung und Bildung in Sachen psychoaktive Drogen so wichtig wie unerlässlich, denn berauschende Mittel wurden schon immer verwendet. Sie begleiten den Menschen und seine Kulturgeschichte von Anbeginn. Drogen werden auch heute genommen – noch nie in der Geschichte gab es laut der aktuellen Statistiken so viele Drogenkonsumenten und auch Drogentote wie heute, wobei da die Opfer von Alkohol, Nikotin und Medikamenten noch gar nicht dazu gerechnet sind, und das, obwohl die Drogengesetze in den vergangenen Jahren immer härter geworden sind. Die Drogenpolitik hat auf ganzer Linie versagt – das Gros der Verantwortlichen hält aber nach wie vor daran fest. Auch die Zukunft wird, was den Drogenkonsum angeht, nicht anders aussehen.

Als Fachmann für Rauschkunde erhalte ich immer wieder Zuschriften von Menschen, die mit Drogen in der Tat problematisch umgehen und sich nicht einmal darüber bewusst sind, was sie sich da eigentlich antun.

Was wir erreichen müssen, ist ein Ende der Pharmakratie und damit die Chance für alle, sich eine ausreichende Drogen- und Genussmündigkeit sowie Substanzkompetenz anzueignen, denn Wissen und Informationen retten Leben! Wir bringen unseren Kindern von klein auf den richtigen Umgang mit potenziell gefährlichen Substanzen und Objekten bei: Iss nicht zu viel Zucker, der ist ungesund. Trink ausreichend Wasser, wenn du schwitzt. Renne nicht mit der Schere in der Hand durchs Haus, und sei vorsichtig beim Fahrradfahren! Ja, sogar der Umgang mit Alkohol wird in unserer Gesellschaft schon den Jüngsten beigebracht.

Wenn Menschen sich dann dazu entschließen, illegalisierte Drogen zu konsumieren, heißt es nur lapidar, Drug-Checking-Angebote seien nicht nötig, die Leute sollten doch bitteschön einfach die Finger von verbotenen Substanzen lassen. So tatsächlich gesagt von Bundeskanzlerin Angela Merkel im deutschen TV. Das ist schon ein arger Realitätsverlust! Oder Vogel-Strauß-Politik und wie es der US-amerikanische Psychonaut, Philosoph und Ethnopharmakologe Terence McKenna gerne zitierte: »My mind is made up, don’t confuse me with facts« (Meine Meinung steht fest, verwirr mich nicht mit Fakten).

Ob es die Gesetzgeber nun wahrhaben wollen oder nicht: Psychoaktive Drogen werden in den Gesellschaften dieser Erde eine Rolle spielen, solange der Mensch auf diesem Planeten wandelt. Bestrebungen der UN, die Welt »drogenfrei« zu machen, sind so sinnlos wie fern jeder Erkenntnis über Kern und Funktionsweise des Lebens. Deshalb habe ich für dieses kleine Brevier der Drogenkunde bewusst solche Substanzen ausgewählt, die von Freizeitkonsumenten häufig verwendet werden. Manche Drogen, wie zum Beispiel der Fliegenpilz und das Lachgas, scheinen zurzeit wieder größeres Interesse bei den Usern zu entfachen, weshalb es vonnöten ist, in den korrekten Gebrauch nach den Safer-Use-Regeln einzuführen – manche Substanzen sind eben in ihrer Handhabung potenziell heikel.

Exotischere Substanzen, von denen ich glaube, dass viele sie potenziell unsachgemäß anwenden, die Nachtschattendrogen und Piperazine zum Beispiel, sind ebenfalls kurz abgebildet. Auf eine Aufnahme der mittlerweile unüberschaubar vielen Research Chemicals (RC) habe ich verzichtet. Für solche Substanzen sollte einfach gelten: Finger weg, bis sie ausreichend erforscht wurden und brauchbare Literatur dazu vorliegt!

Die Drogenporträts eignen sich beispielsweise für die Verwendung im Unterricht, denn sie räumen mit mannigfaltigen Mythen rund um psychoaktive Drogen auf und informieren, ohne zu glorifizieren und ohne zu verteufeln. Nur wenn man über ein Tabuthema offen sprechen kann, ist es möglich, potenzielle Risiken zu mindern oder auszuschließen und Schaden abzuwenden. Wenn Menschen heimlich Substanzen nehmen, weil sie Angst vor der Konfrontation oder Stigmatisierung haben, ist die Gefahr deutlich größer, dass sie Fehler in der Handhabung dieser Stoffe begehen, was eventuell gesundheitsschädliche oder sogar lebensbedrohliche Auswirkungen haben kann. Nur die offene Diskussion kann für die auf diesem Gebiet notwendige Bildung und Aufklärung sorgen.

Die hier versammelten Drogenporträts sind über mehr als zehn Jahre hinweg in diversen Magazinen zur Drogenkunde erschienen und deshalb heute nicht mehr oder kaum noch greifbar. Der größte Teil wurde erstmals als Drogeninfo-Reihe mit dem Titel Markus Bergers Psychoaktiva im Magazin THCene abgedruckt, einige Artikel waren im Hanf Journal in einer Reihe desselben Titels erschienen. Einzelne Texte wurden darüber hinaus in der Fachzeitschrift Entheogene Blätter und im Hanfmagazin grow! veröffentlicht. Alle Porträts wurden angepasst und hier und da erweitert.

Ich bin froh, dass der Nachtschatten Verlag diese Drogeninfos mit vorliegendem Buch literarisch konserviert und damit für eine größere Öffentlichkeit verfügbar macht. Möge diese kleine Schrift in die richtigen Hände fallen und so manche Wirrung aufklären.

Markus Berger, im November 2017

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Einführung

Sicher die inneren Welten bereisen: Ein Reiseführer

Um es ganz einfach zu sagen, wenn wir das psychedelische Modell ernst nähmen, wären wir gezwungen, unsere Leben vollständig zu ändern. Es fällt schwer, sich etwas Revolutionäreres, und somit (von der konventionellen Warte aus) Gefährlicheres und Unterdrückenswerteres vorzustellen.

JIM DEKORNE: Psychedelischer Neo-Schamanismus

Der psychedelisch Reisende [kann] das kollektive evolutionäre Bewusstsein von Millionen von Jahren der Vergangenheit und einer unendlichen Zukunft erschließen und erfahren.

D. M. TURNER: Der Psychedelische Reiseführer

Wenn wir in den Urlaub fahren, müssen wir uns am besten gut vorbereiten und auf einiges gefasst machen. Womöglich bereisen wir Gegenden, die wir nie gesehen haben, in denen Menschen leben, deren Kultur eine völlig andere ist als die unsere. Wir müssen uns auf eine fremde Sprache, fremde Sitten und vielleicht gar andersartige Moralvorstellungen und eine andere Religion einstellen. Bevor wir in den Urlaub starten, müssen wir uns die notwendige Zeit dafür schaffen, bei guter Gesundheit sein, die entsprechende Laune mitbringen, genügend Geld auf dem Konto und im Portemonnaie haben, die Flüge oder Fahrten müssen gebucht, die Unterkünfte reserviert werden. Alles vollkommen normale Vorbereitungen, die wir tätigen, um anschließend eine erholsame Urlaubszeit genießen zu dürfen.

So etwa sieht die Planung einer Reise in der äußeren Welt aus, und nicht anders verhält es sich mit den Reisen, die der ernsthafte Drogenkonsument (Psychonaut genannt) in den inneren Weltenraum des Geistes unternimmt. Die allerwenigsten würden wohl auf die Idee kommen, einfach spontan und aus einer Lust oder Laune heraus, jetzt sofort ins Auto zu steigen und ohne jede Vorbereitung in ein fremdes Land zu fahren. Und genauso sollten wir auch mit psychoaktiven Molekülen umgehen, die unseren Geist in andere Gefilde katapultieren. Wie man sich am besten vorbereitet und was es alles zu beachten gilt, schauen wir uns jetzt einmal an.

Demut

Als ich den Kollegen und Ethnopharmakologen Christian Rätsch im Rahmen eines Interviews einmal fragte, was seiner Ansicht nach das wichtigste Rüstzeug des Drogenkonsumenten sei, antwortete er: »Die Demut. Die Demut vor der Natur.« Und damit sind wir bereits dabei, unsere psychedelische Reisetasche zu füllen.

Wer psychoaktiven Substanzen mit Gleichgültigkeit, Überheblichkeit oder falscher Lässigkeit begegnet, der ist für die Reise in den inneren Weltraum nicht gut gewappnet. Fehlende Demut vor der Natur und der Natur des Geistes, mangelnde Demut vor dem Mysterium des Lebens und ebenso fehlende Demut gegenüber den psychoaktiven Molekülen, die Mittler zwischen den Welten und Geisteszuständen sind, kann für den Reisenden in katastrophalen psychischen Verstrickungen enden, derer er sich nicht allein erwehren kann, und die er möglicherweise während der psychedelischen Sitzung nicht einmal seinen Mitreisenden zu vermitteln in der Lage ist.

Machtvolle Entheogene, wie zum Beispiel die Tryptamin- und Phenethylaminhalluzinogene, sind nicht geeignet, lapidar und nebenher »eingeschmissen« zu werden. Die Folgen können nämlich für den Unbedarften ganz besonders unschön werden: Verwirrungszustände, Angst, Paranoia und psychotische Anwandlungen können aus der unreflektierten und angeberischen Zufuhr von Psychedelika resultieren.

Gute Gesundheit

Der Drogenkonsument sollte vor Antritt einer Reise bei guter Gesundheit sein. Sowohl physisch wie auch psychisch. Es ist nicht besonders sinnvoll, sich mit einem akuten Fieberschub auf einen psychedelischen Trip einzulassen – es sei denn, man weiß genau, was man tut und hat ein klar definiertes Ziel vor Augen.

Auch mit Herz-Kreislauf-Beschwerden, Organerkrankungen und anderen schwerwiegenden körperlichen Gebrechen sollte man sich am besten nicht auf einen psychoaktiven Trip begeben. Das Gleiche gilt für psychische Erkrankungen. Neigt ein Mensch bekanntermaßen dazu, psychoseartige Symptome auszubilden oder hat er andere Probleme geistiger Natur, so sollte eine psychedelische Reise in Begleitung eines erfahrenen Schamanen, Therapeuten oder Heilers geschehen. Wenn überhaupt. Der Alleingang des Laien muss zwar nicht, kann aber schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

Bildung

Eine der wichtigsten Faustregeln des Drogenkonsumenten: Wisse, was du tust. Unwissenheit und Naivität sind die denkbar schlechtesten Begleiter der psychonautischen Sitzung. Drogenwissen, Drogenkompetenz und Genusskompetenz sind Schlagworte, die nicht nur als Parolen verstanden, sondern so gut wie möglich beherzigt werden sollten.

Hier schließt sich nur ein weiteres Mal der Kreis, den wir zu Anfang des Abschnitts mit unserer imaginären Urlaubsreise eröffnet haben. Die Vorbereitung ist das A und O der psychedelischen Erfahrung. Niemand würde auf die Idee kommen, sich in das Cockpit eines Flugzeugs zu setzen, die Maschine zu starten und ohne jede Kenntnis der Fliegerei in den Himmel abzuheben.

Wieso sollte ich mich als (angehender) Psychonaut also völlig unbedarft an Moleküle wagen, deren Vehikel, Geschwindigkeit und Ziel ich nicht einschätzen kann? Wer beispielsweise DMT nimmt, sollte nicht erwarten, dass es genauso wirkt wie ein Glas Wein. Ein Minimum an Bildung ist stets notwendige Voraussetzung für einen potenziell gelungenen psychedelischen Trip.

Das Mentoren-Modell

In aller Regel ist es keine besonders gute Idee, sich als Anfänger allein auf eine psychedelische Erfahrung einzulassen. Vielmehr sollte man sich einen (möglichst psychedelisch erfahrenen) Begleiter, Tripsitter und Mentor dazuholen, der die Sitzung überwacht, auf den Reisenden aufpasst und für die notwendige Ruhe und Ungestörtheit sorgt. Er wimmelt den Postboten ab, versorgt den Psychonauten mit frischen Getränken und leichten Snacks, beruhigt und interveniert, wenn es nötig ist, und sorgt überhaupt dafür, dass Umgebung und äußere Reize den benötigten Voraussetzungen entsprechen. Damit gelangen wir zum nächsten Punkt auf unserer Liste:

Dosis, Set und Setting

Das Modell von Dosis, Set und Setting sollte vom Drogenkonsumenten unbedingt verinnerlicht werden. Es ist von Essenz, die korrekte Dosierung unserer »Reisekräuter« zu kennen und diese für den Trip auch auszuwählen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die eigene Erwartungshaltung sowie die aktuelle psychische und physische Befindlichkeit, das Set. Der Psychonaut sollte kurz vor dem Start der psychischen Rakete frei von Sorgen, Nöten und Ängsten sein, sich auf die kommende Erfahrung einstimmen und auch sonst einfach gut drauf sein, um anschließend gut drauf sein zu können.

Kommen wir damit zum Setting, also zu der Umgebung, die ja in aller Regel einen immensen Einfluss auf das Set hat: Das Setting sollte angenehm, ästhetisch ansprechend und passend gestaltet sein. So ist es zum Beispiel deutlich schöner, in einer aufgeräumten und ordentlichen Szenerie mit glitzernden Lichtern, feinen Düften und frischen Farben zu sitzen als in einem Chaos aus Abfällen, Staub und herumliegenden Gegenständen.

Das Telefon, die Klingel und andere Störquellen sollten vor Antritt der Reise abgeschaltet werden, damit nicht die meditative Stimmung, möglicherweise auf dem Höhepunkt, von alltäglichen Marginalien durchbrochen wird. Nichts ist schlimmer, als zum Beispiel auf dem Peak einer LSD-Erfahrung dem Vermieter erklären zu müssen, wieso der Rasen nicht wie vereinbart gemäht wurde. Derartige Störungen kann man mit den richtigen Vorbereitungen bereits im Voraus unterbinden. Unterm Strich heißt das: Alle inneren und äußeren Voraussetzungen sollten stimmen und der Reise entsprechend angemessen sein.

Es kann von erheblicher Bedeutung sein, für den psychedelischen Trip die passende Musik und visuelle Begleitung auszuwählen. Gemütlich dekorierte Räume oder »Freiräume«, anheimelndes Interieur und eine kuschelige Umgebung sind die besten äußerlichen Garanten für einen umfassenden Wohlgenuss der Reise. Musik, die zur Substanz und ihren Wirkungen passt, kann die Innenweltreise sogar maßgeblich steuern helfen und in eine bestimmte Richtung führen – genauso wie olfaktorische Reize, wie zum Beispiel der Duft von ausgewähltem Räucherwerk.

Rechtliches

Um möglichst keine innere Unruhe aufkommen zu lassen, empfiehlt es sich grundsätzlich, Drogen nur an Orten zu nehmen, an denen die jeweilige Substanz nicht der politischen Illegalisierung zum Opfer gefallen ist. Unschön, ein Molekül zu schlucken, wenn im nächsten Moment der strenge Blick des Wachtmeisters auf uns gerichtet und die Faust des Gesetzes zuzuschlagen bereit ist.

Natürlich ist es nicht gerade einfach, einen Ort auf diesem Erdenrund zu finden, an dem man in Ruhe und im Schutz der Legalität LSD, DMT, MDMA oder 2C-B zu sich nehmen kann. Aber auch hier gilt das Credo der Psychonauten: Wisse, was du tust, und wisse, wie es sich verhält. Und so ist es schlichtweg ein Faktum, dass zum Beispiel in Deutschland zwar der Besitz, die Herstellung und die Weitergabe vieler Psychoaktiva verboten sind, nicht jedoch der Konsum an sich. Genau aus diesem Grund ist es überhaupt möglich, uns über psychoaktive Erfahrungen auszutauschen, ohne Gefahr zu laufen, uns strafbar zu machen.

Der Bad Trip

Der erfahrene Drogenkonsument weiß, dass eine psychedelische Reise nicht immer nur in ekstatischen Gefilden ihr Ziel findet. Der erfahrene Psychonaut weiß um die Möglichkeit des so genannten Bad Trips. Das ist eine Erfahrung, die zuweilen in psychische Abgründe führen kann, mit denen der Innenweltreisende sich unter Umständen konfrontiert sieht.

Bad Trips sind nicht gleich Bad Trips. Mancher bezeichnet bereits eine kleine Stimmungsschwankung als solchen, andere empfinden die Sterbensund Wiedergeburtserlebnisse potenter Psychedelika (wie zum Beispiel N,N-DMT und 5-MeO-DMT) als furchtbaren Bad Trip. Eigentlich ist ein Bad Trip meistens das Ergebnis der ungenügend vorbereiteten Reise. Wer alle Tipps dieses Reiseführers beherzigt, sollte im Großen und Ganzen vor einem echten Bad Trip gefeit sein.

Solche Negativerfahrungen resultieren meist aus Unwissenheit oder einer falschen Erwartungshaltung, aus Momenten des Affekts, wenn beispielsweise auf dem Höhepunkt der Psychedelikawirkung der Vermieter oder Arbeitgeber vor der Haustür steht (siehe Dosis, Set und Setting) und in anderen Situationen, in denen den Reisenden das Gefühl beschleicht, die Kontrolle zu verlieren. Wisse, dass der Kontrollverlust häufig Teil der psychedelischen Erfahrung und man entsprechend gut beraten ist, diesen als gegeben hinzunehmen. Um den Kreis zu schließen, siehe den Abschnitt Bildung.

Der Bad Trip gehört als Teil der Erfahrung durchaus auch dazu, wenn er in den Prozess der durch die Psychedelika induzierten Erkenntnisgewinnung sinnbringend einbezogen wird. Der erfahrene Psychonaut weiß, dass unsere Welt eine polare ist. Zum Licht gehört stets auch das Dunkel, zum Regen die Sonne und zum Angenehmen das Unangenehme. Wie alles in unserem Universum bewegt sich auch unsere ureigene Befindlichkeit in wellenförmigen Mustern. Alles bewegt sich auf und wieder ab. Es ist ein dauerndes Wechselspiel – so auch bei der psychedelischen Erfahrung. Diese auch als negativ erlebten Momente in den Alltag und ins normale Leben integrieren zu können, ist die hohe Kunst der Psychonautik.

Hedonismus oder Ritual?

Eine Frage, die oft erörtert wird, obwohl sie eigentlich nicht besonders wichtig ist. Solange die Motivation eine reine und ehrliche ist, spielt es keine Rolle, ob ein Drogenkonsument eine Substanz aus hedonistischen Gründen, also aus reinen Genussgründen, in der Freizeit konsumiert oder ob er in einen rituellen Rahmen eingebettet und ausgerüstet mit einer expliziten Fragestellung seine psychedelische Reise antritt.

Ein Beispiel? Die MDMA-Erfahrung im Setting einer Party kann ebenso tiefgreifende Erfahrungen manifestieren wie die MDMA-Reise im schamanischen Kontext, zum Beispiel im Rahmen eines Kreisrituals. Letztlich kommt es in der Psychedelik immer auf die Geisteshaltung an. Es kann genauso sinnbringend sein, vor dem Theaterbesuch eine kleine Dosis LSD zu nehmen, wie es für manchen gut ist, das Psychedelikum höher dosiert für eine psychotherapeutische Behandlung einzusetzen. Der hedonistische Gebrauch kann dabei genauso in ein Ritual eingebettet sein, wie der rituelle Gebrauch auch sinnentleert praktiziert werden kann. Es kommt auf die jeweilige Geisteshaltung an, ob eine psychedelische Erfahrung sinnbringend oder nutzlos ist.

Drogenporträts

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Cannabis Hanf

Was ist Cannabis überhaupt?

Cannabis ist der lateinische, also der wissenschaftliche Name der Hanfpflanze. Die Biologen konnten sich bis dato nicht einigen, ob es drei verschiedene Spezies innerhalb der Gattung gibt, nämlich den Kulturhanf Cannabis sativa, den indischen Hanf Cannabis indica und den Ruderalhanf Cannabis ruderalis, oder ob es sich ausschließlich um die Spezies Cannabis sativa mit drei Varietäten handelt (Cannabis sativa var. sativa, Cannabis sativa var. indica und Cannabis sativa var. ruderalis bzw. Cannabis sativa var. spontanea). Vollends verwirrend wird es, wenn man noch die neu definierte Spezies Cannabis afghanica dazuzählt, wie manche es tun. Einen einheitlichen Konsens zur nomenklatorischen Klassifikation des Hanfs gibt es nicht (wie es so oft in der Botanik der Fall ist).

Was jedoch sicher ist: Der Hanf gehört in die botanische Familie der Hanfgewächse, die wissenschaftlich Cannabaceae genannt wird. Daneben gehört nur noch der Hopfen (Humulus lupulus) zu dieser Familie – Hanf und Hopfen sind also biologisch eng miteinander verwandt.

Wer jemals eine Flasche herbes Bier geöffnet hat – zum Beispiel ein Jever Pilsener oder Beck’s Bier – wird sich möglicherweise über einen gewissen Grasgeruch gewundert haben. Auch verströmt blühender Hopfen zur Sommerzeit vornehmlich in den Morgenstunden einen Geruch, der dem des Cannabis verblüffend ähnelt. Vor Jahren fiel ich selbst auf diesen »Schwindel der Natur« herein: Aus dem fahrenden Auto heraus roch ich nämlich eines Morgens den vermeintlichen Duft des Hanfs. Doch der köstliche (und vor allem vermeintliche) Cannabisduft rührte von blühenden Hopfenpflanzen her. Die Pflanzen können in der Tat zum Verwechseln ähnlich riechen.

Der Hanf ist seit Urzeiten in menschlichem Gebrauch. Die bislang ältesten Funde datieren die früheste Verwendung der Pflanze auf mindestens 10 000 Jahre vor unserer Zeit. Dabei dient Cannabis als Rausch- und Heilmittel, Ritualsubstanz und Nutzpflanze. Was die Pflanze so wertvoll macht, sind die enthaltenen chemischen Prinzipien, die sich in der Hauptsache aus Cannabinoiden und anderen Terpenoiden sowie Flavonoiden zusammensetzen. Das führt uns direkt zur nächsten Frage.

Was sind Cannabinoide?

Cannabinoide sind chemisch betrachtet Produkte, die aus der Biosynthese von Terpenphenolen entstehen – viele von ihnen weisen ein psychoaktives Wirkprofil auf, wie zum Beispiel der hauptwirksame Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC). Die in der Hanfpflanze vorliegenden Cannabinoide werden Phytocannabinoide genannt (also pflanzliche Cannabinoide).

Darüber hinaus kennen wir heutzutage viele verschiedene Endocannabinoide (das sind die endogenen, also körpereigenen Cannabinoide bzw. Cannabinoid-Analoga und -Agonisten, die Mensch und Wirbeltier im Körper produzieren), beispielsweise Anandamid, 2-Arachinodylglycerol und viele mehr, sowie eine große Reihe synthetischer Cannabinoide, die aufgrund des nach wie vor geltenden Hanfverbots in immer größerer Zahl hergestellt und unters Volk gebracht werden. Als Beispiel wäre der berüchtigte Spice-Komplex zu nennen; das sind pflanzliche Rauchmischungen, die mit eben jenen künstlich hergestellten Cannabinoiden, zum Beispiel aus der JWH-Reihe, angereichert werden.

Im Gegensatz zur bislang weit verbreiteten Ansicht, dass Phytocannabinoide ausschließlich im Hanf enthalten sind, ist heute gesichert, dass auch andere Gewächse – Pflanzen und auch Pilze – in der Tat ebenfalls die Hanfwirkstoffe aufweisen. Das sind zuweilen, nicht aber zwingend die originären, wie wir sie in der Cannabispflanze vorfinden, wohl aber Agonisten der Cannabinoid-Rezeptoren (das sind jene Schaltstellen im menschlichen Körper, an denen die Hanfwirkstoffe andocken und ihre Wirkung entfalten). So enthält zum Beispiel der Flachs (Linum usitatissimum) das insbesondere für die Medizin wichtige Cannabinoid Cannabidiol (CBD), und die Rhododendron-Art Rhododendron anthopogonoides beherbergt Cannabichromen und dessen Säureform.

Weitere Pflanzen, die Cannabinoide enthalten, sind unter anderem der Sonnenhut Echinacea, die Magnolien-Art Magnolia officinalis, diverse Moosarten sowie zudem verschiedene Pilz- und Bakterienarten. Sogar die uns allen gut bekannten Gewürze, wie Basilikum, Kümmel, Nelken, Oregano, Pfeffer, Rosmarin und Zimt, enthalten beta-Caryophyllen, das ebenfalls ein Cannabinoid-Analogon ist. Interessanterweise wirken neuesten Erkenntnissen zufolge auch die populären Schmerzmittel Paracetamol und Ibuprofen u.a. über eine Interaktion mit dem Endocannabinoidsystem bzw. dem Cannabinoid-Rezeptorensystem.

Gibt es einen Unterschied zwischen Marijuana und Hanf?

Im US-amerikanischen Sprachraum unterscheidet man zwischen Marijuana und hemp (= Hanf). Marijuana meint dabei die Rauschpflanze bzw. die Blütenstände des psychoaktiven Cannabis, wohingegen mit hemp ausschließlich die Faserhanfpflanzen gemeint sind. Und weil alles US-Amerikanische recht rasch zu uns herüberschwappt, gehen manche Hänflinge im deutschsprachigen (und natürlich im niederländischen) Gebiet mittlerweile so weit und übernehmen diese Einteilung bzw. Unterscheidung zwischen Marijuana und Hanf. In Wahrheit ist das recht hanebüchen, ist doch Hanf nichts weiter als die deutsche Trivialbezeichnung der Cannabispflanze in all ihren Ausprägungen und Formen und Marijuana die Zubereitung aus den getrockneten Blüten aktiver Hanfpflanzen.

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Samen, Blätter und Blüten von Cannabis sativa in einer historischen Darstellung.

Welche Cannabis-Produkte sind verfügbar oder bekannt?

Die Produkte, die der Hanffreund liebt – und hier meinen wir nicht die Produkte der Nutzpflanze, wie zum Beispiel Seile, Textilien und Fasern, Papier, Öle und so weiter –, sind Marijuana (die getrockneten Blüten des Cannabis), Haschisch (das ist das Harz der Pflanzen, das von den Harzdrüsen, den sogenannten Trichomen, abgesondert wird) und das aus dem Hasch gewonnene Haschischöl sowie modernere Auswüchse der Cannabiskultur, wie zum Beispiel die derzeit boomenden Cannabis-Superkonzentrate, die als BHO (Butane Honey Oil bzw. Butane Hash Oil) bezeichnet und »gedabbt« werden (Dabben ist das Rauchen bzw. Verdampfen von BHO-Konzentraten in speziellen Dabbingpfeifen etc.). Darüber hinaus gibt es Tinkturen, Sprays, Extrakte und cannabinoidhaltige Nahrungsmittel (»Edibles« und medizinische »Medibles«), die von Freunden des gepflegten Hanfrauschs hergestellt oder erworben und genossen werden. Gerade angesichts der derzeitigen Relegalisierungs-Tendenz in den USA bedienen massenhaft psychoaktive Cannabis-Produkte die Nachfrage eines wachsenden Markts.

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Getrocknete Cannabisblüten (Marijuana)

Da gibt es Limonaden und andere cannabinoidhaltige Getränke, Brotaufstriche, Lutscher, Bonbons, Kuchen und andere Backwaren und vieles andere, das aus berauschendem Cannabis produziert und der Gemeinde von Patienten und zuweilen auch Freizeitkonsumenten angeboten wird. Insbesondere die immer zahlreicher werdenden Cannabis-Patienten gelten für diese Zubereitungen als Zielgruppe.

Cannabis als Medizin unterliegt in Deutschland seit dem 10. März 2017 durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes der Rezeptpflicht. Die bislang vergebenen Ausnahmegenehmigungen für Medizinalcannabis sind damit hinfällig, Cannabisblüten und -präparate (Dronabinol, Sativex etc.) können ab jetzt auf einem BTM-Rezept von jedem Haus- und Facharzt verordnet werden. Bei durch das Gesetz nicht weiter definierten »schwerkranken Menschen« übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Cannabistherapie. Weiterführende Infos gibt es auf www.cannabis-med.org.

Wie wirkt Cannabis?

Psychoaktives Cannabis kann unterschiedlich wirken. Dabei kommt es immer auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe an (siehe dazu die Frage nach den Cannabinoiden). Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Cannabispflanzen vom sogenannten Haze-Typus (das sind Pflanzen, die hauptsächlich die Sativa-Genetik in sich bergen) sich von denen des Indica-Typus (das sind zum Beispiel die hochpotenten Kush-Sorten und andere) in der Wirkung unterscheiden können.

Haze-Genetiken haben die Eigenschaft, häufig eher als Upper und in Richtung psychedelischer Aktivität zu gehen, wohingegen die Indica-Pflanzen eher sedativ und ermüdend wirken können. Ausschlaggebend ist immer die Komposition aus Cannabinoiden und anderen Terpenen und Inhaltsstoffen – wobei auch die jeweilige Konzentration sowie das Verhältnis der einzelnen Moleküle zueinander eine Rolle spielen.

Weil die Wirkung des Hanfs für den Erfahrenen nur schwierig zu beschreiben und für den Unbedarften nur schwer nachzuvollziehen ist, schauen wir uns eine wissenschaftliche Definition zur Wirkweise des Cannabis an:

Für die psychoaktive Wirkung von Cannabis-Produkten ist vor allem Delta-9-THC verantwortlich, doch auch andere Pflanzeninhaltsstoffe dürften zur Gesamtwirkung beitragen. Das Wirkbild ist stark von der Dosis (THC-Potenz), der entsprechenden Applikationsart, der Umgebung, in der die Droge konsumiert wird, der psychischen Verfassung sowie von der Gewöhnung des Konsumenten abhängig. Wenn THC-haltiges Pflanzenmaterial geraucht wird, so erfolgt der Wirkungseintritt innerhalb der ersten Minuten. Zu Beginn werden die Umgebung und das Dasein als geschmeidiger und wohlig empfunden. Darauf kann intensive Euphorie erfolgen. Manche gehen in einen sehr humorvollen Zustand über, in dem sie viel lachen. Andere genießen die beruhigende Eigenschaft und lassen einen entspannten Zustand Einzug halten. Eine milde Sedation tritt bei Konzentrationen von 50 µg/kg Körpergewicht (geraucht) ein. Beim Erhöhen der Dosis geht der Rausch in Euphorie über. Bei sehr hohen Konzentrationen können Verwirrungen und Pseudohalluzinationen akustischer und optischer Art auftreten (vor allem bei unerfahrenen Konsumenten). Der Rausch klingt dann nach 3 bis 6 Stunden angenehm ohne große Nachwehen aus. Deutlich unterscheiden sich die Wirkungen bei starken Cannabisrauchern; durch den täglichen mehrmaligen Konsum flachen die euphorischen Wirkungen ab, und es tritt vor allem eine beruhigende Wirkung ein.

TRACHSEL 2011

Birgt Cannabis-Genuss auch Risiken und Gefahren?

Wie die Einnahme jeder psychoaktiven Substanz kann auch der Hanfkonsum selbstverständlich gewisse Risiken mit sich bringen. So sollten Menschen mit größeren psychischen Schwierigkeiten davon absehen, Cannabis und Cannabisprodukte einzunehmen, weil beispielsweise eine verborgen vorhandene Psychose im Cannabisrausch aktiviert werden könnte. Auch wer von Paranoia, Angstzuständen, sonstigen psychischen Leiden usw. betroffen ist, ist gut beraten, die Finger von psychoaktivem Cannabis zu lassen.

Darüber hinaus muss das exzessive Rauchen als potenziell gesundheitsschädlich betrachtet werden, auch wenn das Rauchen an und für sich bei Weitem nicht so gefährlich ist, wie es von unserer wirtschaftlich orientierten Polit-propaganda oft dargestellt wird.

Wer sichergehen möchte, seine Lunge nicht durch Rauch zu schädigen, der kann auf die Technik des Vaporisierens umsteigen. Mit speziellen Vaporisatoren (Vaporizer) werden die Cannabisprodukte lediglich bis zur Lösung des Wirkstoffs erhitzt und verdampft – Verbrennungsprodukte entstehen hierbei nicht.

Menschen, die dazu neigen, Abhängigkeiten auszuprägen, das ist u.a. bei exzessiv veranlagten und psychisch belasteten oder traumatisierten Personen der Fall, können durch täglichen Cannabiskonsum in eine Spirale geraten, aus der sie eventuell nur mit Mühe wieder herausfinden. Chronischer Cannabiskonsum kann bei manchen Menschen nämlich bewirken, dass sie glauben, ohne Cannabis kein lebenswertes oder schönes Leben führen zu können. Dann sind alle Aktivitäten und Zustände, Essen und Trinken, Spazierengehen, Sex, Fernsehen etc. nur noch mit passender Hanfuntermalung angenehm und sinnlich, was das Risiko eines Realitätsverlusts birgt. Bei entsprechend veranlagten Menschen ist die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit also durchaus gegeben.

Wieso ist Cannabis in den meisten Ländern noch verboten?

Dass Cannabis als Teufelsdroge verfemt und verboten ist, hat rein gar nichts mit einer etwaigen Gefährlichkeit der Pflanze und ihrer Produkte zu tun. In Wirklichkeit sind es wirtschaftliche Faktoren (Medikamente, Mineralöl, Holz, Papier, Textilien etc.), die dazu geführt haben, dass der Hanf ausgerottet und politisch illegalisiert worden ist.

LSD Lysergsäurediethylamid

Was ist LSD und wo kommt es her?

Es war der Schweizer Naturstoffchemiker Dr. Albert Hofmann, der am 16. November 1938 für seinen Arbeitgeber, den Pharmariesen Sandoz in Basel, auf der Suche nach einem Kreislaufstimulans mit dem in der Natur vorkommenden Lysergsäureamid (LSA, LA, LA-111) experimentierte und dabei das LSD synthetisierte. Hofmann hatte das Lysergsäureamid aus dem Mutterkornpilz Claviceps purpurea isoliert, der auf Getreide und anderen Gräsern schmarotzt, und daraus zum ersten Mal in der Geschichte LSD hergestellt. Nach eingehender pharmakologischer Prüfung im Tierversuch konnten die Wissenschaftler bei Sandoz jedoch keine kreislaufstimulatorische Effektivität des LSD feststellen, und somit verschwand die Substanz in der Schublade des Chemikers Hofmann.

Erst fünf Jahre später, angetrieben von einer diffusen Ahnung, dass er möglicherweise etwas übersehen hätte, stellte Albert Hofmann seine neue Substanz erneut her. Es war ein vermeintlicher Zufall, dass Albert eine Spur LSD vermutlich über die Haut des Fingers aufgenommen hatte. Jedenfalls erlebte der Forscher an diesem Tag den ersten LSD-Trip der Geschichte – diesmal noch unfreiwillig:

Vergangenen Freitag, 16. April 1943, musste ich mitten am Nachmittag meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause begeben, da ich von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine äußerst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei geschlossenen Augen – das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell – drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein. Nach etwa zwei Stunden verflüchtigte sich dieser Zustand.

ALBERT HOFMANN: LSD – MEIN SORGENKIND

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Albert Hofmann mit LSD-Molekülmodell, um1950